HANDBOUNO
AT THE
UNIVERSITY OF
TORONTO FRESS
V&f
ÖSTERREICHISCHE KUNST-
TOPOGRAPHIE
HERAUSGEGEBEN VOM KUNSTHISTORISCHEN INSTITUTE
DER K. K. ZENTRAL-KOMMISSION FÜR DENKMALPFLEGE
REDIGIERT VON PROF. Dr. MAX DVORAK
BAND XI
(SALZBURG-LAND II. BAND)
DIE DENKMALE DES POLITISCHEN BEZIRKES SALZBURG
III. TEIL : GERICHTSBEZIRK SALZBURG
WIEN 1916
KUNSTVERLAG ANTON SCHROLL & Co.
GESELLSCHAFT M. B. H.
DIE DENKMALE DES GERICHTS-
stgji
BEZIRKES SALZBURG
VON
Dr. PAUL BUBERL
ARCHIVALISCHER TEIL VON DR. FRANZ MARTIN
6 TAFELN, 454 ABBILDUNGEN IM TEXTE
WIEN 1916
KÜNSTVERLAG ANTON SCHROLL & Co.
ÜKSELLSCHAI-T M. B. H.
N
Ol
113193Ö
DKUCK VON UUD01.F M. ROHRER IN BRUNN.
INHALTSVERZEICHNIS
Seite
Vorwort .....;. VII
Literaturverzeichnis . * IX
Denl<mälerverzeictinis ]
Naelitriige ' 476
Ver/.eiclinis der Abbildungen .•..,.,.',. 477
Namensregister 483
Ortsregister 493
Sacliregister ": -•.•■ f'v'-,-- 495
VORWORT
011 den fünf Gerichtsbezirken des politischen Bezirkes Salzburg sind vier (St. Gilgen, Neumarkt, Talgau,
Mattsee, Oberndorf) im X. Bande der Kunsttopographie behandelt, dem fünften, nämlich dem Gerichts-
bezirke Salzburg, der die nähere Umgebung der Landeshauptstadt Salzburg umfaßt, mußte wegen der
Reichhaltigkeit und der Bedeutung seiner Kunstdenkmäler ein eigener Band, der vorliegende Band XI
der Kunsttopographie zugewiesen werden. In die Bearbeitung des Bandes teilten sich wieder der Sekretär
der Z. K. Dr. Paul Buberi, (für die kunsthistorisch-beschreibendeii Teile) und der Staatsarchivskonzipist
am k. k. Landesregierungsarchive in Salzburg Dr. Franz Martin (für die historisch-archivalischen Partien).
Die architektonischen Zeichnungen wurden von den Architekten der Z. K- Emmerich Siegris und Dr. Dago-
bert Frey ausgeführt, die photographischen Aufnahmen zum größten Teile von Dr. Paul Buberl, zum Teil
von den Photographen Hans Makart und Franz Grillparzer.
Die Inventarisierung des Bezirkes wurde im Jahre 1911 durchgeführt und in den folgenden Jahren er-
gänzt und überprüft. Infolge des Kriegsausbruches und der Einberufung des Sekretärs Dr. Buberl ver-
zögerte sich die Drucklegung des bereits 1913 in Satz gegebenen Bandes.
Die privaten Kunstsammlungen des Bezirkes werden in einem später erscheinenden Anhang (Beiheft)
behandelt werden. Die kunsthistorische Übersicht wird aus inneren und äußeren Gründen erst in dem
den angrenzenden Bezirk Hallein behandelnden Bande gegeben werden.
Eine Reihe von Subventionen ermöglichte eine reichere Ausstattung des Bandes. So spendete Sr. Majestät
Oberstkämmereramt 1200 K, Graf Moy de Sons 200 K, Fürst Schwarzenberg 200 K, die Frli. Mayr von
Melnhofsche Gutsverwaltung 100 K, wofür wir unseren verbindlichsten Dank auszusprechen uns erlauben.
Wien. März 1916.
Max Dvofäk
Österreichische Kunsttopographie
Herausgegeben von dem
Kunsthistorischen Institute der k. k. Zentralkommission für Denkmalpflege
Redigiert von Prof. Dr. Max Dvoi^dk.
Bisher erschienen: „ , ,
Band 1:
Die Denkmale des politischen Bezirkes Krems.
Bearbeitet von Dr. Hans Tietze, mit Beiträgen von Prof. Dr. Moritz Hoernes und Dr. Max Nistler.
1 Karte, 29 Tafeln, 480 Abbildungen im Text. Preis 35 Kronen.
Beiheft zum Band 1 : Die Sammlungen des Schlosses Grafenegg.
Bearbeitet von Dr. Hans Tietze.
Tafeln, 114 Abbildungen im Text. Preis 10 Kronen (für Besitzer des Bandes 1 5 Kronen).
Band 1 und das Beiheft „Grafenegg" zusammen 40 Kronen.
Band II:
Die Denkmale der Stadt Wien (XI. XXI. Bezirk).
Bearbeitet von Dr. Hans Tietze, mit archäologischen Beiträgen von Dr. Heinrich Sitte.
1 Karte, 37 Tafeln, 625 Abbildungen im Text. Preis 40 Kronen.
Band III:
Die Denkmale des politischen Bezirkes Melk.
Bearbeitet von Dr. Hans Tietze, mit Beiträgen von P. Dr. Eduard Katschthaler, Dr. Hugo Oberniaicr
und Dr. Heinrich Sitte.
1 Karte, 28 Tafeln, 481 Abbildungen im Text. Preis 40 Kronen.
Band IV:
Die Denkmale des politischen Bezirkes Pöggstall.
Bearbeitet von Pfarrer Alois Plesser und Dr. Hans Tietze, mit Beiträgen von Dr. Josef Bayer
und Dr. Heinrich Sitte.
1 Karte, 10 Tafeln, 301 Abbildungen im Text. Preis 25 Kronen.
Band V:'
Die Denkmale des politischen Bezirkes Hörn.
Bearbeitet von Dr. Hans Tietze, mit Beiträgen von Prof. Dr. Moritz Hoernes und Johann Krahuletz.
1 Karte, 21 Tafeln, 679 Abbildungen im Text. Preis 40 Kronen.
(Auch in zwei Teilen: 1. Gerichtsbezirke Eggenburg und Geras, 2. Gerichtsbezirk Hörn erschienen,
deren jeder um 25 Kronen einzeln beziehbar ist.)
Band VI:
Die Denkmale des politischen Bezirkes Waidhofen a. d. Thaya.
Bearbeitet von Dr. Hans Tietze, mit Beiträgen von Dr. Josef Bayer.
1 K-arte, 8 Tafeln, 185 Abbildungen im Text. Preis 15 Kronen.
Band VII:
Die Denkmale des Benediktiner-Frauen-Stiftes Nonnberg in Salzburg.
Bearbeitet von Dr. HansTietze, mit archivalischen Beiträgen von Fr. Regintrudis von Reichlin-Meldegg O.S. II
33 Tafeln, 281 Abbildungen im Text. Preis 35 Kronen.
Band VIII:
Die Denkmale des politischen Bezirkes Zwettl.
Bearbeitet von Dr. Paul Buberl.
1 Karte, 19 Tafeln, 443 Abbildungen im Text. Preis 35 Kronen.
(Auch in zwei Teilen: l. Gerichtsbezirke Allentsteig und Groß-Gerungs, 2. Gericiitsbezirli Zwettl
erschienen, dessen erster um 20 Kronen, der zweite um 25 Kronen einzeln beziehbar ist.)
Band IX:
Die kirchlichen Denkmale der Stadt Salzburg (mit Ausnahme von Nonnberg und St. Peter).
Bearbeitet von Dr. Hans Tietze, mit archivalischen Beiträgen von Dr. Franz Martin.
37 Tafeln, 330 Abbildungen im Text. Preis 35 Kronen.
Band X:
Die Denkmale des politischen Bezirkes Salzburg (I. und 11. Teil).
Bearbeitet von Dr. Paul Buberl, archivalischer Teil von Dr. Franz Martin.
1 Karte, 18 Tafeln, 588 Abbildungen im Text. Preis 40 Kronen.
(Jeder der beiden Teile ist um 20 Kronen einzeln beziehbar.)
Band XII:
Die Denkmale des Benediktinerstiftes St. Peter in Salzburg.
Bearbeitet von Dr. Hans Tietze.
25 Tafeln, 296 Abbildungen im Text. Preis 35 Kronen.
Band XIII:
Die profanen Denkmale der Stadt Salzburg.
Bearbeitet von Dr. Hans Tietze, mit archivalischen Beiträgen von Dr. Franz Martin.
2 Pläne, 16 Tafeln, 426 Abbildungen im Text. Preis 35 Kronen.
Band XIV:
Baugeschichte der k. k. Hofburg in Wien bis zum XIX. Jahrhundert.
Bearbeitet von Dr. Moriz Dreger.
355 Abbildungen in Lichtdruck und anderen Verfahren. Preis 40 Kronen.
Band XV :
Kunsthistorischer Atlas der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien und Verzeichnis
der erhaltenswerten historischen, Kunst- und Naturdenkmale des Wiener Stadtbildes.
Bearbeitet von Dr. Hugo Hassinger.
19 farbige Pläne, 77 Abbildungen im Text. Preis 35 Kronen.
In Vorbereitung:
Die Kunstsammlungen der Stadt Salzburg. Die Denkmale des politischen Bezirkes
Gmünd. Die Denkmale des politischen Bezirkes Hallein. Der Dom zu St. Stephan in
Wien. Die Denkmale des Stiftes Zwettl. Die Denkmale des politischen Bezirkes Brixen.
VERZEICHNIS DER DURCHGEHENDS ZITIERTEN LITERATUR
UND DER ABKÜRZUNGEN
Consecratio et Reconciliatio ecclesiarum, altarium ac coemeterioruin peracta per Bertliolduni Puerstinger episcopum Chiemeiisem,
annis 1511—1524; abgedruckt in Personalstand der Säkular- und Regular-Geistlichkeit des Erzbistums Salzburg, 1854
S. I-XXIV (1511-1518) und 1855 S. XXIV-XLIV (1518—1524).
Danreiter Die Saltzburgische Kirchen-Prospect gezeichnet und überreichet dem hochwürdigsten . . . Leo-
poldo Ertz-Bischoffen zu Salzburg . . von dero Garten-Inspectore und Cammerdiener Franc. Anton
Danreiter verlegt und an Tag gegeben durch Johann Andreas Pfeffel, der Kays. May. Hoff-
Kupferstechern in Augsburg, o. J. (ca. 1740).
Doppler, Konsistorialurkunden . Adam Doppler, Die ältesten Original-Urkunden des f.-e. Konsistorialarchives zu Salzburg 1200
bis 1500 in Landeskunde X 127, XI 71, XII 179, XIII 1, XIV 1, XV 1 und XVI 207.
Doppler -Widmann, Nonnberger
Urkunden Urkunden und Regesten des Benediktinnen-Stiftes Nonnberg in Salzburg. Nach den Abschriften
Adam Dopplers herausgegeben von Dr. H. WiDMANN in Landeskunde Bd. XXXV— XLVIII.
DürLINQER, Handbuch .... Historisch-statistisches Handbuch der Erzdiözese Salzburg in ihren heutigen Grenzen. Erster
Band: Ruraldekanate des Flachlandes. Salzburg 1862.
Hauthaler, U.-B. I Abt Willibald Hauthaler, Salzburger Urkundenbuch, I. Band: Traditionscodices. Salz-
burg 1910.
Hauthaler-Martin, U.-B. 2 . . Abt Willibald Hauthaler und Franz Martin, Salzburger Urkundenbuch, IL Bd. 1. Heft: Die
Urkunden von 790—1072. Salzburg 1910.
Hübner, Flachland L. Hübner, Beschreibung des Erzstiftes und Reichsfürstentums Salzburg in Hinsicht auf Topo-
graphie und Statistik. I. Band: Das salzburgische flache Land. Salzburg 1796.
HObner, Stadt L. Hübner, Beschreibung der hochfürstlich-erzbischöflichen Haupt- und Residenzstadt Salzburg
und ihrer Gegenden, verbunden mit ihrer ältesten Geschichte. Erster Band. Topographie. Salz-
burg 1792.
Landeskunde Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Bd. I— LIV (1861 — 1914).
Meiller RAS Andreas v. Meiller, Regesta archiepiscoporum Salisburgensium inde ab anno MCVI usque ad
annum MCCXLVI. Regesten zur Geschichte der Salzburger Erzbischöfe Conrad I., Eberhard I.,
Conrad IL, Adalbert, Conrad III. und Eberhard II. Wien 1866.
Mitteil. d. Z. K Mitteilungen der k. k. Zentral-Kommission für Denkmalpflege.
Pillwein, Salzachkreis .... Benedikt Pillwein, Das Herzogtum Salzburg oder der Salzburger Kreis. Ein Originalwerk.
Historisch-geographisch-statistisch beschrieben und als ein selbständiges Lese-, Studier- und
Nachschlagebuch bearbeitet. [Geschichte, Geographie und Statistik des Erzherzogtums Österreich
ob der Enns und des Herzogtums Salzburg. Fünfter Teil: Der Salzburger Kreis.) Linz 1839.
11
X Uteraturvcrzcichnis
Hadinoer Dr. Karl v. Radinoer, Verztichnis der Zinngegenstäiide des städtischen Museums in Salzburg.
Salzburg 1910. Sonderabdruck aus dem Jahresberichte 1909 des städt. Museums (mit 7 Marken-
tafeln).
Richter, Untersuchungen . . . Eduard Richter, Untersuchungen zur histor. Geographie des ehemaligen Hoclistiftes Salzburg
und seiner Nachbargebiete in Mitteilungen des Instituts für österreichische üeschichtsforschung.
1. Ergänzungsband (1885) S. 590 ff.
RosENBERO' Marc RoSENBERO, Der Goldschmiede Merkzeichen, 2. vermehrte Auflage, Frankfurt am Main 1911.
SRA Regierungsarchiv, Salzburg.
Widmann, Gesch. Salzburgs . . Hans Widmann, Geschichte Salzburgs, 3 Bände. [Allgemeine Staatengeschkhte, herausgegeben
von K. Lamprecht. III. Abt. Deutsche Landesgeschichten 9. Werk.) Gotha 1907 — 1914.
VI.
QERICHTSBEZIRK SALZBURG
XI
Fig. 1 Aigen, Pfarrkirche und Scliloß, Ansicht von Südwesten (S. 4)
Aigen, Ortsgemeinde
Literatur: Hübner, Stadt 1, 565. — Dr. A. Weissenbach, Aigen, Besclireibung und Diclitiing. Salztiurg 1817. — Pillwein,
Salzactittrcis 374. — DOrlinger, Handbucti 68. — Pirckmayer, Aigen bei Salzburg, 1898. — J. Prötzner, Zur SOOjälirigen
Jubelfeier der Pfarrkirche Aigen, 1911.
Alte Ansichten (in der Sammlung des Salzburger Museums): 1. Aquarell von Franz Sales Dremel, 1792. — 2. Kolorierte Radierung
von Louis Wallee (Vallet), um 1800 (Fig. 2). — 3. Stich von Schneeweis, um 1800. — 4. Radierungen von Günther nach
Zeichnungen von Runk, Anfang des XIX. Jhs. — 5. Kleine Lithographien im Verlag Oberer, Salzburg, um 1840. —
6. Lithographie von L. Rottmann nach Q. Pezolt, um 1850. — 7. Stich von C. Huber nach J. Fischbach, um 1850.
Ältestes Vorkommen s. unten.
Pfarrkirche zum hl. Johannes dem Täufer.
Die erste Nachricht über die Kirche stammt aus dem Jahre 1411: am 4. Juli weihte Bischof Engelmar
von Chiemsee den Chor samt dem Hochaltar zu Ehren der hl. Dreifaltigkeit, des Kreuzes Christi, U. L. Frau,
insbesonders aber St. Johannes des Täufers und des Evangelisten. Am 3. Juli 1435 wurde die Kirche
neuerdings samt zwei Seitenaltären von Bischof Johann von Chiemsee geweiht. 1447 ist auch schon
ein Friedhof bezeugt. Bis 1699 wurde Aigen von der Stadtpfarre aus pastoriert. In diesem Jahre wurde
Aigen und Gnigl als Kuratie ausgeschieden und ersteres wurde die Hauptkirche, letzteres dagegen der
Wohnsitz des Kuraten. 1852 wurden beide zu selbständigen Pfarren erhoben.
1689 wurde die Kirche, die sich als viel zu klein und eng erwies, länger gebaut, wozu Graf Johann Josef
Kuenburg den erforderlichen Grund schenkte. Der von Lorenz Stumpfegge r, bürgerlichem JV\aurer-
meister, entworfene Voranschlag bezifferte sich auf 1556 fl. Am 9. August 1717 wurde die Fassung des
4 Oerichtsbezirk Salzburg
Hochaltars dem GoUinger Maler Jacob Simon Lamperti übertragen, indem man das Ansuchen des
Baltasar Böckl abwies. In den Überschlägen werden Weintrauben, Laubwerck und 2 Seitenbilder St. Peter
und Paul genannt. 1781 und 1782 wurden von Johann Oberascher Glocken gegossen. 1804
machte Josef Fagerer, Zimmermeister im Stein, Betstühle.
1848 wurden mit dem Raimund Hellauerschen Legate von 1500 fl. drei neue Altäre aufgestellt, die aber,
im gotischen Stil ausgeführt, nie der Bevölkerung gefielen. Das Seitenaltarbild, Christus am Kreuze
mit Maria, Johannes und Magdalena, wurde von Jaud um 54 fl. renoviert. 1854 machte Steinmetz Has-
lauer einen Taufstein für 150 fl. 1869 wurde die Kirche renoviert; bei dieser Gelegenheit wurden auch
wVyiädl
Fig. 2 Aigen, kolorierte Radierung von Louis Wallee, um 1800 (S. 4)
Charakte-
ristik.
Flg. 1-5.
statt der Altäre, „welche in ihrem gotischen Stile mit dem Baustile der Kirche nicht harmonieren", nach
Entwürfen des Architekten Wessiken neue hergestellt und die gesamte Inneneinrichtung erneuert. Die
Altarbilder malte Sebastian Stief.
1909 — 1911 wurde die Kirche nach den Plänen des Architekten Karl Pirich erweitert, indem der alte Chor
zur östlichen Seitenkapelle umgestaltet, ein Langhaus nach N. und ein neuer Chor nach S. angebaut wurde.
Charakteristik: Ursprünglich einschiffige tonnengewölbte Barockkirche mit halbrundem Chor und
Westturm (um 1689), 1909 erweitert (Fig. 1—5).
Die im Innern gänzlich stimmungslose neue Kirche ist in brüsker Weise mitten quer durch die alte gelegt.
Die bei jeder Kirchenerweiterung anzustrebende Erhaltung des alten Bestandes ist also hier nur. eine
scheinbare. Die Hauptteile der alten Kirche — Ostchor und Langhaus mit Westturm — sind nun ihrer
ursprünglichen Funktion vollkommen beraubt, zu untergeordneten Räumen degradiert, künstlerisch tot.
Auch die alte malerische Außenansicht ist durch diese unorganische Zersetzung des Alten durch das Neue
vernichtet. Nur bei einer Ansicht ganz von S. her kann man sich den ursprünglichen Bestand halbwegs
noch vortäuschen (Fig. 5). — Ein Muster einer künstlerisch total verunglückten Kirchenerweiterung!
Aigen
Lage: Am Westfuße des bewaldeten Gaisberges, nördlich neben dem Schwarzenbergschen Schlosse, vom
Friedhof umgeben. Eine schöne alte Kastanienallee führt von NW. her zur Kirche.
Äußeres (Fig. 1, 4):
Bruchstein und Ziegel, verputzt und weiß gefärbelt.
Turm: Um 1689 erbaut. Dem ursprünglichen Langhause (jetzt Querschiff) im W. vorgelagert. Hoher
Sockel aus Nagelflue. Drei Geschosse, geschieden durch steinerne Kaffgesimse. — W. Unten über fünf
Marmorstufen rundbogiges Tor in profilierter Steinrahmung, darüber zwei Luken, ebensolche im N. und S.
Oben vier rundbogige Schallfenster in Steinrahmung, darunter hölzerne Zifferblätter. Ausladendes pro-
filiertes Kranzgesims. Schindelzwiebeldach, im oberen Teil aus Blech. Vergoldete Kugel und Kreuz.
Ursprüngliches Langhaus (jetzt Querschiff). Sockel aus Nagelflue, profiliertes Hohlkehlgesims. W.
Giebelwand, Mitte durch vorgebauten Turm verdeckt. S. und N. In der Mitte der ehemaligen Langseiten
Anbau des modernen Langhauses, des Chors und der Sakristei. Im N. rechts und links vom Anbau je
Lage.
Äußeres.
Fig. 1, 4.
Turm.
Langhaus.
I'ig. 3 Aigen, Pfarrl<irche vor dem Umbau und Schloß (S. 4)
>'
ein rundbogiges Fenster. Im O. halbrunder Abschluß; zwei hohe rundbogige Fenster, in der Mitte rund-
bogige Blendnische, unter dem nordöstlichen Fenster neu ausgebrochene rechteckige Tür. Nach O. ab-
gewalmtes Ziegelsatteldach.
Friedhofmauer: Verputzt, mit Zement abgedeckt. Im W. alter Haupteingang zwischen zwei kugel-
bekrönten Konglomeratpfeilern.
Wk Inneres (Fig. 5):
Das alte Langhaus hat ein von rundbogigen Stichkappen eingeschnittenes Tonnengewölbe. Im W. die
alte Holzempore. Die Lösung des Erweiterungsproblems, durch die das alte Langhaus zum Querschiffe
degradiert wurde, ist keine günstige. Der Raumeindruck ist kein einheitlicher mehr. Das Innere kahl
und unfreundlich.
Im ehemaligen Chor ein ornamentales Glasfenster von 1863 (Daree, München) und zwei figurale (St. Georg
und Karl) von K- Biller, München, 1864.
Einrichtung:
Zwei moderne Altäre mit schönen Marmormensen, aber recht mittelmäßigem Aufbau, von 1909. In der
südlichen Seitenkapelle moderner Altar mit Marmormensa und vergoldetem Holztabernakel, von 1869.
Kanzel: Holz, polychromiert, einfach. An der Brüstung die Figuren der vier Evangelisten. Mitte des
XIX. Jhs.
Orgel: Gehäuse mit schön geschnitzten, neu vergoldeten Ranken. Anfang des XVIII. Jhs.
Weihbrunn stein: Rötlicher Marmor, gebuckelt, eingemeißelt: L. ST. 1691 (= Lorenz Stumpfegger).
Friedhof-
mauer.
Inneres.
Fig. 5.
Einrichtung.
Kanzel.
OrgeL
Weihbrunn-
stein.
6 Gerichtsbezirk Salzburg
Gemälde. Gemälde: Altes Hochaltarbild. Öl auf Leinwand. Taufe Christi, von Sebastian Stief, 1868.
Skulpturen. Skulpturen: Holz, polychromiert. 1. Großes Kruzifix im Chor. Gut, XVlll. Jh.
2. Prozessionskruzifix. Gut, XVlIl. Jh.
3. Statue des auferstandenen Heilandes. Gut, XVlll. Jh. (Sakristei).
4. Am modernen Marmortaufstein (von 1854) alter Holzdeckel mit der guten Holzstatuette des hl. Johannes
des Täufers. XVlll. Jh.
5. Außen im N. Missionskreuz mit gutem Kruzifixus. XVlll. Jh.
Gitter. Gitter: Am Nordeingang altes Gittertor, Schmiedeeisen. XVIII. Jh.
Sakristeitür. In der Sakristei die kleine alte Sakristeitür, aus starken Eichenbohlen, mit altem Schloß. Um 1690.
Kasel. K a s e 1 : Goldbrokat. Mittelteil auf weißer, Seitenteile auf roter Seide. Erste Hälfte des XIX. Jhs.
Fig. 4 Aigen, Pfarrkirche und Schloß, Ansicht von Süden (S. 5)
Monstranzen. Monstranzen: 1. Silber, vergoldet. Oblonger vierpaßförmiger Fuß, getrieben (vier Gehänge von
Granatäpfeln und Trauben, vier aufgeschraubte rundplastische Cherubsköpfchen). Am Knauf zwischen
Blattwerk drei ovale Knöpfe mit den gravierten Monogrammen Jesu und Mariae und dem Allianzwappen
Kuenburg-Harrach. Als Lunulaträger ein Cherubskopf. Schein: Herzförmiger Woikenrahmen mit unechten
Steinen, durchbrochene silberne Akanthusranken mit den aufgelegten vergoldeten Relieffiguren Gott- Vaters
(darüber die Taube), der knienden Madonna und zweier kniender Engel mit Weihrauchfässern. Trauben.
Geflammter vergoldeter Strahlenkranz. — Marken: Augsburger Beschau (R^ 151). Meisterzeichen: LS
in Breitoval (R"'' 483). Sehr gute Augsburger Arbeit, um 1690, wohl von Ludwig Schneider (gest.
1729).
2. Messing, vergoldet und versilbert, mit getriebenen Rocaiilen. Mitte des XVlll. Jhs.
3. Messing, vergoldet und versilbert, gegossen. Mitte des XIX. Jhs.
Ziborium. Ziborium: 1. (Fig. 6). Silber, vergoldet. Am Fuße, Cuppakorb und Deckel verziert mit je drei ge-
Fig.6. triebenen Rocaillenkartuschen mit Rosen. — Marken: Augsburger Beschau mit Y (1777—1779; R- 216).
Meisterzeichen: CXS (R* 568). Gute Augsburger Arbeit, um 1778, von Caspar Xaver Stipeldey
(Meister 1766—1809). Am Deckel jüngere Krone, Messing, vergoldet, mit unechten Steinen. Ende des
XVlll. Jhs.
2. Modernes Ziborium.
IB
Aigen
Kelche: Alle Silber, vergoldet.
1. (Fig. Sc). Runder Fuß mit gewelltem Rande, verziert mit getriebenem Blattwerk. Am Knauf drei
Engelshalbfiguren. Durchbrochener silberner Cuppakorb mit drei Cherubsköpfen. — Marken: Salzburger
Beschau. Meisterzeichen: P M in Schild. Gute Salzburger Arbeit aus der Mitte des XVII. Jhs., von
Paul Mayr (Bürger seit 1636).
2. (Fig. 8 a). Sechspaßförmiger Fuß, verziert mit getriebenem Bandwerk, Rosen, Granatäpfeln und Trauben.
Am Knauf drei glatte ovale Knöpfe zwischen Blattwerk. Durchbrochener silberner Cuppakorb mit Band-
werk. — Marken: Beschauzeichen ausgefallen. Meisterzeichen: Minuskel-M (ähnlich R- 4855). Schöne
Arbeit, um 1720.
3. (Fig. 8/»). Fuß und Cuppakorb getrieben, mit Bandwerk und je drei ovalen Kupferemail
medaillons in Bandwerkkartuschen: Dornenkrönung, Sturz unter dem Kreuze, Kreuzigung —
Ölberg, Abendmahl, Geißelung. Am Knauf drei glatte Knöpfe zwischen Laubwerk. — Marken:
Salzburger Beschau. Meisterzeichen: I M in Schild. Gute Salzburger Arbeit, um 1730, von
Josef Mayr (Bürger seit 1728).
(D
Kelche.
Fig. 8c.
Fig. 8 a.
Fig. 86.
Fig. 5 Aigen, Pfarrkirche, Grundriß 1 : 300 (S. 5)
Meßkännchen und Tasse: 1
Silber, mit getriebenem Bandwerk. — Marken: Augsburger Beschau
(1737—1739; R- 182). Meisterzeichen „"^^ in Dreipaß. Augsburger Arbeit,
mit Jahresbuchstaben
um 1737.
2. Silber, mit getriebenen Ornamenten und Cherubsköpfchen.
Meisterzeichen: GSt.
D -S
Marken: Münchner Beschau von 1843.
Kreuzpartikelmonstranz (Fig. 7^): Silber, teilweise vergoldet. Oblonger Fuß mit getriebenem
Bandwerk. Die Balkenenden des Kreuzes verziert mit graviertem Bandwerk. Auf der Rückseite in der
Mitte in vergoldetem Relief ein Greif in Rundmedaillon. Vergoldete Strahlen. — Marken: Münchner Beschau
(R2 2256). Meisterzeichen: j^^^, in Schild (R'^ 2290). Gute Münchner Arbeit, um 1730, von Johann
Michael Ernst (Meister 1680, gest. 1735).
Reliquiar (Fig. 7a): Messing, vergoldet und versilbert. In Form einer kleinen Monstranz. Mitte des
XVIII. Jhs.
Meßitännchen
und Tasse.
Kreuzpartikel-
monstranz.
Fig. 7 a.
Reliquiar.
Fig. 7b.
8
Oericlitsbezirk Salzburg
Bittgangs-
kreuz.
Kruzifix.
Leuchter.
Steinrahtnen.
Bittgangskreuz: Messing, versilbert. Mitte des XIX. Jhs.
Kruzifix: Kleines Standi<ruzifix, Silber, getrieben; am Fuß und an den Balkenenden Rocaillen. Salz-
burger Beschauzeichen. Mitte des XVIII. Jhs.
Leuchter: 1. Sechs große Leuchter von Gürtlerarbeit, Messingblech, versilbert, mit getriebenen Ro-
caillen, dreifüßig. Mitte des XVIII. Jhs.
2. Vier kleine dreifüßige Leuchter, Messingblech, versilbert, um 1800.
Steinrahmen: Außen an der Ostseite des Langhauses
eingemauert.
1. Rechteckiger profilierter Rahmen aus rotem Marmor
(122 X 93 cm). Oben Aufsatz mit seitlichen Voluten
und Wappen, unten Inschriftenplatte (beide aus hellem
Fig. 6 Aigen, Ziborium von C. X. Stipeldey
in Augsburg, um 1778 (S. 6)
Grabsteine.
Fig. 9.
Fig. 7 Aigen, Pfarrltirche. a Reliquiar, um 1750,
b Kreuzpartilcelmonstranz von J. M. Ernst in Münclien,
um 1730 (S. 7)
Marmor): Franciscus Josephus Waldherr de Badamberg
huiiis loci dominus et Serenissimi diicis Bavariae con-
siliarius fieri fecit MDCCXLV/ {\746). Im Rahmen stark
verrostetes „byzantinisches" Madonnenbild, Öl auf Eisen-
blech.
2. Ähnlicher gleichgroßer Rahmen mit dem verwitterten Bilde der Mutter Gottes von Alt-Ötting, Öl auf
Blech. Unten Inschrift: Johannes Hrnestus S. R. I. £'(ques) et «o^(ilis) de Antrettern, provincialis
co«s(iliarius) bell{{) et inclytiüm) s/a^(uum) provincialium cancellarius, MDCCLXVI (1766).
Grabsteine an den Außenseiten: 1. An der Ostseite des Langhauses außen eingemauert. Roter
Marmor (265 X 129 cm). Im vertieften Mittelfelde großes schön gemeißeltes Wappen. Umschrift in
gotischer Minuskel: Hye leyt Seybold Noppingar der . gestorben . ist . an . sand . antonigen . tag .
da . man . czalt . von . Christi . gepurd . tausend . iar . und (vier) hundert . jar . und . dar . nach . im .
siben . und . dreizzigisten . jare . dem . got . genad (1437). — Oben kleinere, später zugefügteMinuskel-
inschrift: Hie ist begraben Cristoff Noppinger der gestorben ist an aller Seintag anno dhi m° cccc
und in dem Iviiii iar (1459) (Fig. 9).
2. Daneben: Roter Marmor (263 X 128 cw;). Gleiches Wappen wie beim vorigen. Umschrift in gotischer
Minuskel: Hie leit Conrad Noppinger (der) gestorben ist an vnser frawn abent der gepurd anno dni
Aigen
mccccxlvu (1447) avch leit hie Hanns Noppinger der gestorben ist an Sand Margareten abent anno dnl
mcccclxi iar dem got gnad (1461).
3. Große rote Marmorplatte an der Westseite (211 X 105 c/n). In der unteren Hälfte Wappen, in der
oberen Inschrift in gotischer Minuskel: Disen stain vnd begrebnus hat lassen machen die Edel vnd
Erndugendhafft Frau S u s a n a Cristalniggin geborne Khässerin witib irem lieb{en) hauswiert seligen
als dem Edlen und Vesten Esaias Cristtalnigg zu aig{en) Welich{er) gestorb{en) ist den 4. tag sepemb(er)
des 90. Jars deme got der almechtig ein freliche vrst{t)nd verleichen welle amen. 1591.
4. An der Westseite des alten Langhauses: Rote Marmorplatte. Unten in rundbogiger Arl<ade Doppel-
wappen in hohem Relief. Oben zehnzeilige Inschrift; Anndre Aman von Hundtsdo rff, welcher
gestorben ist den 5. tag Julii im 1599 Jar . . . disen Stain haben baidte Frauen weilundt die Edl und
Tugentsam Frau Regina Amanin ain geborne Wilpenhoferin als sein nachgelassne wittib und Frau
Catharina Schelerin als sein befraindte zu Christlicher gedechtnus machen lassen (Fig. 10).
Fig. 10.
a Um 1720.
Fig. 8 Aigen, Pfarri<irche, Kelche.
b Von Josef Mayr in Salzburg, um 1730. c Von Paul Mayr in Salzburg, um 1650 (S. 7)
5. An der Ostseite: Rote Marmorpiatte (148 x 76 cm). Unten Doppelwappen, Cherubskopf. Oben In-
schrift: Elisabetha Schillerin zu harden aes Edlen Hochgelerten kern Melchardt Mülhauser
zum flöderpach /(ü)/-(stl.) Saltzb. Hof Medici Hausfrau; 1605 (Fig. 11). Fig. 11.
6. Rote Marmorp'atte an der Westseite, neben Nr. 3, gleichgroß. In der unteren Hälfte Wappen, etwas
abgetreten, oben Inschrift in gotischer Minuskel: Frau Barbara Nidermaierin von Hameraw
gebornne Mummerrin deß Edlen... Corbinian Nidermaier beider Rechten Licentiaten und wirklichen
Saltzb. Hofgerichts Advocaten gewesste Eheliche Hausfrau; 1626.
7. An der Westseite, neben Nr. 4, große rote Marmorplatte. In der Mitte Kelch mit Dreipaß. Johann
Find t er, Chorherr von Mühldorf, Stadtpfarrer von Hallein, Pfarrer in Gastein und Perndorf, 1656.
Glocken: 1. Große Glocke von 1904 (Oberascher, Salzburg). Glocken.
2. Madonna, Enthauptung des Täufers, Kruzifix, St. Georg. Sub primo parocho in Aigen r. d. Georgio
Freundlinger fusa a Fr. Oberascher Salisburgi MDCCCLI/I.
3. St. Johann der Täufer, Josef, Leonhard, Madonna, Johann und Paul. Inschrift: Gegossen von Johann
Oberascher in Salzburg 1822.
J. Glatt, ohne Inschrift, alt.
XI 2
10
Gerichtsbezirk Salzburg
Friedhof. Friedhof: In der Kapelle des neuen Friedhofs Aigen-Glas ein hübscher Rokokoaltar: Holz, alt
gefaßt; bunt marmoriert, die geschnitzten Rocaillenzierate vergoldet. Leuchterbank mit eingebauten
Kanontafeln und Rocaillenleuchtern. Kleines Tabernakel. Kleiner Wandaufbau mit zwei seitlichen Säulen
vor Doppelpilastern. — Altarbild: Die hl. Familie. — Statuetten: St. Anton und St. Helena, zwei Putti.
— Gut, um 1760.
SSjÖtt
ri)ifmS(ain ßfvWirtaiöfe jraöm \m^
Fi«(l"Am(ittw*(fi4i offaornflüilpcnfio^iD ]
'iUöfrin nor^qfl«f|nf Icifnb.uiiöJVpii '.
jCfltÖOTiimScIfffrüiftlsffin 6rjrotijö{t^|
Fig. 10 Aigen, Pfarrkirche,
Grabstein des Andreas Aman
von Hundsdorf, 1599 (S. 9)
m
plhsrinttg^ioJiiiiai'iiit^o»«)to>biiB' ct.. g^'
.«^^'^^^
t2» *
Fig. 9 Aigen, Pfarrkirche, Grabstein
des Seiboid Noppinger, 1437 (S. 8)
-3)iiitn.tOrr(V^cu t)u J'üis;!-!,!
J , f\incllt^nfHy1wu^i;ll^(U)rtöP. "|
' 'l ?)orf!(}r(rt-ttfl()tr:>n'>")lr(i()wi)r
0;^G'JilijiK«.5}cf Medio öm'iffi^: Y\
JiU/ |(iTvk-nfrr(iqvn iünr^'iuHnn y^^
^- Vjjdirljf i»v»9S4^ti-mön-i}»TQ'''' i
;6o r »tviftotßir^ i/i' Naot^Vr
.(fi(^errtfiü*Ucn-ij"()v»ffi ^. ■
(llmtbuiri» oi»ifrftlH;\)f^ü{v
* %fttn(i.(l]ur«t.
-;<-
Fig. 11 Aigen, Pfarrkirche,
Grabstein der Elisabeth Schiller,
1605 (S. 9)
Schloß Aigen 1
Archivalien: Gräflich Kuenburgsches Archiv im Langenhof zu Salzburg (Originalurkunden).
Literatur: Siehe oben.
Der Herrensitz Aigen erscheint 1402 zum ersten Male, und zwar im Besitze des Domkapitels, das ihn
1516 samt Mühle und Stampf an den Salzburger Bürger Jakob Kaserer vertauschte. 1524 erschien zu
Augsburg eine Druckschrift über die Heilkraft des Aigner Wassers von Dr. Johann Paul Zangmeister,
Leibmedikus des Erzherzogs Ferdinand. Durch Susanna Kaserer, die mit Esaias Christalnickh verheiratet
war, kam Aigen nach 1564 an diesen und dann an ihren zweiten Mann Hans Jakob Gatt. Dieses Ehe-
paar verkaufte die Hälfte 1589 an Augustin Prandt, fürstlichen Mautner in St. Gilgen. Am 26. Oktober
1594 wird dem hochfürstlichen Konsistorium als Zensurbehörde ein neuer Traktat über die Heilkraft des
Bades Aigen vorgelegt, aber die Drucklegung nicht erlaubt'). 1601 verkaufen Hans Jakob Gatt und
seine Frau Susanna Kaserin ihren Teil am Gute A. an den Apotheker Heinrich Merodi, der 1602 die
') Ad petitlonem Joannis Jacobi Gatt, quae erat iit scriptum oblatum de qiialitntibus et virftitibus aqiiae in Aygen imprime-
reiur, decretum fuit iudiciorum dominorum medicinae doctorum esse desuper exquirendum. Quo facto quod hac in parte
expedire videhitur statuetur. Und am 4. November . . . habito desuper iudicio duorum medicinae doctorum in scriptis iu-
dicarunt domini Uli inherentes non expedire ut typis detur (Konsistorialarchiv, Protokoll f. 101 f.).
i
Aigen 1 1
ndere Hälfte von Augustin Prant zu Vöcklamarkt erwarb. Merodi verkaufte am 12. Mai 1614 den Siz
nd Hof Aigen, die Müll, das Wildbad usw. an Levin von Mortaigne, hf. Kriegs- und Hofrat.
Nach dem Tode Johann Dietrichs von Mortaigne fiel A. 1647 an die Freiherren von Prank. Am 28. Juni
1673 verkaufte Friedrich Gottlieb Freiherr von Prank Aigen um 8500 fl. an Johann Josef Grafen Kuen-
burg. Erzbischof Max Gandolf erlaubte in Ansechen des daselbst befindlichen hailsamen Padtwassers
1680 für die ankommenden Padtgöst ein Gasthaus mit den Vorrechten einer Taferne sowie eine Lederei
zu errichten. Aber Erzbischof Johann Ernst hob 1696 diese an eine Hofmark heranreichenden Freiheiten
wieder auf, angeblich weil der Konsens des Domkapitels zur Verleihung nicht eingeholt worden war.
1719 wurde der „adlige Sitz" Aigen zusammen mit dem Langenhof und Grafenau zu einem Fideikommiß
erhoben. Aber schon 1727 verkaufte Max Josef Graf Kuenburg mit Zustimmung der Mitinteressenten das
Gut und Wildbad Aigen an seinen Sekretär Franz Josef Waldherr zu Erbrecht; er wurde 1729 mit
dem Prädikate von Badamberg in den salzburgischen Adelsstand erhoben. Für Aigen hatte Waltherr die
Bedeutung, daß er der Schöpfer der ersten Parkanlagen ist. Weiter ausgestaltet wurden sie vom folgenden
Besitzer Basil von Aman. In diesen Jahren entstanden die ehemals zahlreichen Denkmäler, Altäre,
Grotten usw., erhielt der „Freundschaftshügel" seinen Namen. Ein Reisender (Schulz) gibt von dem '
damaligen Zustand eine Probe:
^ mäßiger Hügel . . auf dessen Gipfel man einen Altar, der Freundschaft gewidmet, angebracht hat. Bey einer Meyerei,
■ die in der Nähe liegt, trat ich in eine Doppelallee von Fruchtbäumen, die den Berg hinanfahrte. Ich sah auch bald
B einen artigen, mit Blättern durchwirkten Gittererker, in dessen Mitte das Brustbild Anakreons, von klarem Quellwasser
H in einen Becken umflossen, aufgestellt war. Von da stieg ich den Berg weiter hinan zu einer großen Felsenhöhle, die
H zwischen aufgetürmten Steinblöcken von der Natur gebildet und durch die Kunst zu einer Einsiedeley eingerichtet ist. —
B Bald stößt man auf eine Einsiedlerklause, bald auf ein Lustwäldchen, bald auf eine Erhöhung, mit Weinstöcken besetzt,
H bald auf einen Wasserfall, bald auf ein Bauernhäuschen, das mit Geschmack ausgeziert ist. bald wiederum auf ein
B Blumenbeet, auf künstliche Trümmer, Lauben. Treibhäuser, auf einen Thurm und einen Grabhügel — mit einem Worte
B die Kunst der Gartenverzierung hat das mit möglichster Erfindungskraft verarbeitet, was ihr die Natur darbot.
!R)amals sah der Park von Aigen auch die Konvente der Illuminatenloge „Apollo" Salzburg („Ecclesia
« Nicosia"). Nach Koch (Br. Mozart, Freimaurer und llluminaten. Als Manuskript gedruckt Bad Reichenhall
Bl911, S. 31) war nicht die obere Gilowskyhöhle, sondern die untere Berggrotte die offizielle lUuminaten-
höhle. Auch Amans Besitznachfolger, Hieronymus Graf Lodron (1788—1804) und Ernst Fürst zu Schwarzen-
berg, Domherr von Salzburg und seit 1819 Bischof von Raab, waren für die Verschönerung des Gartens
unermüdlich tätig, wobei der letztgenannte von dem Landschaftsmaler Runk und dem Gärtner Sebastian
Rosenegger unterstützt wurde. Der Aigener Park sah eine neue Generation, die ebenso für ihn schwärmte
ie die alte. Weißenbach widmete der Schönheit seiner verschiedenen Punkte eine eingehende Beschrei-
bung und 20 lange, gefühlvolle Gedichte. — König Ludwig besang in mehreren Gedichten das „holde
Aigen, — Nirgends hast Du Deines gleichen — In der unermeßnen Welt". — Nach des Fürsten Ernst
Tode (1821) verblieb Aigen beim Hause Schwarzenberg.
eschreibung: Rechteckiger, dreistöckiger Bau (Ziegel, gelb gefärbelt) mit Biedermeier-Außengliederung Beschreibung,
und Schindeldach. In der Mitte der Westfront vorgebauter vierstöckiger Turm. Im W. vor dem Schloß-
gebäude, mit diesem einen rechteckigen Hof umschließend, drei niedrige Wirtschaftsgebäude mit Schindel-
dächern. Über dem rundbogigen Tor im N. Marmorwappen der Schwarzenberg (Fig. 1 — 4).
An der Nordseite des nördlichen Wirtschaftsgebäudes eingemauert vier Marmorplatten mit Totenköpfen
mit je vier Fledermausflügeln in Hochrelief. XVll. Jh. Jedenfalls Platten, die von einem der Erzbischof-
gräber des älteren Typus im Salzburger Dom übrig geblieben waren').
Am Eingang zum Schloßplatze (östlich von der Kirche) zwei gemauerte Pfeiler, darauf zwei Steinurnen
vom Ende des XVllI. Jhs.
Das Innere ist einfach und bietet nichts Bemerkenswertes. Die Zimmer sind alle flachgedeckt.
Park: Hinter dem Schlosse dehnt sich an den Abhängen des Gaisberges ein an malerischen Reizen Park,
reicher Naturpark aus, durchflössen von einem in engem Felsbett schäumenden Gießbach. — Mehrere
Wasserfälle und Aussichtskanzeln, eine Höhlenkluft, ein Blockhaus und Bad bildeten die besonderen
llr
IIb
') Daneben waren bis 1908 zwei Marmorstatuen eingemauert, die zu dem von Kaiser Maximilian 1514 bei Hans Valckenauer in
Salzburg bestellten Grabmal für Speyer gehörten. Jetzt im Salzburger Museum.
2*
12 Gerichtsbezirk Salzburg
Anziehungspunkte dieses auch heute noch entzüclienden Parkes in der schwärmerischen Zeit der Romantik.
RuNK hat sie in einer Folge von Radierungen verewigt. Ziemlich hoch am Hang liegt neben dem ersten
Wasserfall eine Felsenhöhle (ehemaliger unterirdischer Wasserlauf), an deren Eingang eine kleine Marnior-
tafel mit folgender Inschrift angebracht ist: Diese Felsen Kluft hat die Natur dem Wald-Strom; dem
Menschen hat selbe wandelbahr gemacht im Jahr 1787 Jos. Ernst Gilowsky von Urazowa, nicht Eigen-
thümer, sondern Liebhaber und fleißiger Pfleger und Besucher dieser schönen Einöde. Er starb im Jahr 1789.
Haus Nr. 30. Haus Nr. 30 (an der Straße). Steinportal, oben mit Kartuschenaufsatz, XVlll. Jh. An der Ostseite des
Hauses großes Kruzifix, Holz, alt polychromiert; XVIll. Jh.
Bildstöcke. Bildstöcke: 1. Am Wege, 1 km nördlich vom Schlosse. Kapellenartig, rechteckig, Bruchstein und Ziegel
weiß gefärbelt. Vorne vergittertes, rundbogiges Fenster mit tiefer tonnengewölbter Nische. Hohlkehlen-
gesims. Weit vorspringendes, von zwei Holzsäulen gestütztes Schindeldach. — Innen geringes Gemälde,
Öl auf Leinwand, die hl. Familie. Zwei Agnus-dei-tafeln, geringe Wachsbüste des hl. Johann von Ne-
pomuk in Rocaillegehäuse. XVIII. Jh. — 2. An der Landstraße, nordwestlich vom Bahnhofe. Ähnlich wie
der obige. Innen Gemälde Öl auf Leinwand, Madonna mit dem Kinde (Maria-Hilf) von Lederwasch
und zwei schwache Leuchterengel, Holz, neu polychromiert; XVIII. Jh.
Sammlung Walter Graf Kuenburg. Siehe Anhang.
Sammlung Baron Henikstein. Siehe Anhang.
Anif, Dorf und Schloß
Archivalien: Konsistorialarchiv. — Stiftsarchiv St. Peter (Rechnungen seit 1688 und Akten).
Literatur: Hübner, Stadt 543. — Pillwein, Salzachkreis 349. — Dürlinoer, Handbuch 75. — K. Beroer, Die Pfarrkirche zu A.
in Mitt. d. Z. K. N. F. XVIII (1892) S. 3.
Ältestes Vorkommen s. unten; siehe auch Schloß.
Pfarrkirche. Pfarrkirche zum hl. Oswald.
Im Kirchenverzeichnis der Notitia Arnonis wird schon genannt: „Ad Anua ecclesia cum territorio." Als
das Stift St. Peter 987 vom Bistum getrennt wurde, blieb die „ecclesia ad Anaue cum decima" bei dem
ersteren (Hauthaler, U.-B. 1, 11 u. 254). 1191 wird die Pfarre „Anava" dem Stifte bestätigt (Meiller, RAS
155 Nr. 68). Pfarrlich gehörten in der Folge Anif, Niederalm und Grödig, die alle St. Peter inkorporiert
waren, zusammen und jede Kirche hatte zeitweise eigene Matriken. Dieses eigentümliche Verhältnis ist
nicht geklärt. Erst 1883 wurde der alte Verband gelöst und Anif und Grödig zu Pfarren erhoben, während
Niederalm als Filialkirche Grödig zugewiesen wurde, jedoch einen eigenen Friedhof behielt.
1614 waren die Altäre den Hl. Oswald, rechts Stephan und links Sebastian geweiht, das Sakrament in
fenestra muri dexteri. Auch 1618 war in allen drei Kirchen noch kein Tabernakel (SRA Konsistorial-
akten 141).
1670 wird ein Mesnerhaus gebaut (228 fl).
1682: /ör einen neuen Choraltar 168 fl. (82 fl. wurden von Wohltätern beigesteuert).
1684: Christian Lederwasch, Kammerdiener und Hofmaler, wegen des verfaßten Altarplats 310 fl.,
dto. für 2 gemalte Altarblätier sambt darzue gehöriger Fassung 355 fl.
1694 liefert Jeremias Sauter eine neue Uhr statt der alten.
1696: Matthias Koller sperger. Maurermeister von Anif wegen Ausbrechung und Einmauerung
eines Fensters 10 fl.
1702: Georg Josef Sigmund t, bgL Maler in Salzburg, wegen verrichter Mahlerey 30 fL
i 704 : Andrä Garttner für Umgießung der kleineren Glocke 30 fL
1713 wird den Zechpröpsten auf ihre Bitte eines der Eisengitter, die bei dem Residenzgebeu zu Mirabell
verändert worden und daselbsthin sich nit mehr applicieren lassen, ausgefolgt (SRA Hofk Glan-
egg 1713).
I
Anif
13
1734
r47:
1756:
1757:
1762:
wird eine Monstranz gel^auft und die Sakristei, die sich bisher unter dem Turm befand, auf die
Sonnseite transferiert, da dort wegen die Dembe die Ornate nicht verwahrt werden konnten. Der
neue Bau wurde eingädig, 18' lang und 15' breit. (SRA Glanegg Hfk. 1734 F.).
Ludwig Hafner, Tischlermeister in Schellenberg, für die in die obere Sakristei neu gemachten
4 Kästen 35 fl.
Egidi Hablitschek, Goldarbeiter in Tittnioning, vor die anher verfertigte Monstranz 200 fl.
Johann Georg Löschinge r, Hofglockengießer in Salzburg, für eine neugegoßene Glocke
64 fL 36 kr. — Johann Georg Schmidt, Gürtler in Hallein, für eine zierver gölte Cron auf
das Ciborium 10 fl.
Pantaleon Würberger, Hufschmied zu Grödig, für das neue Friedhofgitter 28 fl. 12 kr.
Fig. 12 Schloß und Dorf Anif von der Watzmannaussicht
1769 wird eine Kuppel mit St. Johann dem Täufer auf den Taufstein gesetzt.
1839 wurde die Kirche wegen allzu großer Baugebrechen für den Gottesdienst gesperrt und eine neue
erbaut, die Erzbischof Friedrich am 15. November 1840 einweihte. Das Schiff wurde um 13 Schuh ver-
längert, Schalgewölbe, Dachstuhl, Emporen wurden neu gebaut (Kosten 4000 fl.). Die drei Altäre wurden
neu gebaut. 1845 werden die alten Glocken von Oberascher umgegossen (1587 fl. 15 kr.).
Charakteristik: Das Langhaus wurde 1840 fast ganz neu erbaut. Dagegen stammt der sehr gut
erhaltene, aus Konglomeratquadern gebaute und ganz unveränderte spätromanische Glockenturm
im N. noch aus dem XIII., vielleicht aber auch XIV. Jh. Der Chor ist im Kern gotisch (Fig. 13, 14).
Lage: An der Südwestseite des Ortes, auf einer nach O. zu abfallenden Erhebung. Ringsum vom Fried-
hofe umgeben.
Äußeres (Fig. 13):
Langhaus: W. Breite Dreiecksgiebelfront, modern verputzt, mit modernem Rundbogenfries. Unten
moderne gotisierende Kielbogentür mit Schutzdach, darüber Marmorplatte mit der eingemeißelten Jahres-
Charakte-
ristik.
Fig. 13, 14.
Lage.
Äußeres.
Fig. 13
14
Qerichisbezirk Salzburg
zahl 1840. Im Giebel zwei querovale Fenster und ein modernes Wandgemälde (Christus als guter Hirt)
in rundem Rahmen. Neben der Tür sind beiderseits Grabsteine eingemauert (s. unten). — S. und N.
Modern verputzt, mit modernem Rundbogenfries. Je fünf rundbogige Fenster.
Chor. Chor: Im S. Sakristei. Ostabschluß in fünf Seiten des Achteckes; moderne Verputzgliederung wie am
Langhause. Drei große rundbogige Fenster. Im N. ist der Turm angebaut.
Über Langhaus und Chor gemeinsames, nach O. abgewalmtes Satteldach, im S. aus Eternitschiefer, im
N. aus Schindeln. Dieses halbe Eternitdach wirkt gräßlich, im Gegensatz zu dem schön patinierten
Schindeldach, das vorzüglich mit dem altersgrauen Turm harmoniert.
Turm. Turm: Spätromanischer Glockenturm an der Nordseite des Chores. Ganz aus mächtigen Konglomerat-
quadern erbaut. Quadratisch; durch ein einfaches Gesims horizontal geteilt; niedriger Sockel. O. Unten
ein, oben zwei kleine rechteckige Fenster. — N. Unten Luke. Obergeschoß: Unten im O. und N. je
Fig. 13 Anif, Pfarrkirche, Ansicht von Nordwesten (S. 13)
Sakristei.
Friedhof-
mauer.
eine rechteckige, im W. eine rundbogige Fensteröffnung. Darüber auf allen vier Seiten in vertieftem
oblong-rechteckigem Felde je ein großes dreiteiliges Schallfenster mit je zwei Paaren von gekuppelten
Konglomeratsäulen; diese haben rechteckige Plinthen und einfache Kelchkapitäle, darüber trapezförmige
Bogen-Widerlagsteine. Im O. und W. je ein horizontales Konglomerat-Hohlkehlgesinis, im N. und S.
Dreiecksgiebel mit angenagelten quadratischen Zifferblättern aus Eisenblech. Darüber im N. ein recht-
eckiges, durch eine ungefüge Konglomeratsäule geteiltes Fenster, im S. eine Luke. Ziegelsatteldach.
Der wuchtig-ernste, aus dem XIII.— XIV. Jh.') stammende Turm ist sehr bemerkenswert als der am besten
erhaltene, von späteren Umbauten ganz verschonte spätromanische Glockenturm des politischen Bezirkes
Salzburg. Vergleiche dazu die romanischen Türme in Lamprechtshausen und Michaelbeuern (Kunsttopo-
graphie X, Fig. 454, 466) sowie Grödig (S. 113).
Sakristei: Im S., einstöckig. Verputz wie am Langhause. Im W., S. und N. übereinander je zwei
oblonge Fenster, im S. rechts Tür. Schindelsatteldach, nach S. abgewalmt.
Friedhofmau er: Bruchstein. Im W. Eingang, von zwei Konglomeratkugeln flankiert.
') Im Lande finden sich Glockentürme von .romanischer' Form bis ins XV. Jli. hinein.
Anif
15
hl
Die rechteckigen Fenster wurden 1885—1887 in rundbogige verwandelt.
Langhaus: Rechteckiger Saal mit rundbogigem Schalgewölbe. An den Langwänden zwischen den
Fenstern auf hohem Sockel schmale Flachpilaster, darüber vorspringendes Gesims. Im W. moderne Musik-
empore mit flachem Boden, von zwei großen toskanischen Marmorsäulen getragen (1887 gebaut). Am
Gewölbe und im Bogenfelde über dem flachbogigen Triumphbogen im W. Gemälde von Josef Gold 1896.
Chor: Wenig einspringend, bedeutend niedriger als das Langhaus. Boden um eine Stufe erhöht. Recht-
eckig, in fünf Seiten des Achteckes geschlossen. Gewölbe mit sieben rundbogigen Stichkappen, mit
modernen Malereien von J. Gold. Im S. und N. je eine Tür in pseudoromanischer Umrahmung, im Bogen-
felde je zwei Heilige, von J. Gold gemalt; über der Südtür oblonges Oratoriumfenster. Im Abschlüsse
drei rundbogige Fenster mit ornamentalen modernen Glasmalereien. In den beiden Feldern der Nordwand
zwei große Gemälde mit Szenen aus dem Leben des hl. Oswald, von J. Gold 1900.
Inneres.
Fig. 14. 15.
Langhaus.
Chor.
Turm: Im Untergeschoß rundbogiges massiges Tonnengewölbe,
rechteckige Türöffnung zum Dachboden des Chores.
Sakristei: In beiden Geschossen flach gedeckt.
Vom ersten Geschoß führt eine alte
Turm.
Sakristei.
Größtenteils modern.
Fig. 14 Anif, Pfarrkirche, Grundriß 1 : 250 (S. 15)
Einrichtung:
! Altäre: 1. Hochaltar. Roter und gelblicher Marmor. Auf zwei Stufen Sarkophagtumba. Aufbau:
; Predella mit seitlichen Postamenten und Statuenkonsolen. Rundbogiges Altarbild (der hl. Oswald) von
; Leopold Krieger in Salzburg, 1840, flankiert von zwei vorgestellten Säulen mit ionischen Kapitalen.
Darauf verkröpftes Gebälk. Niedriger Dreiecksgiebel mit Kreuz.
Statuen: Holz, mit Steinfarbenanstrich. St. Christophorus mit dem Christkinde, St. Florian. Tüchtige
Arbeiten.
' Tabernakel aus Holz, ganz vergoldet. Oben Lamm auf dem Buche, zwei Urnen; vor dem Türchen
Kruzifix, versilbert, an den Seiten zwei kleine anbetende Engel.
I Der ganze Altar stammt aus dem Jahre 1840.
I Zwei Seitenaltäre. Im Aufbau einander gleich. Hölzerne, marmorierte Tumba. Einfach gehaltener
' Wandaufbau aus rotem und gelbem Marmor, mit Leuchterbank, Predella, rundbogigem Altarbilde, geradem
j Gesimse, Flachgiebel, Holzkreuz. 1840.
j Altarbilder (Öl auf Leinwand): 1. Links: Die hl. Notburga reicht einer armen Mutter ein Brot. — 2. Rechts:
' St. Isidor. Beide von Rattensperger, 1840.
Kanzel: Holz, modern.
Einrichtung.
Altäre.
Hochaltar.
Seitenaltäre.
Kanzel.
16
Oerichlsbezirk Salzburg
Fig. 15 Anif, Pfarrkirche, Querschnitt 1 : 250 (S. 14)
Anif
17
Standkruzifix: Holz, sctiwarz lackiert, mit versilberten geschnitzten Ranken am Postament. Ende des
XVII. Jhs. — Vier versilberte Holz Statuetten, St. Petrus und Paulus, zwei hl. Fürsten; um 1700.
Gemälde: Am Dachboden. Öl aui Leinwand. 1. St. Oswald. — 2. Mariae Verkündigung. Schwach,
IMitte des XIX. Jhs.
Über der Sakristeitür ein goldbronzierter Metallschild mit der von buschigen Akanthusranken um-
rahmten Inschrift Sanctus Oswaldiis patroniis. Unten das Wappen des Stiftes St. Peter. Ende des
jXVII. Jhs.
'Kirchenstühle: Eichenholz, Wangen mit Flechtband und Mäander. Um 1840.
IWeihwassermuschel: Gelber Marmor. Ende des XVII. Jhs.
Monstranz: Silber, vergoldet. Fuß mit getriebenen unsymmetrischen Rocaillen. Um das Gehäuse
'doppelte, durchbrochene Rocaillenumrahmung. Oben Gott- Vater mit Weltkugel, an den Seiten St. Oswald
iund Virgil, in Relief. Dahinter Strahlenkranz mit Kreuz. — Marken: Beschauzeichen von Tittmoning.
1 Meisterzeichen: EH in Breitschild. Sehr gute Arbeit von Egidius Hablitschek in Tittmoning, 1756
um 200 fl. gekauft.
Standkruzifix.
Gemälde.
Metallschild.
Kirchenstühle.
Weihwasser-
muschel.
Monstranz.
ÖD
Fig. 16 Anif, Pfarrkirche, Kelche.
a Von H. K. Ainhorn in Salzburg, um 1650. b Salzburgisch,
um 1750 (S. 17)
Ziborium: Silber, vergoldet. Am Fuß, Knauf und Deckel eingravierte Ranken. Glatte Cuppa. aa— Ziborium.
— Marken: Salzburger Beschau (S in Oval). Meisterzeichen: GR in Breitoval. Salzburger
Arbeit aus der Mitte des XVII. Jhs., von Gebhard Raininger (Bürger seit 1640).
Jüngere Krone aus vergoldetem Kupfer, 1757 von Johann Georg Schmidt, Gürtler in
Hallein, um 10 fl. angefertigt.
Kelche: Silber, vergoldet. 1. Runder Fuß, mit getriebenen, buschigen Akanthuszweigen und drei Kelche.
Cherubsköpfen. Am Knauf getriebene Rosen. Durchbrochener silberner Cuppakorb mit drei getriebenen
Cherubsköpfen und Akanthusranken. — Marken: Salzburger Beschauzeichen (S in Oval).--- Meisterzeichen
H C
^ in Schild. Sehr gute Salzburger Arbeit aus der Mitte des XVII. Jhs., von Hans Caspar Ainhorn
(Bürger seit 1635) (Fig. 16 a). Fig. 16a.
2. Fuß mit drei getriebenen symmetrischen Rocaillen, silberner Cuppakorb, durchbrochen, mit getriebenen
Rocaillen. — Marken: Salzburger Beschauzeichen (S in Oval). Undeutliches Meisterzeichen. Am Boden
unten eingraviert die Buchstaben B. G. — Gute Salzburger Arbeit aus der Mitte des XVIII. Jhs.
(Fig. 16 b). Fig. 16ft.
XI 3
18
Gericlitsbezirk Salzburg
Weihrauchfaö
u. Schiffchen.
Opfertasse.
Ampel.
Leuchter.
Pluviale,
Kasein.
Lehnstulil.
Grabsteine.
Glocken.
Wegkapelle.
Bildstock.
Weihrauchfaß und Schiffchen: Messingblech, versilbert, getrieben, Ende des XVIIl. Jhs.
Opfertasse: Zinn. Salzburger Marlie von 1774.
Ampel: Messingblech versilbert, mit getriebenen Blumen. Mitte des XIX. Jhs.
Leuchter: Sechs große und acht kleine, Messingblech, versilbert, mit getriebenen Verzierungen. Mitte
des XIX. Jhs.
Pluviale: Weiße Seide mit bunten gewebten Blumen. XVIII. Jh.
Kasein: 1. Weißer Damast mit gestickten Blumen in bunter Seide. Erste Hälfte des XIX. Jhs.
2. Roter Samt mit hochgewebten goldenen Ranken. Mitte des XIX. Jhs.
3. Weiße Seide mit gestickten Blumen und Früchten in Gold und bunter Seide. Erste Hälfte des
XIX. Jhs.
4. Mittelstück Goldbrokat auf roter Seide, Seitenstücke Silberbrokat auf gelber Seide. XVIII. Jh.
Lehn stuhl: Holz, geschnitzt, mit Lederbezug. XVII. Jh.
Grabsteine: 1. Im Inneren an den Wänden eingemauert:
1. Im Chore. Gelbe Marmorplatte. Unten in Hochrelief Totenkopf und -knochen, von einer Schlange
umwunden. Nikolaus Mudet aus Lyon (Eremit in Hellbrunn), gest. 1656.
2. Unter der MusiKempore. Einfache kleine Marmorplatte, unten eingemeißelter Totenkopf. Anna Maria
Baumgartnerin, geb. Furthueberin, geweste Getichtsschreiberin in Helbrun; gest. 1717.
3. Ebenda. Rote Marmorplatte. Unten eingemeißelt Totenkopf und zwei Wappen. Bartholomae Baum-
garthner, resignierter Gerichtschreiber und Umbgelter zu Glanegg; gest. 1746 im 78. Lebensjahre. —
Maria Catharina Baumgarthnerin, gebohrne Schwerdtfürbin, gest. 1751 im 67. Lebensjahre.
4. Ebenda. Gelbe Marmorplatte. Johann Anton Rieger, Gerichtschreiber und Umgelter zu Glanegg, dann
Inspector zu Hellbrunn, gest. 1764 im 37 Jahr.
II. Seit 1885 außen am Langhaus eingemauert, vorher im Fußboden des Schiffes und Chores.
5. Große rote Marmorplatte. Im unteren Teile in Relief das reichskulpierte Wappen der Uiberacker. Oben
fünfzeilige Inschrift in gotischer Minuskel: Hie leit begraben der Edl und vesst hanns Überäcker der
dan gestorbn ist am tag Sand felixen der zeit amman auf dem obern weyer a° 1505 Jar.
6. Große rote Marmorplatte. Unten in Relief Kelch und Buch in Dreipaßrahmen. Oben achtzeilige Inschrift
in gotischer Minuskel: Hye ligt her Jörg_schader pfarer zu anlj . . der gestorben ist am pfincztag nach
sand Erhardtstag Alls man zeit nach xpi gepurdt MCCCCC und XV Jar (1515).
7. Kleine weiße Marmorplatte. Susanna Helena Grüffin von Kueffstain gebohrne Freyin von Stainau, in
Schloß Anif im Kindbett gestorben 1686.
8. Große rote Marmorplatte am Chore. Unten eingeritztes Wappen. Johann Paul Waßner von Waßenau...
Rath und Pfleger zu Glanegg, Anif, Guettrath und Fager, Inspector zu Hellbrunn, gest. 1688.
9. Kleine weiße Marmorplatte. Johann Melchior Hem, Gerichtschreiber im Hellenbrunn, gest. 1708 im
58. Jahr.
10. Kleine weiße Marmorplatte. Oben in Relief zwei kleine Wappen in Alliance. Maria Carolina Augusta
Gräffin von Überäkher gebohrne Reichs Freyin von und zu Leonrodt; gest. 1750 im 43. Jahre.
11. Kleine weiße Marmorplatte, mit Weihwasserschale. Johann Baptist Frais, Accessist beim Pfleg- und
Landgericht Glaneck, gest. 1784 im 42. Jahre.
12. Am Boden vor dem Westeingang zwei stark abgetretene rote Marmorplatten. Bei der einen unten
gotische Majuskelinschrift (drei Zeilen), von der nur wenig mehr erkennbar ist (. . anno dhi MCCCXX . .).
Bei der zweiten (in der Mitte der Länge nach entzwei geschnittenen) Platte in der Mitte leerer Wappen-
schild, oben vierzeilige gotische Minuskelinschrift. Davon lesbar: Hie .. der g . . marquard .. dem got
gen . . XV. Jh.
13. Am Boden vor dem Speisgitter Bruchstücke zweier rotmarmorner Grabsteine, a) Hie leyt Rupprecht
hoeninger der gestorben ist do man z(ählt) von christi gepurd mcccc Darnach in dem XXIII Jare. —
b) Hie leyt Caspar Pirger der gestorben ist an sand margretn tag mcccclxx.
Glocken: Drei Glocken von 1845, von Franz Oberascher in Salzburg gegossen.
Wegkapelle; Im Orte. Kleiner rechteckiger Bau mit Schindeldach, flachbogige Tür, Eisengitter. Innen
Immakulatastatue und zwei Putti (Holz, polychromiert), um 1800.
Bildstock: Neben der elektrischen Bahn, im Orte. Achtseitiger Konglomeratpfeiler mit gegiebeltem
Tabernakel. XV. Jh.
Schloß Anif
19
I»
Fig. 17 Schloß Anif, Gesamtansicht, im Hintergrunde der Hohe QöU
Schloß Anif
.iteratur: Hübner, Stadt 1, 543. — Wänzler, Intelligenzblatt 1808, 575. — Pillwein, Salzachkreis 350. — Süss, Jahresbericht
des Mus. 1853, 66. — Wiener Bautenalbum XVI, 1899, Nr. 4.
Alte Ansichten (im Salzburger Museum): 1. Elf Aquarelle um 1810 (Fig. 18, 19), Ansichten des alten Schlosses und der ver-
schiedenen stimmungsvollen „Plätzchen". — 2. Lithographie von L. Rottmann nach G. Pezolt, um 1850.
Seit dem XIV. Jh. war A. ein erzbischöfliches Urbaramt, das bald ,.zu Anif", bald „am obern Weyr" genannt und schon
frühzeitig mit dem Amte Gutrat vereinigt wurde. 1505 starb der letzte Amtmann (s S. 18). Darauf wurde es dauernd mit
der Pflege Glanegg vereinigt.
Die Nachrichten über das Schloß Anif reichen nicht über das XVI. Jh. hinauf. Der erste nachweisbare
Besitzer ist der salzburgische Kanzler Dr. Niclas Ribeisen, der 1530 das Haus am obern Weyer zu
Leibgeding erhielt. Nach 1543 hatte Anna Lienpacher das Gut zu Anif lehensweise iniie, 1535 kommt
Achatz Kölirer zu Wispach durch Erbschaft in den Besitz des Gutes. Von diesem erhielt es um 1560
(Christoph Ferner von Rettenwörth, ein Kapitalist und Spekulant, der sich durch seinen Plan im Jahre
1561, die Salzach beim Passe Lueg durch Sprengungen schiffbar zu machen, der Nachwelt bekannt
gemacht hatte. Wie es von dessen Erben an Ferdinand Freiherrn von Kuen-Belasy gekommen ist, der
am 8. Juni 1592 mit dem Schloss Anif samt dem Weyer, den 2 Fachen in der Au, dem Fischer in der
.Salzach aufwärts, dem Mairhaiis zu Anif und den Gründen im Ober-, Mitter und Thiergartenfeld vom
Erzbischof Wolf Dietrich belehnt wurde (vgl. Ldkde. 51, 307), wissen wir nicht. 1606 verkaufte er Anif
an die Brüder Ernfried und Hans Kaspar von Kuenburg. Diese Familie verkaufte es 1643 an Sophie
von Pauernfeind, vermählt mit Johann Ägyd Ferner von Rettenwörd und Lampoting, dem letzten seines
iStammes. Er starb 1663 und 1673 verkaufte es die Witwe an Freisgott Grafen Kuefstain und dieser
iwiederum 1689 an Erzbischof Johann Ernst, der es erneuern ließ, worauf er es 1693 den Bischöfen von
IChiemsee zu Lehen gab. Der letzte von diesen (Sigmund Christof Graf Zeil) bereicherte den Garten
I 3*
20
Oerichtsbezirk Salzburg
Fig. 18 Das alte Schloß Anif, Ansicht von Südosten. Aquarell um 1810 (S. 21)
,rfe,##^vV.- :'
Fig. 19 Das alte Schloß Anif, Ansicht von Südwesten. Aquarell um 1810 (S. 21)
Schloß Anif
21
mit einigen Denlimälern, auf denen empfindsame Verse zu lesen waren (vgl. Wänzler a. a. O.). 1807 fiel
das Schloß der Säkularisation anheim, es wurde aber dem Bischof um 100 fl. jährlich verpachtet und
1811 „aus ganz besonderer Rücksicht" um 1000 fl. zu freiem Eigentum verkauft. 1815 erkaufte es aus
der Nachlaßversteigerung des Bischofs der pens. Bräuverwalter von Kaltenhausen Ulrich Payr, 1837 Alois
Graf Arco-Stepperg, der es in den Jahren 1838 bis 1848 nach eigenen Entwürfen und den auf seinen
Reisen in England und Frankreich gesammelten Vorbildern in gotischem Stile zum größten Teil neu
aufbaute. Bauführer war der bayrische Architekt Heinrich Schön auer. Nach dem Tode des Grafen
(1891) kam das Schloß an seine einzige Tochter Sophie, vermählt mit Ernst Grafen von Moy de Sons,
Reichsrat der Krone Bayern.
Fig. 20 Schloß Anif, Ansicht von Nordwesten (S. 21)
Charakteristik: Das heutige Schloß stellt einen in den Jahren 1838—1848 durch den damaligen
Besitzer Grafen Alois Arco-Stepperg durchgeführten, in gotischem Stile gehaltenen, vollständigen Umbau
einer älteren Anlage (Fig. 18, 19) dar, die Erzbischof Johann Ernst Graf von Thun 1689 hatte erneuern lassen.
Alt ist das dreistöckige Hauptgebäude (im O.) in voller Höhe, dann der kleinere Südtrakt bis zur Höhe
des ersten Stockwerkes und das Erdgeschoß der daran anstoßenden Kapelle. Alles übrige wurde erst
um 1840 dazugebaut; auch das Hauptgebäude erhielt damals eine gotische Außengliederung.
Der in seiner herrlichen Umgebung außerordentlich malerisch wirkende, architektonisch ganz vorzügliche
Schloßbau ist ein vortrefflicher Beweis für die starken künstlerischen Fähigkeiten der romantischen Bau-
kunst, ein schlagender Gegenbeweis gegen die Verallgemeinerung der vor kurzem modern gewordenen
Verachtung der „Neogotik".
Lage: Das Schloß, das von allen Seiten einen überaus malerischen Anblick bietet, ist mit einem mäßig
hohen Quaderfundament mitten in einem 4 ha großen, von hohen Bäumen umstandenen Weiher auf
eichenen Piloten erbaut. Zugänglich ist es von O. durch eine breite, auf zwei Steinpfeilern und Eisen-
traversen aufruhende Holzbrücke (Fig. 20 ff.).
Charakte-
ristik.
Fig. 18, 19.
Lage.
Fig. 20 ff.
22
Qericlilsbczirk Salzburg
Fig. 21 Schloß Anif, Ansicht von Südosten (S. 22)
Beschreibung.
Haupt-
gebäude.
Flg. 21.
Beschreibung: Am Ende der Brücke stehen auf Marmorpostamenten die Sandsteinstatuen des
Königs Rudolf von Habsburg und des Herzogs Heinrich des Löwen, vom Bildhauer Entrez, um 1848.
Ein schmaler Umgang, nach außen mit einer direkt in den Weiher abfallenden, mit Zinnen versehenen
Quadermauer abgeschlossen, umgibt das Hauptgebäude im S. und O.
Das rechteckige Hauptgebäude besteht aus einem Erdgeschoß und drei Stockwerken, in der östlichen
Breitseite hat es ein spitzbogiges gotisches Portal aus rötlichem Marmor (von Entrez, um 1848); die
geschnitzte Holztür trägt die Wappen Arco-Pallavicini.
Über dem Tore ist ein Doppeladler in weißem Marmor eingemauert, der auf seiner Brust den Wappen-
schild der Grafen Arco (drei Bogen) trägt; darüber Dreiecksgiebel, von zwei Fialen flankiert, aus rötli-
chem Marmor. Neben dem Tore im Erdgeschosse links vier, rechts ein Fenster, alle flachbogig; im
1. Stock links vier rechteckige, rechts ein spitzbogiges Fenster. Im 2. Stockwerk links vier in der Mitte
oben rechteckig ausgenommene Fenster, rechts zwei spitzbogige Fenster. Im 3. Stock links vier ge-
kuppelte spitzbogige Doppelfenster, rechts zwei einfache spitzbogige Fenster beiderseits einer Uhr mit
rundem Zifferblatte in rechteckiger Steinrahmung und Verdachungsgesimse. Ähnliche auf Spitzkonsolen
ruhende Verdachungsgesimse über den vier linken Fenstern des 2. Stockes. Alle Fenster haben gotisch
profilierte Umrahmungen aus Konglomerat. Abschlußgesims und durchbrochene Zinnenbalustrade aus
Konglomerat.
S. (Fig. 21): Drei rechteckige, einmal gestufte Strebepfeiler, die eine von zwei hohen Spitzbogen durch-
brochene Obermauer tragen, sind der alten Südwand als Gliederung vorgebaut. In jedem der vier
Geschosse zwei Fenster von entsprechender Form wie im O. Hoher gotischer Dreiecksgiebel.
W.: Die Hofseite ist fast ganz verbaut. Links schließt ein rechteckiger Anbau an, der in seinem oberen
Stockwerk einen Salon mit Terrasse enthält, rechts ist ein dreistöckiges Stiegenhaus vorgebaut und daran
stößt der südliche Flügeltrakt an. — Über dem rundbogigen Portal ein rechteckiges und darüber ein
hohes spitzbogiges Fenster. Zuoberst links eine Uhr, ähnlich wie im O., flankiert von zwei Rundfenstern.
Rechts sind in der Höhe des ersten Stockwerkes als einziges Erinnerungszeichen daran, daß das Schloß
aus einem älteren Bau hervorgegangen ist, eine Wappen- und eine Inschrifttafel eingemauert, beide aus
rötlichem Marmor. Oben das schön skulpierte Wappen des Erzbischofs Johann Ernst Grafen von Thun,
mit einem Cherabskopf an der Unterseite. Unter dem Wappen eine große rechteckige Marmortafel, um-
rahmt von Früchten und Akanthusblättern, mit der Inschrift:
Schloß Anif
23
Fig. 22 Schloß Anif, Ansicht von Westen (S. 22)
Salve Hospes
et
Si aediutn titulum igiioras
ab aqiiila Thiiniana scriptum scito.
Maniim petis?
Dictante dementia exaravit Liberalitas
Characterem Principis.
Dum
Nobiles hos parietes cum adiedis adiacentibus suo
aere conscripsit &■ adscripsit Chiemensi Mytrae
in feudum suique memoriam
lOANNES ERNESTUS
ex comit: de Thiin, Archi-Epüs et Princeps
Salisburgensis.
Gesims und Zinne wie im O.
N. (Fig. 23): Der nördliciien, dem Teich zugel<ehrten Schimalseite ist in der Höhe der unteren zwei
Geschosse ein halbachtec]<:iger Anbau vorgebaut, der oben eine von einer Zinnenmauer umgebene
Altane trägt. Auf diese Altane führt ein doppelteiiiges Spitzbogenportal in reich gegliederter Umrahmung
aus rötlichem Marmor. Darüber eingemauert die aus Sandstein gemeißelten Wappen Arco-Pallavicini mit
der achtzackigen Krone. Gotischer Ziergiebel wie im S., mit drei schmalen Kleeblattbogenfenstern. —
Schindelsatteldach mit kleinen gegiebelten Dachfenstern und steinernen, zinnengekrönten Rauchfängen.
Der zweistöckige Südtrakt, der das Hauptgebäude mit dem Kapellenturm verbindet, hat an seiner
südlichen Außenseite (Fig. 21) je sechs Fenster; im Erdgeschoß flachbogige, im I.Stock rechteckige, im
2. Stock an den Seiten zwei rechteckige, in der Mitte vier mit rechteckigen Ausnehmungen. Über den
Fenstern des 1. Stockwerkes steinerne Verdachungsgesimse. Steinerner Spitzbogenfries. — An der Hof-
seite (im N.) im Erdgeschosse zwei Türen und drei Fensler, alle fiachbogig; in den zwei Geschossen
darüber je fünf rechteckige Fenster; alle in profilierter Konglomeratrahmung; Spitzbogenfries. Steiles
Schindelsatteldach mit steinernen Rauchfängen und hölzernen Dachfenstern.
Das in den Südostwinkel des Hofes eingebaute Stiegen haus ist im Grundriß rechteckig und hat drei
Stockwerke. Auf der Westseite im Erdgeschoß zwei flachbogige, in den zwei mittleren Geschossen je
Fig. 23.
Südtrakt.
Stiegenhaus.
24
Geilchtsbezlrk Salzburg
Turm.
Fig. 21, 24.
Fig. 24.
zwei rechteckige Fenster, oben zwei gekuppelte spitzbogige Fenster. Im N. eine flachbogige Tür
und darüber je ein Fenster entsprechend denen im W. Alle Fenster in profilierter Konglomeratrahmung.
An der Ecke, der Mitte und dem Südende der Westseite Lisenen mit vertieften Feldern, zwischen den
Fenstern breite Friesbänder mit gotischen Maßwerkfüllungen, alle aus Konglomerat gemeißelt.
Oben Spitzbogenfries, Zinnenabschluß.
Der hohe rechteckige Turm an der Südwestecke enthält in seinem Erdgeschoß die Kapelle und in dem
darüber liegenden Stockwerk den Speisesaal. An der südlichen Außenseite (Fig. 21, 24) ist ihm ein
einspringender, von fünf Seiten des .Achteckes gebildeter, zweigeschossiger Chorschluß vorgelagert, mit
dreimal abgestuften Strebepfeilern an den Ecken und je drei schmalen Fenstern mit Kielbogenabschluß;
Abgewalmtes Dach aus buntglasierten Tonziegeln; darüber zwei schmale zugespitzte Fenster. — Auf
der Westseite (Fig. 24) unten ein großes dreiteiliges, darüber zwei einfache Spitzbogenfenster, alle
drei in profilierter Marmorumrahmung; im dritten Geschosse ein Holzbalkon mit rechteckiger Tür, flan-
kiert von zwei kleinen spitzbogigen Fenstern mit Verdachungsgesimsen, im vierten drei kleine spitz-
Fig. 23 Scliloß Anif, Ansicht von Norden (S. 22)
Fig. 23.
Anbau.
Fig. 23.
gieblige Fenster. — Auf der dem Hofe zugekehrten Nordseite (Fig. 23) unten ein gotisches Portal mit
Kleeblattbogen, in verstäbter Umrahmung aus rötlichem Marmor; darüber auf Konsolen die Sandstein-
statue des hl. Rupert mit der Statuette der hl. Mutter Gottes von Altötting (um 1840) in den Händen.
Darüber nebeneinander zwei große spitzbogige Fenster in profilierter Marmorumrahmung. Als Abschluß
dieses unteren Turmteiles Treppenfries aus Konglomeratplatten. Im dritten Geschosse ein oblonges flach-
bogiges Fenster mit vier Halbkreisbogen im Abschluß; im vierten zwei zugespitzte schmale Fensler. Im
O. oben zwei ebensolche Fenster. Die Ecken des Turmes sind von Lisenen eingefaßt, die durch einen
Kleeblattbogenfries verbunden sind. Die vier achteckigen schindelgedeckten Ecktürmchen sind durch eine
von Kleeblattbogen durchbrochene Balustrade aus Konglomerat verbunden. Das aufgesetzte kleinere
Stockwerk hat im W., N. und O. je zwei, im S. eine Spitzbogentür; darüber Spitzbogenfries, Pyramiden-
schindeldach mit Blechknauf und Blitzableiter.
Die Nordseile des Hofes (Fig. 23) nehmen zwei kleinere rechteckige Bauten ein, ein dreigeschossiger
Anbau an das Hauptgebäude und der Bildersaal, beide verbunden durch eine gotische Säulenhalle mit
vier schlanken achteckigen Marmorsäulen und drei Kreuzrippengewölbejochen.
Der Anbau (Fig. 23) enthält in den unteren zwei Geschossen zwei Dienerzimmer (im S. und N. unten
zwei Paare von rechteckigen, oben von spitzbogigen schmalen Fenstern), das dritte Geschoß wurde
I
Schloß Anif
25
erst 1905 aufgesetzt. Auch die steinerne Vierpaßbaiustrade über der Säulenhalle wurde erst 1905 an-
gebracht. Der Bildersaa! hat im S. und N. je ein breites fünfteiliges Fenster in Marmorumrahmung mit
gotischen Maßwerken; oben Altane mit Zinnenbrüstung und zwei achteckigen, schindelgedeckten Ecktürmchen.
In der Säulenhalle im W. spitzbogige Tür zum Bildersaa! in reich verstäbter Marmorumrahmung, im O.
marmorner Wandbrunnen mit einer weinlaubumrahmten Maske aus weißem Marmor. Die im Rechteck
nach W. vorspringende, von einer Zinnenbrüstung umgebene Terrasse (gegen den Hof um zwei
Stufen erhöht) hat im W. (Fig. 22, 24) zwei rechteckige Ecktürme und einen halbrunden Mittelturm, alle
nach innen offen und mit Zinnen abgeschlossen, aus Konglomeratquadern erbaut. Im Mittelturm führt
Fig. 22, 24.
Fig. 24 Schloß Anif, Ansicht von Südwesten (S. 24)
eine Wendeltreppe zu der geräumigen, unter der Terrasse geschickt angebrachten Bootshalle hinab, die
ein Grottengewölbe aus unbehauenen Tuffsteinen und zwei spitzbogige Eingänge an den Schmalseiten hat.
Auf einem Vorsprung der Terrasse gegen den Hof zu steht ein Brunnen (Fig. 25) mit einer acht- Fig. 25.
seifigen Einfassung aus hellem Untersberger Marmor und einem achtseitigem Mittelpfeiler aus gleichem
Material, der an den Seiten zwei Löwenköpfe (Karraramarmor) als Wasserspeier hat und als Postament
der niedlichen Brunnenfigur aus weißem Karraramarmor dient, eines sitzenden Putto, der einen wasser-
speienden Delphin in den Armen hält (um 1840).
Unter dem Bildersaal befindet sich eine niedrige Halle, zu der man vom Hof auf eine Treppe hinab-
steigt; sie hat einen starken Mittelpfeiler und ein aus vier sich schneidenden Tonnen gebildetes Gewölbe.
Das Innere des Schlosses (Fig. 26) ist in vornehmem Geschmack reich ausgestattet. Die in gotischem Inneres,
Stile gehaltene Dekoration gibt einen guten Rahmen für die zahlreichen wertvollen Kunstschätze aller Fig. 26.
mit denen der Erbauer die Räume füllte.
XI 4
26
Qerichtsbezirk Salzburg
In der Einfahrt hölzerne Kassettendecke, gestützt durch fünf Bogen mit geschnitzten Füllungen, auf figu-
ralen Konsolen.
An der Wand der mit einem kassettierten Holzplafond gedeckten Einfahrt ist eine Marmorplatte mit
skalpierter gotischer Rankenumrahmung und der eingemeißelten Erbauerinschrift eingemauert:
Dieses Haus hab ich erbaut
Hab dabei viel Stein verhaut
Manches gut und manches schlecht erdacht
Hab zehn Jahre damit zugebracht
Geholfen haben mir der Handwerk viel
Gottes Gnad führt es zum Ziel.
1838—1848
Aloys Graf von Arko— Stepperg.
Fig. 25 Schloß Anif. Schloßhof mit dem Untersberg (S. 25)
Eine Marmortür mit gotischem Gewände (flachem Kielbogenschluß) führt in ein Vorzimmer, von dem aus
man rechts zur hölzernen Aufgangstiege kommt.
Bildersaal. Der Bildersaal hat eine flache hölzerne Balkendecke mit aufgemalten Wappen. Die Wände sind zur
Hälfte mit Holz (mit gotischen Füllungen) verkleidet.
Die Räume im Erdgeschosse haben flache Decken. Im ersten Stock des Hauptgebäudes ebenfalls flache
Decken, zum Teil einfache, hölzerne Kassettenplafonds.
Der nördliche Ecksaal im zweiten Stockwerk hat noch den alten Holzplafond vom Ende des XVII. Jhs.:
Vertiefte Kassetten, umrahmt von vergoldeten Perlstäben und Perlschnüren, Holz, braun gebeizt. Im
Mittelfeld rechteckiges Deckenbild, Öl auf Leinwand, Galathea, auf einem von zwei Delphinen gezogenen
Muschelkahn stehend, umgeben von drei Najaden, zwei Tritonen und einem Putto; gutes Bild, signiert:
F. Clessmann 1844.
An den Wänden rote Spaliere, unten Holzverkleidung, ein Kamin mit einem von zwei Marmorsäulen
gestütztem Vorbau mit den Wappen Arko-Pallavicini und den großen Gemälden des Grafen Arko und
seiner Gemahlin sowie des jetzigen Besitzers Grafen Moy de Sons und seiner Gemahlin. In den drei
Zimmern daneben hölzerne Piafonds, in dem zweiten gelbe, in dem dritten grüne Seidenspaliere. Zwei
Türen mit skalpierten Marmorgewänden (gotische Ranken). Im Schlafzimmer im Südtrakt Holzplafond,
großer Gobelin und Stofftapeten. Im Speisesaal (Turm, ober der Kapelle) bemalter Kassettenplafond. An
I
Schloß Anif
27
den Wänden bis zur halben Höhe Holzverkleidung; oben gemalte Wappen; die Spitzbogenfenster haben
hölzernes Maßwerk. Am Gang im zweiten Stock des Südtraktes dekorative Malereien mit drei ritterlichen
Paaren, datiert: Anno domini 1846, vom Maler Grün wedel.
Im dritten Stock durchaus flache Decken.
Vom dritten Stock des Hauptgebäudes führt ein mit einer spitzbogigen Tonne gewölbter Gang zu einem
großen flachgedeckten Zimmer im Turm (ober dem Speisesaal). Auf einer hölzernen Wendeltreppe kommt
man von diesem in die darüber gelegene Rüstkammer und auf die Aussichtsterrasse.
Kapelle: Dreijochiges Rippengewölbe. An den Wänden dreistäbige Halbsäulchen aus rotem Marmor
mit gotischen Blattkapitälen aus weißem Marmor. An der Eingangswand als Konsolen die Halbfiguren
zweier gewappneter Ritter mit Schilden in den Händen, darauf die Initialen A — / (weißer Marmor).
Gegenüber an der Südwand als Konsolen die Halbfiguren von zwei Engeln mit den Wappenschilden
Arko-Pallavicini. An der Westwand eingemauerter gotischer Vierpaß (aus grauem Marmor) mit dem Datum
der Kapelleneinweihung: C. S. est 5. April 1851. In der Ostwand Oratoriumfenster in Holzrahmung mit
zwei hölzernen Engeln.
Kapelle.
Fig. 26 Schloß^Anif,;iGrundriß 1 : 400^(S. 25)
Altar: Gotische Mensa aus gelblichem Marmor. Hölzerner gotischer Aufbau. In der Mitte in Hochrelief
Krönung der hl. Maria durch Jesus und Gott-Vater, oben die Taube; an den Seiten die Statuen der
hl. Irene und des hl. Aloisius; Holz, steinfarben bemalt. Gute Arbeiten um 1850.
Marmorner Taufstein, um 1850.
Im südlichen Teile des großen, von weiten sonnigen Rasenflächen unterbrochenen Naturparkes (an-
gelegt von Hofgärtner Win ter le, um 1840) steht ein für die Naturschwärmerei dieser Zeit bezeichnendes
Denkmal: ein Mar m or ob el isk auf prismatischen Postamente. An vier vorspringenden Platten des
Postamentes die Inschrift: Willkommen, Ihr Freunde — Der schönen Natur, — Der stillen Einsamkeit,
— Des ländlichen Lebens. — An der Pyramide vier ovale Platten mit den Buchstaben STZT, am Sockel
die Jahreszahl MDCCCIV. (Man vergleiche das Aquarell um 1810 im Salzburger Museum.)
Grotte: Südwestlich vom Schlosse, am Weiherufer. Tonnengewölbte Grotte, an deren Eingang sich
Stalaktiten bilden. Darüber niedrige Frontmauer mit eingelassener Marmorplatte: oben im Relief ein Bär
mit zwei Wappenschilden. Darunter die Inschrift: Horreum hoc, iniuria temporum collapsum, a funda-
mento erexit Joannes Aegidius Berner de Rettenwert et Lampoting Erbausferg in Lauffen et uxor eius
Sophia Paurnfeindin Anno a partu virgineo Cl MDCXLVI (1646).
Die Privatsammlung des Grafen und der Gräfin Moy de Sons in Schloß Anif
wird im Anhang beschrieben.
4*
Altar.
Naturpark.
Marmor-
obelisk.
Grotte.
28
Gerichtsbezirk Salzburg
Fig. 27 Bergheim mit dem Untersberg, Ansicht von Norden (S. 30)
Bergheim, Dorf
Archivalien: Pfarrarchiv (Kirchenrechnungen seit 1607 [1651 — 1666 fehlen]). — Konsistorialarchiv.
Literatur: Pillwein, Salzachkreis 365. — Dürlinoer, Handbuch 6. — Zillner, Salzb. Geschlechterstudien, IL, Izling-Fischach-
Bergheim-Radeck in Ldke. 19 (1879), 1 ff. — E. Richter, Untersuchungen zur hist. Geogr. in Mitt. d. Inst. f. ö. Q.,
1. E.-B., 707.
Erzbischof Adalbert übergibt 927 dem Diakon Reginold Hof, Kirche, Zehente und Hörige ad Percheim (HAUTHALER,
Salz. U.-B. 1, 78 Nr. 11). Auch in den nächsten Jahrzehnten wird Percheim oder Percheimun noch öfter genannt
(ebenda 149 und 169 f.). Häufiger aber begegnet der Käme seit der Mitte des XU. Jhs., da sich ein Zweig des bedeutenden
Ministerialengeschlechtes der Itzlinger oder Fischacher nach B. benannte (ZILLSER, a. a. O. 38 und Stammtafel). Am
13. Juni 1295 verkauft Heinrich von Bergheim ^min gesaezze ze Perchaim mit allem daz darzue gehört, wan es min vater
und ich herbracht haben ze rechtem lehen . . . und darzue min gericht ze Percheim, daz ich und min vater von dem
gotshaus ze rechtem lehen gehabt haben" um 200 Pfund an Erzbischof Konrad IV. (RICHTER, a. a. O.J. Das Geschlecht
verschwindet in den letzten Jahrzehnten des XIV. Jhs. Von der einstigen Burg, die sicher nicht an der Stelle der Kirche
(s. unten) gestanden hat, fehlt heute Jede Spur. Das Gericht wurde nachmals mit dem Pfleggerichte h'euhaus vereinigt.
Pfarrkirche. D 6 k 3 n 3 Ip f 3 f r k i r c h 6 z u m hl. Gcorg.
Eine Kirche in Bergheim ist schon 927 (s. oben) nachgewiesen. Udalrkus plebanus de Perchaim ist
Zeuge einer Urkunde im Jahre 1211 (Meiller, RAS 201, Nr. 136). Möglicherweise wurden die Steine der
verlassenen Burg — wenn es sich 1295 (s. oben) überhaupt um mehr als ein befestigtes Haus gehandelt
hat? — zur Vergrößerung der Kirche verwendet; jedenfalls aber wurde diese nicht erst davon gebaut,
wie Zillner a. a. O. meint. 1430 besitzt sie schon die Kirchen zu Anthering und Haliwang als Filialen.
Am 1. Juli 1520 wurde die Kirche samt dem Friedhofe von Bischof Berthold von Chiemsee rekonziliiert.
Am 30. Juni des folgenden Jahres wurde der Hochaltar neu geweiht. Die Visitationsakten von 1619
beschreiben das Innere wie folgt:
Sacramentum asservatur in iabernaculo marmoreo pulchro, sed parieti a cornu altaris dextro affixo, quod facile esset
ad altare summum iransportari. Altaria habent tria: 1. in hon. s. Georgii. retro quod imago Salvatoris ne discindatur
in lamina cuprea depingatur, 2. in cornu dextero in hon. b. Marie virg.. 3. a cornu sinistro in hon. s. Joannis Bapt.
Bapiisterium in media ecclesiae situm libertatem eiusdem impedit quod alicui columnae admoveri opportunius esset.
Den Kirchenrechnungen entnehmen wir: 1642: für ainen neuen weiß märblstainen Taufst ain dem Maister
bezahlt 28 ]l. — 1647: dem Franz Peret, Maler, für das Fahnblatt St. Anna 18 fl.; dem Maler umb
ain Tafel, darauf die Oaißlung Christi zum Beichtstuhl 45 kr. — 1682: für eine Kirchenfahn dem
Friedrich Peret. Maler, 12 fl.
li
Bergheitn 29
m 4. April 1689 berichtete der Pfarrer an das Konsistorium: „Es erzaigen sich bey meiner Pfarrkirchen
allberait so große Baufälligkeiten als erstlich an dem Thurm, welcher alltäglich zu fahlen beginnet und
ohnedem muess abgetragen werden, 2''° an dem vordem Gewelb bey dem Hochaltar, so ganz zerbrochen
und 3''° an dem Tach. Daß die notwendige Reparatur [:wie es der Augenschein klar erweiset und der
hf. Paumaister Z u c a 1 1 i selbsten gesechen:] ehisten hechstermaßen vonnethen wäre. Wan nun aber
auch die Kirchen so klain, dass sie den 3. Teil meiner anvertrauten Schaf lein, zu geschweigen die ganze
Pfarrmenig in concursu, beschwerlich fasst, die Reparatur große Unkosten erfordert," so rate er einen
vollständigen Neubau an. Auch der Gerichtsschreiber von Neuhaus hielt das für das Beste (27. August
1689). Ein Überschlag nach einem Riß stellte sich auf 2854 fl. 35 kr. Am 17. Februar 1690 nahm tat-
sächlich die hochfürstliche Hofbaumeisterei den Augenschein vor; zu einem Bau aber kam es noch nicht,
da das nötige Geld nicht aufgetrieben werden konnte. Zwei Jahre später, am 1. März 1692, wurde der
Pfarrer Johann B. Caspar Pock neuerdings vorstellig: „Obzwar die Heiligen Gottes ihrer Essentialglory
nach hegst glückselig seyn und ihnen nichts ermanglet, so hat es doch bey villen das Ansehen, dass sie
an ihrer äußerlichen Herrlichkeit große Noth leiden und das auf Erden geliebte Votum paupertatis an-
noch stricte zu halten, ja die Nothwendigkeit zu beten gemüesset werden, unter welcher sich insonderheit
der in dem Gottshaus Pergheim rastende hl. Ritter Georgias auch befindet, dessen Armueth also groß,
dass er ohne Ross und ohne Zeug in einer darzue noch schlechten, baufälligen und engen Ehrenwohnung
vor guet mues nehmen." Aber auch diese bewegliche Klage nützte nichts. Am 17. April 1693 konnte
wegen Lebensgefahr nur mehr auf den Seitenaltären zelebriert werden und bald darauf stürzte der Hoch-
altar überhaupt ein. Nachdem man wegen Geldaushilfen bei allen vermögenderen Kirchen angefragt
hatte, wurde endlich 1695 der Bau durch den Maurermeister Matthias Köllersperger begonnen
und im gleichen Jahre der Hauptsache nach fertiggestellt.
Am 23. Dezember suchte bereits Maler Johann Martin Schaumberge r, dieweilen nun das neu-
gebaute St. Georgen-Gottshaus alberaith verfertigt, um die Arbeiten für den neuen Hochaltar an; da
aber die Mittel erschöpft seien und vielleicht der Erzbischof selbst den Hochaltar zahlen werde, erfolgte
kein Bescheid. Nach und nach kam die Einrichtung zustande. 1697: Dem Meister Georg Michler,
Tischler in Salzburg, wegen Verfertigung der neuen Kirchenstühle 55 fl, wegen der neuen Canzl 50 fl,
dem Maler 30 fl. — 1704/06: Zum neuen Hochaltar: Simon Frieß, Bildhauer in Salzburg, 100 fl,
Lorenz Windtpic hier, Tischlermeister daselbst 130 fl, Johann Friedrich Berette (= Pereth),
Malern, 43 fl 30 kr, Adam Pirckmann, bgl. Maler in Salzburg, wegen der Faßarbeit 176 fl 30 kr.
706 wurde der Hochaltar aufgestellt. 1707 folgten auch die Seitenaltäre von denselben Meistern
it 144 fl. Eine Uhr wurde 1698 um 70 fl. von der St. Valentinskirche zu Marzoll (bei Reichenhall)
erhandelt. 1700 gießt Andrä Gärtner, bürgerlicher Glockengießer in Salzburg, die große Glocke.
Sonst enthalten die Kirchenrechnungen noch: 1707: neues Kirchengitter 24 fl. Baltasar Böckl für
Mahlung des Opferstöcklsblattl bei dem neuen Gatter und das Spalier beim Hochaltar 4 fl, Ferdinand
Sigmund Am ende, Goldarbeiter in Salzburg gegen Aufgabe der alten weißen, silbernen Monstranze
von 71 Lot eine neue vergoldete von 121 Lot Augsburger Prob 190 fl; 1708: eine große versilberte
Ampel; 1712 wird durch Georg Eisenperger die mittlere Glocke übergössen um 157 fl.; 1716:
neuer Kirchenornat 140 fl; 1724: Bonifacius Obstmann, Tischler zu Seekirchen, für ein neue
Truchen oder Ligcasten von Aichenholz in die Sacristey 30 fl, dem Rupp Pürckmann, Malern in
Salzburg, für Bemalung desselben 2 fl 30 kr. 1726: dem Simon Schmid, Gürtler in Salzburg, für
ein neues Fahnenkreuz 25 Jl; dem Glockengießer Andrä Zac henhube r für eine neue Glocke über
Abzug der alten 253 fl; 1750: Josef Müller, Maler für ein Fahnenblatt 13 fl; 1761: Josef Müller
abermals für ein Fahnenblatt 16 fl.
1797 wurde der Turm nach dem Riß des hochfürstlichen Bauverwalters Wolf gang Hagen au er wieder-
hergestellt, nachdem am S.August V2 7Uhr früh ein Blitz den Turm so zerquetscht hatte, dass die erste
oder höchste Kuppel gänzlich ruiniert, die Laterne durch Zerschlagung der Säulen hart mitgenommen,
eine Säul bis in den Boden zersprengt und eine andere stark beschädigt und die große Kuppel von ein-
30
Gerichtsbezirk Salzburg
ander gesprengt wurde. 1801 wurde um 18 fl. ein Rauchfaß und 1805, da die hl. Gefäße von den
Franzosen entwendet worden waren, von der Domkustorei ein Ziborium und zwei Kelche um 176 fl.
erkauft.
1839 restaurierte Maler Martin Pitzer um 30 fl. das Hochaltarbild und die Kreuzwegstationen, 1843
wird auch der St. Johanns -Altar repariert. 1844 wird der Hochaltar, an welchem das Gold ganz wc^
ist und nur das rote Boloment durchschaut und der wegen Veraltung vom Wurm sehr beschädigt ist,
von Sigfrid Jaud, Maler und Vergolder, mit einem Kostenaufwande von 849 fl. neu vergoldet.
Charakte-
ristik.
I'lg. 27-30.
Lage.
1
i
i
'.^ »11.
rmm
i
1
Fig. 28 Bergheim, Pfarrkirche von Südwesten (S. 31)
DüRLiNOER erwähnt einen Ecce homo von Hofmaler Gastmayr in Wien, die Himmelfahrt Christi al fresco
von Rattensperger und ein geschnitztes Kruzifi.x von Josef Haid.
Seit 1812 ist Bergheim Sitz des Dekanats.
Charakteristik: Das einschiffige, tonnengewölbte Langhaus, der einspringende, gleichhohe, halbrund
geschlossene Chor und die Sakristei wurden an Stelle der alten Kirche 1695 durch Matthias Köllers-
perger neu gebaut. Der in seinem Hauptteile noch gotische Turm erhielt 1797/98 nach Plänen Wolf-
gang Hagenauers ein neues Glockengeschoß samt Zwiebelhelm (Fig. 27—30).
Lage: Vom Friedhof umgeben, auf einem Hügel über dem Dorfe. Neben der Kirche steht die gotische
St. Laurenzikapelle.
I
I^B Bergheim 31
H Äußeres (Fig. 27, 28):
Stein und Ziegel, Langhaus, Chor, Oberteil des Turmes gelb und weiß gefärbelt.
Langhaus: Umlaufender Konglomeratsockel, profiliertes Kranzgesims. W. Dreiecksgiebelfront mit vor-
gebautem Turm. — S. Drei hohe rechteckige, oben vier kleine breitovale Fenster. Rechts unten Tür mit
hölzernem Vorbau; daneben zwei marmorne Weihwassermuscheln (1695). — N. Ebenso, ohne Tür.
Chor: Einspringend, halbrund abgeschlossen, wenig höher. Niedriger Konglomeratsockel, profiliertes
Kranzgesims. Vier hohe Fenster, darüber je ein kleines breitovales Fenster. — Über Langhaus und Chor
gemeinsames, nach O. abgewalmtes Schindelsatteldach; Blechknauf, Kreuz.
Turm: Der Westfront des Langhauses vorgebaut, das er beträchtlich überragt. Quadratisch; drei Ge-
schosse aus unverputzten Nagelfluequadern, zwei abteilende einfache Bandgesimse. Hoher Sockel, ver-
putztes profiliertes Abschlufjgesims. - W. Im Mittelgeschosse Luke. — N. und S. Neue spitzbogige Tür
auf drei Stufen, darüber drei Luken. — Achtseitiger Oberteil, Ziegel, weiß gefärbelt; vier rundbogige
Schallfenster, darunter hölzerne Zifferblätter, profiliertes Kranzgesims. Rotgestrichenes Schindelzwiebcl-
dach mit Laterne, Blechkugel, Doppelkreuz; auf der Zwiebel aufgemalt die Jahreszahlen 1798 und 1894.
Äußeres.
Fig. 27, 28.
Langhaus.
Chor.
Turm.
Fig. 29 Bergheim, Pfarrl<irche, Grundriß 1 : 200 (S. 31)
Sakristei: Im N. des Chores, einstöckig. — O. Links moderner Türvorbau; drei Fensler überein-
ander. — N. Übereinander je zwei Fenster. Schindelpultdach.
Umfriedungsmauer: Bruchstein, hellgelb verputzt, Steinplattenbelag. Im O., SO. und S. je ein
Eingang, flankiert von zwei kugelbekrönten Postamenten aus Konglomerat.
Sakristei.
Umfriedungs-
mauer.
Inneres (Fig. 29, 30):
Modern ausgemalt, hell und geräumig.
Langhaus: Einschiffiger hoher Saal. Rundbogiges Tonnengewölbe mit drei Gurtbogen auf Pflastern
(reiche profilierte Kämpfergesimse, hohe Sockel) und Eckpilastern mit schmäleren Gurtbogen. Jederseits
vier rundbogige Stichkappen.
Westempore: Übereinander zwei graugelb gestrichene Holztribünen mit geschweiften Brüstungen, unten ge-
tragen von zwei toskanischen Holzsäulen und vier dünnen Holzstützen, oben von zwei kleineren tos-
kanischen Holzsäulen. Eingebaute doppelte Holzstiege. Im W. unter der Empore rundbogige Tür in
tlachbogiger Nische. An den beiden Türen Eisenbeschläge und große Schlösser (von 1695). — Im O.
rundbogiger Triumphbogen in fast voller Höhe und Breite auf zwei hohen vorspringenden Pilastern.
Inneres.
Fig. 29, 30.
Langhaus.
32
Gerichtsbezirk Salzburg
Chor. Chor: Einspringend, gleiciihoch, Boden um drei Stufen aus rotem Marmor erhöht. Sechs Wandpilaster,
zwei rundbogige Quergurten, im Abschlüsse zwei Radiaigurten. Rundbogige Tonne und Halbi<uppel,
fünf rundbogige Stichi<appen. \m N. Sai<risteitür in profilierter Umrahmung, darüber oblonges, vergittertes
Oratoriumfenster und Wan dgemälde (Christi Himmelfahrt) von Ra tten sp erger, um 1840. Vier
große Fenster, darüber kleine querovale Fenster.
Turm. Turm: Das Untergeschoß bildet eine kreuzgewölbte Vorhalle zur Kirche. Neben der Kirchentüre zwei
marmorne Weihwassermuscheln (1695).
Sakristei. Sakristei: Flachgedeckt. Im W. hölzerner Stiegenaufgang zu dem gleichfalls flachgedeckten Oratorium.
Fig. 30 Berglieim, Pfarrkirche, Inneres (S. 31)
Einrichtung.
Altäre.
Hochaltar.
Fig. 31.
Barock und modern.
Einrichtung:
Altäre: 1. Hochaltar (Fig. 31). Prunkvoller hölzerner Barockaufbau, bis zum Gewölbe reichend, neu
gefaßt. Auf zwei Holzstufen rechteckige Mensa. Großes, gelb gestrichenes Holztabernakel mit Kuppel-
dach, vier gewundenen vergoldeten Säulchen, größerer Muschelnische mit Standkruzifix, zwei kleineren
auf der Seite. Oben Lamm Gottes (Holz, vergoldet) und Kreuz, seitlich zwei geringe Engel (Holz, poly-
chromiert). Seitlich der Mensa zwei adorierende Engel (Holz, polychromiert).
Aufbau: Holz, graugelb gestrichen, zum Teil vergoldet. An den Seiten zwei Durchgänge mit geschwun-
genen Verdachungen und Statuenpostamenten. Dreigeschossiger Unterbau; vor den Feldern vergoldetes
Bandwerk und Ranken; zwei Cherubsköpfchen, Holz, polychromiert. — Hauptteil: Beiderseits des Altar-
bildes je zwei große vergoldete gewundene Säulen mit Kompositkapitälen, dazwischen schön geschnitzte
vergoldete Akanthusranken; verkröpftes Gebälk mit geschnitzten vergoldeten Zieraten (Blattranken), über
dem Bilde Baldachin mit vergoldetem Quastengehänge, oben mit Rocailleschnitzereien (um 1750). Über
den äußeren Säulen Volutengiebelansätze.
Aufsatz mit Bild in Vierpaß, zwei vergoldeten gewundenen Säulen, Seitenranken, Giebelansätzen, sieben
Skulpturen.
Den Aufbau machte 1704/06 der Tischler Lorenz Windpichler in Salzburg um 130 fL
Bergheim
33
Gemälde: Öl auf Leinwand. Altarbild: Der hl. Georg auf hoch sich aufbäumendem Schimmel erschlägt
mit dem Schwerte den bereits vom Speer durchbohrten Drachen. Rechts oben die kniende Königstochter
Margarete, zwei Putti. — Aufsatzbild: Krönung der Madonna durch die hl. Dreifaltigkeit. — Beide von
Johann Friedrich Pereth, 1706.
Skulpturen: Holz, neu polychromiert, Gewänder vergoldet und versilbert. Vier lebensgroße Statuen: Judas
Thaddäus (Keule), Petrus (Papst mit Kirchenschlüssel), Rupert, Johann von Nepomuk. Am Aufsatze
Fig. 31 Bergheim, Pfarrkirche, Hochaltar .von 1706.
Skulpturen von Simon Frieß, Gemälde von J. F. Pereth (S. 32)
kleinere Figuren: Barbara und Katharina, Josef-Nährvater, Apostel Johannes. Zuoberst auf Postament
mit Cherubskopf St. Michael und zwei Putti. — Gute Arbeiten von Simon Frieß in Salzburg, 1706.
Zwei Seitenaltäre im Langhaus, im Aufbau einander gleich, ähnlich dem Hochaltar, von denselben
Meistern wie dieser 1707 angefertigt, neu gefaßt.
Gemauerte Mensa mit modern bemaltem Holzantependium. — Wandaufbau: Holz, graugelb gestrichen,
zum Teil vergoldet. Doppelgeschossige Predella. Auf übereckgestellten Postamenten zwei vergoldete
gewundene Säulen und zwei Statuen auf Volutenkonsolen beiderseits des Altarbildes. Applizierte ver-
XI 5
Seitenaltäre.
34
Qerichlsbczirk Salzburg
goldete Ranken. Vergoldete Seitenranken. Aufsatz mit Rundbild, zwei vergoldeten Säulen, Giebelansätzen,
fünf Figuren. Aufbau von Lorenz Windpichle r, 1707.
Linker 2. Li n k er S e i t e n al tar (Fig. 32) : Gemälde: Öl auf Leinwand. Altarbild: Kreuzigung, mit Maria,
Seitenaltar. Magdalena, Johannes. Gut, um 1740; bezeichnet: ST ST P FF (= Stefan Sternhuber parochus fieri fccit;
Fig. 32. er war Pfarrer 1733—1744). — Aufsatzbild: Die hl. Sippe. Gering, 1707, aus der Werkstatt Pereths. —
Über dem einfachen Tabernakel Maria-Hilf-Bild in reich geschnitztem, vergoldetem Rocaillenrahmen (um
1750).
Statuen: Holz, neu polychromiert und vergoldet. Stephan und Laurentius, am Aufsatze die Hl. Apollonia
(Nagel und Zange) und Agatha (mit ihren abgeschnittenen Brüsten auf einer Schüssel), oben die hl.
Margareta mit zwei hl. Äbtissinnen (Scholastika und Ottilie). Gut, von Simon Frieß, 1707.
Fig. 32 Berglieim, Pfarrkirche. Linker Seitenaltar von 1707
Skulpturen von Simon Frieß, Kanzel von 1697 (S. 34)
Rechter 3. Rechter Seitenaltar: Kleines vergoldetes Rokokotabernakel für die Kreuzpartikelmonstranz, um
Sdtenaltar. 1750.
Gemälde: öl auf Leinwand. Altarbild: Taufe Christi, oben Gott -Vater, zwei Putten, zwei Engel; um 1740.
— Aufsatzbild: St. Sebastian und Florian, stark gedunkelt. 1707.
Statuen: Holz, neu polychromiert und vergoldet. Zacharias und Elisabeth, am Aufsatze St. Anton von
Padua, Franz von Assisi, Johann von Nepomuk und zwei andere heilige Priester. Gute Arbeiten von
Simon Frieß, 1707.
Kanzel. Kanzel (Fig. 32): Am Pfeiler zwischen Langhaus und Chor. Von der Sakristei aus zugänglich. Holz,
Fig. 32. grüngelb gestrichen und vergoldet Fünfseitige Brüstung. An den Ecken gewundene vergoldete Säulchen
auf Konsolen; dazwischen in Muschelnischen die guten Statuetten Christi und der vier Evangelisten
(Holz, polychromiert und vergoldet); unter Christus ein Cherubskopf. Ablauf mit vergoldetem Granat-
I
ßergheim
35
äpfel. An der Brüstung Arm mit Kruzifix. Fünfseitiger Schalldeckel mit vergoldetem Behänge. Unten
die Taube, oben Namen Jesu im Strahlenkranze. — Gute Arbeit von 1697. Die Tischlerarbeit von
Georg Mich 1er. Die Skulpturen wohl von Simon Frieß.
Orgel: Am Gehäuse geschnitzte vergoldete Ranken, um 1850.
Tauf st ein: Untersberger Marmor. Kurzer profilierter Fuß, aciitseitiges Becken mit der eingemeißelten
Jahreszahl 1642. Er kostete 28 fl. (s. S. 28). Holzdeckel mit der Holzstatuette Johannes des Täufers
(XVIll. Jh.).
Skulpturen: Holz, neu polychromiert. 1. Im Langhause lebensgroße Statue der gekrönten Mutter
Gottes mit dem Kinde; gut, XVlIl. Jh. Postament um 1790.
2. Vom Triumphbogen herabhängend. Lebensgroßer Kruzifixus, an den Balkenenden Cherubsköpfe.
Tüchtige Arbeit, Mitte des XVIII. Jhs.
3. Kruzifix; gut, XVlll. Jh. (Sakristei).
4. Tragkreuz, XVIll. Jh.
Orgel.
Taufstein.
Skulpturen.
a b
Fig. 33 Bergheim, Pfarrkirche, Kelche.
a Salzburgisch, um 1630. b Salzburgisch, 1502 (S. 35)
\ Gemälde: Öl auf Leinwand. Christus als Schmerzensmann (Ecce homo), von Gastmayr; gut, Gemälde.
I XVIII. Jh. (Sakristei). — Moderner Kreuzweg.
Monstranzen: 1. Silber, vergoldet. Fuß reich getrieben, Kartuschen mit Blumen, Ornamente. Schein: Monstranzen.
Reich ornamentiert, durchbrochen, mit Perlen und unechten Steinen besetzt. Strahlenkranz. Gut, 1707. —
I Marken: Zwei Salzburger Repunzen von 1806 (12 C).
2. Kupfer, vergoldet und versilbert. Fuß getrieben. Schein mit durchbrochenem Rankenrahmen, Strahlen-
j kränz, unechten Steinen. Um die Mitte des XIX. Jhs.
I Kelche: Silber, vergoldet. 1. Sechspaßförmiger Fuß mit Wappen des Erzbischofs Leonhard von Keut- Kelche.
Schach (Rübe) und der Jahreszahl 1.5.0.2. renovatu{m) anno 1627. Gedrückter Knauf mit Rosetten.
Darüber kurzer sechseckiger Stiel mit den Initialen IHESVS; glatte Cuppa. — Marken: Salzburger Beschau
' (S in Oval). — Salzburger Repunze von 1806 (CC) (Fig. 33 ö). Fig. 336.
2. Fuß getrieben, mit Volutenornamenten und aufgelegten silbernen Cherubsköpfchen. Am Knauf drei
j aufgelegte silberne Cherubsköpfchen. Durchbrochener silberner Cuppakorb mit Ornamenten, Leidens-
5*
36
Cjerichtsbezirk Salzburg
Werkzeugen, vier Cherubsköpfchen. — Marken: Salzburger Beschau (S in Oval). — Zwei Salzburger Re-
punzen von 1806 (CC). Meisterniarke: B in Oval. Gute Salzburger Arbeit, um 1630, wohl von Erasmus
Bolle (Bürger seit 1614) (Fig. 33 a).
Beide Kelche stammen aus der Domkustorei in Salzburg.
Rdlquiar. Reliquiar: Messing, vergoldet, in Form einer kleinen Monstranz, mit doppeltem Rocaillenrahmen und
Strahlenkranz. Am Fuße getriebene Rocaillen. Um 1750.
Kreuzpartikel- Kreuzpartikelmonstranz: Messing, vergoldet, getrieben. Am Fuße Ranken, am Knaufe drei
monstranz. Widderköpfe, durchbrochener Schein mit Gitterwerk und Ranken, unechten Steinen, Strahlenkranz, Kreuz.
Anfang des XIX. Jhs.
Meßkannclien Zwei Meßkännchen samt Tasse: Silber, vergoldet, getrieben mit Rocaillen und Blumen. —
mit Tasse. Marken. Augsburger Beschauzeichen mit V (1771 — 1773; R- 212). Meistermarke: CXS in Breitoval
(R^ 568). Arbeit des Caspar Xaver Stipeldey in Augsburg, 1771.
Rauchfaß Rauchfaß und Weihrauchschiffchen: Messing, versilbert, mit getriebenen Verzierungen. 1801
u. Schiffchen, (s. S. 30).
Meßbuch- Meßbucheinbände: 1. Druck von 1857. Am roten Ledereinband mit eingepreßten goldenen Ro-
einbände. caillen graviertes Silberbeschläge, vorne St. Georg im Kampfe mit dem Drachen, rückwärts Wappen mit
Inschrift: M. PETRVS AINKAS P. P. 1722.
2. Druck von 1767. Schönes erhabenes Silberbeschläge, Rocaillen in durchbrochener Arbeit, in der Mitte
zwei Kartuschenschilder mit gravierten Figuren, vorne der hl. Georg, rückwärts der hl. Michael; um 1767.
Ampeln. Ampeln: Zwei große Ampeln. Metall, versilbert, in durchbrochener Arbeit, Akanthusranken. XVIII. Jh.
Ornat Ornat: Goldbrokat mit buntseidenen Blumen. Sehr schöne, gut erhaltene Stücke, XVIII. Jh.; wohl der
von 1716 (s. S. 29).
Pluviaic. Pluviale: Silberbrokat, große buntseidene Blumen; erste Hälfte des XIX. Jhs.
Kasein. Kasein: 1. Roter Samt, eingepreßtes Rankenmuster, XVIII. Jh.
2. Roter Goldbrokat (modern gefärbt) mit Kreuzblütenmuster, XVIII. Jh.
3. Silberbrokat, bunte Seidenblumen. Schönes Stück, XVlll. Jh.
4. Goldbrokat, bunte Seidenblumen. Schönes Stück, XVlll. Jh.
5. Silberbrokat, große Blumenranken, im Mittelstück auf violettem, auf den Seiten auf blauem Grunde.
XVlll. Jh.
6. Gewebt, bunte Blumen. Erste Hälfte des XIX. Jhs.
Varia. Varia: Zwei Traglaternen. XVIII. Jh.
1706.
Zwei Reliquiare mit vergoldeten hölzernen Rankenrahmen, um
Grabsteine. Grabsteine: Meist rote Marmorplatten. 1. Im Fußboden des Langhauses, stark abgetreten. Mit Doppel-
wappen und Inschrift in gotischer Minuskel: Hie leit Pauls und Sibilla sein hausfraw die ge-
storben sind zue sand Niklas tag m°cccc°lxin (1463).
2. Ebenda. Sehr stark abgetreten, mit drei Wappen. Sehr beschädigte Umschrift in gotischer Minuskel:
Hie leit ninger des heyligen Zwelfpotten dem got genad (XV. Jh.).
3. Hinter dem Hochaltar, im Fußboden. Oben Relief. Wolf gang Hofer de Rastat (Pfarrer, gest. 1565).
4. Im Chor. Oben skulpiertes Wappen, Kelch, Buch. Darunter Inschrift: Peter Ainkhäß von Petershaußen
und Ainkhäßhofen, Pfarrer; gest. 1733.
5. An der Chorwand. Untersberger Marmor. Oben skulpiertes Wappen zwischen zwei Paaren gekreuzter
Totengebeine. Johann Baptist Noder, Pfarrer; gest. 1749.
6. Im Chor, an der Wand. Untersberger Marmor, oben Volutengiebel. Josephus Antonius Gassmayr,
Parochus in Bergheim qui postquam Ecclesiani hanc munifice ornaverat et domum parochialem altius
engende in meliorem formam redegerat . . . abiit MDCCLXXVII (1777).
7. Im Chor, an der Wand. Oben Volutengiebel. Jacobus Mayrler, Konsistorialrat, zuletzt Pfarrer in
Bergheim; gest. 1798.
8. An der Laibung des Triumphbogens. Oben in Relief Wappen, Kelch, Bibel. Darunter lange Inschrift.
Stephanus Sternhueber, 11 Jahr gewester Pfarrer alda zu Berghamb; gest. 1744.
'■). Gegenüber ähnliche Grabplatte. Oben in Relief Wappen, Buch, Kelch. Darunter Inschrift. Joseph
Anton Dettinger, Pfarrer zu Pergheim; gest. 1763.
lO. Im Langhaus, an der Wand. Kleine Inschriftenplatte aus Untersberger Marmor, profilierter Rahmen
aus Adnetcr Marmor, unten Totenkopf: Johann Joseph Freyherr von Rehlingen auf üoldenstein. Ursprung
und Etsenhcim, churbaierisch und hochfürstlich Salzburgerlicher Kämmerer, Landmann und Hauptpfleger
zu Alt- und Lichtentann etc.; gest. 1773.
Bergheim
37
n. Gegenüber. Einfache kleine Platte aus Untersberger Marmor. Fräiile Maria Anna Freyin von Reh-
lingen in Goldenstein und Ursprung; gest. 1753.
12., 13. Außen vor dem Südportale der Kirche am Boden zwei sehr stark abgetretene Grabsteine aus
rotem Marmor mit den tief eingegrabenen Konturen zweier Geistlicher. Über dem Kopfe des einen noch
leserlich: Anno dni 1468 kathedra Petri obiit Auf einem zweiten Bruchstücke (Fußteil): . . Oder
hui{us) ecc(\es)ie plebanus . . . (Leonhard Oder, Pfarrer, 1461 — 1468). — Von dem zweiten Grabstein ist
noch der Name üerstetter zu lesen (Pfarrer Jakob Gerstetter, 1480—1481).
14. Außen an der Südseite des Langhauses eingemauert. Adneter Marmor. Kruzifixus, umgeben von
Wolken mit Cherubsköpfchen. Unten links kniender Mann in Mäntelchen und Radkragen, rechts Wappen.
Unten Inschrift in Kartusche mit Cherubskopf: Paulus Ursprunger zu Ursprung, gest. 1620 — dessen
Hausfrau Anna Teuffenpacherin, gest. 1604 -- Florian Ursprunger Bürger und Gastgeb in Salzburg hat
den Stain . . . machen lassen 1623. Mittelmäßige Arbeit.
15. An der Südostseite der Friedhofsmauer. Fünf Kinder des Michael Pflöghart, 1659 — 1668.
16. Daneben kleiner roter Marmorrahmen, ohne Inschrifttafel. Mitte des XVI. Jhs.
Grabkreuz: Im Friedhofe (S.) ein großes schmiedeisernes Kreuz mit Bandwerk und vergoldeten
Ranken, sowie zwei auf Blech gemalten Engeln. Vorzügliche Arbeit um 1730. Die gegossene Christus-
figur ist modern. (Grabstätte Laichtinger.)
Glocken: Das ganze Geläute von 1910.
Grabkreuz.
Glocken.
Fig. 34 Bergheim, St. Laurenzikapellc, Grundriß 1 : 125 (S. 37)
St. Laurenzikapelle im Friedhofe.
Am 1. Juli 1520 weihte Bischof Berchtold Pürstinger von Chiemsee die Capella s. Laurentii in Perkhaim
una cum uno altari in hon. ss. Laurentii et Floriani martyrum necnon Albani episcopi et Elizabeth vidue.
1643 wurden drei Eisenfensterrahmen gemacht (10 fl.) und 1647 erhält Hans Bogenreitter, Schlosser
in Salzburg, um ain von Sprengwerch gemachtes Güter fürs Todtenköterl in St. Lorenz 19 fl.
Charakteristik: Einschiffige spätgotische Kapelle mit dreiseitigem Abschluß und schönem Netz-
gewölbe, 1520 geweiht (Fig. 34, 35).
Lage: Südlich neben der Kirche im Friedhofe (Fig. 28).
It Äußeres (Fig. 28):
Bruchstein und Ziegel, weiß verputzt.
W. Giebelfront. Tür in Steinrahmen (mit schönem Eisengitter von 1647); kleine marmorne Weihwasser-
muschel. Holzvorbau von 1911 lan Stelle eines durch einen Sturm niedergerissenen größeren). Im Ab-
schlüsse zwei rechteckige (ursprünglich spitzbogige) Fenster. — Nach O. abgewalmtes Schindelsatteldach,
über dem Westgiebel hölzernes Glockentürmchen mit Schindelverkleidung, Blechknauf, Doppelkreuz.
Inneres (Fig. 34, 35) :
Einschiffiger Raum. Gotisches Netzgewölbe mit birnförmig profilierten Rippen, die in der Mitte der
Fensterhöhe auf Spitzkonsolen aufsitzen. Altes Marmor- und Ziegelpflaster.
St. -Lau-
renzi-
kapelle.
Charakte-
ristik.
Fig. 34, 35
Lage.
Äußere?.
' Fig. 28.
Inneres.
Fig. 34, 35.
38
Cerichtsbezirk Salzburg
Einrichtung. Einrichtung:
Altar. Altar: Einfache Holzmensa. Schöner Wandaufbau. Holz, dunkelbraun gestrichen, mit vergoldeten
Zieraten. Zwei gewundene Säulen, umrankt von vergoldeten Blättergirlanden; daneben vergoldete Frucht-
gehänge. Gerades Gebälk mit vergoldeten Ranken. Flachbogiger Giebel, gesprengt durch Rundbild
in reich geschnitztem vergoldetem Rankenrahmen.
Gemälde: Altarbild, Öl auf Holz: St. Laurenz. Aufsatzbild, Öl auf Leinwand: Madonna mit dem Kinde.
Der Altar stammt aus dem Ende des XVII. Jhs.
Sku:pt;::c:t.
G^^bit-:•'^
Fig. 35 Bergheim, St. Laurenzikapelle, Inneres. Altar vom Ende des XVU. Jhs. (S. 37)
Skulpturen: Holz, neu polychrom iert. 1. Lebensgroße Figur der hl. Anna.
2. Lebensgroße Statue Christi an der Geißelsäule. Beide gut, XVIII. Jh.
Grabsteine: Bloße Inschriftplatten. 1. Phtlippus Wierl. Pfarrer (gest. 1650).
2. Vlrgillus Wierl. Pfarrer, 1648.
3. Johannes Millaucr, Pfarrer, Chronogramm auf 1688.
4. Johann Franz Hofmann gewester Inhaber der Papiermüll in Lenefelden. 1709.
5. Mpollonia Elisabdha Hof mannin 1704.
6. Johann Sigmund Hof mann gewester Inhaber der Papier Mühl in Lengfelden 1736.
f. Drcy Hoff manische Kinder, frest. 1726, 1728, 1729.
8. Johann Franz Sigmund Hoff mann 1726.
Bergheim. — Diebering
39
Pfarrhof: Östlich neben der Kirche. Rechteckiges zweistöckiges Gebäude. Bruchstein und Ziegel,
gelb gefärbelt, weiße Einfassungen. In der Mitte der Südseite rundbogige Tür in Steinrahmung. Zier-
: giebel. Schindeldach. — Den Oberstock ließ Pfarrer Gassmayr (1768—1787) aufsetzen.
■ Wegkapellen: 1. Am Bache östlich von der Kirche. Bruchstein und Ziegel, weiß gefärbelt. Recht-
eckig mit halbrundem Abschlüsse. Vorne flachbogige Tür (Eisengitter), geschützt durch das weit vor-
springende, von zwei Steinsäulen getragene Dach. Im N. flachbogiges Fenster. Schindelsatteldach mit
: Giebel im O. Innen: flachbogiges Tonnengewölbe.
Einrichtung: Barockaltärchen mit bekleideter Mutter-Gottes-Statuette. Vier Statuetten (Holz, polychromiert),
i St. Rupert, St. Vitalis, Johannes der Täufer, Maria; mittelmäßig, XVIII. Jh.
j 2. Östlich davon, am Bache. Ähnlich, kleiner. Unter dem Dachvorsprunge zwei Holzsäulen. 1841 erbaut.
{ Einrichtung: Christus im Grabe (Holz, polychromiert). — Anna Selbdritt (Holz, polychromiert); die
i sitzende hl. Anna trägt auf ihrem linken Arme das Christkind, dem die links stehende hl. Marie eine
] Traube reicht; mittelmäßig, Anfang des XIX. Jhs. Sechs Statuetten: Zwei adorierende Engel, St. Virgilius,
St. Rupert, Tod, Chronos; Holz, polychromiert, mittelmäßig, XVIII. Jh.
I 3. An der Fischach. Bruchstein und Ziegel, rot und weiß gefärbelt. Kapellenartig. Quadratisch, an den
j Seiten je ein kleines rundbogiges Fenster, vorne vergitterte Tür. Beiderseits die Wetterheiligen St. Johann
; und Paul. Geringe Fresken des XVIII. Jhs. Innen an der Decke geringe Malerei, Krönung Mariae durch
I die hl. Dreifaltigkeit, XVIII. Jh. Schindelpyramidendach mit Knauf und Kreuz.
Pfarrhof.
Wegkapellen.
Ehemalige St. Margaretenkirche in Fischach.
Herzog Theodebert von Bayern übergab zirka 700 der Salzburger Kirche im Salzburggati JoceUum qiii vocatiir Fischaha,
mansos V . . et farinariis in fluenta Fischaha", und unter den Kirchen, die um 790 dem Bischof gehörten, finden wir auch
.ad Fischaha eccl. cum manso uno" (HAUTHALER, U.-B, 1, 10 und 13). Im XII. Jh. nennt sich auch ein Zweig der
Ministerialenfamilie der Itzling-Bergheimer „von Fischach" (MEILLER, RAS S. 385 und HAUTHALER 1014). Die
Visitation von 1614 beschreibt das Kirchlein: .Ecclesia est valde parva et sacelli pottus refert speciem. Altare habet unum
Statuae, quae a qitatuor chori partibus stant turpissimae sunt et horum quaedam monslra esse videntur, quocirca non
quierit absque necessitate, ut aliae decentiores substituerentur."
Die Bergheimer Kirchenrechnung vermerttt 1622: „Ein Altarstein gehn Vischach zu St. Margarethen machen lassen 20 fl."
und 1755: „Johann Rupert Seelinger, Malern in der Riettenburg, für Renovierung und Vergoldung des Altars, auch der
2 BlOdter 29 fl.""
Im Jahre 1800 wurde die Kirche profaniert, verliauft und in ein Wohnhaus umgewandelt, „das noch einen Weihbrunnstein
zur Erinnerung an seine vormalige Bestimmung im Vorhause eingemauert hat" (DÜRLINGER 15).
Ehemalige
St. Marga-
retenkirche
in Fischach.
Diebering, Weiler
DÜRLINGER, Handbuch 34.
Literatur: Winklhofer, Intelligenzblatt 1908, Nr. 21—23. — Pillwein, Salzachkreis 383.
! Ms.: Wie Hallwang.
1 Herzog Theodebert von Bayern gab an Salzburg „villam que dicitur Tittmannige" (so die späte Handschrift, doch ohne
! Zweifel statt „Dietramingen'). In Urttunden aus der ersten Hälfte des XII. Jhs., besonders in Traditionen von St. Peter
I (HAUTHALER, U.-B. 1, 25 und 985), begegnen uns mehrere Mitglieder eines Geschlechtes, das sich von „Dietramingin"
• („Dietramingen", auch „Dietamigin" usw.) schrieb. In der zweiten Hälfte desselben Jlis. verschwinden sie jedoch wieder.
Nach ZILLNER (Ldkde. 19, 55 und 21, 30) und ihm folgend RICHTER (Untersuchungen 709) stammen von ihnen die alten
' Gutrafer ab. WINKLHOFER sucht das Schloß des Geschlechtes an einer „etliche Büchsenschüsse vom Brunnerbauern
I gegen Osten liegenden Stelle, auf der Anhöhe, die die Bauern den Löffelstiel nennen".
j Ehemalige Filialkirche zum hl. Michael (abgebrochen).
j „Sie war Itlein und glidi den Kirchen aus dem XV. Jh. Ihre Länge mag 18 und ihre Breite 10 Sdiritte betragen haben.
! Diese Kirdie stand an der westlichen Seite des Dorfes. Der Tliurm war gegen das linlie Edi des Fudisenhauses gekehrt
und nur etlidie Sdiritte davon entfernt, er war nahe an der Straße, die vom Dorfe aus in die Lodifelder führt. Der Thurm
erhob sich vom Grund aus, den ein Dackwerk von einer kleinen Kuppel deckte, auf deren Spitze ein Hahn stand. In der
Kirdie war unter der nadi Art alter Tafelwerke gezierten Emporkirche ein kleiner Altar zu sehen. Das Altarblalt liatte
eine Rahme von geschnitztem Laubwerk und stellte Mariam vor, ihr Kind auf der Schoß haltend und herum eine Menge
I kleiner Engel, die Blumen streuten. Ober diesem war das Bild des hl. Michael angebradit. Zur Seite der zwei gedrehten
I Säulen standen die Bischöfe Rupert und Ulrich. Ihrer unförmlichen Bildung sah man es deutlich an, dass sie sehr alt
\ waren." 1787 wurde die Kirdie demoliert und das Material zum Bau des Vikariatshauses Hallwang verwendet. „Alles dieses
Ehemalige
Filialkirche
zum
hl. Michael.
L
40
Oerichtsbeziik Salzburg
und was sonst noch hinwegzubringen war, haben die h'adibarn sidi zugeeignet und damit ihre Hausalläre bereidiert. Reim
Abbredien fand der Zimmermeister am Thurm, wo sidi das Gewölb ansdiloss, in einem Quaderstein eine Jahreszahl ein-
gehauen, die über 300 Jahre alt war.' (WINKLHOFER.)
Über die älteste Gesdiidite und den Ursprung finden sidi keine Nadiriditen, 1592 sudien die Hallwanger Zedipröpste bei
der frstl. Hofkammer um eine Hilf- und Bausteuer für das niedergefallene Kirdilein zu Dietraming an (SRA Hfk. h'eu-
haus 1592 F). Kirchenrechnungen: 1595: .ein neues Tuech auf den Predigstuel 1 fl. Iß 10 S,'. — 1664: .für Abprechen,
Erweitern und von Grund Auferpauung der Rundet und Langhaus, item eines Gang-Pflasters, Überzimmers, des Thurms,
Tafelpoden und Parkirchcn 787 fl. 25 kr." — 1780 wurde die Kirche gesperrt, 1787 abgebrochen. Die zwei Glodten, im
Gesamtgewichte von 150 Pfund, wurden an den Glockengießer Johann Oberascher um 75 fl. verkauft, die beiden Statuen
vom Altare fand DÜRLINGF.R zirka 1850 noch in der Neureutkapelle vor.
Fig. 36 Elixhauscn, Pfarrkirclie von Südwesten (S. 41)
Elixhausen, Dorf
Archi Valien: Pfarrarchiv Bergheim. — Konsistorialarcliiv.
Literatur: Salzburger Intelligenzblatt 1807, Sp. 563. — Salzburger Zeitung 1825, Nr- 137. — Pillwein, Salzachkreis 371. -
DüRLiNOER, Handbuch 17.
Unter Erzbischof Hartwic (991—1023) werden Güter ,in loco qui dicitur Ebidehsunhusa' oder .Epidesunhusun' vertauscht
(HAUTHALER U.-B. 1, 206 und 208). In späteren Urbaren des Stiftes Nonnberg, das dort begütert war, heißt der Ort
im XIV. Jh. ,Edexhausen' , im XV. „Ele.Khausen' (Ldkde. 23, 44—66 und 100 f.).
Pfarrkirche. Pfarrkirche zu den Hl. Bartholomäus und Vitus.
Laut einer Weihenotiz (gedruckt im Intelligenzblatt) wurde die Kirche {hasUica Elixhsenhaiiseti) am
1. März 1173 von dem exilierten Bischof Ulrich von Halberstadt (vgl. Meiller, RAS 478 Anni. 18) ge-
weiht. Neuerlich wurde die capella Elexhawsen mit einem Altare von Bischof Berthold von Chiemsee
am 24. August 1516 konsekriert. Auch die Visitation von 1613 fand dortselbst nur einen Altar (imago
Salvatoris a tergo concisa lamina ferrea depingatur nee non imago altaris a pulvere purgetur et ubi
fracta est, resarclatur), jedoch keinen Kelch oder sonstiges vor, da alle Paramente bei Gottesdiensten
erst von Bergheim, dessen Filiale sie war, herbeigebracht würden.
1695 wurde der Eingang in der Turmhalle eröffnet und dort ein Gitter angebracht. 1704 malt Mar-
garete Schwäblin, Malerin in Salzburg, eine Sonnenuhr (3 fl.). 1769 kam der St.-Benedikt- Altar
aus dem Stifte Nonnberg, das in Elixhausen viele Grunduntertanen hatte, dahin (vgl. Kunsttopogr. VII,
S. LVil).
I
Elixliauscn
41
In einer Nonnberger Notiz von 1769 heißt es:
IDen 26. October (1769) ist der hl. Vatter Benedict- Altar völlig abgebrochen worden und der ganze Altar ausser des
mittleren Blath . . . ist in die Khirchen auf Ellexhausen, weilen allda ville Clusters Underthanen und sonderbare Ver-
ehrer unser hl. Muetter Erentraud, . . . verehrt worden. — Weillen ihr Kierchen Patron der hl. Bartlme, so ist innen
die große Tafel, so in der Sacristey gehangen, welche die Bildtnus des hl. Bartlme gar schön vorstOllte, vor das Altar-
hlath verehrt worden; es haben die bauern den Altar selbst hinausgeführt.
Der Aufbau von 1626 ist noch erhalten. Die zwischen 1505 und 1515 unter der Äbtissin Regina Pfäffinger
hergestellte Altartafel (s. Kunsttop. VII, S. LVII) ist leider verschwunden.
1 1796 wurde der Turmhelm nach Kapuzinerturmart umgestaltet. 1803 wurde von Henndorf ein Taber-
nakel gekauft und renoviert.
1798 wurde ein Vikariat errichtet, das seit 1891 Pfarre ist.
Die Kirche wurde 1823 von Grund aus von der Gemeinde aus eigenen Mitteln ohne Inanspruchnahme
eines Fonds neu gebaut — nur der alte Turm blieb — und am 28. September 1824 eingeweiht. Zu
einem 1823 neu errichteten
zweiten Seitenaltar schenkte
Pfarrer Matthäus Reiter in
Ainring ein Altarblatt: Christus
am Kreuz. Tischler und Maler
waren von Neumarkt. Ein Altar-
blatt, der hl. Veit, in den Kessel
springend, fand wenig Beifall.
1839 wurde von einem Wohl-
täter ein neuer Kelch statt
eines geraubten geschenkt;
Dorlinger erwähnt, daß das
Ziborium von Nonnberg her
geschenkt worden sei.
Charakteristik: Einfache
Landkirche, einschiffig, tonnen-
gewölbt, mit einspringendem, dreiseitig geschlossenem Chor, 1823 neu erbaut. Von der ehemaligen
gotischen Kirche von 1516 steht nur noch der einfache Westturm, mit Zwiebelhelm. Ungünstig wirkt
die hellgraue neue Zinkblechdachung (Fig. 36, 37).
Lage: Vom Kirchhof umgeben, allseits frei an der Südseite des 546m hoch gelegenen Dorfes, mit
schöner Aussicht nach S. auf die Salzburger Berge. Daneben im SO. das einstöckige, freundliche Pfarr-
haus, im S. eine mächtige alte Linde, im N. das nette kleine Mesnerhaus.
Äußeres (Fig. 36):
Bruchstein und Ziegel, verputzt, gelb gefärbelt, mit weißen Einfassungen. Umlaufender Sockel.
Turm: Spätgotisch. Drei, durch zwei Kaffgesimse abgeteilte Geschosse. W. Tür (1695) auf zwei Stufen,
' mit Holzvorbau. — N. Unten Anbau 2. Im zweiten Geschosse eine Luke. — Im dritten Geschosse vier
spitzbogige gotische Schallfenster in Steinrahmung mit breit ausgekehlter Laibung. Profiliertes Kranz-
gesims, in der Mitte halbrund aufgebogen. Rotgestrichener Schindelzwiebelhelm (von 1796, ,1852 neu
i gedacht), Knauf, Doppelkreuz.
Langhaus: W. Dreiecksgiebelfront mit vorgebautem Turm, ganz mit Schindeln verkleidet. N. und S.:
In der Mitte Tür, oben drei große Fenster mit marmornen Sohlbänken. Einfaches Gesims. Zinkblech-
satteldach.
r.hor: Stark einspringend. Drei große Fenster mit marmornen Sohlbänken, im S. Sakristeianbau. Ab-
j gewalmtes Zinkblechsatteldach.
[Anbauten: 1. Sakristei im S. des Chors, zweigeschossig. — W. Kleines Fenster. — S. Rundbogige
' gotische Tür in Steinrahmung, oben mit abgeschrägten Kanten (Türstock wohl übertragen vom gotischen
XI 6
Fig. 37 Elixhausen, Pfarrkirche, Oriindriß 1 : 200 (S. 41)
Charakte-
ristik.
Fig. 36, 37.
Lage.
Äußeres.
Fig. 36.
Turin.
Langhaus.
Clior.
Anbauten,
42
Gerichtsbezirk Salzburg
Friedhof-
mauer.
Inneres.
Fig. 37.
Turmhalle.
Langhaus.
Chor.
Anbauten.
Einrichtung.
Altäre.
Hochaltar.
Im W. Tür in flachbogiger Nische, im O. flachbogige Tür. Weihwasser-
3ei;i;n.nltürc.
Bau). Darüber kleines flachbogiges Fenster. -- O. Übereinander zwei flaciibogige Fenster. Alle Fenster
mit marmornen Sohlbänken. Blechpultdach. — 2. Leichenkammer im N. des Turmes, im N. rundbogige
Tür, im W. flachbogige Fenster. Blechdach.
Fri ed hof mauer : Im O., S. und W. Bruchstein verputzt, Steinplattenbelag. Im SW. steinerner Stiegen-
aufgang.
Inneres (Fig. 37):
Hell, geräumig, 1901 neu ausgemalt. In Turmhalle und Langhaus Fußboden aus roten Marmorplatten.
T u r m h a 1 1 e : Flachgedeckt,
muschel aus gelbem Marmor.
Langhaus: Rundbogiges Schalgewölbe
mit drei Paaren von Stichkappen und vier
auf Flachpilastern (mit profilierten Gesim-
sen) ruhenden Gurtbogen. — Westempore
(Holz mit Stucküberzug) mit flachem Boden
auf zwei Holzsäulen, beiderseits durch-
brochen von hölzernen Stiegenaufgängen.
Gerade Brüstung. Darüber eine zweite
kleinere mit der Orgel, auf Holzstützen,
mit Holzstiege. Im W. auf der Empore
breite spitzbogige Tür zur hölzernen Turin-
stiege. Drei marmorneWeihwassermuscheln.
Chor: Stark einspringend, Gewölbe etwas
niedriger als im Langhause, Boden um
zwei Stufen aus rotem Marmor erhöht.
Gegen das Langhaus zu rundbogige Öff-
nung in voller Chorbreite; auf drei hinter-
einander abgestuften Pilastern mit profi-
lierten Gesimsen drei Gurtbogen. In den
vier Abschlußecken eingewinkelte Pilaster
mit einem Gurt- und zwei Radialbogen.
Oblonge Tonne und halbkuppelförmiges
Abschlußgewölbe. — Im S. rundbogige
Sakristeitür mit breit abgeschrägten Kanten,
darüber flachbogiges Oratoriumfenster mit
einfachem Eisengitter.
Anbauten: 1. Sakristei: Flachgedeckt,
ebenso das Oratorium darüber. — 2. Lei-
chenkammer. Spiegelgewölbe.
Einrichtung:
Drei Altäre: 1. Hochaltar: Holz,
neu gefaßt, grüngelb gestrichen, mit ver-
goldeten Zieraten. Freistehende Mensa mit
modernem Tabernakelaufbau (Rokokoform),
mit den guten, neu polychromierten Holz-
statuetten der hl. Kirchenväter Gregor und
Augustinus und gutem Standkruzifix; Mitte
des XVIIl. Jhs. — An der Chorwand dahinter Wandaufbau von 1626 (s. oben). Predella; rundbogiges
Altarbild, flankiert von zwei auf prismatischen Postamenten stehenden Säulen, die in Spiralen von ge-
schuppten Streifen und Perlreihen umwunden sind. Daneben Konsolen. Vergoldete Koinpositkapitäle,
verkröpfles Gebälk mit antikisierenden Gesimsen. Kleiner, von zwei Säulchen flankierter Aufsatz mit
Kreuz. — Altarbild (St. Bartholomäus) und Aufsatzbild (Gott-Vater) von Josef Ratten sperger, 1850.
— Neben den Säulen die Holzstatuen der Apostel Andreas und Simon, oben zwei Engel. Um 1850.
Fünf Cherubsköpfchen, um 1626.
2 und 3. Zwei Seitenaltäre, im Aufbau einander gleich. Holz, grünlich und rötlich marmoriert, mit
vergoldeten, geschnitzten Zieraten. Ausgebauchte Mensa. — Wandaufbau: Über der Predella rechteckiges
Altarbild, iiaiikiert von zwei Flachpilastern mit vergoldeten Blumengehängen und Kompositkapitälen.
Fig. 38 Elixhausen, Pfarrkirche, Seitenaltar von 1823 (S. 43)
I
Elixliaust'ii
43
l„„...._. „„^
Aufsatz mit Gemälde, Seitenvoluteii, halbrund aufgebogenes Gesims, Kreuz.
2 Linker Seitenaltar. Altarbild: Die Madonna mit dem Kinde, darüber zwei Putti. Bezeichnet:
Joseph Rattensperger luv. et pinx. 1851. — Aufsatzbild: Die hl. Erentraud auf Wolken über
dem Stifte Nonnberg. Ebenfalls von Rattensperger, 1851. — Zwei Statuen (Holz, polychromiert),
die Hl. Katharina und Barbara; bezeichnet: Webersperger. Um 1851. -~ Der Altar wurde wohl 1851
nach dem Vorbilde des rechten Seitenaltars errichtet.
3 Rechter Seitenaltar (Fig. 38). Altarbild. Der Gekreuzigte. XVllI. Jh. 1823 geschenkt (s. Gesch.).
Aufsatzbild: Der hl. Veit; von Jos. Rattensperger, 1851. — Zwei gute Holzstatuen, St. Rupert und
Virgil. Um 1700. — Der Altar wurde 1823 errichtet.
4. in der Totenkammer hübscher kleiner Altar, Holz, noch
in der alten Originalfassung; schwarz lackiert, mit zwei flan-
kierenden gewundenen Säulen, vergoldeten Schnitzereien.
Übermaltes Tafelbild, Pietä. Erste Hälfte des XVII. Jhs.
Kanzel (Fig. 38): Holz, marmoriert, Sechseckform, einfach.
Schmucklose Brüstung (dahinter rundbogige Tür zum Ora-
torium). Am Schalldeckel unten die Taube, oben die Gesetzes-
tafeln in Strahlenkranz, vergoldete Ranken. Um 1850.
Orgel: Am Gehäuse schön geschnitzte vergoldete Ranken,
in der Mitte Cherubskopf, darüber Zifferblatt. Um 1850.
Skulpturen: Holz, polychromiert und vergoldet. 1. Im
Chor auf Konsole. Gute Statue des hl. Michael; Anfang des
XVllI. Jhs. (Fig. 39).
2. Auf Tragstangen zwei Leuchterengel. Gut, XVIII. Jh. (Fig. 38).
3. Am Triumphbogen großes Hängekruzifix mit drei Cherubs-
köpfen. XVIII. Jh.
4. Prozessionskruzifix; XVllI. Jh. (Sakristei).
5. Mutter Gottes mit dem Kinde, lebensgroß. XVIII. Jh. (Toten-
kammer).
Monstranzen: Messing, vergoldet. 1. Am Fuß gravierte
Ranken. Schein mit durchbrochenem Rankenrahmen, zum Teil
versilbert; Gott-Vater, zwei Putti. Doppelter Strahlenkranz.
Bunte Glasflüsse. Erste Hälfte des XVIII. Jhs.
2. Reich getrieben. Am Fuß in versilberten Reliefs die Halb-
figuren der vier Evangelisten. Am Schein zwei Engel, oben
Gott-Vater, unten Lamm Gottes; Glasflüsse. Strahlenkranz.
Mitte des XIX. Jhs.
Ziborium: Silber, vergoldet. Einfach verzierter Fuß, glatte
Cuppa. Am Deckel getrieben die Leidenswerkzeuge und Mono-
gramm Jesu. — Marken: Augsburger Beschau (Pinienapfel).
Meisterzeichen: MB, darüber Kreuz (ähnlich R- 357). Augs-
burger Arbeit, um 1650; vom Kloster Nonnberg 1798 ge-
schenkt.
I
Fig. 39 Elixhausen, Pfarrkirche, Holzfigur
:es hl. Michael, Anfang des XVIII. Jhs. (S. 43)
Kelche: 1. Silber, vergoldet. Am Fuß getriebene Barockornamente und drei aufgelegte silberne
Cherubsköpfe. Knauf mit Rosen. Durchbrochener silberner Cuppakorb mit Tulpen und den
Leidenswerkzeugen. — Marken: Augsburger Beschau (Pinienapfel). — Meisterzeichen: L in G,
in Oval. Gute Augsburger Arbeit um 1650; vielleicht von Georg Lotter (1638^1670).
2. Messing (Cuppa Silber), vergoldet. Verziert mit getriebenen Rocaillenkartuschen mit Rosen. Um 1839.
3. Fuß und Knauf Kupfer, Cuppa Silber, vergoldet. Getriebene Blätterverzierung. Um 1850.
4. Fuß Messing, Cuppa Silber, vergoldet, sechs Emailbilder. Wiener Arbeit, 1862.
Kreuzpartikel monstranz: Messing, versilbert, getrieben. Um 1850.
Opfer fasse mit gemodelten Rocaillen. Zinn. S. W. FEIN ZIN (Schlaggenwald). Um 1850.
Pitsche für das Taufwasser, sechsseitig. Zinn. XVIII. Jh.
Linker
Seitenaltar.
Rechter
Seitenaltar.
Fig. 38.
Altar.
Kanzel.
Fig. 38.
Orgel.
Skulpturen.
Fig. 39.
Fig. 38.
Monstranzen.
Ziborium.
Kelche.
Kreuzpartikel-
monstranz.
Opfertasse.
Pitsche.
44
Gerichtsbezirk Salzburg
Rauchfaß.
Ampeln.
Kirchcn-
fahnen.
Kasein.
Grabstein.
Rauchfaß: Messing, versilbert, mit Flechtband. Um 1800.
Ampeln: Messing, versilbert, getrieben. 1. Mit durchbrochenen Akanthusranken und Gitterwerk.
XVIII. Jh.
2. Mit Biedermeierdekor. Um 1850.
Zwei Kirchenfahnen mit Messingkreuzen. Um 1823.
Kasein: 1. Roter Silberbrokat mit Lämmern und Kreuzen. Ende des XVIll. Jhs.
2. Mittelstück rot (modern), Seitenteile weiße Seide mit gewebten bunten Blumen. Erste Hälfte des
XIX. Jhs.
Grabstein: Im Langhaus an der Nordwand. Gelber Marmor. Obelisk mit Ovalschild und Weihwasser-
schale. Andreas Hagenauer, Vikar zu EUxhausen, 1742 — 1815.
Fig. 40 Elixhauscn, Gasthof Gmachl, Mesnerhaus und Pfarrkirche von Norden (S. 44)
Glocken. Glocken: Drei Glocken von Franz Oberascher: zwei kleine von 1838, die große von 1862. — (Eine
aus dem XV. Jh. und eine zweite von 1790 wurden eingeschmolzen.)
Mesnerhaus. Mesnerhaus (Fig. 40): Nördlich neben der Kirchhofmauer. Kleiner einstöckiger Bau von 1815 mit
Fig. 40. hübschen Eisengittern im S. Im N. Türstock aus rotem Marmor. Blechmansardendach.
Gasthaus.
Fig. 40.
Haus Nr. 12.
Bildstock.
Gasthaus Gmachl (Fig. 40): Großes einstöckiges Giebelhaus mit Schindeldach, 1844 erbaut. Großer
Viehstall mit drei Reihen von je sechs Platzlgewölben auf 5 Paaren von niedrigen Säulen. XVIII. Jh.
Haus Nr. 12: Kleines rechteckiges Haus, einstöckig, mit Schindelmansardendach. Am rotmarmornen
Türstock die Jahreszahl der Erbauung 1800.
Bildstock: Am Südausgang des Ortes, an der Straße. Roter Marmor. Quadratische Fußplatte. Kurze
runde Säule mit profilierter Basis. Oben würfelförmiges Tabernakel mit vier rundbogigen Nischen. Darin
drei kleine mittelmäßige, übermalte Bildchen, öl auf Blech, Plainer Mutter Gottes, Kreuzigung, bärtiger
Heiliger mit Buch. 1659 errichtet.
Fig. 41 Kuratfilialkirche Elsbetlicn und Schloß Goldciistciii mit VVatzmann und Untürsbcrg (S. 55)
Elsbethen, Dorf, mit Schloß Goldenstein
Archivalicn: Pfarrarchiv St. JaPcob am Tlmrn (Rechnungen seit 1070). — Konsistorialarchiv. — Stiftsarctiiv St. Peter.
Literatur: Hübner, Flachland 1, 294. — Pu.lwein, Salzachkreis 388. — Dörlinger, Handbuch 489-49S.
Alte Ansichten: Siehe Goldenstein.
930 gibt der Edle Rachwin unter vielen Gütern und Hörigen, die er einst vom Bayernherzog Arnolf erhielt, auch „ad
Campanavam Puoso et uxor eins cum Filio /." an Hrzbischof Adalbert (HAUTHALER, U.-B. 1, 149). Der Name Campanif
fComponif etc.) wurde noch im XVII. Jh. und später neben Elsbethen, das erst durch die Kirche sich allmählich einbürgerte,
gebraucht.
Kuratfilialkirche zur hl. Elisabeth.
Die Kirche zu Campanif wird 1373, 18. September, in einem Zehentvergleiche zwischen dem Abte von
St. Peter und dem Pfarrer von Hailein (Kop. in St. Peter) zum ersten Male genannt. Ablaßbriefe für
die Kapelle oder Kirche der hl. Elisabeth in Campanif sind aus den Jahren 1443 und 1452 vorlianden
(Greinz, Halleiner Urkunden). Um 1460 wurde eine Wochenmesse gestiftet. 1479 erhält sie als Halleiner
Filiale von Erzbischof Bernhard einen Ablaß. 1555 klagen die Zechpröpste dem Pfleger von Glanegg,
daß das Oberdach auf der Kirchen alles erfault, auch darneben etliche Ladwandt, desgleichen das Qemäl
an dem Hauptaltar und Tafel vast und gar abgangen. Sie haben erst eine Glocke um 32 fl. erkauft
und aufhängen lassen. In der Kirche sind nur zwei Altäre, aber drei Kelche, einer 16, der andere 23 fl.
wert, der dritt ist vil noch ain merers wert. Dieweil man den Kirchen und Gotshäusern mit Einprechen
und Einsteigen ganz gefährlich, wie yetzo gar augenscheindlich, wäre einer ersamen Gemain Gutachten
und Bedenken, dass man den dritten und wol gultisten Kelch verkaufen und darmit der Pau verricht
werde. Die fürstliche Hofkammer leiht ihnen am 8. Juni 1560 auf den silbernen vergullten Altarkeldi
mit allerlei geschmelzten Pildtern, eingesetzten edlen Gestein und Perlen sambt ainer Paten silbern und
vergult 32 fl. und am 24. August 1578, da wider sichtige Mängl und Schaden an der Freithof mauer und
Tachwerich vor Augen sind, die zu wendten hoch von Nötten neuerlich 15 fl. (SRA Hfk. Glanegg 1578 C).
1617 ließ sich Katharina von Rehlingen, geb. Altin, Besitzerin von Goldenstein, bei der Kirche ein Ora-
torium mit eigenem Eingang erbauen; obzwar sie dazu keinen Konsens eingeholt hatte, ließ man ihr
I
Kurat-
filialkirche.
46
Qcrichtsbezirk Salzburg
dies gegen Revers doch gelten, da sie ein ewiges Licht und bei Lebzeiten ein Amt und Predigt halten
ließ. Aus den Kirchenrechnungen verzeichnen wir:
1672: Ferdinand Mayrhoffer Maler zu Hallein, wegen Mahlung eines Fahnenblatts 20 fl. 4 kr.
1677 werden zwei Sakristeifenster ausgebrochen, verändert und neu gesetzt.
1678: M. Jakob Thängl, Bürger und Tischler zu Hallein, für ein neugemachte Canzl von nusspamen
Holz sambt der Stiegen und Altarantritt 22 fl.
1684: Neuer Turmhelm. Johann Wolf Hoffler, hf. Camerdiener und Maler in Salzburg, umb Ver-
gultung des Knopf und Creuz, auch von Fassung des Haans 11 fl. 4 kr.
1699 wird bewilligt, daß die alte und etwas unförmblich gebaute Kirche nach dem eingesandten Abriss
in eine bessere Formt gebracht, die Kirchthür unten an dem Gottshaus eingericht, die Sacristey
erweitert, das Ossuarium umb besserer Gelegenheit willen abgebrochen und transferiert, ein Stiegen
auf den Predigstuel durch die Sacristey gebaut, die Kirchen gepflastert und mit Stühlen ver-
sehen, auch ein neuer Paramentencasten angeschafft werde. Die Kosten beliefen sich auf 486 fl.
1 kr. 4 4.
Fig. 42 Schloß Goldenstein und Kuratfilialkirche Elsbethen, Ansicht von Nordosten (S. 47)
1699 errichtete Anton Meinrad Freiherr von Rehlingen den St.-Sebastians- und Rochus-Altar.
1718: Johann Benedict Eisenperger, für Übergießung der alten Glocke 144 fl.
1719: Johann Prandtstetter, Alaler für ein Fahnenblatt 9 fl.
1726: Für eine neue Glocke von 296 U 197 fl.
1732: Josef Krapf, Zimmermeister zu Puch, für Machung eines Speisgätters 8 fl. 16 kr. — Im
gleichen Jahre zahlt Abt Plazidus von St. Peter: Hansen Reise hl wegen in das Gottshaus Els-
bethen gemachten neuen Gatter u. a. 1 fl. 36 kr. Wolf gang Spies für Anstreichung des Gütters
und Altarstaffel 5 fl. (Abteirechnungen).
1735 wird der hl. Kreuzpartikel und 1736 der Kreuzweg eingesetzt.
1736: Franz Christof Mayrhofer, Mahler in Hallein, vor Mahlung der Stationen 8 fl.
1752: Jakob Schenperger, Maler in Hallein, umb 2 neue Fahnenblattl 11 fl. 30 kr.
1761: Für ein neues Tabernakel 45 fl. 28 kr.
1766: Josef Fagerer, Zimmermeister in Glas, macht neue Kirchenstühle.
1778: Wolf gang Hagenauer, hf. Bauverwalter in Salzburg, für Verfertigung eines Risses zum
neuen Kirchenthurm 7 fl. Der Bau aber kam noch nicht zustande. Es ist eine bekannte Sache,
Elsbethen
47
[82
fsS:
1786:
1793:
1796
1805
1895
dass der Kirchthurni zu St. Eisbeten des Einsturz keines Tags gesichert ist und von neuem auf-
gebaut werden muss — Er ist zum Einfallen geneigt, lauten die Berichte von 1781, in welchem
Jahre dann endlich der Bau begonnen wird (SRA Hofk. Glanegg 1781 D).
Matthias Silier, bgl. Maler in Salzburg, für 2 Engl samt Stangen und 2 Laternen zu reno-
vieren 6 fl. 28 kr. — In diesem Jahre werden auch drei neue Glocken gegossen.
Franz Michael Riehr, Tischler für eine neue Grabtumba 5 fl. 30 kr. — dto. für einen
Orgelkasten 18 fl. — für eine neue Orgel 40 fl. Der Hochaltar wird auf Kosten von Wohltätern
neu gefaßt und die Kirche ausgeweißt.
Johann Georg Gandolf, Tischler in Salzburg, für 2 Tumben und Schein 16 fl.
Johann Löxhaller, Maler in Hallein, für ein neues Fahnenblatt 9 fl.
verehrt der Abt Dominicus von St. Peter hieher ein neues Meßkleid (86 fl.) und
einen Prozessionshimmel (27 fl.).
wurde die Kirche außen, 1906 innen renoviert.
Fig. 43 Elsbethen, Kuratfilialkirche, Ansicht von Norden (S. 47)
Charakteristik: Einfache einschiffige Anlage mit gleichhohem Chor, tonnengewölbt. Die alte gotische
Anlage (um 1443[?]) wurde 1699 umgebaut und mit einem stukkierten Gewölbe versehen, der Westturm
1781 nach Plänen des Wolfgang Hagenauer neu gebaut (Fig. 41 — 44).
Lage: An der Nordseite des Ortes, östlich vom angrenzenden Kloster Goldenstein, inmitten des Fried-
hofes. Daneben der Meierhof des Stiftes St. Peter.
Äußeres (Fig. 41—43):
Bruchstein und Ziegel, verputzt und gelb gefärbeit. Niedriger Sockel, Hohlkehlgesims um Langhaus,
Chor und Sakristei.
Langhaus: W. Dreiecksgiebelfront mit vorgebautem Turme. Neben diesem zwei niedrige Anbauten
(1 und 2), darüber je ein flachbogiges Fenster. — S. und N. Je zwei rechteckige Fenster.
Chor: Im N. und S. durch gleichhohe Anbauten (3 und 4) verbaut. Im O. halbrunder Abschluß mit
' zwei Fenstern im SO. und NO. und einem Blendfenster im O., unten umgeben von niedrigem, recht-
I eckigem, flachbogig geschlossenem Anbau mit Blechpultdach und kleinem Fenster im O. Über Langhaus
1 und Chor gemeinsames, nach O. abgerundetes Schindelsatteldach.
Charakte-
ristik.
Fig. 41—44.
Lage.
Äußeres.
Fig. 41-43.
Langhaus.
Clior.
48
Gerichtsbezirk Salzburg
Turm.
Anbauten.
Friedliof-
mauer.
Turm: Rauh verputzt, mit glatten Einfassungen, durch zwei einfache Marmorgesimse in drei Geschosse
geteilt. Im W. rundbogige Tür in roter Marmorumrahmung mit der Inschrift 5. G. 1781. Darüber gemalte
Inschrift: Renov. 1895 und ein kleines rundbogiges Fenster. Im zweiten Geschosse im N., W., S. über-
einander je zwei kleine rundbogige Fenster in Marmorfassung. Im dritten Geschosse jederseits ein rund-
bogiges Fenster in roter Marmorumrahmung mit Sohlbank, darüber rundes Zifferblatt, über dem sich das
profilierte Abschlußgesims im Halbrund aufbiegt. Rot gestrichener Schindelzwiebelhelm mit Blechknauf
und durchbrochenes Schmiedeeisenkreuz.
Anbauten: 1 und 2. Beiderseits des Turmes je ein niedriger Anbau (im N. Stiegenaufgang, im S.
Beinhaus). Je ein flachbogiges Fenster mit marmorner Fensterbank im W. Schindeldächer.
3 und 4. Zwei symmetrische Anbauten im N. und S. des Chores, gleichhoch wie dieser. Beim südlichen
im W. und O. je ein Fenster, im S. zwei Blendfenster, beim nördlichen im W. Tür und darüber Fenster,
im N. und O. entsprechend dem südlichen Anbau; alle Fenster rechteckig, mit marmorner Sohlbank.
Schindelsatteldächer, nach S. beziehungsweise N. abgewalmt.
Friedhofmauer: Bruchstein, rauh verputzt, mit Steinplatten abgedeckt. Drei einfache Eingänge.
Fig. 44 Elsbethen, Kuratfiiiali<irclic, Grundriß 1 : 300 (S. 48)
Inneres.
Flg. 44.
Langhaus
und Chor.
Turm.
Anbauten.
Inneres (Fig. 44).
Modern (1906) ausgemalt. Neues Pflaster.
Langhaus und Chor bilden einen einheitlichen Raum. Die Wände sind durch Pflaster mit profilierten
Kapitälgesimsen gegliedert, die ein umlaufendes, profiliertes, verkröpftes Gesims tragen. Flachbogiges, im
O. abgerundetes Tonnengewölbe. Auf vier breiten Gurten und im Abschluß schöne stukkierte Kartuschen
und Blattranken (um 1699) mit modernen Gemälden.
Im W. eingebaute Empore (Holz, stucküberzogen) mit flachem Boden und geschwungener Brüstung, die
mit guten Stukkaturen (um 1699) verziert ist: An den Seiten Akanthusranken, in der Mitte in Kar-
tusche die hl. Cäcilie mit musizierenden Putten (neu polychroiniert). Darüber einfache hölzerne Orgel-
empore mit flachem Boden. Unter der Empore im W. Türöffnung mit Eisengitter. Zu den beiden Anbauten
3 und 4 führt je eine Tür im N. und S., darüber rechteckige Nische und Fenster; im N. ein zweites
Fenster daneben in gleicher Höhe, im S. Kanzeltür. Unter den beiden Chorfenstern je eine Tür; alle
vier in charakteristischer (grüngelb gestrichener) Putzumrahmung (um 1699).
Turm: In der Eingangshalle gratiges Kreuzgewölbe,
marmorne Weihwassermuscheln.
Im N. Tür zur Stiege auf die Empore. Zwei rot-
Anbauten: 1 . Beinkammer, flachgedeckt.
2. Stiegenaufgang zur Empore.
3 und 4. Die beiden Sakristeien im S. und N. des Chores haben in den beiden, durch eine Holzstiege
verbundenen Geschossen flache Decken.
5. Der halbkreisförmige niedrige Umgang um den Chorschluß (mit Beichtstuhl) ist flachgedeckt.
liinrichtung. Einrichtung:
Altäre. Altäre: Holz, neu gefaßt, braun gestrichen, mit vergoldeten, geschnitzten Verzierungen.
Huchaiiar. 1. Hochaltar (Fig. 45): Über zwei Stufen einfache Mensa. Reich geschnitztes, ganz vergoldetes
Fig. 4ö. Tabernakel von 1761, mit zwei seitlichen Volutenpilastern und Rocaillenverzierung. An der Walzenfront
I
Elsbethen
49
gemalt das letzte Abendmahl, davor hölzernes Kruzifix. Zwei Leuchterputti, ein Cherubsköpfchen. —
Wandaufbau: Doppelgeschossiger Sockel mit vergoldeten Zieraten. Im Hauptteile rundbogige Nische,
flankiert von zwei vor Pilasterbündeln stehenden Säulen, daneben auf Konsolen vor Pilastern zwei
Statuen. Über verkröpften Gebälkstücken rundbogiger, in der Mitte zurücktretender Giebel mit ver-
goldeter Kartusche. Aufsatz mit Nische. — Der Aufbau stammt aus dem Anfang des XVIII. Jhs. 1912
renoviert, neue Mensaplatte aus Marmor.
Fig. 45
Elsbethen, Kiiratfilialkirche, Hochaltar, Anfang des XVIII. Jhs. (S. 49)
Skulpturen: Holz, neu gefaßt, a) In der Hauptnische auf Wolken die hl. Maria mit dem Kinde, von
Putten und Cherubsköpfchen umgeben. Unten kniet die hl. Elisabeth mit einem Laib Brot in der Hand
und einer Kanne, neben ihr ein flehender Bettler. — b) Neben den Säulen der hl. Bischof Ulrich und
der hl. Abt Ägidius. — c) In der Aufsatznische die Halbfigur Gottes des Vaters, darüber die Taube. —
d) Auf den Giebelschenkeln daneben zwei hl. Mönche, St. Leonhard (mit Kette) und St. Plazidus (mit
Keule). — e) Oben drei Putti, der mittlere mit Kreuz. Mittelgute Arbeiten, Anfang des XVIII. Jhs.
' 2. Linker Seitenaltar. Über einer Stufe einfache Mensa. Kleines Tabernakel vor der Predella. Im
I Aufbau rundbogiges Altarbild, darüber ovales Aufsatzbild, an den Seiten vergoldete S-förmige Akanthus-
1 ranken. Rundbogiges Gesims mit Kreuz. Um 1699.
Linker
Seitenaltar.
50
Qeiiclitsbezirk Salzburg
Rechter
Seitenaltar.
Fig. 46.
Kanzel.
Skulpturen.
Gemälde.
Kirchen-
bänky.
Monstranz.
Fig. 47.
Gemälde: öl auf Leinwand. — Altarbild: Stigmatisation des hl. Franziskus. — Aufsatzbild: Stiginatisation
der hl. Katharina von Siena. Beides mittelgute Arbeiten von Matthias Siler 1771.
Statuen: An den Seiten der hl. Achatius (ein römischer Krieger mit Dornenkrone) und der hl. Florian.
Gut, um 1699.
3. Rechter Seitenaltar (Fig. 46).
kleines Gemälde, der hl. Josef mit dem
rahmen mit vergoldeten geschnitzten
1771).
Gemälde: Altarbild: Dem hl. Antonius erscheint das
Christkind. Oben vier Putti. Gutes Bild, signiert:
J.M.Siler f. 1771. — Aufsatzbild: Der hl. Raimund
(auf dem Meere kniend dahinfahrend). Ebenfalls von
Siler, 1771.
Statuen: St. Sebastian und Rochus; gut, 1699 (siehe
S. 46).
Kanzel: An der Südwand. Holz, mit Stuck über-
zogen, neu gefaßt. Halbachteckige Brüstung, verziert
mit vergoldeten Stuckranken. Am Ablauf vergoldete
Akanthusblätter. Arm mit Kruzifix. Am Schalldeckel
unten die Taube, oben auf einer Wolke ein Trompete
blasender Putto. Um 1700.
Skulpturen: Holz, neu polychromiert. 1. Im N.
des Langhauses auf Konsole. Gruppe der Kreuzigung.
Unter dem Kreuze Maria, Johannes und Magdalena.
Oben auf Wolke ein Putto. Gut, um 1700.
2. Im Chor auf Konsolen, die mit vergoldetein Bandwerk
verziert sind, die sitzenden Figuren des Schmerzens-
mannes und der schmerzhaften Mutter Gottes. Mittel-
mäßig, XVIll. Jh.
3. In den Nischen ober den Seitentüren des Chores
zwei Gruppen mit kleinen Holzfiguren. Links Pietä
mit dem hl. Johannes und drei Frauen. Rechts die
hl. Sippe. Mittelmäßig, XVIII. Jh.
4. Auf Tragstangen zwei auf Wolken kniende Leuchter-
putti. Gut, um 1700.
5. Im S. des Langhauses auf Konsole in Gehäuse die
Statuette Christi an der Geißelsäule. XVIII. Jh.
6. Statuette des auferstandenen Christus. Gut, XVIII. Jh.
7. Prozessionskruzifix. XVIII. Jh.
8. Außen im S. des Langhauses Kruzifix. Mittelmäßig,
XVIII. Jh.
Gemälde: Öl auf Leinwand. 1. Fünfzehn Kreuz-
wegbilder. Mittelmäßige Arbeiten von Franz Chri-
stoph Mayrhofer in Hallein, 1736.
2. Als Pendant zur XV. Station die hl. Elisabeth, mit
der Unterschrift: H. Elisabetha Kirchen Patteronin
Bitt vor unß; aufgerichtt im Jahre 1736.
Aufbau wie bei 2. Um 1699 (s. S,
Christkinde; gute Arbeit, wohl von
Ranken (um
46). Statt des Tabernakels
M. Siler, um 1771. Holz-
Fig. 46 Elsbethen, Kuratfilialkirche, rechter Seitenaltar,
um 1699 (S. 50)
Ziborium.
Hir. 19.
Kirchenbänke: Einfach, gelb lackiert, 1766 von
J. F a g e r e r in Glas gemacht.
Monstranz (Fig. 47): Silber, zum Teil vergoldet. Oblonger Vierpaßfuß mit getriebenen Akanthuswellen-
ranken, die in vier Fruchtbüschel endigen. Knauf mit drei Laubwerkkartuschen. Sehr reich gearbeiteter
Schein. Doppelter in Silber getriebener Akanthusrankenrahmen, besetzt mit unechten Steinen und den zum
Teil vergoldeten Relieffiguren Gott-Vaters, der Taube und dreier Engel mit den Leidenswerkzeugen. Der
äußere Rahmen (mit Bandwerk) ist modern, er verdeckt den geflammten Strahlenkranz. — Marken: Augs-
burger Beschau. Meisterzeichen: LS in Oval (R- 483).
Sehr schöne Augsburger Arbeit, um 1700, wohl von Ludwig Schneider (gest. 1729).
Ziborium (Fig. 48): Silber, vergoldet. Runder Fuß, getrieben mit drei Granatäpfel-, Rosen- und
Traubenbuschen, dazwischen drei Akanthusspiralranken. Knauf wie bei der Monstranz. Durchbrochener,
Elsbethen
51
|;etriebener Cuppakorb mit drei Granatäpfelbuschen, dazwischen drei Paaren von gegenständigen
piraligen Akanthusranken. Am Deckel getriebene Ranken und Kreuz. — Marken: Salzburger
ieschau (S in Schild). Meisterzeichen: HIH in Oval. Gute Salzburger Arbeit um 1700, wohl
on Hans Jakob Haidt (Bürger seit 1687).
üngere kugelförmige Rokokokrone, Silber, zum Teil vergoldet, mit getriebenen symmetrischen Rocaillen,
unechten Steinen, Kugel und Kreuz. Beschauzeichen Tittmoning. Meisterzeichen undeutlich: Drei Buch-
staben in Dreipaß. Tittmoninger Arbeit um 1750, wohl von Johann Caspar Lackner (gest. 1752).
O
Fig. 47 Elsbethen, Kuratfilialkirclie,
Monstranz von Ludwig Schneider in Augsburg,
um 1700 (S. 50)
Fig. 48 Elsbethen, Kuratfilialkirche,
Ziborium von H. J. Haidt in Salzburg,
um 1700 (S. 50)
reuzpartikelmonstranz: Silber. Kleines Standkreuz, am Fuße mit getriebenen, am Kreuze mit Kreuzpartikel-
gravierten Bandwerkranken. — Beschauzeichen Tittmoning mit 13. Meisterzeichen: WL in Kreis. Arbeit monstranz.
des Wolf gang Luckner in Tittmoning, 1735.
Kelche: 1. Silber, vergoldet, am Fuße in drei größeren und drei kleineren Feldern verziert mit getrie- Kelche,
benen symmetrischen Rocaillen. Dreiseitiger Knauf. Durchbrochener silberner Cuppakorb mit Rocaillen-
ranken. — Marken: Augsburger Beschauzeichen mit H (1747—1749; R- 191). Meisterzeichen .^_ in
. i ■ o
Dreipaß (R-' 545). Arbeit des Joh. Jakob Schoap (oder Josef Ignaz Saler) in Augsburg,
um 1748.
52
üerichtsbozirk Salzburg
2. Silber, vergoldet. Glatt Am Fuß und Knauf gedrehte Rippen. Meistermarke E H. Beschauzeichen
fehlt. Arbeit des Egydius Hablitschek in Tittmoning, um 1755.
3. Kupfer, vergoldet, mit getriebenen Verzierungen. Mitte des XIX. Jhs.
Ampel. Ampel: Messing, versilbert, mit getriebenen Rocaillen. Um 1750.
Leuchter, Leuchter: Sechs reichgeschnitzte Leuchter, Holz, vergoldet. Am Fuße drei Cherubsköpfchen und
Leidenswerkzeuge. Darüber ein Karyatidenengel als Träger einer mit Cherubsköpfchen besetzten Wolken-
säule, oben ein sitzender Putto als Träger der Bekrönung. Gut, Mitte des XVlll. Jhs.
Kirchen- K i r c h e n f a h n e n : Drei mit Kreuzen, eine mit Monogramm Maria (Messing) als Aufsatz. Fahnenblätter
fahncii. neu oder stark übermalt. XVIII. Jh.
Traglaterneii. Zwei Traglaternen: Sechsseitig, aus Blech. Oben je ein Ovalschild, doppelseitig bemalt (St. Elisabeth
und St. Ulrich). Um 1770.
Vasen. Vasen: Sechs geschnitzte Rocaillenvasen, Holz, versilbert. Mitte des XVIII. Jhs.
Kasei. Kasel: Weiße Seide, mit gewebten bunten Blumen. XVIII. Jh. (1796[?]) — Zwei Dalm atik en. Um 1850.
Weihwasser- Weih Wasserbecken: Außen im S. des Turmes. Kleine halbkugelförmige Schale aus rotem Marmor,
hecken. Vorne Wappen mit springendem Steinbock und Löwen. Aus der Zeit des Erzbischofs Markus Sitticus,
Anfang des XVII. Jhs.
Grabsteine. Grabsteine: Im Innern im S. eingemauert zwei große Platten aus rotem Marmor. 1. In Relief zwei
große Wappen mit Helm, Helmzier und geschwungenen Helmdecken, links das der Haunsperg (zwei
Spießrahmen), rechts Bindenschild. XV. Jh.
2. Unten in Relief unter einer rundbogigen Säulenhalle ein Wappen, mit Helm und Helmzier (wilder
Mann, mit einem Blatt in der Hand). Im Bogeiizwickel ein Cherubskopf. Oben in Rollwerkrahmen sieben-
zeiiige Inschrift in gotischer Minuskel: Hie ligt begraben der Edl und Vest Sebastian pflüegl zum Golden-
stain und Neuen Kiembing der gestorben ist den 4. tag. Octobris anno dni 1562. Schöne Arbeit vor 1562;
Die Sterbedaten sind nachgetragen.
3. In der Vorhalle. Stark beschädigte Inschrift. Ein Herr von Goldenstein und Neuen Kiem{bing), gestor-
ben 1562.
Turmuhr. Turmuhr: Von J. Beutele, 1800.
Glocken. Glocken: 1. Große Glocke von 1892 (Oberascher, Salzburg).
2. Johann und Paul, St. Georg, Kruzifix. Caspar Immerdorfer in Salzburg anno 1782.
3. Gegossen 1852 von Hollederer in Salzburg.
Wegkapelle. Wegkapelle: Südlich neben der Friedhofmauer. Weiß verputzter rechteckiger Bau mit Dreiecksgiebel
und rechteckiger Türöffnung im S. Schindeldach. Innen Tonnengewölbe. Auf der Mensa rundbogiges
Gemälde, Öl auf Leinwand, Maria Verkündigung. Links der stehende Engel, rechts die kniende
hl. Maria, oben die Taube, Gott-Vater und zwei Putti. Gutes Salzburger Bild aus der zweiten Hälfte des
XVlll. Jhs.
Kruzifix. Kruzifix: Im S. des Ortes an einer alten Linde Wegkruzifix, Holz, polychromiert. Gut. XVlll. Jh.
Schloß Goldenstein
Archivalien: Sliftsarchiv St. Peter passim. — Konsistorialarchiv.
Literatur: Hübner, Stadt 57L — Wänzler in Intelligenzblatt 1808, 211 und 419. — Pillwein, Salzachkreis 388. — V. M. Süss,
Jahresb. d. Mus. 1852, 72. ^ Walz, Grabdenkmäler 250 u. 207. — J. Keldorfer in der Salzb. Ztg. 1881 (auch Sonderabdruck).
Fig. -19-51, Alte Ansichten: 1. Sepiazeichnung (nach 1711) in St. Peter in Salzburg (Fig. 49). — 2. Gemälde in Goldenstein, um 1700 (Fig. 50). —
3. Zwei Gemälde aus der zweiten Hälfte des XVlll. .Ihs. in St. Peter in Salzburg (Fig. 51).
Angeblich steht Goldenstein an Stelle des alten Schlosses Campanif; aber jener Ulrich, der 1267 und
i271 genannt wird, war sicherlich nicht ritterlicher Abkunft. Außerdem gibt es bis zur Wende des
XIX. Jhs. bei Goldenstein ein domkapitliches Urbarsgut, Kampanif. Goldenstein war im XV. Jh. wahr-
scheinlich ira Besitze der Haunsperger. Von diesen kam es durch Praxedis von Haunsperg (Tochter
Micliaeis, gest. 14 il) an deren Gatten Ulrich von Fladnitz, der gemeiniglich als Erbauer von Goldenstein
gilt. Das dabei oft angeführte Datum 1449 bezeichnet eine Messenstiftung. Ulrichs in Elsbcthcn. Sichere
I
Schloß Ooldenstein
53
Nachrichten besitzen wir nicht. 1472 war Praxedis bereits Witwe und Goldenstein kam an Georg von
Haunsperg, dem gleichfalls der Bau zugeschrieben wird. Einer anderen Nachricht zufolge soll Goldenstein
an die Tocliter des Fladnitzer gefallen sein, die mit Bernhard von Scherffenberg vermählt war. 1491 kaufte
es Johann Knoll, Bürger in Salzburg, von dem es an Georg Knoll, Pfleger auf Thurn, kam 1534, Niklas
Ribeisen, der in zweiter Ehe mit Elisabeth Pflügl verheiratet war (1540 wurde die Wasserleitung gebaut),
von diesem kam es an dessen Stiefsohn Christof Pflügl zum Goldenstein und Neuenchieming, Rat des
Erzherzogs Karl und Hauptmann zu Gmünd. Als dieser fallierte und seine Güter unter die Hauptgläubiger
»«iif..'- iv.-.sV:'-^. tu^w-- ■
Fig. 49 Scliloß Goldciistein und Kirche hlsbctlien, Sepiazeichnung im Stifte St. Peter
in Salzburg, nach 1711 (S. 52)
verteilt wurden, fiel Ludwig Alt dem Jüngeren 1580 der Sitz Goldenstein samt den Gründen und Holden
im Glanegger und Wartenfelser Gerichte zu. Ludwig Alt starb 1586. Goidenstein ging auf dessen Tochter
Katharina über, die mit Friedrich Rehlingen (gest. 1609) vermählt war. Kurz vor seinem Tode suchte
dieser beim Konsistorium um die Meßlizenz für seine Hauskapelle an: Es sein etlich Jar her, dass
ich ein Altar portatile bekamen, doch mich dessen, wie es sich außer E. hf. Gn. gdgsten Consens auch
nit gezimet hatte, nie gebraucht. Wann aber zu Goldenstain ich ain schlecht und enges Oratorium ge-
bauet, dabei ich und mein Hausfrau, die wir nun zimblich die Jar erraicht und mit teglicher Schwach-
heit haimbgesuecht werden, auch nit alzeit zur Kürchen Gelegenheit haben, gedacht weren, uns ermelten
&4
Gcriclitsbezir'< Salzburg
Fig. 50 Schloß Goldenstein von Süden. Gemälde in Goldenstein (S. 52)
¥ig. 51 Ansicht des Schlosses Goldenstein von Nordwesten (in St. Peter in Salzburg [S. 52))
Schloß Goldenstein
55
itars auf gdgsten Consens ziie gebrauchen, so bitten sie um die Erlaubnis, die am 9. Dezember 1608
auch erfolgt (Konsistorialarchiv). Maria Rehlingen starb 1620, worauf Goldenstein an den Sohn Friedrich,
der wieder mit einer Haunsperg vermählt war, fiel. 1661 kaufte es der Stadtrat Johann Kurz, der sich
nach Goldenstein nannte. 1694 verkaufen Anton Placidus und Franz Gebrüder von Kurz den Sitz, nach-
dem sie ihn vergeblich dem Erzbischof zum Kauf angeboten hatten (Hfk. Ca dni 1694/5 C), an Raimund
Anton iV\einrad Freiherrn von Rehlingen, der das Schloß, als er 1710 in den Barfüßerorden eintrat, gegen
einige oneröse Bedingungen an das Stift St. Peter übergab (Nov. Chron. 630). Es diente fortab als
Sonimeraufenthalt für die Konventualen. 1720 wurde ein Altar errichtet, der im gleichen Jahre durch
den Bischof von Chiemsee geweiht wurde, 1723 wurden zwei Glöckchen zu Ehren der hl. Engel und
der hl. Familie aufgehängt. Das Ausgabenbuch des Abtes Godfrid Kröll vermerkt: 1743 Dezember:
Peter Paul Pe rw anger, Mahler, das neue Uhrblat im Schloss Goldenstain zu mahlen sambt den
2 Zaiger hiezue zu vergolden 9 fl 30 kr. Dem Rationarium seines Nachfolgers Beda entnehmen wir:
f. 41.
1761.
Vcrschidene Bilder seind in die Zimmer in Goldenstein zu öfteren erkaiifft worden mit 26 fl.
Dem Tisc/iler filr 12 schwarz gehalste Ramen in das SpeisziJher zu Goldenstein ä 1 fl. 15 kr. . . 15 fl.
Für andere dergl. 24 Stak theils in Goldenstein, theils In d. S. Bened. und Schot: Zimer 24 fl.
In das Abbtey Zimmer zu Goldenstein seind für neue Fenster, Fenster-Stök Fürhäng und dergl.
ausgelegt und v. der Oeconomie bezahlt worden, so per extractu betraget 63 fl. 10 kr.
f. 41'. den 2ten Juiy dem Tischler Krimpacher für 2 Schenk-Kästen in Goldenstein 8 fl.
dem Tischler Krimpacher für 4 kleine Tischt und einen Schenk- Kasten in Goldenstein // //.
f. 42. 1762.
den 26ten Jenner dem Glaser Mr. Lorenz Patier wird ein Auszug bezahlt für die Fenster der
4 Gastzlmer, dan für d. Speiszimer in Goldenstein mit 62 fl. 17 kr.
f. 42'. den 3ten Febr. wird dem Jos. Heiß Maurer Mr. ein Conto bezahlt für 10 Fensterstein in den
4 neuen Gastzimmern, dan 5 dergl. in dem Speiszimmer zu Goldenstein 21 fl. 45 kr.
den 12ten Febr. dem Schlosser Mr. Rumpl für d. Fensterbeschlächt in dem Speiszimer des Schlosses
zu Goldenstein 8 fl. 40 kr.
f. 43. dem Tischler Krimpacher für Arbeit i d. S. JoaTi-Zimmer und etwas in Goldenstein 6 fl.
1763.
den <?'<■'' Jenner bezalle ich dem Mahler König einen Conto für die Arbeit in den 4 Gastzirnern
dan auch in Goldenstein Speis-Ziiner pr 630 fl. pr. Abschlag 300 fl.
den IS'''" Jener dem Hinterseher Schlosser Mr. einen Conto für die Arbeit in Goldenstein bei
etwelchen Fenstern bonifiziert mit 19 fl. 57 kr.
f. 43'. 1764.
Einem Malilcr wegen 4 Bilder in das Abteizimmer nach Goldenstein 5 fl. 30 kr.
1790 läßt Abt Dominikus das Schloß neuerdings möblieren, wobei hauptsächlich der Tischler Rödl be-
teiligt ist.
1791: Dem Steinmetz von Adnet für Aufsetzen der „Brunnschallen" 10 fl. 27 kr.
Seit 1877 ist das Schloß von Augustiner-Chorfrauen aus Rastatt in Baden bezogen, die hier ein
Erziehungsinstitut „Notre Dame" errichtet haben.
j Lage: Im N. des Ortes Elsbethen, in unmittelbarer Nähe der Filialkirche gelegen, mit dem Untersberg
! und dem Watzmann im Hintergrunde, besonders von NO. her ein malerisches Bild bietend (Fig. 41, 52).
( Charakteristik: Sehr hoher sechstöckiger Bau mit Giebeln im N. und S. und einem von zwei poly-
j gonalen Ecktürmen flankierten niedrigeren Anbau im N.
Äußeres (Fig. 41, 42, 52):
' Rechteckiges Gebäude, Bruchstein, gelb gefärbelt.
I Südfront: In der Mitte, durch eine kleine Doppelstiege vom Hof aus zugänglich, schmuckloses rund-
bogiges Portal, daneben links ein rechteckiges, rechts zwei flachbogige Fenster. Im I.— III. Stock je drei
Lage.
Fig. 41, 52.
Charakte-
ristik.
Äußeres.
Fig.41,42,52.
Südfront.
56
Qericlitsbezirk Salzburg
Westfront.
Nordfront.
Fig. 52.
I
rechteckige Fenster, iin IV.— VI. Stock in der Mitte ein größeres, an den Seiten zwei kleine Fenster, im
VII. Stock (Dachgeschoß) ein rundbogiges Fenster und zwei ovale Luken.
Den Terrassenhof im S. flankieren zwei einstöckige Gebäude, an Stelle der kleineren älteren modern
umgebaut.
Im Südwesteck ein Röhrkasten mit rechteckiger Einfassung aus rotem Marmor; darin Kartusche mit
dem Reliefwappen der Stadt Salzburg und die Jahreszahl 1598.
Tiefer vor dem Hofe liegen Gemüse-, Obst- und Ziergarten. Der ehemalige Teich ist ausgetrocknet.
Westfront: Im Erdgeschoß oben zwei kleine oblonge Fenster, im I. Stock drei, im II. — V. Stock je
vier rechteckige Fenster. Im Anbau übereinander ein kleines und drei größere Fenster, ebensoviele im
W., NW. und N. des Eckturmes.
Nordfront (Fig. 52): Im Anbau unten drei kleine und in den drei Stockwerken darüber je drei größere
Fenster; Schindeipultdach mit drei Dachfenstern.
Ostfront.
Inneres.
Fig. ,S3.
Fig. 52 Goldenslein, Ansicht von Nordosten (S. 55)
In der überragenden Giebelfront des Hauptgebäudes im V. Stock an den Seiten je ein Fenster, im VI.
drei, im VII. Stock eines rechts; angebauter hoher Rauchfang. Der kleinere nordöstliche Eckturm hat im
N., NO. und O. in der Höhe des II. und III. Stockes je zwei Fenster. Beide Türmchen haben pyramidale
Schindelhelme.
Ostfront (Fig. 52): Im Anbau übereinander vier Fenster. Im Hauptgebäude unten und im I. Stock
drei, im II. und 111. Stock je vier größere, im IV. und V. Stock je vier kleinere Fenster.
Hohes steiles Schindelsatteldach, über den beiden abgekappten Giebeln im N. und S. abgewalmt. Über
dem Südgiebel ein Holztürmchen.
Inneres (Fig. 53):
Vom ruiidbogigen Südportale kommt man in eine tonnengewölbte Halle. An ihrem Nordende zwei flach-
bogige Türöffnungen; die linke führt zur Stiege, die rechte zur Sakristei. Dazwischen am Pfeiler rund-
bogige Nische mit polychromierter mittelmäßiger Holzstatue der Mutter Gottes mit dem Kinde (Anfang
des XVIII. Jhs.). Darunter und darüber stukkierte Kartuschen, um 1710. Beiderseits der Nische ein-
gelassen zwei kleine ovale Bilder, Öl auf Leinwand, die Halbfiguren des hl. Josef und des hl. Benedikt.
I
Qoldenstein
67
Gute Arbeiten vom Anfange des XVIII. Jhs. Auf der zum Sakristeigange führenden Holztür ist eine
Stiege und ein Putto gemalt, der ein Spruchband hält. Über der Kapellentür im O. stark übertünchte
stukkierte Kartuschen, um 1700.
Östlich von dieser Vorhalle liegt die kleine tonnengewölbte Kapelle. Im südlichsten Teile, der schon
um 1600 als Kapelle eingerichtet wurde, an den Langwänden niedrige Pilaster mit stukkiertem Bandwerk
(Anfang des XVIII. Jhs.), darauf profiliertes Gesims. Nördlich neben der Kapelle die mit einem gratigen
Kreuzgewölbe gedeckte Sakristei und westlich von dieser ein zweiter Sakristeiraum mit Tonnen-
gewölbe (an Stelle des ehemaligen Pferdestalles).
Holzstiegen, mit flachbogigen Tonnen überwölbt, verbinden die Geschosse miteinander. Im I. — III. Stock
in der Mitte je ein mit einer rundbogigen Tonne gewölbter geräumiger Gang, im IV. Stock flachgedeckter
Gang. Im Südwesteckzimmer im I. Stock schöner Holzplafond mit tiefen, von Perlstäben umrahmten
Fig. 53 Goldenstein, Grundriß des zweiten Stockes 1 : 200 (S. 56)
Kassetten; Ende des XVI. Jhs. Im O. Tür in Holzrahmung, mit seitlichen Pilastern, Gesims mit Triglyphen;
in der Tür selbst zwei quadratische Felder mit Intarsiaornamenten, oben gelb auf schwarzem Grunde,
unten umgekehrt. Ende des XVI. Jhs. — Im S. Tür in ähnlicher Holzrahmung; die beiden einfachen
Füllungen sind hier von Perlstäben umrahmt. Kleiner Wandschrank mit geschnitzter Holzumrahmung,
XVII. Jh.
Statue des thronenden hl. Wolfgang, 95 cm hoch, Holz, neu polychromiert, mit Beil und Buch in den Statue.
Händen. Sehr gute salzburgische Arbeit vom Anfange des XVI. Jhs., neu gefaßt (Kapelle) (Fig. 54). Fig. 54.
Gemälde: 1. 106 X 90. Tempera auf Holz. Maria Verkündigung. Rechts kniet Maria, in blaugrünem Gemälde.
Gewände, mit einem Gebetbuch in der linken Hand; über ihrem nach links gewendeten Haupte schwebt
die Taube. Links kniet der Engel, in weißem Gewände, mit einem gemusterten dunkelbraunen Mantel.
Ober ihm die Halbfigur Gott-Vaters. In der linken Hand, mit der er zugleich den Zipfel des roten
Zeltvorhanges wegzieht, hält der Engel ein Zepter, um das sich ein Schriftband herumschlingt. Rechts
vorne ein Lilienstengel in einer blau-weißen Vase, dahinter ein Betpult. Ober einer braunen Wand
Goldgrund. Gute deutsche Arbeit aus der zweiten Hälfte des XV. Jhs., angeblich von Martin Schongauer.
Stammt aus der Sammlung Kilian in Zürich (Kapelle) (Fig. 55). Fig. 55.
XI 8 .
58
Oerichtsbezirk Salzburg
2. 73 X 38. Tempera auf Holz. Die hl. Barbara, Halbfigur, in grauem Kostüm, rotem Mantel, mit Krone,
Buch, Kelch. Im Hintergrunde grüner Teppich, darüber Gewölbe mit drei rundbogigen Fenstern. Teil-
Fig. 56. weise übermalt. Deutsches Bild, um 1500. Stammt aus der Sammlung Kilian, Zürich (Kapelle) (Fig. 56).
3. 48 X 27. Tempera auf Holz. Halbfigur. Der hl. Apostel Philippus, mit langem, braunem Haar und
Bart, rotem Gewände, grünem Mantel, mit einem großen Doppelkreuze in der Hand. Gelber Nimbus,
schwarzer Hintergrund. Links oben Signatur M in W. Stark übermalt. Auf der Rückseite bemalt mit
gotischen Ranken, Grün auf Schwarz. Deutsch, um 1500 (Kapelle).
Fig. 54 Goldenstein, Holzfigur, St. Wolfgang, um 1500 (S. 57)
4. Pendant dazu. Der hl. Apostel Jakobus Maior, mit langem, braunem Haar und Bart, braunem Piigerhut,
rotem Mantel, mit Buch und Stab. Oben dieselbe Signatur M in W. Von derselben Hand, im Gewände
Fig. 57. stark übermalt. Rückseite wie oben bemalt (Kapelle) (Fig. 57).
Beide Tafeln stammen aus der Sammlung Kilian, Zürich.
5. 48 X 40. Tempera auf Holz. Der hl. Josef und die hl. Maria im Tempel. Halbfiguren. Josef mit
braunem Untergewande, rotem Obergewande, grünem Mantel, mit einem Stock in der linken Hand, die
rechte^ erhebend. Rechts Maria mit gefalteten Händen; weißes Kopftuch, rotbraunes Gewand, grüner
Mantel. Goldener Nimbus. Im Hintergrunde rundbogiges Doppelfenster mit Ausblick auf grüne Berge,
darüber Goldgrund mit eingeschnittenen Ranken. Gutes deutsches Bild.
Aui der Rückseite Fragment aus einer größeren Geißelung Christi, ein bärtiger Knecht, der die
Flg. 58. Geißel erhebt. Anfang des XVI. Jhs. (um 1510) (Fig. 58). Stammt aus der Sammlung Kilian in Zürich
(Kapelle).
I
Schloß Ooidenstein
59
6. 29 X 40. Tempera auf Holz. Der hl. Hieronymus, in Halbfigur, hinter einem Tische stehend, auf dem
ein Zettel, ein aufgeschlagenes und ein geschlossenes Buch mit Brille liegt. Links auf einem Postamente
Totenkopf, Kruzifix, Leuchter, Kerze. Auf einem Regal oben Apfel, zwei Gläser, Schachtel. Rechts durch
ein Fenster Ausblick auf eine Landschaft. Gutes deutsches Bild aus dem Anfange des XVL Jhs. Stammt
aus der Sammlung Kilian, Zürich, angeblich von Quentin Matsys (Krankenzimmer).
7. 56 X 54. Tempera auf Holz. Verspottung und Dornenkrönung Christi. Vor Christus knien zwei Männer,
die ihn verhöhnen, hinter ihm stehen zwei andere, die ihm den Dornenkranz ins Haupt schlagen. Rechts
Fig. 55 Ooidenstein, Gemälde, Maria Verkündigung, Ende des XV. Jhs. (S. 57)
ein fünfter Knecht mit einem Gefäß in der Hand, links zwei Pharisäer. Gute süddeutsche Arbeit, vom
Ende des XVI. Jhs. Stammt aus der Sammlung Kilian, Zürich (Kapelle).
I 8. 59 X 45. Tod des hl. Franz Xaver. Zu Häupten des sterbenden, am Boden einer Strohhütte liegenden
j Heiligen zwei Engel. Oben vier Cherubsköpfe. Gutes deutsches Bild vom Ende des XVII. Jhs. Stammt
I aus der Sammlung Kilian, Zürich (Kapelle).
9. 72 X 106. Halbfigur einer Äbtissin in weißem Habit mit schwarzem Kopftuche. Links unten Doppel-
L Wappen und die Inschrift: Maria Benedicta aetatis 51, 1742. Stammt aus dem Kloster Lichtental in Baden.
10. 30 X 20. Öl auf Holz. Zwei Bildchen, die Madonna und der hl. Josef, Halbfiguren; vergoldete
1 Rocaillenrahmen. Um 1760. Stammen aus dem Schlosse von Rastatt in Baden (Kapelle).
j 11. 70 X 88. Christus am Ölberge, vom Engel getröstet. Rechts die schlafenden drei Apostel. Dahinter
' der Zug der Soldaten. Skizzenhafte, aber gute deutsche Arbeit, Mitte des XVIII. Jhs. (Kapelle).
60
Oerichtsbezirk Salzburg
Fig. 59.
12. 77 X 114. Kreuzaufrichlung. Gute Kopie des XVlll. Jhs. nach Rubens. Aus der Sammlung Kilian,
Zürich (Kapelle).
13. 173 X 87. Eine Europa darstellende Frau (angeblich die Markgräfin Sibilla von Baden), im Gebete
kniend vor den fünf Wunden Christi. Zu den Füßen der Frau liegen vier Kronen und die Tiara. Rechts
von ihr die Vertreterinnen Afrikas, Asiens und Amerikas, eine Negerin, eine Asiatin und eine Indianerin,
andächtig emporblickend. Oben vor Wolken die Hände, Füße Christi mit den Wundmalen und da-
dornenumrankte durchbohrte Herz. Daneben zwei Paare von Cherubsköpfchen. Darüber die Taube de^
Hl. Geistes und Gott-Vater. Gutes deutsches Bild, signiert: J. W. Hauwiller Pinxit 7770 (Kapelle) (Fig. 59).
Fig. 56
Ooldenstein, Tafelbild, St. Barbara, um 1500 (S. 58)
Fig. 57
Ooldenstein, Gemälde, St. Jakob d. Ä.,''umil500 (S. 58)
14. 173 X 87. Anbetung der hl. drei Könige. Ebenfalls von Hauwiller, 1770, nicht signiert (Kapelle).
15. 106 X 74. Apotheose des hl. Johann von Nepomuk. Vor der in den Wolken thronenden Madonna,
auf deren Sclioß das Christkind steht, kniet auf einer Wolke der hl. Johann von Nepomuk, mit seiner
von fünf Sternen umgebenen Zunge in der Hand. Eine Schar von Cherubsköpfchen und Putten mit
Atiributen, die auf sein Martyrium Bezug haben, umgibt ihn. Oben in hellem Lichtglanze Cherubsköpfe
und zwei Putti mit einer Rosengirlande. Gutes süddeutsches Bild aus dem Anfange des XVIII. Jhs.
(Sakristei). Stammt aus Rastatt.
"^^•■J^ T^^^'J^y^^- ^^^' Brustbilder, der hl. Meinrad und der hl. Konrad von Konstanz. Mittelmäßige
Süddeutsche Bilder des XVIII. Jhs. (Sakristei.)
17. 2S X 19. öl auf Holz. Der hl. Johann von Nepomuk absolviert in der Beichte die Königin;
Hintergründe der Bruckensturz, oben Putten. Gutes badisches Bild, Anfang des XVIII. Jhs. (Sakristei)
im
I
Schloß Goldenstein
61
18. 93 X 83. Porträt, Halbfigur. Ludwig von Alt, Besitzer von Goldeiistein; ein alter Herr mit langem,
grauem Bart, in schwarzem Gewände mit braunem Pelzbesatz. In den Händen hält er einen Brief und
ein Paar Handschuhe. Rechts oben sein Wappen und die Inschrift: Aetatis suae 60, anno 1586. Gutes Bild,
teilweise übermalt (Speisesaal).
19. 144 X 88. Porträt, Halbfigur. Raimund von Rehlingen, Besitzer von Goldenstein. Jüngerer Mann mit
brauner Perücke, in schwarzem Talar. Im Hintergrunde Ansicht von G. Mittelmäßig, um 1700 (Speisesaal).
20. 57 X 44. Brustbild eines laiigbärtigen Greises mit einem Krückstock und einem Rosenkranz in der
linken Hand. Gutes süddeutsches Bild, um 1700. Stammt aus der Sammlung Kilian, Zürich.
Fig. 58 Qoldenstein, Tafelbild, St. Josef und Maria, Anfang des XVI. Jhs.
(um 1510) (S. 58)
21. 80 X 64. Porträt, Halbfigur. Markgraf August Georg von Baden, Stifter des Klosters; mit Zopf-
j perücke, Brustpanzer, goldgesticktem rotem Frack, hermelingefüttertem blauem Mantel. Rechts Helm und
Krone. Mittelmäßige badische Arbeit, um 1770. (Aus Rastatt.)
22. Pendant, seine Gemahlin Maria Viktoria, geborene Herzogin von Aremberg, in spitzenbesetztem rotem
Kleide, mit Häubchen. Ihr linker Arm ruht auf einem Aufrisse des Klosters. Von derselben Hand (Aus
Rastatt.)
23. 64 X 91. Auszug des Noah aus der Arche. Voran ein Hirt mit Ziegen, dann ein Knabe, auf einem
Schimmel reitend, gefolgt von einem Mann und einer Frau, dahinter Rinder, Maultiere, Schafe, ein
Kamel. Ganz rechts Noah, emporblickend zur Figur Gottes. Rechts eine Frau, ein Bündel packend.
Gutes italienisches Bild in der Art der Bassani, angeblich von Jacopo Bassano. Ende des XVI. Jhs. Aus
der Sammlung Kilian, Zürich.
62
Oerichtsbezirk Salzburg
24. 109 X 90. Der hl. Petrus, vor dem Kruzifix kniend. Mittelgutes Bild, Anfang des XVllI. Jhs. (Aus
Rastatt.) (I. Stock, kleines Zimmer)
25. 156 X 68. öl auf Holz. Immakulata, auf Erdkugel, Schlange, Mond stehend. Oben zwei Putti mit
einer Rosenkrone, unten die armen Seelen im Fegefeuer. Mittelmäßiges salzburgisches Bild aus dem
Anfange des XVIII. Jhs.
26. 96 X 71. Maria Verkündigung. Von links oben schwebt der Engel zu der vor ihrem Betpulte knienden
Madonna herab, welche die Hände über der Brust kreuzt. Im Hintergrunde die Apsis einer Säulenhalle.
Gutes badisches Bild aus der Mitte des XVIII. Jhs. Stammt aus Rastatt.
27. 71 X 41. Öl auf Kupfer. Zu den Füßen eines von Engeln
getragenen Kruzifixes kniet die hl. Maria Magdalena. Links
steht ein hl. Abt, hinter ihm ein Putto mit Pastorale und
Intel. Am Boden vor ihm liegen Krone und Schwert. Oben
Gott-Vater. Am Rahmen Rocaillen. Gutes Salzburger Bild
aus der Mitte des XVIII. Jhs. (I. Stock, Gang).
28. 36 X 77. Illustration zu Matthäus, Kapitel 7, Vers 6.
Links ein Jüngling, von Hunden angefallen. Andere Hunde
zerreißen die am Boden liegenden hl. Schriften. Rechts
Schwarzwaidlandschaft mit Fachwerkhäusern und einer Stein-
brücke. Am Himmel ein Gewitter. Gutes badisches Bild aus
der Mitte des XVIII. Jhs.
29. Pendant dazu. Illustration zu Matthäus, Kapitel 7, Vers 6.
Links ein Schwarzwalddorf, rechts ein Jüngling, der Ge-
schmeide und Perlen vor die Säue wirft. Von der gleiciien
Hand.
30. 142 X 97. Vier Bilder in geschwungenem schwarzem
Rahmen, aus dem Kloster St. Mergen auf dem Schwarzwalde
stammend (III. Stock, Saal):
a) Der hl. Dominikus übergibt dem König Alphons von
'Kastilien einen Rosenkranz. Links der siegreiche Reiterkampf
mit den Mauren. Oben auf Wolken die Mutter Gottes mit
dem Kinde, von Cherubsköpfchen und Putten mit Rosen-
girlanden umgeben.
b) Der hl. Augustinus begibt sich mit seinen Mitbrüdern
zum Mahle. Rechts ein die Lektion haltender Chorherr.
c) Der hl. Petrus Forerius inmitten von Kindern.
d) Der hl. Kardinal Quarinus verteilt Geld unter die Armen.
Sehr gute, flott und breit gemalte badische Arbeiten, um 1760.
31. 96 X 60. Christus tot am Kreuze. Gutes Bild, signiert:
P. F. Nicodemo pinxit 1764. Aus der Sammlung Kilian.
32. 170 X 84. Die Immakulata, auf der Erdkugel stehend,
mit dem Fu(3 auf den Kopf der Schlange tretend, mit dem
Lilienstengel in der Hand. Oben die Taube und vier Cherubs-
köpfe. Sehr gute Arbeit, signiert: J. W. Hauwiller pinx.
1771. Geschenk der Markgräfin Maria Viktoria von Baden
(III. Stock).
33. Pendant dazu. Der hl. Bernhard, Markgraf zu Baden,
in voller Rüstung, mit Fahne und Schild. Gutes Bild, von
gleicher Hand wie das obige, datiert 1772. Beide stammen
aus Baden (Speisesaal).
34. 183 X 121. Der hl. Aloisius, betend (Speisesaal).
35. 141 X 178. Saulus wird durch Ananias von der Blindheit befreit. Gutes Salzburger Bild aus der
Mitte des XVIII. Jhs. (von König, 17631?]). Stammt aus St. Peter (Speisesaal).
36. Pendant dazu. Der hl. Petrus und der Zauberer vor Kaiser Nero. Von der gleichen Hand (Speisesaal).
37. 78 X 62. Mater dolorosa. XVIII. Jh. (Aus Rastatt.) (I. Stock.)
38.44x66. Öl auf Leinwand. Serie von elf Bildern. Szenen aus dem Leben des
h 1. B e n e d i k t (Klausurtrakt).
a) St. Benedikt verläßt, von Engeln geleitet, die Welt, um sich in die Einsamkeit zurückzuziehen. (Durch
Anbrennen beschädigt.)
Fig. 59 Goldenstein, Anbetung der fünf Wunden
Christi durch die vier Erdteile, von J. W. Hau-
willer, 1770 (S. 60)
Schloß Qoldenstein
63
l ,^_-,^_.._.
Korb mit Brot herab, den ihm der Teufel zu entreißen sucht.
c) Der junge Heilige sitzt mit seinem Gefährten, der ihm am Ostertage Speise gebracht hat, in seiner
Höhle betend vor dem gedeckten Felsentische. Oben zwei Cherubsköpfchen, unten der Rabe (Fig. 60).
d) Landleute bringen dem jungen Heiligen Speise und Trank.
e) Der hl. Benedikt empfängt an der Klosterpforte mit drei Mitbrüdern zwei vornehm gekleidete Knaben,
Maurus und Plazidus, die von ihrem Vater geleitet werden.
/) Der Heilige, bärtig, mit dem Pektorale, nimmt mit offenen Armen einen Jüngling in weltlicher Tracht
auf, der sich an der Klosterpforte mit bittend erhobenen Armen vor ihm niedergeworfen hat.
g) Der hl. Maurus zieht, auf dem Wasser schreitend, den versinkenden Plazidus empor. Rechts stehen,
unter einem Portal der hl. Benedikt und zwei Mönche.
h) Der König Totila, dessen Mantelschleppe von zwei Pagen getragen wird, kniend vor dem hl. Benedikt.
Rechts ein Diener mit dem Zepter auf einem Polster und zwei Krieger.
Fig. 60.
Fig. 60 üoldeiistein, St. Benedikt mit seinem Gefiilirten in der Hölile. Skizze von F. X. König, 1757 (S. 63)
/!) Der hl. Benedikt und die hl. Scholastika in einer Säulenhalle, neben einem runden Tische sitzend. Der
' Heilige, der ein Buch im Schöße hält, erhebt verweisend die Hand, seine Schwester kreuzt die Hände
1 über der Brust. Durch die Pfeiler sieht man auf die Landschaft mit Gewitter und Hagelwetter hinaus.
k) Links der Heilige in seiner Zelle, am Betpulte kniend, zu einer weißen Taube emporblickend, der
1 entschwebenden Seele der hl. Scholastika, die man rechts durch eine offene Tür am Sterbebette liegen
t sieht. Neben ihr drei Nonnen.
i /) Tod des hl. Benedikt. Links der greise Heilige, sterbend in die Arme seiner Mitbrüder zurücksinkend.
Rechts am Altar ein segnender Priester mit einem Ministranten. In der Mitte oben die entschwebende
Seele des Heiligen in Gestalt einer kleinen nackten Figur auf einer hellen, von Öllämpchen eingesäumten
Lichtstraße.
Sämtliche Bilder von einer Hand, vorzüglich gemalt, von F. X. König, 1757, wie die folgenden.
'39. 44 X 66. Serie von fünf Bildern. Szenen aus dem Leben der Salzburger Heiligen
Rupert, Virgil und Vital (1. Stock, Gang).
\a) Der Bayernherzog Theodo übergibt dem hl. Rupert die Schenkungsurkunde über Salzburg. Links
I Gefolge des Herzogs, rechts vier assistierende Mönche. Im Hintergrunde rechts die Taufe des Herzogs
'durch den hl. Rupert, darüber die Zerstörung eines Götzenbildes.
b) Der Schrein mit den Gebeinen des hl. Amand wird von den Mönchen und dem hl. Rupert in feier-
llichem Zuge nach St. Peter geleitet (Fig. 61).
Fig. 61.
64
öerichtsbezirk Salzburg
c) Der hl. Rupert, in vollem bischöflichen Ornat, übergibt am Altar dem vor ihm knienden hl. Vital als
seinem Nachfolger das Pastorale. Ein Diakon hält eine zweite Infel bereit. Links zwei Mönche.
d) Der Tod des hl. Rupert. Der Heilige sinkt beim Zelebrieren der hl. Messe sterbend in die Arme
Fig. 62. zweier Diakone. Rechts drei assistierende Mönche mit Leuchter, Pedum und Infel (Fig. 62).
e) Wunder am Grabe des hl. Vitalis. Zu beiden Seiten des Sarkophages des Heiligen knien links ,eine
Frau mit einem kranken Kinde und ein geheilter Lahmer, rechts ein greiser Lahmer mit einem Kinde
und einer Frau.
Diese vorzüglich erhaltenen, sehr flott und mit kräftigem Strich gemalten 16 Bilder sind die Original-
skizzen des Salzburger Malers Franz Xaver König zu seinen 20 großen Leinwandbildern, welche
die Hochwände des Mittelschiffes der Abteikirche St. Peter in Salzburg schmücken. Vier Skizzen wurden
vor einigen Jahren nach St. Peter übertragen. Alle sind im Jahre 1757 entstanden (vgl. Österr. Kunsttop.
Band XII, S. CLII, 8, 133).
Fig. 61 Goidenstein, St. Rupert bringt die Gebeine des hl. Amand. Skizze von F. X. König, 1757 (S. 63)
40. 103 X 86. Der hl. Ludwig von Toulouse vor dem Kruzifix kniend. Gutes Bild, Anfang des XIX. Jhs.
(Aus Rastatt.) (1. Stock.)
41. 57 X 64. Öl auf Holz. Katze im Gesträuch, mit einem Vogel in den Krallen. Feinpinselig gemalt,
1815. Aus Rastatt. (Speisesaalgang.)
42. Pendant dazu. Fuchs im Gesträuch (ebenda).
43. 44 X 55. Öl auf Holz. Zwei Genrebilder, Hirt mit Rindern und Ziege. Gute deutsche Bilder nach
niederländischer Art, XVII. Jh. Aus Rastatt. (Speisesaal.)
44. 34 X 42. Genrebild. Ein Reiter, zwei Männer mit Hunden und ein Mann mit einem Schimmel vor
einer Hütte mit zwei Frauen. Skizzenhaftes mittelmäßiges deutsches Bild nach niederländischer Art,
Anfang des XVIII. Jhs. Aus der Sammlung Kilian.
45. Pendant dazu. Ähnliches Motiv. Von derselben Hand (I. Stock).
46. 23 X 31. Marine mit Segelschiffen. Vorn in einem Kahn ein Trompeter. Mittelgut, holländisch,
XVll. Jh. Aus der Sammlung Kilian.
47. 48 X 57. Zwei Hafenbilder mit zahlreichen Schiffen; eines mit Walfischjagd, das andere signiert:
V.Velden. Deutsche Kopien des XVII. Jhs. nach holländischen Bildern. Aus der Sammlung Kilian. (1. Stock i
Alle im Zimmer mit der Kassetten decke.
Scliloß Qoldenstcin
65
48. 71 X 172. Ansicht des Schlosses Goldeiistein von S., mit Meierhof und Dorfkirche. Im Hintergrunde
Salzburg. Um 1700 (Speisesaal) (Fig. 50).
49. 44 X 76. Zwei Landschaften, eine mit einem Jäger, die andere mit Hirten und Herde. Skizzenhafte
Arbeiten, Mitte des XVIII. Jhs. Aus der Sammlung Kilian. (I. Stock.)
50. 43 X 64. Vier Aquarelle; Ansichten des Klosters Goldenstein von W., S., O., N. von Louis Wal lee,
um 1830 (Speisesaal).
45 X 33. Relief aus vergoldetem Stuck, Kopf Christi in Profil. Gut, Ende des XVIII. Jhs.
Holz, alt polychromiert. Kopie der Mutter-Gottes-Statue von Altötting, XVIII. Jh.
Möbel (in der Sakristei): 1. Sakristeischrank, niedrig, Holz, braun gebeizt. Zweiflügelig, mit drei
Pilastern und zwei von Perlstäben umrahmten Feldern. Mitte des XVII. Jhs.
2. Niedriger Sakristeischrank, ähnlich, aber ohne Pilaster. Mitte des XVII. Jhs.
Möbel.
Fig. 62 Goldenstein, Tod des hl. Rupert. Skizze von F. X. König, 1757 (S. 64)
3. Hoher Paramentenschrank, Holz, braun gebeizt, schön geschnitzt. Drei nach unten sich verjüngende
geschuppte Pilaster auf Postamenten. Zwei rechteckige Felder in Schuppenrahmen, mit Gebälk und
Volutengiebeln. Darüber Perlgesims, Fries mit Triglyphen, Zahnschnitt, Abschlußgesims mit Perlstab. Sehr
schöne Salzburger Arbeit, Mitte des XVII. Jhs.
Monstranz: Kupfer, vergoldet. Knauf in Form einer Rocaillenvase. Um das Gehäuse Rahmen in Form
eines flammenden Herzens mit runder, von Rosen umwundener Öffnung, dahinter doppelter Strahlen-
kranz. Mitte des XVIII. Jhs. Stammt aus Rastatt.
Kelch: Silber, vergoldet. Reich verziert in getriebener Arbeit. Am runden Fuße drei Cherubsköpfe und
' vier ovale Medaillons mit den eingravierten Figuren der Hl. Rupert und Vital und den Leidenswerkzeugen.
Knauf mit vier Kartuschen. Cuppakorb mit getriebenen Blumen und vier Medaillons mit den Halbfiguren
Christi mit dem Kreuze, mit Geißel und Rutenbündel mit Schilfrohr. — Marken: Salzburger Beschau-
zeichen. Meisterzeichen:
HI
g in Dreipaß. Schöne Arbeit des Hans Jakob Scheibsradt in Salzburg,
um 1660. Stammt aus St. Peter.
Kasel: Silber- und Goldbrokat. Mittelstück rote Rosen mit grünen Blättern, gehäkelt in Seide auf Silber-
grund. Unten das Wappen der Markgräfin Maria Viktoria von Baden, in Seide, Silber und Gold gestickt.
Anfang des XVIII. Jhs.
1
Monstranz.
Kelch.
Kasel.
66
Oerichtsbezirk Salzburg
Fig. 63 Eugendorf, Gesamtansicht von Süden (S. 69)
Eugendorf, Dorf
Archivalien: Stiftsarchiv Seel<irchen (Kirchenrechnungen 1593—1619 und Ai<ten XLV 2). — Pfarrarchiv (Kirchenrechnungen seit
1620, Lücke 1725—1740). — Konsistorialarchiv.
Literatur: Pillwein, Salzachkreis 372. — Dürlinoer, Handbuch 36.
Alte Ansichten: Zwei Gemälde, um 1820, Im Pfarrhof.
Herzog Hugbert von Bayern (er regierte bis 735) gab an die Salzburger Kirche 9 Hüben Jn villa que liicittir Jiipindorf-,
Auch in der Folge wird Hiupandorf, Jiopindorf noch öfters genannt (HAUTHALER, U.-B. 1. 25, 149, 242, 471). In späterer
Zeit war E. auch Sitz eines Gerichtes, das bis 1326 Konrad von Wartenfels und dann bis 1333 Konrad von Kaiharn inne-
hatte. In der Folge gehörte es als Schranne zum Pfleggerichte Neuhaus (vgl. RICHTER, Unters. 703 f.).
Pfarrkirche. Pfarrkirche zum hl. Martin.
Das älteste Kirchenverzeichnis in der Notitia Arnonis (IX. Jh.) nennt auch Ad Jubindorf eccl. cum rtianso I
(Hauthaler, U.-B. 1, 11). Am 1. Februar 1380 verlieh Bischof Konrad von Regensburg der Pfarrkirche zu
Seekirchen und ihrer Filiale, der St. Martinskirche zu Eugendorf, Ablaß (Original in Seekirchen). 1390
stiftete Pfarrer Ulrich von Seekirchen in Eugendorf eine Wochenmesse.
Wir lassen die Auszüge aus den Kirchenrechnungen folgen:
1593 wird eine Tafel zu den 3 Kreuzen (Feldkapelle [?]) gemacht. — 1598: Jörg Hauch, Uhrmacher und Schlosser, für
eine Uhr 45 fl. — 1599: Dem Maler von dem jüngsten Gericht zu malen 10 fl., von den neuen Figuren und dem
Thurm 6 fl. Iß 18 i},. — 1611: Für die Kreuzsäul auf dem Feld zu Eugendorf für Anstreichen und Malen, auch für
den darzuegebnen Bischof S. Martini und für 2 Paar Leuchter 8 fl. — Zu dem Kreuz in Praittenstigen ein Tafel
malen lassen 15 fl. — Visitation von 1614: Sacramentum a cornu dextero altaris in tabernaculo ligneo depicto muro
affixo et cancellis clausa asservatur. 2 Seitenaltäre, rechts: in hon. s. Floriani: links: in hon. s. Sebastiani. — 1626:
Dem Maller wegen der 2 großen Urbletter, audi für das ciain in der Kirchen und für die Sohnenuhr zu mallen und
zu vcrrcnovirn 16 fl. — 1634: Dem Michael Kriechauer, Zimmermann zu Eugendorf, von den neuen Stielen u. a. 48 fL
4 ß 8 ^. — 1635: dto. von dem grienen Gadter bei U. L. Fr. Altar 30 ß. — 1637 wurde der Hochaltar renoviert. Dem
Maler wegen der Ulirstendt zu renovieren, Leuchter auf den hilzern Gatter beym Altar 5 fl. Dem Maler umb eilich
Suchen zum Kripl zu malen 2 fl. 30. Dem Tischler wegen seiner gethanen Arbeit beym Altar 27 fl. 10 ß. Von wegen
der Altarbilder Tragerlohn 30 ß. Dem Maurer, dass er die Löcher zum Fürhang für den Hochaltar ausgebrochen 15 kr.
Als man den Altar (von Salzburg!?]) herausgeführt 10 kr. — 1639: Umb ein neues kupfernes und guet vergoldts Kreuz
dem Goidschmid 16 fL — 1652 wird der neue .Schacher bei der Straß- aufgerichtet. — 1653: Dem Maler für 2 Dafln
■
Eügendoff 6f
dorthin 6 fl. 20 kr. — 1655: Meister Paul D egele. Maller zu Hallein, für ein Sonnenuhr und die Uhrtafel zu
renovirn 7 //. 46. — 1656: Mathe usen Miller, Barger und Maler zu Salzburg, von wegen der neuen Parrkirchen
und 15 Gehaimbnussen U. L. Frau darein zu malen 36 fl. — 1661: Demselben für St. Martin- und St. Sebastian Pildter,
2 Pischkrueg zu renovieren und die 12 Apostel in der Kirchen zu malen 16 fl. 6 ß. ~ 1663: Einen alten Kölch sambt
der Paten umb einen neuen vertauscht, darauf bezahlt 16 fl. 49 kr. — 1667 : Für Hl. Dreifaltigkeit, Maria- und Josef-
Bildnussen auf dem Postament 2 fl. Für einen Kasten in der Sacristey 12 fl. — 1668: Für die neue Tafl U. L. Frau
zu fassen 8 kr.
1682/83 wird der Choraltar gebaut:
Adam Hartmann, Bildhauer, erhält für 2 Seitenbllder St. Georg und Florian(l) 80 fl., füi
das Corpus St. Maria in Gloria 55 fl., 2 Tachung-Engl 4' hoch 6" breit 24 fl., hl. Michael 4' 15 fl.
i und 7 Englsköpf 7 fl., am S.Oktober zusammen 181 fl. ausgezahlt. Adam Pürckmann, Maler,
erhält wegen des Choraltars vom 14. Oktober 1682 bis 23. Jänner 1684 850 fl. Denen Malergesöllen
^K wegen gehabter Mühewaltung ist auf ihr inständiges Anhalten verehrt worden 1 fl. 30 kr. Dem
IB Meister Wolf, Tischler in Salzburg, für an den Choraltar neugemachte Arbeit 250 fl.
IB Fi^f 6 geschnitzte Leuchter und 1 Crucifix auf den Hochaltar dem Bildhauer 24 fl.
' 1685: Dem Meister Wolf Schmidt, Tischler zu Salzburg, für die 2 Seitenaltäre (meist von Wohltätern
I bestritten) 7 //., dem Adam Pürckmann für die 2 Seitenaltarl mit gutem Gold planiert, ver-
galt und schwarz ausgefasst 200 fl., auch 4 Platl oben und unten gemalt, in eins oben St. Catharina,
unten Jesus, Maria und .Tosef, das andere oben St. Barbara, unten St. Antoni de Padua ä 15 fl.
30 fl. Mer hab ich dazugemacht 2 Fastentücher, die Crenung und Geißlung Christi 16 fl.
Wolf Hauset, Tischler zu Seekirchen, für das Altargatter 4 fl., für Kirchenstühle neben dem
Hochaltar 39 fl., für Umsetzung der Kanzel, für die Auszug vor St. Josefsaltar 24 kr. Dem
Adam Pürckmann für Fassung der Canzl, des Altargätters und Opferstockes 70 fl.
Dem Meister Wolf Schmidt für 2 große Wandleuchter zum Hochaltar u/id zum Wetterkreuze
5 fl. 15 kr.
1689: Dem Bildhauer zu Laufen für 2 Leuchter, ein Postament sambt Macherlohn 6 fl.
Wahrscheinlich 1684 gießt Johann Nusspicker, bürgerlicher Stuck- und Glockengießer eine Glocke
um (15 fl. 6 kr.) und 1691 wird abermals eine Glocke in hon. s. Jacobi gegossen.
1692 wird der Turm umgebaut, was 1191 fl. 27 kr. 3 .-^^ erforderte. Dem Hans Schwäbl, Bürger
und Steinmetzen (auf den Thurm 2 Postament und Kugl gemacht) 20 fl.; Ferdinand Rein, Kupfer-
schmied in Salzburg, für Kreuz, Knopf, Helm und die Jahreszahl 80 fl. 85 kr., Adam Pirckmann für
die Vergoldung des Knopfes und Kreuzes 91 fl. 4 kr., Matthias Wichlhamber, Maler in Neumarkt,
für Malung der Uhrblätter und der Sonnenuhr 11 fl.
1693: Adam Pirckmann in die Gruft das Altar l zu butzen, auch 2 Todte zu malen 10 fl.
1698: Dem Adam Pirckmann für ein Grab Christi zu malen 55 fl. Im gleichen Jahr wird eine neue
Emporkirche mit Stühlen gemacht.
1701: Jeremias Sauter für eine Uhr 213 fl. 30 kr. Ferdinand Weilhamer, Zinngießer in Salz-
burg für ein Paar Opferkandl sammt Blattl 3 fl.
1702: Ruep Abtsmann, Tischler zu Seekirchen, für 2 Tragsiein zu U. L. Frau und St. Johanns neben
dem Crucifix 5 fl. 40 kr., Balthasar Böckl, Maler in Salzburg, in der Kirchen die 12 Apostel in
Lorbeerkränz zu malen 8 fl., Mathias Fiesbauer, Schlosser in Seekirchen für 12 neue Apostelleuchter
4 fl. 55 kr. — 1716: Josef Anton Greissing, bürgerlicher Zinngießer, für 2 Paar neue Leuchter
und eine Ampel 22 fl.
Am 8. April 1718 wurde wegen Gießung einer größeren Glocke im Gewichte von 14 Zentner mit Bene-
dikt Eisenberger in Salzburg ein Kontrakt geschlossen und im gleichen Jahr testierte Christof
Gschirr, Oberkellner in St. Peter, zu einer kleineren Glocke 300 fl. — • 1723: Anton Greissing für
(Paar neue Leuchter 6 fl. 22 kr. und Aufgabe der alten.
9*
6Ö
üericlitsbezirk Satzburg
1735 berichtete der Dechant von Seekirchen an das Pfleggericht Neuhaus, dass die Kirche zu Eugendorf
dergestalten baufällig sei, dass sie fast gänzlich von neuem muess repariert und erbaut werden. Zu
diesem Zwecke machte der Hofmaurermeister Tobias Kendler 7 Risse (drei jetzt im städtischen
Museum in Salzburg); am 8. April 1736 war die Kirche bereits abgebrochen; während des Baues, der
sich insgesamt auf 10.372 fl. 37 kr. 3 ^ belief, wurde der Gottesdienst alternativ in Mühlberg und
Kirchberg abgehalten. 1736 wurde die Kirche durch den Dechant von Seekirchen benediziert. Im April
1737 war das vorgenommene Kirchengebäu bis auf das Pflaster zum Ende gelangt (SRA Hofk. Neuhaus
1737 H). Wolf Haas, Schmidt in Eugenbach, für das gemachte neue Kirchengätter sambt Schloss
50 fl. 30 kr., Matthias Gulter und Matthias Wallinge r, Steinhauer in Adnet, für die zwei
großen Kirchenportale 160 fl., Johann Enzinger, Steinmetz am Ulrichshögel, für das Pflaster, Stiege
h'ig. 64 Eugendorf, Pfarrkirche und Pfarrliaus von Nordosten (S. 69)
und Fensterpamb 419 fl. 28 kr., Ruep Hauser, Tischler für Abbrechung der 3 Altar, auch die 2 Seiten-
altär mit neuen Postamenten zu erhöhen 49 fl., dto. für das gemachte Speisgätter 30 fl.. Christof
Feninger, Stokatorer zu Henndorf, für Verförtigung der Kanzl 42 fl.
Am 10. Dezember 1736 bekommt der Stiftsdechant von Seekirchen die Erlaubnis, die maiori ex parte
reparierte Kirche zu benedizieren. 1745 wird von Seekirchen die alte aber noch durchgehends saubere
Monstranze um 203 fl. erkauft. 1760 wird eine Glocke umgegossen. Am 1. Mai 1763 weiht Erzbischof
Sigmund die Kirche persönlich ein. 1771 erhält Peter Paul Berger, bürgerlicher Gürtler in Salzburg.
101 fl. (wofür?). 1781 wird die baufällige Kapelle bei den drei Kreuzen von Grund aus neu gebaut.
1784: Stefan Plazer, Zinngießer, für zwei Opferkandl 2 fl. 33 kr., 1787: Andrä AI tm an n, Bildhauer
zu Neumarkt, für Übermachung des Kristum im Kerker 4 fl. 15 kr. und Georg Mösle aldort für Re-
novierung obigen Kristus 5 fl. 36 kr.
1792 bewilligt das hochfürstliche Konsistorium, daß der alte und ungestaltete Hochaltar der Erfordernis
nach ausgebessert und verschönert und hiefür ein Betrag von 100 fl. verwendet werden dürfe. 1802 wird
eine Monstranz von Gürtlerarbeit auf der Osterdult zu Salzburg um 138 fl. gekauft. 1847 wurde die
Eugendorf
69
alte Orgel nach Kirchberg gegeben nnd durch Orgelbauer Moser eine neue gebaut, auch die Orgel-
empore erneuert. 1852/56 wurde die Kirche renoviert, dabei statt des Kreuzweges von 1737 ein neuer
von Rattensperger aufgestellt. Die Altäre wurden neu gefaßt und im Schiffe zehn Freskogemälde
von Rattensperger gemalt. Am Hochaltar war schon damals die (gekleidete) hl. Maria. Da die
Leute deren Entfernung nicht wollten, wurde sie in eine Nische zurückgesetzt, ringsherum mit einem
vergoldeten Rahmen versehen und auf diese Weise ein förmliches Altarblatt ersetzt. 1857: Neuer Taufstein
durch Steinmetz Haslauer.
Am 24. Oktober 1787 wurde in Eugendorf ein Vikariat errichtet und im gleichen Jahre durch Jakob
Wagner, Maurermeister in Eugendorf — wahrscheinlich nach dem Risse des hochfürstlichen Bauverwalters
Wolfgang Hagenauer — ein Vikariatshaus gebaut, das sich auf 3636 fl. 36 kr. 3 ^|> belief. 1857
wurde Eugendorf zur Pfarre erhoben.
Fig. 65 Eugcndorf, Pfarrkirche, Grundriß 1 : 250 (S. 70)
Charakteristik: Verbindung eines gotischen, 1692 umgebauten Westturmes mit einem 1736—1737
nach Plänen von Tobias Kendler neu erbauten geräumigen, tonnengewölblen Langhaus und gleich-
breiten und -hohen, flachbogig geschlossenen Chor (Fig. 63—66).
Drei Originalrisse von Tobias Kendler bewahrt das Salzburger Museum, zwei Grundrisse (einen
mit der einpunktierten gotischen Kirche) und einen Längsschnitt {einwendtige facciatä). Die alte
gotische Kirche war einschiffig und hatte einen gleichbreiten und gleichhohen, in drei Seiten ab-
geschlossenen Chor, dessen Ostwand bis an die Stufen des jetzigen Hochaltars reichte. Beim Umbau
von 1736 wurde die Süd- und Westmauer benützt, die Nordmauer niedergelegt und um neun Schuh
weiter hinausgesetzt.
Lage: Vom Friedhof umgeben, mitten im Orte (Fig. 63).
Äußeres (Fig. 64):
Langhaus, Chor und Anbauten: Bruchstein und Ziegel, verputzt und weiß gefärbelt. Turm: Ganz aus
Konglomeratquadern, mit verputzten Fugen. Ungünstig wirkt die moderne hellgraue Zinkblechdachung.
Langhaus und Chor: W. Giebelschenkel beiderseits des vorgebauten Turmes. Links oben Boden-
fenster. — S. Unten links ein niedriges Fenster, darüber hohes, rundbogiges Fenster, rechts daneben
rundbogiges Portal (von 1737) in rechteckiger roter Marmorumrahmung mit einem Keilstein und vor-
Charakte-
ristik.
f- ig. 63-66.
Lage.
Fig. 63.
Äußeres.
Fig. 64.
Langiiaus
und Chor.
;o
öcriclitsbezirk Salzburg
springendem geradem Gesims; darüber hohes rundbogiges Fenster. Reclits vom Sakristeianbau zwei
ebensolche hohe Fenster. — O. Einspringender flachbogiger Abschluß ohne Fenster. — N. Analoge Fenster
wie im S. — Hoher Sockel aus Konglomeratquadern, umlaufendes, weit vorspringendes Hohlkehlgesims.
Über Langhaus und Chor gemeinsames, hohes,' modernes Zinkblechdach, über dem Abschluß abgerundet.
Turm. Turm: Vor der Mitte der Westfront des Langhauses. Hoher quadratischer Hauptteil aus Konglomerat-
quadern mit weißverputzten Fugen, mit vorspringendem Sockel; durch vier einfache steinerne Kaffgesimse
in fünf Geschosse geteilt. Im W. spitzbogige gotische Tür in Steinrahmung; darüber modernes Vordach
und schmale Luke. Im N. Anbau 1 (Gerätekammer), darüber schmale Luke. Im S. Anbau 2, darüber
zwei schmale Luken. Im vierten Geschosse drei rechteckige hölzerne Zifferblätter, im fünften vier spitz-
bogige gotische Schallfenster. Über einfachem Gesimse ein aufgesetztes, gemauertes, weiß gefärbeltes
Obergeschoß von 1692 mit acht kleinen Luken. Doppelzwiebelhelm, 1907 neu mit Zinkblech eingedeckt.
Vergoldeter Knauf und Kreuz.
Fig. 66 Eugendorf, Pfarrkirche, Inneres (1737) (S. 70)
Anbauten.
Fried hof-
mauer.
Inneres.
Fig. 65. 65.
Langhaus.
Anbauten: l. Nördlich vom Turm. Gerätekammer. Eingeschossig. Im N. Fenster, im W. Tür. Blech-
pultdach, nach W. abgewalmt.
2. Südlich vom Turm, symmetrisch zu 1 gebaut, im S. zwei flachbogige Fenster, im W. Tür. Dach wie
bei 1.
3. Sakristei, im S. des Chores. Einstöckig. Im W. oben ein Fenster, im S. Tür mit Oberlichtfenster, im
O. übereinander zwei Fenster. Blechsatteldacli, nach S. abgewalmt.
Friedhofmauer: Bruchstein, verputzt, mit Falzziegeln abgedeckt. Im W. und NO. je ein Eingang
zwischen zwei einfachen Pfeilern, im SW. zwischen zwei Pfeilern mit Steinkugeln.
Modern ausgemalt.
Inneres (Fig. 65, 66):
Langhaus: Hoher und breiter einschiffiger Saal mit einem flachbogigen Tonnengewölbe, das durch
breite Gurtbogen in drei, von je zwei flachbogigen Stichkappen eingeschnittene, oblonge Joche geteilt
wird. Die Gurten ruhen aui den weit ausladenden Abschlußgesimsen von flachen Wandpfeilern, die mit
proülierten Sockeln und stukkierten ionischen Kapitalen versehen sind. Unter dem Triumphbogen je zwei
n
I
Eugendorf
71
einander vorgelegte ebensolche Pilaster. - Im W. übereinander zwei Emporen (Holz mit StLici<tibeizug)
mit flachen Böden. Die untere (von 1698, mit geschwungener Brüstung) ruht auf zwei steinernen toskani-
schen Säulen, die auf prismatischen Postamenten stehen. Die obere (von 1847, mit gerader Brüstung) wird
von zwei hölzernen toskanischen Säulen gestützt. Unter der Empore rundbogige Tür mit einfachem
schmiedeeisernem Gitter von Wolf Haas in Eugenbach, 1737; daneben zwei steinerne Aufgang-
stiegen. Ober der ersten Empore rundbogige Tür zum Turme. — Im S. und N. je eine rundbogige Tür
, mit altem Schloß (1736) in flachbogiger Nische. Im S. neben der Kanzel auf drei Stufen rechteckige
Sakristeitür in stukkierter Umrahmung (um 1737). Links darüber rechteckiger Balkon (Holz, stuck-
überzogen) mit rundbogiger Tür.
Chor: Gleichbreit und -hoch wie das Lang-
haus, Boden um zwei Stufen erhöht. Hölzerne
Balustrade mit aufgemaltem, steinfarbenem
Bandwerk (vom Tischler Ruep Hauser,
1737). Einspringender, flachbogiger Abschluß
PI
Eugendorf, Pfarrkirche,
Fig. 67
Hochaltar von 1683 (1792, 1856) (S.
h'ig. 68 Eugendorf, Pfarrkirche,
Ornamentfeld vom Hochaltar, 1683 (S. 72)
mit zwei Pilastern. In den beiden Ecken
Doppelpilaster. Über dem Chorrechteck flach-
bogiges Tonnengewölbe mit flachbogigen Gur-
72) ten, über dem Abschluß Halbkuppel mit zwei
Radialgurten.
Turm: Die Eingangshalle hat ein spätgotisches Netzgewölbe mit beiderseits gekehlten Rippen,
die jede struktive Bedeutung schon verloren haben. Im W. spitzbogige Tür in flachbogiger Nische, im
0. rundbogiger Durchgang zum Langhaus. Zwei marmorne Weihwassermuscheln.
Anbauten: 1. Beinhaus, südlich vom Turme. Gotisches Kreuzrippengewölbe, mit beiderseits gekehlten,
in der Wand verlaufenden Rippen.
2. Sakristei. Beide Geschosse haben flache Decken mit einfachen stukkierten Rahmen. Hölzerne Verbin-
dungsstiege.
Einrichtung:
Altäre: Drei gleichzeitige Altäre, Holz, gelb und rotbraun marmoriert, mit geschnitzten, neu vergoldeten
Verzierungen. Alle drei um 1683, 1856 neu gefaßt.
Chor.
Turm.
Anbauten.
Einrichtung.
Altäre.
72
Gericlitäbezirk Salzburg
Hochaltar. 1. H c h a 1 1 a r (Fig. 67) : Freistehend. Auf drei Stufen sarkophagförmige Mensa. Hoher Aufbau, beiderseits
Fig. 67. neben der Mensa auf einem rechteciiigen Sockelbau ruhend; hohes Predellageschoß, mit je zwei stärker
und zwei schwächer vortretenden Säulenpostamenten und vierzehn rechteckigen vertieften Feldern, auf
denen charakteristische Blatt- und Ohrmuschelwerkornamente (Holz, geschnitzt und vergoldet) appliziert
sind (Fig. 68); Sockel- und Abschlußgesims mit geschnitztem Blattwerk. Im Hauptteile in der Mitte rund-
bogige Nische in einer Umrahmung von 1856. Daneben beiderseits vor kannelierten Pilastern je zwei vor-
gestellte Säulen, die beiden äußeren Paare um eine Stufe zurücktretend, alle mit sehr reich geschnitzten
vergoldeten Kompositkapitälen. Zwischen den Säulenpaaren prismatische Statuenpostamente mit appli-
Fig. 70 Eugendorf, Pfarrkirche,
Statue des hl. Sebastian
am linken Seitenaltar. Anfang
des XVI. Jhs. (S. 73)
Fig. 69 Eugendorf, Pfarrkirche,
linker Seitenaltar, 1685 (S. 73)
Fig. 71 Eugendorf, Pfarrkirche,
Statue des hl. Georg
am linken Seitenaltar. Anfang
des XVI. Jhs. (S. 73)
zierten geschnitzten, vergoldeten Ornamenten. Verkröpftes Gebälk; am Fries applizierte vergoldete Orna-
mente, darüber Eierstabgesims mit Konsolen, vorkragendes Abschlußgesims mit peltenförmigem Blattwerk.
In der Mitte rundbogiges Gesims von gleicher Art. — Breiter rechteckiger Aufsatz mit glattem Sockel,
einem von zwei Säulen flankierten, vertieften, quadratischen Mittelfeld; darin Aufsatzbild in vergoldetem
Vierpaßrahmen. Über dem geraden Gesims geschnitzte und vergoldete barocke Ranken.
Die Tischlerarbeiten machte 1683 Meister Wolf Schmidt in Salzburg. 1792 wurde der Hochaltar aus-
gebessert und verschönert.
Statuen: Holz, 1856 neu gefaßt, a) In der Mittelnische die thronende hl. Maria mit dem auf ihrem
Schöße stehenden, mit einem langen Hemdchen bekleideten Jesuskinde; vergoldete Kupferkrone. Am
Eugendorf
73
Rahmen daneben zwei schwebende Putti mit Leuchtern in den Händchen, b) Auf Postamenten am Gebälk
über den äußeren Säulen die Statuen der Wetterheiligen Johann und Paul (zweier römischer Krieger mit
Sonne und Wolkenballen in den Händen), c) Über dem Aufsatze der hl. Michael mit Schwert und Wage. —
Alle diese sechs Figuren sind gute Arbeiten des Bildhauers Adam Hartmann vom Jahre 1683.
d) Im Hauptteil zwischen den Säulen die Statuen der hl. Bischöfe Martin und Rupert, gute Arbeiten
von 1856.
Aufsatzbild: Öl auf Leinwand. Der hl. Martin teilt seinen Mantel mit dem Bettler. Mittelmäßig, 1856.
Auf der Rückseite des Altars aufgemalt das Datum 1683 und darunter: Renov. 1856.
Jünger ist das Tabernakel (um 1737). Am Sockel ge-
schnitztes vergoldetes Bandwerk und Akanthusblätter. Vor der
mit Messing verkleideten Tür hölzernes Kruzifix; daneben je
zwei Pilaster mit vergoldeten Kompositkapitälen. Am Gesims
vergoldete Akanthusblätter. Oben das Lamm Gottes auf dem
Evangelienbuche, daneben zwei kleine anbetende Putti. Neben
der Tür unten auf Wolken zwei kniende Leuchterputti.
2. Linker Seitenaltar (Fig. 69): Auf einer Stufe ge-
schwungene Mensa. Wandaufbau: Zwischengeschoß von 1737
mit zwei vorspringenden und zwei seitlich ausladenden Kon-
solenpostamenten. Darüber die alte Predella (mit prismatischen
Postamenten an den Seiten) und rundbogiges Altarbild in
geschnitztem vergoldetem Blattwerkrahmen, flankiert von zwei
vorgestellten Säulen mit vergoldeten Kompositkapitälen.
Gerades, über den Säulen verkröpftes Gebälk mit applizierten
vergoldeten Ornamenten. Rundbogige Giebelansätze, in der
Mitte rundes Aufsatzbild, von vergoldeten Ornamenten um-
geben. Zuoberst gemaltes Monogramm Jesu im Strahlen-
kranze.
Der Aufbau wurde 1685 vom Tischler Wolf Schmidt in
Salzburg gemacht (s. S. 67).
Gemälde: Öl auf Leinwand, a) Altarbild. Die hl. Familie, oben
die Taube und Gott-Vater. Um 1856, wohl von Rattens-
p erger. — b) Aufsatzbild. Die hl. Katharina (Halbfigur);
schwache Arbeit von Adam Pirckmann, 1685. — c) Auf
der Mensa der hl. Aloisius, um 1850, mittelmäßig (Ratten s-
perger).
Statuen: Holz, neu polychromiert. Auf Konsolen neben den
Säulen St. Sebastian (Fig. 70), nackt, an einen Baumstamm
gebunden, und St. Georg (Fig. 71), in voller Rüstung, mit dem
Speer den Drachen durchbohrend. Gute Arbeiten aus dem
Anfange des XVI. Jhs.
3. Rechter Seitenaltar, zum hl. Anton v.on Padua; im
Aufbau ganz gleich wie der linke, 1685 vom Tischler Wolf
Schmidt gemacht.
Gemälde: Öl auf Leinwand, ä) Altarbild. Der hl. Anton von
Padua im Gebet; links oben auf Wolken das Christkind, sich
herabbeugend. Mittelgut, in der Mitte des XIX. Jhs. stark
übermalt, b) Aufsatzbild. Die hl. Barbara (Halbfigur); schwach.
Beide Bilder von Adam Pirckmann 1685.
Statuen: Holz, neu polychromiert. Auf Konsolen neben den Säulen, auf Wolken kniend, der hl. Johann
von Nepomuk und ein Schweigen deutender Engel. Gut, Mitte des XVIIL Jhs.
Tabernakel: Holz, neu marmoriert, mit vergoldeten Zieraten. Auf Voluten neben dem Oberteil zwei
kniende Engel, Holz, polychromiert, gute Arbeiten. Um 1737.
Über dem Tabernakel in geschnitztem, vergoldetem Rahmen kleine Statuette des hl. Johannes von Nepo-
muk in Flitterwerkrahmen, um 1737.
4. Altar in der Totenkammer (Beinhaus). Über einfacher Mensa ein auf Holz gemalter Rokoko-
wandaufbau mit applizierten, polychromierten Holzfiguren: In der Mitte Kruzifix, darunter die Madonna,
oben Gott-Vater und die Taube, an den Seiten vier schwebende Putti mit Kelchen. Links unten ein
Engel, rechts ein zweiter mit einem nackten Jüngling (arme Seele) im Arm. Unten die armen Seelen im
XI 10
Fig. 72 Eugendorf, Pfarrkirche, Kanzel
von Christof Feninger in Henndorf, 1737 (S. 74)
Linker
Seitenaltar.
Fig. 69.
Fig. 70.
Fig. 71.
Rechter
Seitenaltar.
Altar in der
Totenkammer.
74
Qerichtsbc'zirk Salzburg
Kanzel.
Fig. 72.
Fegefeuer. An den Seiten auf Postamenten zwei römisclie Krieger mit Sprucliscliilden. Mittelmäßig, Mitte
des XVIII. Jhs.
Unter dem Kreuze ein gemalter Kartuschenschild mit dem Bilde eines die Totenmesse zelebrierenden
Priesters, dem zwei Engel assistieren (Ende des XVII. Jhs.).
Kanzel (Fig. 72): In der Mitte der südlichen Langhauswand. Holz, mit gelb gefärbelten Stukkaturen
auf rot gefärbeltem Grunde. Halbrund. Am Ablauf zwei Cherubsköpfe, darüber Bandwerkgesims, Voluten-
konsolen, durch Blumengirlanden verbunden. An der Brüstung in vier Feldern die Halbfiguren der vier
Fig. 73 Eugendorf, Pfarrkirche, Kreuzigungsgruppe
von Meinrad Guggenbichler, um 1700 (S. 75)
Fig. 74 Eugendorf, Pfarrkirche, Christusstatue
von Meinrad Guggenbichler, um 1700 (S. 75)
Evangelisten. Am Baldachin unten die Taube, am Gesims drei Putti, oben die Weltkugel (mit Wolken
und Cherubsköpfchen), darauf das thronende Christkind. Alles aus Stuck. — Neben der rechteckigen Tür
ein Baldachin mit zwei Cherubsköpfchen (Stuck). An der Brüstung Hand mit Kruzifix (Holz, polychro-
miert). — Interessante Arbeit von Christof Feninger in Henndorf, 1737.
Taufstein. Tauf stein: Marmor, 1857.
Orgel. Orgel: Dreiteiliges Gehäuse, in der Mitte Uhr. Vergoldete, geschnitzte Rankenverzierungen. 1847.
Skulpturen. Skulpturen: Alle aus Holz, polychromiert.
1. Kleine Gruppe der hl. Dreifaltigkeit. Gott- Vater thronend, mit dem Kruzifixus im Schöße, unten die
Taube. Alt polychromiert. Um 1600 (Sakristei).
I
I
Etigeiidorf
75
2. Am Mittelpilaster der nördlichen, Innern Langhauswand. Große Kreuzigungsgruppe mit lebensgroßen,
neu polychromierten Figuren. An den oberen Balkenenden drei Cherubsköpfe. Neben dem sehr gut durch-
modell'erten Gekreuzigten schweben zwei Putten, die mit Kelchen das Blut aus den Wunden auffangen;
ein dritter unter den Füßen Christi. Neben dem Kreuze auf Konsolen Maria und Johannes mit traurigen
Gebärden. Vorzügliche Arbeit, in der Art des Meinrad Guggenbichler um 1700 (die Postamente
wurden 1702 gemacht) (Fig. 73).
3. Statuette des auferstandenen Heilandes, neu polychromiert. Anfang des XVIII. Jhs., sehr gute Arbeit
in der Art des Meinrad Guggenbichler (Sakristei) (Fig. 74).
Fig. 73.
Fig. 74.
Fig. 75 Eugendorf, Ffarrivirclie, L)reifaltigl<eitsgruppe. Um 170;) (S. 75)
4. Gruppe der hl. Dreifaltigkeit, Gott-Vater und Christus auf der Weltkugel thronend, einander bei der
Hand fassend; oben schwebt die Taube. Alte Fassung. Anfang des XVIII. Jhs., gute Arbeit (Sakristei).
Rückwärts eingeschnitten die Initialen M. P., 1829 und 1887 reiiov. (Fig. 75).
5. In einer rundbogigen Nische der Innern nördlichen Langhauswand. Die hl. Maria, auf der Mondsichel
stehend, mit dem nackten Jesusknaben im Arm, mit Zepter und Krone (Messing, vergoldet). Neu gefaßt.
Gut, erste Hälfte des XVIII. Jhs.
6. In rundbogiger, vergitterter Nische gegenüber. Christus als Schmerzensmann, auf einem Felsblock
kniend, mit Eisenfesseln an den Füßen und einem Strick um die Hände. Gut, erste Hälfte des XVIII. Jhs.
7. Standkruzifix, alt polychromiert. Gut, XVIII. Jh.
8. Elfenbeinkruzifix an hölzernem, schwarzem Kreuze. Gut, XVIII. Jh.
9. Auf Tragstangen zwei kleine kniende Leuchterengel. Gute Arbeiten um 1600, roh neu polychromiert.
10. Zwei kleine auf Wolken kniende anbetende Engel. Um 1688.
11. Zwei kleine, stehende Engel mit hornartigen Leuchtern. Gute Arbeiten um 1680 (Sakristei).
12. Tragkruzifix. Mittelmäßig, XVIII. Jh.
13. Außen an der Südwand des Langhauses. Der Gekreuzigte an hohem Kreuze. Gut, XVII. Jh.
10*
Fig. 75.
76
Gerichtsbezirk Salzburg
Gemälde. Gemälde: öl auf Leinwand. Vierzehn Kreuzwegbilder; gut, von J. Rattensperger, 1856.
Monstranzen. Monstranzen: 1. Kleinere Monstranz, Messing, vergoldet und versilbert. Am Fuß vier applizierte durch-
brochene Rocaillenkartuschen mit je zwei Cherubsköpfchen. Getriebener Schein mit Rocaillen und den
geringen Figuren Gott-Vaters, der Hl. Margareta und Katharina. Strahlenkranz mit Baldachin und Kreuz.
Mittelmäßig; Mitte des XVIIl. Jhs.
2. Große i^onstranz, Kupfer, vergoldet und versilbert, mit getriebenen klassizistischen Ornamenten am
breitovalen Fuße. Um das Gehäuse ovaler Rahmen mit unechten Steinen, dahinter durchbrochener, ver-
silberter Rankenrahmen; vergoldeter Strahlenkranz. Mittelmäßig, um 1800; 1802 gekauft (s. S. 68).
Ziborium. Ziborium: Kupfer, vergoldet, mit gegossenen Ornamenten. Mitte des XVIIl. Jhs.
Kelche. Kelche: Silber, vergoldet (Fig. 76). 1. (Fig. 76 c) Am Sechspaßfuß applizierte, in Silber getriebene
Fig. 76f. Verzierungen (sechs kleine, vier größere Cherubsköpfchen und vier ganz kleine), am Nodus vier appli-
zierte Cherubsköpfchen und Kartuschen. Durchbrochener silberner Cuppakorb mit charakteristischen Orna-
menten. — Marken: Salzburger Beschauzeichen. Meisterzeichen: Monogramm DH (oder BH [?], ^^^
Hans Beck, Bürger seit 1645). Schöne Salzburger Arbeit, Mitte des XVII. Jhs. Wohl identisch «Ub
mit dem 1663 eingetauschten Kelch (s. S. 67). ^mmr
BtüTTiitaa^
ksaiti^i
a b c
Fig. 76 Eugendorf, Pfarrkirche, Kelche.
a Von Caspar Riss in Augsburg, um 1700. b Zweite Hälfte des XVII. Jhs. c Salzburger Arbeit um 1663 (S. 75)
Fig. 76*.
Fig. 76 fl.
Opferkänn-
chen u. Tasse.
Wetterkreuz.
2. Reich verziert in getriebener Arbeit. Am Fuß drei Cherubsköpfe und drei Akantliusrankeiikartusclien
mit den Leidenswerkzeugen. Am Knauf drei ovale Knäufe in Laubwerkrahmen. Silberner Cuppakorb,
durchbrochen, mit drei Cherubsköpfchen und drei Kartuschen mit den Leidenswerkzeugen. — Marken
fehlen. — Sehr schöne (Augsburger[?]) Arbeit aus der zweiten Hälfte des XVII. Jhs. (Fig. 76 b).
3. Silber, vergoldet. Fuß und Cuppa ganz übersponnen mit silbernem Filigranrankenwerk; an beiden je
drei ovale Emailminiaturen: Abendmahl, Ölberg, Geißelung; Kreuztragung, Dornenkrönung, Kreuzigung. —
Augsburger Beschauzeichen. — Meisterzeichen undeutlich (wohl CR in Rechteck, R- 412, Caspar
Riss). Schöne Augsburger Arbeit um 1700 (Fig. 76 a).
4. Fuß Kupfer, vergoldet und versilbert mit gegossenen Empireornamenten; Cuppa Silber, vergoldet.
Ende des XVIIL Jhs.
Opferkännchen und Tasse: Silber, getrieben. Am Rande der ovalen Platte Bandwerkranken mit
Trauben, Ähren und den Leidenswerkzeugen in vier Kartuschen. Kännchen mit getriebenen Bandwerk-
ranken. — Marken: Augsburger Beschauzeichen (R- 171). — Meisteizeichen poCR" 529). Schöne Augs-
burger Arbeit um 1730, von Johann Friedrich Bräuer (gest. 1753).
Wetterkreuz: Kupfer, vergoldet. Fuß mit Ornamenten und den Relieffiguren der Madonna, der
hl. Katharina und des hl. Petrus; gute Arbeit von 1639. Oberteil um 1856.
fiugendorf
7?
Ampel: Messing, versilbert. Reich verziert in getriebener Arbeit, um 1800.
Reliquiare: Zwei Reliquientafeln in Form kleiner Barockaltäre, Holz, mit geschnitzten Verzierungen,
schwarz lackiert. In jedem von beiden ein größeres und vier kleinere Wachsmedaillons. — Gut, um 1670.
Vier Altaraufsatztafeln in ornamentalen versilberten Messingrahmen aus der Mitte des XIX. Jhs.
Sie enthalten in der Predella Reliquien in Flitterwerkumrahmung; zwei von ihnen haben im Hauptteil
sehr gute Bildchen (Öl auf Leinwand), Tod der hl. Anna, Tod des hl. Josef, Mitte des XVlll. Jhs. Die
beiden anderen haben kleinere Ölbildchen (St. Isidor und St. Notburga), in Flitterwerkrahmung, Mitte
des XVlll. Jhs.
Leuchter: 1. Zwei sehr große dreifüßige Holzleuchter, alt versilbert, schön geschnitzt. Ende des
XVII. Jhs.
2. Sechs sehr schön geschnitzte, dreifüßige Holzleuchter, neu vergoldet. Von Adam Hartmann in
Salzburg, 1683.
3. Zwei einfach geschnitzte Holzleuchter mit rundem Fuß, gelb und schwarz lackiert. XVII. Jh.
4. Zwei geschnitzte Rocaiilenleuchter, Holz, alt versilbert, Mitte des XVlll. Jhs.
5. Zwei kleine geschnitzte Holzleuchter, versilbert, Mitte des XVIIl. Jhs.
6. Vier dreifüßige Zinnleucliter. Marke: Links Salzburger Stadtwappen, rechts Löwe, darüber lAG, darunter
1700 (Radinoer, Taf. I, 21). Arbeiten des Josef Anton Greissing in Salzburg 1716 (s. S. 67).
7. Acht Zinnleuchter mit runden Füßen. Anfang des XIX. Jhs.
8. Sechs große und zwölf kleine versilberte Messingblechleuchter mit getriebenen Verzierungen. Um 1850.
Vasen: Holz. 1. Vier zweihenkelige, rundbauchige Vasen, mit geschnitzten Akanthusblältern, alt ver-
silbert. Um 1683.
2. Vier schön geschnitzte, neu vergoldete Rocaillenvasen. Um 1760.
Lavabo: Zinn. Halbachteckiger Wasserbehälter und ebensolches Becken. XVIII. Jh., ohne Marke.
Opfertassen: Zinn. 1. Drei glatte, ovale Untertassen ohne Marken.
2. Mit geschwungenem Rande. — Marke: a) PROB ZIN 1795. — PHILIP AlCHINGER SALZBURG.
b) Salzburger Stadtwappen; oben PROBZIN. unten 17 SALZBURG 95.
Ölflasche: Zinn, sechseckig, mit Einschraubdeckel. Ohne Marke, XVIII. Jh.
Kanontafeln: Eine Garnitur, mit geschnitzten und vergoldeten Rocaillenrahmen (um 1763).
Sakristeischrank: Holz, grün lackiert. Am Aufsatzkasten Felder mit geriefelten Leisten und ge-
schnitzte Ornamente. Über der Mitte die Jahreszahl MDCLXVIII. Charakteristisches Stück von 1668. Er
kostete 12 fl. (s. S. 67).
Beichtstühle: Zwei einfache, gelb lackierte Beichtstühle, oben die aufgemalten Ölbilder des hl. Petrus
und der hl. Magdalena (Halbfiguren). Gut, Mitte des XIX. Jhs.
Fahnen: Drei Kirchenfahnen, mit aufgenähten Ölbildern auf beiden Seiten, a) Der hl. Johann von Ne-
pomuk und die Mitglieder einer Bruderschaft in roten Gewändern. — St. Josef mit dem Kinde. — b) Die
hl. Anna mit der hl Maria. — Die hl. Familie. — c) Der hl. Martin und der Bettler. — XVIII. Jh., zum
Teil stark übermalt. Messingaufsätze in guter Gürtlerarbeit.
Grabsteine: 1. In der Turmhalle eingemauert. Große rote Marmorplatte, in vier Felder geteilt. Oben
Spruchkartusche. Darunter rechteckiges Tonrelief, Auferweckung des Lazarus. In der Mitte Grabinschrift
in Rollwerkrahmen. Unten in zwei rundbogigen Arkaden zwei Wappen in Relief (Elefant — springender
Greii); darüber Cherubskopf. David Widtmanstötter zu Pabenschwandt, des Hoc ftf Urs fliehen Pfleg-Ge-
richts Wortenfels, Urbaramt Talgew und Alansee gewester Verwalter; gestorben 1621. — Sein ehiiche
Hausfrau . . Maria Plintenhoferin; gestorben 1637. Gute Arbeit um 1621.
2. Im Schiff, kleine Marmorplatten: Ruepp Oggl, Würth am gasttag, 1721; seine Haußfrau Catharina
Winckkihoferin, 1735. — Vikar Anton Raggel, 1840.
Turmuhr: Von Johannes Beutele in Salzburg, 1779.
Glocken: 1. Kleinste Glocke: Franz Xaver Gugg goss mich zu Salzburg anno 1801.
2. Eine größere, gegossen von Johann Oberascher in Salzburg 1825.
3. Zwei große Glocken von Joseph Oberascher in Salzburg, 1899 und 1901 gegossen.
Ampel.
Reliquiare.
Altar-
aufsatztafeln.
Leuchter.
Vasen.
Lavabo.
Opfertassen.
ölflasche.
Kanontafeln.
Sakristei-
schrank.
Beichtstühle.
Fahnen.
Grabsteine.
Pfarrhof: Einfaches Gebäude, 1787 erbaut (s. Gesch.). — Zwei Aquarelle. Alte Ansichten von Eugen-
dorf von N. und S., in der Art des Louis Wallee, um 1820.
Gmachls Gasthaus: In der Nische über der Eingangstür kleine polychromierte Holzgruppe, der
hl. Martin teilt seinen Mantel mit dem Bettler. 'Gute Arbeit, Mitte des XVIII. Jhs.
Turmuhr.
Glocken.
Pfarrhof.
Gasthaus.
78
öerichtsbezirk Salzburg
Fig. 77 Glanegg, Schloß und Meierhof (S. 80)
Glanegg, Schlof3 und Dorf
Archivalien: SRA (Hl'k. Glanegg 1579 D und 1806/07 A und Hofbauamt 1735 ü).
Literatur: Hübner, Beschreibung der Stadt 1, 514. — Intelligenzblatt 1808, Nr. 22. — Pillwein, Salzachkreis 351.
Jahresber. d. Mus. 1853, 71.
Süss,
Was HüBNER u. a. über die Befestigung dieses Schlosses im „Hunnenkrieg" 901 berichten, ist den kritik-
losen Fabeleien Schlachtners nachgeschrieben. Auch ist es fraglich, ob es jemals ein Ministerialen-
geschlecht gegeben, das sich nach dieser Burg geschrieben hat. Mir scheint vielmehr, daß jener an-
geblich 1279 als letzter gestorbene Reinprecht von Glanegg zur kärntnerischen Familie gleichen Namens
gehörte, in der der Name Reinprecht und Reimbert gebräuchlich war (vgl. v. Jaksch, Mon. Carinth. IV .„
879), wie sie denn wohl sonst in Salzburger Urkunden des XIII. Jhs. begegnen müßten. Die auch von
Kleimayrn (Juvavia S. 425) zur Erklärung des Erwerbes von Glanegg angezogene Urkunde von 1279
beweist gar nichts. Wahrscheinlich verdankt das Schloß den Erzbischöfen sein Entstehen, die entweder
hier gegen die Übergriffe Berchtesgadens in der Nähe Grafengadens (Gartenau) einen befestigten Punkt
schaffen oder aber die Straße nach Bayern am Fuße des Untersberges genügend bewacht haben wollten;
diesem letzteren Zwecke diente ja auch die vom Mönchsberge (Blockhaus, Sinhubstraße) bis zum Unters-
berge führende Mauer und der „Paß" Glanegg.
Um 1350 übersiedelte der Richter zu (Ober-)Alm nach Glanegg, wo er nun öfter auch als Burggraf von
Glanegg betitelt ist.
Seit 1609 wohnte der Pfleger in der Stadt. Das Urbar von 1612 sagt: Das Schloss Glanegg, darinnen
vor Jaren ein Phleger gehaust, ist der Zeit unbewohnt, das gemauerte Richterhaus herunder dem Schloss
hat dismal ain Hausphleger oder Mair daselbs innen. Nach Erbauung des Schlosses Hellbrunn schlug
der Gerichtsschreiber — die Pfleger waren meist Absentpfleger — hier seinen Sitz auf.
Erzbischof Leonhard soll das Schloß in die gegenwärtige Gestalt gebracht haben; 1578 wird der Ge-
fängnisturm, den ein gefangener Priester fast demoliert hatte, neu verwahrt und die erforderlichen Steine
dazu vom Riedenburgberge genommen. Ein Verzeichnis der von Erzbischof Marx Sittich geführten Bauten
sagt: Das schloss Glanegg restaurirt und gleichsamb von newem erpaut (SRA II). Erzbischof Paris Lodron
li
Glanegg
79
\
'.■.^^■'■^.■■r.r.'^ä^-i.-.\:!ff.\;ir:-!^.}?fi^ijii.^^^^
Fig. 78 Schloß Glanegg, Situation (S. 80)
*
i I
Fig. 79 Schloß Glanegg, Grundriß 1 : 200 (S. 80)
80
Gerichtsbezirk Salzburg
erbaute die Paßstation und Leopold Anton vor 1735 das Hofmaierschaftshaus. Das weißmarmorsleinerne
hochfürstliclie Wappen daran machte Bartlmä Pf all, der 1729 die Bildhauerswitwe Anna Clara Weißen-
l<irchner geheiratet hatte.
Am 12. März 1804 übernimmt Kurfürst Ferdinand auf Anerbieten der Landschaft das Schloß Glanegg
und enthebt diese von den Erhaltungskosten. Unter bayrischer Regierung wurde es 1812 an den Arzt
Dr. Franz de Paula Storch verkauft, der die Kapelle am Fuße des Schloßhügels erbaute und es bis 1838
besaß. Dessen Witwe verkaufte es an den Grafen Arco, dieser wieder an Perwein. Nach weiterem Besitz-
wechsel kam Glanegg 1896 an die Freiherren Mayr von Meinhof.
l
Fig. 80 Glanegg, Meierhof (S. 81)
Beschreibung. Beschreibung: 1 km nördlich vom Nordfuße des Untersberges am südlichen Gipfel eines isolierten,
baumbewachsenen Hügels erbaut, die ganze umliegende Ebene, das „Moos", weithin beherrschend.
Der Bau hat die charakteristische Form der Salzburger Schlösser des XVI. und XVH. Jhs.
Einfacher, im Grundrisse rechteckiger, kastenförmiger, dreistöckiger Bau mit rechteckigen Fenstern. Bruch-
stein und Ziegel, rauh verputzt und hellgelb gefärbelt, mit glatten Fensterumrahmungen. Ausladendes
Hohlkehlgesims, steiles, über den Schmalseiten abgewalmtes Schindelsatteldach.
W. (Hauptfront): Im Erdgeschosse links ein kleines Fenster. Im I. Stock beiderseits je ein Fenster, in
der Mitte rechteckige Tür in marmorner Rustikaumrahmung, in der Mitte das schön skulpierte Marmor-
wappen des Erzbischofs Markus Sitticus Grafen von Hohenems (1612 — 1619). Vor der Tür (zu der wohl
ursprünglich eine Eingangsstiege hinaufgeführt hat) eine aus Ziegeln aufgemauerte, auf starken Pfeilern
ruhende Altane mit modern unterwölbtem Boden und kunstloser moderner Ziegelbalustrade, weiß verputzt
und mit wildem Wein bewachsen. In den beiden oberen Stockwerken je drei Fenster (im III. Stock in
der Mitte Doppelfenster).
Auf der Nordseite und einem Teil der Ostseite führt eine aus Bruchsteinen aufgemauerte, mit auf Holz-
stützen aufruhenden modernen Schindelpultdach überdeckte Rampe zu dem in der Ostseite angebrachten
Eingange. — N. Im I. Stock drei Blendfenster, im II. und III. Stock je drei rechteckige Fenster, oben
drei Bodenluken. — O. In der Mitte des I, Stockes rechteckige Tür in marmorner Rustika-Umrahmung
Glas
81
wie im W.; moderner hölzerner Vorbau; daneben je ein Fenster in S!einrahmung. In den beiden oberen
Stockwerken über der Tür je ein Doppelfenster, daneben je zwei Fenster.
Das Innere bietet nichts bemerkenswertes. Gegenwärtig ist das Schloß ganz unbewohnt (Fig. 77 — 79). Fig. 77—79.
Meierhof (Fig. 80): Südlich unterhalb des Schlosses liegt ein Meierhof mit einem Gasthaus und einem Meierhof.
rechteckigen Torturm im W. An der Ostseite des Torturms, dessen Einfahrt mit einem gratigen Kreuz- Fig. 80.
gewölbe gedeckt ist, hängt unterhalb zweier Schlitzfenster das Marmorwappen des Erzbischofs Leopold Anton
Freiherrn von Firmian (1727 — 1744). An dem südlich an den Torturm anstoßenden einstöckigen Gebäude
ist über der Tür im O. ein schönes Marmorwappen des Erzbischofs Ma,x Gandolf, Grafen von Kuenburg
(1668 — 1687), mit einem Cherubskopf und der eingemeißelten Jahreszahl 1669 angebracht. Ein zweites,
größeres, halb zertrümmertes Kuenburgwappen aus Marmor hängt über der Nordtür des südlich davon
stehenden großen Stallgebäudes, das innen zum Teil mit gratigen Kreuzgewölben auf Pfeilern eingewölbt ist.
Über der Gasthaustür eingemauert rechteckige rote Marmorplatte mit den nebeneinander gestellten Wappen
des Erzbistums Salzburg und des Erzbischofs Johann Jakob von Kuen-Belasy (1560 — 1586) mit der In-
^'^^"f*^ ION. lAC. D. G. ARCH
/EPS. SALZ. APO. SE. LEGA. MDLXXI
Fig. 81 Glas, Doiitorschlössel (S. 82)
Glas, Dorf
Zur ersten Bestiftung der Salzburger Kirche gab Herzog Theodbert (nach 700) auch .villam cum tributalibus viris super
Salzaha qiie dicitur ülasä'^. Auch später wird der Ort .Clasa, Glosa, Glese, Gleise" oft genannt (HAUTHALER, U.-B. 1,
23 und 1027). Die dahinterliegende Gegend, die Fager, kommt ebenfalls schon zirka U36 als Vagra vor (a. a. 0.352);
es ist nicht zu verwechseln mit dem Schlosse Vager, das auf der Straße von Reichenhall nach Hallturn liegt und seit dem
XV. Jh. den Namen Oberhausen führte.
Doktorschlössel (Schloß Radau n).
Archivalien: Stiftsarchiv Nonnberg.
Dem Stifte Nonnberg wird 1116 von Erzbischof Konrad I. der Hof zu Glase bestätigt. Auch die späteren
Besitzbestätigungen nennen diesen Hof, der, in der Folge mehrmals geteilt, der Mittelpunkt des nonn-
XI 11
Doiitor-
schlössel.
82
Gerichtsbezirk Salzburg
Beschreibung.
Fig. 81.
Stanzinghof.
Äußeres.
jii; ;
Oier..
bergischen Besitzes in dieser Gegend war. Noch 1382 und in den späteren Urbaren wird er der Hof
zu Glas genannt. 1412 besaß ihn Hans Perbein (Perwein); seine Besitzerreihe steht seit 1451, wo er
nach den Inhabern der Fneseneggerhof zu Glas heißt, lückenlos fest. 1509: Hans Friesenegger, 1520:
Jörg Friesenegger, 1544: Niclas Vockenberger zu Prähausen und seine Frau Christina Friesenegger,
1554: Wolfgang Zwischlberger und seine Frau Margareta Friesenegger. 1559 wurde der Hof durch eine
Überschwemmung hart mitgenommen. 1564: Hans Stainhauser, 1568: Martin Hofhaymer, 1574: Wolfgang
Magerle, 1580: Georg Schifer und seine Frau Anna ([?] Magerle), 1601: Christof Lackner, 1605: Thomas
Paumgartner, 1627: Jacob Kaspis und seine Frau Katharina Pemkerin, 1640: Georg Reuter, 1649: Johann
Pinder, Pfarrer zu Sieghartsdorf, Diözese Passau, 1652: Christof Pinder, 1669: Jacob Mayr und seine
Frau Margareta Schwarzin, 1670: Franz Mayr, hochfürstlicher Medikus (seither wohl der Name „Doktor-
schlössel"), und seine Frau Johanna Solari, eine Tochter des Dombaumeisters, 1704 deren drei Kinder,
1715: Josef Anton Mayr, 1718: Franz Caspar von Maralt und seine Frau Marie Martha Mayrin, 1740
schenken sie es an die Kirche Aigen, die es 1789 an Hans Sinnleichner und seine Frau Marie Langeckerin
verkauft, 1800 deren vier Kinder, 1802: Rupert Eisl, 1825 dessen vier Kinder, 1842: Rupert und Anna
Eis], 1852: Dr. Gstirner, 1853: Josef und Maria Beringer, 1860: Bartlmä und Walburga Angelberger,
1860: Therese Walponer. Seit 1879 ist das Schlössel im Besitze des Dr. Viktor Freiherrn von Fuchs
und seiner Frau Maria geb. von Görres.
Beschreibung: Stattliches rechteckiges Haus, weiß gefärbelt, zweistöckig, mit einfachen Fenster-
umrahmungen. Im S. Tür, daneben je ein Fenster, in den beiden Stockwerken je drei Fenster. Im O.
fünf Fenster Front, abgekappte Giebelwand mit zwei Dachgeschossen. Im I. Stock rechts eine Loggia
mit drei flachbogigen Arkaden und zwei kurzen Steinsäulchen. Im N. vier Fenster Front. Im W. (ab-
gekappte Giebelwand) unten Tür, oben vier Fenster Front. Aus dem hohen Schindelsatteldach (mit'
Krüppelwalm im O. und W.) ragen über den Ecken des Gebäudes vier moderne gemauerte Türmchen
hervor, sechseckig, mit schmalen Luken und Blechpyramidenhelmen. Im S. hoher Rauchfang, im W.
kleinerer. — Im Parterre und I. Stock gewölbte Räume, im II. Stock nur flachgedeckte Zimmer. — Der
II. Stock ist sichtlich jünger, die Türmchen ganz neu (Fig. 81).
Stanzinghof.
Archivalien: Stiftsarchiv Nonnberg. Literatur: HObner, Stadt 570.
Die ältesten Urbare von 1334 und 1382 verzeichnen das dem Stifte Nonnberg grundherrliche Gut ze
Obernaigen (Oberaigen), als dessen Inhaber von 1412 — 1520 die Prähauser erscheinen. In Aufzeichnungen
der Jahre 1520 — 1547 wird diese Besitzung geradezu Prähausen genannt (Doppler -Widmann, Nonnberger
Urk. S. 277, Nr. 575), die damals Niclas Vockenperger zu Prähauseti innehat, dem 1541 — 1564 wieder
ein Leonhart Prähauser folgt. Die folgenden Besitzer sind 1564 Gandolf Welat, 1575 Ezechlel Stanzlng,
der dem Hofe dauernd seinen Namen gegeben hat, 1583 Georg Stanzin g, 1592 Simon Werndl
und seine Erben, 1653 Hans Eggl und seine Erben und seit 1768 Familie Schwarz. 1641 erhielt
der Hof das Schankrecht und 1727 ward er zu Erbrecht verliehen. 1790 wird „wegen Erweiterung des
Hauses" eine Novalstift auf das Gut gelegt.
Äußeres: Zweistöckiges stattliches Gebäude, mit abgekappten eingeschossigen Giebeln an den Schmal-
seiten. Im SO. hübsches Rokokoportal aus gelblichem Marmor mit geradem Sturze und einem
von zwei Voluten flankierten Aufsatze mit breitovalem vergittertem Oberlichtfenster. Darunter Marmor-
täfelchen: /. G. SCH. 1791. Im I. Stock fünf Fenster mit Eisengittern. — NO. Fünf Fenster Front.
Marmorportal ähnlich wie im SO., mit der eingemeißelten Inschrift: Georg Schwarz 1790. Die fünf
Fenster des I. Stockes haben hübsche Eisengitter. — SW. Sechs Fenster Front. Im I. Stock Eisengitter,
die beiden links reicher, die anderen kunstlos. Ziegelsatteldach mit Krüppelwalm über den Giebeln. An
der Langseiten breite hölzerne Hohlkehlgesimse.
;";:cr£G; Der i^ltere südöstliche Teil hat im Erdgeschosse Tonnengewölbe mit Stichkappen, ebenso der
Mittelgang 'xa l. Stock. Der später (1790) angebaute kleinere nordwestliche Teil hat flache Decken.
im I. Stock zwei einfache Holzkassettendecken.
Zwei gußeiserne Ofen. Im Gastzimmer ein größerer mit Doppeladler, zweimal Schäfer und Schäferin
iri_ Rocaillenrahmen; interessantes Stück, datiert 1762. Im II. Stock ein kleinerer mit Reliefköpfen, datiert
1/91 (tönerner Oberteil mit Lorbeergewinden).
Gneis
83
Fig. 82 Gneis, Weiherhof (S. 83)
Gneis, Ortschaft
Weiherschlössel (Weiherhof) (Nr. 1).
Literatur: HObner, Stadt 1, 442. — PiixWEiN, Salzachl<reis 345 f.
Dieses Schlößchen wurde im Gegensatze zu dem Schloss am oberti Weiher (Anif) das am untern Weiher
genannt. Am 4. März 1614 gibt Bischof Ernfiied von Chiemsee dem Domherrn Paris Grafen Lodron
i|
Fig. 83 Weiherhof, Grundriß des Erdgeschosses 1 : 200 (S. 84)
das Schlössl auf der Gemain vor dem Nonntal am Weyr genannt zu Leibgeding (Or.). Am 24. De-
zember 1642 gibt Erzbischof Paris Lodron unter der Bedingung den Hof Guggental einem jeweiligen
11*
84
Gerichtsbezirk Salzburg
Bischof von Chiemsee, daß er das Schlößchen auf der Gmain einem beliebigen Domherrn zu lebens-
länglichem Nutzgenuß überlasse.
Beschreibung. Beschreibung: Der „Weiherbauernhof" (Gneis, Nr. 1) ist ein einstöckiges Gebäude, sechs Fenster
Front, mit einem fünffensterigen Giebelgeschoß. Ein gemeinsames Schindeldach bedeckt den Wohntrakt
und den stattlichen, durchaus gewölbten Stall, dessen Gewölbe auf Marmorsäulen ruhen. Auch die Futter-
Fig. 82, 83. tröge sind aus Marmor (Fig. 82, 83).
Daneben steht das kleine Ausgedinghäuschen (Gneis, Nr. 2), rechteckig, einstöckig, gegiebelt, mit Schindel-
Fig. 84. Satteldach. An seiner Westseite sind nebeneinander zwei skulpierte Marmorplatten eingemauert (Fig. 84).
Die eine zeigt zwischen zwei Pilastern mit Blattkapitälen, die durch ein profiliertes Gesims verbunden
sind, die zwei von Intel und Pastorale bekrönten Wappenschiide des Bischofs von Chiemsee Ägid Rem
(1520 — 1536), die andere enthält in ähnlicher architektonischer Umrahmung die in erhabenen klassischen
Kapitalbuchstaben gemeißelte Inschrift:
AEGIDIVS.DG.
EPIS. CHIEMEN.
AEDEIS HAS EX
FVNDAMENTIS
INSTAVRAVIT.
Fig. 84 Gneis, Weiherhof. Inschriftcnplatte des Bischofs Agid Rem von Chiemsee,
um 1530 (S. 84)
Gnigl, Dorf
Archivalien: Konsistorialarchiv (Bauakten, Rechnungen 1738—1768). — Landesregierungsarchiv (Hofl<. Neuhaus 1733 A).
Literatur: HüBNER, Stadt 559. — Pillwein, Salzachl<reis 376. — Dürlinger, 59.
Alte Ansichten (im Salzburger Museum): Aquarell von Fr. Gremel, 1792. — Kolorierte Radierung von Louis Wallee, um 1800.
Ob der in den Breves Noütiae genannte „rivolus Glanide' auf den Glanfelder- oder auf den Gniglerbach zu beziehen ist,
ist fraglich; für letzteres spräche der in gleichem Zusammenhange genannte Ort Kußdorf (HAUTHALER, U.-B. 1, 33)
„Fluvius Gnigl' wird 1271 genannt (A'oviss. Chronicon 293).
i
farrkirche. Pfarrkirche zum hl. Michael.
Eine Kirche in Gnigl erscheint erst 1585, und zwar als Filialkirche der Stadtpfarre. 1699 wurden Gnigl
und Aigen zu einer Kuratie vereinigt; 1852 wurden beide zu selbständigen Pfarren erhoben.
1701 wird bewilligt, bei der St. Michaels-Capellen ein Vordach zu erbauen, um dadurch mehr Platz für
die Kirchenbesucher zu gewinnen. 1711 wurde der Plan zu einer Erweiterung gefaßt und hierfür von
Sebastian Stumpfegge r, Hofsteinmetz- und Maurermeister, ein Riß gemacht. Der Überschlag
belief sich auf 4000 fl. Aber noch 1722 war nichts geschehen und von Stumpfegger ein neuer Riß
vorgelegt worden. Erst als ein Herr de Messa, kaiserlicher Konsul bei der Republik Venedig, 2000 fl.
zum Kirchenbaue vermachte, wurde die Sache in Angriff genommen. Der Bau stand unter der Leitung
des Hofmaurermeisters Tobias Kendler. Im Salzburger Museum befinden sich drei von diesem für
t
f
Qnigl
85
Gnigler Kirche gezeichnete Pläne, Grundriß und Südfassade (ein unausgeführter und der ausgeführte
Entwurf). — Vom Neuhauser Steinbruch wurden zum Ausmauern der Kirchen- und Sakristeigrundmauern
120 Klafter Mauerstein, zu dem Turm-, Kirchen- und Sakristeisockel 23 Klafter Nagelstein, 260 Klafter
Mauerstein von der Riedenburg zu den Mauern ausser dem Grund, dann zum Gewölbe 210.000 Mauer-
ziegel und 11.000 Metzen Kalk von der Hofbaumeisterei geliefert. Den Grundstein legte Leopold Firmian,
Domherr, Konsistorialpräsident und Dompropst zu Trient, im Jahre 1732. Große Geldknappheit war die
Ursache des langsamen Fortschreitens des Baues und 1733 wurde nochmals um ein Darlehen von 3000 fl.
beim Erzbischof angesucht: Unser Marianisches Gnadenbild quam Cels""'^ et Clem'""^ princeps Joannes
Ernestus piiss. mem. Mariam tutelam nominari voluit, wird ungezweifelt Euer hj. Gnaden besonders
beglücklidiste Regierung in annorum myriades beschützen. Die Zimmerarbeiten machte Georg Hueber,
Hofzimmermeister, die Stukkaturarbeiten Johann Kleber. Die Bauunkosten beliefen sich auf
11.884 fl. 287^ kr.
l'ig. 85 Qnigl, Gesamtansicht von Nordwesttn (S. 86)
Am 5. Dezember 1732 konnte der erste Stein zum Hochaltar gelegt werden. 1733 läßt der Kurat Johann
Scherer auf eigene Kosten die Kanzel machen. Der Hochaltarbau erhielt durch ein Legat der Frau Anna
Theresia Glick, geborene Laimprucher in Salzburg, per 1000 fl. eine Förderung. Stumpfegger hatte
den Hochaltar von verschiedenem Marmor ohne Bildhauerarbeit um 4000 fl. in Akkord genommen und
1738 aufgestellt, wegen Geldmangel aber nur 1800 fl. erhalten, weswegen bis 1742 ein Prozeß anhängig
war. Am 11. Juni dieses Jahres wurde er erst damit beendigt, daß der Kurat Scherer aus eigenem 379 fl.
zahlt und Stumpfegger 650 fl. nachläßt; immerhin verblieb noch eine unbedeckte Summe von 1421 fl.
An Arbeitslöhnen waren in der Zeit von Oktober 1736 bis März 1739 in 118 Wochen für Steinmetz,
Steinschleiffer und Stainprecher 2360 fl, vor underschidliche rode, graue, weiße und mellierte Marmor-
stein 732 fl, für Bildhauer, Tischler und Vergolder 1092 fl verausgabt worden. Am 22. Dezember 1738
werden Herrn Zanusi, Mahlern in Salzburg, für die 2 Hochaltarblattl über die von einem gewissen
Guetthäter erlegten WO fl noch bezahlt 200 fl. Als Urheber der Bildhauerarbeiten dürfen wir wohl
Josef Anton Pfaffinger ansehen, wenn uns auch nur eine Abschlagszahlung von 20 fl. in den
Akten belegt ist.
Am 24. Juni 1738 nahm Erzbischof Leopold Anton die Einweihung der Kirche vor.
se
öerichtsbezirk Salzburg
Charakte-
ristik.
Fig. 85—89.
Die Rechnung von 1756 vermerkt: Mathias Ab s mann, Tischlermeister in der Onigl wegen gemachten
Tabernakel zum Kreuzpartikel 3 fl.
Charakteristik: Einschiffige, kreuzförmige Barockkirche mit Frontturm, 1732 — 1738 nach Plänen
des Tobias Kendler erbaut (Fig. 85 — 89). Die namentlich in ihrer inneren Raumwirkung trefflich
gelungene Kirche ist wohl die beste Leistung dieses Baumeisters.
Äußeres. Äußeres (Fig. 85, 86) :
Fig. 85, 86. Die Kirche ist nach Norden orientiert.
Bruchstein und Ziegel, verputzt und grüngelb gefärbelt. Umlaufender hoher Konglomeratsockel und reich
profiliertes Kranzgesims mit glattem Fries. Lisenengliederung.
I
i
Fig. 86 Gnigl, Pfarrkirche von Nordwesten (S. 86)
Langhaus. Langhaus: S. Dreiecksgiebelfront mit vorgebautem Turme. — W. Links vorspringender Querarm mit
rundbogigem Fenster. Rechts rundbogiges Portal in Sandsteinrahmung, oben drei rundbogige Fenster. —
O. Entsprechend wie im W. — Schindelsatteldach.
Chor. Chor: Rechteckig, mit flachbogigem Abschluß. Im O. und W. je ein rundbogiges Fenster. Schindel-
satteldach, nach N. abgewalmt.
Sakristei. Sakristei: Im N. des Chors, niedriger als dieser. Im N. und O. übereinander je zwei Fenster, im W.
Tür mit Oberlicht, darüber Fenster. Konglomeratsockel, Hohlkehlgesims, Schindeldach. *
T nn. Turm: Im S. des Langhauses, dreigeschossig. S. Rundbogiges Sandsteinportal mit flankierenden Pilastern
ui';i rundbogigen Giebelansätzen. Darüber Marmorwappen des Erzbischofs Johann Ernst Grafen Thun
^t;- 'If: 'nschrift: I. E. A. S. F. F. 1696. In dem rechteckigen Felde darüber neu übermaltes Wandgemälde:
3or.ne:/aiir, darüber die auf Wolken thronende Himmelskönigin mit dem Jesukinde, von Putten und
Cherubskcphhen umgeben; Chronogramm auf 1854. Im W. und O. übereinander je vier Luken. Im
dritten Geschoccc vier rundbogige Schallfenster in Putzumrahmung, darüber Zifferblätter, kräftig profi-
liertes Kranzgesims. Rot gestrichener Schindelzwiebelhelm, daran die Jahreszahlen 7752, 1833, 1885.
Vergoldeter Knauf und Kreuz.
üiiigl
87
Friedhofmauer: Bruchstein, mit Steinplatten abgedeckt. Im S. Haupteingang zwischen zwei kugel- Friedhof-
bekrönten Konglomeratpfeilern, im W. neuer Eingang mit Stiege. mauer.
Inneres (Fig. 87, 89):
An das geräumige helle Langhaus schließt sich ein wenig ausspringendes Querhaus und der schmälere
Chor, alle in gleicher Höhe überwölbt. Die kräftige Wandgliederung, die delikate Stukkierung der
Gewölbe und die ganz einheitliche und gleichzeitige, in gesättigten warmen Farben, vorwiegend Rot
und Gold, gehaltene Einrichtung vereinigen sich zu einem Gesamteindruck von ausgezeichneter harmo-
nischer Wirkung.
Die Wände und Gewölbe sind grünlich gefärbelt, Kapitale und Gesimse weil3, Pilaster gelb (1900 reno-
viert). Umlaufender marmorierter Sockel Wandgliederung durch Pilaster mit profilierten Basen und
großen ionischen Stuckkapitälen, darauf über Friesstücken umlaufendes, kräftig vorspringendes, reich
profiliertes Kranzgesims. Flachbogiges Tonnengewölbe, von je fünf rundbogigen Stichkappen ein-
geschnitten; die sechs Quergurten und im Querschiff auch die zwei Längsgurten sind mit stukkierten
Bandwerkornamenten (von Johann Kleber, 1733) verziert. Die Fenster haben abgeschrägte Laibungen
und helle ornamentale Glasfenster (von 1909). Fußboden aus roten und weißen Marmorplatteii.
Inneres.
Fig. 87, 89.
Fig. 87 Gnigi, Pfarrltirche, Grundriß 1 : 300 (S. 87)
Langhaus: Im S. Musikempore mit flachem, von vier Konsolen getragenem Boden und geschwungener
Brüstung, reich verziert mit stukkiertem Bandwerk; im O. hölzerne Aufgangssliege. Über dem Kranz-
gesimse im vorspringenden Turmteile Uhr mit rundem Zifferblatlc. — Die beiden rundbogigen Türen
im 0. und W. und die Turmtür (in flachbogigen Nischen) haben schöne Eisenbeschläge und Schlösser
(um 1733); neben jeder ein marmornes Weihwasserbecken.
Im Querarme zwei in flachbogige Nischen eingebaute Beichtstühle. Am Gewölbe in geschwungenem
Stuckrahmen staik übermaltes Deckengemälde: Maria Himmelfahrt.
Chor: Gleichhoch, einspringend. Boden um zwei rote Marmorstufen erhöht. Schöne Bandwerkbalustrade
aus verschiedenfarbigem Marmor (um 1733). Am rechteckigen Gewölbefelde besonders reiche Stukkaturen
(Band- und Gitterwerk) von Johann Kleber, 1733.
An der Westseite des Chors kleine rote Marmorplatte mit der Inschrift: MDCCXXXVIII die XXIV. Junii
in festo S. Joannis Baptistae Ego Leopoldus Eleutherius Archiepiscopus ac Princeps Salisburgensis
Legatus natus Germaiüae Primas etc. etc. ex Antiquissimis ac Illustrissimis L. L. B. B. de Firmian etc.
etc. consecravi Ecclesiam et Altana haec in honorem b. virginis Mariae tutelaris et S. Michaelis
archangeli et reliquias ... in eis inclusi . . .
Sakristei: Beide Geschosse flach gedeckt. Im Erdgeschoß an der Südwand schön gearbeitetes
Lavabo aus rot und gelb gesprenkeltem Marmor. Muschelbecken, unten eine Maske als Ablauf, um
1737 (Fig. 88).
Turm: In der Eingangshalle gratiges Kreuzgewölbe. Im N. zum Langhause flachbogige Öffnung mit
einfachem, schmiedeeisernem Gitter. — Im S. rundbogige Tür. Marmorne Weihwassermuschel.
Langhaus.
Querarm.
Chor.
Sakristei.
Lavabo.
Fig. 88.
Turm.
88
Gericlitsbezirk Salzburg
Einrichtung.
Altäre.
Hochaltar.
Fig. 90.
Seitenaltäre.
Linker
Seitenaltar.
Fig. 91.
Rec
Kanze';.
Einrichtung:
Größtenteils einheitlich, frühes Rokoko, 1733—1738.
Altäre: 1. Hochaltar (Fig. 90). Über drei roten Marmorstufen geschwungene Mensa aus rotem
und gelbem Marmor; daran in der Mitte Kreuzkartusche, an den Enden zwei Cherubsköpfe (Holz, poly-
chromiert). — Aufbau aus rotem, gelbem, gesprenkeltem und grauem Marmor. Im Mittelteile über der
Predella das rundbogige Altarbild, flankiert von zwei Säulen vor Pilastern, darauf Gebälkstücke und
flachbogige Giebelansätze. An den Seiten zwei rundbogige Durchgänge, darüber je zwei Säulen und
Pilaster mit Gebälk, alle mit Basen und Kompositkapitälen aus vergoldetem Holze. Breiter Aufsatz mit
Seitenvoluten und gesprengtem Giebel. Den Aufbau stellte
S. Stumpfegger in Salzburg 1738 her (s. S. 85).
Tabernakel: Das ursprüngliche Holztabernakel (jetzt in der
Sakristei) wurde 1913 durch ein marmornes ersetzt. Vor der
Drehtür die alte kleine Kreuzigungsgruppe. Darüber byzan-
tinisierendes Madonnenbild in vergoldetem Rahmen mit Strahlen-
kranz, zwei Engeln, sechs Cherubsköpfen.
Gemälde: Öl auf Leinwand. Altarbild: Der hl. Michael stürzt
den Luzifer. Gutes Bild von Jakob Zanusi, um 1738. —
Aufsatzbild: Christus mit dem Kreuz und Gott-Vater mit der
Weltkugel; ebenfalls von Zanusi, 1738.
Statuen und Figuren: Holz, polychromiert. Über den beiden
Durchgängen die lebensgroljen Statuen der Apostel Petrus und
Paulus (Kopien nach den Marmorstatuen vor dem Dom in
Salzburg). Darüber je ein Putto mit Girlande. Am Aufsatze
zwei Engel, zwei Putti mit Kelch und Anker, zwei kleinere mit
dem Kreuze, darunter die Taube des Hl. Geistes. Zwei Blumen-
vasen, drei Inschriftkaituschen, sechs Rosetten, zwei Festons,
zwei Palm- und Lorbeerzweige; alle Holz, vergoldet.
Diese Skulpturen wohl von Josef Anton Pfaffinge r, 1738.
Zwei Seitenaltäre von 1734 — 1735, im Aufbau einander
gleich. Über zwei Holzstufen hölzerne, marmorierte Mensa mit
vergoldetem Kreuze. Wandaufbau: Holz, mit Marmorstuck über-
zogen. Predella mit eingebautem Tabernakel. Altarbild, flankiert
von je zwei übereckgestellten Pilastern, die unten in Voluten
endigen. Verkröpftes Gesims mit vergoldeter Inschriftkartusche.
Aufsatzgiebel mit Seitenvoluten und aufgebogenem Gesimse.
Oben Palmette und Kreuz. Die geschnitzten Holzverzierungen,
Kapitale und Rahmen sind vergoldet. Je zwei vorzügliche Ge-
mälde (Öl auf Leinwand) von Jakob Zanusi, zwei Statuen
und vier Putti (Holz, polychromiert und vergoldet), wohl von
J. A. P f a f f i n g e r.
2. Linker Seitenaltar (Fig. 91). Altarbild: Der Gekreuzigte,
umgeben von der Gottesmutter, den beiden hl. Johannes, dem
hl. Rupert, dem hl. Jakob d. A. Unten ein Engel und zwei
Seelen im Fegefeuer, oben Monstranz, von zwei Engeln ge-
tragen, darüber die hl. Dreifaltigkeit. Signiert: Jac. Zanusi
Pinx. 1735. — Aufsatzbild: Der hl. Josef (Halbfigur) mit dem
Jesukind, umgeben von Cherubsköpfchen und einem anbetenden
Putto. Gut, ebenfalls von Zanusi, 1735.
Zwei Statuen, die Hl. Georg und Florian, und vier Putti, 1735.
3. Rechter Seitenaltar: Altarbild: Der hl. Johann von Nepomuk, am Betschemel kniend. Hinter
;-l:m ein Engel, der auf ein aufgeschlagenes Buch weist, rechts zwei Putti mit Lorbeerkranz und Palm-
zweig, oben zwei Putti mit Zungenrehquiar und Cherubsköpfe. Gute Arbeit, signiert: Giacomo
Zanusi iiiv. et pinsse Sal. An. 1734. — Aufsatzbild: Der hl. Anton mit dem Jesukinde, Cherubs-
köpfchen. Gut, ebenfalls von Zanusi, 1734.
Zwei Statuen, die Hl. Ignaz von Loyola und Karl Borromäus, vier Putti, um 1734.
Kanzel: An der Ostseite des Langhauses. Holz, mit verschiedenfarbigem Marmorstuck überzogen.
Aufgangstiege mit Geländer. Brüstung mit vier vergoldeten Stuckreliefs, Halbfiguren der Evangelisten
und vier Namenskartuschen. Ablauf von zwei Putten gestützt. An der Brüstung Arm mit Kruzifix. An
Fig. 88 Gnigl, Pfarrkirche, Marmorlavabo,
um 1737 (S. 87)
I
Gnigl
89
der hölzernen Rückwand Namen Jesu. Am Schalldeckel unten die Taube im Strahlenkranz, oben vier
sitzende Putti mit Kreuz, Herz, Anker, Kelch, als Bekrönung posauneblasender Engel. 1733 (s. S. 85).
Tauf stein: Marmor, 1849. Taufstein.
Orgel: Marmoriertes einfaches Holzgehäuse mit vergoldeten Ranken, Mitte des XIX. Jhs. Orgel.
Beichtstühle: Zwei Beichtstühle, mit vergoldeten Rankenaufsätzen. Um 1735. Beichtstühle.
Zwei Chorbänke mit ähnlichen Ranken. Um 1735. — Einfache Kirchenbänke.
Skulpturen: Holz, polychromiert und vergoldet. 1. Großes Kruzifix, vom Triumphbogen herabhängend. Si<ulpturen.
Gut, um 1735.
2. Sechs große Statuen an den Wänden, auf Konsolen mit Namenkartuschen: Maria, Johannes (Chor);
Johann von Nepomuk, Anton von Padua, Franz von Assisi, Leonhard (Langhaus). Mittelmäßig, um 1735.
Fig. 89 Gnigl, Pfarrkirche, Inneres (S. 87)
3. Statue der Immakulata, auf der Weltkugel stehend, mit zwei Putten. Um 1735 (Langhaus)!
4. Tragkreuz. XVlIl. Jh. (Sakristei).
')■ Leichenkreuz, auf Tragstange über Totenkopf. Mitte des XVIII. Jhs. (Sakristei).
Leuchter: 1. Acht dreifüßige Zinnleuchter. Ende des XVlll. Jhs.
2. Sechs geschnitzte dreifüßige Hochaltarleuchter, Holz, silberbronziert. Um 1735.
3. Vier dreifüßige Leuchter, Holz, alt vergoldet, mit Ranken. Um 1735.
1. Vier altvergoldete Holzleuchter mit runden Füßen. Um 1735.
). Zwei Wandleuchler (Holz, goldbronzierl) mit breiten Kartuschenschilden, reich mit Muschelwerk ge-
schnitzt. Um 1750.
Ampeln: Zwei aus Zinn (Ende des XVII. Jhs. und Mitte des XVIII. Jhs.), eine aus Messingblech, ver-
•silbert, getrieben, um 1800.
Leuchter.
\V e i h b r u n n k e s s e 1 :
XI
Zinn. XVIII. Jh.
Ampeln.
Weihbrunn-
kessel.
12
90
Gcrichtsbezirk Salzburg
Monstranzen.
Fig. 92.
Monstranzen: 1. Große Piachtmonstranz. Silber, vergoldet, reich verziert in getriebener Arbeit. Am
Fuße vier Rocaillenkartuschen mit Trauben und Rosen. Um das Gehäuse ein schmaler und ein breiter
Rocaillenrankenrahmen mit Reben; Strahlenkranz. In Relief daran unten St. Michael, oben Gott -Vater
und die Taube, zuoberst Kreuz. Am Fuße gravierte Inschriftenplatte: M.A.SH. EX VOTO 1779. Zwei
Repunzen. Alte Marken fehlen. Sehr gute Arbeit, um 1760. (Fig. 92.)
Fig. 90 Gnigi, Piarri<irche. Hochaltar von Seb. Stumpfegger, Sliulpturen von Plaffinger,
Gemälde von Zanusi, 1738 (S. 88)
Ziborium.
2, Messing, vergoldet und versilbert. Verziert mit getriebenem Band- und Muschelwerk. Am Knauf vier
Cherubsköpfe. Großer Schein mit fünf Engeln und Gott-Vater in Relief. Rankenrahmen und Strahlen-
kranz. Mittelmaßig, um 1740.
Ziborium: Glatt, Silber, vergoldet. — Marken: Augsburger Beschau (großer Pinienapfel). Meister-
zeichen: LS in Breitoval (R^ 483; wahrscheinlich Ludwig Schneider, gest. 1729). — Große Krone
aus Silber, zum Teil vergoldet, unechte Steine. — Marken: Salzburger Beschau. Meisterzeichen: IM ir
Schild (wohl Josef Mayr, Bürger seit 1728).
Qnigl
91
Kelche: Alle aus Silber. 1. Prachtkelch. Reich mit Rocaillen getrieben. Am Fuße und an der Cuppa
je drei Emailbildchen, von roten Steinen umrahmt: Dornenkrönung, Sturz unter dem Kreuze, Kreuzigung —
Geißelung, Abendmahl, Ölberg. Am Fuß Inschriftenplatte: B. V. M. et S. Michaeli Archangelo d. d. d.
Nicolaus Grassmayr (Pfarrer von Gnigl, 1752 — 1771). — Marken: Augsburger Beschau mit Jahresbuch-
staben I (1749—1751 ; R^ 192). Meisterzeichen: I G I in Breitoval. Sehr schöne Augsburger Arbeit, um 1750
(Fig. 93).
Kelche.
Fig. 93.
Fig. 91 Gnigl, PfarrtcircliL'. Linker Soitenal
Gemälde von Zaniisi (S. 88)
2. Zum Teil vergoldet, mit getriebenen Rocaillen verziert. Am Knauf drei Kartuschen. Durchbrochener
silberner Cuppakorb (Rocaillen). — Marken: Augsburger Beschau mit Jahresbuchstaben G (1745 — 1747
R^ 190). Meisterzeichen: Kleines S in Oval. Augsburger Arbeit, um 1746.
3. Zum Teil vergoldet, mit getriebenem Muschelwerk verziert. Durchbrochener Cuppakorb. — Marken:
Augsburger Beschau mit Jahresbuchstaben G (1745-1747; R^ 190). Meisterzeichen j.^g (R^ 545). Augs-
burger Arbeit des Johann Jakob Schoap oder Josef Ignaz Safer, um 1746.
4. Zum Teil vergoldet, mit getriebenen Rocaillen. Durchbrochener Silberkorb um die Cuppa. — Marken:
Beschauzeichen von Tittmoning (Bischof über Tor; bei R- 3650 schlecht). Meisterzeichen: EH. Am Fuß
12*
92
Oericiitsbezirk Salzburg
Bittgangs-
kreuz.
''rcuzpartikcl-
graviert: M. E. /?. nee Aigneriii 1755. Gute Arbeit des Egydius Hablitscliek in Tittmoning,
um 1755.
Bittgangskreuz: Silber. Am Fuß aufgelegt die vergoldeten Halbfiguren der vier Evangelisten. Am
Kreuz vergoldeter Kruzifixus, hinten vergoldete Relieffigur der Madonna. — Marken: Salzburger Beschau.
I F
Meisterzeichen: ^ in Schild. Salzburger Arbeit, um
1720, wohl von Jakob Friedrich Gatto (Bürger
seit 1709).
Fig. 92 Gnigl, Pfarrkirche, Monstranz,
um 1770 (S. 90)
Fig. 93 Gnig], Pfarrkirclie, Kelch von I. Q. I.
in Augsburg, 1750 (S. 91)
Kreuzpartikelmonstranz: Silber, zum Teil vergoldet. Am ovalen Fuße schön getriebenes Band-
werk, ebenso am Knauf. Um das Kristallkreuz Rahmen aus Ranken, dahinter vergoldeter Strahlenkranz.
Zvei Repunzen. Um 1740.
u i' a b s t c i n ;
l!:i
Friedhof. Marmorobelisk mit Putto. Katharina Dreyer, 1840.
Glocken: .. Größte Glocke. Kruzifix, Maria-Piain, Madonnenbild von Gnigl, St. Josef. Umschrift:
saeCVLI hVIVs F.CCr.slAH CfLebranDI CaVsa rItV soLennI beneDICta fVI (Chronogramm = 1838).
Benefactorum . . . munificentia comparata. Gegossen v. F. X. Giigg z. Salzburg.
Gnlgl
93
2. HI. Dreifaltigkeit, St. Michael, Kruzifix. Umschrift: Sub r. D. parocho G. Beaupre denuo fiisa a F.
Oberascher Salisburgi MDCCCLIV.
3. Immakulata, St. Andreas, Kreuzigung, St. Michael. Gegossen von Josef Hollederer in Salzburg 1849.
4. Kruzifix. Johann Oberascher in Salzburg anno 1788.
Turmuhr: Von Johann Beutele, 1805.
Fried hofkapelle: An der Südwestecke des Friedhofes, flachbogig abgeschlossen. Große flachbogige
Öffnung und Tür mit Eisengittern, um 1740. Zinkblechpyramidendach. Innen ein übermalter Kulissen-
altar (Seelen im Fegefeuer), vier Holzleuchter, zwei Reliquienpyramiden, um 1740.
Grabsteine:
Perzl, 1810.
Turmuhr.
Friedhof-
kapelle.
Gelbe Marmorplatten. 1. Pfarrer Nikolaus Graßmayr, gest. 1771. — 2. Johann Bapt. Grabsteine.
Kapelle zu Unserer Lieben Frau am Schnoderbach (Luggaukapelle). Kapelle.
Archivalien: SRA (Hofk. Neuhaus 1700 M, Relat. 1700, f. 51).
Literatur: Reitlechner, Marianisches Salzburg 74.
Im Jahre 1699 suchte Adam Reithmayr, Mailner in der obern Kendl und Melbler in Salzburg: .nachdem die St. Sebastians-
und Rochusbruderschaft in Salzburg das von mir (1690) unweit meiner Mahle in der obern Gnigl von Holz erbaute, her-
nach aber von hoher geistl. Obrigkeit der genannten Bruderschaft zugeeignete kleine Capellel von Mauer auffahren und
in etwas erweitern, auch vor dem schlimmen umbvagirendten GesOndl und Ungewitter besser verwahren zu lassen gedacht
ist und mich ersucht hat, den erforderlichen Grund 20' lang und 11' breit herzuschenken, was ich auch willens bin', um
den Konsens hiezu an, da der Grund hofurbar sei. Hiebet wird auch angefahrt, daß die Kapelle von der Stadt und den
Wallfahrern nach St. Wolfgang rege besucht wird. Am 12. November 1699 erfolgte die erbetene Bewilligung.
Äußeres: Weiß gefärbelter Bruchsteinbau. Rechteckig mit halbrundem Abschlüsse. Im O. Tür, darüber Äußeres.
Ovalfenster, Dreiecksgiebel, modernes hölzernes Glockentürmchen. An den beiden Langseiten je ein
Fenster. Im Abschlüsse zwei Schmalfenster. Schindelsatteldach. Neben der Tür hübsche kleine marmorne
Weihbrunnschale, um 1690.
Inneres: Neu ausgemalt (1879). Neben der Tür Weihbrunnschale aus Marmor. Alter Fußboden aus Inneres,
roten Marmorplatten. Vor dem Altarraume schmiedeeisernes Gitter mit F. D. (um 1700), rechts daneben
Nische mit geringer Holzstatue Christi an der Geißelsäule, XVllI. Jh. — An der Decke des Altarraumes in
stukkiertem Rahmen ein Gemälde (Öl auf Leinwand i: Gott- Vater, die Taube des Hl. Geistes und drei
Putti; Anfang des XVIII. Jhs.
Einrichtung: Einrichtung.
Altar: Einfach; Holz, marmoriert. An der Mensa die ge.malle Figur Christi im Grabe. In dem von
Voluten flankierten Aufbau schön geschnitzter, mit Bandwerk verzierter Holzrahmen (um 1730); darin das
geringe alte Altarbild, die Luggau-Madonna mit dem Leichnam Christi auf dem Schöße, daneben zwei
Engel, oben ein Cherubskopf. Darunter die Inschrift: Gott dem Allmächtigen u. unser lieben Frauen zu
ehren hat Adam Reitmair sambt seinem Eheweib Rosina gebohrne Gemahlin dieses anhero machen
Ao 1690. Daneben zwei geringe hölzerne Leuchterpulten. Vier vergoldete Holzleuchter, Monogramm
Maria, Sonne und Mond.
Holzskulpturen: 1. Statuette des hl. Wolfgang. Anfang des XVI. Jhs., gut. . Holz-
2. Statuette des hl. Vital, XVll. Jh. Skulpturen.
3. Christus an der Geißelsäule, um 1700.
Gemälde: Öl auf Leinwand. 1. Alte Kopie eines 1669 zu Rom auf wunderbare Weise gemalten Mutter- Gemälde.
Qottes-Gnadenbildes. Unten Inschrift.
2. Großes Bild. Abbildung des Mutter-Gottes-Bildes in der Luggau (Kärnten) und der Wunder, die es
wirkte. Zu beiden Seiten knien unten Kaiser Ferdinand 111. und die Kaiserin. Unten Inschrift von 1702.
3. Die sieben Gnaden des Mutter-Gottes-Bildes in der Luggau. Um 1700.
4. Die schmerzhafte Mutter Gottes neben dem Kreuze. Um 1700. Alle vier geringe Arbeiten. Fünf
Votivbilder (1745, 1766, 1811, 1814).
94
Gerichtsbezirk Salzburg
Schloß Neuhaus.
Archivalien: SRA (Hofk. Neuhaus 1596/9 L, 1603/5 L, 1650 N, Relat. 1695, f. 267'. Landschaft Fasz. 29, Nr. 50).
Literatur: Hübner, Beschreibung 1, 167. — Pillwein, Salzachkreis 377. — Richter, Untersuchungen 703 ff. — Süss, Jahresber.
des Mus. 1853, 81.
Nach den alten Chroniken erbaute Erzbischof Eberhard III. von Neuhaus das Schloß im Jahre 1424, wohl
zum Sommeraufenihalte. Eine Neugründung war es jedoch nicht, denn nicht nur 1400 ist schon ein
Schloßpfleger auf Neuhaus bezeugt, sondern sogar schon 1219 erscheint ein Chunradus de nova domo
als Zeuge in einer Urkunde (Or. in St. Peter) und 1254 schenkt Erzbischof Philipp dem Abte Richker
mansum unum sab novo castro situm (Stiftsarchiv St. Peter, Cod. P Nr. 85). Wahrscheinlich nannte sich
auch der in Urkunden um 1270 häufig begegnende Gotscalcus de novo castro oder datz dem newn
hous nach diesem Schlosse.
Seit 1508 war es Sitz eines Pfleggerichtes. Einem Berichte des Pflegers vom 30. April 1599 entnehmen
wir, dass das Schloss Neuhaus an etlichen Orten offen und jedermann aus- und eingehen kann, dass
das Haubtthor. die Kirchenthür von der Capellen. die Thür am Thurm darin die Kheichen steht, auch
llllilÄfaÄiiiuiNiiiiliiiiiiHliiiiiilmliliniiiKIjiiiiiiiiiiiiBliliiiiiiililMiilil«;::;,!:;:;:;«^^^ i4ill;illli|i,INi,.liiiii,Jii!:i,,ii;aiiiiill:;illlii)llll!!lteÄ \
'nm
Fig. 94 Schloß Neuhaus bei Gnigl, Grundriß 1 : 600 (S. 95)
alle Schlösser, Pänder und Eissenzeug darvon abweg gebrochen, der Brunn eingeworfen worden. Und ist
zu besorgen, es möchten sich Icstlich böse Leutt darin aufhalten, auch die am Seittenmaur, welche ganz
frei steht, auf die I.andstrassen herabfallen und Schaden thuen, wie dann der Wind immerzue die Stain
darvon herabwirft. Erzbischof Wolf Dietrich aber gedachte nichts in dies Schloss zu verpauen. Damals
also amtierte schon der Pfleger respektive der Gerichtsschreiber, die wohl überhaupt in der Stadt wohnten,
im Amtshaus herunten in Gnigl; in diesem waren laut Inventar von 1605 auch die Folterwerkzeuge und
die Gefängnisse untergebracht.
Die Urbarsbeschreibung von 1608 schildert Neuhaus wie folgt: Das Schloss Neuhaus ist dieser Zeit alles
paufellig und nit zu bewohnen, der Schlossperg daselbst würdet anjetzo mit dem Hofvieh abgeözt, welcher
ober mit Stauden und Thernern merersthails verwaxen, also dass er wenig Nutz ertregt.
1550 sucht der Zimmermeister Wolf Braunwieser an, in das Zimmer ober der Capelle im Schloss ein-
;.' -,i zit dürfen. Dann aber scheint das Schloß doch für das Pfleggericht bewohnbar gemacht worden
:':. 1572 wurde ein Archivraum zugerichtet.
x_i'5 vvLiiJe :';ii Schloß vom Blitze getroffen und teilweise eingeäschert. Die Amtsverrichtungen werden,
^oicj-^ uciii uiu'crs Gelegenheit erpauet werde, an dem erödeten Ort verrichtet, die Schreib- und Ver-
nörstuben werde, wan der Gerichtsschreiber von dem Ambt zum Mittagessen und- zu Nacht nach Hans
Gnigl
95
gehe, mit 2 Gespör verwahrlich zugespört, das Archiv seye mit eysernen Palcken und Gattern, auch
einer eisern und hölzernen Vorthilr versechen. unter dem Schlossthor wohne der besoldte Thorwarth.
welcher das untere Thor verwahret und verspürter halten thuet, das Archiv aber stehe doch gleichwollen
bey so entstehender Feuersprunsten in keiner Sicherheit, müssen die Schreib- und Verhörstuben ganz an
das Archiv gehet, oben und unten mit hölzernen Böden versechen, welche zu Winterszait beschwerlich
zu heizen und dahero vil Holz (so sambt dem Wasser mit großer Mühe auf den Perg muss gebracht
werden) hiezu vonnethen ist. Desgleichen gebe es die Erfahrenheit, dass es in diesem Gepey bey 30 Jahren
hero zum drittenmal habe eingeschlagen, der erste Straich seie ein Wasser- und der andere ein Feuer-
straich gewesen, welcher die sogenannte Einsidlerey völlig abgeprant habe. 1697 wurde nun das Pfleg-
haus in Gnigl erbaut und das Schloß — nach Hübner „viele Behältnisse, Keuchen und Keller, 9 ordent-
liche Wohnzimmer und eben soviele Küchen für kleine dürftige Familien enthaltend" — an Private
vermietet. 1793 nahm es Graf Lehrbach um 50 fl. in Pacht, der auch vieles veränderte. 1795 nahm Neu-
haus Graf Franz Lodron, Gesandter am schwedischen Hofe, in Bestand. Churfürst Ferdinand ließ es am
30. Dezember 1803 als freieigen an den Meistbietenden um den Ausrufspreis von 3000 fl. versteigern,
und als sich kein Käufer meldete, wurde es neuerdings Lodron um 100 fl. auf 3 Jahre übertragen. Am
16.August 1811 endlich wurde mit allerhöchstem Reskript die Versteigerung verfügt. Die Besitzer wechselten
rasch: 1811 Graf Franz Lodron um 200011., 1820 Gräfin Wilhelmine Lodron geb. Gräfin Thürheim, 1820
Rudolf Graf Westphalen, 1828 Josef Plainer, 1830 Spiegelfabrikant Andrä Ziegler, 1836 Dr. Mayrhofer,
1851 Graf Oswald Thun, der es zum großen Teil neu aufbauen ließ und in die heutige Gestalt brachte.
Beschreibung: Durch ein flachbogiges Tor kommt man zwischen zwei einstöckigen zinnenbekrönten
Gebäuden über einen kleinen ansteigenden Vorplatz zum eigentlichen Schloß. Dieses besteht aus einem
einstöckigen, rechteckigen Wohngebäude mit einem halbrunden Treppenturm im S. und dem damit durch
einen (von einer rundbogigen Einfahrt durchbrochenen) einstöckigen Gangtrakt verbundenen geräumigen
Turm; alle mit Zinnen bekrönt. Vor dem Wohngebäude im W. eine Terrasse und eine Loggia, im N. ein
kleiner Garten.
Die Räume im Erdgeschoß haben gratige Kreuzgewölbe, die im L Stock flache Decke. In den Turm sind
eine Reihe kleiner Zimmer eingebaut (Fig. 94).
Über der Eingangstür ins Stiegenhaus eingemauert kleine Marmorplatte. Oben in Relief ein Engel mit
dem Thunschen Wappen, unten Inschrift: Joannes Antonius de Thonno Decanus eccl{esi)ae Metrop{o\is)
Salisburgen{s\s) /(ieri) /(ecit) anno Dni MDLXXXVIIII (1589). Sie stammt vom ehemaligen Einödhof
bei Morzg (s. dort).
Vom Schloßturm aus prächtiger Blick über den Flachgau zum Hohen Göll, Untersberg, Kapuzinerberg,
zur bayrischen Ebene.
Die Privatsammlung der Gräfin Rosine Dubsky-Thun wird im Anhange beschrieben.
Minnesheim.
Alte Ansicht; Tableau vom Schlößchen und den Qartenansichten, Stich von Fr. Müller, um 1795.
Dieses kleine Landgut wurde von Erzbischof Paris Lodron für seine Familie erbaut. Am 14. Jänner 1644
verliehen Ludwig Pflanzmann, hochfürstlicher Obristwaldmeister, und Hans Ruprecht Rottmayr, hochfürst-
licher Pflegsverwalter zu Neuhaus, auf Befehl des Erzbischofs der Gräfin Katharina Lodron, dessen
Schwägerin, das Hofhölzl zu Gnigl (v. Jaksch, Das gfl. Lodronsche Archiv in Gmünd, in Archiv f. vat. G.
V. Kärnten XIX, 85).
Um 1793 verschönerte Franz Graf Lodron diesen Besitz. Hübner (Stadt 562) erwähnt den neu angelegten
englischen Garten mit einer „Menge angenehmer Partien von Rasen-Parterren, Ruheplätzen, kleinen Hügeln
und Bosketen, einen in die Rundung gegrabenen Weiher, der eine Kanincheninsel umfließt und mit vielen
Enten besetzt ist, ein kleines holländisches Meyerhaus, das inwendig geschmackvoll meublirt ist und vor
und neben sich eingezäunte Feld- und Gartenstücke, ein hohes freystehendes Taubenhaus und einen
Hühnergarten mit etlichen Einfängen für Lämmer und Ziegen, ein chinesisches Sommerhaus auf einen
künstlichen Hügel, das unter sich ein unterirdisches sehr artig meublirtes Cabinet mit einem eigenen
Beschreibung.
Fig. 94.
Minnesheim.
96
Gerichtsbezirk Salzburg
Eingang hat, und endlich ein artiges Thal mit einem kleinen Fischteiche, worüber eine schmahle Brücke
zu einem Grabhügel führt, der mit einer Pyramide geziert und mit Bäumen und Gesträuchen ringsum
besetzt ist".
Noch Pillwein (Salzachkreis 377) findet Minnesheim wegen „seiner geschmackvollen Meublirung und
seinen höchst einladenden englischen Gartenanlagen sehr interessant. Im Lustschlosse findet man ver-
schiedene Kupferstiche (Rembrand, den berühmten Maler vorstellend, Sterne, den Verfasser von Yorks
empfindsamer Reise) und Gemähide (mehrere Mahler malten sich selbst als: Mengs, Rubens, Battoni usw.);
im Garten künstlich angelegte Weiher, Hügel, Bosquetten, Alleen, Häuschen (hierunter ein chinesisches
Sommerhaus unter einer Brücke mit künstlichen Ruinen) verschiedene Denkmähler: dem Ritter Sylvester
Fig. 95 Gnigl, Minneslieim. Erinnerungsmonument, 1793 (S. 97)
Baron von Latran mit der chronologisch unrichtigen Jahreszahl 1096, für K. Leopold L von schönstem
Alabaster, für Virgllius Maro, eine Ära mit Wünschen für den denkenden Leser, für geselliges Vergnügen,
für einsame Betrachtung, einen Todten-Aschenkrug mit mythologischen Verzierungen usw."
Von Franziska Schön von Monte Cerro geb. Gräfin Lodron (gest. 188S) kam Minnesheim an ihren Sohn,
den jetzigen Besitzer Major Schön von Monte Cerro.
Beschreibung. Beschreibung: Zweistöckiger Bau von unregelmäßigem Grundrisse, mit moderner Fassadierung und
niedrigem Zinkblechsatteldach. Gegen die Straße zu zweimal geknickte Front mit acht Fensterachsen.
Die Tür in profilierter Marmorrahmung des XVll. Jhs. Darüber die Inschrift: Dulcia oblivia vitae und
Schutzdach (um 1793). Im S. sieben, im N. vier Fenster Front, im W. gegen den Garten fünf Fenster
Front i'-üd zwei Türen.
■/iTi stSctischen .Museum in Salzburg (Mappenzimmer) befindet sich eine Reihe von Plänen für diesen
Bau. Zwei ältere Blätter zeigen den ersten Entwurf, den Wolfgang Hagenauer im Jahre 1765
machte, in zwei Varianten, zwei jüngere die tatsächlich zur Ausführung gekommenen Pläne des Salz-
bäiger Architekten Johann Georg Laschenzky. Dieser hat die Idee seines Vorgängers im wesent-
lichen übernommen, er vermehrte nur die Zahl der Fensterachsen an der Straßen- und Gartenfront und
veränderte teilweise die Inneneinteilung.
Qnigl
97
Eine von Würthle und Spinnhirn in den Siebzigerjahren gemachte photographische Aufnahme zeigt das
Landhaus noch ganz unverändert, mit den einfachen Fensterumrahmungen und dem anheimelnden, über
dem II. Stocke der beiden Langseiten mansardierten hohen Schindeldache. Erst 1888 wurde durch einen
Umbau der ursprüngliche Charakter des Gebäudes verdorben, besonders durch den Ausbau der bisher
mansardierten Räume des II. Stockes, die neue Fassadierung und durch das neue Blechdach.
Park: In dem großen Garten, der sich südwestlich vom Hause ausdehnt, ist im Geschmack des aus-
gehenden XVIII. Jhs. eine Anzahl von kleinen Monumenten und Denkmälern aufgestellt (um 1793). Die
Erklärung der perspektivischen Partien des rcichsgräfl. Lodronischen Gartens zu Minnesheim, die Müllers
Ansichtentafel beiliegt, wohl von Hobner (Salzburg, Museum), gibt uns die bei einigen Stücken nötigen
Park.
Fig. 96 Qnigl, Minnesiieim. Denkmal des Kaisers Leopold 1. (S. 98)
Aufklärungen. Ähnlich wie der (jüngere) Aigner-Park ist der zu Minnesheim von besonderem Interesse
für die Kenntnis der klassizistischen Geschmacksrichtung und der beginnenden, naturschwärmerischen
und gefühlsseligen Romantik')-
1. Vor dem Hause ein dreiseitiges Marmorpostament mit einer flachen Schale an der Oberseite. An den
drei Seiten auf geschupptem Grunde drei ovale Schilde mit den Inschriften: Der einsamen Betrachtung —
Dem denkenden leser — Dem geselligen Vergnügen (mit Bezug auf jede der hier einmündenden drei
Alleen). Um 1793.
2. Am Boden ein marmornes Volutenkapitäl eines Pilasters und unweit davon ein Bruchstück eines solchen.
XVIll. Jh.
3. Auf einem kleinen, ganz mit Efeu bewachsenem Hügel steht ein prismatisches Postament, darauf eine
von einem Pinienapfel bekrönte Urne, um die sich eine Schlange schlingt. Marmor. An der Vorderseite
des Postamentes die Inschrift: Dem Andenken Nicklas des freygebigen und wohltaetigen Mannes, red-
') Verschwunden sind: Ein chinesisches Vogelhaus, eine Kapelle in gotischem Geschmack mit einer Sammlung Lodronischer
Rüstungen, ein Denkmal Virgils, eine gotische Nische mit der Büste des Horaz am Ende einer langen Obstallee, eine chinesische
Brücke, eine Pyramide zum Andenken der nouvelle Heloise, ein chinesisches Lusthaus auf einem Rosenhügel, darunter ein unter-
irdisches Kabinett, ein Weinberg, ein Teich voll ausländischer Fische und Enten, darin eine Insel, auf der Kaninchen in einer
Feste residieren, ein Weideplatz für Lämmer und Ziegen u. a.
XI 13
98
Gerichtsbezirk Salzburg
Fig. 95. Liehen. Freundes, guten Oheims, Franz und Wilhelmine. MDCCXCIII (Fig. 95). — Errichtet von Franz
Grafen Lodron, 1793.
4. Prismatisches Marmorpostament mit vier ovalen Feldern; zwei davon sind herausgebrochen, zwei zeigen
noch die Löcherspuren der ursprünglich hier angebrachten Inschriften mit Metallbuchstaben. Auf dem
Postamente steht eine abgebrochene kannelierte Säule und eine Urne, beide aus Marmor. Neben der
Fig. 96. Säulenbasis im Boden eine runde Öffnung in den Hohlraum des Postamentes. Um 1793 (Fig. 96).
Es war ein Denkmal des Kaisers Leopold I., der dem Hause Lodron große Beweise seines Wohlwollens
gab. Neben dem (jetzt verschwundenen) Brustbilde des Kaisers, einem Relief aus karrarischem Marmor,
las man die Inschrift: Div. Leopoldo I. Caes. S. Aug. hoc Lateranenses grati animi posuere monumentum.
Aus der zertrümmerten Säule stieg ein Lorbeer auf und aus dem Postament kam eine Trauerweide, die
sich über ihn herabbeugte.
Fig. 97 ünigl, Minnesheim. Familienmonunient der Grafen Lodron, 1795 (S. 98)
5. Würfelförmiges Postament aus Konglomerat, mit drei eingelassenen marmornen Inschrifttafeln und
einem marmornen Relief, das einen Kampf von Landsknechten mit Türken darstellt und von einem Flecht-
bande umrahmt ist. Obenauf steht ein großes Tongefäß. Die Inschriften lauten: Silvester Lateranus
baro Lodroni portam Hierosolymorum sub Godifredo Bullionio occupans primus comes Lodroni ac castri
Romani creatus anno ML. — Ad perpetuam rei memoriam ac in posterum emulationem felix in patriam
dedux f. f. anno MLIL — Digniore tanti viri erecto monumento cara vestigia injuriae temporum errepta
Fig. 97. hie transferri jussit Franciscus nepos an: MDCCXCV (Fig. 97).
Das (natürlich damals neu gemachte) familiengeschichtliche Monument war angeblich unter der Erde
gefunden.
6. Auf einem kleinen Hügel inmitten von alten Bäumen ein Obelisk aus Marmor auf einem prismatischen
Postamente, in dessen vier Felder Freimaurerzeichen eingemeißelt sind: Ein G in einem sechszackigen
Sterne, B, ADVC, J.
7. Neben einer gewaltigen alten Fichte, deren Zweige ringsherum bis zum Boden reichen und so innen
einen runden Raum von beträchtlichem Umfange einschließen, steht noch das von Hübner erwähnte
ho!iündi.-:'ie Meyerhaus, ein mit Fichtenrinde verkleidetes kleines Blockhaus, das innen ein Vor-
zimmer, ein Zimmer mit je zwei Fenstern auf drei Seiten und eine kleine Kammer enthält. Die beiden
ersteren haben flache Stuckdecken, ihre Wände sind mit bemerkenswerten gemalten Tapeten vom Ende
des XVin. Jhs. verkleidet. Die des Vorzimmers haben ein einfacheres Muster (Brombeerzweige), die im
Zimmer zeigen auf schwarzem Grunde antikische Motive: Vasen mit Blumensträußen, nistende Tauben
unter einem Blütenbogen, einen Putto, auf einer Scheibe stehend, zwei Pegasuspferde zierlich an roten
Bändern haltend. Die Tapeten sind sehr gut erhalten,
ünigl
99
Inschrift-
platte.
Rauchen-
bichlcrhof.
Marmorne quadratische Inschriftplatte, flankiert von zwei Pilastern, darunter Gesims und flacher
Dreiecksgiebel; im Giebelfelde in Relief ein Lorbeerkranz mit zwei Schleifen. Inschrift:
PARIS
EX COM. LODRONI
ARCHIEPS ET PRINCEPS
SAUSBVRGENSIS
S. SEDIS APLICAE LEGAT.
JWAVIAM SAXEIS H/S
MOLIBVS ET PROPVGNA-
CVLIS ATQVE AGGERE
PERPETVO COMVNIVIT
Diese Inschrift stammt vom abgebrochenen äußern Linzertor, das Erzbischof Paris 1628 neu erbaut hatte
(vgl. Hübner, Stadt 361).
Die Gemäldesammlung des Herrn Majors Schön von Monte-Cerro in Minnesheim
wird im Anhange beschrieben.
Rauchenbichierhof.
Im Besitze des Herrn Franz Mayr.
1741 kaufte Handelsmann Franz Anton Rauchenbichler von den Elixhauserschen Erben den „Bergerbräuhof
vor dem Linzertor" und ließ das dazugehörige „alte Häusl an der Wegkreuzung" in wohnbaren Zustand
setzen. Gleichzeitig wird ein „Gartenspitz", der zum ,.GütI in der Sandgruben'' gehörte, „Herrn Rauhen-
pichler zu einer Einfahrt zu seinem neu erpauten Hof'' überlassen. (SRA, Hofk. Neuhaus 1741 G und
Urbar 148 Nr. 16).
Er hieß auch Waldbichlhof. 1831 erkaufte denselben von den Rauchenbichler die Baronin Wolfsberg, die
unter dem Namen der „Hundsgräfin" bekannt ist, von der das Gut 1845 wieder an die Familie von
Rauchenbichler überging. Seit 1881 besitzt dasselbe die Gablerbräufamilie: seit 1881 Franz Mayr und seit
«1911 dessen gleichnamiger Sohn.
Beschreibung: Rechteckiges, einstöckiges Gebäude, modern verputzt. Hauptfront an der Straßenseite Beschreibung
im SO. Im Erdgeschosse sechs quadratische, im I. Stock sechs rechteckige Fenster in neuer Verputz-
umrahmung, über dem umlaufenden, breiten Hohlkehlgesimse aufgesetztes Giebelgeschoß, von zwei Voluten
flankiert, mit zwei Fenstern in alter Verputzumrahmung und Schindelpyramidendach. Beiderseits zwei
[j Tore zwischen hohen gemauerten, mit Schindeln abgedeckten Pfeilern. Der Nordwestteil des Gebäudes
' ist modern. An der Nordostseite Sandsteinportal des XVIII. Jhs., mit ovalem, vergittertem Oberlichtfenster
in Kartuschenrahmuug, von zwei Voluten flankieit. Oben vier Fenster, zwei davon vermauert. Im SW.
zehn Fenster Front. Über der Tür eingemauertes Wappen der Familie Guilelmo (Ende des XVIIL Jhs.). —
Schindelsatteldach mit Dachfenstern.
Im Erdgeschosse gewölbte Räume. Im I. Stock großes Südeckzimmer, alter Stuckplafond mit Band- und
Gitterwerk (um 1730).
Gemälde: 1. Porträt des Erzbischofs Johann Ernst Grafen Thun (Brustbild), oval, 44 x 56, mit Ölfarbe Gemälde,
übermalter Kupferstich. Um 1690.
2. Vier Aquarelle von Louis Wallee. a) Siezenheim und Liefering mit dem Hohen Staufen. b) Salz-
burg mit dem Hohen Göll und Untersberg, von Maria-Piain aus gesehen; signiert, c) Gnigl und Schloß
Neuhaus, d) Leopoldskron mit Göll und Untersberg; signiert. — Alle vier um 1800.
3. Öl auf Leinwand. 57 x 80. Zwei kleine Hunde auf einer Brüstung. Im Hintergrunde ein dreistöckiges
Haus. Der Tradition nach die Lieblingshündchen der sogenannten Hundsgräfin.
Eine Sammlung jüngerer Waffen, mehrere Stücke Zinn.
Im Garten auf der Nordostseite: zwischen zwei gemauerten Pfeilern schmiedeisernes Rokokogitter, um Gartcn-
1750. Am Ende des Gartens kleiner elliptischer Garten p avill on, gemauert, weiß gefärbelt, mit einer pavillon.
Tür und vier Fenstern in alter Verputzumrahmung. Über profiliertem Gesims erneuertes, einmal abge-
stuftes Schindeldach mit zwei Blechknäufen. Um 1760. Inneres erneuert.
13*
100
Gerichtsbezirk Salzburg
Robinigliof. Robinighof (Gnigl, Haus Nr. 1, Robinigstraße).
Archivalien: SRA (Domkapitel, Protokoll 1656/8 f. 107 111 47). — Urbare 248 f. 97.
1648 kam der Hof gleich den übrigen Höfen im Moos an das Domkapitel. 1657 hatte ihn Johann
Baptist Graf Lodron zu Nutznießung. In diesem Jahre aber verkaufte ihn das Domkapitel an Bartlme
Reiter zu Erbrecht. Er hieß damals der Kochhof. Die bäuerlichen oder bürgerlichen Besitzer inter-
essieren uns hier nicht. 1744 erwarb ihn von Franz Lebilsch Georg Josef von Robinig zu Rothenfeld
(gest. 1760), vermählt mit Maria Viktoria Aniser (gest. 1783), dann überkamen ihn Siegmund von Robinig
1784 und 1814 dessen gleichnamiger Sohn. Nach dem Aussterben der Familie Robing kam der Hof in
den Besitz des Herrn Buxbaum in Salzburg, von dessen Witwe ihn 1885 Frau Hermine Fahrner erwarb.
»^»^itS«»">m»»pispsws»^rsT-?5^^
-i-' ■ ":r.:'i'f&irr>i^^:ff'1:'--Xf^'i-^-/i!;:S'iS^gm»^
_^J
pr^''-
v^^^^^^^^^^^^^B^^m^^^^^^^^^^^^^^^^^^K^^ ^H
A
{^^■IbI^^^HI^- . I lÄi
1
K ,:äÄ'
. 1'^
kiMm
f
■L.^^,,,«*^-
1^
'Wiw.liiip
- -rrm&tKlf^^'' -
'
^(/
l-'ig. 98 Rübinighof, Anficht von Südosten (S. lOÜ)
Charakte-
ristik.
Fig. 98— 101.
Beschreibung,
lig. 100.
Charakteristik: Reizendes einstöckiges Rokokolandhaus, um 1770 erbaut. Wohnhaus (im O.), Stall
und Wirtschaftsräume sind nach Art der Salzburger Bauernhäuser unter einem Dache vereinigt. Außer-
ordentlich malerisch die sehr reich behandelte Ostfassade mit dem beherrschenden, lebhaft geschwungenen
Giebel und den von reichen Stukkaturen umrahmten Fenstern. Der unbekannte Architekt hat das Problem,
dem alten, heimischen, praktischen Typus ein modernes Kleid zu geben, das Bauernhaus in einen be-
haglichen, anmutigen Landsitz zu verwandeln, in vortrefflicher Weise gelöst (Fig. 98 — 101).
Beschreibung: Einstöckiges, rechteckiges Gebäude, weiß gefärbelt.
Hauptfront im O. (Fig. 100): Schwach vorspringender Mittelrisalit. Konglomeratsockel. Flachbogige Haus-
tür in Marmorumrahmung. Daneben Marmorbänke auf Konglomeratsockeln und zwei Fenster mit
stukkierten Rocaillenaufsätzen. Darüber auf vier Maimorkonsolen großer Balkon mit schmiedeeisernem
Rokokogitter. Balkontür in schöner rötlicher Marmorrahmung. Im Giebel ovales Hochrelief: Der hl. Josef ■.
mit dem Christkinde. Darüber in Stuckkartusche die Marmorwappen Robinig-Aniser (Fig. 100). Die
"■tch'Z Fenster des ersten Stockes haben reich stukkierte Rokokoumrahmiingen; in den Giebeln zwei
Kriegsrköpfe und vier Brustbilder (Frühling, Sommer, Herbst, Winter). Über dem breiten Hohlkehl-
22si!Ti3e, das über dem Mittelrisalit sich aufbiegt, ein großer zweigeschossiger Giebel mit Eckpfosten aus
Konglonicn.t, einfachen Rechteckfenslern und rundem Zifferblatte. Auf der Giebelspitze offenes Glocken-
iürmchen Auf den beiden Langseiten im Wohngebäude je sechs Fenster. Die Erdgeschoßfenster sind
s'.eiiigercilinit und vergittert, die im I. Stock haben rotmarmorne Sohlbänke sowie Fensterläden, die noch
die alte Bemalung mit Rokokoornamenten und mythologischen Bildchen aufweisen.
Gnigl
101
Im hinteren Teile des Gebäudes ist ein Pferdestall, ein Ochsen- und Kuhstall und eine Waschküche
untergebracht. Oben Scheunenraum. An der Südseite gemalte Sonnenuhr. Am Westgiebel marmornes
Doppelwappen Robinig-Aniser mit Lorbeergirlande, um 1780. Umlaufender Konglomeratsockel und breites
Hohlkehlgesims. Schindelsatteldach.
Inneres (Fig. 101): Im Erdgeschoß ein Flur in der Mitte und flachgedeckte Zimmer.
Im I. Stock ist die große, bemalte Halle interessant, welche die ganze Mitte des Wohntraktes einnimmt.
Die Wände sind vollständig mit klassizistischen Wandmalereien bedeckt: An der Rückwand ein Brunnen
mit der Statue der Diana und zwei Sphingen. An den Langwänden Wasserfall, Tempelchen, Obelisk, Pan-
statue, Tempel mit Statue der Polyhymnia, Obelisk mit dem Monogramm MVO, Säulenstümpfe usw. Vor
Inneres.
Fig. 101.
Fig 99 Gnigl, Robinighof, Ostfassade (S. 100)
den zwei Kaminen bemalte Verkleidungen, Öl auf Leinwand: Ein auf einem Meerroß reitender Triton, Ceres
auf einem von Elefanten gezogenen Wagen. Die ganze Dekoration stammt nicht aus der Erbauungszeit
des Hofes, sondern ist im charakteristischen Geschmack des ausgehenden XVIll. Jhs. gehalten (um 1790).
Im O. Balkontür (mit geschnitzten Rocaillen) und zwei Fenstern. — Im Südosten ein Saal mit reicher
Stuckdecke (Bandwerk und geflammte Rocaillen), um 1750. — Im Nordosteckzimmer ebenfalls ein schöner
Stuckplafond: In der Mitte eine bärtige Maske, umgeben von militärischen Emblemen und Rocaillen. Am
Rande Rocaillen- und Bandwerkornamente; um 1750.
Im Garten ein gotisierender marmorner Gedächtnisobelisk für Sigismund Rubinich Edlen von Rottenfeld,
röm. Reichsritter . . . errichtet von seiner Gattin Maria 1844.
Vor dem Hofe an der Straße Marmorbrunnen mit dem Wappen der Robinig, einer Urne und der Inschrift:
' Errichtet von Maria v. Rubinich im Jahre 1848.
; Bildstock: Am Ende der Fichtenallee im W. Konglomerat. Rustizierter Pfeiler mit Hohlkehlgesims,
j darauf hochovales Tabernakel, darin altes Holzbild (St. Florian und Leonhard, Dreifaltigkeit, im Hinter-
I gründe der Robinighof). XVIII. Jh.
Die Privatsammlung Fahr n er im Robinighof wird im Anhange beschrieben.
Bildstock.
102
Röckibrunn. Röcklbrunn (jetzt Nr. 87).
Gerichtsbezirk Salzburg
Archivalien: SRA (Hofk. Neuhaus 1684 N). — Domkapitel II 27/2 L.
Literatur: HÜBNER, Stadt 1, 563.
Fig. 102. Alte Ansicht: Stich von M. Diesel, um 1730 (Fig. 102).
Das Gut Rechenprun wird schon im ältesten Urbar von zirka 1150 — 1200 von St. Peter genannt (Zillner,
Stadtgesch. 1, 162). Ein Hans der Reckenprunner, Bürger von Salzburg, wird 1366 genannt (Verhandl.
d. bist. V. f. Niederbayern X, 327 und 60).
Fig. 100 Roblnighof, Mittelpartie der Ostfassade (S. 100)
Nach Hobner und Hoffmann (Gesch. d. Domkapitels, Ldkde. 9, 216) soll das drei Geschoß hohe Schloß
Röggelbrunn Paris Lodron als Dompropst (1615^1619) erbaut haben, was aber zu bezweifeln ist. Am
9. Jänner 1634 verleiht Erzbischof Paris seinem Bruder Christof das Itzlingermoos im Landgerichte Neu-
haus etc. mit der Fischgerechtigkeit im Bachl Reckenbnmn zu freiem Eigen. Wir erfahren daraus, woher
der Name des Gutes kommt. Dieses selbst eikaufte am 20. Februar 1636 der Erzbischof von den
.•;::;^.'chei! Frben und schenkte es seinem Bruder Grafen Christof Lodron, worauf am 20. März des
;-^.'iari!K':;n Jahres Abt Albert von St. Peter die Grundherrschaft über das Gut aufgibt. 1648 aber verleiht
i.-'aris aa^ i. ;.'l!ije)mui, s mit vier Höfen dem Domkapitel, nachdem er die Lodronische Familie anderweitig
eriischädigt iiattc (SRA Kapitelprotokoll 1648 f. 31). In der Folge wurde Röcklbrunn dem jeweiligen Dom-
propst Zügewiesen. 1698 wurde das Maierhaus und 1791 das Gärtnerhaus durch den Maurermeister Heifl
Gnigl
103
gebaut. Die hohen Reparaturkosten veranlaßten den Dompropst und das Domkapitel, das Schlößchen am
18. Oktober 1803 versteigern zu lassen, und zwar die Mairschaft mit dem Mairhause und ISy^ Tagbau
Grund um den Ausrufpreis von 4500 fl. und das Schlößchen selbst mit dem Garten von 2^/^ Tagbau um
I.Shck.
Heu-u Futter •
bodcn.
Erdq'escifoss.
i01ZZ*ä*/d9»
Fig. 101 Robinighof, Grundriß des Erdgeschosses und I. Stocl<es 1 : 250 (S. 100)
2500 fl. Letzteres bestand dem Versteigerungsedikte zufolge aus „einem zweygädigen gemauerten, in ein
gleiches Viereck gebauten Hause. Eine marmorsteinerne, gewölbte Stiege führt in den ersten Stock, wo
ein Vorplatz mit zwei Altanen, ein heitzbares und zwei unheitzbare Zimmer, dann eine Retirad sich
befindet. Ebenso der II. Stock. Nicht ferne von diesem Gebäude steht das erst vor 12 Jahren neugebaute
104
Qerichtsbezirk Salzburg
Beschreibung.
Gärtnerhaus; mit vier Zimmern im I. Stock. Zwischen diesen Gebäuden befindet sich ein großes Glashaus
nebst zwei Treibhäusern. Dazu die Gärten und der Grasplatz, worin ein Weiher und zwei mit Marmor-
stein ausgesetzte Springbrünne angebracht sind". Erbrechtsbesitzer wurden bei der Lizitation Kaufmann
Paschinger für die Maierei mit 5501 fl. und Johann B. Rauchenbichler, Handelsmann, für das Schlößchen
und die Gärtnerei mit 3420 fl.
Die späteren Besitzer sind: von Hepperger; Ritter von Schmerling, 1873; Lang; Baronin Majneri.
Beschreibung: Modernisiertes, kleines, rechteckiges Gebäude, dreigeschossig, mit zwei zweigeschossigen
Flügeln. Im SO. Doppeltreppe zum Hochparterre. Im Obergeschosse drei Fenster, auf den Schmalseiten
je zwei Fenster. Pyramiden-Eternitdach.
Am südlich daneben liegenden Maierhaus über der Tür Marmortafel mit der Jahreszahl 1698.
Fig. 102 Röcklbrunn, Stich von M. Diesel, um 1730 (S. 102)
Ehemaliges Ehemaliges Pfleghaus. Jetzt Grazer Reichsstraße Nr. 6 (St. Anna-Bezirkskranken- und Versorgungs-
Pfleghaus. haus). Im Jahre 1697 vom Erzbischof Johann Ernst Grafen Thun erbaut. Langgestrecktes zweistöckiges
Gebäude, im N. und S. gegiebelt, mit je fünf Fenstern Front, im W. in der Mitte moderner Giebel und
neun Fenster Front, ebensoviel im O. Der südliche Teil des Gebäudes ist modern. Zinkblechdach. Über
der Eingangstür im N. Marmorwappen des Erzbischofs Johann Ernst mit Cherubskopf. Darunter Inschrift-
tafel: 10 ANN: ERNEST: A. P. S. S. A. L. N. C. D. T. F. F. Ao MDCXCVII.
Ehemaliger Ehemaliger hf. Meierhof (jetzt Andrä Blümlstraße Nr. 30, alt Nr. 52) Das Gebäude hatte 1592
hf. i^/it'erhof. ZWO Stuben aufeinander gehabt, nemblich die obere für einen Pfleger, darinnen er mit seinen Dienern,
wenn ein Durchzug von Landsknechten beschiecht, das sich gar oft zuetragt, sein Wonung ninibt und
etliche Nacht alda beleiben mues, und dann die untere Stuben für den Mayr und sein Gesindl. Am
Charfreitag des genannten Jahres brannte das Haus aus Ursache, dass des Mayrs Weib gepachen und
garn gesotten hat und der Rauchfang und die Feuerstatt zerkloben war, ab; nur der Kasten (Scheune)
konnte gerettet werden. Statt dieser alten zerissenen Scheyrn von lauter alte Ladwerch wurde nun um
cCG !'.. ein besseres, größeres Gebäude errichtet (SRA Hfk. Neuhaus 1515/51 A und 1592/6 A). Laut den
Inschriften wurde dieses Maierhaus 1697 von Erzbischof Johann Ernst abermals aus der Asche erhoben,
c^^e'-gleichen 1712 von Erzbischof Franz Anton die gegenüberliegende Scheune und Stallung (Hübner,
Stadt 560 f).
Bescnre.cung. Beschreibung: Modernisiertes einstöckiges Haus, Hauptfront im SW. mit fünf Fenstern im I. Stock..
Ziegelsalteldach mit Krüppelwalm im NO. und SW. Über der Eingangstür kleines Marmorwappen des
f
Gois
105
Erzbischofs Johann Ernst Grafen Thun (1687 — 1709), darunter die Inschrift: loan. Ernest. archps et prps
Salisburg. e cinere erexit 1697.
Haus Andrä Blümlstraße Nr. 31, alt Nr. 51 (s. oben). Großes Bauernhaus. Hauptfront (mit abge- Privathäuser,
kapptem Giebel) im SO.: Tür mit je zwei Fenstern beiderseits, im I. Stock fünf Fenster, darüber drei
Dachgeschoßfenster, über diesen noch ein Fenster und zwei ovale Luken. Schindelsatteldach, über den
Giebeln abgekappt. Über der Tür im SO. Marmorwappen des Erzbischofs Franz Anton Grafen Harrach
(1709 — 1727) mit dem Chronogramm: Hoc praedhim e cinere surgebat (= 1712) Francisco Antonio
S. R. J. principe et archiepö. Salisburgensi S. sedis apostolicae legato nato S. R. J. principe ab Harrach.
I Linzer Reichsstraße Nr. 39 (alt Nr. 79): Hübsches, gegiebeltes, einstöckiges Bauernhaus mit alten
stukkierten Fensterumrahmungen im Erdgeschosse und schmiedeeisernen Korbgittern im Obergeschosse.
[ Schindelsatteldach. Ende des XVlIl. Jhs.
' Außerdem eine ganze Reihe hübscher alter Bauernhäuser, meist einstöckig, mit abgekappten Dreiecks-
giebeln und Schindelsatteldächern.
Grazer Reichsstraße Nr. 25 (J. Sillners Kunstmühle): Im Hofe ein roter Marmorblock mit der Inschrift:
M
. . LI ALTARE CVM
. . NT/S RESTAVRARI
{?)ATER MARTINVS
{k)NNO MDCVI.
Kirchbergsteig Nr. 2: Einstöckiges Haus mit gebrochenem Giebel, Biech-Mansardendach. Am
'. Giebel Wandgemälde: Plainer Mutter Gottes. XVIII. Jh.
Kirchbergsteig Nr. 3: 1849 erbaut. .
JMühlstraße Nr. 3: Neben der Tür eingemauerte kleine Marmorplatte mit zwei plump gemeißelten
Wappenschilden und der Inschrift: A. Leonhart Tarnboner f. 1538 M.
Mühlstraße Nr. 10: Geringes Wandbild (Pietä, 1856 renoviert), darunter in Nischen zwei Holz-
statuetten (Madonna, Andreas). XVIII. Jh.
Mühlstraße Nr. 14: An der Nordseite großes Wandgemälde (Kreuzabnahme), gering, XVII. Jh., viel-
fach übermalt.
Wegkapellen: 1. Im Orte, beim Beginn der Guggentaler Straße. Üblicher Typus, mit vorspringendem, Wegkapellen,
von zwei Holzsäulen gestütztem Blechpyramidendach. In der mit einem fiachbogigen Fenster (Eisen-
gitter um 1730) geöffneten Nische zwei größere Statuetten, die Hl. Barbara und Katharina, mittelmäßig,
um 1750; drei kleinere, zwei Leuchterengel und der hl. Johann von Nepomuk, gering, XVIII. Jh.
Alle Holz, alt polychromiert. — Gemälde, Kopie der Maria-Hilf-Madonna, Öl auf Leinwand, schwach,
XVIII. Jh.
2. An der Straße nach Guggental. Üblicher Typus, kleiner rechteckiger Bruchsteinbau mit weit vor-
springendem Schindeldache. Vorne vergitterte rundbogige Tür. Innen einfache Stukkaturen und ganz
verblaßte Wandmalereien, erste Hälfte des XIX. Jhs.
Gois, Dorf
Arcliivalien; Konsistoriaiarchiv (Kirchenrechnungen 1688—1694 und 1779—1811, die übrigen verloren). — SRA (Kapitelproto-
j koUe passim).
' Literatur: HüBNER, Flachland 133. — Pii.i.WEiN, Salzachkreis 360. — G. A. Pichler, Gois als das römische Collis, in Ldkde. 1
(1»61), 65—67. — DüRLiNOER, Handbuch 120. — Reitlechner, Die St. Jakobskirche zu Geis, in „Die kirchliche Kunst"
J Xll (1905) S. 124 (meist nur den pseudogotischen Altar betreffend).
Im Jahre 1127 übergaben die Stiftsdienstleute Altman und sein Sohn Waltcliun de Colle aus Not den Hfigel (collem) dort-
, selbst gegen den Nutzgenuß eines Hofes im nahen Viehhausen. Auch später begegnen noch öfter Personen, die sich von
\Collis, Colse, Golles, Gois nennen (HAUTHALER, U.-B. 1, 336 Nr. 155 und S. 1028). (Nicht zu verwechseln mit den
Besitzern des Golserhofes b. Montfori!)
XI 14
106
Qericlitsbezirk Salzburg
Filial-
kirche.
Filialkirche zum hl. Jakob.
Die Kirche wird zum erstenmal unter Abt Richer (nach 1242 Juni 15) erwähnt, als die drei Brüder
Heinrich, Otto und Portius de Golse quoddam patviim nemus, qiiod luxta ecclesie nemus in Golse iure
Fig. 103 üuis, Filialkirchc von Nordosten (S. 107)
^
^
ik ^
1
^
■mPiIi t'"*'
4
k.
iL
^^HHp
^Hniii^''
^
.a^^H
Wsb^
Hl
ä
1
^^^^^K ^
1
M^
rfi^l
•rera
■jB
^^^MM
1
1
»':.jl
i^TP!E^'-i
i
|L«^B
^^^■B
tim.
mk
''-'^. ; '
■
m
BnBr»
■^/■■^ü
■
Hk
Fig. 104, Geis Filialliirche von Osten (S. 107)
^:c.,:"etut:s pcssederant, an St. Peter schenkten (a. a. O. 506, Nr. 468 c). Am 1. Mai 1465 verlieh Erz-
oischot Buikard der St. Jakobskirche, Filiale der Pfarre Siezenheim, einen Ablaß. Die Kirche hatte stets
nur einen Altar; 1614 bemerkt hierzu die Visitation: Et ne alterius imago a tergo Salvatoris excidi in-
I
Gois
107
cepta superstitionibus et irreveretitia maiori Uli irrogetur contra tales ex cathedra populus admoneatur.
Aus den Jahren 1688 — 1694 verzeichnen wir:
1688 Chris tof Egedacher für die neue Orgel 207 fl. Für Crucifix und Leuchter 14 fl.
1693 Martin Schulz, Bärger und Traxler in Salzburg, für 4 Büschkrüg und 4 Leuchter von Linden-
holz 5 fl. — Adam Plrckmann, Maler, für Fassung derselben auf Goldschmiedart 5 fl. 5 kr. 10 rdf.
1697 wird dem Domkapitel vorgetragen: Dieweilen dann bis dato in dem Gotteshaus zu Gols keine
Stielt, sondern nur Spangen mit darauf genagleten Läden gewest, das Esterrlchpflaster aber voller
Grueben und ganz schadhaft, so wurden für die Stühle 59 fl. und für ein Pflaster von gererlten Marmel
71 fl. bewilligt (Prot. f. 92).
1707 bewilligt das Domkapitel, wasmassen das aldortige alte Altarl ganz schlecht und die Gemain umb
ain neues unterthänig bitten lasse, 218 fi. für Maler, Tischler und Bildhauer für einen neuen Altar nach
vorgelegtem Riß (Prot. f. 70) und 1740 ein Gitter, damit die öfters vorbeygehenten Leuth umb so
mehrers zur Andacht angefrischet werden möchten, als sie bei Errichtung der Gütter in die Kirchen
Pig. 105 Qois, Filialkirche, Orundri(5 1 : 150 (S. 108)
hineinsehen und vielleicht zu einer mehreren Einlegung in den darbeystehenden Opferstock bewegt
werden könnten. Im gleichen Jahre wird mehrerer Sicherheit halber das Thärgwang von ganzem Stein
gemacht (Prot. f. 222 und 742).
1742 ist beim Gebetläuten die größere Glocke zersprungen und hat alle Resonanz verloren. Andrä Asm.
Zöchengruber gießt sie für 116 fl. neu. Gleichzeitig werden auch Opferkandl umgegossen und für
das Mutter-Gottes-Biid am Altar ein neues Kleid und Schlayer erworben (Prot. f. 864).
1751 wird für den St.-Jakobs-Partikel ein Tabernakel für 28 fl. angeschafft und 1755 ein Predigtstuhl
errichtet.
Aus den Rechnungen von 1779 ff.: 7779 Für einen Paramentenkasten (anläßlich der Erweiterung der
Sakristei) 7 fl. 1785 Niclas Ort, Hofgürtler für eine Cron zur Muttergottes und Kindl 25 fl. 1789
Dominicus Plasiste mich in Piding für eine Tumba auf den Hochaltar und Neufassung der
Statue U. L. Frau 20 fl. 1791 Josef Schödl, Zinngießer für eine neue Ampel 11 fl. 40 kr.
1871 wird die größere Glocke umgegossen und 1901 ein neuer pseudogotischer Altar von Bildhauer
Ripper aufgestellt, die Kirche selbst ausgemalt.
14*
108
Gerichtsbezirk Salzburg
Charal<te-
ristilt.
Fig.103— 106.
Bau-
entwicltlung.
Lage.
Charakteristik: Einlieitlictie kleine spätgotische Anlage (um 1465) mit einschiffigem Langhaus und
breitem, dreiseitig geschlossenem Chor, beide mit Netzgewölben; im W. vorgebaut ein im Verhältnis zur
Anlage zu großer spätgotischer Turm (Fig. 103—106).
Bauentwicklung: Wie man aus dem verputzten Trennungssprung an der Nordseite und aus der
Verschiedenheit des Sockels sieht, ist der Chor später an das Langhaus angebaut; ebenso der Turm, der
gar nicht mit ihm in Verband steht. Daraus läßt sich eine Erklärung für die sonderbare Gestaltung des
Baues erschließen: An das im Kerne ältere, wohl sicher noch romanische (ursprünglich flachgedeckte)
kleine Langhaus wurde im XV. Jh. ein Chor angebaut; beide wurden mit Netzgewölben eingewölbt.
Gleichzeitig erfolgte der Anbau des großen Turmes. Einen zeitlichen Anhaltspunkt für diesen Umbau gibt
der Ablaß von 1465. — Die Sakristei wurde 1779 erweitert.
Lage: Auf einem niedrigen Hügel im NW. des kleinen Dorfes malerisch gelegen, mit schönem Rund-
blick auf den Untersberg, Hohen Stauten, den Flachgau, Maria Piain, MüUn, Hohensalzburg, Gaisberg.
Fig. 106 Gois, Filialkirche, Inneres (S. 109)
Äußeres. Äußeres (Fig. 103, 104):
Fig. 103, 104. Bruchstein, weiß verputzt.
Langhaus. Langhaus: Giebelfront, durch den Turm fast ganz verbaut. Im S. angebaut Vorhalle und Sakristei,
links daneben kleines Fenster. Im N. links rundbogiges Fenster, rechts breitovales Fenster.
Chor. Chor: Konglomeratsockel. Drei rundbogige Fenster. Hohlkehlgesims. Gemeinsames, nach O. abgewalmtes
Schindelsatteldach.
Turm. Turm: Dem Langhaus im W. vorgebaut. Hoher Sockel aus Konglomeratquadern, mit profiliertem Gesims.
Drei einfache Kaffgesimse aus Konglomerat teilen den Turm in drei Geschosse. Im W. rundbogige Tür
in profilierter gotischer Steinrahmung (zwei Rundstäbe zwischen drei Hohlkehlen); darüber Schutzdach
und kleines Fenster. Im S. übereinander zwei kleine Fenster und eine Luke. Oben auf jeder Seite ein
rundbcj^iges Schallfenster. Über jeder Turmseite ein hoher Dreiecksgiebel. An den vier Ecken einfache
VVässerspeier aus Stein. Achtseitiger Schindelpyramidenhelm, vergoldeter Knauf und Doppelkreuz mit Hahn.
Anbauhr]. Anbauten: i. Sakristei, im S. angebaut. Im S. zwei kleine Fenster, im W. rundbogige Tür in iMarmor-
umrahmung, darüber rundbogige Statuennische.
Oois
109
Fig. 107 Gois, Filialkirche,
Holzstatue der Madonna, Ende des
XV. Jhs. (S. 109)
2. Durch Aufführung einer zweiten Mauer wurde westlich neben der
Sakristei eine offene Vorhalle vor der flachbogigen südlichen Kirchentür
geschaffen. — Über beiden Anbauten gemeinsames Schindelpultdach. Über
der Sakristei großes Dachfenster als Lichtschacht für das südliche Lang-
hausfenster.
Inneres (Fig. 105, 106):
Neu ausgemalt (1900).
Das Langhaus und der damit durch einen Spitzbogen in voller Breite
und Höhe verbundene, dreiseitig geschlossene, gleichhohe und nur wenig
einspringende Chor sind mit einem spätgotischen, von spitzbogigen
Stichkappen eingeschnittenem Netzgewölbe eingewölbt. Die Rippen
sind birnförmig profiliert; im Langhaus verschneiden sie sich in Halb-
säulen, im Chor ruhen sie auf einfachen Konsolen auf. Im westlichsten
Teil ist oberhalb der Orgel ein gratiges Kreuzgewölbejoch eingebrochen.
Im W. moderne hölzerne Westempore mit flachem Boden, im S. durch
eine Holzstiege vom Langhaus aus zugänglich; darunter im-W. flach-
bogige Türöffnung, im S. flachbogige Tür; über der Empore im W. rund-
bogige Tür zum Turm. Im Langhaus im S. und N. je ein rundbogiges
Fenster, im N. noch ein breitovales Fenster. — Im Chor im S. Sakristei-
tür in rechteckiger Marmorumrahmung mit oben austretenden Ecken,
rechts darüber flachbogige Kanzeltür; im S., O. und N. je ein rund-
bogiges Fenster.
Turm: Im Untergeschoß gratiges Kreuzgewölbe; dient als Vorhalle. Im
W. rundbogige Tür auf drei Stufen, im O. flachbogige Öffnung.
Sakristei: Flach gedeckt. An der Decke stukkierter geschwungener
Rahmen.
Einrichtung:
Altar: Holz. Moderner pseudogotischer Flügelaltar mit Tafelbildern von
J. Gold, 1903 errichtet. Alt ist nur die Mittelstatue im Schrein, die
stehende hl. Maria mit dem
nackten Jesusknäblein auf den
Armen, Holz, neu polychromiert;
mittelmäßig, Ende des XV. Jhs.
Die beiden Kronen, die Haar-
und Schuiterpartien der Madonna
sind neu ergänzt, auch das Ge-
wand ist überarbeitet (Fig. 107).
Kanzel: Holz. Modern, pseudo-
gotisch.
Skulpturen: Holz, polychromiert. 1. Im Chore. Kruzifix;
schwach, XVll. Jh.
2. In der Sakristei. Statuette des auferstandenen Heilandes, alt
polychromiert. Mittelmäßig, XVllI. Jh.
3. In der Vorhalle, oben in Nische. Statue des hl. Jakob mit
Pilgermantel, Kreuzstab, Buch. Gut, Mitte des XVIII. Jhs.
Gemälde: 1. Fünfzehn Kreuzwegbilder, Öl auf Holz, XVIII. Jh.,
modern, vollständig übermalt, schwach.
2. Votivbiid, Öl auf Holz, vom Jahre 1767. Links Ansicht des
alten barocken Altars der Kirche. Gute Arbeit.
3. Zwei kleine Ölbilder (Leinwand), der reuige Petrus und Maria
Magdalena (Halbfiguren). Anfang des XVIII. Jhs. Sie befanden
sich jedenfalls ursprünglich über den Beichtstühlen.
Kelch (Fig. 108): Silber, vergoldet. Gotische Form. Sechspaß-
förmiger Fuß, gedrückter Knauf mit sechs rhombenförmigen
Knöpfen, darauf die gotischen Minuskelbuchstaben c riet 3.
An den sechsseitigen Griffstücken und darüber sind in gotischer
Minuskel die Namen ihesvs und maria eingraviert. Glatte
Cuppa, nach oben stark verbreitert. Um 1500.
Inneres.
Fig. 105, 106.
Langhaus.
Turm.
Sakristei.
Einrichtung.
Altar.
Fig. 107.
Kanzel.
Skulpturen.
Gemälde.
Kelch.
Fig. 108.
Fig. 108
Gois, Filialkirche, gotischer Kelch (S. 109)
HO
Gerichtsbezirk Salzburg
Reliquiar. Reliquiar In Form einer kleinen Monstranz. Messing, vergoldet und versilbert, mit getriebenen Band-
und Gitterwerkornamenten. Um 1740.
Kreuzpartikel- Kreuzpartikelmonstranz: Kupfer, vergoldet, mit getriebenen Rocaillen und unechten Steinen,
monstranz. Um das Reliquiengehäuse dreifache Umrahmung. Mitte des XVIII. Jhs.
Lavabo. Lavabo: Zinn. XVIII. Jh.
Opfertasse Opfertasse und zwei Kännchen: Zinn, glatt. Marke: links Salzburger Stadtwappen, rechtg
u.Kännchen. springendes Einhorn mit Henkelkrug, oben A-GS, unten 1741 (Radinger Taf. I 26).
Leuchter. Leuchter: 1. Ein dreifüßiger Holzleuchter, vergoldet, mit schwarzen Füllungen. Mitte des XVII. Jhs,
2. Sechs dreifüßige geschnitzte Holzleuchter, versilbert und vergoldet, mit Blatt- und Gitterwerk, um 1730.
3. Vier große und vier kleine, Holz, geschnitzt und vergoldet, dreifüßig, mit Rocaillen. Um 1750.
Laternen. Laternen: Zwei Traglaternen, Blech, neu bemalt, mit Gitterwerk. Um 1730.
Vasen. Vasen: 1. Zwei Vasen mit Laubwerk und je zwei Cherubsköpfchen, XVll. Jh.
2. Vier Vasen mit Gilterwerk, Holz, vergoldet. Um 1730.
3. Vier kleine Rocaillenvasen, Holz, vergoldet. Um 1750.
Glocken. Glocken: 1. Kleinere Glocke. St. Jakob. Umschrift in gotischen Minuskeln: ihesvs nasvrenvs eit
kinig der ivten erparm dich vber vns . 1544.
2. Größere Glocke, von F. Oberascher 1871.
Grödig, Dorf
Arcliivalien: Konsistorialarchiv. — Stiftsarchiv St. Peter (Rechnungen seit 1688 und Akten). — SRA (Konsistorialakten 141 und
Regierung IX 245).
Literatur: Hübmfr, Stadt 515 — Pillwein, Salzachkreis 352. — Dürlinoer, Handbuch 75 f.
Ältestes Vorkommen siehe unten. Alte Namensformen sind: Cretti, Chrethica, Grettic/i, Greticli u. ä. (HAUTHALER,
U.-B. 1. 2032).
Piarri<irciie. Pfarrkirche zu Unserer Lieben Frau Verkündigung.
Im Arnonischen Güterverzeichnis (Ende des VIII. Jh.) kommt sie als ad Crethica ecclesia cum territorio
vor, die {ecclesia ad Gretich cum decima) 987 bei der Trennung des Bistums von der Abtei St. Peter
bei dieser verblieb (Hauthaler, a. a. O. 11 und 254). Über das Verhältnis zu Anif und Niederalm ver-
gleiche die Ausführungen bei erstgenanntem Orte. 1625 wurde der Pfarrsitz von Niederalm (Rif) nach
Grödig übertragen, aber erst 1883 wurde dieses zur selbständigen Pfarre erhoben.
1513 wurde der Chor erweitert. Abt Wolfgang von St. Peter vermerkt in seinem Ausgabenbuch: Item
in Gretich posuimus primum lapidem pro ampliando choro ecclesie B. M. V. ibidem et super lapidem
posuimus Ren. flor. I, actum Gervasii (18. Juni [Cista CLXXIV 6, f. 12']).
Das Konsekrationstagebuch des Bischofs Berthold Pürstinger von Chiemsee verzeichnet zum 14. Juni
1523: Consecratus est novus chorus unacum antiqua ecclesia beate Marie virginis in Gredich et duobus
altaribus, primum in choro in hon. eiusdem sanctissime virginis Marie ac ss. Katharine et Barbare
virginum et martyrum, alterum in dextro latere in hon. s. Anne genitricis Marie et s. Affre ac suarum
sodalium, similiter ibidem cimiterium est reconciliatum. 1588 befanden sich in der Kirche ein Glas-
fenster, darstellend einen Engel mit dem Trauner- und Strasserschen Wappen sowie Grabsteine des
Wilhelm Trauner von Gartenau (gest. 1427) und des Achatz Trauner und seiner Frau Wandula (Trauner-
sches Familienbuch F. 172 u. 215'). 1614 war das Altarsakrament noch in tabernaculo marmoreo muro
dextero. Der rechtseitige Altar war der hl. Anna geweiht, der linke dagegen, a cuius dextero latere
fenesira in columna, ubi olim sacramentum asservabatur et obstinatur, dem hl. Georg. 1617 wird der
Hochaltar neu gemacht. Martin Seiser, Bürger und Tischler, lieferte ihn von Nußbaumholz um 70 fl.;
später mußte er ihn aber wieder verändern, indem er in der mittern Füllung anstat der Bilder ain Plat
machte von harte/n Holz zu dem Mallwerch mit sambt ainer nusspaumen Ramb herumb, tuet 3 fl. 4 ß,
mehr Hab ich auf der Seiten 2 neue Postament gemacht, darauf die Bilder stehn 2 fl. Die Schnitz-
Grödig 111
arbeiten, darunter 3 Pilder sambt dem Salvatter und 2 Ihrer hj. Gn. Wappen, die Adam G u c t m a n n
vergoldete, hatte Andreas Pernegger für 130 fl. übernommen. Am 16. Jänner 1638 gibt der Abt
von St. Peter den Kirchpröpsten wegen einer neuen Uhr 12 fl. als Beisteuer.
1686 wird dem Konsistorium berichtet: Nun thuet schon lenger Zeit dleselb Nachbarschaft uns anlaufen
und bitten, dass bei Gelegenhait der Reparation des Thurmdachs die Thurmniauer umb 20' mechte er-
hechert und das Thurmdach wie zu Morzg spitzet gemacht werden. Sie sei zu hegst noch 572' dick.
Er sei ohne Zweifel der schlechteste Turm im ganzen Erzstifte. Das Langhausdach ist um 8' höher als
das Thurmdach. Der Thurm hat nur auf einer Seite Fenster und stecket also in dem Kirchengepey, dass
ordinari nur alleinig in die negsten Häuser das Leuthen gehört wird und also an denen Werktagen
kaum dass halbe Dorf wissen kann, ob und wann eine Mess seye, zu geschweigen, dass das höhere
und hellere üeleuth auch an Verdreibung des Hochweders vil effectuiere und Nutzen thete. Die hierzu
erforderlichen Kosten von 575 fl. wurden am 2. Juli bewilligt.
1693: Statt des ganz alten und verfaulten Taffelpoden ein sauberes Rohrgewölb von Güpps durch den
Maurermeister Matthias Kölle rsberger in Anif um 350 fl. gedingt.
1694: Neue Uhr durch Jeremias Saute r.
1714: Meister Franz Jakob Ott, Tischler in Salzburg, für einen in die Sakristei gemachten Kasten
18 fl. Christof Grien twald, Schlosser, für dessen Beschlagung 11 fl.
1734: Wegen der Postamenter zur Aufmachung der vom alten Altar vorhandenen Bildnussen u. a. dem
Zimmermeister und Maurer 3 fl. 48 kr. Dem Tischlermeister zu Salzburg wegen Machung des
Oratorii und Ausbesserung der Stüel u. a. 20 fl.
1735: Dem Bildhauer zu Neumarkt für Machung des Hochaltars ISO fl. Wolf gang Spies, Maler,
wegen Fassung desselben 205 fl. Johann Zängerle, Tischler zu Salzburg, wegen Machung
der Kanzel, Oratorii u. a. 69 f. 1736 demselben für die Empore 50 fl.
1754: Für sechs neue Leuchter und vier neue Buschkrüge von Gürtlerarbeit 80 fl. 15 kr.
1755: Für Abbrechung der alten ausser der Freithofs gestandenen Kapelle, Übersetzung der steinernen
Gättersäulen und Ausbesserung der Freithofmauer 13 fl.
Am 16. Mai 1805 brannte die Kirche vollständig ab; noch am Tage selbst erschien Kurfürst Ferdinand
an der Brandstätte, versprach Hilfe und äußerte den Wunsch, daß die Kirche, von der nur die Chorbänke
und das Turmgewölbe stehen geblieben war, noch vor dem Winter unter Dach komme. Zudem spendete
er 100 Stämme Bauholz. Das Stift St. Peter zahlte 400 fl. und nahm die Inneneinrichtung auf sich. Bau-
meister war Matthias Karlsdorfer, Domkap.- und Stadtmaurermeister in Salzburg. Am 23. Juni
1807 schloß das Stift St. Peter mit Peter Pf lau der, bürgerlichem Stukkateur, einen Kontrakt ab, wo-
nach dieser die Verzierungen im Chor sowohl als im Langhaus mit Einschluss der Seitenwände bis zum
Boden nach dem Risse gut und dauerhaft herzustellen, auch zu diesem den Gyps und Kalk und andere
Materialien um 1050 fl beyzuschaffen hat, doch sind davon die Nebenkapellen ausgeschlossen. Anton
Gramm er, bürgerlicher Tischlermeister, erhielt für das Tabernakel 13 fl., für die Rahmen zu den zwei
Seitenaltären 5 fl. 26 kr., für den Rahmen zum Hochaltare 5 fl. 29 kr. Franz Hitzl, Bildhauer, legte
Rechnung: Großer Schein mit Gwilk. 4 Geheng mit Frichten und Engelsköpf, 2 große Capodell mit die
Schaffgesimbs, 4 kleine, 2 Stadien ausgebösert, 2 Engel mit neue Fliegt, 3 Ramen mit Herzlauber und
Bierlein versözt 98 fL Franz Tuche, bürgerlicher Vergolder, für Vergoldung der Capitelle und Schaf-
gesimbser 28 fl. 36 kr., im ganzen 300 fl.
Die Altarbilder malten Nesslthaler und Streicher:
Quifung, das ich Endesunterzeichneter von Sr. Hw. und Gnaden des Herrn Prelaten zu St. Peter für
das Hochaltarblad in der Pfarrkirche zu Grödig, vorstellend den Englischen Gruß, 300 fl bar emp-
fangen hab.
Salzburg. 30. Oktober 1808. Andr. Nesselthaler,
k. k. prov. Salzb. Truchsess und Hofmahler.
112 Qerichtsbezirk Salzburg
Conto aus Anbefellung des wohlgeb. Herrn Herrn Andr. Nöstldaller würdigsten k. k. Hofmaler:
das Seittenaltarblädtl, den hl. Josephus accordiertermaßen gemahlen per 60 fl.
15. Juni 1808. Franz Streicher, Mahler.
Recompens 10 fl.
Anton Högler, Kameral- und bürgerlicher Steinmetzmeister, lieferte den Hochaltar und die Seiten-
altäre nach Akkord für 1100 fl., das Tabernakel sammt den 2 Säulen für 200 fl., das Speisgländer für
160 fl., 2 Chorsäulen für 80 fl. und Opfer- und Weihbrunnschalen für 45 fl., zusammen 1635 fl.
FranzHitzlfür2 bedete Engl zu dem Hochaltar 24 fl, für 6 große Leuchter 2^j^ hoch 33 fl, 2 Leuchter
2' hoch 8 fl., für 2 Postamenter für den Tabernakel und den erhabenen Namen, 2 Kreuze mit Strahlen
16 fl, für 6 Leuchter 2' hoch 24 fl und im Jahre 1810: auf den Tabernakel ein Lamb mit dem Buch
mit die 7 Sigill und 2 Vasi 10 fl. Jacob Müller, bürgerlicher Maler, vergoldet und faßt 2 Capitäle
und Schafgesimbse 2 fl 36 kr, ein Crucifix nach der Natur und vergoldet das Scheint 1 fl, dann die
2 Rahmen für die Altarbilder 72 fl, endlich 4 Lorbeergehänge 1 fl 12 kr. Tuche vergoldet eine Ver-
zierung im obern Fries, 2 Wappen und einen großen Schein mit dem Auge Gottes 32 fl. Johann Georg
Moesle (aus Neumarkt bei Salzburg), Buchhändler in Wien, kauft bei Herrn Bing auf Rechnung St. Peters
das Gemälde des hl. Florian um 90 fl. und sandte es nach Salzburg (rechtes Seitenaltarbild).
Die Creuzigung Christi unterzogen, den Saft gegeben und ausgebessert 25 fl 45 kr, die Stäbe bei dem
Ölberg, Geißlung, Krönung und Kreuztragung mit Feingold 15 fl 36 kr, die Krönung neugemahlen 36 fl,
Buzen des Ölbergs und Geißlung, St. Florian unten und oben hinausgemalt 6 fl.
Xaver HornOck, bgl. Mahler.
Leonhard Sauer, Orgel- und Instrumentenmacher in Reichenhall, liefert 1809 die Orgel. Bartlmä
Lehn er (Lachner), Schreinermeister in Schellenberg, erhielt für die Kirchenstühle 45 fl, für einen
Sakristeikasten mit sechs Schubladen 8 fl. 35 kr. (5 Diehrl sind mit Silberfarb angestrichen).
Die Glocken goß Johann Oberascher; eine im Gewichte von 2 q wird 1809 vom Schlosse Piain
hierher gebracht.
1813 wird um die Aufstellung eines Kieuzweges angesucht. Die 5 großen Bilder, des Leidens Christi
vorstellend, womit der f Prälat der Kirche zu Grödig eine Schankung gemacht hat sind nach dem Urteil
der Kenner solche Meisterstücke, die von dem Pinsel eines jeden Malers nicht so leicht erreicht werden
können. Da zu besorgen ist, dass durch die Einführung des Kreuzwegs mit 15 neuen Kreuzwegtafeln
die schön gezierte Kirche nur verunstaltet werden dürfte, so ist zu überlegen, ob die Andacht nicht auch
bei den 5 Bildern verrichtet werden könnte — eine Äußerung, die nicht nur den josefinischen Geist des
betreffenden Konsistorialrates verrät, sondern auch den Beifall über die im Geschmacke der Zeit vor-
genommene prächtige Ausstattung und Einrichtung dieser Kirche, die auch heute noch als Musterbeispiel
dieser wenig baufrohen Zeit dienen kann. Mit Dekret vom 25. März wird die Aufstellung eines Kreuz-
weges aber doch bewilligt, allerdings mit dem Vorbehalt, daß die Kirche nicht verunstaltet wird. 1814
waren die Seitenaltäre noch ohne Reliquien.
Am 18. Oktober 1837 weihte Erzbischof Friedrich die Kirche ein.
Der Turm wurde 1872 in seine heutige Gestalt gebracht; der Umbau kostete 8088 fl.
Charakte- Charakteristik: An das im Kern noch romanische (ursprünglich flachgedeckte) Langhaus wurde
1513-^1523 ein geräumiger gotischer Chor angebaut. Der ursprünglich niedrige romanische Südturm
wurde 1686 beträchtlich erhöht und erhielt 1872 noch ein Obergeschoß. Nach dem Brande von 1805
7-urde die Kirche neu eingewölbt, durch ein Seitenschiff vergrößert und mit hübschen Stukkaturen von
Pe.c; ?:;f.uder geschmückt (Fig. 109 — 111).
Äußeres (Fig. 109):
Bruchstein und Ziegel, glatte Wände, verputzt und gelb gefärbelt.
Langhaus: W. Breite Dreiecksgiebelfront mit breiter Stützmauer in der Mitte. In der nördlichen
Hälfte vorgelagert Anbau 1. Oben kleines flachbogiges Bodenfenster. — S. Links flachbogige Tür, da-
ristik.
Grödig
113
neben marmorne Weihwasserschale, rechts zwei große rundbogige Fenster. — N. Drei große rundbogige
Fenster, beiderseits Stützmauern. An den beiden Langseiten hölzerne Hohlkehigesimse. — Hohes Schindel-
satteldach.
Chor: S. Durch Turm und Sakristei verbaut. — O. und N. Hoher Sockel aus Konglomeratstein. Fünf
dreifach abgestufte Strebepfeiler, oben und unten rechteckig, in der Mitte dreikantig vorspringend; oben
abgepultet, über der ersten Stufe Hohlkehigesims, über der zweiten Kaffgesims, um den
ganzen Chor herumlaufend. Drei spitzbogige Fenster, eines im O. ist vermauert. Ar
der Ostseite über dem Sockel, in einen Quader eingemeißelt, ein merkwürdiges, 20 cm
hohes Zeichen (s. nebenstehend). — Als Abschluß umlaufendes steinernes und darüber
noch hölzernes Hohlkehlgesims. Schindelsatteldach, nach O. abgewalmt.
Chor.
i a-8
Fig. 109 Grödig, Pfarrkirche von Südosten (S. 112)
Turm: Im S. des Chores. Fünfgeschossiger quadratischer Hauptteil, durch modernen Rundbogenfries
abgeschlossen, darüber einspringendes modernes achtseitiges Glockengeschoß. W. Unten durch das Lang-
haus verbaut. — S. In den fünf Geschossen übereinander: Kleine Tür mit oblongem Oberlichtfenster,
schmale Luke, schmale rundbogige Luke, renoviertes, gekuppeltes, romanisches Doppelbogenfenster mit
Mittelstütze, darüber modernes pseudoromanisches Doppelbogenfenster. — O. Unten Sakristeianbau.
Darüber romanisches Doppelbogenfenster (renoviert) und Luke. — N. Oben Luke. Im modernen Glocken-
geschosse vier spitzbogige Fenster mit modernen Maßwerken. Achtseitiger spitzer Schieferhelm mit
vergoldetem Knauf und Kreuz.
Anbauten: 1. Moderne gotisierende Vorhalle im W. des Langhauses.
2. Sakristei im S. des Chores, einstöckig. Im S. und O. je zwei oblonge Fenster übereinander. Schindelpultdach.
Fried hofmauer: Bruchstein. Im S. einfaches Tor mit eisernem Gitter. 1908 wurde der Friedhof er-
weitert und an der Nordseite das Leichenhaus gebaut.
Inneres (Fig. HO, 111):
Weiß gefärbelt. Schöne Stukkaturen von Franz Pf 1 ander in Salzburg, 1808.
Langhaus: Saalartiges Hauptschiff, schmäleres und niedrigeres Seitenschiff im S., mit ersterem durch
,drei Rundbogenöffnungen verbunden. An den beiden Langwänden des Hauptschiffes je zwei flache
;Pilaster mit schönen ionischen Stuckkapitälen, darüber Gebälk mit glattem Fries und bemaltem Gesims
XI 15
Turm.
Anbauten.
Friedhof-
mauer.
Inneres.
Fig. 110, 111.
Langhaus.
114
öerichtsbczirk Salzburg
(1808). Schwach gewölbte Decke mit guter Stuckgliederung von 1808: in der Mitte die Taube im
Strahlenkranz, umgeben von einem großen ovalen Lorbeerkranzrahmen. In den sechs Feldern darum!
herum stukkierte Zweige und Kränze mit Bändern. Auch die drei rundbogigen Fenster im N. sind vonj
Empirestuckrahmen umgeben. Im W. über der flachbogigen, um zwei Stufen erhöhten Eingangstür die
Musikempore (Holz mit Stucküberzug); vorspringender Mittelteil und flacher Boden, der von zwei
auf prismatischen Postamenten stehenden modernen toskanischen Säulen aus Untersberger Marmor
gestützt wird. An der Brüstung drei stukkierte Rosetten und zwei Musikembleme. Im W. breiter rund-
bogiger Triumphbogen, darüber in Stuck das Doppelwappen des Stiftes St. Peter und des Abtes Domi-
nikus Hagenauer mit der Jahreszahl 1808. — Das Seitenschiff hat ein rundbogiges Tonnengewölbe mit
drei Paaren von rundbogigen Stichkappen. Im W. hölzerne Aufgangsstiege zur Musikempore. — Drei
Weihwassermuschelschalen aus gelbem Marmor.
Fig. 110 Grödig, Pfarrkirclie, Grundriß 1 : 200 (S. 113)
Chor.
Fig. 112.
Turm.
::iKn^t-.;;.
itii.ir
Chor: Etwas höher und schmäler als das Hauptschiff, Boden um zwei Stufen (aus rotem Marmor) erhöht
Das ursprünglich gotische, 1808 erneuerte Gewölbe (von 1523) wird von sieben ganzen und zwei halben
spitzbogigen Stichkappen eingeschnitten. Es hat eine hübsche Stuckdekoration von Peter
Pflauder (1808) (Fig. 112): Namen Jesu, Rosette, Auge Gottes; acht ovale Medaillons mit den Halb-
figuren der Kirchenväter und der Evangelisten in Relief, darüber Bandschleifen, darunter gekreuzte
Zweige; vier von Zweigen umrahmte Ovalmedaillons mit liturgischen Emblemen. Um die vier rund-
bogigen Fenster (das südliche geht in die Sakristei) Stuckrahmen von 1808; moderne ornamentale Glas-
malereien. Im S. kleine steingerahmte Rundbogentür zur Turmhalle, darüber, von einfachen Konsolen
gestützt, rechteckiger balkonartiger Kanzelgang (Holz mit Stucküberzug) mit drei Stuckrosetten (1808),
durch eine spitzbogige gotische Tür vom Obergeschosse der Sakristei aus zugänglich.
Schöne dreiteilige Balustrade (Kommunionbank) aus rotem Marmor niit Balustern aus hellgelbem
Marmor, von Anton Högler in Salzburg, 1808.
Turm: Die untere Halle hat ein gratiges Kreuzgewölbe; die vier Türen stehen in flachbogigen Nischen.
Im ersten Geschosse führt im W. eine kleine rechteckige Tür auf den Dachboden des Seitenschiffes, eine
zweite im N. auf den des Chores (alt). Im dritten Geschoß im W. eine vermauerte Luke; ein Beweis,
daß der Turm hier ursprünglich schon frei stand. Im vierten Geschoß im W. ein vermauertes romanisches
Doppelbogenfenster, dessen Säule durch eine Holzstütze ersetzt ist.
oakrir-toi: In beiden Geschossen flach gedeckt.
Einrichtung:
Altäre: 1. Hochaltar. Gelblichroter und dunkelroter Untersberger Marmor. Auf zwei Stufen lange
Men&a. angelchr.t an eire übermannshohe Wand, die seitlich von zwei Türen durchbrochen ist. Seitlich
Qrödig
115
neben der Mensa die Wappen des Stiftes St. Peter und des Abtes Dominikus Hagenauer, Holz, vergoldet.
In der Mitte eingebautes Tabernakel mit zwei Säulchen und Kruzifix. In dem aus grauem Marmor be-
stehenden Wandteile daneben in je drei Feldern applizierte Embleme, Holz, vergoldet (Fruchtgehänge
mit Cherubsköpfchen, Kreuz und Anker, Kelch auf Meßbuch, von Reben umrahmt).
Über dem Tabernakel moderne Marienstatue, über den Seitendurchgängen die Statuen zweier Engel
mit Weihrauchfässern (Holz, neu gefaßt); sehr gute Arbeiten, wohl vom Hochaltar von 1617 (Andreas
Fern egger).
Auf der Rückseite, ober der Tür der Epistelseite, die eingemeißelte Inschrift: Gemacht worden von Anton
Högler bürgt. Steinmetzmeister in Salzburg aTio 1809. Aufgesetzt worden von Sebastian Högler.
An der Rückwand des Chorschlusses auf gemauertem Unterbaue das Altarbild in einem gelben JHarmor-
rahmen, flankiert von zwei Säulen mit vergoldeten Kompositkapitälen, oben gerades Gesims; darauf
Auge Gottes und zwei anbetende Putten (Holz, polychromiert). Altarbild: Die Verkündigung. Von links
Fig. 111 Orödig, Pfarrkirche, Inneres (S. 113)
schreitet der Engel heran, in der gesenkten Rechten eine Lilie haltend, mit der erhobenen Linken zur
Taube zeigend. Rechts kniet Maria, den Kopf zu Gabriel zurückwendend. Oben, um die Taube, Putti
und Cherubsköpfe. Signiert: A. Nesselt hale r Pinx. 1808. Gute Arbeit.
Neben dem Bilde auf Marmorpostamenten die überlebensgroßen Statuen der hl. Anna und des hl. Joachim;
mittelmäßige Arbeiten des XVlll. Jhs. Sie kamen 1838 aus dem Kreuzgang des Stiftes St. Peter hieher
und sind zwei umgearbeitete Prophetenstatuen (!).
Der Marmoraufbau stammt von Johann Högler, die Schnitzarbeiten von Franz Hitzl, 1808 1809.
'Zwei Seitenaltäre aus verschiedenfarbigem Marmor, vom Jahre 1808. Über der Mensa hohe Predella
mit kleinem Tabernakel, darauf Altarbild, ähnlich umrahmt wie am Hochaltar; oben vergoldetes Holz-
kreuz. Auf den Tabernakeln je ein kleines Holzkruzifix.
B. Linker Seitenaltar. Altarbild: Der hl. Josef, auf Wolken kniend, das Christkind anbetend; Engel.
"Von Franz Streicher, 1808; schlecht übermalt.
I
5. Rechter Seitenaltar. Altarbild: Der hl. Florian, auf Wolken kniend. Ein Engel gießt auf seine
'ürbitte hin Wasser auf ein brennendes Haus. Unten flehende Menschen. Sehr gutes österreichisches
3ild in der Art des Kremser Schmidt, um 1770 (s. S. 111).
3ie Marmorarbeiten lieferte Johann Högler, die Schnitzereien Franz Hitzl, 1808/09.
15*
Seitenaltäre.
Linker
Seitenaltar.
Rechter
Seitenaltar.
116
Oerichtsbezirk Salzburg
Kanzel. Kanzel: An der Südseite des Triumphbogens, Holz mit Stucküberzug. Am Ablaufe Palmettenkelch,
an der Brüstung zwei Rosetten und Buch mit Lorbeerzweigen, in Stuck. Am Schalldeckel unten die Taube
(Holz, versilbert), oben die Gesetzestafeln. Um 1808.
Taufstein. Tauf stein: Untersberger Marmor, einfach, kelchförmig. 1883.
Ampel. Ampel: Messingblech, getrieben, versilbert, reich verziert. Empire, um 1808.
Orgel. Orgel: Dreiteiliges Gehäuse mit geschnitzten vergoldeten Verzierungen und dem Wappen des Stiftes
St. Peter. Um 1840.
Kirchenbänke. Kirchenbänke: Einfach geschnitzte Empirewangen; von Barthlmä Lehner in Schellenberg, 1808.
Gemälde. Gemälde: In Stuckrahmen in die Wände eingelassen, Öl auf Leinwand. 1. Im Chor. Tod des hl. Benedikt.
Mittelmäßig, Ende des XVII. Jhs.
2—6. Seitenschiff. 2. Großes Bild der Kreuzigung. Mittelmäßig, XVIII. Jh. — 3. Christus und der Engel
am Ölberg und 4. Geißelung Christi. Beide von derselben Hand. Gut, Mitte des XVIII. Jhs. — 5. Dornen-
Fig. 112 Qrödig, Pfarrkirche. Stukkaturen am Chorgewölbe von Peter Pflauder, 1808 (S. 114)
Holz-
skuloturen.
iMoiistraiiz.
krönung und Verspottung Christi. Mittelmäßig, XVIII. Jh. — 6. Christus bei der Kreuztragung und die
Frauen. Mittelgut, Anfang des XVIII. Jhs. Diese Bilder (die fünf Geheimnisse des schmerzhaften Rosen-
kranzes darstellend) stammen aus dem Stifte St. Peter.
7. Beweinung Christi, schwach, in schönem klassizistischem Rahmen. Um 1800.
8. Vierzehn schwache Kreuzwegbilder von Jaud, 1813.
Holzskulpturen: Polychromiert. 1. In der Vorhalle. Statue der sitzenden Mutter Gottes mit dem
Jesusknaben auf dem Schöße. Gute Arbeit, Mitte des XVII. Jhs. .
2. Statuette des auferstandenen Christus. Schwach, XVIII. Jh.
3. Christus an der Geißelsäule. Schwach, XVIIL Jh.
4. Wandkruzifix im Seitenschiffe. XVIII. Jh.
5. S'Eitue des auferstandenen Christus. Anfang des XIX. Jhs.
?. Statuetten der vier Evangelisten, versilbert. Gering, Anfang des XIX. Jhs.
7. Kicine;. Wr.ndkruzifix im Chor. Anfang des XIX. Jhs.
Aus Grödig stammt auch die Pietä, die jetzt in der Hl.-Geist-Kapelle in St. Peter aufgestellt ist, eine
sehr gute Arbeit des XVIII. Jhs., neu gefaßt.
Monstranz: Silber, vergoldet, mit getriebenen Verzierungen und unechten Steinen. Doppelter Schein,
mit den getriebenen Relieffiguren von Gott -Vater, Taube, Verkündigung, zwei Cherubsköpfchen; dahinter
Grödig
117
vergoldeter Strahlenkranz. Unter der Lunula ein Cherubsköpfchen. — Marken: Aiigsburger Beschau mit
D (1739—1741; R^ 183). Meisterzeichen: SD (R^ 542). Gute Arbeit von Salomon Dreyer in Augs-
burg, 1740.
Ziborium: Silber, vergoldet. Reich verziert mit getriebenen Rocaillen und Blumen am Fuß, Knauf und Ziborium.
Cuppakorb. Über dem Deckel vergoldete Kupferkrone. — Marken: Augsburger Beschauzeichen mit Z
(1779—1780; R- 217). Meisterzeichen: CXS (R'^ 568). Gute Arbeit von Caspar Xaver Stipeldey
in Augsburg, 1780.
Kelche: Alle Silber, vergoldet. 1. Sechspaßförmiger Fuß und Knauf, glatte Cuppa. — ^^wk Kelclic.
Marken: Salzburger Beschau (S in Oval). Meisterzeichen: P M in Breitoval. Arbeit des Paul J^^|
Mayr in Salzburg (Bürger seit 1636) um 1650. *••'
2. Mehrfach geschwungener Fuß mit gewelltem Umrisse, sechsseitiger Knauf, glatte Cuppa. — Marken:
Augsburger Beschau mit K (1751 — 1753; R- 193). Meisterzeichen: j , o '" Dreipaß (R^ 545). Augsburger
Arbeit, um 1752, von Johann Jakob Schoap oder Josef Ignaz Saler.
3. Fuß, dreiseitiger Knauf und Cuppakorb schön verziert, mit getriebenen Rokokoornamenten, Ähren,
Rosen und Trauben. — Marken: Augsburger Beschau mit W (1773 — 1775; R^ 213). Meisterzeichen: lAS
in breitovalem Felde. Gute Augsburger Arbeit, um 1774.
Kreuzpartikelmonstranz: Messing, vergoldet und versilbert, mit getriebenen Verzierungen und Kreuzpartikei-
unechten Steinen. Einfach, XVIII. Jh. monstranz.
Wetterkreuz: Messing, vergoldet, mit appliziertem silbernem Kruzifixus und Rosetten. Einfach, XVIII. Jh. Wetterkreuz.
Lavabo: Zinn; ohne Marke. XVIII. Jh. Lavabo.
Pitsche: Zinn, sechseckig, mit Einschraubdeckel. XVIII. Jh. Pitsclie.
Kasein: 1. Weiße Seide mit goldgevvebtem Arabeskenmuster. Kasein.
2. Rote Seide mit buntem Blumenmuster, gewebt.
3. Weiße Seide mit großblumigem buntem Muster, gewebt.
4. Rosafarbige Seide mit buntem Blumenmuster, gewebt. — Alle Anfang des XIX. Jhs.
In den Besitz der Kirche gehört auch ein A n t e p e n d i u m des XVII. Jhs., das gegenwärtig in St. Peter Antependium.
aufbewahrt wird.
Opfertassen: Drei breite Untertassen für Opferkännchen, Zinn. — Marken: a) S. W. FEINZINN, Opfertassen,
darüber Krone; FRANZ SCHMIDT (Radinoer Taf. III 22, 24); b) Links dreitürmiges Tor, darunter 7775,
rechts Auge Gottes, darunter SALZB. (Radingf.r Taf. II 33). Arbeit des Stefan Platzer (1773—1791).
Eine getriebene silberne Opfertasse des XVIII. Jhs. ist derzeit in St. Peter in Salzburg zur Aufbewahrung.
Kruzifix: Schwarzes Holz, Christus aus Zinn. XVIII. Jh. Kruzifix.
Opfersammeikasten: Holz, darauf kleine Madonnenstatuette. XVII. Jh. Opferkasten.
Leuchter: 1. Vier kleine Leuchter von Gürtlerarbeit, Messingblech, versilbert, dreifüßig, mit getriebenen Leuchter,
buschigen Akanthusranken und je drei Cherubsköpfchen. Ende des XVII. Jhs.
2. Sechs große Leuchter, Holz, vergoldet. Anfang des XVIII. Jhs.
3. Acht geschnitzte Seitenaltarleuchter, Holz, goldbronziert. Um 1730.
4. Sechs große Rokokoleuchter, Messingblech, versilbert, mit getriebenen Verzierungen. 1754 (s. Gesch.).
5. Sechs große Empireleuchter, Holz, goldbronziert. Von Franz Hitzl, 1808.
Großer Osterkerzenleuchter, Messingblech, versilbert, getrieben, dreifüßig, mit buschigen Akanthusranken
und drei Cherubsköpfen. Ende des XVII. Jhs.
Vier Empire-Flammenurnen, Holz, versilbert. Um 1808.
Grabsteine: Im Seitenschiff. Untersberger Marmor. 1. Pyramide. Franz Pichler, Candidat der Rechte, Grabsteine,
abgestürzt vom Untersberge, 1779.
2. Ahnlich. Vinzenz Rudolf Paar, Diener des Staats bei dem Justiz-Amte in Salzburg, 1783 — 1801.
3. Pyramide. Franz Paul von Storch, Medizinalrat und Badearzt in Gastein, 1763 — 1838.
Glocken: Drei größere mit der Inschrift: Joh. Oberascher goss mich in Salzburg 1811; eine kleine Glocken,
von Oberascher in Salzburg 1862.
P f a r r h f. PfarrhoL
Den 4. September 1626 (vgl. oben) Hansen Mayr von Gredig wegen zu dem Pfarrhof aldort gebrachten
Stain ain Auszug bezalt.
dto M. Fabian Angerer, Zimmermaister, in Abschlag seines Gedings den Pfarrhof zu Gredig betr. 30 fl
(Abteirechnungen von St. Peter).
1791 wird der Pfarrhof Grödig inwendig fast ganz neu gebaut, es werden steinerne Stiegen usw. um
755 fl. 43 kr. gemacht.
118
Gerichtsbezirk Salzburg
Fig. 113 Qroßgmain, Gesamtansicht von der Ruine Piain aus (S. 124)
Großgmain, Dorf
Archivalien: Konsistorialarchiv. - Pfarrarchiv (Kirchenrechnungen seit 1671). — SRA (Kreisaint, H. 11).
Literatur: Feuchtnf.r Gaudenz, Glaubwürdiger Bericht von dem Ursprung und Alterthumc der allgem. Qnadenmutter Maria auf
der Gmain (S.ilzburg 1875). — Hübner, Flachland 133. — Piixwein, Salzachkreis 359. — Dürlinger, Handbuch 104. —
Myrtenreiser, Festgabe zur achten Säculärfeier 1878. — Reitlechner, Marianisches Salzburg 78.
Über die Tafelbilder: Pillwein, Salzachkrcis 359. — Sighart, Mittelalterliche Kunst (1858) 171. — Sighart in Bavaria I (1860)
270. — Derselbe, Geschichte der bildenden Künste in Bayern 1863, 581. — Gg. Petzolt, Temperamalereien in der Kirche
zu Großgmain, in Deutsches Kunstblatt 1852, 75. — G. Dahlke, Bartholomäus Zeitblom und die Flügelgemälde zu Groß-
gmain, in Repertorium für Kunstwissenschaft IV (1881) 344. — Stiassny, Altsalzburger Tafelbilder, in Jahrbuch der Kunst-
sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses XXIV (1903) 64. — Otto Fischer, Die altdeutsche Malerei in Salzburg
(Leipzig 1908) 112 f. — Stiassny, Studien zur Altsalzburger Malerei, Repertorium für Kunstwissenschaft 1911, 315.
Alte Ansicht: Stich von Fischbach-Huber, um 1850.
Schon unter Herzog Theodbert (nach 700) werden Zinspflichtige der Salzburger Kirche in Mona genannt (HAUTHALER,
U.-B. 1, 14 und 23). Auch in der Folge wird der Ort als Mnona, Man, Muono noch öfter genannt. Der Name Groß-
gmain ist Jungen Datums.
-' ;■ P r
-1,
•irche zu Unserer Lieben Frau.
Z5zbis:':of Konrad I. errichtete bei der Pfarre Reichenhall 1136 die Augustinerchorherrenpropstei St. Zeno.
Z;. oieser Plans gehörte, wie wir der Bestätigung des Papstes Lucius II. von 1144 April 5. (Mon. Boic. 3,
530) entnehiTien; auch die capella s. Marie Muona. Bis 1807, in welchem Jahre Großgmain zur Pfarre
crüoben wurde, war es von St. Zeno aus excurrendo versehen worden. Laut der noch vorhandenen In-
schriiten (s. u.) baute Erzbiscbof Leonhard v. Keutschach an der Kirche und die am 14. Juli 1520 von
I
Großgtnain 119
Bischof Berthold Pürstinger von Chiemsee vorgenommene Weihe zweier Seitenaltäre') kann als Abschluß
der Bautätigkeit angesehen werden. Die Beteiligung des Erzbischofs an dieser dem Stifte St. Zeno in-
korporierten Kirche erklärt sich daraus, daß Großgmain damals der marianische Wallfahrtsort des Flach-
landes und der Nachbargaue war. 1572 z. B. kirchfahrtet Erzbischof Johann Jakob auf die Gmain, wobei
er das Mittagmahl auf aigne Spesa im Clostr St. Zeno nimmt und am 12. Juli 1617 unternimmt die
Salzburger Corporis-Christi-Bruderschaft wegen der aldort beschechnen vilfältigen und sich aus der
Genaden Gottes noch täglich furtragundten Wunderzeichen ebenfalls eine Wallfahrt nach Großmain.
Johann Stainhauser, der in seinen „Denkwürdigkeiten der Regierung des Erzbischofs Marcus Sitticus"
(Bd. 4 f. 141') dies notiert, schrieb, wie er bei dieser Gelegenheit bemerkt, selbst ein sonderbares Buech-
lein über diese Wunder. Gegenstand der Verehrung war nicht nur die Erzbischof Thiemo zugeschriebene
Marienstatue, „die von einem marmornen Brunnengestelle in das Schloß Piain und von diesem in die
Kirche kam" (Hübner), sondern auch die Gruppe der hl. Dreifaltigkeit (s. u.). 1539 wurde das Gnaden-
bild auf einen eigenen Altar übersetzt.
Aus den Akten und Rechnungen sind wir über die Beschaffung der Einrichtung verhältnismäßig gut
unterrichtet, nur über den alten gotischen Hochaltar und die Tafelbilder waren keine archivalischen
Nachrichten zu ermitteln.
1623 erforderte die Aufstellung eines Tabernakels und die Umstellung der Altäre viel Überlegung^).
1626 haben der Erzbischof und die Visitatoren etliche Ungelegenheiten befunden und die Translation des
Tabernacls, die Renovatlo altaris devotionis, so hinder dem Choraltar, ferner eiserne Gatter zur besseren
Sicherung, Abbrechung der 2 Altäre, so hinten bei der Kirchtür unter der Empore und Einverleibung
derselben in den Chor anbefohlen. Hans Walpurger macht aus Anfriemung des Herrn Paumeisters
(Solari) zu einem Tabernagel auf die Geniain 7 Pildtlein und 2 Frichtkrieg um 51 fl. Auf eine Anfrage,
was mit dem alten (gotischen) Tabernakel, so noch in der Seitenmauer unverletzt stehet, auch von vielen
noch angebett wirdt, ergeht der Befehl, das alte Tabernakel zu vermauern und zu verstreichen.
Für das Tabernakel, das unter Oberleitung des hochfürstlichen Bauschreibers Jacob Perger ausgeführt
wurde, hatte Johann Faistenauer, Mahler und Reiser zu Berchtesgaden, 1624 zwei Visiere für
8 fl. gemacht.
1646 wurde ein Geding mit Meister Martin Pfenninger, Steinmetz, umb einen marmorsteinern
Grandt, ein Stuck zu dem Prunn negst bey U. L. Frauen Kirchen auf der Gmain bestehend aus 4 Stuck
so in den Poden gelegt werden, 4 Seitenwendt, 4 Calaunen, ein stein. Stocksaul 4' hoch, 4 Stapf l,
Prunnstuben 8' in der Vierung 3' 3" tief um 250 fl. gemacht.
1668 Hans Caspar Ainhorn, Goldschmied in Salzburg, für 2 Altarleuchter von Silber per 24 Mark
398 fl.
1672 Dem Christof Egedacher für eine Orgel 252 fl. Georg Pamber, Bilthauer zu Reichen-
hall wegen gemachten Todtencreiz mit einem Crucifix, St. Johannes- und Maria Bildt 5 fl.
1674 wird eine neue Sakristei gebaut. — Christian Gernthaler, Ratsbürger und Maler zu Reichen-
hall wegen Mahlung des hangenden Mariabildt 1 fl. 15 kr.
1675 Andre Doppler, Steinmetz und Maurer zu Viehhausen, wegen Macliung eines Steinwerchs zu
der Sakristei 36 fl. — Hans Georg Stadler, Bürger und Tischler zu Reichenhall, um den
gemachten Tabernakl 19 fl. N. Bildhauer in Salzburg für dessen beim Tabernakl gehabte Arbeit
15 fl. — Christian Gernthaler, Maler, für beim Tabernakl und in anderweg gemachte
Arbeit 39 fl. 42 kr. Für ein gemahlnes Blatt ausgeben 3 fl.
') Consecrata sunt duo altaria in ecclesia parrochiali beate Marie virginis auf der Gmain; primum in dextro totere in
honore ss. martyrum Achatii, Erasmi et Dionysii, alterum in sinistro latere in honore ss. confessorum Leonhardi, Rudberti
ei Virgilii.
') Propst Georg von St. Zeno gab am 16. Juni 1623 das Gutachten ab: Sonsten wann doch das Tabeniacl übersetzt wird,
wollen etliche Pauverstendige ftlr ratsam, nutz und zierlich erachten, wann der Hochaltar sambt der darhinte r
Stehenten Seilen abgetragen, besser (doch ganz frey) zurück und der ain mitter sambt dem hintern U- L. Frauen
Altar nach der Seiten zesetzen gdgst consentirt würde.
120 Gerichtsbezirk Salzburg
1676 (?) Hans Caspar Ainhorn, Goldschmied in Salzburg, für 4 Bilder von Silber 304 fl. 41 kr. und
ein Opferböckl 35 11.
1679 Hans Kaspar Baldauf f, Kunsttischler in Reichenhall, für ein Fahnenkreuz 1 fl. 54 kr.
1682 Franz Conrad JV\arschandt, Goldarbeiter in Salzburg, umb aus alten dargebnen Gold und
silbernen Dingen U. L. Frau zugerichte und gemachte neue Cron 80 fl. 36 kr.
1683 dto. für einen neu eingetauschten Kelch Daraufgabe 52 fl. — Johann Schwaiger, Bildhauer-
gsöllen zu Reichenhall, umb geschnitzte 4 neue Altarleuchter 16 fl.
1686 Hans Georg Stadler, Tischler, umb zu dem neuen Tabernakl gethane Arbeit 19 fl. — Johann
Schwaiger, Bildhauer, umb zu dem Tabernakl underschidlich gemachte Sachen 32 fl, dem Maler
Pöck zu Reichenhall, für Mach- und Verfassung des ganz neuen Tabernakls 93 fl.
1688 Christian Gernthaler, Maler zu Reichenhall, umb dass er 10 uralte Stuck und ain Jedweders
sambt dessen absonderlichen Lobgeschicliten und Miraculn von neuem gemalen 35 fl. 53 kr. —
Johann Schwaiger für Leuchter und Maykrieg 10 fl. 30 kr.
1689 dto. für 2 paar saubere Leichter mit Zierrathen und Lauber auf die silbere Art zu schneiden
10 fl. — Martin Pöck, Maler in Reichenhall, für die mit gutem Feingold und Silber vergolt und
gefasste 2 Wandlstangen und darauf geschnittne 2 Engl 10 fl.
1691 für einen neuen silbernen und ganz vergolten Kelch 11 fl. 14 kr.
1692 Für den neuen Prunn 98 ß. 21 kr.
1693 legt Andreas Doppler, Steinmetz in Viehhausen, einen Überschlag vor für das Postament
und U. L. Frau doppleten oder zwayen Haubtseithen stehente Biltnus sambt der Säullen 40' hoch
bei Abtrag des alten und Verbesserung der Staffeln, der sich auf 344 fl. 18 kr. beziffert und der
am 3. April 1693 vom Konsistorium bewilligt wird. Laut Reclmung bezog Doppler 409 fl. 26 kr.
Jphann Schwaiger, Bildhauer in Reichenhall, (für die Brunnenfigur selbst) 162 fl. — Josef
Norbert Blumb, Maler, für die ausgemachte (!) Hütten 51 fl. 30 kr.
1697 Franz Sanz, Goldschmied in Reichenhall, wegen Bcschlagnus eines Messbueclis mit Silber 17 fl.
30 kr. — Martin Pöck, wegen Renovierung 14 Blätter miraculoser Bilder 12 fl. 50 kr. — dto.
wegen Malung einer großen Dafl unter dem Gloggthurm 13 fL 30 kr.
1702 Jeremias Sauter für Machung einer neuer Uhr 374 fl.
1705 Zu Erkauf ung zweier von weichem Kupfer und übersilberte Engl mit 2 Opfersdialln sambt 2 Opfer-
kändl und einen Fürhang von Cardis 30 fl.
1707 wird die „Feldkapelle am Kreuzweg" errichtet.
1708 Hans Edtfelder, Zimmermeister, für Machung der neuen Kirchenstühl 154 fl.
Christof Khrüner, Tischler, für Machung der Zieraten daran 28 fl. 20 kr.
1711 Adam Unverdorben, Goldschmied in Salzburg,/«/- 4 neue gemachte Geheng zu U. L. Frau
23 fl. — Vermag Befelch von 20. März 1711 ist ein neuer Altar (Choraltar) aufzusetzen
vei williget und derentwegen Georgen Doppler, Steinmetzmeister in Himmelreich, bezalt
worden 900 fl. — Dem Johann Schwaiger, bürgerlichem Bildhauer in Reichenhall, für zwei
Bilder aus weißem Marmor 15' hoch ä 60 fl. und ein drittes Bild im Auszug 6' hoch 30 fl., zu-
sammen 150 fl. — Georg Doppler für zwei Postamente zu den (obigen) Statuen, dann zu
der andern Kirchtür einen Weihbrunnstein gleich dem andern 150 fl., für eine steinerne Bank zu
der Kirchtür 7 fl, für 12 steinerne Apostelleuchter 22 fl. — Christof Krüner, Tischler, für
die neugemachte Kirchtür 7 fl. 20 kr.
1712 Johann Schwaiger, Bildhauer zu Reichenhall, 50 fl.
1713 Andreas Esterreich, Bildhauer zu Neuburg (wo?), für 4 saubere Maybisch 21 fl. 36 kr. —
Johttin Schwaiger, Bildhauer, für zwei Statuen u. a. zu dem neuen Gnadenaltar 126 fl. —
Georg Bernhard Franzi, Maler, für verschiedene Malerarbeit 32 fl. 40 kr.
1715 Johaiin Schwaiger, Bildhauer, für eine neue Marienfigur 4 fl.
1716 Georg Doppler für ein steinernes Gatter zum neuen Altar 215 fl.
b
Großgmain 121
1717 Ferdinand Siegmund Amende, Goldarbeiter in Salzburg, für eine silberne Ampel 148 fl. 8 kr.
1719 Da die an dem erst vor kurzer Zeit neu, gemaditen marmelsteinern Altar vasst so weiß als die
gleich hinter bemelten Altar sidi befindende Mauer und daher wöder solche noch das ünadenbild
recht siditbar oder sauber herauskamt, so wurde ein Spalier von Brocatel 9572 Ellen erworben
für 230 fl.
1722 Tobias Khrüner, bürgerlicher Tischler, wegen Machung des Oratorii 55 fl. 45 kr.
1723 Peter Paul Perwange r, Maler, für Malung von 6 Schildt und Zweig zu Processionen 6 fl.
1725 Von Francesco Cappellano, einem Italiener, ist ein schwarzes Messgewand mit einem
solchen Antependio, dann ein blaues Messgewand mit untersdiiedlichen Farben und ein derlei
Antependium erkauft worden um 100 fl. — Die alt vorhanden gewesten silbernen Opferkändl
sind gegen derlei neue ausgetauscht und dafür Ferdinand Sigmund Amende gegeben
worden 29 fl.
1726 In gleicher Weise wurden die alten zinnernen ausgetauscht und dafür Joh. Michael Wildt,
Zinngießer in Salzburg, 57 kr. gegeben. — Friedrich(\) Sigmund Amende hat einen Kölch
mit neuer Manier mit weißen Passionsplattln getribner Arbeit Augsburger Prob um 58 fl. 12 kr.
hergeben, dafür gegeben die alte und 19 fl. — Desgleichen wird auch die alte, 208 Lot schwere
Monstranz bei Amende gegen Daraufgabe von 140 fl. ausgetauscht.
1728 Friedrich Garttner, Maler zu Oh&ihausen, für Übersilberung zweier Leuchter, aucli Machung
und Versilberung von S Maybisch 22 fl. — Johann Schwaiger, Bildhauer, für Abputzung der
2 steinernen Bilder St. Rupert und Augustin 3 fl. 30 kr. — dto. für Schnitzung 2 Engl, 4' hoch
zum Gnadenaltar 12 fl. — Johann Präntl für deren Fassung 21 fl. — Johann Hackl für
Gießung der kleinsten Glocke 53 fl.
Die Rechnungen von 1729 bis 1730 fehlen.
1731 Johann Carl Guetermann von Augsburg umb Ertauscfiung neuer silberner Opferkändl
10 fl. 15 kr. — Für Abtragung des völligen Gewölbs und Machung eines Schalgewölbs 811 fl.
40 kr.
1734 Anton Elsesse r, Maler in Teisendorf, für Fassung eines Kruzifixes 18 fl. — Leopold Ehe-
gassner, Bildhauer in Reichenhall, umb aine mit 4 Sdinerklen gemachte Kupl und anderes
3 fl. 10 kr.
1734 wird bewilligt, dass die 2 schlechten und kleinen hölzernen Seitenaltäre, weilten ermelte
Altäre an die Mauer zu verendern sein, neugemadit und das Oratorium über die Sakristey
gebaut werde. — Die Überschläge des Georg Doppler von Himmelreich wegen der Altäre
belaufen sich auf 360 fl, die des Hofmaurermeisters Tobias Kendler wegen des Oratoriums
auf 183 fl.
Den Originalquittungen entnehmen wir:
1734 Wegen von Stockerthorarbeith gemachte obere und untere Parkürdien, zway Oratoria, Kürchen-
porthall und Laubwerdi an den 2 Seitenaltären 51 fl. Michael Vierthaler, Stockhertorer.
Den 13. Decembris 1734 zu Salzburg.
Ich Endsbenender bekhene hiemit, dass ich von Ihro Hodiwürden Herrn Pfarrer Oelasius Drauner
vor zwey Altarblöther sanibt zwey Oberbläthl zu dem hochlöbl. Gottshaus auf die Gemaine
hundertundsiebzig sage fl. 170 vor die völlige Bezallung richtig empfangen habe, bezeigt mit eigener
Handschrift Jacob Zanusi, Pittore di Cortee.
1735 Johann Enzinger, Steinmetz am Ulrichhögl, für 3 Thürgerichter, 20 Stiegenstaffl und 6 Fenster-
penk etc. 73 fl.
1736 Johann Georg Hölger, Schlosser zu Reichenhall, für Gätterarbeit 225 fl. — Ignati Vier-
thaler, Stockherthorer, vor Ausmahlung des Kirchenportals und 2 Oratorien 2 fl.
1736 wurden von Tischler Johann Georg Langmayr in Waging und Maler Peter Paul Per-
wanger Überschläge von 230 fl. (samt Bildhauerarbeit) beziehungsweise 212 fl. für eine neue
XI -16
122 Gerichtsbezirk Salzburg
Kanzl gleich der andern bereits zierlich hergestellten eingereicht. — Leopold Ehegassner,
Bildhauer von Reichenhall, für 8 zu den Seitenaltären gemachte Engl und Leuchter 8 fl., dem
E Isäss er für deren Fassung 21 fl.
1737 Ratione Putzung der 2 Seitenaltarplatl Jacoben Zanusi, Malern von Salzburg 10 fl. 30 kr.
1737 Johann Georg Langmayr, Tischler in Waging, für 4 Leuchter, Püschkrieg und die Kanzl in
Abschlag 135 fl. — Johann Georg Hitzl, bürgerlichem Bildhauer zu Salzburg, zu der Canzl
oben auf 2 Khindl, die das Creuz halten, auf der Khugel 2 Engelsköpf sambt dem Gwilk, auf
denen Schnirglen auf der Cancelli 4 Kindel sambt drei Instrumänten, hinten an der Tir den Baster
Vonus (Pastor bonus) fladi geschnitten, inwentig an dem Cancel dachet den hl. Geist, sambt den
Schein und Gwilk, auf der Cancel den Armb und Crucifix, an der Cancel herumb 3 Basseriolef,
unten herum 4 Engelsköpf 90 fl. — Peter Paul Perwanger für Fassung der Kanzel 345 fl.
1738 war der Kirchenbau vollendet, der 11.388 fL kostete. Die Separatrechnungen darüber sind leider
nicht erhalten.
1738 Peter Paul Perwanger wegen Fassung der Rahmen zu den Seitenaltären und zum Bilde
des hl. Forerius 18 fl.
1739 Johann Obwexer, Handelsherrn in Augsburg, für Stoffe zum Himmel und Rauchmantel 60 fl.
Im gleichen Jahre sucht die Kirchenverwaltung an, es möchte, waßmaßen der alte Hochaltar bey
Abtragung in solch sdiadhaften und ermoderten Standt befunden worden, dass selbiger nit mehr
aufgericht werden kann, ein neuer Hochaltar mit Beibehaltung der alten von der Gemeinde und
Wallfahrern sonderbarlich hochgehaltenen Dreifaltigkeitsbilder durch den Tischler Langmayr in
Waging um 2070 fl. aufgerichtet werden. Das Konsistorium aber gab dabei zu bedenken, ob nicht
das auf dem in der forderen tiaubtmauer anlehnenten Altar befindliche Maria Gnadenbild auf
den neu zu errichtenden und weiters hinfür zu setzenden Hochaltar füglich transferiert werden
könnte, folgend der fordere Altar gänzlich abgebrochen und etwo anderweitig hin appliziert werden
könne. Hierzu machte die Kirchenvorstehung geltend, daß 1. die Kirche der hl. Dreifaltigkeit geweiht
sei, 2. die auf dem Hochaltar stehende Krönung Maria vom gemeinen Volk als wundertätig ver-
ehrt werde, 3. die in Vorschlag gebrachte Erbauung eines neuen Seitenaltars (allermaßen der hinter
dem Hochaltar stehende Gnadenbildaltar wegen Vertiefung der Nütsdien und Kasten nit leiditlich
aliter appliciert werden kann) neue Kosten von 1500 fl. verursachen würde. Am 9. Oktober 1739
erfolgte der Konsens. Demnach verfertigte Langmayr die Architectur von Grund auf 36' hodi,
16' breit und eine schöne Stellung mit einem sehr miesamen Grund sam.bt dem miesamen Laub-
werch, Zierraten mit Einschluss des Altarsteins und Tabernacl um 800 fl., und Perwanger hatte
alle miesambe Schneidarbeit guet zu vergolten, item alle figuren ganz ohne das Nackende, den
Tabernakel ganz zu vergolden, die Architectur nach der Figuren Verlangen mit guten Farben zu
marmelieren und alles mit spanischen Firnis zu überziehen für 1270 fl.
1740 Ferdinand Sigmund Amende umb einen neuen Kelch gegen den alten und 26 fl. 28 kr.
Leopold Ehegasse r, bürgerlichem Bildhauer von Reichenhall, für die Engl auf die Seitenaltär
16 fl. dto. für 4 Leuchter und 4 Maikrieg auf S. Sebastiansaltar 36 fl. — Anton E 1 s ä s s e r,
Maler, für unterschiedliche Arbeit auf die Seitenaltär 10 fl.
1748 Das ausgetretene und ruinierte, weiß und rote Pflaster legt neu Josef Doppler, Steinmetz am
Himmelreich, für 364 fl. Ein Drittel der Platten steuerte die hochfürstliche Hofbaumeisterei bei.
1730 Peter Paul Perwanger, Maler in Salzburg, hat ein Altarblad von gueten Farben mit der
Bildnus des hl. Leonardi in der Glory mit Engin, einer Landschaft und Vieh gemahlen und hiefäi
accordicrtermaßen nebst des Tischlers Verdienst und Vergoldung des Ramb empfangen 45 fl. 21 kr
1751, am 29. August °IJ abends, schlug der Blitz in den Turm ein, der Strahl fuhr durch die Kirche
und beschädigte die Empore und die Fassung des Hochaltars. Beim Wiederaufbau des Turmes
wurde das Gemäuer um 5' erhöht und eine andere Kuppel gebaut. Die Kosten beliefen sich au
1919 fl.
öroßgmain 1-^"^
1756 3 alte zinnerne Leuchter für 3 neue hergegeben 16 11. 24 kr. — Für einen neuen Schein zum
Tabernaiiel 3 fl. 45 kr.; ein neues Rauchfaß gekauft.
1757 Für eine neue silberne Ampel die alte und 180 fl.
1759 Franz Xaver König, Maler in Salzburg, für ein Fahnenblatt der Skapulierbruderschaft 10 fl.
1761 Karl Wolfgang Gugg für Umgießung der großen Glocke 598 fl. 10 kr.
1762 Josef Anton Diemb, bürgerlicher Zinngießer, für 3 Paar Opferkandl 4 fl. 10 kr.
1765 einen neuen Keldi gegen einen alten eingetauscht 46 fl.; ferner haben Gutthäter einen ziemlichen
kostbaren Kelch mit Platten und Diemannt versetzt beigeschafft, worzue aber das Gotteshaus
contribuieren hat miessen 90 fl.
1772 Lorenz Benedict Lipper t, Zinngießer zu Reichenhall, wegen Umgießung zinnerner Leuchter
11 fl. 10 kr.
1766 wird von vorrätigem Silber ein Kruzifix zu den 6 silbernen Leuchtern verfertigt und die Orgel
repariert.
1778 macht Johann Posch, Schmied auf der Gmain, die Kirchentür (69 fl.) und Egyd Frey,
Schlosser in Reichenhali, die Schlösser daran (20 fl.). — Josef Pruner, Maler, für Übermalung
der zwischen den Kirchtüren befindlichen Mirakln 8 fl. 30 kr. — Antonio Cant riner, Tischler,
für 2 Beiditstühle von weichem Holz 2 fl. 30 kr.
1779 Andre Mertz, Gürtler zu Reichenhall, um 8 neue Leuchter von Messing und versilbert und
8 Büschkrüge 116 fl. Demselben für ein flügmdes Blatt von Messing und versilbert, so ober
dem Gnadenbild auf den Hochaltar angehöft und der neu verliehne Ablass daraufgeschrieben 11 fl.
1784 wird die Kirche, aus der die Votivtafeln entfernt worden waren, ausgeweißt.
1785 Dominicus Plassisgänik, Tischlermeister zu Piding, umbwillen er 6 große Leuchter und ein
großes Crucifix gut vergoldet 30 fl. Demselben für das neue hl. Grab nach dem Kupfer und
der Vorschrift verfertigt 12 fl. Für eine neue Brunnsäul beim Mesnerhaus von Adneter Alarmor
51 fl. — Johann Stefan PI atz er, für ein Opferdätzl samt Kanerl auf Silberart 3 fl. 12 kr.
1786 Stefan Platzer, Hofzinngießer für einen Weihbrunnkessel gegen den alten und 2 fl. 40 kr.
1794 Josef Doppler, Steinmetz im Himmelreich, für 2 Opferstöcke von Marmor 27 fl.
1802 Andrä Mertz, für eine Ampi von Gürtlerarbeit, 2' 8'//' hoch, 74 fl.
Am 27. April 1830 machte das Pfleggericht Salzburg das Kreisamt „auf 4 antike Holzgemälde von aner-
kanntem Werte von 1499" aufmerksam. „Die Gemähide waren bis dahin in die Seitenwäiide der Kirche
eingefalzt, wo sie die salpetrige Feuchtigkeit der Mauer beinahe schon gänzlich verderbet und unkennt-
lich gemacht hatte."
Am 23. April 1831 berichtete Pfleger Petermandl über die vorgenommenen Arbeiten:
Die Entfernung der 4 antiken Kunstgemälde von der feuchten Mauerwand zeigte sich als unverschüblich, um sie vor dem
gänzlichen Verderben noch zu retten. Ebenso unwiderleglich ist es, daß diese nämlichen Gemälde aufgehört hätten ein
Kunstschatz zu sein, wenn sie nicht zugleich renovirt d. i. geputzt, verkittet, ausgebessert und gefirnist und an der Rück-
seite mit Ölfarbe angestrichen worden wären. Nun war es aber der f Herr Domkapitular Marchner, dem die geistl. Vogtei
die Besorgung dieser Ausbesserung übertrug. Letztere wurde auch von dem hierorts bekannten Maler Franz Zcb-
h aus er so glücklich ausgeführt, dass wohl auch noch für die Verschönerung mittels der Vergoldung des Hintergrundes
1 die einstmalige höhere Genehmigung verhofft werden dürfte. In diesem überraschend verbesserten Zustande traf der Unter-
zeichnete (Pfleger Petermandl) diese Gemälde in der Wohnung des Herrn Domherrn Marchner, der den Unterzeichneten
wenige Tage vor seinem Hinscheiden in der Ostcrzeit 1830 zu sich erbitten ließ, ihn mündlich ersuchte, sich von der Würde
des Gegenstandes augenscheinlich zu überzeugen und ihm an das Herz legte, für eine solche Aufstellung der Gemälde zu
sorgen, die ihrem Werte und der ferneren schadenfreien Erhaltung entsprechend wäre.
■;^|Die Kosten beliefen sich auf 210 fl. Petermandl ließ nach Marchners Tode, da die Wohnung geräumt
•i (werden mußte, beim Tapezierer Pfanzelter nach eingesehenen Mustern und Preisen auch die Goldrahmen
-.und nötigen Tapeten bestellen und nach dem Einlangen die Bilder sogleich in der Kirche an den geeigneten
'Plätzen in der zur Konservierung nötigen Entfernung an den beiderseitigen Mauerwänden aufstellen.
1839 berichtete das Pfleggericht abermals an das Kreisamt:
16*
124
öerichtsbezirk Salzburg
Die Pfarrkirche Großgmain hat 3 Bilder, und zwar eines hinter dem Hochaltar, eines an dem Evangelien- und eines am
Epistelseitenaltar. Ebenso besitzt dieselbe 2 alte 8' holie und 10' breite Holzgemälde, welche wegen ihres beschädigten
verwahrlosten und rahmenlosen Zustandes in der obern Sakristei bisher aufbewahrt wurden. Diese 5 Bilder sollen nach
mehrfältiger Beurteilung verschiedener Kunstverständiger von berühmten Meistern gemalt werden und als Altertum und
Kunstgemälde von bedeutendem Werte sein.
Ihre Restaurierung wurde am 22. August 1839 dem Maler Martin Pitzer für 150 fl. übertragen. 1871
wurde die Marienstatue von gebranntem Thon(\) itirer Kleider entledigt, wobei beide Hände und ein
Vorfuß des Kindes abgingen. Aus dem Silber der Kronen wurde ein Kelch gemacht.
1840 wurde das Braunsbühelgut gekauft und zu einem Pfarrhof adaptiert.
Charakte-
ristik.
Fig.113-117.
Bau-
entwicklung.
Fig. 114 Großgmain, Pfarrkirche von Nordwesten (S. 124)
Charakteristik: Einschiffige, geräumige Rokokoanlage mit Sciialgewölbe, 1731 aus einer gotischen
Kirche umgebaut. Gotischer Westturm mit Rokokohelm von 1751. Gotisches Portal. Die 1674 neu er-
baute Sakristei erhielt 1734 ein von Tobias Kendler gebautes Oratorium (Fig. 113 — 117).
Bauentwicklung: Wie die beiden seitlichen gotischen Portale beweisen, sind die Langhausmauern
noch die der gotischen Kirche (um 1499). Auch der Chor scheint (nach den alten Ansichten) schon bei
der gotischen Anlage die jetzige Größe und Höhe gehabt zu haben. 1731 und in den folgenden Jahren
erfolgte ein Umbau der Kirche: Es wurden in regelmäßiger Reihe große Rundbogenfenster ausgebrochen,
ein einheitlicher Sockel wurde um die Kirche gelegt, das schwere gotische Rippengewölbe, das sich zu
spalten drohte, wurde durch ein leichtes Schalgewölbe ersetzt, die Kirche im Innern durch Pilaster
gegliedert und durch Stuckrahmen von Michael Vierthaler geschmückt. Dieser Umbau geht —
v;ie v/ir aus den architektonischen Formen schließen — auf den Salzburger Hofmaurermeister Tobia
Kendler zurück, der übrigens 1734 ausdrücklich beim Neubau des Oratoriums genannt wird.
i
.-'.:'gi;aus
:..K, C;;nr.
Äußeres (Fig. 114):
Biuciistein und Ziegei, rauh (gelb) verputzt, mit glatten, weißen Einfassungen.
Langhaus und Choi: Gleichbreit und -hoch. Hoher Sockel mit profiliertem Steingesimse. Stukkiertes
Hohlkehlabschlußgesims. — W. Zwei Giebelwandstreifen beiderseits des Turmes. — S. Großer Anbau
Großgmain
125
(Vorhalle und Sakiistei). Links davon unten ein niedriges flachbogiges, darüber ein hohes rundbogiges
Fenster. Im Chor hohes rundbogiges Fenster. — O. Chorabschluß in fünf Seiten des Zwölfeckes; vier
hohe rundbogige Fenster. Alle haben marmorne Fensterbänke und einfache Eisengitter. N. Vier hohe
rundbogige Fenster, rechts unten ein kleineres, wie im S., alle mit Eisengittern. Unter dem zweiten
Fenster spitzbogiges, gotisches Seitenportal mit abgeschrägtem Gewände aus rotem Marmor,
über dem mit Hohlkehlgesims abgeschlossenen Sockel profiliert durch zwei Rundstäbe und einen
Kantstab zwischen drei Hohlkehlen. Links marmornes Weihwasserbecken. Hohes steiles Satteldach,
nach O. abgewalmt, im N. noch mit der alten schönen Schindelbedachung, im S. mit ungünstig
wirkendem, grauem Eternit gedeckt.
Turm: Der Westfront vorgebaut, ganz aus sorgsam gefügten Quadern erbaut, bis auf den rot ge-
färbelten, gotischen Kleeblattbogenfries, der das Glockengeschoß abtrennt, ungegliedert. Doch erkennt
man deutlich an drei dunkleren, horizontalen Quaderbändern die Spuren der ursprünglichen gotischen
Kaffgesimse, die später — wohl beim barocken Umbau der Kirche — abgemeißelt wurden. (Erhalten
sind die beiden oberen noch an der Ostseite innerhalb des Langhausdachstuhles.)
Ripfienprofi/ ^p
Fig. 115 Großgmain, Pfarri<irche, Grundriß 1 :250 (S. 125)
Vorspringender Sockel. Unten ist die Nord- und Südseite von je einer gedrückten Spitzbogenöffnung
durchbrochen. Im S. darüber eine schmale Luke, oben ein Fensterchen mit abgeschrägten Kanten. Im W.
übereinander eine Luke und zwei kleine Fenster, im N. oben zwei kleine Fenster. Im Glockengeschoß
auf jeder Seite ein hohes spitzbogiges, gotisches Schallfenster in profilierter Steinrahmung (Kantstab
zwischen zwei Hohlkehlen). Über jedem Schallfenster ein rundes Zifferblatt, über dem sich das profilierte,
rot gefärbelte Hohikehlgesims im Halbkreise aufbiegt. Doppelzwiebelhelm von 1751, mit grün ge-
strichenem Blech eingedeckt. Vergoldeter Knauf und Kreuz.
Anbau: Im S. des Langhauses und Chores, Vorhalle und Sakristei enthaltend. Einstöckig, von ent-
sprechender Außengliederung wie das Langhaus. Links (Vorhalle) ein niedriger, rechts (Sakristei) ein
\ hoher Sockel wie am Langhause. — S. Links großes spitzbogiges gotisches Portal, mit beiderseits abge-
j schrägtem, birnförmig profiliertem Gewände aus Stein. Rechts daneben drei, im Obergeschoß oben vier
, Fenster in geschwungenen Verputzumrahmungen, mit einfachen Eisengittern. Im O. unten Tür in Stein-
' rahmen, mit Oberlichtfenster, oben größeres Fenster. Umlaufendes Stuckhohlkehlgesims. Pultdach, nach
i O. und W. abgewalmt, aus grauem Eternitschiefer.
! Friedhof mauer: Bruchstein und Ziegel, verputzt, mit Schindeln abgedeckt, mit drei Eingangsöffnungen
im S. und W. Im Südwesteck ist eine Kapelle eingebaut (s. unten).
Inneres (Fig. 115, 116):
Langhaus und Chor bilden einen einheitlichen großen Saal. Alter Fußboden aus gelben und roten Mar-
morplatten (von Georg Doppler, 1748).
Turm.
Anbau.
Friedhof-
mauer.
Inneres.
Fig. 115, 116.
126
Gerichtsbezirk Salzburg
Langhaus. Langhaus: Flachbogiges Schalgewölbe, das durch Quergurten in drei, von je zwei rundbogigen
Stichkappen eingeschnittene Joche geteilt wird. An den Wänden über hohem umlaufendem Sockel
zwischen den Fenstern je zwei Pilaster, unter der Triumphbogengurte je zwei Doppelpilaster, alle mit
profilierten Basen und stukkierten ionischen, von Girlanden umwundenen Kapitalen. Darauf je ein
Gebälkstück mit schwerem, weit ausladendem Abschlußgesimse, auf dem die Gewölbegurten aufruhen.
Das ganze Gewölbe ist reich verziert mit schönem, stukkiertem Bandwerk mit vergoldeter Gitterwerk-
füllung von Michael Vierthaler, um 1734. In der Mitte jedes Feldes in geschwungenem Rahmen
DeAen- ein Deckengemälde:
gemälde. 1. (Ober der Musikempore) eine Schar musizierender Engel. An dem durch die Orgel verdeckten Teile
soll sich die Signatur des Malers befinden: Igiiaz Warmati 1735.
2. Die hl. Maria als Hilfe der Kranken. Oben auf Wolken die thronende Mutter Gottes mit dem Kinde
zwischen den knienden Heiligen Anna und Sebastian. Unten eine Schar von hilfeflehenden Kranken.
Fig. 116 Großgmain, Pfarrkirche, Inneres (S. 125)
3. Oben auf Wolken das Wallfahrtsbild der Mutter Gottes mit dem Kinde in reich mit Devotionalien
behängtem Mantel, von Putten umgeben. Daneben die knienden hl. Bischöfe Rupert und Augustinus.
Darunter vier Putten und ein Engel. Unten Ansicht der Kirche zu Großgmain (noch mit dem gotischen
Helme), des Pfarrhofes und der Stadt Reichenhall.
Westempore. Westempore mit flachem, von zwei Steinsäulen gestütztem Boden und geschwungener Brüstung (Holz
mit Stucküberzug). Darüber ähnliche, schmälere Musikempore auf zwei Holzstützen. Beide Brüstungen sind
reich verziert mit schönen Stukkaturen (Ranken, Band- und Gitterwerk) von Michael Viert haier,
1734 (s. S. 121). Zwei gemauerte Stiegen führen beiderseits zur Empore.
Im zweiten Joche im N. und S. je eine rundbogige Tür in flachbogiger Nische. Oben im N. drei hohe
rundbogige Fenster mit abgeschrägter Laibung.
im S. im zweiten und dritten Wandfelde oben je eine zweifenstrige Oratorienloge, schön verziert mit
stukkiertem Band- und Gitterwerk, oben Gesims mit stukkiertem Behänge, darauf zwei Flammenurnen
(von Michael Vierthaler, 1734). Über den beiden Oratorien je ein rundbogiges Fenster.
In der Mitte des zweiten Joches wird der vordere Teil des Langhauses in voller Breite durch ein
schmiedeeisernes Gitter mit hübschem Lanzenspitzenaufsatz (von J. G. Hölger in Reichenhall 1736)
abgeschlossen.
Oroßgmain
127
Chor: Im Raum einheitlich mit dem Langhause, Boden um drei Stufen erhöht. Schöne Balustrade aus
gelbem und rotem Marmor, mit zwei seitlichen Durchgängen. Wandgliederung entsprechend dem Lang-
hause. Am Beginn des Chorschlusses jederseits ein Doppelpilaster wie am Beginn des Chores. In den
vier Ecken eingewinkelte Pilaster. Über dem Chorrechteck Tonnengewölbefeld wie im Langhaus. Abschluß-
gewölbe mit fünf radialen rundbogigen Stichkappen und vier Radialgurten. Das Gewölbe ist in gleicher
Art reich stukkiert wie das des Langhauses. In der Mitte des rechteckigen Feldes Deckengemälde in
geschwungenem Rahmen: Krönung der hl. Maria durch die hl. Dreifaltigkeit. Im Bogenfeld der Ostseite
Chor.
hig. 117
Oroßgmain, Pfarrkirche, gotisches Hauptportal (um 1500).
Ciewölbestukkaturen von M. Vierthaler, 1737 (S. 129)
des Abschlusses über dem Altar Wandgemälde, der bekrönte Name „Maria", umgeben von Cherubs-
i köpfen und drei Engeln (s. oben). — Im S. rechteckige Sakristeitür in heller Marmorumrahmung mit
I Fries und profiliertem Gesimse, 1675 von Andreas Doppler gemacht.
1 Schönes „Speisgitter'', Balustrade aus rotem und weißem Marmor, von Georg Doppler, 1716.
(Anbauten: 1. Sakristei (1674). Im Erdgeschoß rundbogiges Tonnengewölbe mit drei Paaren von durch-
laufenden Stichkappen; im O. Tür und daneben Lavabo aus rotem Marmor. Im N. Tür zum Chor und
Eisentür zu einem Wandschrank in profilierter, roter Marmorumrahmung. Im O. ein, im S. drei Fenster.
■ Eine gemauerte Stiege führt zum flachgedeckten Obergeschoß (Oratorium, 1734 erbaut). Von der Stiege
aus im N. rechteckige Kanzeltür. Im Oberstock vier Fenster im S., je eines im O. und W.; im N. zwei
Türen zu den Logenoratorien, darüber rundbogige Fenster.
Wand-
gemälde.
Anbauten.
128
Gerichtsbezirk Salzburg
Fig. 118 Großgmain, Pfarrkirche, Hochaltar von 1739 (S. 129)
Großgmain
129
^
2. Vorhalle im S. des Langhauses. Im S. spitzbogiger Eingang mit birnförmig profilierter Steinlaibung.
Im N. das schöne gotische Kirchen portal aus rotem Marmor (Fig. 117): Kielbogen-
förmige Öffnung, polygonal in drei Seiten abgeschrägtes Gewände. Glatter Sockel, durch Hohl-
kehlgesims abgeschlossen. Das Gewände ist kräftig profiliert durch drei tiefe Hohlkehlen, zwei
starke Stäbe von kielbogenförmigem Profil mit abgekappter Spitze, einen starken und einen
dünnen Rundstab. An den Spitzen der Kielbogen verschneiden sich die Stäbe. Steinmetzzeichen:
Im N. und S. zwei große Votivtafeln aus Holz (s. unten).
— Barockes, von vier flachbogigen Stichkappen eingeschnit-
tenes, gratiges Gewölbe, schön verziert mit weißen Stuck-
ornamenten auf gelbgrauem Grunde: Bandwerk mit
Akanthusblätterabzweigungen, hineinverschlungen natürliche
Zweige. In der Mitte Kartusche mit rosenbekränztem
Flammenherzen und dem bekrönten Monogramm Mariae.
Gute Arbeit von Michael Vierthaler, 1734. Die Ge-
wölbezwickel ruhen auf einfachen stukkierten Konsolen-
gesimsen.
Neben dem Portal zwei gleichgroße Weihwasserbecken
aus gelblichem Marmor; je ein rundes Becken auf baluster-
förmigem Fuße. Beide von Georg Doppler, 1711
(s. S. 120).
Turm: Die nach N. und S. mit je einem gedrückten
Spitzbogen sich öffnende untere Halle ist mit einem spät-
gotischen Sterngewölbe eingewölbt, dessen spitz zugekantete,
beiderseits breit gekehlte Rippen auf halbkegelförmigen Kon-
solen aufsitzen (XV. Jh.).
Einrichtung:
Altäre: 1. Hochaltar (Fig. 118). Freistehend. Holz,
grünlich, gelb und rot marmoriert, mit reichen vergoldeten
geschnitzten Verzierungen. Neu gefaßt. Über zwei mar-
mornen und einer hölzernen Stufe geschwungene Mensa
mit vergoldeten Eckzieraten und Kreuz. Auf der breiten
Leuchterbank steht das große Tabernakel: Reich ver-
ziert, in Weiß und Gold gehalten. Vor der rundbogigen
Türnische kleine Kreuzigungsgruppe (Holz, vergoldet). —
Aufbau: Beiderseits der Mensa je zwei stufenförmig ein-
ander vorgestellte prismatische Postamente. Darauf über
einem Gesimse je zwei Säulenpostamente, verbunden durch
die geschwungene Predella, aus der seitlich übereckgestellte
Statuenpostamente vortreten. Die vierzehn Felder dieser
sechs Postamente sind verziert mit je einer applizierten
vergoldeten Kartusche, gebildet aus Band-, Gitterwerk und
zwei Akanthusblättern. Im Hauptteile in der Mitte große
rundbogige Nische in vergoldetem, ornamentiertem Rahmen,
rot bemalt; an der Koncha applizierte vergoldete Band-
werkornamente. An den Seiten eine Ordnung von je drei
Pilastern und je zwei Säulen mit vergoldeten ionischen
Basen und korinthischen Kapitalen. Verkröpftes Gebälk;
das Abschlußgesims ist in der Mitte über der mit einer
Inschriftkartusche bekrönten Nische aufgebogen.
Aufsatz: Rundbogige Mittelnische, eingerahmt an den Seiten
von zwei schrägen Doppelvoluten, oben von einem an den
se aufgebogenen Gesims. Unten seitlich zwei große Vasen,
vergoldet). Als Bekrönung ein Kreuz über Postament und
Kircliunportal.
Fia. 117.
I'ig. 119 (jrotigmain, Plarrkirclie, ünadenbild,
gotisclie Steingußstatuc von 1453 (S. 130)
leiten verkröpften, in der Mitte im Halbkrei
>ben zwei runde Blumenschalen (Holz, ganz
iCartusche, vergoldet.
Hn Aufbau verfertigte 1739 der Tischler Johann Georg Langmayr in Waging um 800 iL
;'tatuen: Alle (mit Ausnahme der Madonna) Holz, polychromiert und vergoldet, neu gefaßt.
'l. Gotische Figuren: 1. Das Gnadenbild, die Mutter Gottes mit dem einen vergoldeten Apfel im Händ-
!hen haltenden Christkinde auf den Armen. Am Sockel in gotisch-arabischen Ziffern die Jahreszah llfi73
XI 17
Weihwassei-
becken.
Turm.
Einrichtung.
Altäre.
Hochaltar.
Fig. 118.
Tabernakel.
Statuen.
130
Gerichtsbezirk Salzburg
(1453 [nicht etwa 1473])') und die moderne gefälschte Inschrift: opus S. Thiemonis A. E. Sal. HOL Stein-
guß, in ungünstig wirkender Weise neu polychromiert, die Krone von 1871. Vorzügliche Arbeit aus dem
Fig. 119. Jahre 1453 (Fig. 119). Das Gnadenbild, das seit 1539 seinen eigenen Altar hatte, stand bis 1739 auf dem
marmornen Choraltar hinter dem Hochaltar. — Stilistisch geht die Figur zusammen mit dem Gnadenbilde
Maria Säul in St. Peter in Salzburg (Kunsttop. XII 17) und der Madonna in Irrsdorf (Kunsttop. X 66), die
aus dem gleichen Material (kristallinischer Gips) sind; vgl. über dieses die M. d. Z. K-, N. F. V, Seite CXIV.
Fig. 120 Qroßgmain, Pfarrliirclie. Marmorner Clioraltar von G. Doppler,
Statuen von J. Schwaiger, 1711 (S. 131)
2. Die Aufsatzgruppe, Krönung der hl. Maria durch die hl. Dreifaltigkeit. In der Mitte die kniende!
betende Gottesmutter, deren reichgearbeitete Krone von drei kleinen Engeln gehalten wird. Daneben
thronen auf Wolken links Christus mit dem Kreuz in der Hand, rechts Gott -Vater mit dem Weltapfel.
Oben schwebt die Taube. Sehr gute Arbeit, um 1495. Die Gruppe stammt vom alten gotischen Hoch-
altar und scheint mir mit der Schule des Michael Fächer (der 1495 — 1498 in Salzburg war) in
Zusammenhang zu stehen.
') Vgl. über diese für uns ungewöhnliche, aber damals gebräuchliche Form der Fünf Capelli, Lexicon abbreviaturarum, Leipzig 1910, p. 441
Großgmain
131
B. Die übrigen Figuren stammen wie der ganze Altaraufbau aus dem Jahre 1739: 1. Neben dem Taber-
nakel zwei kniende anbetende Engel.
2. Neben der Hauptnische die Statuen der hl. Bischöfe Rupert und Augustinus.
3. Neben Maria zwei schwebende Engel, der rechte mit einem Stern in der Hand.
4. Am Strahlenkranz um Maria herum zwei Cherubsköpfchen und zwei Putti, die einen Strahlennimbus
halten.
5. Am Aufsatz auf versilberten Wolken neun Cherubsköpfchen.
Alle sehr gute Arbeiten, die großen Engel von Johann Schwaiger in Reichenhall, 1728 (s. S. 121),
die übrigen von 1739.
Fig. 121 Oroßgniain, Pfarrkirche.
Altarbild von P. P. Perwanger, 1750 (S. 132)
Fig. 122 Qroßgmain, Pfarrkirche. Rechter Seitenaltar
von Georg Doppler, Gemälde von Zaniisi, 1734 (S. 132)
;2. Marmoraltar (Fig. 120), am Mittelfelde des Ciiorschlusses, hinter dem Hochaltar: Auf einer mar-
! mornen und zwei hölzernen Stufen gemauerte rechteckige Mensa mit roter Marmorplatte, mit geschwun-
gener Verkleidung aus Holz, olivgrau gestrichen, mit geschnitzten Rocaillen an den Ecken; Mitte des
^XVill. Jhs. — Kleines einfaches Tabernakel, Holz, weiß lackiert, mit vergoldeten Verzierungen; Mitte des
'XVIll. Jhs. Wandaufbau: Verschiedenfarbiger Marmor (rot, gelb, grau, weiß); beiderseits der Mensa je
'ein prismatisches, schräg vorgestelltes Postament. Darauf über proHliertem Gesimse ein zweites, neben
diesem innen eine Volutenkonsole und wieder ein Postament. Auf dem zurücktretenden mittleren
i Predellateile ovales Inschriftschild aus grauem Marmor, umrahmt von Ranken aus weißem Marmor:
Erectutn est hoc altare digiiis honoribus amabilissimae virgiiüs Mariae MDCCXII.
17*
Marmoraltar.
Fig. 120.
132
Oerichtsbezirk Salzburg
Hauptteil: Altarbild in polygonal geschlossenem, profiliertem, rotem Marmorrahmen. Daneben zwei
Säulenpaare aus rotem Marmor (die inneren Säulen vor Pilastern); weißmarmorne Kompositkapitäle mit
Cherubsköpfen. Über dem Altarbilde Kartusche mit Inschrift: Maria Refugium nostnim ora pro nobis.
Vorspringende Gebälkstücke mit Akanthusblätterfries, verbunden durch das zurücktretende geradlinige
Abschlußgesims. — Aufsatz: Rechteckiges Feld in der Breite des Altarbildes, mit ovalem Relief (Taube)
und Cherubsköpfchen in rotem Marmorrahmen. Flankierend zwei Pilaster mit Froiitalvoluten als Kapitalen.
Daneben zwei Giebelschrägen mit Voluten, auf denen große Flammenurnen stehen. Verkröpftes Gebälk.
Volutengiebelansätze. In der Mitte auf niedrigem Postamente Monogramm Jesu in vergoldetem Strahlen-
kranze.
Den Aufbau machte 1711 Georg Doppler, Steinmetz in Himmelreich, um 900 fl. (s. S. 120). [3is
1739 enthielt dieser Altar das Gnadenbild.
Altarbild: Öl auf Leinwand. Der kniende hl. Abt Leonhard, auf einer Wolke emporgetragen von einem
Engel, der sein Pastorale hält. Rechts oben Gott-Vater und zwei Putten. Unten betende Bauern, Pferde
und Rinder. Im Hintergrunde die Plainburg, der Pfarrhof und die Kirche, noch mit dem gotischen Turm-
Fig. 121. helme, von N. gesehen. Gute Arbeit von Peter Paul Perwanger, 1750 (s. S. 122) (Fig. 121).
Skulpturen: Zwischen den Säulen auf niedrigen Basen die Statuen der hl. Bischöfe Rupert und Augustinus
aus hellgrauem Untersberger Marmor. Ovales marmornes Aufsatzrelief, die Taube des Hl. Geistes auf
Wolken, von Cherubsköpfchen umgeben. Alle drei gute Arbeiten von Johann Schwaiger in Reichen-
hall, 1711 (s. S. 120).
Auf dem Gebälk über den Säulen die neu polychromierten Holzfiguren des hl. Franz von Assisi und
des hl. Anton von Padua mit dem Christkind. Um 1750.
Seitenaltäre. Zwei marmorne Seite naltäre von einander gleichem Aufbau. Gesprenkelter roter und grauer Marmor.
Linker 3. Linker Seite naltar: Über zwei Holzstufen geschwungene Mensa aus verschiedenfarbigem
Seitenaltar. Marmor. — Wandaufbau: Breiter als die Mensa. Verschiedenfarbiger Marmor. Predella mit zwei schräg
vorspringenden, doppelgeschossigen seitlichen Postamenten, auf denen schlanke Säulchen mit weißen
Kompositkapitälen stehen, das Altarbild flankierend. Über Volutenkonsolen schwach profiliertes Gesims.
Aufsatz mit Ovalbüd, eingerahmt von Schrägvoluten, oben Volutengiebel, bekrönt von Baldachin mh
vergoldetem Monogramm Jesu im Strahlenkranze. Schöne Arbeit, von Georg Doppler, 1734.
Gemälde: Öl auf Leinwand. Altarbild. Der hl. Sebastian, nackt an einen Baumstamm gebunden, von
Pfeilen durchbohrt, todesmatt zusammensinkend. Zu seinen Füßen ein weinender Putto und ein zweiter,
der einen herausgezogenen Pfeil in der Hand hält. Oben schweben ein Cherubskopf und ein Putto mit
Palmzweig und Kranz. Sehr gutes Bild, signiert: Jac. Zaniisi In: (e) Pingit (sie!) Salisb: 1734 (siehe
S. 121). — Aufsatzbild: Der Schutzengel (Halbfigur) mit einem Knaben. Gut, ebenfalls von Jacob
Zan usi, 1734.
Skulpturen: Am Aufsatze vier Putti, Holz, neu polychromieit, zwei größere mit Palmzweig, Pfeil und
Bogen und zwei kleinere. Gut, von Leopold Ehegassner in Reichenhall, 1736 (s. S. 122). Daneben
zwei Flammenurnen.
Tabernakel: Klein, Holz, weiß lackiert, mit vergoldeten Zieraten. Auf der rundbogigen Nischentür ge-
malte Kreuzpartikelmonstranz, bekrönt von der Halbfigur des Schmerzensmannes. Daneben zwei kleine
Leuchterengel, oben am Gesims vier sitzende Putten mit den Leidenswerkzeugen und über vergoldetei
Kartusche kleines Kruzifix; alle Holz, polychromiert und vergoldet. Gut, um 1734.
Rechter 4. Rechter Seiten altar (Fig. 122). Im Aufbau ganz entsprechend wie der linke, von Georg
Seitenaltar. Doppler, 1734.
Flg. 122. Gemälde: Altarbild: Die hl. Anna mit der kleinen hl. Maria, dahinter Joachim. Oben ein Putto mii
einer Rose und ein Cherubsköpfchen. Sehr gute Arbeit, signiert: J. Zanusi Pinss. Sal. 1734. — Auf-
satzbild, oval: Der hl. Josef (Halbfigur) mit dem Christkinde. Gut, ebenfalls von Jacob Zanusi, 1734
Skulpturen: Holz, polychromiert. Vier sitzende Putti am Aufsatze, die zwei größeren mit Palmzweig unc
Lilie. Gut, von Leopold Ehegassner in Reichenhall, 1736 (s. S. 122).
Kanzel. Kanzel (Fig. 123): Am Pilaster an der Südseite des Langhauses zwischen den beiden Oratorienbalkonen
Fig 123. Holz, rot und grün marmoriert, mit reichen vergoldeten Ornamenten, Reliefs und Figuren. Dreiseitig«
geschwungene Brüstung, mit drei vergoldeten Reliefs zwischen Vertikal voluten: a) Der gute Sämant
und der Teufel, der Unkraut zwischen seinen Weizen sät. — /;) Ein thronender Papst (Petrus) mit Kelc
und dreifachem Kreuz und die vier Kirchenväter. In der Mitte ein aufgeschlagenes Buch mit Spruch, un
geben von den vier Evangelistensymbolen. — c) Der Prophet Jeremias auf einem mit Totengerippe
besäten Felde. Oben Auge Gottes und vier blasende Köpfchen. - Am Ablaufe vergoldete Bandwerk- uw
Gitterwerkornamente, unten vier polychromierte Cherubsköpfchen. An der Brüstung Arm mit Kruzifn
An der Tür vergoldetes Relief, der gute Hirt, zwischen zwei Lisenenpaaren mit veigoldetem Behänge
Am geschwungenen Schalldeckel unten die Taube in der Glorie. Am Gesims vergoldetes Behänge, dr<
Qroßgmain
133
Spruchkartuschen. Bedachung mit vier Voiutensparren; darauf vier Putten mit Harfe, Gesetzestafeln,
Rauchfaß und Schiffchen, Kreuz mit der ehernen Schlange. Zu oberst über zwei Ciierubsköpfchen ver-
goldete Weltkugel mit dem von zwei Putten gehaltenen Kreuze.
Sehr gute Arbeit, vom Jahre 1737. Die Tischlerarbeit von Joh. Georg Langmayr in Waging, die
Skulpturen von Johann Georg Hitzl in Salzburg; die alte Fassung war von P. P. Perwanger.
Die Kanzel kostete 570 fl.
Fig. 123 üroßgmain, Pfarrkirche. Kanzel von
Sliulpturen von J. G. Hitzl (S. 132)
1737.
Orgel: Dreiteiliges Gehäuse, mit vier Pilastern und durchbrochenen vergoldeten geschnitzten Ver- Orgel,
zierungen, rundem Zifferblatt und Cherubskopf. Um 1850.
Beichtstühle: Zwei Beichtstühle, braunes Holz, mit einfacher Bandwerkintarsia und applizierten Beichtstühle,
vergoldeten Bandwerkornamenten, einem Fruchtbüschel und zwei Blumenbüscheln. Oben modern über-
malte Bilder (Petrus und Magdalena) sowie vier vergoldete Flammenurnen. Um 1735.
Tauf stein: Gelblicher Marmor. Quadratische Plinthe, prismatischer Fuß, polygonales Becken; einfacher Taufstein.
Holzdeckel. Um 1738.
Opferstöcke: Zwei Opferstöcke aus rötlichem Marmor. Von Josef Doppler, 1794. Opferstöcke.
134
Gerichtsbezirk Salzburg
Kirchen- Kirchenbänke: Eichenholz. Mittelzeile mit neun breiten, zwei Seitenzeilen mit je sieben schmäleren
bänke. Bänken. Die Seitenwangen mit buschigen Akanthusranken schön geschnitzt. Von Hans Edtfelder,
1708.
Holz- Holzskulpturen: 1. An der Nordwand des Langhauses die überlebensgroße Statue des hl. Johann
Skulpturen. von Nepomuk, dem ein Engel das Kruzifix hält. Unten ein stehender Putto mit Palmzweig und Sternen-
kranz. An der Konsole vorn vergoldetes Relief, der Brückensturz. Gut, um 1735.
2. Großes Kruzifix, vom Triumphbogen herabhängend. An den vier kleeblattförmigen Kreuzesenden je
ein Cherubskopf. Gut, um 1735.
Die übrigen meist in der Sakristei.
3. Kieuzigungsgruppe, 79 cm hoch, alt gefaßt. Runder Fuß, kurzer Griff, darauf Kugel mit dem Kruzifix
und zwei seitlichen Ranken als Konsolen für die Figuren der hl. Maria und des hl. Johannes. Gut,
von Georg Pamer, 1672.
4. Vier Heiligenstatuetten für den Hochaltar, auf prismatischen Basen mit je einem Cherubskopf und
Seitenvoluten: Petrus und Paulus, Jakobus Maior und Rochus. Gut, zweite Hälfte des XVII. Jhs.
5. Statue eines Heiligen mit einem Buch, alt gefaßt, XVII. Jh.
6. Zwei Büsten, Johannes der Evangelist und Johannes der Täufer, auf niedrigen Postamenten mit einer
von Ranken umrahmten verglasten Reliquienöffnung, versilbert. Ende des XVII. Jhs.
7. Vier Heiligenstatuetten, 33 cm hoch, die Heiligen Josef mit dem Kind, Antonius mit dem Kinde,
Barbara und Katharina, versilbert. Sie stehen auf ursprünglicli nicht zugehörigen älteren prismatischen,
mit Seitenvoluten und gerippten Leisten versehenen silberbronzierten Holzpostamenten aus der Mitte des
XVII. Jhs. Als Untersätze dienen Postamente, die an der Nordseite mit versilbertem Messingblech ver-
kleidet sind, das reich mit getriebenen Rocail'.en verziert ist. Die Statuetten und diese jüngeren Postamente
stammen aus der Mitte des XVIll. Jhs.
8. Kleine Kreuzigungsgruppe mit Maria und Johannes. Mitte des XVIII. Jhs. (Sakristei).
9. Statue der Immakulata auf Erdkugel, Schlange und Halbmond. XVIII. Jh. (Sakristei).
10. Vier Leuchterengel. Dreifüßige versilberte Postamente mit Akanthusranken; darauf je ein stehender
Engel mit einem gewundenen Hörn als Leuchter in den Händen. Um 1700 (Sakristei)
11. Zwei kleine Leuchterengel, versilbert. Mitte des XVIII. Jhs.
12. Zwei kleine anbetende Engel. XVIll. Jh.
13. Prozessionskruzifix, mit Kartusche und vier Cherubsköpfchen. XVII. Jh.
14. Kleines Tragkruzifix. Anfang des XVIII. Jhs.
15. Standkruzifix mit dreifüßigem Rankenpostament. Den Schalt umarmt ein sitzender Engel. An den
Balkenenden vier Cherubsköpfe. Neu versilbert. Anfang des XVIII. Jhs. (rechter Seitenallar).
16. Hohes Standkruzifix auf dreifüßigem, mit Akanthusranken und Gitterwerk verzieitem Postamente, ver-
goldet. Um 1730.
17. Standkruzifix, 65 cm hoch. Gut, XVIII. Jh.
18. Sitzende Madonna mit dem Kind, Holz, polychromiert, mit Naturhaar ausgestattet und mit Samtkleid
bekleidet, in einem großen verglasten Holzgehäuse, das mit vergoldeten Ornamenten geschmückt ist.
Mitte des XVIII. Jhs. (Chor).
Qemäidc. Gemälde:
I. Große Tafelbilder vom alten gotischen Flügelaltar:
Vier große rechteckige Tafeln, 153 X 99 cm, mit Szenen aus dem Leben der hl. Maria.
Tafell. 1. (Tafel I). Darbringung Christi im Tempel. Auf der Stufe eines Altars kniet links vorne
Maria (in weißem Kopftuche, rotem Untergewande, blaugrünem Obergewande) und reicht mit beiden
Händen auf einem Linnen das nackte Jesuskind dem weißbärtigen Simeon (blaßviolettes Untergewand,
Fig. 124. roter Mantel mit Kapuze) (Fig. 124). Rechts hinter diesem steht der glattrasierte Hohepriester mit auf
der Brust gekreuzten Händen, in dunkelblauem Gewände und braunem Mantel, mit einer turbanartig
von einem gelben Tuch umwundenen, infelähnlichen Kopfbedeckung. Hinter diesem ein bartloser Diakon
mit violetter Mütze, in langer Alba mit gelbem Humerale. Links der graubärtige hl. Josef mit gebeugten
Knien, mit den Armen auf die Mensa gestützt, zwei Tauben in den Händen haltend (ziegelrotes Unter-
gewand, blaßroter Mantel). Dahinter zwei Frauen in dunklen Gewändern, mit weißen Kopftüchern. Auf
der Mensa sind die rosafarbig umrahmten schwarzen Gesetzestafeln aufgestellt, welche in Goldschrift
die Inschriit tragen :
Dy X Gepot: Ich gelaub /(n) ame{m) Got. — NU eytl swer pey got. — Heylig di feyrtag. — Eer vater
lind m!ie/:{cr). - Mit sey ein tötter. — NU sey ein vnkeusch{er). — NU sey ein Tieb. — NU sey falscher
lit^S- — Deines nägsten weit nit beger. — NU seines gut und er. —
TAFEL I MEISTER VON GROSSGMAIN, DARBRINGUNG CHRISTI
IM TEMPEL (S. 134)
TAFEL II MEISTER VON GROSSGMAIN, CHRISTUS ALS KNABE
IM TEMPEL (S. 135)
Großgmain
135
Dece{m) p(iec)epta: Ununi crede deu(m). — Nee vane jiira p{Qi) ip{su)m. — Sabata sanctifices. —
Habeas in hono{r)e p{&xQ)nt{€)s. — Non s/s occisor. für mechusQ) testis iniq{uus). alterius nuptam nee
rem cupias alienam. 1499.
Die Inschrift ist modern nachgemalt.
Rüci<seite: Sechs aufgeleimte Holzleisten. Links steht eine Frau in dunkelbraunem Gewände, mit
weißem Kopftuche. Vor ihr erkennt man die Reste einer dunkelgewandeten größeren Figur. Oben eine
Burg, rechts Bäume. Vielleicht war die Heimsuchung dargestellt (Fig. 125, 126).
Fig. 125, 126,
Fig. 124 Meister von Großgmain, Detail aus der Darbringung im Tempel, 1499 (S. 134)
2. (Tafel II). Christus als Knabe im Tempel, unter den Schriftgelehrten. Im Hintergrunde sitzt
in der Mitte unter einer flachbogigen Arkade auf einem Lehnstuhle der jugendliche Jesus, mit den
Fingern die Gebärde des Zählens machend (Fig. 127). Vorne sitzen auf einer niedrigen Bank drei Schrift-
gelehrte; der linke hört ruhig zu, der mittlere dreht sich voll Zorn um und hält sich das Ohr zu, der
zur Rechten disputiert mit einem vor ihm stehenden Pharisäer, der ein offenes Buch im Arme hält. Zwei
andere stehen links, im Gespräche auf den Knaben deutend. Ein Greis, auf seinen Stock gestützt,
kommt, von einem Jünglinge gefolgt, links zur Tür herein. Durch die gegenüberliegende Arkade treten
Maria und Josef ein. Ganz vorn am getäfelten Marmorboden liegt ein offenes Buch. Goldgrund mit
eingeschnittenem Muster. Zwei Säulchen mit gotischen Basen bilden den Seitenabschluß. — Die Rück-
seite ist leer.
Tafel II.
Fig. 127.
136
Qerichtsbezirk Salzburg
Tafel 111. 3. (Tafel III)- Pfingstfest. In der Mitte sitzt mit gefalteten Händen und niedergeschlagenem Blicke
die lil. Maria. Im Halbkreise um sie herum sitzen die Apostel und Jünger, im ganzen 20 Männer, alle
mit gefalteten Händen betend, mit Ausnahme des jungen Mannes links vorn, der beide Hände gekreuzt
über den Rücken eines geschlossenen Buches gelegt hat. Ober Maria schwebt die Taube. Marmor-
fußboden. In der Mitte Brüstung. Oben Goldgrund mit eingeschnittenen Mustern.
Rüqkseite: Reste einer Darstellung der Beschneidung Christi., Oben das Rippengewölbe einer
Fig. 128. gotischen Hallenkirche. Vier aufgeleimte Holzleisten (Fig. 128).
Fig. 125 Qroßgniain, Rückseite des Bildes Darbringung im Tempel (S. 135
Tafel IV.
Fig. 129.
4. (Tafel IV). Tod Maria. Der Mutter Gottes, die mit schlaff herabsinkenden Armen vor iiirem Bet-
pulte kniet, nur aufrechterhalten vom hl. Johannes, erteilt der hl. Petrus den letzten Segen; in der linken
Hand hält er das Buch, aus dem er die Sterbegetjete eben verlesen hat. Im Hintergrunde stehen neun
Apostel, mit Gebärden der Trauer. Der Alte links wischt sich die Tränen aus den Augen, der mit dem
prächtigen Greisenkopf in der Mitte hält in den Händen die Sterbekerze (Fig. 129). Ein Jüngling, rechts
taucht seine Finger in ein Näpfchen mit Weihwasser. Den rechten Teil des Bildes nimmt das perspek-
tivisch vom Fußende gesehene, von einem Baldachin überdachte große Bett ein. Ein Apostel rechts
schlägt den Vorhang zurück. Im Vordergrunde eine Truhe, auf der ein Wasserglas und drei Zinngeräte
stehen, ein Teller mit zwei Äpfeln, eine Kanne und ein Leuchter; darunter sieht man zwei Pantoffel.
(Der mit grünen Vögeln gemusterte Goldbrokatbehang des Lesepultes ist moderne Ergänzung.)
TAFEL III MEISTER VON GROSSGMAIN, PFINGSTFEST (S. 136)
TAFEL IV MEISTER VON GROSSGMAIN, TOD MARIA (S. 136)
TAFEL V GROSSGMAIN, CHRISTUS UND DIE HL. MARIA
MIT DEM KINDE (S. 137)
Qroßgniain
137
Rückseite: Reste einer Anbetung der Könige. Links die thronende Madonna mit dem Kinde
(Fig. 130), Reste von vier Köpfen. Rechts Ausblick auf eine Burg. Das reizende Madonnenköpfchen ist
von besonderer Zartheit (Fig. 131).
Zwei schmale hohe Tafeln, 262 x 55 cm, teilweise übermalt.
5. Christus, bartlos, mit langem, schwarzem, bis auf die Schultern wallendem Haare, stehend, in
hellgrauem, einfach herabfallendem Gewände, mit dem vom Kreuze bekrönten Weltapfel in der rechten
Hand. Boden grün, Grund rot, oben zwei goldene gotische Kleeblattbogen (Tafel V)').
Fig. 130.
Fig. 131.
Tafel V.
Fig. 126 Großgmain, Rückseite des Bildes Darbringung im Tempel, Detail (S. 135)
i6. Die hl. Maria, mit dem nackten Jesusknäblein am rechten Arme, stehend. Die Gottesmutter hat
langes blondes Lockenhaar und trägt über dem hellgelben Untergewande einen blaßvioletten langen
.faltigen Mantel, aus dem unten die Spitze eines schmal beschuhten Fußes hervorschaut. Grund wie bei 5
(Tafel V, Fig. 132).
Diese sechs Tafelbilder gehörten ursprünglich zu einem großen gotischen Flügelaltar, jedenfalls zum
jHochaltar der unter Erzbischof Leonhard von Keutschach (1495—1519) neu erbauten Gmainer Wallfahrts-
.kirche selbst. Die beiden langen Tafeln — Christus und Maria — schmückten entweder die Rückwand,
i') Auf der Rückseite eingeschnittenes Goldrankenmuster. Ausgespart ein 1-70 m langes Spitzoval, außen gelb, innen weiß, dar-
unter noch 40 cm weiße Fläche (für eine vorgesteUte Statue samt Postament).
XI 18
Fig. 132.
138
Gerichtsbezirk Salzburg
oder dienten als Seitenabschlüsse. Die vier (auch auf den Rückseiten bemalten) Tafeln aus dem Marien-
leben waren die Flügel. Zwei weitere Stücke derselben Reihe, die Siohart noch 1845 gesehen hatte,
fehlen seit langem; man hat daraus auf einen Doppelflügelaltar mit zusammen acht Tafeln geschlossen.
Als plastische Hauptgruppe des Mittelschreines ist die Krönung Maria anzusehen, die jetzt am Aufsatze
des Hochaltars von 1739 angebracht ist. Das Gnadenbild — die aus Steinguß hergestellte Marien-
statue — stand nicht auf diesem Altar, sondern auf einem eigenen Choraltar hinter dem Hochaltar
(s. oben die Notizen zu 1626 und 1739, S. 119, 122).
Fig. 127 Meister von Qroßgmain. Der Christusknabe im Tempel, Detail (S. 135)
Die vier Marienbilder sind „zweifellos das Beste, was sich an spätgotischer Malerei im Lande erhalten
hat". Mit dem Schwaben Barthel Zeitbio m, dem sie lange Zeit zugeschrieben wurden, haben sie
gar nichts zu tun (vgl. über die Genesis dieses Irrtums Stiassny, S. 64). Daß sie bayrisch-salzburgisch
sind, geht schon aus dem bayrischen Dialekt des Dekaloges hervor.
Eduard von Enoerth hat zuerst die Gmainer Bilder in Verbindung gebracht mit vier großen Altarflügeln
der Wiener Galerie, die mit R. F. signiert und 1490 und 1491 datiert sind (Beschr. Verz. III, Nr. 1500
bis 1503). Daß die Wiener und die Gmainer Tafeln vom gleichen Meister sind, hat dann (1903) Robert
Großgmain
139
Stiassny (Altsalzburger Tafelbilder) zu begründen gesucht und den R. F. mit Rueland Frueauf d. Ä.
identifiziert, der in Salzburg und Passau von 1470 — 1503 nachweisbar ist, Dieser Bestimmung ist zuletzt
(1908) Robert Fischer (Die altdeutsche Malerei in Salzburg) nach einigen Bedenken gefolgt.
Die Unterschiede zwischen den Wiener Bildern von 1491 und den Großgmainern sind jedoch so groß,
daß ich ihre Zuweisung an denselben Meister nicht für berechtigt halten kann. Es sind offenbar zwei
in ihren künstlerischen Absichten ganz verschiedene Charaktere. Da aber anderseits gewisse äußerliche
Übereinstimmungen nicht zu leugnen sind, so sehe ich in dem jedenfalls salzburgischen Meister von
Fig. 128 Großgmain, Beschneidung Cliristi. Riicltseite des Pfingstfestcs (S. 136)
I Großgmain einen künstlerisch höher stehenden, jüngeren Schüler oder Werkstattgenossen des Rueland
■ Frueauf d. Ä. (näheres s. Kunsthist. Übersicht).
{ Wieder eine andere Individualität ist der Maler der Rückseiten der Tafeln, eine Geselle, der neben
seinem Meister durchaus seine Selbständigkeit behauptet, namentlich in dem Stück Landschaft und
Architektur, das wir noch sehen, ganz auf der Höhe seiner Zeit steht.
I 7. Großes, spitzbogiggeschlossenes Votivbild auf Holz, die Ostwand der Vorhalle einnehmend. Oben
I Wappen des Erzbischofs von Salzburg, Leonhard von Keutschach (1495—1519). Darunter die Inschrift
' in gotischer Minuskel: Allen und yeden menschen gegenwärtigen und künftigen die dise geschrifft lesen
18*
140
Gerichtsbezirk Salzburg
hören oder sehen ist khundt und wissen als man zalt nach christi geburde Jiinffzehenhiindert und im
dreyzehendem jar, der zeyt des hochwirdigisten fiirsten und herren herren Leonharden Ertzbischoven zu
Saltzburg und legat des stuls zu Rom, unsers genedigislen herren, ist durch den erwirdigen unsern gene-
digen herrn herrn Oswalden Brobst des gotzhaus sand Zen und ersamen herren Martein Schrembß
Pfarrer und derzeyt Zechbröbsten zu yeren fürstlichen gnaden suppliciert schriftlich und mündlich cm-
sigklich und mit hohem vleiß der hochgelobten junckfrawen Marie unser patron und himelfürstin, Ja
auch allen himlischen heren zu lob und ere die hochwirdig und wunderlich würckung der zaychen so
die muter gotz nun vil jar alda auß sunder gnad und yeren verdienen, auch müterlich lieb, so sie zu
menigklichen, krancken und bedürfftigen gehabt und noch hat, gewürcht oder gethan, offenlich würden,
anzaigt. Damit söllich mercklich zaichen an tag khäme, zu Urkunden verschaffen, Also haben ir gnad
mit gueten willen betracht, got dem almächtigen, seiner muter Marie zu eien und irer gnaden damit
^F^
I
0^%t' '
fr
L S^-^^1
y(
^Hj^^^^^M
HjT^
^^V~Vv
'>»„ ^^^ '^^fc
— -^^ 1
He ' ^ ^iwL
1
^^^^^^I^ll^^^mnl
H
^^Hn
Jl^BHjHMfflf
1
Fig. 129 Meister von Großgmain. Tod Maria, Detail (S. 136)
dankper ze sein und deß zum beschehen guetlicli vetwilligt und ze thun verschafft. Darauf den ge-
schwornen Notar} Maister Jörgen Waltenperg des löblichen Consistorj des hochwirdigen siifft Saltzburg
die zeugen der enden gelaytt zu examinieren, zu verhören und ze fragen verordnet, der dan vil gehört
und gefragt sein worden auch anzaigt und mit warhayt gesagt haben, wie ir hernach werd vitiden und
lesen. Solche ir sag ordenlich durch ine mit rechten formen und maß aufgeschrieben und also irer ff. g.
rätten fürgestellt, daß also beschehen und den loblichen und hochgelerte rätten zu verlesen fürgepracht
die solch handlanch auch angenomen und darauff verschafft und bevolhen solch zaichen oder dergleychen
anzeschreiben zu ingrossieren und das alles annzäygen. Auch von wegen des ainfeltigen menschen dem
solchs mer dann anders ze hertsen geet an die kirchen wie hie hernach und an anderen enden ze malen
bevelch und gemalt aller maß und formen wie anzaigt ist, alles treulich und an gevar. Got dem al-
mechtigen, seiner werden muter Marie sey lob und ere und dem hochwirdigisten fiirsten danckh und
allen denen die darzu geübt sein gewest die ewig saligkayt Amen.
Darunter in zwei Reihen zehn einfach gemalte verblaßte Bilder mit erklärendem Texte:
1. Ein Mann stürzt aus einem Segelboot ins Meer. Hanns schnell hat sich her verlübt mit einem leben-
iigen opfer in einem schiffpruch zu Venedig, von stund an ist er erledigt worden.
Qroßgmain
141
2. Vier Frauen bemühen sich um ein neugeborenes Kind. Ein kiiid von einer iodten muter gebracht, ist
zur tauff kommen, alspald der vater sich her verlübt hat mit einem lebentigen opfer.
3. Ein Knabe liegt nackt im Bette; daneben stehen ein Arzt und zwei Frauen. Ein knab hat zween
brach gehabt, kain artzt hat im gehelffen mögen, die muter hat in her verlübt und er ist über nacht
gesundt worden.
4. Zwei Männer heben ein auf einen Knaben gefallenes Tor auf; links die betende Mutter. Ein groß
und schwär stadl thor ist auff ein kind gefallen, die muter hat das kind her verlübt mit einem opfer
und ist von stund an gesund worden.
Fig. 130 Großgmain, Rest einer Anbetung der Könige (Rückseite des Bildes
Tod Maria) (S. 137)
5. Links klagende Mutter, am Boden ein Kind neben der umgestürzten Wiege, rechts ein Schwein. Ein
saw hat einem kind das heupl gar erpissen und zerrissen und es ward her versprochen mit einem leben-
tigen opfer und ward gesundt.
6. Vorne eine betende Frau, hinten ein erhenktes Mädchen, rechts ein Mann mit einer Hacke. Ein
Mägdlein hat sich erhenkt m einer zerrissnen pfaid, die da hängte für ein handtuch, die muetter er-
schrocken verlobt das kind mit einem lebentigen Opfer hieher und ward wider lebendig.
7. Ein Mann stürzt mit seinem Wagen in einen Fluß; iin Hintergrunde die Kirche Groß-Gmain. Ein
Mann ist über ein stainwand 9 klafter höh abgefallen mit roß und wagen in ein wasser 6 klafter dieff,
mitten im fall hat er sich hieher versprochen und ist gnädiglich erledigt worden.
142
Gerichtsbezirk Salzburg
8. Eine Frau hält ein bewußtloses Kind in den Armen; durch ein Fenster erblickt man die Kirche Groß-
Gmain. Ein kind wäre ertrunken in einem Bad, da das die mutier vernani mit betriebtem Herzen hat
sie das Itind herverlobt mit einem lebendigen opfer und ward wider lebendig.
9. Ein Mann zieht einen zweiten aus einer Schleuse. Im Hintergrunde die Kirche. Ein ehrbarer Burger
zu Reichenhall wäre über ein waßerdurchlaß abgefallen, in solchem Fall verlobt er sich zu U. L. F. auf
der Gmain mit einem lebendigen Opfer und wirdt erlöst.
Fig. 131 Qroßgtnain,' Madonna (Detail). Rückseite des Bildes Tod Maria (S. 137)
10. Eine Frau zieht ein Kind aus einem über einem Feuer hängenden Kessel. Rechts: Ein Mann hebt
ein Kind aus einem Schmiedefeuer. Ein kind war in ein siedhaißes waßer, hernach gar in ein jeur ge-
fallen, die muetter verlobt sich sambt dem kind mit einem opfer alher und befände sich frisch und gesund.
Drei Inschriften vermelden Restaurierungen in den Jahren 1595, 1687, 1778. Die übermalten Bilder haben
keinen künstlerischen, jedoch für die Kirche einen besonderen historischen Wert. Von Interesse für die
Baugescliichte sind die Ansichten der Wallfahrtskirche selbst (im S. nur die Vorhalle, keine Sakristei;
über dem Turme hoher Pyramidenhelm).
8. Als Pendant an der Wand gegenüber eine zweite, spitzbogig geschlossene, aus mehreren Brettern zu-
sammengesetzte Holztafel mit geringen Malereien (XVII. Jh.). Oben Gott -Vater und die Mutter Gottes
von Großgmain, darunter 17 Szenen mit Darstellungen von wunderbaren Heilungen und Errettungen von
Qroßgmain
143
Personen, die sich in der Not der Mutter Gottes von Großgmain verlobten. Aucti .diese Bilder sind
künstlerisch geringwertig. Von Interesse sind die Ansichten der Kirche: Im S. steht östlich in einer Ent-
fernung neben- der gotischen Torvorhalle bereits eine einstöckige Sakristei, mit ersterer durch einen
niedrigen Zwischenbau verbunden.
Fig. 132 Meister von Großgmain. Die hl. Jungfrau mit dem Kinde, Detail (S. 137)
I
Unter diesen älteren Bildern sind noch zwei Reihen von ganz verwitterten jüngeren angebracht, elf
} Szenen, die alle das mit dem dreieckig fallenden Stoffkleide verhüMte Gnadenbild zeigen (XVllI. Jh.).
I 9. Holz, halbkreisförmig; in der Turmhalle. Kreuzigung mit Maria und Johannes. Beiderseits die Propheten
Jeremias und Oseas mit Schrifttafeln. Am Kreuze die Inschrift: Anno 1609. Renoviert anno 1696.
II. Die folgenden Gemälde alle in der Sakristei (meist Öl auf Leinwand).
10. 105 X 79. Halbfiguren. Ecce-Homo. Christus zwischen einem Pharisäer und einem geharnischten
Schergen. Mittelgut, Ende des XVII. Jhs.
144
Gerichtsbezirk Salzburg
Fig. 133.
Monstranzen.
Fig. 134.
Ziborium.
Kelche.
Fig. 135.
11. 51 X 36. Holz. Kreuzigung, mit Maria und Johannes. Mittelgut, XVIII. Jh.
12. 60 X 42. Halbfigur. Der hl. Chorherr Petrus Forerius mit einem Kruzifix in der Hand. Oben ein
Cherubskopf und ein Putto mit einem brennenden Herzen in der Hand. Gut, Art des Zanusi. Schön
geschnitzter Rol<okorahnien in Weiß und Gold; 1738 (s. S. 122).
13. 136 X 75. Zwei zusammengehörige Bilder, Joachim und Anna, stehend, betend; oben schweben
Cherubsköpfchen. Gute Salzburger Arbeiten, Mitte des XVUI. Jhs.
14. 136 X 75. Der hl. Josef, auf der Weltkugel stehend, mit Lilie und Zimmermannswerkzeugen. Mitte
des XVIII. Jhs.
15. 208 X 110. Zwei große Altarbilder, rundbogig. a) Links sitzt die hl. Anna, die dem auf dem Schöße
der hl. Maria stehenden Jesukinde einen Apfel reicht. Oben schweben vier Putten, b) Der hl. Sebastian,
an einen Baumstamm gefesselt. Neben ihm knien zwei
Putten, zwei andere schweben oben (Fig. 133).
Beide gute Bilder, von gleicher Hand, erste Hälfte des
XIX. Jhs. Sie waren jedenfalls dazu bestimmt, die Seiten-
altarbilder von Zanusi zu ersetzen.
Monstranzen: 1. Große Monstranz (Fig. 134). Silber,
vergoldet. Prächtige getriebene Arbeit. Am ovalen, acht-
fach ausgebuchten Fuße zwischen schrägen S-Voluten
vier aufgeschraubte silberne ovale Medaillons mit den
hochgetriebenen Figuren der sitzenden Evangelisten mit
ihren Symbolen, von blumenumwundenem Bandwerk um-
rahmt. Achtseitiger Knauf mit graviertem Bandwerk. Um
das Gehäuse herzförmiger Rahmen mit kurzem Strahlen-
besatz. Dahinter breiter durchbrochener silberner Rahmen
mit getriebenen Akanthusranken und vier applizierten
vergoldeten getriebenen Relieffiguren: Oben Taube und
Gott-Vater, an den Seiten zwei kniende Engel mit Weih-
rauchfässern, unten die thronende Mutter Gottes mit dem
Jesukinde. Oben Bandwerk und Baldachin. Großer ver-
goldeter Strahlenkranz mit Kreuz. Zahlreiche große un-
echte bunte Steine in achtseitiger Silberfassung. — Marken
(viermal): Augsburger Beschau. Meisterzeichen: „g in
Dreipaß (R^ 519). Vorzügliche Arbeit des Johann
Friedrich Bräuer in Augsburg, vom Anfange des
XVIII. Jhs., 1726 erworben (s. S. 121).
2. Klassizistische Form, Kupfer, vergoldet. Fuß oval,
dreimal abgestuft, verziert in getriebener Arbeit mit Blatt-
und Lorbeergirlanden und von Bändern umwundenen
Blumen. Dreifach geteilter Knauf mit vasenförmigem
Mittelstück. Lunula besetzt mit silbernen Ranken und
roten Steinen. Um das Gehäuse doppelter getriebener,
durchbrochener Rahmen aus Blattranken, innen vergoldet,
außen versilbert, mit unechten Steinen besetzt. Dahinter
vergoldeter Strahlenkranz mit Kreuz. Um 1800.
Ziborium: Silber, vergoldet. Runder Fuß mit ge-
triebenem Bandwerk und Blumen. Runder Knauf. Cuppa-
korb mit getriebenem Bandwerk, Blumen und Ähren.
— Marken: Augsburger Beschau. Undeutliches Meister-
zeichen. Schöne Augsburger Arbeit vom Anfange des
XVIII. Jhs.
Kelche: Silber, vergoldet. 1. Großer Prachtkelch (Fig. 135). Prächtig verziert mit getriebenen Orna-
menten und Figuren sowie sechs gemalten Emailmedaillons, besetzt mit Halbedelsteinen. Am sechspaß-
förmigen Fuße drei auf Wolken sitzende Putten, die auf den Köpfen Körbe mit Trauben tragen. Da-
zwischen je eine Kartusche mit Bandwerk, zwei Ährenbüscheln und einem Lorbeerrahmen um ein ovales
aufgeschraubtes Emailmedaillon: Verspottung Christi — Christus stürzt unter dem Kieuze — Kreuzigung,
mit Maria, Johannes und Maria Magdalena. Am Griff unten flachgetriebenes Bandwerk und Behänge. -—
Knaui: An der Basis durchbrochener Bandwerkring, besetzt mit drei kleinen Muscheln und drei appli-
zierten silbergefaßten Rauten. Darüber Mittelstück mit drei glatten Kartuschen, zwischen denen drei in
Hochrelief getriebene Putten stehen, deren Arme in den volutenförmigen, mit je einem Halbedelsteine
Fig. 133
Qroßgmain. Der hl. Sebastian, um 1830 (S. 144)
Oroßgmain
145
besetzteil Oberteilen der Kartuschen stecken. — Cuppakorb ähnlich verziert wie der Fuß. Drei Email-
medaillons: Abendmahl — Geißelung Christi — Christus am Ölberge. Dazwischen je ein auf Wolken
schwebender Putto mit Leidenswerkzeugen (Kreuz, Stab mit Schwamm, Nägel und Hammer).
[M) Oben über einem Wellenbande durchbrochener Bandwerkfries mit kleinen Muscheln. — Marken:
Unbekanntes Beschauzeichen. Meisterzeichen: AR in breitovalem Felde. Ausgezeichnete Arbeit
um 1720. Vom gleichen Meister ist ein Kelch in Siezenheim.
2. (Fig. 136 a, 137 a). Reich verziert in getriebener Arbeit.
Sechspaßfuß mit drei von zierlichem Bandwerk um-
rahmten Paaren von Cherubsköpfchen, drei ovalen Me-
daillons mit je zwei Figuren: Maria und Josef, oben
Auge Gottes — Maria Verkündigung — Maria Heim-
Fig. 136«,
137a.
Fig. 131 Großginain, Monstranz
von J. F. Bräuer in Augsburg, um 1726 (S. 144)
Fig. 135 Oroßgmain, Prachtkclchi,
um 1720 (S. 144)
.suchung. Unter den Medaillons Blumengirlanden. Knauf mit Rocaillen. Massiver Cuppakorb, ähnlich
'wie der Fuß verziert. Reliefmedaillons: Maria Tempelgang — JV\ariä Himmelfahrt. — Unten das Jesu-
kind in Windeln, von Cherubsköpfchen auf Wolken getragen, ober ihm ein Engel mit dem strahlenden
iMonogramm Jesu. Ein breiter Perlstab und ein Zinkenkranz bildet den Abschluß. — Marken: Augs-
I T
burger Beschau. Meisterzeichen: pg in Dreipaß (R^ 519). Sehr schöne Arbeit des Johann Friedrich
Bräuer in Augsburg, um 1726, Knauf um 1750. Der Kelch wurde 1726 erworben (s. S. 121).
3. (Fig. 136 c, 137 d). Rokokoform. Der geschwungen-runde, einmal abgestufte, dreifach gebuckelte Fuß,
der dreiseitige Knauf und der massive Cuppakorb sind reich verziert mit getriebenen unsymmetrischen
Rocaillen. Am Fuß und Cuppakorb je drei Rocaillenkartuschen mit einer Rose in der Mitte. — Marken:
XI 19
Fig. 136c,
137Ö.
146
Oerichtsbezirk Salzburg
Augsburger Beschau mit O (1759-1761; R- 200). Meisterzeichen: ITH in Breitoval (R^ 265). Schöne
Arbeit des Josef Tobias Herzebick in Augsburg, 1 760.
Fig. 136&. 4. (Fig. 136/?). Reiche Rokokoform, mit sechs Emailmedaillons. Prächtig verziert mit getriebenen Rocaillen.
Geschwungen-runder Fuß mit kräitiger Abstufung. In drei Rocaillenkartuschen je ein fein gemaltes Email-
medaiilon, umrahmt von durchbrochenen silbernen Ranken und zehn roten Steinen: Ecce-Homo — Ver-
spottung und Dornenkrönung — Kreuzigung. Vasenförmiger dreiseitiger Rocaillenknauf. Am massiven
Cuppakorb in Rocaillenumrahmung drei wie oben gefaßte Emailmedailions: Chiistus am Ölberge, vom
Engel getröstet — Abendmahl — Geißelung Christi. Diese sechs Szenen sind sehr gut und fein gemalt. —
Marken: Augsburger Beschauzeichen mit Q (1763—1765; R^ 204). Meisterzeichen: J^ in Dreipaß (R^ 553).
Sehr schöne Arbeit des Georg Ignaz Bauer in Augsburg, um 1764; 1765 erworben (s. S. 123).
5. Schmuckloser glatter Kelch. -- Marken: Am Fuße ganz klein SN. An der Patene: Rosette in Fünfeck,
A K in Rechteck. XIX. Jh.
Fig. 136 Oroßgmain, Kelche.
a Von J. Fr. Bräuer in Augsburg, 1726 b Von G. J. Bauer in Augsburg, 1764. c Von J. T. Herzebick, 1760 (S. 145, 146)
Kreuzpartikel- Kreuzpartikel monstranz: Silber, zum Teil vergoldet, getrieben. Am ' ovalen Fuße Bandwerk-
monstranz. Ornamente, zwei Cherubsköpfe, zwei Rosenbuschen. Runder Knauf mit Bandwerk. Schein: Großes Kreuz
mit ovalem Mittelteile (darin unter Glas der hl. Kreuzpartikel) und trapezförmigen Armen, verziert mit
graviertem Bandwerk. Vergoldeter Strahlenkranz. Zwischen den Kreuzarmen appliziert silbernes Band-
werk. Unten ein Cherubskopf, oben auf Wolke die Halbfigur Christi als Schmerzensmann. Rückwärts am
Gehäuse eingraviert ein Kreuz und die Initialen M. G. Alte Marken fehlen. Mittelmäßige Arbeit. Um 1735.
Opferkänn- Opferkännchen samt Platte: 1. Silber. Schön verziert mit getriebenem Bandwerk auf gepunztem
chen U.Platte. Grund und Gitterwerk. In der Mitte der Tasse in zwei Perlkreisen die gravierten Monogramme Jesu und
Maria. — Marken: Augsburger Beschau. Meisterzeichen: p g in Dreipaß (R^ 519). Gute Arbeit des
Johann Friedrich Bräuer in Augsburg, um 1725. Sie wurden 1725 erworben (s. S. 121).
2. Silber, vergoldet. Schön verziert mit getriebenen Rocaillen. Rokokoform. — Marken: Augsburger
Beschau mit K (1751—1753; R^ 194). Meisterzeichen: ^j^^ in Herzfeld (R-' 539). Schöne Augsburger
Großgmain
147
Arbeit, um 1752, von Franz Christoph Mäderl (gest. 1765) (oder Friedrich Conrad Mitt-
nacht [gest. 1788J) (Fig. 138).
3. Silber. Verziert mit getriebenen Rocaillen. An der Tasse in zwei Kreisen die gepunzten Monogramme
Jesu und Maria. Alte Marken fehlen. Mittelmäßig, Mitte des XVlIl. Jhs.
Rauchfaß und Schiffchen: 1. Silber. Beide schön verziert mit getriebenen großen Blüten und
Blumen. Am Rauchfasse drei Cherubsköpfchen. — Marken: Salzburger Beschau. Meisterzeichen: P M
in Queroval. Schöne Arbeit des Paul Mayr in Salzburg (Bürger seit 1636), um 1660 (Fig. 139).
2. Messing, versilbert. Verziert mit getriebenen Rocaillen, Gitterwerk und Blumen. 1756 gekauft (s. S. 123).
Taufschüssel: Kupfer, innen verzinnt. Am Boden in primitiver getriebener Arbeit die Figur des
lil. Cliristophorus mit dem Jesukind auf den Schultern, im Kreis umrahmt von getiiebener Wellenranke
und unleserlicher Inschrift. Am Rande eingepunzte Rosetten; XVI. Jh.
Bittgangskreuz: Silber. Am Fuße getriebene Rosen. Kruzifixus und Rosetten vergoldet. — Maike
ausgebrochen. Mittelmäßig, Mitte des XIX. Jhs.
Fig. 138.
Rauchfaß
u. Schiffchen.
Fig. 139.
Taufschüssel.
Biltgangs-
kreuz.
Fig. 137 Großgmain, Kelche, a Von J. F. Bräuer in Augsburg, 1726.
b Von J. T. Herzebick in Augsburg, 1760 (S. 145, 146)
Gürtlerarbeiten: 1. (Fig. 140). Vier große Reliquiare zum Aufstellen am Hochaltare, 1'30 w hoch,
Holzgehäuse, vorne verkleidet mit reich getriebenen Rahmen aus versilbertem Messingblech in Form
einer mit fünf vergoldeten Trauben und drei vergoldeten Rosen besetzten großen Rocaillenkartusche mit
zwei verglasten Öffnungen. Unten in reicher Flitterrahmung die Reliquien und je ein ovales Wachs-
medaillon; oben auf einem mit versilbertem Messingblech maskierten Rocaillenpostament die versilberte
Holzstatuette je eines stehenden Heiligen, umgeben von vergoldetem Strahlenkranze: die hl. Bischöfe
Augustinus und Nikolaus, die hl. Mönche Franciscus und Felix (?). — Statuetten und Rahmen gute
Arbeiten aus der Mitte des XVIII. Jhs.
2. Reliquiar: Messing, vergoldet und versilbert, mit getriebenen Rocaillen und unechten Steinen verziert.
In Form einer kleinen Rokokomonstranz. Mittelmäßig, Mitte des XVIII. Jhs.
3. Zwei kniende Leuchterengel. 46 cm hoch, in getriebenem Flachrelief aus versilbertem Messingblech.
Um 1700.
4. Tragkreuz, zum Aufstecken auf eine Holzstange, 85 cm hoch. Messing, vergoldet, mit applizierten
getriebenen versilberten Rocaillen und dem Auge Gottes im Strahlenkranze. Mitte des XVIII. Jhs.
5. Altarkruzifix: Holzkern, verkleidet mit getriebenem versilbertem Messingblech, 77 cm hoch. Auf dem
breiten Rocaillenpostament stehen an den Seiten Maria und Johannes. Mitte des XVIII. Jhs.
19*
Gürtler-
arbeiten.
Fig. 140.
148
Gerichtsbezirk Salzburg
6. Kleines Standkruzifix, 42 cm hoch, Messingblech, versilbert, auf Holzkern. Die Figur des Gekreuzigten
und die Inschriftenkartusche darüber sind vergoldet. Am Postamente getriebene Rocaillen. Mitte des
XVIII. Jhs.
7. Vier Schmucktafeln für den Hochaltar, 105 cm hoch. Reich geschnitzte, alt versilberte Rocaillenrahmen
um flache rundbogige Nischen mit den Reliefhalbfiguren einer hl. Nonne (Scholastika) und dreier hl.
Mönche aus getriebenem versilbertem Messingblech. Mitte des XVIII. Jhs.
8. Reliquiar, in Form einer kleinen Monstranz, 31 cm^hoc\\, Messing, versilbert und vergoldet. Erste
Hälfte des XIX. Jhs.
Fig. 138 Großgmain, Opferkännclien samt Platte von F. C. Mädcrl in Augsburg, 1752 (S. 147)
11
J
1
1
-1
^
^^^^^^^Hm^pfTr-^
W
^i^^'i^i
■ä,
i»_ 'i^ägf^!^''
%
#"
J^
^
^ /^^
1^^^^
w^
Fig. 139 Großgmain, Rauchfaß und Schiffciien von Paul Mayr in Salzburg, um 1660 (S. 147) ^
Kanontafeln. Kanontafeln: Garnitur mit schönen Rokokorahmen aus getriebenem versilbertem Messingblech. Gut,
um 1750.
Leuchter. Leuchter: 1. Großer dreiseitiger Holzleuchter, mit drei Volutenfüßen und geschnitzten Ornamenten,
bratin gestrichen. Mitte des XVII. Jhs. (Beim Hochaltar.)
2. Vier geschnitzte Leuchter, dreifüßig. Holz, versilbert. Am Postament und am Knauf je ein Cherubs-
kopf. Um 1700. (Rechter Seitenaltar.)
3. Sechs geschnitzte versilberte Holzleuchter, dreifüßig. Am Postament und am Knauf je drei Cherubs-
köpfe. Um 1700. (Hochaltar.)
Großgmain
149
4. Vier geschnitzte versilberte Holzleuchter, dreifüßig, mit Akanthuswerk. Am Postamente vorne je drei
Cherubsköpie, am Knauf einer. Anfang des XVIII. Jhs. (Linker Seitenaltar.)
5. Sechs geschnitzte Holzleuchter, versilbert, dreifüßig, am Postamente vorne fünf Cherubsköpfe. Anfang
des XVIII. Jhs.
6. Acht dreifüßige Holzleuchter, weiß, mit vergoldetem Bandwerk. Um 1730. (Sakristei.)
7. Vier Leuchter, Messing, versilbert, mit getriebenem Bandwerk, um 1730.
8. Acht große Leuchter, 78 cm hoch, dreifüßig, von reich profilierter Form, aus versilbertem Messingblech,
reich verziert mit getriebenen Rocaillen. Schöne Arbeit vom Gürtler AndreasMertzin Reichenhall, 1779.
Vasen: 1. Vier zweihenklige Blumenvasen, Holz, versilbert, mit drei vergoldeten Cherubsköpfen. Vasen.
Von Andreas Österreich, 1713 (s. S. 120).
2. Zwei breite und zwei kleine Vasen, Holz, versilbert, mit ver-
goldetem Bandwerke. Um 1735.
3. Sechs zweihenklige Ziervasen. Holzkern, vorn verkleidet mit
versilbertem Messingblech, mit getriebenen Rocaillen. Von
A. Mertz, 1778 (s. S. 123).
P 1 u V i a 1 e : Mittelstück roter, Hauptteil weißer Goldbrokat. Zweite Pluviale.
Hälfte des XVIII. Jhs.
Dalmatika: Weiße Seide mit gestickten Rosen, Kornblumen Dalmatika.
und grünen Zweigen. XVIII. Jh.
Kasein: 1. Prachtkasel. Weiße Seide, reich gestickt mit schweren Kasein,
goldenen Ranken, Band- und Gitterwerk. Auf der Stola in Gold
gestickt die Initialen FGP und die Jahreszahl 1786. Sehr schöne
Arbeit.
2. Mittelstück weiße Seide mit gewebten roten Rosen und gelben
Blättern. Seitenteile rote Seide mit großen gewebten silbernen
Blattranken. XVIII. Jh.
3. Weiße Seide, mit gestickten hellrosafarbigen Rosen, blaßgrünen
Stengeln und blauen Kornblumen. Schöne Arbeit. XVIII. Jh.
4. Mittelstück weißer Goldbrokat, mit grünen Ranken und fleisch-
farbenen Blumen. Seitenteile rot mit gewebten goldenen Blumen.
XVIII. Jh.
5. Mittelstück roter Samt, Seitenteile rosafarbiger Brokat mit groß-
blumigem Muster. XVIII. Jh.
6. Mittelstück weiCe Seide mit gewebten großen goldenen Blättern,
roten und violetten Rosen, grünen Zweigen. Seitenteile wie bei 3.
XVIII. Jh.
7. Miltelstück roter Samt, Seitenteile orangefarbener Goldbrokat
mit großblumigem Muster. XVIII. Jh.
Varia: 1. Altes Tabernakel des Hochaltars. Holz, vergoldet. Varia.
Rundbogige Tür, von Rankenwerk umrahmt, oben Muschel. Da-
neben auf Postamenten zwei vorgestellte gedrehte, von Reben
umwundene Säulen mit Kompositkapitälen. An den Ecken kanne-
lierte Pilaster mit Konsolen für Statuetten. Gebälk mit (späterem)
kleinem Giebelaufsatz. 1675 von Hans Georg Stadler in
Reichenhall angefertigt (s. S. 119) (Sakristei).
2. Traglaternen. Zwei große mit gewundenen Stäben und je sechs alt polychromierten Evangelisten-
tatuetten aus Ho!z. Oben die Statuette des hl. Sebastian (die zweite fehlt). Um 1720 (Sakristei).
i. Sechs einfachere Traglaternen. XVIII. Jh.
4. Zwei Garnituren von Kerzentragstangen. XVIII. Jh.
5. Rahmen um kleine rundbogige Nische, Holz, vergoldet. Reiches geschnitztes Rankenwerk, oben rundes
Medaillon mit dem gut gemalten Brustbilde der hl. Maria. Zweite Hälfte des XVII. Jhs. (Sakristei).
6. Vier kleine Reliquientafeln, Holz, neu (grau) gestrichen. In jedem unten ein oblonges, oben ein größeres
rechteckiges Feld, darin unter Glas in Goldflitterfassung Reliquien. An den Seiten und oben geschwungene
Verzierungen. XVII. Jh. (Seitenaltäre).
7. Zwei Reliquiare in geschwungenen, gut geschnitzten, altvergoldeten Holzrahmen. Um 1750.
8. Vier Aufsatztafeln für den Hochaltar, 105 cm hoch, Holz, versilbert, in Form von reich geschnitzten
Rocaillenkartuschen auf Basen mit zwei Volutenfüßen. Im Gehäuse unter Glas verschiedene Devotionalien.
Mitte des XVIII. Jhs.
9. Zwei geschnitzte Rocaillenpostamente, Holz, vergoldet und versilbert, mit den Monogrammen Jesu
und Maria. Mitte des XVIII. Jhs.
, #J
1^^^^^
' lEMi^^M'3^M^M
^'^^^iB^a ^^BBX\ ' i3S^H8«99^^^^^^^b
- "^^^HKK^W \^^HHv^B ^^^^^^jyjirif^^^^^^^^^H
-*^'-^.j^y\\aiT^^^^-^ ^^H ' ^^^^SBi^^^^^Ui
'■^^^^'^KX^lSittäjSStäti^^^'^^^^^^^^^^
-' ^Äi^jwi^/3^.^fl^ll^^^^H^^^^K'^i'h?^Bi^^^liH
iSCTE^^^^^^SIwctII^^^^B
»l^r^^ •■:
Fig. 140 Großgmain, Reliquiar
aus getriebenem Messing, um 1750 (S. 147)
150
Gerichtsbezirk Salzburg
10. Postament mit zwei Cherubsliöpfchen, Holz, polychromiert, XVlll. Jii.
11. Standkruzifix: Auf prismatischem Postamente hohes Kreuz, beide aus schwarz lackiertem Holze.
Daran die gut modellierte, 35 cm hohe Figur des Gekreuzigten aus Zinn. Oben Inschriftschild. Am
Postamente die modern aufgemalte Jahreszahl 1611. Gute Arbeit.
12. Standkruzifix, 70 cm hoch, mit einfachem Postamente. Holz, schwarz lackiert, der Gekreuzigte aus
Zinn. XVII. Jh.
13. Zwei kleine Reliquiare, Holz, schwarz lackiert, in Form eines kleinen Altärchens, 46 cm hoch. Die
ursprünglichen applizierten Verzierungen (wohl aus getriebenem Silber) fehlen. Dritte Hälfte des XVII. Jhs.
14. Vier Kirchenfahnen mit übermalten doppelseitigen Fahnenblättern und Messingkreuzen, a) Inmia-
kulata — St. Florian. Um 1730. — b) Madonna über Skapulierbruderschaft und über Kranken. Von
Fig. 141 Oroßgmain, Marmorbrunnen mit doppelseitiger Marienstatue
von J. Schwaiger, 1693 (S. 152)
Franz X. König, 1759 (s. Gesch.) — c) Krönung Maria — Maria mit ihren Eltern. Um 1735.
d) Hl. Familie — St. Barbara: modern.
15. Sakristeischrank, Nußbaum mit geschnitzten Füllungen. Um 1674.
Grabsteine. Grabsteine: Rote Marmorplatten (wenn nicht anders angegeben). In der offenen Turmhalle sind an
der Ostwand sechs Grabsteine aufgestellt. 1. Sehr großer Stein. In den zwei unteren Dritteln in Relief
großes Wappen der Nußdorfer (springendes Einhorn) mit zwei kleinen unkenntlichen Ahnenwappen.
Oben fünfzeilige, sehr stark abgetretene Inschrift in gotischer Minuskel.
2. Kleiner Stein. Unten in Relief zwei in die Allianz gestellte Wappen. Oben siebenzeilige Inschrift in
gotischer Minuskel: Hie begraben Junkhf{r)aw Brigita des Edlh Vessten Hanns{&n) vd{n) Sonderndorf ze
Unn (?) derzeit pfleger zu Reichenhall eetiche Tochter. 1519.
3. Unten Relief: Flachbogige Nische mit Muschelabschluß, flankiert von zwei Pilastern, in den Zwickeln
zwei Cherubsköpfchen; darin zwei Wappenschilde. Oben neunzeilige Inschrift: Anno domini 1583 Am
Heyligen Aufartag Ist in Gott seligklichen Verschiden der Edle Hochgelert und Vest Rochus Freymon
beder Rechtn Doctor Frst. Bayr. Rath und in die 20 Jar gewester Bergtesgadischer Cantzler.
Großgmain
151
4. In der unteren Hälfte in Hochrelief reich skulpiertes Wappen, flankiert von zwei Cherubsköpfen, dar-
unter Totenkopf. Oben in skulpierter Umrahmung mit vier Eckmasken neunzeilige Inschrift. Andre Hau
zu Ohenihausen. gestorben 25. November 1612. Gute Arbeit.
5. Kleine oblonge Inschriftenplatte. Gedenkstein für Georg Kambier auf der Schwaig (gest. 1597), seine
Frau Margareta (gest. 1606) und deren Kinder, im Jahre 1607 errichtet von ihrem Sohn Meister Hans
Kambier, Schneider und Bürger in Salzburg.
6. Kleiner Obelisk aus hellem Marmor. Sebastian Mundigler, 1822.
Glocken: 1. Zweitgrößte Glocke. Glatt, oben Umschrift in gotischer Minuskel: omnes sancti dei orate
pro nobis yhesus maria — ha ans Reycher 1501 .
Glocken.
Fig. 142 üroßginain, Marmorbninnen mit doppelseitiger Marienstatuc
von J. Schwaiger, 1693 (S. 152)
2. GroCe Glocke. Oben Fries, unten Inschrift: [Gott] . . . zu ehren pin ich geflossen Carl Wolfgang Gug
[goss mich] in Salzburg anno 1761. Maria Krönung — Mutter Gottes von Gmain.
3. Gotische Glocke. Glatt. Oben Inschrift in gotischer Minuskel: Jesus nazarenus rex iudaeorum 1511.
4. Gegossen von Oberascher, Salzburg, 1832.
5. Modern.
Im Friedhofe mehrere gute schmiedeeiserne Kreuze des XVIII. Jhs.
Kapelle: Im Südwesteck des Friedhofes. Einfacher, kleiner, rechteckiger, weiß gefärbelter Bau; im O.
rundbogige Öffnung mit gutem schmiedeeisernem Gilter des XVII. Jhs.; Brüstung und Kniebank aus
rotem Marmor. Vorspringendes Pyramidenschindeldach. Innen gratiges Kreuzgewölbe. Einfacher Holz-
altar mit Aufsatzbild: Öl auf Leinwand. Links drei blau gekleidete Mitglieder der Skapulierbruderschaft;
rechts arme Seelen im Fegefeuer. Oben die auf Wolken thronende Madonna mit dem Kinde, die dem
hl. Simon Stock ein Skapulier reicht. Links ein Putto mit einem Skapulier. Geschnitzter Rocaillenrahmen
(in Weiß und Gold). Um 1755. — Kruzifix und vier Holzleuchter, um 1700. Sechs Soldatengedenk-
kreuze aus Holz, mit gut gemalten Blechbildchen (1846, 1849, 1856, 1857).
Kapelle.
152
Gerichtsbezirk Salzburg
Brunnen. Brunnen (Fig. 141, 142): Am Platze hart neben der südlichen Friedhofmauer. Heller Untersberger
Fig. 141, 142. Marmor. Auf zwei Stufen sechseckige Brunneneinfassung, verziert mit skulpierten dicken Fruchtgehängen.
Darauf einfaches schmiedeeisernes Gitter. In der Mitte auf prismatischem, jederseits mit einem gut
skulpierten Cherubskopfe verziertem Postament die merkwürdigerweise nach zwei Seiten hin ausgebildete,
auf der Mondsichel stehende Statue der Immakulata (mit zwei Gesichtern). Auf der Westseite empor-
blickend, mit auf der Brust gekreuzten Händen, auf der Ostseite niederblickend, mit beiden Händen ihre
Brüste haltend, aus denen ursprünglich zwei Wasserstrahlen herniederflossen, mit Beziehung auf das
Wunder des hl. Bernhard. Ein Blechkranz verdeckt jetzt diese Darstellung. Der Brunnen wurde zuerst
1646 vom Steinmetzen Martin Pfenninger um 250 fl. hergestellt (s. S. 119). 1693 wurde er durch den
Ste'nmetzen Andreas Doppler in Viehhausen verschönert und erhielt die von dem Reichenhaller
Bildhauer Johann Schwaiger gemeißelte doppelseitige Marienstatue (s. S. 120).
Wegkruzifix. Wegkruzifix: Am Wege von Gmain zur Plainburg, mit drei Cherubsköpfen. Holz, neu gefaßt. XVIII. Jh.
\
Fig. 143 Ruine Piain, Grundriß 1 : 800 (S. 153)
Ruine Piain
Archivalien: SRA (Hfk. Glanegg 1577 J).
Literatur: HObner, Flachland 134. — Pillwein, Salzachkreis 360. — Süss, Jahresb. d. Mus. 1853, 83. — Richter, Unter-
suchungen, passim, bes. 686. — Otto Piper, Österr. Burgen, V (1907) 121 f.
Die Plainburg ist die Stammburg der Grafen von Plaien oder Piaigen, die um 1100 auftauchen und
1260 ausstarben. Um 1140 wird ein Hof Reut iuxta Plagien castrum genannt (Hauthaler, U.-B. 1, 354).
Noch am 1. Mai 1250 versprachen die Brüder Otto und Konrad dem Erzbischof Philipp, daß mindestens
einer von ihnen, außer wenn ein Kampf die Anwesenheit beider erfordere, beständig auf Playn, also
Ruine Piain
153
in der Nähe des Erzbischofs, anwesend sei (Juvavia 405). Durch den Ausgleich mit Bayern im Erhartinger
Vertrage 1275 und durch Verzicht der Plainischen Verwandten fiel Schloß und Gericht an das Erzstift, das
dort Burggrafen oder Pfleger einsetzte. Am 28. April 1576 wurde mit Sebastian Möracker, Zimmer-
meister, ein Geding gemacht: Er soll
das jetzt stehunt alt Tachwerk alles abtragen, desgleichen auch die alten POden und Holzwerch alles herausbrächen.
Er soll auch das neue Tachwerch alles umb 3 Schuech höher, als es im Modell verfasst ist, machen und dasselb mit
»einem guten Überzimmer aufbauen und drey Rinnen, darein das Wasser von allen Dächern allenthalben /Hessen thuet,
der Notdurft nach an die Statt richten, auch alsdann von denselben Rinnen das Wasser durch andere Rinnen in ain
Wasserstuben oder Zistern führen, mer soll er auf angeregte Überzimmer ain neues Schardach von Lerchenschinll auf-
dOgken, er soll auch einen Ausgang auf vermelts Tach und unter dem Tach ain Zug, damit man alle Notdurft auf-
ziehen kann, machen und nachdem auf diesen (großen) Stock zway Türmt, wie sy in Modell verfasst sein, kommen,
so soll er gleichfalls dieselben mit Zimmer- und Tachwerk versehen.
Fig. 144 Ruine Piain, Haupttor (S. 154)
In das Gebäude kommen 19 Tiirstöcl<e, 16 große Fenster, A^;.^ hoch, 3' weit, 36 kleine Fenster 3' 5 Zoll hoch, 2^j.^ weit,
2 kleine Fensterin in die Verhör- und Gesindstube dardurch das Essen geraicht müess werden. Für die Thflrstöck
15 glatte Thürn und für die Fenster 52 Palgkhen. Da die Zistern nicht .gehäbig' ist, soll er eine Wasserstube machen
12' lang 8' weit und 5' tief.
Für diese Arbeiten bekam er das Material beigestellt und 370 fl. und 10 fl. Leykauf.
Außerdem waren bei diesem Bau noch beschäftigt: G eorg H altensinn, Hofschlosser, Carl Pamber,
•Hofhafner, Peter Schalmoser, Bürger und Steinmetz (400 fl.), Philipp Weinmair, Bürger und
Glaser (40 fl.). 1594 wurde das Gericht mit dem in Staufenegg vereinigt und die Burg seither nicht mehr er-
jhalten. Erst Erzbischof Max Gandolph ließ — wie die Inschrift über dem Tor besagt — im Jahre 1674 die
Jhalbverfallene Feste wieder bewohnbar machen. Im Laufe des XVIII. Jhs. überließ man sie endgültig dem
jVerfalle. Die Ruine war im XiX. Jh. einige Zeit Privateigentum des Königs Ludwig I. von Bayern.
Die Capella in castro Piajen wurde 1144 von Papst Lucius II. dem Stifte St. Zeno, in dessen Pfarre sie
lag, bestätigt (Mon. Boic. 3, 530). Über ihre Schicksale sind wir nicht unterrichtet. Eine Glocke kam
11809 nach Grödig (s. dort).
XI 20
154
Gerichtsbezirk Salzburg
Besdireibung. Beschreibung (Fig. 143 — 145): Die Burgruine liegt auf einem mäßig hohen, aber die Umgebung
Fig.143— 145. vollkommen beherrschenden, nach allen Seiten hin gleichmäßig abfallenden, jetzt ganz bewaldeten Hügel,
IV2 ^w östlich von Großgmain (635 m Seehöhe).
Der jetzige Fußweg führt an der Ostseite der Burganlage am alten Eingang vorbei durch eine Bresche
der Mauer direkt in den äußeren Burghof.
Der alte Eingang lag im NO. der ganzen Anlage. Hier stehen noch die drei aus Bruchsteinen errichteten
Breitpfeiler, auf denen die hölzerne Zufahrtsbrücke auflag. Das Tor ist fast ganz zusammengestürzt. Von
der Toranlage steht noch das kurze Stück Nordmauer und die Ostmauer. An einem Mauerabsatz im
Innern der Ostmauer erkennt man, daß die Einfahrt überwölbt war, wohl mit einem flachbogigen Tonnen-
gewölbe. Unten in der Ostmauer eine Schießluke mit breit abgeschrägter Laibung, oben drei Tramlöcher
für den am Gewölbe auflagernden Holzboden des Obergeschosses.
Fig. 145 Ruine Piain, Inneres der Haiiptburg (S. 154)
Fisj. 114.
Unmittelbar rechts (westlich) neben dem Tor erhebt sich zu beträchtlicher Höhe ein sehr fest aus Quadern
und Bruchsteinen erbauter Torturm, von dessen Nordostecke sich 1910 ein beträchtliches Stück gelöst
hat. Der noch gut erhaltene Eingang liegt an der Südseite, in Stockliöhe über dem Boden. Im W. ist
jetzt eine große Öffnung eingebrochen. Im O. ist oben noch eine Schießscharte erhalten. Das Innere
(4:4-5 m) ist zur Hälfte von den Trümmern der eingestürzten oberen Mauerteile angefüllt.
An den Berchfrit schloß sich im W. die Ringmauer an, die dann nach SW. umbog und zur Hauptburg
führte. Im letzteren Teile steht sie noch in beträchtlicher Höhe.
Eine zweite, weniger hoch erhaltene lange Mauer zieht sich vom Tore in südwestlicher Richtung bogen-
förmig und ansteigend zu der höher gelegenen Hauptburg hin. Diese Ringmauern umschlossen nach
außen hin den relativ sehr großen äußern Burghof, der nicht eben ist, sondern gegen die Hauptburg
zu nach Südwesten ziemlich stark ansteigt. Von den wahrscheinlich hölzernen Wirtschaftsgebäuden, die
jedenfalls ursprünglich hier standen, ist nichts mehr zu sehen.
Die Hauptburg steht auf dem Gipfel des Hügels. Sie hat die Form eines unregelmäßigen Sechseckes
und wird von einer hohen Bruchsteinmauer umschlossen, die gut erhalten ist. An der schmalen Nord-
ostseite sieht man ein vermauertes flachbogiges Fenster mit Ziegelsturz und darüber ein altes vermauerte
ruiidbogiges Fenster in Steinrahmung mit abgeschrägter Laibung. Die dem äußeren Burghof zugekehrt
lange, gerade Hauptfront erstreckt sich von SW. nach NO. Ungefähr in ihrer Mitte liegt das alte Haupt
tor (Fig. 144), ein großes gotisches Spitzbogenportal in profilierter Sandsteinumrahmung. Darüber is
oben das Marmorwappen des Erzbischofs Max Gandolph Grafen von Kuenburg eingemauert und unte
diesem eine dunkel verwitterte Marmortafel mit der Kapitalinschrift: Munimentum hoc tractu temporii
Guggental
155
consiimptum / habilitati restituU / Max. Gand. ex comiti. de / Kuenburg ar. Sal. S. S. ap. L Äö MDCLXXIV.
Daneben links oben zwei ausgebrochene Öffnungen und zwei intakte schmale Schießscharten in Sand-
steinrahmung. Rechts vom Tor fünf später ausgebrochene Öffnungen.
Die beiden langen Mauern im N. und SW. bilden zugleich die äußeren Umfassungsmauern. Auch sie
sind von mehreren, später vergrößerten Öffnungen und Schießscharten durchbrochen (Fig. 145). Von den
Gebäuden, die diese umfangreichen Mauern umschlossen, ist nichts stehen geblieben mit Ausnahme eines
langen, schmalen, rechteckigen Gebäudes, dessen Fundamente im N. des Hofes zu erkennen sind; nur
die Südwestmauer steht noch in größerer Höhe, sie ist von zwei großen Öffnungen durchbrochen und
hat ein von Quadern eingefaßtes Eck. Im Innern war dieses Gebäude (wie man an der hohen Nordmauer
sieht) in drei Geschosse geteilt. Im Nordwesteck, wo wohl ursprünglich ein Turm war, ist jetzt ein
hölzerner Aussichtsturm eingebaut, der einen sehr schönen Blick auf Großgmain und die Umgebung
bietet (Fig. 113). Gleich rechts vom Tore liegt ein in den Fels gehauener tiefer (jetzt wasserloser)
Brunnen in runder Einfassung.
Das Niveau des nordöstlichen schmäleren Teiles der Hauptburg liegt um einige Meter höher als der
innere Burghof. Die Fundamente des Gebäudes, das hier stand (wohl der Palas), liegen unter einer
dichten Humusschichte. Die ganze Ruine ist mit Bäumen und Gesträuch bewachsen, auch auf den
Mauern selbst haben zahlreiche kleine Bäumchen Wurzel gefaßt.
Als die stattlichste Burgruine unseres Bezirkes verdient Piain unsere besondere Beachtung.
Fig. 145.
Guggental, Rotte
Archivalien: SRA (Hoflc. Neuhaus passini).
Literatur: Hübner, Stadt 1, 563. — Piu.wein, Salzachkreis 377.
NOO (6. Juni) verkauf t Hans der Pfaffenswanter von Pä/iel an Heinr'.ch von Gitkken-
tal seinen Zehent zu Qukkental im Gerichte Heuberg (SCHMID, Urk.-Regesten der
Alien Kapelle in Regensbiirg. 1911, S. 98 und 516). 1589 besitzt das Gut G. .Mar-
gareta Schiltl oder Brieferin, geb. Fran/nriann, ,M. Georg Scribas, Hofgerichtsse/iretärs
Hausfrau' (SRA Hofk. Salzb. I5S9 M-). Erzbischof Paris Lodron brachte es an
sich und widmete es zu der 1633 von ihm gegründeten Primogenitur für die Lo-
dronische Familie. Wenige Jahre später kaufte er es aber von dieser wieder zu-
rück und übergab am 24. Dezember 1642 ,das Gut und Hof Guggenthal und Mühl
im Graben daselbst . . . nit weniger das neugebaute Herrenhaus" dem Rischof
Johann Christof von Chiemsee und seinen Nachfolgern gegen mehrere Bedingungen
(v. JAKSCH in Archiv für vat. Gesch. von Kärnten XIX 173). Zur Bequemlich-
keit für die gräfl. Familie wurde 1633 ein .Forstenweg" angelegt, der ausschließlich
nur von dieser befahreu werden durfte. 1682 erhielt die Frlaubnis zur Benutzung
auch Franz Carl Polito, hf. Truchseß und bestellter Hauptmann (vermählt mit
M. Ursula Katharina v. Grimming), der 1670 (1. Juli) Gut und Hof Guggental
samt der Mühle im Graben, einen Waldort, das neugebaute Herrenhaus und alles
Zugehör von Bischof Johann Franz von Chiemsee zu Erbrecht gekauft hatte (Orig.-
Urk. SRA), jedoch gegen Unterhaltung des Weges (Hofk. Neuhaus 1696 N.).
Nebenkirche zum hl. Kreuz.
Moderne Kirche, in gotischem Stile 1862—1864 durch Georg WeickI
in Salzburg erbaut. Die Einrichtung stammt aus der gleichen Zeit
(pseudogotisch). Alt ist außer einem auf Holz gemaltem Madonnen-
bilde (Kopie des XVlll. Jhs. nach einer älteren Vorlage) nur die
Kanzel (Fig. 146): Roter, weiß geäderter Marmor. Auf siebenseitigem
Postament eine gedrehte Säule mit gewundenen Kannelüren und ein-
fachem Hohlkehlkapitäl; darauf die gleichfalls siebenseitige Brüstung
mit vier freistehenden Seiten. — Am vorderen Felde eingemeißelt
die Jahreszahl 1512. Die Kanzel stammt aus dem alten Salzburger Dom, von wo sie um 1600
nach Wals und von dort 1862 nach Guggental kam.
Ehemaliger Hof Guggental (jetzt Volksschule): An der neuen Straße unterhalb des Brauhauses
und der Kirche. Anheimelndes einstöckiges Gebäude mit umlaufendem Gurtgesimse zwischen den
beiden Geschossen, breitem Hohlkehlgesimse und hohem Schindelzeltdache. Über der rundbogigen
Osttür eingemauerte, von einer Intel bekrönte Marmorkartusche mit dem Wappen des Bischofs
von Chiemsee, Franz Vigil Grafen Spaur (1644—1670).
20*
1 ly. 146 Guggental, Nebenkirche.
.Marmorkanzel von 1512 aus dem Salz
burger Dom (S. 155)
Neben-
kirche.
Kanzel.
Fig. 146.
Ehemaliger
Hof Guggen-
tal.
156
Qerichtsbezirk Salzburg
4
^ ^_
HKt
^B[
fl|
njÄ 5r^
jiijjgl
HB
■Q^^H
Hl^
^J
^i
^^W^*.*».-?:,--"
- ^m
^^^S^^^^H
^ '— ■-«ÄM^fe
u
tIBm^imB
HJ^HI
Y'M^ffSBt
H
^HB
SHi^BBlSL...ä.k::k..;^£.
,Y,v.-'-r<^'V'iaBH
BShm
eSbhIBBHHI
Fig. 147 Hallwang, Gesamtansicht von Südwesten (S. 158)
Hallwang, Dorf
Archivalien: Dekanatsarchiv Bergheim. — Pfarrarchiv (Kirchenrechniingen 1594 ff.).
Literatur: Wänzler, Intelligenzblatt 1808. — PiuwEiN, Salzachkreis 383. — Dürlinger, Handbuch 23.
Ms.: Auo. WiNKLHOFER (geb. zu Hallwang 1772). Alteste Nachrichten von Halming, 2 Bde. - Die Reise nnch Hallwang nächst
Salzburg. Für die Freunde der schönen und erhabenen Natur beschrieben von Lorenz Braunwieser, Akademiker (geb. zu
Strass bei Hallwang am 20. Jänner 1804) im Jahre 1826. 143 S. — üeschichte der Vikariatskirche Hallwang und ihrer
Nebenkirchen von Josef Dürlinger (Vikar zu Hallwang 1848 — 1857), 3 Bde. mit zusammen 570 S., alle im Pfarrarchiv.
.Locus Haldinwanc" kommt zum ersten Male in einer Tradition aus der Zeit Erzhischof Hartwigs (991—1023) vor. Im
zweiten Jahrzehnt des XII. Jhs. erscheint Adelbert de Haldenwanch als Hochstiftsministeriale (HAUTHALER, U.-B. 1,
198. 320 und 598), der unzweifelhaft, wie DÜRLINGER und ZILLNER (Llide 21, 30) meinen, mit Adalbero von Dietraming
(s. oben) identisch ist. Auch später — 1297 und 1307 — finden wir Hallwanger in Urkunden (Mon. Boic. 3, 181 und
Nov. Chronicon 312). Noch 1460 wird die Burg H., die nach WINKLHOEER „auf der hohen Grube ober dem Dorf'
stand, genannt. In diesem Jahre nämlich wird .Margareta N. Weinziurlin vom Schloss Halbmwang" auf Fürbitte des
hl. Vital geheilt (Miracula s. Vitalis).
1334 verkaufen Rager und Heinrich von Radeck die Burg Radeck und das Landgericht Malbenwanch" etc. an Erzbischof
Friedrich III. um 1025 Pfund Pfennige (RICHTER, Untersuchungen 709). Die Grenzen des Gerichtes dürften sich mit
denen der heutigen Pfarre decken. Seit 1508 war die Schranne H. dem Pfleggerichte Neuhaus einverleibt.
Pfarrkirche. Pfarrkirche zum hl. Martin.
Aus dem Kirchenpatron hat Dürlinger wohl mit Recht auf eine Gründung der Kirche durch das Edel-
geschlecht der Hallwanger geschlossen; er setzt deren Erbauung nicht vor 1200 an. Urkundlich erscheint
die Kirche zum ersten Male 1430, am 21. 01<tober, da der Pfarrer von Bergheim eine Gottesdienstordnung
für die excurrendo zu versehenden Kirchen Anthering und Halbmbaiig festsetzt, die in der erzbischöf-
lichen Bestätigung schon als von altersher {ab aittiquö) herkömmlich bezeichnet wird (Ldkde 13, 102 ff.
Nr. 142 f.). Eine Glocke von 1481 kam 1910 ins Museum nach Salzburg. Die Diözesanvisitation von
1613 berichtet:
I
Hallwang 157
Sacramentiim asservatiir in tabernaciilo ligneo mitro dextero affixo, qiiod cum Ugnetim sit, fache possit transportari
aiit certe sedilia, quo dicto tabernaciilo contigiia sunt omnino avellenda. Primum altare in hon. s. Ulrici qnod cum
breve sit et ipsi muro anteriori admovendum et utrimque ad duos palmites erit protrahendum. Alterum in cornu
sinistro in hon. s. Martini (\), sed non consecratum. Coemeterium consecratum quidem est, sed pomerium magis refert
quam locum sacium.
1617: dem Goldschnned amb ein silbernen Becher zu den Communicanten 4 fl. 1 ;i 4 v^. 1620: dem
Mais f er Christof Gottsreiter, Maurermeister der geniainen Stadt Salzburg, nacher Hallwang
citiert, um Augenschein einzunemben, was gestalten das Gotshaus allda mecht erweitert werden, ist im
Beisein des Pfarrers, besagten Meisters, beeder Zechbröbsten und des Mesners verzehrt worden I fl.
32 kr. 1625: für ein neues Ciborium, so ganz verguldt, wigt 23 Lot 38 fl. 6 ß. 1643: Kaspar Ain-
horn, Goldschmied in Salzburg, gibt gegen einen alten silbernen Kelch einen neuen, demselben für eine
Monstranze 96 fl. 1649: Turmreparatur und Anbringung von drei Sonnenuhren. 1677: Dem Uiirmacher
Johann Sauter für das Werk 120 fl., dem Maler Pereth in Salzburg für 2 Uhrblätter 11 fl. samt
den l<ieinen Ausgaben 136 fl. 58 l<r.
1686 maciite sich eine bedeutende Eaufäliigkeit der Hauptmauern geltend. Man demolierte das Haupt-
scliiff und baute an die Stelle der Mauern drei Pfeiler für das Gewölbe. Leiter der Arbeiten war der
hochfürstliche Baumeister Kaspar Zuccalli von Adlholzen, der eben damals in Salzburg die Kajetaner-
kirche baute. Er bekam kcntraktgemäß für den Bau in Akkord 5000 fl. Der Grundstein wurde im Juli
1687 durch den Domheirn Freiherrn von Leiblfing gelegt (SRA Kapitelprotokoll 12. Juli). Im ganzen
belief sich der Bau auf 6O0O fl. Eingeweiht wurde die Kirche am 20. Juli 1694 durch den Bischof von
Chiemsee, Siegmund Ignaz Grafen Wolkenstein. Der Meister des 1692 aufgestellten Hochaltars, der
einen auf einem Schimmel reitenden geschnitzten hl. Martin enthielt, war — wie gelegentlich in den
Akten über den Hochaltar in St. Gilgen erwähnt wird — Meinrad Guggenbichler von Mondsee.
Die Seitenaltäre, die bisher keine Altarsteine gehabt hatten, erhielten nun solche: Für den Unserer-Lieben-
Frau-Altar von Joachim Albrecht Freiherrn von Leiblfing, Domherrn, und für den St.-Kajetan-Altar von
dem Domkap. -Maurermeister Sebastian Stumpfegger. 1713/14: für die neuen Seitenaltäre dem Tischler
Wind b ichler 72 fl , dem Bildhauer Frieß 42 fl. und dem Maler Mölkh 122, zusammen 236 fl.
1715: Franz Gärtner, Glockengießer in Salzburg, für eine Glocke 823 fl. 8 kr 2 -d). — 1722: für
eine silberne Ampel beigesteuert 10 fl. — 1723: dem hf. Capelldiener für seine Bemühung wegen des
neuen gdgst verehrten Kelchs 34 kr. — 1724: Der Helene Silbherin{?) vor Machung eines neuen Creuzs
zur Monstranze 8 fl 15 kr. — 1739 erforderte die Einziehung von Schließen 349 fl. 34'/., kr. — 1754:
Turmreparatur 208 fl. — 1763 wurde statt des alt baufälligen und allerdings schadhaften Kirchenthurms
(—: Turmhelmes) ein ganz neuer zierlicher und dauerhafter nach dem Riß des hf. Bauverwalters Wolf-
nang H agenauer mit einem Aufwände von 1746 fl. 14 kr. gebaut. — 1758: neuer Kelch einge-
tauscht. — 1763: Josef Freiherr von Rehlingen, Pfleger in Neumarkt, schenkt einen Kreuzpartikel in
einem Monstränzchen. — 1787 wurde das Kirchengewölbe abgetragen und durch ein hölzernes ersetzt,
wobei auch die das Licht benehmenden Pfeiler entbehrlich und beseitigt wurden, was zusammen 1349 fl.
kostete. — 1791: für neue Kirchenstühle 212 fl. — 1802 wurde von der St.-Johann-Kirche auf dem Im-
berge eine Orgel gekauft, die 1842 durch eine neue von Louis Moser, Orgelbauer, ersetzt wurde (866 fl). —
1805 ließ Gertraud Millthaler, Bauerstochter, den schon ziemlich alten und an manchen Orten ruinierten
• Seitenaltar Unserer Lieben Frau ausbessern und renovieren. — 1849 wurde mit einem Kostenaufwande
von 300 fl. der Hochaltar renoviert. — 1858 ging eine gründliche Renovation vor sich. Es wurden neu
1 gemacht: ein Aufsatz zum Hochaltare 200 fl., eine neue Kanzel 250 fl., Chorstühle und ein Speisegitter.
[Bildhauer Scheidl und der Tischler erhielt 992 fl., der Maler und Vergolder 1727 fl. (darunter 54 fl.
für einen neuen Kreuzweg), Sebastian Stief für drei neue Altarbilder 180 fl.
Charakteristik: Barocke Saalkirche mit einspringendem (im Kerne gotischen) Chor und Westtunn. Ctiarakte-
Die 1687 — 1694 von Kaspar Zuccali dreischiffig erweiterte (ursprünglich gotische) Kirche wurde 1787 "^*''^-
durch Beseitigung der Mittelschiffpfeiler in eine einschiffige verwandelt und erhielt damals ein einheit-
11
158
Gerichtsbezirk Salzburg
liches hölzernes Sclialge wölbe. Der aus dem XV. Jh. stammende gotische Turm erhielt 1763 (nach einem
Fig.147— 150. Plane von Wolfgang Hagenauer) einen neuen Zwiebelhelm (Fig. 147 — 150).
Lage. Lage: An der Ostseite des auf einem Höhenrücken gelegenen Dorfes, vom Friedhof umgeben, von dem
sich ein schöner Blick auf die Salzburger Berge bietet.
Äußeres.
Fig. 147, 148.
Langhaus.
Chor.
Äußeres (Fig. 147, 148):
Verputzter Bruchsteinbau, gelb gefärbelt, mit weißen Einfassungen. Turm aus Konglomerat erbaut, ver-
putzt, grau gefärbelt, mit weißer Quadrierung.
Langhaus: Einfacher Sockel, profilierte Verputzgesimse. Im W. Dreieckgiebelfront mit vorgebautem
Turm, im S. vier, im N. drei hohe Rundbogenfenster und Tür mit rundbogigem Blendtenster. Im O.
glatte Giebelfront mit vorgebautem Chor, im S. Sakristei und daneben breite, schindelgedeckte Stütz-
mauer.
Chor: Einfacher Sockel. Drei hohe Rundbogenfenster, im O. ein ebensolches Blendfenster. Profiliertes
Abschlußgesims. Gemeinsames, nach O. abgewalmtes Schindelsatteldach.
Fig. 148 Hallwang, P/'arrkirche, Äußeres von Südosten (S. 158)
Turm. Turm: Gotischer quadratischer Hauptteil, durch Kaffgesimse in drei Geschosse abgeteilt. Im W. gotische
Tür in Steinrahmung mit flachem Kleeblattbogen und dicken, in den oberen Ecken versciinittetien Rund-
stäben. Im N. zwei, im S. drei Schmalluken. Achtseitiges Glockengeschoß mit vier einmal abgestuften
Strebepfeilern an den Schrägseiten. Drei spitzbogige und im W. ein kleineres rechteckiges Schallfenster;
zwei hölzerne Zifferblätter. Achtseitiger Schindelzwiebelhelm (von 1763) mit Laterne, vergoldetem Blech-
knauf und Kreuz. Am Helm die Jahreszahl 1849 (Neueindeckung).
Anbauten. Anbauten: 1. Totenkammer im S. des Turmes. Im W. Tür und breites flachbogiges Fenster mit
Eisengitter, daneben rotmarmorne Weihwassermuschel. Im S. kleine Tür, darüber Luke. Zinkblech-
satteldach.
2. Sakristei im S. des Chores, zweigeschossig, Konglomeratsockel, Hohlkehlgesims. Im S. übereinander
zwei vergitterte Fenster. Im O. kleine Tür in Steinrahmung, auf fünf rotmarmornen Stufen; links oben
vergittertes Fenster. — Schindeldach.
Umfriedungs- Umfriedungsmauer: Weiß verputzte Bruchsteinmauer, im N. mit Steinplattenbelag, an den übrigen
mauer. Seiten mit Schindelbelag. Im O., N., W. je ein offener Ausgang zwischen zwei mit Schindelpyraniiden
abgedeckten prismatischen Pfeilern.
Hallwang
159
Inneres (Fig. 149, 150):
Geräumig und heil. Modern ausgemalt. Alter Fußboden aus roten Marmorplatten.
Langhaus: Mäßig hoch. Flachbogiges Tonnengewölbe (Holz mit Stucküberzug), vier Felder mit je
zwei flachbogigen Stichkappen, drei Quergurten auf sehr flachen Pilastern mit stark ausladenden Ge-
simsen. Die Tür im N. in flachbogiger Nische. Im W. unter und auf der Empore je eine rundbogige
Tür mit abgeschrägten Kanten. Die rundbogigen Fenster haben abgeschrägte Laibung. Im westlichsten
Gewölbefelde übereinander zwei hölzerne Westemporen mit flachen Böden und geraden Brüstungen. Die
untere ruht auf zwei, die obere kleinere (mit der Orgel) auf vier Holzsäulen. Im O. Triumphbogen, von
zwei Pilastern flankiert.
Chor: Stark einspringend, Gewölbe gleichhoch. Boden um eine Stufe erhöht. Sechs Pilaster wie im
Langhause. Rundbogiges Tonnengewölbe mit zwei Quergurten und zwei rundbogigen Stichkappen, halb-
rundes Abschlußgewölbe mit drei flachbogigen Stichkappen und zwei Radialgurten. Im S. gotische
Sakristeitür in Steinrahmung mit flachem Kleeblattbogen und dicken, in den Ecken verschnittenen
Rundstäben. Darüber oblonges Fenster mit Eisengitter. Rechts oben rechteckige gotische Kanzel-
tür in Steinrahmung, mit dicken, in den Ecken verschnittenen Rundstäben. Im O. hinter dem Altar
Nische für den Beichtstuhl. Geschnitzte, rot und gelb maimorierte Balustrade, 1858.
Inneres.
Fig. 149, 150.
Langhaus.
Chor.
Fig. 149 Hallwang, Pfarritirche, Grundriß 1 : 200 (S. 159)
Turm: Im Untergeschosse gotisches Kreuziippengewölbe; beiderseits gekehlte, in die Wand einschnei- Turm.
dende Rippen, runder Schlußstein mit Schild. Das Kleeblattbogenportal im W. steht in flachbogiger
Nische. Im O. rundbogige Tür zur Kirche mit einfachem Eisengitter. Zwei Weihwassermuscheln aus
gelbem Marmor mit Monogramm Jesu, XVIII. Jh.
Anbauten: 1. Totenkammer. Flache Decke. Anbauten.
2. Sakristei. Flachgedeckt, ebenso das durch eine Holzstiege zugängliche Oratorium darüber.
Einrichtung: Einrichtung.
Altäre: 1. Hochaltar (Fig. 151). Freistehend. Einfache Mensa (Holz, polychromiert) auf zwei Holz- Altäre,
stufen. Schönes Tabernakel (Holz, vergoldet) mit zwei Säulenpaaren; gutes Standkruzifix. Oben Lamm Hochaltar.
Gottes, zwei kleine Leuchterengel (Holz, polychromiert) und kleine Kopie der Plainer Madonna in ver- Fig. 151.
goldetem Rahmen mit Strahlenkranz. — Aufbau: Holz, gelb marmoriert, mit roten Gesimsen. — Predella:
An den Seiten prismatische Säulenpostamente; in vier Feldern vergoldete Fruchtgehänge. Seitlich zwei
Statuenkonsolen mit vergoldeten Voluten. — Hauptteil mit Altarbild (darüber vergoldete Laubwerk-
kartusche), zwei Säulen, verkröpften Gebälkstücken. — Aufsatz mit Bild, konkaven Seitenflächen, zwei
160
Gerichtsbezirk Salzburg
Seitenaltäre.
Giebelansätze, in der Mitte Kreuz (1858 neu gemacht). Daneben zwei Statuen. — Auf der Rückseite des
Aufbaues die Jahreszahl 1763.
Der alte Aufbau scheint 1849 und 1858 stari< verändert worden zu sein.
Gemälde: Altarbild. Der hl. Martin teilt seinen Mantel iriit dem Bettier. Mittelmäßig, bezeichnet: Joh.
Entjeldcr in Schwaz 1849. — Aufsatzbild: Die hl. Dreifaltigkeit, gut, von Seb. Stief, 1858.
Statuen: Holz, polychromiert. St. Rupert und St. Ulrich, am Aufsatze der hl. Anton von Padua und die
hl. Margareta. Gut, 1763.
2 und 3. Zwei Sei ten a 1 täre, ganz gleich im Aufbau. 1713/14 errichtet, im XIX. Jh. überarbeitet.
Holz, gelb und rot marmoriert. Hinter der einfachen Mensa Wandaufbau. Predella mit zwei vor-
springenden Postamenten. Hauptteil mit rundbogigem Bilde, flankiert von zwei Pilastern und zwei vor-
springenden Säulen mit vergoldeten Basen und Rompositkapitälen. Verkröpftes Gebälk mit vergoldeter
Inschriftenkartusche. Aufsatz: Gemälde, flankiert von zwei Säulchen, daneben zwei Statuen. Veikröpites
Gebälk, flachbogige Giebelansätze mit zwei Putti, in der Mitte eine Statuette auf Postament. — Vor der
Predella je ein ganz vergoldetes Tabernakel, um 1763.
Fig. 150 Hallwang, Pfarrkirche, Inneres (S. 159)
Linker
Seitenaltar.
Rechter
Seitenaltar.
Kanzel.
Orgel.
Taufsteiii.
Weihwasser-
btjckcii.
Linker Seitenaltar: Gemälde: Altarbild (Mutter Gottes), modern (von S. Stief, 1860). — Aufsatz-
bild: Der hl. Sebastian und der hl. Florian.
Statuen: Alle Holz, polychromiert. Am Aufsatze Joachim und Anna, oben Christus und zwei Putti. Von
Simon Frieß, 1714.
Rechter Seitenaltar: Gemälde: Altarbild (Herz Jesu), modern (von J. Gold, 1879). — Aufsatz-
bild: Der hl. Leonhard und der hl. Ägidius; gut, um 1714.
Statuen: Alle Holz, polychromiert. Am Aufsatze St. Virgil und St. Rupert, oben zwei Putti und der
hl. Karl Borromäus. Von Simon Frieß, 1714.
Kanzel: Holz, marmoriert. Modern (1858).
Orgel: Gehäuse mit vergoldeten Schnitzereien (1842).
Tauf stein: Modern (1858).
Weih Wasserbecken: Roter gefleckter Marmor. Achteckiges Wandbecken mit stumpfem Ablaufe.
Vorne Wappen der Familie Pratzl (ein Baumast). XV. Jh. Daneben ein alter eiserner Opferstock.
Hallwang
161
Skulpturen: Holz, polychromiert. 1. In der Sakristei die guten Statuetten der hl. Bischöfe Martin und
Rupert auf geschnitzten Postamenten. Anfang des XVIII. Jhs.
2. Zwei sitzende Leuchterputten; gut, Anfang des XVIII. Jhs. (Sakristei).
3. Tabernakelaufsatz, Auge Gottes, mit Rocaillenranken, ganz vergoldet; um 1750 (Sakristei).
4. Statue des auferstandenen Heilandes, alt polychromiert; gut, Anfang des XVIII. Jhs.
5. Zwei kniende Leuchterengel auf Tragstangen, die in ihrem oberen Teile von Reben umrankt sind; um 1700.
6. Prozessionskruzifix; sehr gut, erste Hälfte des XVIII. Jhs.
7. In der Totenkammer altarartiger Wandaufbau mit Figuren: Der Gekreuzigte, Johannes und Maria, die
Ecclesia, ein Engel mit einer geretteten Seele, drei Putten, St. Florian und St. Leonhard, die armen
Seelen im Fegefeuer. Darüber ein Baldachin; um 1760.
Skulpturen.
Fig. 151 Hallwang, Pfarrkirche, Hochaltar (S. 162)
8. Im Pfarrhause vier alt versilberte Statuetten auf geschnitzten Postamenten mit Bandwerk, St. Joachim
' und Anna, Jakobus der Ältere und ein Apostel mit Buch. Gute Arbeiten, um 1720.
9. Ebenda. Statuette des hl. Rochus mit einem Hunde. Anfang des XVIII. Jhs.
i Monstranz: Kupfer, vergoldet und versilbert. Am Fuße reiche getriebene Rokokoornamente. Am
I Knauf drei Cherubsköpfe. Schein mit Gitter- und Rankenwerk, den Relieffiguren Gott-Vaters, von vier
j Engeln und Putto mit dem Schweißtuch; Strahlenkranz, Kreuz. Glasflüsse. Um 1750.
! Ziborium: Silber, vergoldet, ganz glatt. — Marken: Salzburger Beschauzeichen (S in Oval). Meister-
Monstranz.
Ziborium.
zeichen :
HC
. in Schild. Arbeit des Hans Caspar Ainhorn in Salzburg (Bürger seit 1635). Wohl
identisch mit dem 1643 gelieferten Kelch (s. S. 157).
XI 21
162
Gerichtsbezirk Salzburg
Kelclie.
Wetterkreuz.
Kreuzpartikel-
monstranz.
Vortrags-
kreuz.
Leuchter.
Varia.
Grabsteine.
Glocken.
Kelche: 1. Silber, vergoldet. Sechspaßfuß mit getriebenen Rosen, Akanthusranken und Ornamenten.
Am Knauf drei Ovalknöpfe zwischen Blattwerk, unten ausladender Blumenkranz, Cuppasilberkorb, durch-
brochen und getrieben, mit Ornamenten, Blumen und den Leidenswerkzeugen. — Marken: Augs-
burger Beschauzeichen (R^ 146). Meisterniarke: G H in breitovalem Felde. Schönes Stück, Ende des
XVII. Jhs.
2. Zum Teil vergoldet. Getriebener Sechspaßfuß mit Akanthusranken, Früchten und drei ovalen Medaillons
(Kreuz, Herz und Schriftband INRI). Am Knauf drei getriebene Cherubsköpfe. Durchbrochener Cuppa-
korb mit getriebenen Blumenranken und drei Medaillons mit den Leidenswerkzeugen. — Marken:
Augsburger Beschau (R- 165). Meistermarke: Minuskel- m (ähnlich wie R-' 4855). Schönes Stück,
um 1700.
3. Zum Teil vergoldet. Sechspaßfuß init getriebenen Bandornamenten und drei Cherubsköpfen, am runden
Knauf drei glatte Ovalschilde zwischen Blattwerk. Durchbrochener Cuppakorb mit Bandornamenten und
drei Cherubsköpfen. — Marken: Augsburger Beschau (R^ 169). Meistermarke: „„ in Dreipaß (R^ 519).
Schönes Stück von Johann Friedrich Bräuer in Augsburg (Meister 1705 — 1753). Um 1723 (s. S. 157).
Wetterkreuz: Messing, vergoldet. Am Fuße vier getriebene Rocaillen. Die in Dreipässen endigenden
Kreuzbalken sind vorne mit vergoldeten, rückwärts mit versilberten applizierten Rocaillenornamenten
verziert. Versilberter Kruzifixus. Gute Arbeit, um 1760.
Kreuzpartikelmonstranz: Messing, vergoldet, mit getriebenen Rokokoornamenten. 1763 geschenkt
(s. S. 157).
Vortragkreuz: Auf einer Holzstange, Messing, vergoldet und versilbert. Kugeliger Knauf, oben mit
Perlkranz, dreipaßförmige Balkenenden. Daran vorne drei runde Medaillons mit den getriebenen Relief-
figuren der vier Evangelisten. Sehr gut getriebener Kruzifixus. Auf der Rückseite appliziert vier fein-
getriebene vergoldete Flachreliefs, oben Gott-Vater, an den Seiten Löwe, Gemsbock und Hirsch, unten
Moses, der auf die eherne Schlange hinweist. Glasflüsse. Interessantes Stück aus dem Ende des
XVI. Jhs.
Leuchter: 1. Vier dreifüßige, alt versilberte Holzleuchter mit Volutenfüßen. XVII. Jh.
2. Vier dreifüßige Holzleuchter, schön geschnitzt, mit Laubwerk, silberbronziert. Um 1700.
3. Zwei kleine vergoldete Holzleuchter mit je drei Cherubsköpfen. Um 1700.
4. Sechs Zinnleuchter, dreifüßig, Empireform. Erste Hälfte des XIX. Jhs.
Varia: Drei Kirchenfahnen mit übermalten Bildern und guten Messingkreuzen.
Traglaternen. XVIII. Jh.
XVIII. Jh.
Zwei
Grabsteine: 1. 1480. Unter der Mauer der Totenkammer am Boden, halb verdeckt. Rote Marmor-
platte mit gotischer Minuskelinschrift: Hie /igt begrabn Ruep(tv\) Prätzl phleger ze Radekke . . der
gestorben ist (anno dni) mcccclxxx an so(nd) ....
2. Im Chor am Boden kleine Marmorplatte. Johann Georg Bauer, erster Vikar, 1790.
3. Im O. des Langhauses, außen. Gelbe Marmorplatte mit Standkruzifix. Anton Köllersperger, Maurer-
meister in der Gnigl, 1765 — 1823.
Glocken: Drei Glocken von Oberascher, 1899. — Eine kleine gotische Glocke von 1481 mit der
Minuskelinschrift: anno dorn, mcccclxxxi iar + o rex glorie veni cum /»(ace) wurde 1911 dem Museum
in Salzburg überlassen. Von den beiden anderen, 1899 eingeschmolzenen Glocken stammte die mildere
von 1601, die große von 1715 (Dürlinoer S. 27).
Pfarrhof.
Beschreibung.
P f a r r h o f .
Mit Urkunde vom 15. Oktober 1787 wurde in Hallwang ein Vikariat errichtet. Das Konsistorium befahl
am 15. April 1788 den Bau eines Vikariatshauses, nachdem Erzbischof Hieronymus den von Wolf gang
Hagenauer verfaßten Riß genehmigt hatte. Die Materialien wurden vom eingeworfenen Kirchengewölbe
und dem demolierten Dieberinger Kirchlein (s. daselbst) genommen. Baukosten 3400 fl. 23 kr. Das
Vikariat wurde 1858 zur Pfarre erhoben. . r
Besciireibung:
blechdach.
Einfacher Bau, rechteckig, einstöckig, mit breitem Hohlkehlgesimse und Zink-
Gasthaus. Gasthaus Wintersteller: Großes einstöckiges Bauernhaus mit achtfenstriger Westfront, ab-
gekappten Giebeln, weit vorspringendem Schindelsatteldach, daran vorn die Jahreszahl 1792.
TAFEL VI HELLBRUNN, (
*^
-»■^^c.^-._..
~-4
l VSfftbrun. I
pE. STICH UM 1630 (S. 163)
I
Fig. 152 Hellbrunn, Gesamtansicht von Nordosten (S. 196)
Schloß Hellbrunn
Archivalien: SRA (Hofbesoldiingsrechnungen. — Hfk. ülanegg passim. — Hfk.-Relat. 1760 f. 982. — Hfk.-Protok. 1770 f. 290, 456,
512; 1772 f. 514 und Rdat. i. 416. — Hofbauamt 1791 D).
Handschriftliches: [Johann Stainhauser], Hellebruiin. Beschreibung des hf. überaus fiertröflichen Lustsorth Hellebrunn genannt...
beschrieben worden im Jahr des Herrn MDCXIX, Papier, 38 Bl., im Museum Salzburg und Wien, Staatsarchiv.
Literatur: Hübner, Stadt 520—542. — B. Seitner, Beschreibung des k. k. Lustschlosses Hellbrunn, dessen Anlagen und JVlerk-
würdigkeitcn. Mit 16 lithogr. Ansichten. Salzburg 1836. — Pillwein, Salzachkreis 354—357. — [Schallhammer A. R. v.].
Die kais. Lustschlösser Hellbrunn und KIeßheim. Salzburg 1856. — Dürlinoer, Handbuch 90. — Bilder aus Salzburg in
Zeitschrift für bildende Kunst. Oktober 1889. — [Marie Schupfer], Das kalserliclie Lustschloß Hellbrunn bei Salzburg.
Salzburg 1894. — Dr. Hans Wid.mann, Unterhaltungsbeilage der Linzer Tagespost Nr. 25, 1903 — Dr. Franz Martin,
Hellbrunn in der „Wiener Zeitung" 1909 Nr. 233. — A[lexander] H[eilmeyer], Alte Gartenplastik, und Ludwig Straniak,
Wasserwerke und Wasserspiele im Heilbrunner Lustgarten in .Die Plastik' 1 6, 1911 (G. Callway, München). — Maria
Luise Gothein, Geschichte der Gartenkunst, Jena 1914, IL Band, S. 104—107.
Alte Ansichten und Pläne: 1. Hintergrund im Porträt des Erzbischofs Mar.x Sittich in Hellbrunn, 1618 (Fig. 153). — 2. Anonymer
Stich um 1630, Plattengröße 86 X 40 cm, im k. k. Regierungsarchiv in Salzburg (Tafel VI). — 3. Stich von Merian, um
1640, 36X28 cm (Fig. 154). — 4. Stich von Melchior Küsell, 1679.-5. Stiche von M. Diesel, um 1730. — 6. Die Garten-
prospekt von Hellbrunn, gezeichnet und . . . überreichet dem . . . Herrn Leopoldo Ertzbischoffen zu Saltzburg . . .
von dero . . . Garteninspectore u. Camerdiener Franc. Anton Danreiter. 20 Stiche von C. Rembshard nach Zeichnungen
Danreiters, um 1735. (Die Originalzeichnungen Danreiters im Salzburger Museum.) (Fig. 155, 157—159.) — 7. Große
Grundrißzeichnung der Gesamtanlage mit Legende, von Stefan Müllner, 1776 (Salzburg, k. k. Regierungsarchiv). — 8. Zwei
übereinstimmende Grundrißzeichnungen, 1805 im kurfürstl. Mappierzimmer gezeichnet von Alois Wegscheider und Anton
Geisler (k. k. Regierungsarchiv) (Fig. 156). — 9. Kolorierte Radierungen von F. Naumann (Hempel) und Louis Waliee,
Anfang des XIX. Jhs. — 10. Stich von J. Fischbach (C. Huber), um 1850.
In dem quellenreichen Gebiete, wo die Salzachau zurücktritt und zu Füßen des jäh ansteigenden
Konglomeratberges der Boden gefestet ist, haben die Erzbischöfe schon früh einen Tiergarten angelegt.
Die Zeit ist unbekannt, doch wird schon 1421 eine Peunt pey dem Tirgarten und 1479 ein Neubruch
prope Tiergarten et fontem genannt (Or. in St. Peter und SRA, Urbar Nr. 4 f. 58). Davon hieß auch der
Berg, dessen früherer, wohl romanischer Name uns verloren ist, der „Tiergartenberg". Eine Chronik des
XVI. Jhs. schreibt von Erzbischof Ernst (1540 bis 1554): Im Thiergartten, ain halbe Meli ob Salzburg
21*
Fig. 153.
Tafel VI.
Fig. 154.
Fig. 155,
157-159.
Fig. 156.
164
Gerichtsbezirk Salzburg
zunegst bey dem Meyer und Lusthäusl daseWsthiii hat er aiii schöne Behausung jür ainen Gammer und
Häetter des Gartten erpaul. Stainhausf.r sagt, daß zuvor allda nichts anders als der Perg mit einer engen
und nit so hochen Maurn umbfangen war, darinnen allain zwen Weyer mit Forchen und Salbmling, auch
etliche Stuck Dändl, deren ein Jäger in einem schlechten Heisl wohnundt, gewardet, sich befunden.
Das ist die Vorzeit Hellbrunns. Seine Zeit kam erst mit der sinnenfrohen Renaissance, als den Fürsten
die Mauern der Städte zu eng wurden und Lustschlösser in schönen Punkten der Umgebung entstanden.
Fig. 153 Hellbrunn, älteste Ansicht, 1618 (S. 163)
Waren die Erzbischöfe des Mittelalters, wenn sie nicht in Blühnbach oder am Hintersee oder anderswo
dem Waidwerk oblagen, ihrer Stadt und ihrem Bischofshof auf die Hohensalzburg entronnen, an deren
Südhang ein Garten mit edlen italienischen Gewächsen entstand, so hatte schon Johann Jakob von Kuen-
Belasy (1560—1586) in Rif sich einen schönen Sommersitz mit Fischweihern und Wasserwerken geschaffen.
Wolf Dietrich hatte sich und den Seinigen in Altenau hart vor dem Tore der Stadt einen prächtigen
Sommersitz erbaut, den er selbst in vorgerückten Jahren einen „schweigenden Hafen" genannt hat. Auch
Schloß Hellbrunn
165
F\j. 154 Hellbrunn aus der Vogelschau, Stich von Merlan, um 1640 (S. 163)
166
Gerichtsbezirk Salzburg
sein nicht minder prachtliebender Nachfolger Marx Sittich Graf von Holienems (1612 — 1619) wollte einen
derartigen Landsitz nicht missen. Altenau gab er zwar den Namen „Mirabell", aber damit war wenig
getan; die Erinnerung an seinen Vorgänger war darin so stark, daß die Freude nicht aufkommen
konnte und gerade jene Gedanken nicht verscheucht wurden, denen er entfliehen wollte. So schritt er
denn schon im 15. Monate seiner Regierung (1613) zum Bau eines Lustschlosses im Tiergarten,
das er Hellbrunn benannte. 1615 war das Ganze vollendet. Es ist überaus beklagenswert, daß
wir über die gesamten Bauten Wolf Dietrichs, Marx Sittichs und Paris Lodrons so gut wie gar nichts
wissen. Die Akten fehlen und waren wohl schon vor der Säkularisation nicht mehr vorhanden. Johann
*-M
/;>mmm
' r-
1*'
Fig. 155 Hellbrunn, Gesamtanlage. Stich von F. A. üanreiter, um 1735 (S. 163)
Stainhauser, der schon in seinem „Leben und Wandel Wolf Dietrichs" ein geradezu beschämend geringes
Verständnis für Kunst an den Tag legt und auch nicht einen Künstler nannte, sinkt in seinen sieben
Bände umfassenden „Denkwürdigkeiten der Regierung Mark Sittichs" ganz auf das Niveau eines Zech-
propstes herab, der nur Kirchenfeste und Predigten und, wenn es gut geht, einen Faschingsscherz be-
schreibt, aber nicht einmal den Baumeister des Domes nennt. Er hat uns auch die älteste Beschreibung
Hellbrunns hinterlassen, auf die wir noch zurückkommen werden; er nennt auch darin nicht einen
Namen von jenen Künstlern, die all das Schöne geschaffen.
Es ist sicher, daß als Architekt des Schlosses wie auch der ganzen Gartenanlage Santino Solari zu
betrachten ist, der seit Herbst 1612 als Baumeister am Salzburger Hof ist, und von dem es auf seinem
i
Schloß Hellbrunn
167
Bild in der Domschatzkammer heißt: . . . statuariiis idem et archltectus . ., qiii et palatia hortosqiie
piincipis marmore gypsoqiie animavit (Kunsttopographie IX, 27). Das Vorbild Hellbrunns dürfte wohl im
Gebiete des Comersees zu suchen sein. Vor allem sind es die zahlreichen Skulpturen in den verschie-
denen Grotten und im Parke, die unsere Aufmerksamkeit erregen. Sie dürften, da sie ohne Zweifel an
Ort und Stelle gearbeitet wurden, von Solari selbst und von jenen beiden Bildhauern stammen, die
wir in den Jahren 1614 — 1617 mit dem verhältnismäßig hohen Lohne von 40 fl. (gleich Solari) am Hofe
■.rni -yL^/ufy^^ jf/a/Zr
Fig. 156 Hellbrunn, Grundriß vom Jahre 1805 (Salzburg, Regierungsarchiv) (S. 163)
linden: Hieronymo Preosto und Bernardo Zanini. In der zweiten Hälfte 1616 und 1617 kommt
I auch mit dem bescheidenen Gehalte von 20 fl. ein Fr. Gioachino Briinmaister vor. Er scheint irgend
I einem Orden angehört zu haben. In der Hofmalerei werden 1613 Hans Hofher (17 fl 2 ß 20 ^),
\ Michael Jacob (13 fl) und ein Malerjungl (3 fl 2 ß) genannt, 1614 aber begegnet als Hofmaler Nicolo
\Pellegrino (49 fl), bis seit 1616 Don Arsenio Masgatti (recte Mascagni) (50 fl) nachzu-
weisen ist. Ihm sind auch die Wandmalereien des Saales und Oktogons zuzuweisen. Schwieriger ist deren
r Deutung. Da sie demnach in die letzten Jahre Mark Sittichs fallen, gewinnt die Vermutung an Wahr-
scheinlichkeit, daß der Maler seine Porträte dem Kreise der jung angetrauten Gemahlin des Neffen und
Günstlings Marx Sittichs, Jakob Hannibal Grafen von Hohenems, Maria Sidonia Herzogin von Teschen-
168 Gerichtsbezirk Salzburg
Sagan entnommen habe. Da Sidonia schon am 13. März 1619 starb, so wäien die Malereien in die Jahre
1616 — 1619 zu setzen. (An Salome von Altenau zu denken ist für jeden, der Marx Sittichs Verhältnis zu
Wolf Dietrich kennt, ausgeschlossen. Eher möglich wäre die alte Tradition, wonach hier die Geliebte des
Erzbischofs Ursula Katharina von Mabon, geborene Block aus Brabant, dargestellt wäre [s. Emsburg].)
In der Folgezeit war nun das neuerbaute Hellbrunn der Schauplatz zahlreicher Festlichkeiten und
Belustigungen.
Stainhauser erzählt in seinen Denkwürdigkeiten der Regierung Marx Sittichs 1618 f. 281:
Den 12. Juli [1618], auf welchen fallen thuet das Fest der hl. Jungfrau Margareth. ist nachmittag; in dem lif. I.ustorth
Hellprunn ein ansehnliches Gejagt gehalten worden, in welchem ein Beer, ein Stier und ein böses Pferdt aufgeführt
und aneinandergehetzt worden; da der Stier dem Beern etliche guete Stoß geben, den auf die Hörner genommen und
in die Hoch geschützt, doch hat sich das Pferdt vor ihnen zum hosten mit Schlagen gewehrt. Letztlich ist der Stier
durch die Jäger mit Spiessen erlegt worden.
Der erste fürstliche Gast, der Hellbrunn besuchte, dürfte Erzherzog Maximilian von Österreich, Hoch-
und Deutschmeister und Statthalter von Tirol, gewesen sein, der Ende August 1615 in Salzburg weilte.
Es gibt zum Nachdenken, daß zu gleicher Zeit — am 29. August — die hf. Paiimaisterei-Mitverwohnien
Santin Sollari, Paumeister und Jacob Berger, Pauschreiber, an alle Pfleger und Gerichtsverwaiinlen
des Erzstiftes den Befehl erlassen, dass aus hf. unsers gdgsten Fürsten und Herrn Bevelch yedweder
seiner Verwaltung unverzogenlich alle Maurer, da was Nutz anzutreffen, auf kommenden Montag früe
Uhrzeit in den fürstl. Thiergarten verordnen, wa aber soliche nicht guetwillig, mit Ernst triingentlich
verschaffen, damit in die 24 gewislich erscheinen, doch allzeit umb die Bezahlung (SRA Alte Bauakten
V II 1). Aus dem Gerichte Raschenberg kamen sechs, aus Tetlham-Halmberg vier Leute. Die Eile und
das sonderbare Zusammentreffen mit dem Besuche des Erzherzogs läßt also die Vermutung als wohl-
begründet erscheinen, daß es sich hier um den Bau des „Monatschlößchens" oder „Waldems"
handelt, das der Sage nach einer Laune Marx Sittichs, einen Herzog (von Bayern?) oder Herzogin zu
überraschen, entsprungen sein soll. Damit stimmt, daß wir bei diesem Besuche talsächlich von einer
Rückreise des Erzherzogs auf der gleichen Route vernehmen. So fänden also doch die landläufige Sage
und der Name — mit einer gewissen Korrektur — ihre Erklärung.
Nach Hübner wurden am 31. August 1617 vor dem Kurfürsten von Köln, Ferdinand, dem bayrischen
Herzog Albrecht und dessen Gemahlin Mathilde, die von einer Gemsjagd in Berchtesgaden kamen, im
steinernen Theater Pastorelle aufgeführt.
Beim Tode des Erzbischofs (1619) war der Bau Hellbrunns so gut wie beendet; das beweist die aus
dem Jahre 1619 stammende Beschreibung Stainhausers; wir lassen sie nur so weit folgen, als sie uns
die Bestimmung oder die Deutung einzelner Räumlichkeiten nennt und heute verschwundene Objekte
beschreibt.
Stainhauser erzählt, daß der Erzbischof von Freisaal aus einen schnurgeraden praiden VC'eeg zum Reiten und zum l'aren
mehrertails zu paiden Seiten mit Alber- und anderen Fruchtpaumen lustig besözt haben machen und zuritsten lassen.
Er beschreibt ferner das Portal am Ende der Allee: Zu ermelten Porten rechten Seiten ist das T r a b a nt e n z i m m e r,
daran die Wagenhütten stosset, von dannen aus ein lange schnurgeradte gepflasterte weite Gassen bis zum Hof des
Palasts sich erströckt, auf welcher Gassen rechten Seiten hinauf gögen dem Platz, die S ta 1 1 u ng zu den Dumelpferdteit,
nachmals der Brunnen mit einem Mascharagesicht, daran der Reitstall sambt der S a 1 1 k a m e r, zur lingen Hand
und Eingang der Porten erstlich das Thorzimer, nachmals in der langen Gassen abwert s der Carbiner Pferd
Stallung, darnach auch ain Prun gegen dem abgedachten über, mit einem Mascharagesicht, daran die Fuerross-
stallung, ferner die Heu- und Zimerhüten, die Pumerantschenstuben, der hf. Leibstall, an welche des Herrn Hof-
capelanns und der Officier Zimmer stosset. — Kapelle. Auf selbiger Seiten der Cappellen sein neun Zimmer, weicht
von den Camerherrn bewohnet werden, gögenüber ist der Herren Tafelstuben, auch daran neun andere dergleicheti
Zimmer, darinnen die hf. Truchsessen und Officiere einlosiert werden. — Brunnen unter der Stiege, Freitreppe, Wappei
und Inschrift, Portal.
Im Eintridt des Pallasts ist der Vorsall, alda die hf. Leibquardia der Carbiner, wan Ir hf. Gn. droben sein, db
Wacht halten; auf der rechten Hundt geht man in ein Vorzimmer mit schönen Spaniern und gemalenen Tafeli
geziert, daran stosset ein überlengtes Schlafzimmer mit dergleichen Spalliern und drey großen von Olfarbei
Schloß Hellbrunn 169
gemalerten Landschaften formirt, von demselben ein Camer hinein mit einem Camin: gegenüber ein anders mit gleichen
Spaniern behengtes Schlafzimmer, auf der linggen Seilten an der Stiegen ein Vorzimer, daran ain Schlaf-
c a m e r, hinein pass ein überlengtes Zimmer mit Spaltirn und vier großen von Ölfarben gemallnen Landschaften
formirt, alda auch ein Camin, daran abermals ain S c h l a f z i m e r, die Thürgerüst aller diser Zimer sein von weißen
Undersperger Stainen.
Darnach geht man über ain lange pralle Stiegen von 34 roth marmelstainenen Staffeln, erstlich in ein Vorzimmer
mit roth vergulden Lader tapeziert und drey von Ölfarben künstlich gemalenen Taffein geziert, von diesem hinein in
die Anticamera, darinen ein zierlich schöner Ofen, plau und verguldes Löder, in deme des Erzstifts und Ir. hf. Gn.
Wappen mustert, auch ain natürliches Conterfet eines großen Wildschweins, 1618 am Haunsberg erlegt. Von dannen
hinein der Camerdiener Zimer mit gleichen Formenten. Von der Antecamera in Irer hf. Gn. Leib z immer
zu gehen erzaigt sich erstlich ein V o r s ä l e l, darinnen ein zierlicher Ofen, überaus schöne Tapezereyen von vergulden
Löder mit Rosen und Bildern, vier Quatri oder Stuck von Ölfarben künstlich gemalen. Bilder eines Steinbockes von
1617, Sonnenblume, zwai verwunderliche große, auch alda gewachsene Weinplöter, ein 1617 in Tittmoning gefangener
Hausen, ein 1616 von Erzherzog Leopold verehrter Fisch, der einem Stiert gleichet, Hecht, bei der Rheinbrücke in Konstanz
gefangen. Voigt weiter f. hf. Gn. Schlafzimmer, darinen ein wolgezierte Pöthstatt mit gelb mosierten atlassenen
Fürhängen und dergleichen Himmel, dabei ein zierliches verfasstes Altärl mit Lapis Lazuli, darinen das Vösperbild,
welches baiderseits 2 Engel halten, sehr künstlich von Wax possiert, oben darauf ein künstlich gemalenes Täfl, darin
U. L. Frau. Die Camer ist mit Tapezerey von blau vergulden Löder behangen, darinen auch 6 schöne Quadri von Öll-
farben: die Föstung, Pallast und andere darumb ligunde Gegent der Grafschaft Hochenembs conterfeydet : von dannen
kombt man in den schönen von blau, roth und weißen spallierten, märmelstainen gepfasterten Saal, allerseits künstlich
in die Perspectif und sonst von großen Pildern gemallen und verguldet, wie auch 12 Kaiser von Golt gemalen, über sich
in dem Luft allerlay Vögel, und noch in den vierOgeden Bilder von Kupfer gemalen, auch Ir hf. Gn. Wappen mit disen
Worten: Numen vel dissita iungit. Darunder ein künstlich einwerts auf die Mauer gemalene Thür, also natürlich als
wan es ein rechte Thür und Eingang in ein anderes Zimer were. Aus Jetzt beschribnen Saal kombt man in ein a c h t-
eggetes überkochtes Zimer: zu oberist sieht man ein achteggets Thiernlein mit Fenstern, gleich herunden im
Gewilk erzaigen sich acht von Ölfarben gemalene Frauenpilder und darunder des hochlöbl. Erzstifts und Irer hf. Gn.
Wappen, viermal abgetaut, pösser herab 4 Vögl Conterfet als ein Adler, Fasan, Prambhen, und ein Umbvogel, her-
under in den vier Theilen lebensgroß gemalene Frauen und Mansbilder, thails Musicanten, darbey zu baiden Thalien 6,
das macht In allem 24 Säulen mit güldenen Knäblein und Laubwerch geziert. Inmittels der vier Thail sein schöne
Gepeu in die Perspectif gemalen, mit etlichen Weiblein. Mitten im Zimer steht ein überlengte steinerne Tischtafel mit
allerley schönen gefärbten Stainen in weiß Alabaster künstlich eingelegt, deren Gestöll von schwarz ebenen Holz. —
Von dannen geht man widerumb zurück in Ir hf. Gn. Schlafcamer und aus derselben in ein anderes Zimer
gegen dem Brunnwerk hinaus, so von grien und vergulden Löder mit rodem Frieswerch tapeziert, darinen 5 Quadri
und 3 Conterfeth von Ölfarben, aus dlsem kombt man in ein anders Zimer mit vergulden Löder auf blauen Boden
und Frieswerch von Mannsköpfen und Vögeln, 7 Quadri von Ölfarben künstlich gemalen. von welchem Zimer aus Ir
hf. Gn. durch ein gehalmen Seh n eggen in den Saal hinauf gehen können, welcher so lang als das ganz Palatium,
alda man auch vornen und hindten durch doppelte große Fenster In die h'ache und Fern aussehen kan. Diser Saal
ist mit 6 großen von Ölfarben gemalenen Landschaft und 54 allerley großer Herren und Frauen Conterfethen geziert.
Von dannen durch obbemelten Schneggen, welcher über die 90 weiß stainene Stapffein hat, kombt man zu änderest
des Palatii zu der G rotta N eptuni, auch in den fürstl. Mundt- und Herrenkeller, auch in die M u ndtkuc he l.
Es folgt die Beschreibung der einzelnen Grotten, Teatrien und Brünen. Neptungrotte — den Ausdruck Oermaul kennt
Stainhauser noch nicht, er nennt es ein Mascharagesicht. — Dardurch geht man in ein andere G rotta, darinnen
auf allen Seiten viel groß und klaine Spiegel artlich versözt zu sechen, welche sonst obenüber von Bildern künstlich
gemalen und verguldet. Von dannen kombt man durch zwo Porten in ein G r o 1 1 a, welche allenthalben mit Tuffstein
und Perlmutter, auch Meerschneggen versözt und sonderlich obenüber also künstlich gebaut, dass es scheint als wan
die Tuffstein herabfallen wollten. Inmitten der Grotta geht ein Drachen herfär aus einem Felsen. Darbey lässt sich
auch ein Guggu hören und zween Vögl mit ihren natürlichen Stimmen. In dieser Grotta sein auch allerlei . . Tier, als
Drachen, Affen. Steinbock samt einer schön auf die Mauer gemalten Landschaft zu sehen.
Von der Grotta Keptunl gegenüber auf der andern Seiten geht man in ein anderes Gewölb von allerlay Farben ein-
gelegter Stuccatorarbeith, Opera mosaica genannt in die R u i n e n g r o 1 1 e.
Rechts hinauf vom Palast das Theatrum, darbey auf paiden Seiten zwo. das were vier . . . Statua, nemblich in
der Mitten zween Armeinanischer König in der Miten ein römischer Kaiser, und auf der Seiten zway Weibspilder,
der obgedachten Königen Gemahlin (!), ober des Kaisers Statua stehet Roma Victri.x und 4 Pyramides. . . . eine
lange Tafel, darinnen ein aufgehundes Wasser zum darein setzunden Wein khiellen . . . zu oberist des Vis c hw ey e r
steht die Statua Fluvii. — Orpheusgrotte. . . . zu seinen Fiessen llgt ein künstlich ausgehauenes Weibspild, als
wan es schlaffen thete. — Ein wenig von diser Grotta aufwerts erzaigt sich ein halbrundes Platzet mit einem hohen
XI 22
170
Gerichtsbezirk Salzburg
grienen Gländer, daran Weinröben gefunden, in der Miten steht ein stainene S ta tu a eines Narren, auf den
Seiten seindt zween andere knieende Narren mit aufgerissenen Meilern, heraußen auch zween weißsteinene Hundt,
unden bass ein von Stain ausgehauener Knab mit einem Pallester auf die mittlere Statua zihlendt, herunden ist ein
ander stainener Hundt und darbey ein überlengter Weyer, in dessen Mitel ein stainene Statua einer Wasser-
göttin zu sechen, aus disen Weyer . . . ist ein Wassergang in einen andern IHeineren viereggeten Weyer, zu paiden
Seiten stainene T ri to ne s.
Von dannen siht man ein einfallendes Wasser, alda 5 aufsteigende Wasserquellen, in Mitten desselben ein aufgehunder
halber Wasserspiegel, darbey ein claines duich das Wasser treibundes Hammerwerch. zu Endt der Weyer auf einem
stalnen hochen Postament, davor beyderseits Sitzstatten, steht die Statua B acc hi. zu oberst zween von Staln
gehauene Hundt und d rey Py ramides.
Der B rune n Alte mb s . . . gegenüber der Neptungrotte . . . da erstlich ein Schildkrot umblaufend und Wasser von
sich gebend zusehen, darneben baiderseits 6 stainene Schüßeln mit aufgehunden Wasser, in dem viereggeten Weyer
darbey erheben sich 2 Weyer oder Schroffen, in dem ainen erzaigt sich zu oberist ein Sirena oder Mörfräulein,
weliches umblaufend von den Bristen Wasser ausgibt, in dem andern Felsen gegenüber ist ein T hrito n, welcher auch
Fig. 157 Hellbrunn, Brunnen Altembs, Stich von Danreiter, um 1735 (S. 163)
umbgehund auf einer Muschel blasund einen andern sonderbaren Thon von sich gibt und hören lasset; in Mitte des
Weyers stehen 2 ringunde weiß märmelstainene T rito ne s, Wasser aus ihren Meillern ausgießundt. Zu Endt merbesagten
Weyers stehen 2 große stainene Löwen, aus denen ebnermaßen Wasser laufet, darzwischen erhübt sich ein auf-
gehundes Wasser, welches ein mössingene Kugel darein geworfen in der Höche aufhalten thuet. pöser hinauf siht man
ein durch 7 Staffel künstliches abfallendes Wasser, darbey 2 Stainpöck von weißen Marmel Ir hf. Gn. Wappen
haltend, alda auch ein Weyerl, darinen 8 aus dem Boden heraus quellunde Fluß, ferner siht man ain paiderseits zierlich
erpautes Tlieatrum und darbey die 4 Jahreszeiten durch soviel klainer herumb stehunde Bilder und Statuas
repraesentirt. zu obrist die Inschrift: Quos hie usw. (s. S. 236). Ob dieser Scfirlft steht ein weiß märmelsteinerne
Statua des P er sei in der ain Handt ein Säbl und in der andern der Medusae abgeschlagenes Haubt haldunt,
umb disen Prunen stehn 1 4 s c hö ne groß e P ä me r ä n t s c he n.
ürotta der Veneris.
Gleich nach disem herrlichen Brunnen kombt man zu diser Grotta, darinen die Göttin d e r Lieb, Venus, stehundt,
die aus einem Walfisch, darauf sie mit Füßen tritt, Wasser ausgibt. Nebenbei ist ein Hafner, in seiner Werkstatt . „ auj
der rcciiten Seiten der Grotten ein Meerwunder, welches Perseus zu Erledigung der an den Felsen angebundenen AndrO
iiieda umbringt, gegenüber die Fama, auf einer Bosaun blasund, darbet eine Eule, ir natürliche Stimme gebend, weichet
alles das Wasser treibt. Vorn heraus ein stainenes Theatrum mit drei Pyramides; darin ein rundiertes Wasserwerd^
Schloß Hellbrunn
171
In Mittel ein erhöhter Wasserspiegel, der Ablauf des Wassers geschieht Ober vier Staffel oder Sealini. Nebenbei eine
Mühle, gegenüber ein Schleifer, heriinden baß zwo Schiltkrotten und zween Schneggen, welche zwölf Wasser ausgeben.
Gleich darauf auf einem erhöhten Postament steht ain weiß märmelsteinene S t at u a der Göttin Diana . . . in der
Hundt ein Pogen haltund.
Herab gegen die Mauer . . . ein Wildschwein mit ihren Jungen, aller Gestalt und Gtöße wie das . . . am Haunsperg
gefangene.
Die G ro 1 1 a des Drachens.
Gleich hernach kombt man zu einer offenen, mit Tuffstein ausgesözten Grotten, darin ein Wasser von sich gebender
Drach erscheint, hierunden bass ist ein durch das aufspringende Wasser artlich formiertes Glas zu sehen.
Brunn der Bu ry d ic e.
Der ist mit einem Theatro umbfangen. inmittel dessen steht ein Frauenbild der Eurydice . ... an dem einen Fuß eine
Schlange und ein Körbt mit Blumen in der Hand haltend (Virgil 4to Georgicorum). Hervorne . . . ein eingeschlossen von
sich selbst aufwallundes und durch vier scalini ablaufundes Wasser.
Fig. 158 Hellbruiin, Belvedere, Stich von Danreiter, um 1735 (S. 163)
Die G ro tta des Stainpocks.
Mer ein klaine Grotta, darinnen ein Stainpock, Wasser von sich gebend, herab bass die Göttin Pallas mit Schilt
und Lanzen.
Die Grotta d e 11' l d o l o oder Abgotts.
Erstermelter gegenüber kombt man zu einer grossen, mit vier Türnlein aufgefürten Grotten delV Idolo oder zum Abgott,
so darinnen stehundt, also genannt, von Tufstain ausgesözt, zu unterist darin ein starcker Schwall von sich selbst auf-
gehundes Wasser über sich steigundt. Aus welicher Grotta, wan man in die zu bayden Seiten erbautte LustgewOlber
komben wil, in bayderseits Andröttung der Staffel soll einer durch das entgegenspringunde Spriezwerch paß benözt
werden. Vorbemelte Lustgäng sein von schönen Gemäll, Tuffstain und von allerlay far\>en eingelegten Lasurwerch
überaus schön und wol geziert. Inmitten derselben ein weißstainener Apollo, wie er den M a rsy a m Satyrum
schindten thuet. Heraußen ist ein Weyer, wie ein Kleblat formiert, bey jedem derselben ein stainener Triton sich befindet,
deren der Obrist aus dem Mundt Wasser von sich gibt.
Der Brunn Mercurii.
Weiter kombt man zu einem Brunnwerck, darbey ein Postament, auf welchem Mercurius . . . stehet, herunden ein ein-
gefasstes Wasser, mer sechs Frosch, die Wasser von sich spriezen, in der Mitten erscheint ein aufspringendes Wasser,
welches durch 5 scaline herabfallt, allda vier Nattern, so kreizweiß gegeneinen der Wasser ausspriezen.
22*
172 Qericlitsbezirk Salzburg
Der Brunn Di anae.
An obbemelten stosset ein anderes Brunnwerch, alda auf einem erhöhten Postament eine Göttin . . ., welche einen Vogel
in der Hand haltund und D iana m andeuten soll, davor ist ein eingefasstes Wasser, darvon fünf Wasser aufspringen.
Ein anderer Brunn.
Alda eine . . . sitzunde Wassergöttin, die . . . A m p h it r i t e, aller Wassergöttinnen Muetter sein soll, aus welchen Brunnen
das Wasser von dem ersten Stafel herabfallund, auf den andern gleich so hoch steiget. Herunden erscheinet auch ein
hochaufsteigendes Wasser, daneben vier niedere sich erzaigen.
Der Brunnen N e p t u n i.
Bey disem steht der Wassergott Neptunus, unter dessen Fiiessen ein rundierter Wasserschwal, durch einen Walfisch
herausspringund, im Brunnen sein zway aufsteigunde Wasser, welche durch ein stainene Maschara und artlich rundierten
Schmal herauslauft.
• B r u n n s t u b e n.
Gleich nach erstbemelten Brunnen kombt man zu einer achtöggeten, zierlich aufgemauerten, mit 5 Landschaften von
gemalenen Vischweyern (darzwischen herunden vier weiß märmelstainene Bank sein) gezierten Brunnstuben, welche
oben geöffnet, darin Speißsälbmling enthalten werden, allda in einer Nischia auf einen stainen Postament ain Wasser-
göttin, einen Buschen Mosskolben in Menden haltund, steht.
Von obbemelter Brunnstuben geht man zu einem schön aufgemauerten achteggeten Lusthaus, welches mit einem
zierlichen Dach bedeckt, inwendig hipsch gemalen ist, alda gleichfals auf einem stainen Postament ein weiß
märmelsteinernes Weibspilt die Göttin Flo r a m zusechen. In dieses Orth nach innen gegebnem Zeichen oder Klopfen
versamblen sich die schöne große Speisförchen, deren ein merkliche Anzal in dem Weyer darbey eingesözt sein, dass
man dieselbigen, wann es regnet, unter dem lach, wovern aber schön Wetter, auf dem Gang heraus mit höchstem Lust
abspeisen kann.
Durch die negste Porten und den Thiergarten zu dem LustschlOssl Belv edere . . . Ain guete Viertl-Stundt von dem
Palast Hclleprunn in dem Thiergarten, welcher mit einer absonderlichen kochen Mauer sambt dem darin stehunden
schönen und ganz gelegsamen Berg ein sehr große Weiten umbfangen, erzaigt sich der zwar claine, doch überaus
lustige Palast Belvedere, also genant von dem herrlichen schönen Aussechen, auf den schif reichen Fluß die
Salzach, auf einer Hoch erpaut, wann man aber über die Stiegen hinauf kombt, ist im Eingang der Porten der Keller,
die Silbercamer, das Speisgewölb und die Kuechen; darnach geht man über ein abgesetzte märmelsteinerne Stiegen,
dergleichen auf der andern Seiten auch aine ist, in ein Vorheisl, dardurch man in das fierstliche Zimer geht, weliclies
mit allerley schönen Landtafeln, Conterfehten und Stätten gezieret, da ein Pergola oder Gang, darauf man auf- und
abwerts sehr weit aussechen kan, auf Anif, Rif. Hallein, Sant Martensperg (verschrieben statt Dürrenberg [?]) dreymeil-
wegs, gegenüber auf das Schloß Golnstain und abwerts die ganze Gegent auf Salzburg, das frstl. Haubtschloss und
noch weiter. An dises Zimer stosset hf. Gnaden Schlafcamer, welche gleicliermaßen mit Landschaften, Conter-
fethen und einem stattlichen Böth formiert ist.
Von dem Belvedere herab kombt man zu den scheuen andechtigen C a pe lle n und Eremitoriis. Erstlich
bey dem Eingang hat es alenthalben ein gute Weiten herumb, von einem Orth zu dem andern, zierlich zuegerichte
Gang, auch von allerlay Stauden schön gemachte Bögen und in den Eggen bei den aufgerichten Creizen und sonst
underwegen bey den Durchgengen gehalte Sitzstatten mit clainen Pämblein und Staudach also accomodirt, dos es
ainer lustigen Wildnus und ainsidlischen Orth allerdings gleichet. Erstlich zwar kombt man zu der fiernembsten und
Haubtcapellen, welche alle gemauert, ein rechte Clausur und verschlossen ist, zu S. Francisco genant, wie dan der
darinen stehunde und wohlgezierte Altar, in dessen Mitl die Piltnus besagten Heiligen Francisci gemalen, solches
anzaigt. Neben der Capellen ist auf der ainen Seiten ain Wohnzellen oder Zimerl, auf der andern ein Schlafcamerl;
in dieser Capellen kan man Möß lesen und wird darinnen oft celebriert, wie dan auch ein Gloggen darbey zur Möss
zu leiten, zu welicher wie gleichfahls zu den andern sechs gemauerten hernach beschribnen Capellen haben damals
regierende päbstlich Heiligkeit Paulus V. ein genadenreichen Ablass ertailt, vermig des bey diser S. Francisci hangunden
lateinischen Breve: Paulus papa V. Omnibus Christi fidelibus qui eremitorium s. Francisci et sex capellas prope dictum
existentes loci de Hellebrunn nuncupati Salisb. dioc. singulis diebus festis de praecepto ac consuetudine ac singulis
sextis feriis et sabbatiis cuiuslibet hebdomatis visitaverint et ibi pro Christianorum principum concordia, haeresum
cxtirpatione ac sanctae matris ecclesiae exaltatione pias ad Deum preces effuderint, quo die praedictorum id egerini,
tres annos et totidem quadragenas de iniunctis eis seu alias quomodolibet debitis poenitentiis in forma ecclesiae con-
i:ueta relaxat. Datae Romae apud s. Mariam Majorem sub annulo piscatoris die 21. Martii anno 1618 pontificatus
sui anno decimo quarto. S. Cardinalis S. Susannae.
Bey obbeschribner Clausur S. Francisci ist ein grosser hineingefiegter und in die Salzach ausrinnender Fluß oder
Pach, lauiers Prunenwasser, fischreich von Asch und Ferchen, darinen ein Insl mit Wasser umbgeben, in Mitl deren
das K'l nigl ha US, welche darinnen ein große Anzahl sein und ausziechen. Von S. Francisco aus kombt man aber-
\:
Schloß Hellbrunn 173
mal durch einen zierlich gemachten Gang zu dem ersten aufgerichten Greiz, daran ein Kölich mit diser Schrift:
Pater si fieri potest, transeat a me calix iste. Darbey die erste gemauerte C ap eilen. Das Mitistuck ain Cappellen
im Altar ist Christus der Herr am Ölberg bittund. Darnach kombt man zu dem Eremito rio des hl. Pauli,
ersten Ainsidls, da er in ainer stainern Höll, Mansgröß, in Gestalt eines rechten Eremiten andechtig sitzt und ihme
der Rah ein Prot bringt, darbey in ainer Da fei die lateinische Fersus zu lesen:
Tempore quo Decii servebat Suva tyrannis
^Christicolas diris pressit acerba malis
Territus his fugiens Thebaide Paulus eremum
Intrat et a corvo pabula grata capit.
Das ist zu deitsch:
Als Decius verfolget hart Sein Speis war vierzig Jahr allain
Die Christen, Paulus fliehen wart Von Tadtlen bis auf sechzig Jahr
Aus der Landschaft Thebaida Ein Rab ihm teglich bringen war
In einen großen Wald und wohnet da Ein halbes Prot; kniend im Gebet
Hoch auf einem Perg im Hollenstain Er seinen Geist aufgeben thet.
Alda ist auch ein schön fliessendes Wasser, und umb den hl. Paulum allerlay Vögel.
Zu negst darbey steht ain hilzene Cap eilen und Altar, dessen Mitistuck, wie Judas Christum den Herrn küsset und
ihn die Juden gefangen haben: bey obbesagtem S.Pauli Eremitorio ist mer ain Greiz, daran zwo Hendt mit diser
Schrift: Circumveniamus iustum, quia est contrarius operibus nostris. Nicht weit darvon steht ein anderes Greiz
mit den 30 Silberling und volgunder Schrift: Cum gladiis et fustibus exirunt tamquam ad latrones. Über ein Stiegt
aufwerts kombt man zu einem gemaurten Eremitorio, da in einer Grotta ain Eremit ligundt liset, darbey ein Dafel hangund:
Exuit Arnulphus mitram clerumque Metensem
Deserit et missit Omnibus antra subit
Fungitur hie Christo cunctis dat verba sautis
Inque crucis signo plurima mira facit.
Das ist zu deitsch:
Arnulfus hat den Bischofshuet Im Christenglauben viel erbauth.
Die Clerisey und alles Guet Dan viel von ihm han gehört
Zu Meton hinterlassen gar Lehrhaffte und heilsame Wort
Und in ein Höllein zochen war. Viel Wunderzaichen er bedacht
Da er sich Christum ganz vertraut Durch das Greiz Christi hat verbracht.
Von dannen abwerts steht mehr ein Greiz, darauf der Hann und Judaskopf, darunder geschrieben: Amicus meus
osculi me tradit signo. Darbey die ander Gapellen gemauert ist und der Altar darinnen das Mitistuck die Abnemung
Christi vom Greiz sambt einem darbey stehunden Eremitorio, darinnen ein betunder Ainsidl und dise Schrift:
Rex Daniae patrem matrem sponsamque Sebaldus
Deserit et peregre sie ut Alexius abit
Seque aliud pluviis radicibus herbis
Pro regno gaudens se reperisse Deum.
Das ist zu deitsch:
Sebaldus König in Dennenmark Bey Niermwerg einen Wald bekombte
Hat Christum eingebildet so stark Der in bedunket sein bequemb
Dass er verlassen den Vater sein Deswegen plibe er in dem
Die Mueter und sein Braut allain Gott darinnen dienend Tag und Nacht
Und fleucht in ferne frembde Land Mit Beten, Fasten, in Andacht.
Darbey der Bruedern Antonii Q u int i, welcher ein Italianer alda ein eremitisches Loben fieret, Wohnung oder
Zellen, nemblich ein claines Stibl, Kamerl und Küchel zu sechen, der wardt von Hof aus underhalten. Ein zim-
liclies Weg aufwerts ist abermalen ein aufgerichtes Greiz zu sechen, daran Christi Haubt mit verbundenen Augen
und zween Judasköpfen, darunter dise Schrift: Dabit persecutientibus se masillam replebitur opprobriis. Von dannen
paß aufwerts kombt man zu einem anderen Greiz mit dem Rock des Herrn: Vide domine et considera, quoniam facta
sum vilis. Über etliche Staffel weiter über sich erzaigt sich ein gemauertes E r e m it o r iu m, darinnen einer auf den
Knien betunder und durch ein Loch als ein Fenster in die nechst daran stossende Capellen sechunder Ainsidl. darbey
ein Tafel mit Carminibus : , .... o ^ ^ •
Imperu victus rex Suata Copius armis
Sambri ad radices exuit arma vigi
Mutavit regnum sed vir non perdidit illud
Ecce sibi ecce feris imperat ecce potis.
174 Oerichtsbezirk Salzburg
Das ist zu deitsch:
Suata Copius überwunden Ihm da ein Wildnus auserkies
Von Reich nit wollte sein gebunden Da er andechtig dienet Gott
Kein König auch nit sein genennt Befalch sich dem in seiner Noth
Sein Herz deswegen anders wendt War froh, dass er hat zu den Stunden
Die Waffen am Perg Sambri ließ Für sein Reich Jesum Christum funden.
Neben im ligt ein artlich formierter Beer und Low, anzudeiten, dass diesem königlichen Eremiten seiner Heiligkeit wögen
alle wilde Thier sein gehorsam gewesen. In deren an dises Eremitorium stossendt gemauerter dritten Capellen steht
ein Altar, darinnen die Gaißlung Christi des Herrn gemalen. Gleich darvor steht ain Greiz mit der Gaißl und Kötten,
darbey geschrieben: Sine causa flagellis caeciderunt me.
Über ain Stiegen von zwölf stainen Staffeln geht man weiter aufwerts zu der vierten gemauerten Capellen,
vor deren heraussen ein Vorschopf die Figur im Altar ist Christus am Greiz, darbey Maria und Johannes, auch Maria
Magdalena, das Kreuz umbschließend. Ausser besagten Capellen steht ein Greiz mit 2 eisernen Handschuechen und
der Dörnencron, darbey: Plectentes coronam de spinis posuerunt super caput eius. Über ein stainen Stiegen abwerts
kombt man zu einem Paumb, an dem die Saul der Gaislung, das Rohr der Grönung und ein Windliecht zu sechen.
Gleich darbey steht ain Greiz, darauf das Handpöck, Schisset. Hamer und Zang mit diser Schrift: Innocens sum de
sanguine iusti huius. Ferner etlich Staffeln abwerts ist in ainem Felsen ein knieender Ainsidl darbey ein Grotta, in
deren auch ein bettunder Eremit zu sechen. Über 18 hillizene Staffel aufwärts kombt man zu einem Greiz, daran das
Schweißtuech Christi, ihm von der Veronica dargereicht, darunter also geschrieben: Attendite et videte si est dolor
sicut dolor meus. Gleich gegenüber steht ein anders Greiz, daran 3 Wllrffel, darunder: Et super vestem meam mise-
runt sortem. Darbey die finfte gemauerte Capellen mit einem hilzen Vorschopf, des darinnen stehunden Altars Mittel-
stuck ist die Auferstehung Christi, darhinder sihet man ein allenthalben von zierlichen Landschaften, Wildnussen und
und mehrlay Ainsidlern schön gemallenes Eremitorium auf den fürüberrinnunden Pach hinaus respondierundt, alda
man umb die Gapellen auf einem gepflasterten und bedeckten Gang gehen kann. Abwerts pass ist ein Greiz, daran
die Leiter mit volgunder Schrift: Videbunt in quem transfixerunt. Darundter im Wasser steht ein schöne hoche rot
marmelstainerne Marterseil.
Nachmals kombt man zum Greiz mit dem Sper und Schwammen, darunter also geschriben: Et terribilibus oculis plaga
percitientes aceto potabant me. Nicht weit darvon steht ein anders Greiz, daran die verwunde Hendt, Fieß und Herz
Christi mit der Schrift zu sechen: Insurrexerunt in me viri absque misericordia. Darbey steht die sechst und löste
Gapellen, in deren Altar die siben Schmerzen U. L. Frau gemallen. Zunegst darbey ist ein Eremitorium und auf der
Erden ein ganzer wilder Ainsidl kriechundt, darbey ein Tafel
Demone quam salvit castivox aute puellam
Hanc violans mactat mox Joannis amor
In specubus tandem solvens pro crimine panes
Est venatori serpere visus humi.
Das ist zu deitsch:
Johann Gerin thet einsam leben Am Jungfrau thet lieb gewinnen
Und all sein Thun war Gott ergeben Die der vor hett zu Gott bekehrt
Das kundt der Teifel leiden nicht Hernach aber greilich ermördt
Derhalben listigen Weis anrieht Erwöckts doch wieder von dem Todt
Dass er nach des Fleisches Lust und Sinnen Auf strenge Bueß und Bitt zu Gott.
Von disem Ainsidl Joannes thuet ausfierlich Meldung die zu Manchen teitsch gedruckt Historia montis Serrati in
Hispania. Und damit enden sich also die Gapellen und Eremitoria.
Der Thi ergarten hat ein verwunderliche große Weiten und ist alles mit einer hochen Mauer, damit das Witt nit
ausspringen mag, umbfangen. Darinnen befinden sich das Rotwildpräts und der Döntl der Zeit über 100 Stuck, auch
ein Staingaiß, welche alle sowol auf dem darinen stehunden hierzu ganz beqiiemben Berg und Wäldlein als herunden
auf der Ebne schöne lustige Gestreißl, ihr guete Waid und Unterkamen haben: neben einem groß hilzernen Haus und
anderen erhaischunden Gelegenhaiten darzue ist ein aigner Jäger bestell, der darauf sein Obacht hat und des Gewilts
pflegt, welcher alda sein aigne Behausung hat. Das Wildt und die Döntl sein fast heimisch, dass sie die Leut nit
sonderlich scheichen (denn sie werden gejagt) welche ein herrliche Lust zu sechen ist. Wan Potentaten und Fürsten-
persohnen den Thiergarten und Hellebrunn zu besichtigen hinaufkommen, pflegen denselben Ir hf. Gnaden zu sondern
Ehren und Belustigung ein Gejagt anzustellen und zuverwilligen, dass sie etliche Stuck schießen und föllen mögen. Es
haben zwar Ir hf. Gn. darinnen auch vor disem einen großen Stainpock gehabt, welcher jedoch als droben vermeldet,
weil er die Hiiz nit erleiden mögen, in wenig Tagen todt blieben. In gleichen haben sie ein zimliche Anzall Gämsen
hineinthuen lassen, welche aber das Orth auch nit erdulten wollen.
Schloß Hellbrunn
175
Theatriitn des Bergs. Auf lezt vermeltem Perg des Thiergartens ist in Sonderhait auch wol zu besichtigen das
in den Fölsen ausgehauene und artlich accomodierte schön und große Theatrum, welches mit sondern Fleiß und
Kunst also durchbrochen und zu Agierung der Pastoralen zuegerichtet, dass die Personen überall aus den Fölsen
artlich herfllrkomen, darob sich die Auditores und Zuehörer n'it wenig verwundern, wie dan Ir hf. Gn. etlichmal und
sonderlich in Gegenwertigkeit fürstlicher Personen solche Pastoral haben agirn lassen, welche neben der Ver-
wunderung einem herrlichen Lust empfangen und dises Werk sonderlich hoch gelobt haben.
W aide mb s. Wenn man von jetzt beschribnen Theatro den Berg hinauf gegen Hellbrunn werts herabkombt. erzaigt
sich gleich zu Endt, doch auf der tiöche des Bergs ein zierlich schön erpautes Palatium W aldemb s, genannt
von seinem abgelegnen Sitz gegen dem Wald zue, darvon man alles Geben und Gelegenheit des ganzen Hellbrunns,
auch sonst weit und breit aussechen kann. Der Eingang dessen ist vom Wald, hat ein gepflastertes Vorhöfel, auf der
Rechten desselben geht man in der Edlknaben und Camerdienerdiernitz und die Silbercamer, gegenüber auf der linggen
Handt in die Kuechl und GOrgaden, dannen hinein ist das Vorhaus, dardurch man in den Keller hinab kombt, darnach
in das Tafelzimcr, so zu beiden Seiten Cämer hat. Über ein abgesözte Stiegen von 22 weißstainen Staffeln erzaigt
Fig. 159 Hellbrunn, Lustgarten am großen Weiher mit Vedute auf Goldenstein,
Stich von Danreiter, um 1735 (S. 163)
sich ein Vorhaus und hinein Ir hf. Gn. Zimer und Schlafcamer sambt einer Nebencamer, gegenüber ein andere Camer
und von dem Zimer hinaus ist ein schöne Pergola zum Aussechen. Über ein andere von 24 weißstainen Staffeln ab-
gesözte Stiegen kombt man erstlich in ein Vorhaus, darinnen vier ausgesözte Fenster gegen dem Wald, weiter hinein
ist der überlengte schöne Saal, darinnen von Landschaften künstlich von Ölfarben gemalen, allerlay Conterfeth und
Stött zu Sechen, von diesem Saal hinaus geht man in Ir hf. Gn. Studivolo oder Schreibstübl.
Vogelhaus. An den stattlichen Pallast Hellebrun stosset auch das grosse Vogelhaus, darinnen derzeit allain
Turteltauben und allerlay andere klaine Vögel enthalten werden. Darbey ist des G ä rtle rs Behausung. Kit
weit davon steht ein schön örlenswäldlein. darinnen zween Süz, alda halten sich zween Kränich auf, deren ainer, wan
man ime vorpfeift, artlich danzen und lustige Spring thuet. Es ist auch im großen Hof des Palasts bey dem Berg ain
Stainadler zu sechen. Mer von bemeltem Vogelhaus hindan ist ein Pach, darinnen 19 Tärggische, 8 Indianische und
zwo viergefliglete Anten umbschwimben. Alda sein auch in die Tausent Schildkröten und ein großer Umbvogel oder
Löffelgans. Mer sein alda drey Storchen, 8 Wildänden und zween große Schwannen.
Fasannengarten. Der ist mit einer hochen weiten Mauer umbfangen, darinnen über die Hundert Stuck Fasanen
und drey Stainhuener ihr Underkomen haben. In der Mitten desselben steht auf einem weiß märmelstainen Postament
von dergleichen Stain ausgehauen die Jäger- und waidtmanische Göttin Diana mit ihrem Schweinspieß und bey
sich habundten Hund. Darbey steht auch das Fasanenhaus, darinnen die Fasanen Winterszeiten enthalten werden
176 Gerichtsbezirk Salzburg
haben herander ir aigne Stuben, ober derselben hat der Fasanenwarter sein Losament. Zu oberist aber ist das Taubenhaus.
Darbey auch an zwayen Orten der alten und jungen Meerfäckel Heisl oder Stättlein, darein ein grosse Anzahl alda ist.
Beschreibung der Lust- und andern Gärten und Vischweyer.
Erstlich von dem Palast Hellebrunn ausgehundt kombl man in ein schönen grossen Paumgarten mit allen gueten
und herrlichen Fruchtpaumen erfillet, daran stossen zway Gärtlein von Türggischen Erdtpören, darinnen zween grosse
von weissen Marmelstain gehauene Py ramides stehn. Volgen zween gegen einander überstehende zierlich
gemachte Irrgärten. Gegen dem ainen aber der Rosengarten. Weiter hinfür sein vier große Thail oder Stuck
von allerley schönen und vil frembden Blumenwerch, auch andern Gewächs erfüllet; die werden mit einem großen
Weyer, darinen allerlay sonderlich aber ganz rote Visch, Nerfling genant, sich enthalten, umbgeben.
Umb solichen und hernach stehunden Lustgarten ist aussen herumb ein schöne hoche Mauer aufgeführt, die allent-
halben mit gueten und fruchtbaren Weinreben besötzt, in deren zierliche Bilder gemalen, darinnen ist auch eingeschlossen
der Ka rpfe nw ey e r. Darbey zway clainere als die obberrierten und gegenüber auch zway dergleichen Gartenstuck
von allerley schönen und auslendischen setzamen Bluemenwerk. Gewächs und mehrerley wällischen Fruchtpaumen
verziert zu sechen.
In Mitten des großen Weyers kombt man durch eine zierliche von Holz gemachte und rot angestrichene Stiegen, der-
gleichen auch aine gegenüber ist, in ain schönen vierfach abgetauten Lustgarten mit allerley selzamen Bluemenwerch
und wellischen Fruchtpamen erfilt, in den Innern vier Dryangeln sieht man erstlich einen von Buechspaumb gemachten
römischen Adler, nachmals Irer hf. Gn. dritens eines hw. Thuembcapitls Wappen und im vierten ein Sunuhr. Ferner
steigt man auf einer zweimal abgesetzten stainen Stiegen von 29 Staffeln, dergleichen es gegenüber auch eine hat
(und man in den Absetzen umb und umb gehen kan) zu einem schönen Lusthaus hinauf, alda man in die Gärten und
Weyer schön Übersechen kan. Herunden pas im Absatz von den Stiegen hinumb kombt man zu zwo stainen
AI t ha n e n mit weiß märmelstainen Stollen geziert, ander der zwo Grotten, in denen zwen stainene Zwergen aus
einer Muschel Wasser in ein weiß märmelstainen Schallen von sich gebundt. Darbey auch zwo dergleichen Sitzpenk
für die Rastunden zu finden.
Ausserhalb des Lustgartens an die Mauer stosset der Kuchelgarten. So hat es auch hinter der Camerherrn
Tafelzimer zway Feigenheiser, darinnen schöne grosse und fruchtbare Feigenpaum zu sechen. Schließlich ist
ebenmessig in disem fstl. Lustorth Hellebrunn hinder dem Thumelstall auch ein Thumbelplatz, alda man die
Pferdt bereithen und abrichten kann, alda auch die Schieß hätte n zum Armbrost, und die Ringlrennstatt
ist, also dass diser fstl. Lustorth Helleprunn mit allen desselben jetzt beschriebenen Gelegenheiten ein soliche Weiten in
sich begreifet, dass einer zu Fueß, wan er außerhalb der Mauer denselben umbspazieren wil, ein guete lange Stundt
genug zu thun hat.
Nach dem Tode des Erzbischofs Marx Sittich (9. Oktober 1619) dekretierte das sedevakantregierende
Domkapitel : Sovil die Paumeisterel anbelangt, solle derselben das Gebeu in Hellprunn außer der Grotta
(wahrscheinlich die sog. Götzengrotte mit der Gruppe des Apollo und Marsyas) so noch vollendet
werden solle, einzustellen anbevolhen werden. (Protokoll f. 131.)
1628 sah das Lustschloß abermals illustre Gäste. Am 8. Juni führte Erzbischof Paris Graf Lodron (1619
bis 1653) den mit 5 Pagen und 9 Kammerdienern 10 Tage lang in Salzburg anwesenden Großherzog
Ferdinand II. von Toskana sowie die Prinzen Johann Karl und de Venosa nach Hellbrunn {Fontana
chiara, deutsch Albrun).
Die Berichterstatterin der Reise, Margherita Costa (fstoria del viaggio d'Alemagna del . . duca di Toscana
Ferdinando secundo. Venezia 1628 pag. 269 ff.) schildert den Lustort und die Feierlichkeiten dortselbst
wie folgt:
Villa e un chiuso che gira intorno a sei miglia compresovi il bosco degl' animali salvatichi e pianura tutta, eccettuamente un
monte, che vista per tutto isolato, da ogni banda vestito d'alberi con belli viali. Per il quäle sino alla sominitä ä si puö
andare in carozza. Giunti in detto luogo s'andö a piedi a vedere una parte del monte, dove sono diversi tabernacoli,
distanti l'uno dall'altro un tirar di mano in forma di tanti romitorii e nella maggior parte di essi erano figure al naturale di
terra cotta, vestiti da romiti, che facevano diversi esercitii spirituali e rendeva in somma tutto il luogo gran devozione
rnassime, che di quando in quando si trovavano affisi ä pedali de gl'aberi diversi misterii di passione con motti sacri
e spesso ä canto alli detti romitorii si trovavano fontione con peschiere . . . . e nello scendere il monte e per la pianura si
veddero molti branchi di daini e di cervi.
Ilpalazzo.c.e molto vago e depinto in gran parte dentro nelle volte con scacchi anche indorati. — Hier wurde Tafel
gehalten. — In seggiole tutte eguali ed al solito in argenteria dorata. II S(ua) A(ltezza) si lavö solo il primo conforme
all' altru volte se bene invitö l'arcivescovo a lavarsi. Hierauf wurde der Berg besichtigt: e vi si trovö una cosa inaspettata,
cioe vicino alla sommitä del monte un anfiteatro fatto dalla natura dentro al sasso e ridotto poi dall' arte in forma di
Schloß Hellbrunn 177
scena capace, che vi potrebbono Stare 4000 persone. Vi s' entrava per una buca come di caverna ed il lume veniva dalla
parte di sopra cioe da una grand' apertura fatta pur nel sasso che rispondeva nella sommitä del monte. In diesem steinernen
Theater hatte nun der Erzbiscliof eine Vorstellung vorbereitet: „Magdalena, die Sünderin". Magdalena, in lüsternen Kleidern,
erscheint, der Teufel lauert auf sie, aber der Schutzengel hält ihn ab, ed intanto uscendo fuora un romito la converti ed
ella spogliandosi gl' ornamenti e scapigliata cacciö via gl' anioretti e 1' angelo messoseli piü d'apresso fece del tutto allontanare
il diavolo, che si rimasto solo in scena e raccoglier le spoglie fu da Plotono, che usci fuora attorniato da gran quantitä
d' altri diavoli, condennato a piü gran supplicii per l'essor comesso inhavere lasciata convertire Madalena e quivi fii incate-
nato . . non li valendo ragioni che adduceva in sua scusa ed una schiera d' angeli, che comparse resonando e cantando per
l'uUegrezza di tal conversione dette fine alla rapprensentazione. — Sua A. volse vcdere dentro la scena, e si trovorno altre
stanzette cavate nel sasso per commoditä della scena con una riuscita dell' altra parte del monte fatta ä forza di scarbello per
servizio della scena.
Si calö poi il monte da quella parte, dov' e situato un p a 1 a z e 1 1 o, il quäle finisce d' adornare il monte e si venne al
piano nel domestico ä vedere le peschieri, 1' uccelliere, le fonti, i viali coperti, i labirinti, i spartimenti de semplici, li scherzi
deir acque e altre delizie, che in gran quantitä vi erano e potrebbe certo la detta villa comparire con qualsivoglia p i ü
deliziosa d' Italia. Avanti di partire . . fece 1' arcivescovo una sinfonia e musica in campagna di 130 tra voci e istru-
menti; oltreche anche a desinare s' hebbe la musica. Mit Wagen kehrte die Gesellschaft in die Stadt zurück, ma prima si
eran fatte caccie e pesche nella medesima villa.
Aus den Jahren 1647 — 1652 liegen Nachrichten über Reparaturen und kleinere Erneuerungen der zahl-
reichen, auf Holz oder Blech gemalten Figürchen der mechanischen Wasserspiele vor:
Auszigl betreffend in daß hochfrl. Lustorth Helleprun waß die Mallerey betrifft thuet den 27. Aprilis 1647.
Erstlich 37 Bliiemen mit Ollfarben gefasst und gemalt thuet aine in die ander 2 kr. thuen zusammen . . 1 fl. 14 kr.
Mer 27 Graßbuschen mit öllfarben gemalt, thuet aine in die ander 2 kr. zusammen — . 54 .
Mer ein grossen Satyren zu der kleinen Grotta gehörig 1 , 25 .
Mer ein Narren unter das Wasser gehörig /, — ,
Mer ein Khugl darauf die himmlische Zaichen gehören, gemalt thuet — ,40 ,
Summa 5 fl. 3 kr.
Joannes Oberlender. Maller alhier.
Verzaichnus waß in den hochfürstl. Lustorth Hellbrunn ich undterschribner für Arbeith
gemacht hab alß volgt. (1650.)
Erstlichen 48 Pluemben ganz verneuert für eine 2 kr. thuet 1 fl. 36 kr.
mehr für 21 Graßpüscher 1 St. 2 kr — . 42 .
mehr grosse Schartell oder lange Graßbleder deren fünffe thuet für ains 5 kr. in allem — . 25 ,
für den Haffner — . 16 ,
für den Schleiffer _ „ 16 .
für den Müllner — . 16 ,
für das Waßerkherbl _ . 50 .
für die zween weisse Löwen — , 32 ,
für die zwo schwarze gemarmoUerte Khuglen — . 20 ,
für den Acteum sambt den 6 Hunden 1 , 24 .
für zwo Schildkhrotter — ^ js ,
Mehr für 4 Nattern die Wasser geben /^_,
für die Andten — „ 18 „
für den Walfisch — ^ js _
für die zween Schneggen so Wasser geben — „ 12 „
für die grosse Khugl undter das Wasser gehörig — „ 40 .
für den grossen Mohrnkhopf der auch undter das Wasser gehört — . 30 .
für den Narren auf dem aichen Pretl daselbsthin gehörig / , — ,
für den Otter mit dem Visch — „ 12 .
aber für ain Vögel auf die Khugl — . 8 „
für zway Wasserkhügl, das aine verguldt das andere versilbert — , 12 „
mehr zu den drey Narren ain Pallester gemahlt _ „ /5 ^
für ain grosse Tafel zu St. Francisce, darauf ain lateinische grosse Schrifft gemacht St. Johann von
Gerin Leben betr. darfür 2 „ — ,
Summa aller dieser Posten . . . . 13 fl. 41 kr.
Johannes Überlender Maller alhir.
XI 23
i'o Gerichtsbezirk Salzburg
Verzaichntis was ich Entsbenandter in den lif. Hellprun gemacht hab, als wie hernach volgt:
Erstachen für den Gardtner zu den geflachten Mönern Oter-Ptindtwerg auf Regollpapier 7 Fisierung wie auch pey dem
Ertpörperg zu der Coppen thuet 2 fl. — kr
Mer ein groses Pret, so undter das Waser geliört, pey den siben Prinen ganz übermalt thuet 2 fl. 30 kr
Mer aus dem Huechenweier ein grose Grundtferchen auf 26 Pfnndt schwer, von Öilfarben iihunderfedt und
die Schrift darzue geschriben thuet 2 fl. 30 kr
1652, den 2. O/i^ober. Johannes Überlendter
Maller alhier.
Als nemlich in der Prunstuben, wo die Saibling seindt, 5 große Landtschaften, die vohler Bildter seindt, von Fischereiei,
ain Stugk IPj.^ hoch, braidt 7 Schuech, solche groß vohnnedten seindt gewest, habe solche ganz ibermahlen miessei.
und nach der Nodturft vehrferdtigdt, tueth fihr aine 5 fl. 30 kr. zusammen 27 fl. 30 kr
Anno 1652, den 9. Oktober. Johannes Überlendter
Mahler allhie.
Verzaichnuß waß ich Endtsbenanter im hochfrl. Helleprun alhie gearbeit hab alß volgt. (1652.)
Erstachen einen neuen Acteum gemacht auf 16 Zoll hoch darfür 4 fl. 30 kr
Darzue 6 Hundt 3 ligent 3 sizent darfür 6 , —
ainen Otter im Maull einen Visch 2 . 20
In die Grotten einen grossen Kopf sambt einer Hundt darfür 4 „ —
2 par Fürfieß zu denen Piltern an den PUramus darfür i , —
Zu den geflochtnen Piltern 3 neue Degen gemacht für ainen 40 kr. 2 . —
Mer 1 Schwert 1 Zepter 1 pr 50 kr 1 „ 40
Mer 1 Degen das Gefäß von Eisen 1 „ 20
In die Ainsidlerey für den Ainsidl Pauluß 1 neues par Fueß darfür I . 40
3 parr Hendt außpessert 9 Finger daran gemacht darfür — ,36
3 Stainene Platl für ains 10 kr — , 30
Summa 27 fl. 6 kr
Jakob Geroldt
Bilthauer alhir.
Im Jahre 1660 brannten die dem Schlosse an der Ostseite vorgelagerten Baulichkeiten ab, die abei
alsbald wieder aufgebaut wurden. Am 23. Jänner 1663 ergeht der Befehl: Zu Hellpmnn bey dem
widerumb neu aufgepauten Wohnungen und Einsetz solle I. hf. Gnaden Wappen ob der Porten oder Tai
zwischen des Gärtners Bewohnung und s. v. Rossstallung gegen der Straßen heraus und hinein gegef
dem Garten zwischen der neuen Einsetz und besagter Stallung die Schrift affigirt werden. Dai
Wappen trägt die Jahreszahl 1660.
Gabriel Bucelinus stellt in seiner 1662 erschienenen Germania topo-, chrono-, stematographica Sacra e
profana (II. p. 68) Hellbrunn folgendes — noch heute gültige — Zeugnis aus: „Horti, piscinae, aede:
principis loco Hellprunn suspensos atque attonitos omnes quotquot primum intuentur, retinent, uti e
arces eorumdem hortorum Belvedere et Waldemps nee non eremitoria faliendo tempori structa, quae noi
oculos solum afficiant sed animum pelliciant ad solitudinis amorem verum etiam qui numquam eius
modi cogitationem in omni vita admisere."
1663 kam Kaiser Leopold 1. nach Salzburg und am Nachmittag des 23. September besuchte er (aller
dings bei ungünstiger Witterung) Hellbrunn, peramoenuni et sumptuosuni palatium ac viridariuni (Petrui
Lambecius, Commentariorum usw. Vindob. 1665 pag. 665 ff.).
Über die Sonnenuhr unterrichtet uns folgende Quittung:
Auf Anbefelhen Ihr Gd: Herrn Dückher Pflegern zu Helprun hab ich Endsbenanter in den hochfürstl. Lustorth Hi
brun die Sonen Uhr gemalt und Ihr hochfürstl. Gd. Wappen wie auch auf jeder Seiten ein Figur gemalt tuet
altes }6 ,
Anno 1668. Marthin Wisenauer
Den 5. Dezember ist mir Undterschribenem Maller,
dises Außzigl bezalt worden mit . . 15 fl.
Schloß Hellbrunn 179
Co. Galeazzo Gualdo Priorato rühmt in seiner 1668 erschienenen Relazione dell' arcivescovato
e principato di Saltzburc etc. (Colonia) ebenfalls Hellbrunn, insbesondere:
. . . teatro naturale nel sasso vivo con la scena e stanze incavate nel medesimo sasso per i coniici, ove gia si soleva
be n spesso recitare comedie et farvi altre rappresentazioni. Piu ad alto nel medesimo monte alle parte rivoltaverso
Salzburg giace un p a IIa z zlno con dentro di quello tulte e commoditä e puö chiamarsi Belvedere, poi che la vista
e mirabile scoprendosi da ogni parte bellissime collinette, monti pianure tempestate de casamenti e giardini e da qnesto
pallazzino si mira tutta la pianta del palazzo e giardino d'Helbrun nel quäle poi si cala. In questo giardino e mera-
viglioso il vedersi la quantitä di fontane che visono e le peschiere ripiene de trutte e de salmoncini. Visono diverse
grotte, che con bellissimi giocchi d' acqua e con statue celebri particolamente una rappresentante Orfeo di
grandissima stima. Rende poi stitpore una stanza tranfigurata tutta in ruine naturali cosi ben architettate, che ogn'
uno quäl vi entra inhoridisce e sospetta d' esser in gravissimo pericolo. In detto giardino sono ucc eliere con
dentro ogni genere de volatili. Vi si vedono plante di melangoli e limoni bellissime, cosa rara in quel paese di clima
contrario ä detti frutti. Vi sono viali, Spaliere d' ogni sorte de frondi e vaghissime prospettive. Dali' altra parte
dal palazzo sono cortili pieni di fagia n i. cottornici et altri piü stimati ucelli con i loro repostigli per ritirarsi
ä riposo la notte et in occasione de mali tempi vi e in oltre un altro cortile proveduto d' anitre, d' ocche d' India
e de Turchia et d' ogni sorte di polli e per tutto scorre limpadimente /' acqua: si vede infinito numero di conigli e de
lapini con le loro grotte et in somma non vi manca cosa alcuna opporiuna ad' una casa reale di campagna . . .
/l palazzo edi forma moderna : vi sono motte stanze et alcune sale riguardevoli et in somma una ressidenza cosi
copiosa di tutte le deutle humane, che si possono desiderare. Si vedono neue sale di questo palazzo molti quadri di
pitture fatte da pittori d' Italia e frä i altre cose dilettevoli e curiose s' ammirano pesciccelli et animali di
stravagante forma, che si sono presi ö nel fiume ö ne boschi con V inscrittione sotto ad ogn' uno dell' anno mese
e giorno, che si presero.
Der größte Panegyriker aber, den Hellbrunn je gefunden, ist Gisberti, der die Reise des Kurfürsten
Ferdinand Maria von Bayern nach Salzburg im Jahre 1670 beschrieben hat (II viaggio dell' AA. SS. EE.
di Baviera a Salzburgo in giornate divise e All' Altezza Real di Savoia in lettere di Ravaglio descritto.
Monaco 1670). Da eine Übersetzung unmöglich das Original erreichen kann, geben wir auch diese
Beschreibung im Urtext.
Am 26. August schreibt Gisberti:
Oh che ben retiro, oh che vaghe delitie, oh che paradisetto terrestre ho sortito di osservar hoggi mal fuor di Salzburgo
un hora servendo i miei Serenissimi padroni, che se n' andär ä goderlo. Egli e Hellbiunn, luogo veramente degno di
questo nome. avendo all' intorno V acque piü del vetro chiare, piü del cristallo limpide e piü de medesimi cieli traspa-
renti e diafne. lo non credo che la natura, per quanto sudi, possa in onde piü lucide liquefare i suoi monti. Ristrette intra
rive di marmo le calme formano si bei specchi alla vista, che nel seno profondo si distinguono i pesci da i pesci ed altrove
dair arene le arene. A quanti ufficii eile servano, a quanti impegni vengano costrette daW arte se V imagini V. A. R.
alla sola consideratione, che sono state l' amore d' un principe, il diletto d' un grandissimo ingegno. Marco Sittico arci-
vescovo di famosa memoria, inamorato in questo colle, che con cento ruscelli piagneva su' l verde seno d' una vasta pia-
nura l' incolta felicitä d' un sito che meritava d' essere il desiderio d' un mondo, chiamb da straniere contrade. Ingegneri
e vendicando il torto continuato fino al suo tempo dalla inavertenza de' trasandati, lasciö alle recreationi de' posleri
una perpetua delitia dell' animo: e cosi ad eterno ricordo del suo nobile divertimento la redentione di que' perduti
diporti in un gran sasso scolpita. Es folgt die Inschrift: Quos hie amoenos usw.
E di vero, se si guardan le mura, puo dirsi, che quivi sia la fortezza del passatempo : se a' teatri lo spettacolo del
piacere, se finalmente alle fonti il vago tripudio dell' acque. Aon m' arrischio ä descrivere a minuto i portenti di
questo giardino, impero che nella varietä mi confondo, nella raritä mi ammutisco. II dirle, che fatto un lago tra
marmi, si pesca col filo, si preda col ferro, e si discerne quanti e quai pesci vengono all' esca, quanti e quai dell'
acuto tridente alle punte: lo scriverle che sotto cieli di sasso s' addensa l' acqua in rugiade; s' alluma e si colora in
iridi, si cribra e si discioglie in pioggia, si rapprende e si sgranella in grandini, che si squarcia in nembi, che si
diffonde in diluvii, che cade in zampilli. che ascende in goccie, che gira tra spruzzaglie e stille, or filandosi in tende,
or tessendosi in tele, sempre vaga e sempre varia fora troppo vile il racconto, troppo vulgär l 'apparato. II narrar,
che si dilata in quadrate lastre di vetro e che cuopre, senza nasconder, le imagini, che si forma in lante'rne e che
serra senza spegnere il lume: che ascende in bicchieri di puro cristallo, i quali continuamente si sfanno facendos
e successivamente coli' unirsi si rompono, che riversciandosi in orbe, compone un mondo sotto i piedi d' Amore, tanto
piü durevole quanto piü labile; da cui la mortalitä moralitä ricavando, impara, che indefesso perire e il nostro essere,
un essere incessante il nostro perire, precipitio la vita, esistenza la distruttione medesima. V ostentar, che capricciosa
da cento statoe se n' esce ö sia dal labbro di chi la vomita senza fastidio, ö dalle trombe di chi la soffia, ö da stru-
23*
180 Gerichtsbezirk Salzburg
menti dt chi la balza, ö dall' armi di chi la vibra, che garrula singhiozzando imita il canto degli uccellini emula ogni
suono, mente ogni passo: e poco.
Che finge il nuoto dell' anitre, il moto de' draghi, il corso di bestie, il guizzo de' pesci, il volo d'alati, il girar dl
ruote, il lavorar d'artefici, il rimbombar d'oricalchi, V aprir delle fauci, il voglier de' lumi, e lutte le stravaganze possi-
bili; non basta.
Che insidiosa da mille bände recondite sorge e sontmerge; insulta et assalta. assedia et insidia, ö sotto scagni sedendo
ö sopra il suolo, in andando ö a piedestalli, appoggiandosi 6 ad un' nicchio fermandosi, ö che so io, non e credibile.
Pur con mio stupore, la vidi pio vere in iina nube, spirare da una sampogna. nascere da vermini, scrisciarsi con serpi,
circondarmi, quäl turbine, imprigionar tra le sue grade il curioso, invogllere nelle sue retl l' incauto.
Ancor io ne venni deluso e ne ringratio la fraude; poiche non senza godimento m' offese. Una testa di pietra, che
aprivasi all' onde, e tni mostrava con beffe la lingua e per ischerno stravoglieva e stralunava le lud m' incanto, cosi
bene, che pol se ne rise di mia disgratia. Volli fuggire e tutte si serrar d' acqua le parte, correre, ed ogni passo, era
la zampa del Pegaso; fermarmi, ed orgni dlmora il incommodo dell' insulto; cosi che atlo schizzo di tante canne
insolenti mi diedi per vinto, e cessi ben bagnato allo stratagema dcl fönte, anzi de fonti, essendo un labirinto d'acque
il giardino, un giuoco delle Naiadi, quel teatro di fiori. quell' anfiteatro di loggie quel campidoglio di statoe, quel
museo delle Gratie, quell' ente di ragione visibile trä le delitie.
Un' ultra bei motivo sarebbe alla penna se potesse far de pennello e dipingere a V. A. R. una stanza, quivi fabbricala
in forma diruvinosa anticaglla, dove atteriscono le volle rose e cadenti, le cornici rotte e scomesse, inchinate
le parleti, aperti gli archi, precipitosi gli usci e tutto all' intorno finta una vecchia reliquia del tempo, all' ultimo
scompaginarsi ridotta, ma non avendo ne pur ombra, non che per rappresentarla colori cedo all' imaginatione il mio
carico, e solo attesto esser' ella una bella ruina, un gratioso spavento et una delle bugie piü strane, che sappia
Inventar i architetto.
Non parle dell' horto fatto la selva de' fagiani, non d' un monte reso abitation de' conigli, non de' canali, colmi di
testuggini, non delle rive popolate dall' anitre d' India e Turche; non dell' aquile, che domestiche stanno sotto le
plante non de' cigni, che muti navigan vive navicelle, quell' onde, non de rivi, che fingono un' inestricabile Meandro
alle trote, non finalmente de palagio edificato in un mese sü le cime del colle, imperoche a tanta copia di cose corto
sarebbe un' anno, stretto un volume.
Ein dal parco d' Hellbrunn datierter Brief vom 31. August lautet:
Qui dove l' arcivescovo ha fatto a i principi dl Baviera li 26. del cadente pescar salmoncini e trotte, li 28. cacciar
capri e camozze, e l' uno e l' altro giorno goder musicl e suoni qui lieto e coniento vi) divertendo Io sguardo ed alla
mono le ricreationi dell' occhio confido. Qui veggo da lungo muro sterminato parco rinchluso, nel mezo gravidO'
d' un teatro un gran monte scoperto, sü le cime carico di grandezza e di fasto bei palagio inalzato, all' Intorno folto
di faggi un bosco, al basso rlcchi di pesce i canali, sopra le rlve piene di commoditä le loggie e i casini, ad alte
abbelllto di Tempil e di celle l' eremltagglo e copioso dapertutto di passatempi il delitioso recinto. Oh bella solitudlnet
popolata da soll diporti. Oh degna di soll re avventurosa foresta! Signore. tra queste selve piü che in un labirinto
mi perdo. Non ho a tante cose parole. Truovo dlstillata in quest' acque Venetia, Roma tra queste fabbriche in un
compendio ridotta, ed io sü queste carte in un ristretto d' umiliatione confuso.
Und ein Jahr später, als Gisberti einen Salzburger Bischofskatalog in Versen dem Erzbischof Max
Gandolph widmete (La cronologia degli abbati vescovi et arcivescovi di Salzburgo . . . Encomio 1671)
gedenkt er bei der Stanze auf Paris abermals Hellbrunns:
Ne parli Hellbrunn, tra l cui giardini e fonti
Fin de' Latinl montl.
Le delitie süperbe il senso obbliä
A le venture etä sacrati 1 marmi
Con eternati carml
Del Sittico valor narrino i vanti
E dal Lodron prendan la voce i canti.
1673 hören wir von einem (Mari o n e tte n-)Theater im Schlosse. Am 7. März schreibt Baron Ludwig
Franz Rehlingen an den Gerichtsschreiber von Glanegg, der zugleich stets auch Lastor tsinspector war:
Aus gdgstem Befehl Ihrer hf. Gn. wolle der Herr Fünsueisern diss Herrn Peter Hilfertingkh. das in selbigem Palast
stehende klaine Theatrum sambt aller Zuegehör und Verenderungen zaigen und nach Genuegen besichtigen lassen,
Folgends auch dahin bedacht sein, wie angeregtes Theatrum auf vermess ergehenden Befelch zerlegt und verwarlieh
anhero gebracht werden möge.
Schloß Hellbrunn 181
Örtlichkeiten und Gegenstände erfahren wir aus nachstehenden Verzeichnissen:
Inventarium
was ao 1673 dem Andreen Khöllerer Hofwirth im Helprun. zu dessen Verandtwordtung an Hoj und mein Pflegers
Mobilien anverthraut wordten.
Hof Mobilien
Ain Taft darauf der Salzastromb zwischen Salzburg und Hallen, zwey auf einer Tafl abcontrafete Pluemen, zwey
Rebenpletter auf ainer Tafl, drey Seulstiel von gülden Leder; ain grientiechens Tafltuecli so alt (AB wahr vorher zu
Waldembs), sechs rot angestrichen Scabel.
Pflegers Mobilien
Vier H. Erzbischoffen Contrafei alß Georg. Wolf Dietrich, Marx Sittich und Paridis, ain Tafl der Frieling und aine
der Summer, ain Täfl Capuciner Generalis Contrafet. Johann Paul Waßner
Nicht uninteressant ist das Gesuch des hf. Brunnmeisters Karl Wentzeisen an den Erzbischof, um
Mehrung seiner monatlichen Besoldung von 10 fl., worin er ausführt:
. . . wie nunmehr aber die Arbeiten bey gedachter Wasserkhunst vill schwerer, weder selbige vor disem gewest seind,
gestalten seidt deren Erhebung man weiters nichts newes gemacht: sondern nur das alte her und her reparirt hat,
hingegen anjezo die Notwendigkheit erfordert, das alle pleyene Wasserröhren mflessen ybergossen und von neuem
gelegt werden, zudeme das auch in anderwegen eines nach dem andern zu Grundt gehen und die Wideraufrichtung
erfordern thuet, wie ich dan Gott Lob berait einen gueten Anfang bey der khlainen und grossen Grota gemacht hab
und zwar alles auf neue Manier und mit Duff versezt, massen Euer hochfürstl. Gn. etc. etc. ain und anders Selbsten
mit Augen gesehen, und Gott sey die Ehr, daran ein gdigistes Wollgefallen getragen: und das Werckh zu continuiren,
mir gdigist anbevohlen, weilen vormallen die Berg und anders nur von grober Mauererarbeit gewest seind, und werde,
mitls göttlichen Beystandts, noch solche Werkh vor Augen stöllen, woran verhoffent yeder ein gefallen tragen würdet,
dieweilen dann diese beruembte Wasserkhunst mein l ie b e r E n d l {^= Ahn) weilandWenzeisen sei.
erstens erfunden und aufgericht und solche von obvermeldt meinem auch lieben Vattern seel. ilber 30 und
nunmehr auch von mir schon in das 16. Jahr gefihrt und conserviert worden.
Ein Verzaichnus, was im hf. Lustorth Hellprun dermahlen ganz nothwendig zu reparieren were, von 1689
nennt uns mehrere Örtlichkeiten, als
Tendlstahl, Thier- und neuer Fasanengarten, Hofkuchl, Garttners Wohnung, Sommerhaus by dem großen Ferchenweyer,
Saibling Prunstuben, Luxenhaus. In der Capellen Sacristey ainen neuen Fueßpoden zu legen, Pomerantzengang im
Garten, Stock mit eicherne Säulen. Sternweyer, Karpfenweyer. zwey hllzene Stiegen, worüber man zu dem Erdbierperg
(= Erdbeerberg) gehen mueß. entweder von Höh zu rep. oder selbige von Mauer-Stain mit einem über den Canal
gesprengten Pogen erpauen.
Ein Bericht der hf. Hofbaumeisterei vom 13. Februar 1708 laulet:
Demnach Ihre hf. Gn. bereits vor 2 Jahren anbevolchen haben, dass der Weyer umb den Erdtpörperg am hf. Lustorth
Heibrunn um fortan festen Bestand zu haben, mit Quälern von Naglstain auszusetzen, also ist man dem nachkommen
und fast die Hälfte verfertigt.
1710 hören wir von der St. Francisci-Capellen in der Ainsidlerey im Rehgarten und gleichzeitig, daß
der Altachbach so verwachsen ist, dass man mit dem Zillel zu denen darin vorhandenen Antenkobln,
weniger wann I. hf. Gn. mit Fischen und sonsten etwo ein Recreation gdgst vornemen wolten, der Not-
durft nach nit mehr hindurch fahren kann.
Ein gutes Bild gibt die Beschreibung Hellbrunns in Keyßlers Neuesten Reisen (I. 48) aus dem Jahre
1729, insbesondere vom Tiergarten:
Die Gebäude sind nicht sonderlich, der Garten aber sehr angenehm, gleichsam in einer Wildnis angelegt;
und weil hier eine Menge Quellen entspringen, so findet man allenthalben die schönsten Wasserwerke,
Teiche und Bassins, in deren hellem Wasser die Forellen und Saiblinge herum schwimmen, und mit
Lebern von Kälbern, Ochsen etc. gefüttert werden. Diese Wasser treiben längst dem Garten allerley
kleine Figuren von Mühlen, Scheerschleifern, Töpfern etc. und mag man bey den Grotten noch so wohl
auf seiner Hut seyn, so wird man doch den Vexierwassern nicht entgehen. Unter andern schönen
Grotten ist ein einfallendes altes Gewölbe von Backsteinen sehr künstlich vorgestellet. Über einer Quelle
liegt die Statue eines Monstri, das einem wilden Mann nicht unähnlich sehen würde, wenn es nicht einen
Hahnenkamm und Adlersfüße hätte.
182 Gericlitsbezirk Salzburg
In der hiesigen Menagerie sieht man Kraniche, einen Nimmersatt, der nichts anders ist als eine große
Seegans, so am Schlünde einen großen Sack hat, worinnen sie viele Nahrung sammeln und behalten
kann; Steinadler, Luchsen und zween Biber oder Kastore, so itzt ein Junges (deren sie selten über drey
bringen) hatten. Sie leben am Wasser und werden mit Rinden der Bäume und mit schlechten Fischen
gefüttert. Der Kaninchenberg ist mit einem tiefen Wassergraben umgeben, wodurch diese Tiere verhindert
werden, über ihre Grenzen sich auszubreiten.
Die vollständige Einrichtung zu damaliger Zeit bietet uns ein Inventar von 1733*).
In dem. Lust-Ort h Hellbrun:
Ihro hochfürstl. Genaden etc. etc. Schlaff- ZiMer.
Vier Stuckh SpalUer von verguldten Lader mit des Marco Sittico etc. Wappen.
Ain griener alt ziemblich zerrissener Damasque Tafet yber einen Tisch oben auf mit Löder.
Zwey Fenster Vorhang von grienem Taffet.
Ain khleines Vorhengl.
Ain deto.
Ain Lainsessl von grtlenen geblümten Sammeth.
Ain grtlen sammetenes Khüssen.
Ain Laibstuell und kupferer KhOsel.
Ain Tisch mit einem türkischen Tebich.
Ain alte spannische Wandt von grünem Taffet.
Ain gemahlene alte Taffl, worauf ein Wasserhiersch jagt.
Ain khupfcrer Kössl in der Retirada.
Ain zünners Nacht-Gschirr.
Ihrer hochfürstl. Gnaden etc. etc. Audienz-Zimmer.
Sieben Stukh vergoldt SpalUer mit Marci Sittici etc. etc. Wappen.
Ain griener Sammeth yber ain Tisch.
Ain Yberlög yber einen Tisch von Schlessinger Sammeth.
Ain Yberlög von grüenem Damasque sambt dem Löder yber ainem Pöttschragen.
Ain Pöttstatt woryber ain Tebich von blauen Tuech und Fleckhl gestickhten Frieß.
Zwey Portieren von grienen Taffet.
Zwey dergleichen Fenster Vorhang.
Ain Sessl von grien geblumbten Sammeth mit einem rott taffetenen Khüssen.
Ain Khüssen von grüenem Sammeth.
Zway Feyer Rosst mit grossen mössingen Zierathen, dan der Camin-Zeug, aller mit mössingen Khnöpfen.
Zwey rott sammetene Sessl und Khüsser mit Marci Sittici Wappen.
Ain Mahlerey ober dem Camin des LazarJ Erweckhung.
Ain anders solch khleines Frauen Bildt. (Diese beiden fehlen 1699.)
Cammer Haitzer Zimmer.
Fünf Stuckh Spallieren von vergoldten Löder.
Ain alte Yberlög yber einen Cassten von rotten Tuech sambt einem Löder. i
Zwey Lain Sessl von rotten Tuech, mit gelb seydenen Fransen.
Ain Cafherstuell mit rothen Yberzug khupferen Khössl.
Zwey Lainsessl von goldenen Löder mit Marci Sittici Wappen.
Zwey Landschafften ober denen Thüeren.
Fünff abcopierte Fisch.
Ain stainers Pröttspill.
Ain Crucifix von Holtz.
Ain Tischt mit einem alt rott tiechenen Töbich.
Ain oblong auf weissen Grundt gemahlen blaue Lilien und eine rothe Bluem.
Ain blau-aichene Yberlög mit Flekhl Arbeith.
\
') Auch aus dem Jahre 1699 ist ein Inventar der Spaliere und anderer Mobilien vorhanden, das im allgemeinen dieselben
Gegenstände enthält. Vorliegendes ist ausführlicher und wurde deshalb hier abgedruckt. Nur größere Abweichungen werden
vern-.crkt.
Schloß Hellbrunn 183
Das erste Zimmer.
Neun Stiickh vergoldt loderne Spallier.
Fünff Lain-Sessl von dergleichen Leder mit Marci Sitici Wappen.
Ain TaflbOtt-Schragen mit einer grüenen Yberlög und Löder.
Ain Taffl-Deckh von Trüb-Sammeth.
Vier Siuckh Mahlerey von allerhandt Thieren.
Zway Stuckh von Fischen.
Ain Schwain-Hatz.
Ain Bluemben-Stuckh.
Ain Landschafft mit Vögl.
Ain Stuckh mit einer Sonnenbluemb.
Ain abgemahlen von Hamburg gebrachtes khleine Rössl.
Ain gemahlen Taffl ober der Thier worauf ein Biber.
Ain Tisch mit einer alten gruenen Töbich.
Das änderte Zimmer.
Söchs Stuckh blau und vergoldte Löder Spallier.
Zwey Camin-Rosst mit mössingen Knöpfen, dann die Zuegehörr, mit mössingen Handthöben, die Zang aber mit einer hölzern.
Ain Stuckh Malerey von underschidlichen Thieren.
Ain Stuckh ober der Thier. Hollen Embs vorstöllendt.
Ain Landtscliafft mit einem Einsidler.
Ain doppeltes Sässl von braun Holz und schwarz eingelögt.
Drey blau iiechene alte Yberlögen mit einem von underschidlichen färbigen Tuech eingelegten Frieß.
Söchs löderne Lain-Sessl von Marco Siitico etc. etc.
Zwey gemahlene Taften auf denen ain achtfießiges Pferdt sambt ainem Pollackh dan ain Rehbockh und ain Gämbs.
Im Saall oder dritten Zimmer.
Drey turkhische lange Taffl-Teppich.
Ain deto khleiner.
Ain sehr alte grien Domasquene Yberlög mit einem Löder yber ainen Tisch gehörig.
Fünffundzwainzig löderne Sessl.
Ain Löder yber den Schenkh Tisch sambt einem rothen Tuech.
Ain Tischt mit ainem grienen Tuech.
Im Cabineth.
Alda befindet sich dermahlen: Nichts.
Im viertten Zimmer.
Sieben Stuckh grien und vergoldt löderne Spallier.
Ain gemainer Tisch.
Fünffzöhen grosse und khleine Mahlereyen mit underschidlichen Vögten.
Ain Pöttstadt-Schragen sambt dem lödernen Yberzug.
Ain Landtscliafft.
Ain lödeier khleiner Sessl.
Ain alt spanische Wandt.
Ain Schwein Stuckh.
Im filnfften Zimmer^).
Ain Yberlög auf einen Cassten von aussenher gestickt.
Zwey blau gestickhte Potiren mit dem Graf Thunischen Wappen.
Ain Stuckh Mahlerey von Wildt-Schweinen.
Ain Landtscliafft worauf der Jonas entworffen.
Ain andere mit einer Schlacht.
Ain Stach! Schwein.
Ain Stain Adler.
Ain Schwarze Andten.
Ain Wildt-Scliwein.
In dem Vorhatiß.
Ain Schwein und Ain Hirsch und
Ain Straussen-Jagdt. Zwey Wildtschwein-Stuckh.
Fünff Stuckh von Vögten. Ain weisser Rehbockh.
') 1699 ist hier: Officier-Stueben und Gardarobba. Das übrige fehlt jedoch.
184
Gerichtsbezirk Salzburg
Im Obern großen Poden underm Tach
ist dermahlen Nichts.
In dem fierundern Stoc/tli in Zimmer und Quarderobba.
Zwey Siäckh lange Mahlereyen von Tliier- und Cen- aucli solche Polster.
iauren Gefecht. Siben nidere Pötl-Stadl.
Filnff Strosöckh. Etliche alte Tisch und Tafflen.
Im henindern Vorhauß.
Ain rott-marmorstainener Tisch mit scliwarze Fließ. Ain alte Vösstung.
Ain Bildt die Statt Praag.
Zwey alte Landschafften.
Ain Stückhl mit Speissen.
Vor dißmahlen Nichts.
Im Bell-veder.
1699 ; Hin Tisch-Debig von grienem Tuech, so im facies herumb gestickt.
Ein Türkischer Tebig.
Drey Stiehl ohne Lain.
Ein Orin-Korb mit grien Fueß überzogen sambt Glas.
Aniezto Nichts.
Waldt-Embs.
1699 : Ein Türkischer Debig.
Vier Lainsäsel von vergolden Leder.
Zwey Stiehl ohne Lain.
Ein grien tiechene Yberleg, so ganz unbrauchbar.
Ain Silber vergoldter Khölch
Ain Pathen
Söchs Palla
Fünff Purificatoria
Ain Chorr-Rockh
Zwey Albmen
Fünff Gürttlen
Söchs Humeralia
Vier Handtiecher
Vier Corporallen
Zwey Au flögen
Zwey Altar Tüecher
ZOhen KOlch Tiechl
Acht Corporall Taschen
Zway weise
Zwey rotte
Ain grüenes
Zway blau und
Ain Schwarz Mössgewandt sambt Stollen und
Zwey Pareth
Zwey geferbte und
Ain schwarz Anlependium
Ain blauer Crucifix Mantl
Söchs Altar Khüss
Vier Missalia
Zwey Ritualia
Ain Evangely Buech
Ain zünncrne Oblath-Pixen
Ain zünnerner Weichbrun-Khössl
Ain Weichwadl mit einem zinnernen Still
Ain mössinges Rauch Vaaß
Hoff-Cappellen in Hellbrun.
Khürchen Ornat:
Ain mössinges Rauch Schifl
Ain zünnernes Gießböckh sambt der Aichl
Vier zünnerne Opfer Kändl
Ain solches Blatt l
Acht zünnerne Altar Leuchter
Acht zünnerne Püschkriegl
Zwey hölzerne PUsch-Khrieg
Zöhen Püsch
Vier Mössingene und
vier hölzere Altar Leichter
Ain eißener Leichter
Zwey Stuell
Ain Knüee Panckh
Ain Lainsessl mit rotten Tuech yberzogen
Ain getruckht leiners Tuech zum Altardeckhen
Ain gräen und
Ain rottes Staffl Tuech
Acht Passiones Christi auf Khupfer gemahlene Täferl
Manipulln Ain Wandt KhlOkhl
Ain Liecht Kopper
Zway Altar Crucifix,
Zwey alt gemahlene Täferl in Holz
Ain Parttwisch,
Zwey lange Handtiecher
Drey Altar Täferl, als zum Canon, Joannis Evangelium
und Lavabo
Ain Tuscht
Ain Kölch-Läffl
Ain anderer Sacristei Casten
Ain gross gemahlene yberhöchte Sancti Joannis Nepo-
muceni Tafl.
Schloß Hellbrunn 185
Im Moiiath Februar 1736
ist dahin neu gemacht worden
1 Albm und Humeral von Warnsdorffer I.einwath, die Albm mit braithen Spizen besezt.
Im Maij
1 A'eu Roit tiechenes Canzl Tuech.
Im Septb.
2 Altar Tiecher von Warnsdorffer Leinwath mit braitten Spizen.
2 deto mit Hauß Leinwath mit Spizen.
Im Octoher
2 neue Albmen von härbener Leinwath mit Spieen sambt üüertlen und Numeralien.
■ 1734 wurde eine Kapelle im Eremitorio abgebrochen und die Steine davon zum Bau eines Jägerhauses
! in Rif verwendet (Hfk. Glanegg 1734 F).
Am 17. Jänner 1748 wurde von der hochfürstlichen Obristjägermeisterei folgendes Attest ausgefertigt:
, Wasmassen anno 1531 in dem hf. Erzstift Salzburg unter Regierung s. hf. Eminenz Kardinal und Erz-
bischof Matthäi Lang am Haunsberg, Pfleggericht Laufen, auf einer Jagd ein Forstteufel oder
\ Monstrum, welches gelb von Farbe und sich von niemand ansehen lassen wollend, allen Winkeln
\ zueilte, einen Hannenkamm auf dem Haubte, ein Menschenangesicht mit Bart, Adlerfüße, schier Löwen-
I tatzen und einen Hundschweif hatte, auch weder durch Liebkosen noch mit Gewalt einige Speise oder
Trank annehmend, bald vom Hunger starb, gefangen worden sei. Ein solches hat man von hier unten-
stehendem hf. Amte aus, obschon dissfalls keine schriftliche Documente, allermassen vor 217 Jahren die
Jägerei hierlands so regulär annoch nit gefilrstet, sondern dergleichen gefangene merkwürdige Thiere nur
abzuschildern und mit Inschriften zu versehen, gleichwie mehrere dergleichen vorhandene an die Hand
geben, üblich war, fündig sein wollen; um so viel glaubbarer zu attestieren nicht den mindesten Anstand
I nehmen sollen als schon beilich vor 130 Jahren S. hf. Gnaden Erzb. Marx Sitticus das uralt vorhandene
ast vermoderte samt der Aufschrift auf Holz gemalene Bild schon vorhin im hf. Lustort Hellbrunn,
hernach aber S. hf. Gn. Erzb. Johann Ernst als ein sonderbarer Liebhaber der Jägerei zwei diesem
gleiche in Marmor ausgehauen mit Inschriften versehene Statuen verfertigen eine hievon alda im Garten
unter einer mit Spritzwerk und Wasserkunst versehenen Grotte liegend, die andere aber in dem hf. Lust-
orte Kiessheim ohne diesfalls genommene Bedenken als ein hierlands alle Zeit glaubwürdig befunden
allbekantes Wunderthier jedmänniglich haben vor Augen stellen lassen wollen. Actum Salzburg den
17. Januari 1748. S. hf. Gn. Erzbischofen zu Salzburg etc verordneten Obristjägermeisteramt allda.
Franz Josef Graf Kuenburg, Oberstjägermeister (vgl. Hübner Stadt 1, 537 und Schallhamer 14).
1741 berichtete Franz Anton Danreiter, hochfürstlicher Garteninspektor, daß die sogen. Schmitten, worinnen
die Villen kleinen sich bewegenden Figuren zu finden, ungangbar ist und stimmt bei derselben Gelegenheit
dasselbe Lied an, das wir schon 1681 von Wentzeisen vernommen: Über dieses Alles hat doch der hf.
Garten zu Hellbrunn ein nicht wenige Connexion mit der Oeconomie dasigen Orths, und ist zu
beförchten, dass, so ein Stuck nach dem andern eingehen sollte, der Zufluß deren dahin zur Recreation
, sich begebenden In- und Ausländern sich auch nach und nach ebenfahls verlieren würdte.
Aber erst sieben Jahre danach kam es zur endgültigen Neuschaffung der Schmiedgrotte. 1748
wurden bei der sogenannten „Schmiedgrotte" (7' lang, 8' hoch) umfassende Reparaturen notwendig.
; Bei dieser Gelegenheit erbot sich Lorenz Rosenegger, Raitter am Dürrnberg, die Grotte nach folgender
Beschreibung vom 12. Juli neuzugestalten.
Beschreibung
was bey dem . . . Lustohrt Helbrun in Beysein deß . . . Herrn AV A': Cleeber lioctifürstl. Salzburg: Bau Directoris etc.
wie auch deß . . . Herrn Johann Jacoben Kendler hochfürstl. Salzburg, löbl: Pflöggerichts-Schreibern daselbst auch
H" Hofprunmaisters vor ernanntes Helbrun wegen der ruinierten in dessen Kunst- und Lustgartten befindtlichen
S c h m i d t e n, umb neue Reparirung verabredeter in Augenschein genommen worden.
Als erstl. ist diese Sclimiten wegen verfaulten Grundt, allwo das Röderwerch sich befindet, eines neuen, und zwar
tauerhaffteren, dan dem alten, nembl: von puren aichernen Holz und ohnentpOrl: Grundts auch ganzer Stelagi, sambt
XI 24 ■
186 Qerichtsbezirk Salzburg
neuen Wasser- oder Tribl-Rädl mit der Geleger und Zugehör : wan änderst eine thaueren solte daran gehoffet werden
und herzustöllen benöttiget.
2do die Schmitten Selbsten, umb auch die neue Stelage zu bevestigen, genzlich abgetragen, die Figuren sambt den
Gepeu was ein u. anders brauchbar, renovirt, die Bewergungen neu eingericht, u. noch das Übrige darzue behörig
gemacht werden solle.
3Uo das völlig ruinierte Uhrwerch durchgehents abgetragen, an dessen Stath ein ganz neues bequemblicheres, umb
doch die Maschinen oder Figuren desto leichter zu bewögen, vermögentes Uhr oder Tribwerch, so nun das fiaubt-
oder Kunstwerch der ganzen Maschinerie hineinzumachen unentpörlich beschechen derffte, wan änderst eine Ehr daran
liget gemacht werden solle.
4'o wan doch unmaßgeblich welches zwar schon verabrödeter Massen Selbsten nicht leichtl. umbhin gehen konte ;/ iedoch
wan ein solches mit hechsten Widerwillen gescheiten mieste ,; vor die zu denen noch alt, u. ohnbrauclibaren, ein und
andere neue Figuren welcfie in underschidllch nach dero selbsteignen Belleben anzuschaffenten Handtierungen oder
Professionen bestunden, sambt darzuegehörigen Wohnungen wegen mehreren Lust oder Kunst zu beobachten, alldie-
weillen ein so grosses Gepäu ein pur lehres nichts anvor representirte ., auf das Neue aber Jeder menigl. ain satsames
Contento verursachen würde.
5to zumahlen, wie schon vorgemeldet, in jenen nicht vorzuschreiben, doch desto herrlicher allweillen ein dergleichen
Lust- u. Kunstolirt der weiten curiosen Welt zur Genlege bekhant, nicht uneben stehen würde, wan ein Orgl-
Werckh alß welches das Hörn In der hochen Vestung Salzburg oder einen Echo u. dergleichen zu Belieben stehenten
StLen so alles durch das Haubtwasser oder Trlb-Rädl mit den dazue benöttigten Werck, allwo das Wasser ohne deme
durch die bleyerne Röhrn, damit ein solches alles sambt der ganzen Machino bewegt werden muß, vorstöllen wurde.
Waß der darzue belauffenten meinen UnItOsten und Verdienen betreffent, alß wolle ein solches meiner fürstl. Genaden
und gnädigisten Gebietter unden Herrn Herrn etc. etc. hechstangebornen Milde u. Clemenz dero selbsteigner in dergleichen
statsamben anvor bewusten heclisten Scienz und Erfahrenheit submisisslme anheimbgestöllet haben.
Beschreibung
die ruinöse Schmittengrotta in hochfrl. Salzburg: Lorenz Rosenegger
Lust- und Kunstgarten Hellbrunn betrfd. Promptus Raitter in Thürnperg.
den 12. July äö 1748.
Die Aufsicht über die Arbeit wurde dem Hofkammerrat und Baudirektor Johann Ernst von Keutschach
und dem Kammerdiener und Lustgarteninspektor Fianz Anton Danreiter übertragen. Am 26. Oktober
wurde nun folgender Uiicostens-Contract und Überschlag, Die Schmidt-Grotta in Hellbrunn betr. ab-
geschlossen, indem sich Rosenegger verbindlich gemacht, ain Hörn mit Echo in zwai Werck und 2 Windt-
laden oder Pälgen 10 Stiken spülend, mit Einschluß aller hierzue benöthigter Materialien, ausser des
Holz, mit welchen selbst nit versehen wäre zu verferttigen umb 50 fl — kr
Weiter machet sich Rosenegger anheuschig 100 neue Figuren, so alle wohl postirt u. in Agilitet gesezt
seind, in ermelte Grotta zu bringen, wofür er sambt Faßen und darzue erforderlichen Pichsen auch
Drahtwerch mit Einschluß der alten noch brauchbaren einzurichten protendirt 100 fl — kr
Vor der in der Grata ins Prospekt herumb führende Gepäu, Walz und Triebwerch, sambt Tassen und
anderer Zuegehörde, auch aller Bemiehungen item aigner Verkostung vor sich und seinem Gsöll, iedoch
ohne Quartier, Pöth, Liecht und Beheizung, so ihme von Helbrun aus aparte zuezustöllen wäre, zu-
sammen 150 fl — kr
Nach heijl: 3: König alß vollendter Generalbschau beim Pergwerch im Thürnperg verspricht Rosenegger
im Helbrun sich zu stallen, dem Werckh den Anfang zu machen, ii. [:geliebts Gott:] in medio Junij:
solcher zu Ende zu bringen, worbei Rosenegger gebetten, zur Bestreittung der Unkosten nach angefan- '
gener Arbeith monathl. ä Conto Angelt etwas erfolgen zu lassen.
Außer disen müssen 2 Zimmerleith 14 Tag gehalten werden, das Geleger von aichenen Holz zu ver-
förttigen, deren Wocherlohn betragt 3 fl 44 kr
Das zum Geleger und anderen Werckh benöttigte Holz würdet beiy. angeschlagen ... 13 fl — kr
Was aber auf Verförttigung aines kupfern Radis, so in Diametro 3 Schuech seyn: wordurch das ganze
Werckh getrieben werden mueß, item 2 Messing ainziihlige Wechsl dann 3 par solche Hilsen an Un-
kosten crlaiiffen würdet, khan man ohne Beyziechung und Vernemmung des Kupferschmidts und Gloggen-
gießers dermahl in kheinen verlässlichen Überschlag bringen. Weiters 40: Schuech ainzählig bleyerne
Rohr, xü'ordurch das Wasser auf ersagtes Radt gekittet würd, erforderten, ieder Schuech zu 5'ls Pf ge-
Schloß Hellbrunn 187
rechnet, 220 Pf.; wan aber ain neuer Modi, so ainzählig, hey der Hoffpaumeisterey nit vorhandten, u.
derjenige, dessen gegossener Schuech 5'ls Pf. wögt, bißanhero von gemainer Statt Paumaisterey entlehnet
worden, ohnmaßgebigist beygeschafft wurde, worzue 9 fl Unkosten erforderlich, khonte die Helffte Bley
in Erspahrung khomen und wären nur 820 fl. nothwendig, wofür 15 fl — kr
Gießerlohn vom Pf: 6 ^ 3 fl — ^,
Ain hierzue benöttigte Wasserbehaltnus oder Reserva von aichenen Holz der Länge nach 6 und in der
Braitte 3 Schuech eingeschlossen der Zimmer arbaith, Kitt und Nögl 6 fl 40 kr
Summe ausser des Kupferschmidts u. Gloggenguessers Verdiensts
343 fl. 24 kr.
Am 10. Dezember ratifizierte Erzbischof Andreas Jakob Graf Dietrichstein diesen Kontralit. Im Jänner
1750 aber wandte sich Rosenegger, Promptus-Raitter und Kunstarbeither in Thürnberg dermahlen im
Lustorth Helbrun, mit der Bitte an den Erzbischof, es möchten ihm, da die paktierte Summe von 350 fi.
' bereits für die Arbeit aufgegangen, das Werk aber noch ungefähr vier Monate beanspruchen würde,
I wöchentlich 10 fl. Lohn ausgeworfen werden bis zur Vollendung dieses kunstreichen Werkes, da ohnedem
vor meine Persohn nicht mehr dann wöchentlich mit Kost und Lohn sambt Beyschaffung meines Werk-
zeugs 2 fl kommet, welches in Betracht meiner Miehe und wegen speculirent viller schlaflosen Nacht
, nicht zu vill sein solle, besonders da ich vill aus Saxen, Wienn, Venedig und anderen Orthen aigents
umb einige Kunstwerk hieher geraiste Leuth habe zu ihren gresten Widerwillen mit lehren Hendten ab-
speisen miessen. Ich verlange hiedurch keinen Gwin, sondern nur dem hf. Lustorth einen Welt berueffenen
Namen, mir aber eine Ehre zu erwerben. Die Ursache dieser Überschreitung war der Umstand, daß der
Kontrakt nur ein neues Werk in die alte Schmiedgrotte vorsah, während mittlerweile durch Danreiter
eine ganz neue größere Grotte (IS'/-/ lang. 20' breit) errichtet worden war. Rosenegger arbeitete mit
zwei Gesellen. Am 28. April 1750 bewilligte Erzbischof das Wochengeld von 10 fl. Bis Ende Juni
1750 waren auf die Besoldung Roseneggers und seiner zwei Gesellen 549 fl. 40 kr., auf Bildhauerarbeit
144 fl 24 kr. und auf Drechsler- und andere Arbeit 19 fl. 34 kr., zusammen also 713 fl. 38 kr. auf-
gegangen. Die Bildhauer waren Bartlmä Pfäll in Nonntal (85 Figuren), Josef Georg Frieß
(18 Figuren), Johann Georg Roß in Hallein (5 Figuren) und Josef Strasser, Bildhauergeselle
(49 Figuren). Die Drechslerarbeiten machte Johann Ulrich Rettensteine r. Bis Mai 1751 war die
Summe schon auf 1035 fl. 18 kr. aufgelaufen. Am 1. September 1752 endlich war dem Erzbischof die
Geduld ausgegangen und er befahl, dem Rosenegger so lange kein Geld mehr zu verabfolgen, bis nicht
das Werk tatsächlich vollendet wäre. Gleichzeitig wurde Rosenegger auf Hohensalzburg in Verhalt
genommen, wo ein Korporal auf ihn, damit er nicht entflüeche, obachtsambes Aug zu halten und bis
gänzlicher Verförttigung des Werks alle hilfliche Hand zu bieten, unter Tag ihm kein Getränk zu lassen
und ihm auf der Seite zu bleiben hatte, um auf die Arbeit fleißig Achtung zu geben. Aber schon am
gleichen Tage wurde er gegen eine Erklärung wieder entlassen, ihm aber zur Aufsicht und zu baldigen
Ende Betreibung der Korporal als Aufsicht mitgegeben. Am 28. Oktober 1752 war das Werk endlich
vollendet. Im Juni 1753 stimmten der Hofkapellmeister Johann Ernst Eberlin und Hoforgelbauer
iEgedacher das Orgelwerk. Gleichzeitig wurden auch folgende Beschreibungen des „Mechanischen
Theaters", wie es fortab genannt wurde, verfaßt.
Explikation oder Erklerung der neuerpauten und verfertigten Kunsigrotta in dem hochfilrstl. Salzburg. Lust Orth
Hellbrunn, so vorweisset eine hoc/ifärstl. Hoffmarch, alß erstl. in dessen Mitte die lioclifürstl. auf Romanisch erbaute
Residenz, zu beyden Seilten das Pau und Preywesen, Ringsherumb verschiedene Handtierungen und Professionisten in
Ihren Werckstätten auch letztl. mit einem künstl. Orgl- oder Hornwerckh sambt Echo und Concert. Alles durch Wasser
betrieben.
Figuren Residenz:
bewegt, unbewegt. Hochfürstl. Wappen
2 Stuken mit Lavetten.
2 Grenadier so auf und abspatzieren,
2 1 Hercoles sambt Hydra.
24*
10
47
53
7
50
20
113
74
3
66
J Gerichtsbezirk Salzburg
Figuren
bewegl. unbewegt.
4 Im ersten Umbgang 2 Cavattier und 2 Dantes.
8 Römische Kayser auf der ersten Gallery.
4 1 Pantaton 1 Harlequin 1 Docto 1 Scaramuzo.
3 Auf d. 2ten Gallery 2 Cavattier 1 Dame.
10 Kaysert. Brust Bilder in denen Kitschen.
6 Vasis auf denen Patustraten.
2 Trag Mändt unter den forderen Trompetergang.
2 Figuren in Nitschen vorstellend die erste Archite/tturam, die zweite Musicam.
6 Delphinen in den Thurn.
3 Fortuna auf der Welt Kugel.
3 Trompeter auf die 3 Gang.
2 Wächter bey der Klolten.
Summa der würckl. bewegl. und unbewegt. Figuren.
Rechter Handt.
Liniter Handt.
Summa Summarum der bewegl. und unbewegt Figuren. Eine und andere Stuc/t so auch ein jedes
vor eine Figur gerechnet wirdt.
Schilder Rechter Handt.
Linker Handt als unten zu sehen ist.
113 143 Summa Summarum.
Rechter Handt
I bohrender Zimmermann
4 Stekenschlager
1 Vorsinger
2 Baumschneider
1 Zimmermeister
1 Tagwercker so umb die Arbeit fragt
1 Tagwercker mit dem Rennseyl
4 Zimmerleuth sambt Brust Zeug Klim und Seyl
1 Wagner mit der Schmidtsaulen und gemachten Redern
3 im Kauffladen 1 Kauffmann mit unterscliiedtl. Waaren I Bagot Mändt 1 hangender Drach. ^
6 im ersten Umbgang 5 Tagwercker welche zu tragen verschiedtl: Paumaterialien 1 Zimmerman SO
mit seinem Werckzeug auf die Arbeit geht.
8 Tagwerker im zweyten Umbgang. welche zutragen verschiedtl. Paumaterialien.
4 Maurer im S'en Stockh mit Ziegl Maltertrug und Geristen,
8 Auf dem Dach 7 Zimmerleuth 1 Pollier so trinkt.
1 11 Barbierer 1 sitzt und läßt sich barbieren
1 Schildt mit unterschiedtl. ausgeliengien Barbier Schüsseln.
3 Schmidt nebst Zugehör und Schildt.
3 1 Zangießer mit den Drehe Radt 1 Gesell mit der Gießkandl l Radttreiberin und unterschiedU.
Zünngeschirr.
1 1 Drexler sambt Drehbank und Zugehör. *■
2 1 Mahler sambt Potre 3 Farbenrelber u. 7 Landschafften.
53 7 Summa der würckl. bewegl. und unbewegt. Figuren.
3 Schilder so auch ein Jedes vor eine Figur gerechnet wirdt. '^
Auf dem Boden
neben der Residenz.
(
Linker Handt
Auf dem Boden neben der Residenz.
1 Wandt Wascher nebst 1 Faß und Wannen.
2 Binder und ein Faß.
5 1 Metzger so den Ochsen schlägt, 1 Ochs so niederfalt und wieder aufsteht 1 Metzger so
Messer wetzt 1 Metzger so das Lämpl absticht 1 Lämpl auf den Schrägen so die 4 FUß um
Kopf bewegt.
Schloß Hellbrunn
189
Figuren
bewegt, unbewegt.
1
11
3
4
4
3
2
5(1
1
9
20
66
Reyffensclmeider mit der Reyf Ban/i.
1 Pälir 1 Pälirentreiber so den Pätiren an der Kelten liat 1 attes Weib so mit ilim tanzt und
2 blasende Pälirentreiber.
Im Keller 12 Bierfässer 23 Kändl und Krug und 5 Laternen.
Im Wirtshauß 1 Wirdt 1 Kellner 1 Pauer mit der Raditrugen und altem Weib 4 Gäste und 1 Schildt.
Im Preyhauß I Maischer 2 Aufkhieler 1 so Bier füllt 1 Maischpoding 1 Pierkhiel 8 Fässer 4 Amper.
Auf der Maltz Thennen 2 welche Hauffen arbeiten, 1 Maltz Trager und 6 MaltzUauffen.
In der Fleischbanck 1 Schildt 1 Ausgezogenes Lämpl 2 Ausgezogene Ochsen 2 Hammel 1 Schweins-
Kopf 1 Mulde mit Warst 1 Brett mit Bratwärst.
Bekhin sambt Lehn Labt Semmeln Strützen Wecken 5 Mehlsäck.
Im Umbgang 1 Judt auf den Schwein 1 Altes Weib 1 Pilrger mit der Wiegen auf den Puckl
1 Kind darinnen und 1 darauf 1 Kleiner Pilrger 1 so Taback raucht 1 Schneider auf der Gaiß
2 Gitzl auf den Buckel und Werck Zeug 1 Wagner so das Radt umbkehrt.
Im Caffehauß oben 3 Gäste und unten 2 Spaniolen.
1 Meister Schuster so zuschneidt 2 Gesellen und 1 Schildt.
1 Schneider Meister so zuschneidt 2 Gesellen und 1 Schildt.
1 Riemer Meister 1 Gesell so Leder stecken sambt Rist Banck 2 Gesellen sambt Riemer Rössl
und Schildt.
1 Weißgerber Meister 2 Gesellen so Haut schaben und 2 Werck Bänck.
1 Bildthauer so ein hillzernes Bild ausarbeit sambt Schrägen, 1 Gesell so im Stein arbeitet, sambt
Brustbildt Schrägen und Werkstatt mit unterschiedl. academischen Stuck.
Summa der wtlrckl. bewegt, und unbewegt. Figuren.
Stuck so auch ein jedes vor eine Figur gerechnet wirdt alß 1 Fass und Wannen hey dem Wandt
Wascher 1 Faß bey den Binder 40 Stuck im Keller 14 Stuck im Preyhauß 6 auf der Maltz-
thennen und 4 Schildter machen zusammen 66 Stuck oder 66 unbewegt. Figuren.
Specification
derer in dem neuen Mechanischen Kunstwerckh in Hellbrun theills riehrent theills unbeweglichen Figuren
und anderen Sachen.
Erstlich
2 Orgl Werckh auf einer Walzen durch das Wasser
4 Stück spillent.
Figuren
In Kaufmans Laden
1 Kaufmann mit verschiedentlichen
Wahren.
1 Pagothen Mändl daselbst.
1 hangender Track.
Unbewegt.
Im ersten Umbgang
5 Tagwercker
1 Zimmermann.
Im ersten Stockh.
8 umbgehende Tagwercker verschidentliclie Pau Mate-
rialia tragent.
Im änderten deto.
4 arbeithende Maurer auf dem Gerist sambt Zieglen.
Auf dem Tach.
8 derley Zimmer Leith.
Herunten auf dem Poden.
1 Zimmergsöll mit einem Keuger porrent
4 Steckhenschlager
1 Vorsänger
2 mit einer Zugsag schneidende Zimmergsöllen
I Zimmermeister
1 Tagwercker
1 deto beym Aufzug sambt Globen und Saill
4 Zugleith sambt dem Brust Zug.
•' In der Barbier Stuben.
1 Gsöll
Unbeweglich
I 1 Persolin auf den Barbier Siz
I / Schild.
In der Schmidten
4 Schmidt-Knecht
1 Wagner sambt Schild.
Oben auf der Schlosserey
3 Naglschmid
1 Schlosser
1 Schild, unbeweglich.
In dem änderten Gaden.
1 Träxler sambt Trapanckh Werckzeug und Schild.
In der Zinngüesser Werckstad.
1 Trapanckh und verschidenes Zingeschier.
190
Gerichtsbezirk Salzburg
Mahler Werckhstath.
1 Mahler bey einen Porträte item 7 Landschäfftler
1 Farbreiber.
Auf der herentheren Seithen.
12 Pier Vaß
5 Ämpper
Unbewegt. 23 Kandln et Krüeg
5 Plechene Latern
1 Schild
1 Würth
1 Kellner
1 Paar ain altes Weib in einer Rädl
Truhen fiehrent
2 Bindtergsölln an einen Vaß Raiff an-
treibent
1 Raijf Schneider
1 Wandt Wascher.
An Figuren
8 Pier Vaß
Im Preuhauß
Nichts
Auf den Malz-Thenn
Nihil
1 Schneider, so auf dem Gaißpockh reittet mit Werck-
zeug und 2 Kizl in der Putten versechen
1 Wagner mit umbtreibenden Rad.
Weißgerber Werckhstad.
1 Maister \
1 Gsöll i ^^'^^'' "^^^^Ssent
1 Schild.
l Maister \
Riemer Werckhstad.
so Lader röckhen
1 Gsöll I
'2 Riemergsöllen sambt Riemer Rössl
1 Schild.
Bild -Hauer Werckhstad
l beym Schrägen in Holz arbeithender Bildhauer
l anderer deto in Stain arbeithent mit Schrägen und
Brustbild
Underschidlich zurBildhauerey gehörige Academie-Stuckh.
Schneider Werckhstad
1 Schild mit einem Gaißpockh
2 Näende Schneidergsöllen
1 Maister auf einen Tisch zuschneident.
In den Fleisch Bahckh
\
ausgezogen
Unbew.
1 Schild
1 Lämppel
2 Oxen /
2 Schweinen Schuncken
1 deto Köpft
1 Muelter mit Wurst und Punzen
1 BrOd mit Brad Wärst
1 Mezger so ein Lämppl abstichet
1 Lämppl den Kopf und Füess bewegent
1 Metzger, welcher den Oxen schlagt
1 Ox der niderfahlet und aufstehet
1 Fleischhackher Messer wezent.
Beym Pern-Tam
1 Per
1 Pern-Treiber disen in der Ketten fiehrent
1 altes Weib mit dem Fern tanzent
2 blasende Pern Treiber.
Im Pöckhen-Laden
I Pöckhin mit Lenlaib, Sembl, Struzen,
Röggelen und Mehlsäckh
unbewegt.
Umb den Pöckh Laden gehen herumb
1 Jud auf einem Schwein reittent
1 altes Weib
1 Bürger Pauer sambt Wiegen und
2 Kindern
! Tobackh rauchender Paur
Schuester Werckhstad
1 Schild
1 Maister Arbeith herrichtent
1 Schuech machender Knecht
1 deto welcher wixet.
Caffae Hauß
Nichts.
Residenz
2 Schildwach haltende Grenadier
2 Methollene Stuckhl auf Laveten
I Hochfürstl. Wappen
1 Hercules mit Hydra
8 Rom. Kaiser
10 solche Brust Bilder
Unbewegt. 6 Bases
2 Gang tragende Männer
2 Figuren Architekturam et Musicam
vorstellent
6 Delphin über ein methallene Gloggen
I Fortuna zu obrist auf der Residenz
ohne der Schild an anderer Cleinigh-
ketten: 128 Figuren. r
Bereits geschnizet aber annoch uneingerichtet
seynt nachvolgende Figuren vorhanden:
Zu der Residenz gehörig in dem Umbgang in besagter
Residenz
2 Frauenzimmer t
2 Ca valiers.
Schloß Hellbrunn 191
Herausser der Residenz Lederer Werckhstad.
2 Knecht in denen Wonnen.
l Scapier
1 do do
1 Scharmiizo
1 Bantilon Auf die claine Altana
I Hund
1 Exercitien Meister.
2 spännische Figuren.
Auf die erste Altana j^ ^.^ Schmidten
3 Cavalier
1 Frauen Zimmer. 1 Ploß palgen ziehen
l Schmid Maister
In Thrompether Gang 1 Pferdt im Nothstall
3 i hrompether. 1 Reit Knecht.
In Uhr Thurn
Auf dem Poden
2 So die Uhr anschlagen. j j^„gf. ^
IWildschiez 1 ^"'"ff"''-
Im Keller
I Wartin
4 Spiller ;„ ^,-^ Zilnngüesser Werckhstad.
4 Gast
10 arbeithende Knecht.
Im Preuhaus ^ GsOll bei der Güeßpanckh.
1 Weibsperson das Rad treibent
1 Maister.
1 Türckh ■^"'" Kaufmannsgewölb
I Pöllackh I Paar mit dem Schmalz Kibl.
3 Göst 57 Stuckh uneinge richte r Figuren.
Hochfürstl : Salzburg: Lustorths Verwaltung Hellbrunn
den 28. Septb. 1752.
Johann Jakob Kendler.
Die nächsten Jahre bringen abermals Reparaturen. 1758 werden die Bleiröhren der Forstteiiflgrota aus-
gebessert und die Röhren des Regenbogens in der großen Grota umgegossen. 1759 waren in der Ab-
gottsgrotta und Salblingstuben an den Seitenwänden daselbst, die mit klein und größeren ver-
schiedenlich färbigen Pflästerln eingelegt sind, viele tausend große und kleine Feldln wegen der vermut-
lichen Felchtigkeit wirklichen abgestanden.
Die Wiederherstellung erforderte ziemlich viel Auslagen:
Benedict Zopf, Stockkathorer 123 fl, Martin Dreyer, Hof- und bgl. Hafner für 22000 groß und
kleine gelb, weiß, blau und meergrüne glasierte viereckige Steint, das Tausend zu 5 fl . . . . 110 fl
Josef Miller, Hofvergolder und Maler für Neumalung der 5 Stück Malereien in der Forelngrottn ,
welche alle ruinirt und nicht mehr richtig waren, ä 18 fl zus. 90 fl.
•1760 wird befunden, dass die Ruckmauer der sogen. Silbergrota sich hindanbegeben und ville Spacatur
gemacht, auch schon vor etwelcher Zeit des Einfahls halber habe müssen gespreizet werden, welche ver-
muthlich wegen denen villfalltig alldorth befindlichen Prunflüssen und etwan des nicht genugsam ge-
knackten Fundaments herkommen könne, mithin diese unentbehrlich abgetragen, neue Firsten geschlagen,
juf selbe ein gut- und gewehrliches Fundament angelegt und also erwehnte Grota in guth und dauer-
haften Standt widerumb hergerichtet werden müsse. Der Kostenvoranschlag beläuft sich auf 287 II.
iJ9 kr. 2 v^. Den Beginn der Arbeiten setzte Erzbischof Siegmund auf das Frühjahr 1761 an.
Km 27. März 1770 suchte Leopold Rosenegger, des gewesten Oberbergraiters aus Hallein Sohn, an, da
'ir von einer sicheren Hand vernommen habe, dass F. J. Gn. gnädigstes Belieben tragen sollten, das
:>on meinem Vatter sei. in Hellebrunn errichtete Werk ausbuzen und reparieren zu lassen. Wan nun ich
iie Model meines Vatters noch in Händen und von ihm in dieser Kunst profitiert habe, demnach mit
192 Gerichtsbezirk Salzburg
der Gottes Hilf mich an dieses Werk getraue, es möge ihm die Ausbesserung übertragen werden. Das
Pfleggericht berichtete, daß die Beschädigung sich nur auf die Orgel und Pfeifen beschränke, weshalb
dem Hoforgelmacher Rochus Egedacher die Reparirung des Horns, Auswexliing der Pfeifen und Stim-
mung des Leders für 50 fl. übertragen wird. 1772 werden die zwei von Gips gemachten und vor der
großen Groten im Lustorth Hellbrunn stehenten Hirschen, die wetterschlächtig auch dabei die Läuff in
manichem abgebrochen um 48 fl. repariert.
Im April 1775 kam der jüngste Sohn der Kaiserin Maria Theresia, Erzherzog Maximilian (nachmals Kur-
fürst von Köln), zu Erzbischof Hieronymus auf Besuch. Bei dieser Gelegenheit wurde auch Hellbrunn
besichtigt. Daselbst wurde mit der Steinbockjagd — wir entnehmen diese Schilderung einem gleich-
zeitigen Briefe des Hofratspräsidenten v. Kleinmayern — der Anfang gemacht. Der Erzherzog schoße den
schwersten und ältesten Bock zweimal wund. Er verkletterte sich jedoch mit gelähmten Füßen in eine
Felsenhöhle, so dass nur der Kopf hervorragte, und dann gab ihm Baron von Lehrbach den letzten
Schuß auf die Stirne, worauf er von der Höhe des Felsens wie eine schwere Kugel herabrollte und
gleichsam vor den Füßen des Erzherzogs und Erzbischofs sein letztes Compliment machte. Der Erz-
herzog war ungemein freudig darüber und ich muss es selbst gestehen, dass ich vielleicht eine so artige
und compendiose Jagd von seltenen Thieren nicht mehr sehen werde. Man hatte sie bald oben, bald
unten, bald stehend, bald flüchtig, bald steigend und kletternd und so immer in dem Gesicht; und dies
alles ohne Lärm, Geschrei und Treiber. Nach diesen verfügte man sich in den Garten an die Weyer,
woselbst der Erzherzog etwelche Stücke von größerer Gattung Forellen und Saiblingen mit der Angel
herauszog. Von dannen gienge es in das Patheon und da wurden die eingesperrten Forellen und Saib-
linge mit langen Gabeln rechtschaffen zusammengemezelt.
1791 wurde die Mauer beim steinernen Tische teilweise erneuert, nachdem schon 1788 der Hofstukkateur
Pflauder einiges ä la mosaique um 123 fl. gearbeitet liatte. Im gleichen Jahre wurde auch das zweite
Belvedereschlößl im Heilbrunner Hirschgarten repariert und das Monatschlößchen einer gründlichen Re-
novierung unterzogen. Drei Rohrböden waren eingefallen und Fenster, Thüren, Küche und Keller be-
fanden sich in einem äußerst elenden Zustande. Erzbischof Hieronymus beschloß, es neu herstellen,
ausmalen und zum Teil einrichten zu lassen, was auf 1288 fl. veranschlagt wurde. Aus den Akten er-
fahren wir, daß früher alle Reparaturen durch den hochfürstlichen Oberstbaukommissär Elias von Geyer
hintersteilig gemacht worden waren. Louis Grenier, Ingenieurhauptmann berichtet: Seit 35 Jahren ist
keine Hand mehr angelegt worden. Da ich vor 11, 10 und noch vor 9 Jahren darauf beharrte, dass die
Ausbesserung des bekannten Schlössls nicht länger mehr verschoben werden könnte, erhielt ich von Herrn
V. Geyer zur Antwort, dass alle Reparationen vergeblich sey, weil obiges Gebäude ohnehin gänzlich ab-
getragen werden sollte, und Graf Galler, der Referent bei der Hofkammer, äußerte sich über Geyer mit
einem vielsagenden: De mortuis nil nisi bene. Im Juli 1791 waren die Arbeiten, die sich auf 1626 fl.
28 kr. bezifferten, vollendet (Hofbauamt 1791 D).
Am 10. Mai 1807 wurden auf dem Wasser nach Wien alle im Hellenbrunn vorräthige seltene Vögel als
Gold- und Silberfasanen, ausländische Anten und Hennen, sogar die Schwanen gebracht, und damit in
diesem Lustort nichts mehr seltenes gefunden würde, so wurden die 3 vorräthigen Biber abgeschlagen
und das Fleisch verkauft. Die von dem Kurfürsten von Passau hieher gebrachten und um Hellenbrunn
ausgelassenen weißen Hirschen erhielten ebenfalls die Weisung, so bald es thunlich sein wird, nach
Wien zu migrieren. (Tagebuch des Abtes Dominikus Hagenauer von St. Peter pag. 270.) *
Ein Inventar von 1825 zählt folgende Grotten und Wasserwerkgebäude auf: Das Fischhaus oder die
Salblingstube, Neptungrotte, Monstrumgrotte, Grotte der Kleopatra, Acteongrotte, musaische Grotte, Grotte
der Diana, Gebäude der Mechanik, Steinbockgrotte, Mohrenkopfgrotte, Sternweihergrotte, Grotte zum
Vogelsang; die Ruinen und Regenbögen befinden sich zu ebener Erde im Lustschlosse selbst. Orpheus-
grolle, Amphitheater um den steinernen Tisch, Brunnhaus.
Schloß Hellbrunn
193
Beschreibung:
Der alte Haupteingang liegt im O.; hier endet die im rechten Winkel von Salzburg aus auf die Schloß-
anlage führende, aus prächtigen alten Bäumen bestehende Heilbrunner Allee, während eine gleich schöne
Allee in gerader Richtung von Glasenbach-Aigen auf das Tor hinführt.
Der Eingang selbst (Fig. 160) wird gebildet von zwei hohen rechteckigen Mauerkulissen, die durch
je zwei Pilaster (mit Sockeln und Kapitalen aus Konglomeratstein) gegliedert und innen von Ortsteinen
aus Untersberger Marmor eingefaßt sind. Oben Gebälk mit vorspringenden Abschlußgesimsen, daran zwei
Marmorwappen des Erzbischofs Marcus Sitticus; oben darauf stehen je zwei in Kugeln endigende Marmor-
obelisken auf Konglomeratpostamenten. Prächtiges schmiedeeisernes Rokokogitter, im Jahre 1888 aus
Schönbrunn hierher überführt. Zu beiden Seiten des Tores je ein einfaches niedriges einstöckiges
Gebäude, das rechte unten mit vermauerten Schlüsselschießscharten. Beide waren ursprünglich bloß
eingeschossig und wurden erst im XVlll. Jh. erhöht. Das Gebäude zur Rechten diente zuerst als
Beschreibung.
Eingang.
Fig. 160.
Fig. 160 Hellbrunn, Haupteingang (S. 193)
Wohnung der erzbischöflichen Trabantenleibgarde, seit Erzbischof Guidobald als solche des Gerichts-
dieners; eine Arrestzelle ist noch erhalten; im SW. schließt sich daran ein Stallgebäude. Das Gebäude
zur Linken bewohnte zuerst der Torwart, am Ende des XVIII. Jhs. Waldmeister und Zimmerpolierer,
jetzt der Verwalter. Das im O. daran anstoßende eingeschossige Gebäude war früher Stall. Durch ein
im S. des Verwalterhauses in die Mauer gebrochenes, von zwei einfachen Konglomeratpfeilern flankiertes
Tor mit schmiedeeisernem Rokokogitter kommt man in den ehemaligen Damhirschengarten. Alle bespro-
chenen Gebäude haben Schindeldächer.
Vom Haupttore führt in schnurgerader Linie auf das Schloß zu eine lange Straße, zuerst von zwei
mäßig hohen Mauern, mit Kugelakazien zu beiden Seiten, vor dem Schlosse dann von zwei langgestreckten
eingeschossigen Gebäuden flankiert. In diesen waren 1619 untergebracht: Rechts die Stallung für die
Tummelpferde, ein Brunnen mit einem Mascheron, Reitstall und Sattelkammer; links der Stall der
Karabinerleibgarde, wieder ein Brunnen, die Wagenpferdestallung, Heu- und Zimmereihütte, Pomeranzen-
stube, der hf. Leibstall, am Ende die Zimmer des Hofkaplans und der Offiziere.
Wie die Veränderung des Bestandes gegenüber den Ansichten Fig. 153—154 zeigt, ist dieser Trakt
umgebaut, und zwar 1660. Dies besagt eine am Südosttrakte eingemauerte weiße Marmorplatte mit
dem Reliefwappen des Erzbischofs Guidobald Grafen von Thun (1654—1668) und der Inschrift: Hoc
XI 25
194
Gerichtsbezirk Salzburg
latus haustum fortuito igne, ut datnno doceret sapere, fortius et ampltus pro habitatione et hortensium
hyematione per arcuata opera iiistauravit Giüdobaldus arch. et princeps MDCLX.
An Stelle zweier bogenförmiger, von je einem Tore durchbrochener Mauern, welche wir auf den ältesten
Ansichten Fig. 153 — 154 sehen, stehen am Ende der Straße zwei einstöckige, 1692 erbaute Gebäude,
Fig. ihl. gegen den Hof zu halbrund eingebogen (Fig. 161). In dem nördlichen (Fig. 167a) befand sich zuerst
die Wohnung des Pflegers, dann des Gerichtsschreibers (jetzt die des Hofgärtners). In dem südlichen {b)
war die des Hofgärtners (jetzt die des Schloßwirtes).
In der jetzigen Hofgärtnerwohnung befinden sich im Erdgeschosse zwei durch einen Flachbogen ver-
bundene Zimmer von unregelmäßiger Grundrißform mit schön stukkierten Decken: In dem einen
ein ovales Mittelfeld, von vier Kartuschen umgeben, in dem anderen ein oblonges Mittelfeld, umrahmt
von buschigem Blattwerk und zwei Muscheln. An der Laibung des Bogens gekreuzte Zweige und in
der Mitte eine ovale Kartusche mit zwei Cherubsköpfen und der Jahreszahl 1692. In der Küche daneben
ein rotmarmorner Brunnentrog mit der Jahreszahl 1745.
Fig. 161 Hellbruiiii, Eckgebäude im Runddl des Hofes (1692) (S. 194)
Schloßhof. Der im NO. abgerundete geräumige Schloßhof wird an den beiden Langseiten von niedrigen Gebäuden
begrenzt, in denen jetzt die Restauration und Dienstwohnungen untergebracht sind. Ursprünglich (1619)
befanden sich in dem nordwestlichen Flügel (c) außer der Kapelle neun Kammerherrenzimmer. Der Plan
von 1776 (Regierungsarchiv) nennt westlich von der Kapelle das Gasthaus, östlich das Kanzleizimmer
und die Wohnung des Pflegers und Oberschreibers. Der geradlinige Teil ist noch von 1613, der innen
gebogene Anbau von 1692, wie eine an der Außenseite eingemauerte Marmortafel angibt (vgl. Fig. 153,
154 mit 155).
Kapelle. Ungefähr in der Mitte des Nordwesttraktes ist die Kapelle eingebaut, die sich um ein Geschoß über
die übrigen Gebäude erhebt. Sie hat in der Mitte eine Tür mit gebrochenem Giebel und Eisengitter,
oben ein Doppelfenster mit Giebelverdachung und ist durch ein vorspringendes Gesims und einen ge-
schwungenen Giebel darüber abgeschlossen, der mit einer gemalten Sonnenuhr verziert und mit zwe'
steinernen Kugeln und einem Pinienzapfen bekrönt ist. Die Ecken sind mit Kongloraeralquadein aimieit.
Unten marmorne Sitzbänke.
Inneres. Das iieu ausgemalte Innere der rechteckigen, halbrund abgeschlossenen Kapelle ist einfach
gehalten, kn den Wänden Flachpilaster mit stukkierten ionischen Kapitalen, darüber ein Gesims mit
Eierstab. Über der in flachbogiger Nische stehenden Eingangstür ein rechteckiger, wohl für eine
Inschrift bestimmter Stuckrahmen, darüber Doppelfenster. Rundbogiges Tonnengewölbe, über der
Schloß Htllbrunn
195
halbrunden Apsis abgerundet. In der Apsis beiderseits je ein Fenster. Rechts Tür zur kleinen quadra-
tischen kreuzgewölbten Sakristei. An der Kapellentür altes Schloß und Beschläge (um 1615).
Einfacher Holzaltar (geschwungene Mensa und Tabernakel), weiß lackiert, mit vergoldeten Zieraten;
dahinter großes Holzkruzifix mit vergoldetem Christus, modern. Neben der Tür marmornes Weihwasser-
becken.
Gemälde: 1. Öl auf Holz. Madonna mit dem Kinde. Maria (Halbfigur) wendet den ganz im Profil
gestellten Kopf zu dem auf ihrem Schöße sitzenden nackten Jesusknaben; rechts Ausblick auf eine Land-
schaft. Gutes, leider teilweise stark abgeriebenes Bild, italienisch beeinflußt, Ende des XVI. Jhs. —
Reichgeschnitzter vergoldeter Rahmen, erste Hälfte des XVIII. Jhs.
Altar.
Gemälde.
1
^ i
4"
J^^^
T-
I i I ■ r « si
Fig.. 162 Helibrunn, Schloßfront gegen Nordosten (S. 196)
2. Öl auf Leinwand. Verlobung der hl. Katharina mit dem Christkinde. In der Mitte die sitzende hl.
Maria mit dem Kinde, dahinter der hl. Josef, rechts die kniende hl. Katharina, links zwei Putti, der
vordere mit der Krone. Gute, italienisch beeinflußte Arbeit aus der ersten Hälfte des XVII. Jhs.
In dem gegenüberliegenden Flügeltrakte im SO. (d) waren 1619 die Tafelstube und neun Zimmer
für die Truchsesse und Offiziere, seit Erzbischof Guidobald die Wohnung des Mitterschreibers, drei
Küchen, ein Brunnen und die Wohnung des Brunnenmeisters. Der Plan von 1776 nennt: Im O. das
Glashaus, in der Mitte die Hofküche, im W. die Brunnenmeisterwohnung; jetzt verschiedene Wohnungen.
Der Kapelle gegenüber ein ganz gleich gegliederter, als Glockenturm dienender Bau mit einer Uhr
im Giebel.
Zwei rundbogige Tore im N. und O. führen in den Garten, zwei Durchgänge im W. und S. in den
vorderen Schloßpark.
25*
Flügeltrakt.
196
Gerichtsbezirk Salzburg
Schloß-
gebäude.
Fig. 152,
162-168.
Schloßgebäude (Fig. 152, 162—168).
In den Jahren 1613 — 1615 wohl nach dem Entwurf des Santino Solari erbaut. In der Fassadierung lehnt
sich das Schloß an die Residenzbauten der Erzbischöfe Wolf Dietrich und Marx Sittich in Salzburg an.
Das eigentliche Schloßgebäude ist zweigeschossig und hat im Grundrisse die Form eines oblongen Recht-
eckes, an dessen Schmalseiten turmartig zwei quadratische Risalite vorspringen. Vor der Hauptfront im
NO. befindet sich eine Treppenanlage, aus der südwestlichen Langfront tritt ein rechteckiger Mittel-
risalit vor. Die Außengliederung ist im wesentlichen eine horizontale: Sockel mit starkem Rundstab in
der Mitte, unter den Fenstern je zwei einfache Bandgesimse, alle gleichwie die Fensterumrahmungen aus
Konglomerat (Nagelfluh). Als Abschluß profiliertes Putzgesims, darüber vorkragendes weiß stukkiertes
Hohlkehlgesims.
Fig. 163 Hellbrunn, Marmorrelief in der Brunnengrotte
unter der Hauptstiege, um 1613 (S. 196)
Hauptfront. Hauptfront im NO. (Fig. 162): Zum Hauptportal führt eine marmorne Doppelstiege (mit mar-
Fig. 162. mornen Balustern und kugelbekrönten Postamenten, auf Konglomeratunterbau). Die beiden Stiegen
münden auf eine kleine Altane, von der aus der Hoftrompeter zur Tafel zu blasen pflegte.
Unterhalb dieser Altane befindet sich ein um vier Stufen in den Boden vertiefter, nach vorne mit einem
flachbogigen Tor sich öffnender Brunnenraum (Fig. 167, 1). Er ist ringsum mit Konglomeratquadern
verkleidet und mit einer aus Quadern bestehenden flachbogigen Tonne gewölbt. An der Rückwand dieser
Fig. 162. mit großen Marmorplatten gepflasterten Brunnengrotte ist ein großes Marmorrelief (Fig. 163) auf-
gcite'it, darstellend einen knienden, langbärtigen, nackten Mann mit einem Rebenkranze im Haare, der
zwei S'.einböcke (Wappentiere des Erzbischofs Marcus Sitticus) in den Armen hält; gute Arbeit, um 1613.
Aus de:! Mäulern der beiden Steinböcke fließt das Wasser in ein ovales Marmorbecken. Oberhalb der
Gruppe ist die Wand mit Tuffstein verkleidet.
I
Schloß Hellbrimn
197
Beiderseits der Stiege je fünf oblonge, steingerahmte vergitterte Kellerfenster. Im ersten Geschoß in
der Mitte Portal aus Konglomerat: Rundbogige Türöffnung mit zwei einfachen Kämpfersteinen und
einem Schlußsteine, flankiert von zwei Rustikapilastern mit tiefen Horizontalfugen, einfachen Basen und
profilierten Gesimsen. Darauf Fries aus hellem Untersberger Marmor mit der eingemeißelten fünfzeiligen
Kapitalinschrift: ^ . . . ,.,. ,
^ Quae circumspiciens aedificata certiis
Marcus Sitticus ex AUaembsiis co/?z(itibus)
ar<:A(iepiscopus) 5a//5^(urgensis) ad successorum suiq{ue)
animi levamen decimo quinto mense fundavit
I atq{ue) perfecit anno dni A1DCXV principatus IUI.
' Über dem profilierten verkröpften Gesims in der Mitte das schön skulpierte Marmorwappen des
; Erbauers Erzbischofs Marcus Sitticus, Grafen von Hohenembs, durch zwei marmorne Fruchtschnüre ver-
! bunden mit zwei auf profilierten Postamenten ruhenden Marmorkugeln.
Fig. 164
Hellbrunn, Ansicht des Schlosses vom großen Weiher im Südosten (S. 197)
Beiderseits des Tores im Mittelteile je drei, in den wenig vorspringenden Seitenteilen je zwei Fenster in
Konglomeratrahmung mit profilierten Sturzgesimsen. Im zweiten Geschoß in der Mitte ein Doppelfenster
und beiderseits davon je fünf Fenster mit profilierten Dreiecksgiebelverdachungen.
!ln der Mitte über dem Abschlußgesims ein rechteckiges Dachgeschoß mit flachbogigem Giebel; in der
i Mitte ein Doppelfenster und darüber zwischen zwei profilierten Gesimsen zwei Mezzaninfenster in Kon-
glomeratrahmung; an den Seiten Marmorvoluten mit Vasen.
Südostseite (Fig. 164): Rechts unten neben dem Durchgange rechteckige Kellertür, darüber im ersten
Geschosse zwei Fenster mit profilierten Gesimsen, im zweiten Geschoß ein Fenster und eine Balkontür mit
Giebelverdachung. In dem Winkel ein später eingebauter rechteckiger Wendeltreppenaufgang; darin im SO.
! unten Tür, darüber ein oblonges und oben ein größeres Fenster; profiliertes Abschlußgesims, Schindeldach.
ilm stark vorspringenden Eckrisalit im NO. unten eine Tür und links daneben ein vermauertes Fenster, im
i-isten Geschoß ein Doppelfenster (eines vermauert) mit profiliertem Sturze, darüber ein zweites Doppel-
fenster mit Giebelverdachung (rechte Hälfte beseitigt), in der Mitte Ovalnische mit der Marmorbüste eines
'bärtigen römischen Kaisers.
Südostseite.
Fig. 164.
198
Gerichtsbezirk Salzburg
Nordwest-
scite.
In der Südostseite des Risalits unten ein dreifaches Kellerfenster (die zwei seitlichen vermauert), im
ersten Geschoß ein dreifaches grofJes Fenster (das mittlere in der unteren Hälfte, die beiden seitlichen
ganz vermauert) mit profiliertem Sturzgesims. Im zweiten Geschoß ein Holzbaliion mit schmiedeeiserner
Balustrade, rechteckige Balkontür mit zwei seitlichen Fenstern in Steinrahmung mit profilierter Giebel-
verdachung, die in der Mitte durch eine ovale Nische mit der Marmorbüste eines bartlosen römischen
Kaisers unterbrochen ist.
Nordwestseite: In der linken Hälfte unten Tür und daneben oblonges Kellerfenster; moderner
Vorbau mit zwei Holzsäulen. Im ersten Geschosse zwei Fenster mit profiliertem Sturze, im zweiten zwei
Flg. 165 Heiibrunn, Nordwestrisalit des Schlosses mit Bacchusstatue (S. 198)
Fig 165. mit Giebelverdachung. — Im vorspringenden Risalit (Fig. 165) im NO. unten Tür mit zwei seitlichen,
vermauerten, oblongen Fenstern, im ersten Geschoß ein dreifaches Fenster mit geradem Sturze (die beiden
seitlichen ganz, das mittlere zur Hälfte vermauert), im zweiten ein dreifaches Fenster mit gebrochenem
Giebel, darin in der Mitte Marmorstatue eines bartlosen römischen Kaisers. Links daneben noch ein recht-
eckie^es Fenster. Reicher gegliedert ist die den Weiheranlagen zugekehrte Nordwestseite des Risalites.
Drc!!U(Jies oblonges Kellerfenster (die beiden seitlichen vermauert), im ersten Geschosse dreifaches Fenster
wie im NO., im zweiten Balkon mit Tür und zwei Seitenfenstern, Giebelverdachung und marmorner
Kaiserbüste. Der flache Holzboden des rechteckigen, mit schmiedeeiserner Brüstung versehenen Balkons
Schloß Hellbrunn
199
wild an den Seiten getragen von zwei marmornen Atlanten, die statt des Unterleibes zwei in ein-
andergesclilungene, in eine Maske endigende Schlangenscliwänze haben, in der Mitte von einer großen
Volutenkonsole mit einer Maske, ebenfalls aus Untersberger Marmor.
Südwestfassade (Fig. 166): Dem Sternweilier zugekeiirt. In der Mitte rechteckig vorspringender
Risalit; darin großes Konglomeratportal mit Rustikagliederung; neben der rundbogigen Öffnung zwei
nach unten sich verjüngende halbrunde Pflaster mit marmornen Köpfen und Füßen als Kapitalen und
Basen; gerades Gebälk, über der Blechverdachung zwei Marmorkugeln. Darüber breitovales Fenster in
Verputzumrahmung; im zweiten Geschosse Doppelfenster mit gebrochenem Giebel, darüber schön skul-
pieites Marmorwappen des Erzbischofs Marcus Sitticus. Darauf als drittes Geschoß Aufsatz mit Giebel
von gleicher Gliederung wie bei der Hoffassade.
Siidwest-
fassade.
Fi" 166.
Fig. 166 Hellbrunn, Südwestfassade des Schlosses mit Eingang zur Neptungrotte (S. 199)
M^
eben dem Portal an den Ecken zwei Marmorkartuschen mit bronzenen Hirschenköpfen, aus denen
Wasserstrahlen gespritzt werden können, bezeichnet: Hitzl fc. (Sie wurden im XIX. Jh. als Ersatz der früher
lier befindlichen zwei Stuckhirsche von 1693 angebracht, die durch Verwitterung zugrunde gegangen waren;
ranz Hitzl lebte 1791 — 1856.) In den beiden Seitenwänden des Risalits im ersten Geschosse je ein ver-
schaltes Fenster mit geradem Sturz, im zweiten Geschosse je eines mit Giebelverdachung, im Aufsatze je
•in einfaches Fenster.
^Mderseits des Mittelrisalits in allen drei Geschossen je vier paarweise zusammengerückte Fenster von ent-
prechender Umrahmung wie auf den übrigen Seiten. In den vorspringenden Eckrisaliten in allen drei Ge-
chossen je drei Fenster; von denen im Grotten- und 1. Geschosse sind die beiden seitlichen vermauert. Über
lern gebrochenen Giebel im 2. Geschosse in Ovalnische je eine Marmorbüste eines römischen Kaisers.
Jher dem Hauptgebäude Schindelsatteldach, über den Schmalseiten abgewalmt, mit gemauerten Rauch-
innren und Dachfenstern. Über den Eckbauten Schindelpyramidendächer, mit prismatischen hölzernen,
plechgedeckten Laternen mit Blitzableitern, die schon 1786 durch den salzburgischen Professor P. Domi-
likus Beck eingerichtet worden waren.
200
Gerichtsbezirk Salzburg
go yubx^
Fig. 167 Hellbrunn, Grundriß 1 : 700 (S. 202)
Schloß Hellbrunn
201
XI
(M
o
CM
3
Qf
26
202
Qerichtsbezirk Salzburg
Inneres.
Fig. 167, 168.
Inneres (Fig. 167, 168):
Vom Haupttore kommt man in ein rechteckiges Vor haus (wo früher die Leibgarde Wache hielt), mit
einem Marmorpflaster und einem von je zwei rundbogigen Stichkappen eingeschnittenen flachbogigeii
Tonnengewölbe (Fig. 167, 2). In der Rückwand große leere rundbogige Nische, daneben zwei Türen, die zu
zwei Wendeltreppen führen, von denen man auch zu den Grotten hinabkommen kann. Darüber je ein
oblonges Oberlichtfenster (das linke vermauert) und darüber je ein großes Fenster mit Holzgitter. Im
NW. eine Heizöffnung mit Eisentür und eine kleinere Tür zu den Parterrezimmern, im SO. eine größere
zur Aufgangsstiege und weiterhin eine zweite Tür zu den Parterrezimmern im südöstlichen Flügel. Alle
Fenster und Türen in profilierter Umrahmung von Untersberger Marmor.
Fig. 169 Hellbrunn. Gemalte japanische Piipiertapeten (S. 203)
Im südöstlichen Teile haben Vorhalle und Küche ein von rundbogigen Stichkappen eingeschnittenes
Gewölbe, die drei nebeneinander liegenden Zimmer flache Decken und das Gemach im Eckrisalit ein
gratiges Kreuzgewölbe.
Rechts von der Halle liegen vier Räume: 1. Vorzimmer (3). Gewölbe, auf jeder Seite zwei rundbogige
Stichkappen. — 2. Daneben im SW. (4), verbunden durch Tür in profilierter Marmorrahmung, ähnlicher
Raum; rundbogiges Tonnengewölbe mit je zwei rundbogigen Stichkappen. — 3. Der durch die ganze
Breite gehende Karabinersaal mit flacher Holzdecke (5). — 4. Im Seitenrisalit die Küche mit vier-
kappigem Gewölbe und altem Herde (6).
Eine gerade aufsteigende Stiege mit 34 Stufen aus rotem Marmor führt in den Oberstock, der die
Fürstenzimmer enthält, und zwar zunächst in ein gewölbtes Vorzimmer (7) mit drei, von geraden
St'u.'zgesimsen überdachten Portalen aus rotem Adneter Marmor.
Neben der Stiege ein schönes vergoldetes, schmiedeeisernes Gitter zwischen einem halb in die Wand
eingemauertem und einem freistehenden prismatischen Postament aus poliertem gelbem Marmor; in den
Schloß Hellbrunn
203
drei ovalen Seitenfeldern des letzteren ist zweimal der Steinbock, einmal der Löwe in Relief dargestellt.
Gitter und Postamente um 1615.
Von den geräumigen Zimmern haben sieben dieselben, über einem umlaufenden Gesims aufsteigenden
Spiegelgewölbe wie der Vorraum. Die Verbindungstüren sind fast durchweg in rotem Marmor gefaßt und
mit geradem Sturzgesimse versehen. In dem Zimmer der Hofseite neben dem Festsaal (12) ein Kamin
in rechteckiger, kräftig profilierter Umrahmung aus gelbrotem Marmor, mit schön gearbeiteter, schmiede-
eiserner, doppelflügeliger Tür. Im gleichen Zimmer an den Wänden japanische Papiertapeten
1-ig. 1/0 Hellbrunn. Detail aus der japanischen Tapete (S. 203)
um 1720. (Die von Stainhauser erwähnten blau-goldenen Ledertapeten sind nirgends mehr vorhanden.)
In dem im SO. angrenzenden oblongen Speisesaal (13) ein Kachelofen von 1608 (s. unten) und zwei
Hängelaternen mit verglastem Messinggehäuse (XVIII. Jh.). In dem Zimmer südöstlich davon (14) dieselbe
japanische Schablonentapete wie oben, in dem größeren Zimmer neben dem Vorzimmer (15) sehr wert-
volle, mit der Hand sehr sorgfältig gemalte japanische Papiertapeten (angeblich von 1720): viel-
ästige Bäumchen mit weißen, roten und blauen Blüten, belebt von vielerlei Vögeln und Schmetterlingen;
vorzügliche Arbeit (Fig. 169, 170). Im selben Zimmer ein Kamin in reich profilierter Umrahmung aus
rotem Marmor, mit bemalter Eisentür und eine große verglaste Hängelaterne mit vergoldetem Holzgehäuse
(Ende des XVIII. Jhs.). Im Zimmer im südöstlichen Vorbau (16) an den Wänden Leinwandspaliere des
XVllI. Jhs., mit braun aufgedruckten Blumenstreifen.
26*
Fig. 169, 170.
204
Gerichtsbezirk Salzburg
Festsaal.
Fig. 171.
Einen besonderen Schmuck weisen der durch die ganze Breite des Gebäudes gehende Festsaal und das
anstoßende achteckige Zimmer im Nordwestrisalit auf. Beide sind an den Wänden und am Gewölbe voll- _
ständig bemalt. |
Der Festsaal (10) (Fig. 171) hat einen Fußboden aus gelblichen und roten quadratischen Marmor-
platten und ein flachbogiges Gewölbe. Nach Hübner hatte dieser Saal (1792) „vergoldete Ledertapeten
auf blauem und rotem Grunde und viele große Gemälde, darunter 12 Abbildungen von Kaisern aus
Gold". 1854 wurden die Tapeten durch Malerei ersetzt und die Wandgemälde selbst „restauriert", d. h.
mit Ölfarben vielfach übermalt. Wände und Gewölbe sind durch Architekturmalerei gegliedert. An
Fig. 171 Hellbrunn, Festsaal (S. 204)
den Wänden stehen vor Pilastern auf reichverzierten Postamenten zwölf lorbeerbekränzte römische Kaiser
im Panzer und kurzen Mantel, mit Schwert und Feldherrnstab. An den Postamenten die kleinen Inschriften:
Julio Cesare, Augusto, Tiberio, Caligula, Claudio, Nerone, Galba, Othone, Vltelllo, Vespaslano, Tito,
Domlzlano. In der Mitte der beiden Schmalseiten zwei Trophäen, wie die Kaiser in Goldbronze und
Braun (größtenteils neu [1850]) gemalt. Auf den gemalten Gesimsen darüber 16 Paare von (mit Kupfer-
bronze gemalten) Putten, die je eine Fruchtschale stützen. Über den Fenstern und Türen sechsmal in
Gold vor rotem Grunde die Wappentiere des Erzstiftes und des Erzbischofs Marcus Sitticus, Löwe und
Sieinbock. Ober den beiden Türen im SO. zwei gemalte Wappenschilde mit je zwei darüber schwebenden
rutleri. Im linken das normale Wappen des Erzbischofs Marcus Sitticus, im rechten ein phantastisches
Wappen: Löwe (Wappentier des Erzbistums Salzburg) und Steinbock (Wappentier der Grafen von Hohen-
^Tübs) in inniger Umarmung; darüber der Wahlspruch: Numen vel dlsslta jungit.
Schloß Hellbriinn
205
Fig. 172 Hellbrunn. Oktogon, erstes Wandfeld (S. 211)
206
Gerichtsbezirk Salzburg
Fig. 173 Hellbrurin. Oktogon, zweites Wandfeld (S. 212)
Schloß Hellbrunn
207
Fig. 174 Hellbrunn. Oktogon, drittes Wandfeld (S. 212)
m
208
Gerichtsbezirk Salzburg
Fig." 175 Hellbrunn. Oktogon, viertes Wandfeld (S. 212)
Schloß Hellbrunn
209
An den beiden Langseiten sind zwei perspektivische Durctiblicke gemalt. Links erblickt man durch
eine Säulenhalle, eine Pfeilerhalie — in der links zwei Frauen mit Früchten, rechts ein Krieger und
eine Frau stehen - und eine von zwei Palästen flankierte Straße die Markuskirche von Venedig. Rechts
durch eine Säulenhalle Durchblick auf einen von einstöckigen Gebäuden mit hohen Rundbogenarkaden
umschlossenen Platz. Zwischen den Säulen und dem Pfeiler links eine ältere Frau, die eine jüngere, von
zwei Mädchen begleitete Dame begrüßt, rechts eine vornehm gekleidete Dame am Arm eines blondlockigen
jungen Kriegers; in den Mittelarkaden links ein Mann, rechts ein junger Krieger im Gespräche mit einem
1 Mädchen.
Fig. 176 Hellbrunn. Oktogon, Detail aus dem ersten Wandfeld (S. 211)
Ober dem vorspringenden Saalgesims uingibt das Gewölbe eine gemalte Balustrade. Darauf ein Falke,
I zwei Enten, zwei Papageien, ein Affe, ein Pfau, ein Reiher. In den vier Ecken sitzen auf der Balustrade je zwei
' kupferbronzene nackte Jünglinge, die einen Fruchtkranz tragen. In der Mitte der Schmalseiten im SW.
ein Putto mit drei Kränzen, im NO. einer mit Apfel und Ährenbüschel. Eine gemalte Säulenarchitektur
I durchschneidet den von allerlei Vögeln belebten blauen Himmel. In den Säulengaleiien je diei Paare
) von allegorischen Frauen, im NW. eine Frau mit Palmzweig und Zügel, daneben eine zweite in voller
! Rüstung; zwei aufwärts blickende Frauen, die eine mit Kelch, die andere betend (Glaube); eine Frau
mit zwei Kindern und eine zweite mit Öllampe und Hahn (Häuslichkeit). Im SO. eine Frau mit Schwert
und Wage (Gerechtigkeit), eine zweite, die einen Pelikan mit seinen Jungen in den Armen hält (auf-
opfernde Mutterliebe); eine Frau mit Helm an einer Säule (Stärke), daneben eine mit einer Reitgerte (?);
eine behelmte Frau mit einem von einer Schlange umwundenen Speer und einem Spiegel in der Hand
(Wahrheit), daneben eine zweite mit einem Wanderstab. In dem kreisrund durchbrochenen, von einer
XI 27
210
Qcriclitsbczirk Salzburg
Fig. 177 Hellbrunn. Oktogon, Details aus dein zweiten Wandield (S. 212) Fig. 178
Fig. 179 Hellbrunn. Oktogon, Detail aus dem zweiten Wandfeld (S. 212)
Schloß Hellbrunn
211
Balustrade umgebenen Mittelteile schwebt, in perspektivischer Verkürzung gesehen, eine geflügelte Frau
mit Palmzweig und Blumenkranz in den Händen.
Alle Malereien sind — besonders in den großen Flächen — vielfach restauriert. Relativ am besten und
unversehrtesten sind die Figuren in dem perspektivischen Gemälde der Südostwand. Bei genauem Zusehen
erkennt man bald die Unterschiede der alten, von feinen Rissen durchzogenen, in einer Art Wachstechnik
gemalten Partien und der modernen glatten Ölfarbenübermalungen.
Auch das Oktogon im nordwestlichen Vorbau (11) ist vollständig ausgemalt. An den Laibungen
der vier Tür- und Fensternischen Arabesken und Putten in Gold auf rotem Grunde, 1854 fast ganz
Oktogon.
Fig. 180 Hellbrunn. Oktogon, Detail aus dem dritten Wandfeld (S. 212)
neu gemalt. In den acht Ecken je zwei Säulen auf gemeinsamen, mit Akanthusblattwerk und je zwei
Steinbockköpfen verzierten, oben ausgebauchten Postamenten, mit gewundenen blauen Schäften, von
goldenen Reben umrankt, in denen Putten herumklettern. Bei den vier nicht durchbrochenen Wand-
abschnitten tragen je zwei Säulen init zwei perspektivisch zurückgestellten von gleicher Bildung eine
quadratische Decke, die kreisrund durchbrochen ist. Auf dem Rande sitzt je ein Vogel (Fasan, Adler,
Pelikan, Sperber). Hinter jeder dieser Säulenhallen öffnet sich ein perspektivischer Durchblick auf eine
langgestreckte Galerie mit prismatischen Pfeilern, zwei mit flacher Kassettendecke, zwei mit Kreuzgewölben.
Diese Hallen gehen auf einen Hof hinaus, der durch einen halbrunden Arkadenbau abgeschlossen wird.
Herren und Damen im Zeitkostüm vom Anfange des XVII. Jhs. wandeln in den vier Säulenhallen:
1. (Fig. 172). Vorne rechts eine blonde junge Dame in dekolletierter Toilette (rot, mit blauem Oberkleide)
mit hohem Leinenkragen, Fächer und Taschentuch in den Händen (Fig. 176). Hinter ihr eine alte Duenna
27*
Fig. 172.
Fig. 176.
212
Gerichtsbezirk Salzburg
Fig. 173.
Fig. 177.
Fig. 178.
mit weißem Kopftuch; in den Arkaden zwei Dienerinnen und ein Mann. Ein quergeiiender tiefer Sprung
durclischneidet leider das Bild.
2. (Fig. 173). Rechts eine vornehm gekleidete Dame mit roter Taille und faltigem weißem Rock, Spitzenkrause,
Perlendiadem und goldener Halskette (Fig. 177); sie überreicht mit liebenswürdigem Lächeln eine rote
Nelke einem Kavalier (in blau-weißem Gewände, mit gelbem Mantel und grüner Schärpe), der, das rote,,
mit zwei weißen Straußfedern geschmückte Barett in der Linken hallend, ehrerbietig auf sie zuschreitet
(Fig. 178). Die Ähnlichkeit mit dem Bildnisse des Erzbischofs Marx Sittich (Fig. 185) läßt die alte Tradition
als begründet erscheinen, daß hier Marcus Sitticus als junger Edelmann (Graf von Hohenembs) dargestellt ist.
Fig. 181 Hellbrunn. Oktogon, Kuppelgemälde (S. 213)
Links stehen zwei junge Damen, die eine in rotem, die andere in blauem Kostüm, beide mit Perldiademen,
Fig. 179. goldenen Halsketten und Mühlradkragen; vielleicht die Töchter der Dame oder Hofdamen (Fig. 179).
Alle Personen unverkennbar Porträts.
Fig. 174. 3. (Fig. 174). Eine schöne junge Tänzerin (in gelbem Gewände, mit einer roten Straußfeder im sorgfältig frisierten
Fig. 180. blonden Haar) (Fig. 180), der zwei Jünglinge aufspielen. Links ein blonder kräftig gebauter Bursch (in
rotem Leibrock mit blau gepufften grünen Hosen) mit einer Laute, rechts ein brünetter feingliedriger
schlanker Jüngling (mit violettem Rock und weißen, rot gepufften Pumphosen), auf einer Geige spielend.
Fig. 175. 4. (Fig. 175). Als Pendant zu 1 eine junge blonde Dame (mit rotem Leibchen, blauem Mieder, weißem Rock,
hohem, spitzenbesetztem Kragen) mit Fächer und Taschentuch in den Händen. Hinter ihr eine dunkelhaarige
Dienerin* in grünem Gewände, mit einem Hündchen in den Armen. Die dargestellte Dame ist einei]
glaubwürdigen Tradition zufolge Frau von Mabon, die Freundin des Marcus Sitticus.
Schloß Hellbrunn
213
Auf den Säulen ein reicli mit Gold ornamentiertes Gesims (in der Mitte je ein Steinbockkopf). Der
Tambour darüber hat in den Ecken goldornamentierte violette Pilaster; die grün fondierten Wandfelder
dazwischen sind von goldenen Kartuschenrahmen durchbrochen, die von je zwei braun gemalten Satyrn
gehalten werden. In diesen Öffnungen stehen vor blauem Himmel abwechselnd Löwe und Steinbock. —
Die aus acht Kalottenstreifen bestehende Kuppel weist eine phantastische durchbrochene Dekoration auf.
Acht reich gegliederte, bizarr profilierte Sparren, feurigrot grundiert, mit goldenen Einfassungen. In den
Winkeln je eine Vase. In den acht Öffnungen vor blauem Himmel auf vergoldeten Postamenten acht
allegorische Figuren schöner Frauen (Fig. 181, 182).
Fig. 181, 182.-
Fig. 182 Hellbrunn. Oktogon, Kuppelgemälde (S. 213)
1. mit Palmzweig und Rosenkranz,
2. mit Füllhorn (Früchte) und Krone,
3. rosenstreuend, mit Krone,
4. Gold und Geschmeide streuend, mit reicher Krone,
5. eine licht durchstrahlte, nur leicht bekleidete Frau, mit der Sonne in der Hand,
6. eine sitzende Frau, die Milch aus ihren beiden Brüsten spritzt,
7. ein Mädchen in kurzem Rock, mit einer Taube in der Hand,
8. eine sitzende Frau, mit Stab und Hut in den Händen.
Oben vereinigen sich die acht in Steinbockköpfen endigenden Sparren in einem achteckigen Rahmen.
Den Boden des Oktogonpavillons bildet ein zu geometrischen Kompartimenten zusammengestelltes Pflaster
j aus roten, blauen und weißen Marmorplatten.
214
Qericlitsbezirk Salzburg
Kachelofen.
Fig. 183, 184.
Die am glatten Auftrag erkennbaren Ölfarbenübermalungen von 1854 erstrecken sich meist nur auf groß-
flächige Partien: die Gründe, Architekturen, Säulen, das Ornamentale. Die Figuren sind, besonders in
den Köpfen, fast unberührt. Man erkennt die alten Partien an den feinen Haarrissen und an der pastosen
Pinselstrichstruktur. Die Qualität der Bilder ist eine
vorzügliche.
Als Maler gilt der Tradition nach Arsenio Mas-
cagni, was nach einem Vergleiche mit dem Hoch-
altarbilde des Salzburger Domes als sicher gelten kann.
Interessant ist die Technik: Es sind keine Fresken;
auf einen sorgfältig geglätteten Stuckgrund sind in
papierdünner Schicht die jedenfalls mit Wachs ver-
setzten Farben aufgetragen.
Die Dekoration der beiden Räume ist eine noch renais-
sancemäßige, ganz aus italienischem Geiste geborene.
Säulenarchitekturen mit kunstvollen perspektivischen
Durchblicken, im Saal römische Imperatoren, alle-
gorische Frauen als Tugenden, nackte Jünglinge,
denen der Sixtinadecke nachempfunden. Trägt der
Empfangssaal ganz den Charakter fürstlicher Reprä-
sentation, so ist das Oktogon ausschließlich dem
Kultus der schönen Frau gewidmet.
Das Ganze ein durchaus einzigartiges Denkmal früh-
barocker italienischer Innendekoration auf reindeutschem
Boden.
Kachelofen (Fig. 183, 184): Im Speisesaale (Hof-
seite) in einer tiefen rundbogigen Nische der Südwest-
wand. Auf einem Eisengerüste mit sechs Eisenstäben
aufgebaut, von rechteckigem Grundrisse. Die glasierten
weißen Kacheln sind mit blauer Zeichnung dekoriert,
die Ornamente und Figuren zum Teil gelb und grün
koloriert. An den Ecken und in der Mitte der beiden
Seitenflächen Pflaster mit vertieften, ornamentierten
Feldern; am Postamente je ein Cherubskopf, am Kapital
ein Widderkopf, beide plastisch gebildet und zum Teil
vergoldet. An den Sockelfeldern dazwischen fünf Dar-
stellungen in Vierpaßrahmen:
1. Oben auf Wolken eine posauneblasende Frau in
einem von zwei geflügelten Löwen gezogenen Wagen.
Unten am Meer ein untergehendes Schiff mit er-
trinkenden Menschen.
2. Oben auf Wolken Venus, vor Jupiter kniend. Unten
eine schlafende Frau.
3. Venus auf einem von zwei Amoretten gezogenen
Wagen.
4. Venus mit Amor auf einem von zwei Vögeln gezogenen Wagen, auf Wolken über einer Stadt.
5. Ein Mann und eine Frau betreten eine Herberge; die Wirtin empfängt sie. (Beschädigt.)
Au den beiden Eckenpilastern der Vorderseite das Wappen des Erzbischofs Marx Sittich. Zwischen
den Pilasterfeldern fünf seichte Nischen mit Muschelabschlüssen. Darin:
Fig. 183
Hellbrunn. Kachelofen von Friedrich StrobI,
1608—1615 (S. 214)
Schloß Hellbrunn
215
1. Der hl. Johannes predigt den Juden (beschädigt); darunter die Jahreszahl 1608.
2. Ein stehender nackter Jüngling (der Sonnengott), darüber die Inschrift SOL, unten die beiden Sonnen-
rosse mit dem Wagen; ein Kriegsknecht ersticht einen Knaben. — Am Pilaster dazwischen oben Bacchus,
unten Musikinstrumente.
Fig. 184 Hcllbruim. Kachelofen von 1608—1615, Detail, Vorderseite (S. 214)
3. (Vorderseite.) Venus und Amor; landschaftlicher Hintergrund mit kosenden Paaren usw. In der Um-
rahmung Waffen und Musikinstrumente (Fig. 184).
4. Namengebung des hl. Johannes; darunter die Jahreszahl 1608. — - Am nächsten Pilaster Monogramm
Jesu, die Initialen des Hafners F. St. und Jahreszahl 1608.
216
Qerichtsbezirk Salzburg
Gemälde.
Fig. 185.
5. Johannes predigt vier Pharisäern (zum Teil alt restauriert). Neben den Konchen in zum Teil ver-
goldetem Relief je zwei Engel.
Am Fries zwischen den Kapitalen in breitovalen, von zwei Puttenhermen flankierten Feldern verschiedene
Jagdszenen (Jäger mit Hunden, Eberjagd, Bärenjagd, Reiter mit Falkonier, Hirschhetze).
Über vorspringendem Gesims schmälerer Oberteil mit profiliertem Sockel und Abschlußgesims. An den
abgefasten Ecken vorne ein Krieger und Perseus mit dem Medusenhaupt. In den ähnlich wie unten
gebildeten Nischen ein Krieger zu Roß, Salome emp-
fängt vom Henker das Haupt des hl. Johannes (oder
Tomyris mit dem Cyrushaupt?), MARS mit Schwert
und Schild. — Gesprengter rundbogiger Abschluß-
giebel mit Flammenurne.
Die Figuren und Szenen sind zwar — wie gewöhn-
lich bei diesen Töpferarbeiten — recht handwerk-
mäßig gezeichnet. Als Ganzes wirkt der Ofen aber
sehr dekorativ und gehört zu den besten derartigen
Stücken in unserem Bezirke.
Trotz der dreimal vorkommenden Jahreszahl 1608
kann die endgültige Fertigstellung und Zusammen-
setzung wegen des aufgemalten Wappens des Erz-
bischofs Marx Sittich doch erst 1612 (Regierungs-
antritt) beziehungsweise 1613 — 1615 (Bau von Hell-
brunii) erfolgt sein. Die Initialen F. St. passen auf
den im Salzburger Bürgerbuche genannten Hafner
Friedrich Strobl den Jungen, Meister seit 1601.
Gemälde: In der Regel Öl auf Leinwand.
1. (Fig. 185). 221 X 127 r/n. Porträt des Erzbischofs
Marcus Sitticus, in ganzer Figur stehend, in roter
Mozette und Chorhemd. Er hält ein Bild, das den
bis zum Hauptgesims geführten Dombau darstellt; am
Rahmen die Jahreszahl 1618. Hinter dem Erzbischof
hängt an der Wand, deren Tapete alternierend den
Steinbock und den Löwen als Muster zeigt, in schwarzem
Rahmen ein zweites Bild, welches uns Schloß und Park
Hellbrunn, Emslieb und die Hohensalzburg zeigt.
Diese älteste Darstellung von Hellbrunn (Fig. 153) ist
sehr wichtig zur Kenntnis dessen, was 1618 schon voll-
endet war, namentlich in bezug auf den Park und
die Grotten. Das Gemälde ist sehr gut erhalten.
2. Ansicht des Schlosses und Ortes Hohenembs, des Heimatsortes des Erzbischofs Marx Sittich. Anfang
des XVII. Jhs. (Nr. 112, SW.).
3. Im Erdgeschosse drei sehr große oblonge dekorative Gemälde, Öl auf Leinwand, in alten Rahmen
mit vergoldetem Perlstab, intakt erhalten. 540 X 180 cm:
a) Wassergottheiten, Tritonen und Nereiden, in lebhafter Bewegung. Links ein Mann mit Wasserroß,
eine Frau mit einem Knaben, ein trunkener Bacchant. Drei Greise, darunter ein Faun mit dem jungen
Amor auf den Schultern, eine Nereide mit zwei Kindern, eine Gruppe von kämpfenden Tritonen, eine
liegende nackte Frau (Ariadne) und ein Putto, ein greiser Triton und ein Jüngling.
b) Ein phantastisches Bild von vielen miteinander kämpfenden Tieren: Bären, Hunde, Löwen, Hirsche,
ein Stier, Greifen und Drachen, eine Sphinx.
Fig. 185 Hellbrunn.
Porträt des Erzbischofs Marcus Sitticus, 1618 (S. 216)
Schloß Hellbrunn
217
c) Eine Schar von Kentauren gerät beim Frauenraub in wilden Kampf (Fig. 186). Gut, erste Hälfte des
XVll. Jhs.
4. Eberjagd. Zwei Edelleute zu Roß stechen mit Degen auf den von Hunden gehetzten Eber ein. Ein
Jagdknecht durchbohrt ihn mit dem Jagdspeer. Anfang des XVII. Jhs. (Nr. 111, SW.).
Eine Serie von Ölbildern auf Leinwand in verschiedener Größe, alle in schwarzen Rahmen mit vergoldeten
Innenleisten. Meist Jagdbilder und Darstellungen seltener Tiere:
5. Ein Hausen. Anno 1616. Diser Gestallt und grosse haben ler Fürstl. Durchleicht. Ertzhertzog Leopollus
lerer hf. Gnatten Marx Sittichen Ertz-Blschoffen zu Saltzburg einen lebentlgen Vlsch verehrt und gen
Hellprun Iberanndtworden lassen (Nr. 154, Stiege).
6. Holz. Ein riesiger Hausen. Anno 1617 den 6. February aln halbe Meli bey der Statt Tltmonlng In
der Saltzach .... Ist dlser hierunden abconterfeter Vlsch ebnermassen und grosse, gefangen und . . Herrn
Marx Sittichen Ertzblschouen zu Saltzburg . . zu dero lobt. Hojfhaltung gebracht . . worden. Hat gewOg.
238 U. Um 1617 (Nr. 145, Vorzimmer).
Fig. 186.
Fig. 186 Hellbrunn. Kentaurenkampf, erste Hälfte des XVll. Jhs. (S. 217)
7. Ein Steinbock. Den 25. Juny Ist dlßer ansehenllch Stalnbock In gleicher gestalt und form alhero gen
; Hellbrun In den Dlergarten Ihr hf. Gn. Ertzblschouen Marx Sltlch geantwort worden, nacher den 31. July
well er die Hltz nicht leiden mögen, Dott bllben. A5 1617 (Nr. 130, Speisesaal).
8. Große Sonnenblume, von vorne und hinten gesehen. Aller große und gestalt Ist dlse Bluemen In dem
Für. Saltzburgischen New erpawten Lustgarten zu Hellprunn gewachsen. 1618.
9. Ein riesiger Eber. Ao 1618 den 5. Nouember Ist aler dlsser gestalt und gröse aln Wildschwein an
dem haunsperg geschossen worden und In den fürstlichen Helbrun Iberantwurt worden, halt gewogen
5 zenelzner 24 IIb. (Nr. 57, Speisesaal).
' 10. Ein großer brauner Bär. Anno 1629 den 17. Octobrls Ist gegenwlerdlger Bär aller Masse und Gestalt
\ aln Mein von Lauffen am Stlerel genannt mit 6 schuss durch einen Jäger gefeit und zu der hf. Hoff-
statt geantwurtet worden (Nr. 58, Speisesaal).
II. Ein Schwan. Aö 1636 Im Monat Januarl Ist hie contrafeth Wüte Schwan durch ein Jegi^x) bey
' Lifering geschosen und In hf. Helprun gellffert word{en) (Nr. 62, Speisesaal).
j 12. Ein Gemsbock. Im Hintergründe Hasenjagd. Anfang des XVII. Jhs. (Nr. 110, Speisesaal).
I 13. Ein Pelikan und ein Hund. XVII. Jh. (Nr. 63, Speisesaal).
14. Ein Huchen, 113 cm lang. Aller massen und gestalt Ist dlser Huchen, so 28 u gewegen, und In der
Saltza gefangen alher In hf. Hellprun gebracht und Im laxweyer eingesetzt worden am 23. May ao
1633 (Nr. 148, SW.).
15. Ein Huchen, 109 cm lang. Der Huchen dlser gestalt und gresse hat sich alhle Im hf. Hellprun Im
laxweyer In die 17 jar lang befundten; hat gewegen 25 Ü. 1633 (Nr. 147, SW.).
XI 28
218 Gerichtsbezirk Salzburg
16. Ein Fisch, 1 m lang. Aller mas, gestalt und gres ist dise hie abconterfet grundferchen 12 Jahr lang
In dem hf. Hellbrun im Huochweier gespeist wordten. Aö 1652 den 30. Augusti abgestanden und in
die hf. Hofhaltung gelifert worden, halt gewogen 26 üb. (Nr. 146, SW.).
17. Hirsch. Im Hintergrunde Anthering. Den 5. July ano 1654 ist diser Hiersch . . zue Anthering im
Schlagfeld lebendtiger gefangen und in hf. Thiergarten zu Hellprunn gebracht worden.
18. Ein Kakadu. Anno 1661 ist diser Schacatutsh hieher nacher Salzburg erkhauft und Ao 1669 (ein-
gegangen?) (Nr. 135, SW.).
19. Ein Pferd. Dises Pferdt hat gehabt ein Burger zu Hambpurg und mit sich in der Gutschen gefiehrt.
Ist 13 Jahr alt worden und sodan verreckht. Anno 1667 (Nr. 133).
20. Renntier. Dißem Contrafet gleich sein von Ihrer Khönigl. May auß Schweden 4 Rentier hiehero ver-
ehret, deren aines 6 Jahr lang alhie lebentig behalten worden, so anno 1668 Todt gelegen.
21. Ein Papagei. . . . ist diser indianischer Raab erkauft und in der hf. Residenz alda 1669 abgemalt
worden (Nr. 134, SW.).
22. Ein Wels, 158 cm lang. Den Ersten Juni] Ao 1671 ist bemelter waller gefangen worden ann dem
Tächenße(e) in ein khlainen Reischen, hat gewogen 39 pfuntt (Nr. 153, SW.).
23. Ein Scliwan und ein Storcli. XVII. Jh. (Nr. 114).
24. Großes Bild mit 10 Stück Wild, vom Ende des XVII. Jhs. (Nr. 143, Stiegenraum):
a) Weißer Zwölfender. Den 28. Junif Ao 1690 ist gegenwertiger weiser Hirsch von Ernst Christoph
Hietl, Forstmaistern außerhalb Glanegg . . lebendig gefangen, auch hieher in das Lustorth Hellbrunn
geliefert worden.
b) Weißer Achtender. Ao 1693 Den 18. Juny wurde durch Ernst Christoph Hietl, Forstmaistern, ein
dergleichen weißer Hirsch im Tauchelpoden, Gollinger Gerichts am so genanten Sadelegg auf der höche
in der Scherffe mit Netzen gefangen und zwey Stundt lang bis zum Tauchelsteen lebendig gebracht, alda
er vor Hitze verschmachtet.
c) Ein schwarzer Wolf, 1691 im Pfleggerichte Radtstatt gefangen.
d) Ein schwarz-weiß gefleckter Eber. Dieses geschäckete Wildschwein ist in dem . . . Pfleggericht Lauffen
durch den hf. Forstmaister Ernst Christoph Hietl in tiicher eingericht und von Ihro Hochfürstl. Gnaden
in denen Zeug mit einem Schweinsspeer erstochen worden Ad 1694.
e) Ein schwarz-weißer Gemsbock, Inschrift übermalt.
/) Drei weiße Rehböcke. Diese weisse Rech Böckh sind aus Böhmen von denen Herrschaften . . . Maxi-
milian Graffen von Thun hieher geschickt und in . . Hellbrun einige Zeit behalten worden,
g) Zwei weiße Hasen.
25. Ein türkischer Diener neben einem achtfüßigen Rappen. Dis Pfertt wie's hie gemalter zue sechen ist ad
1673 in der Hochfürstl. Salzburg. Residenz gewestt. Um 1673 (Nr. 144, Stiegenraum).
26. Ein Geier. Diser alda abcontrafethe Stain Adler ist Ao. 1667 im Augusti von Regenspurg hiehero
und alda im hf. Lustorth Hellprun biß auf Ao. 1688 behalten worden (Nr. 61, Speisesaal).
27. Eine Trappe. AÖ 1726 bey kalten Winter sein dergleichen Trappen in dem Saltzburg. gebirg gefangen
worden (Nr. 131, SW.).
28. Vier Bilder, verschiedene Vögel. Ein weißer Reiher (Nr. 132), zwei Fasanen (Nr. 128), ein schwarzer
Fasan (Nr. 116), ein Fasan und eine Wildente (Nr. 118). XVIII. Jh. (SW.).
29. Eine Schleiereule. Den 4ten Jenner 1781 ist dise gatung Nacht Eilin in dem rinweg auf dem hf.
Voglden gefangt worden (Nr. 155, SW.).
30. Eine Trappe, ein Schneehuhn. XVIII. Jh. (Nr. 115, Vorzimmer).
31. Große Landschaft mit Reiterkampf. XVII. Jh. (Nr. 161).
32. Landschaft mit Meer, Schiff und Walfisch. XVII. Jh. (Nr. 160).
33. Landschaft mit Staffage. Vorne drei Frauen und Schweinehirten. XVII. Jh. (Nr. 149, Stiegenraum).
34. Landschaft mit Ruinen. XVII. Jh. (Nr. 129, SW.).
35. Landschaft mit Wildenten. XVIII. Jh. (Nr. 113, SW.).
Schloß Hellbrunn
219
Grotten im Schloß.
Im Erdgeschosse des Haupttraktes sind an der Südseite fünf Grotten untei gebracht, in denen auch an
den heißesten Tagen die angenehmste Kühle herrscht. Sie stammen alle aus der Erbauungszeit (1613—1615).
Steinhauser (1619) beschreibt sie schon (vgl. S. 169).
1. Neptungrotte: In der Mitte, höher als die vier anderen, die größte und am reichsten ausgestattete
von allen. Rechteckig, mit einem rundbogigen Tonnengewölbe gedeckt. Durch das große rundbogige
Grotten
im Schloß.
Neptungrotte.
Fig. 187 Hellbrunn. Neptungrotte, Hauptwand (S. 219)
I Portal im S. (s. S. 199) strömt Luft und Licht in den prächtigen Raum, der dank der soliden Technik
der Inkrustation seiner Wände trotz der enormen Feuchtigkeit, die durch den im Sommer täglich so oft
j in Funktion gesetzten „künstlichen Regen" und die Neptunsfontäne selbst erzeugt wird, sich noch in
\ vorzüglichem Erhaltungszustande repräsentiert.
( Die Wände sind ganz mit Marmor und Tuff verkleidet. An der dem Eingange gegenüberliegenden Nord-
' ostwand (Fig. 187) eine große flachbogige Tuffsteinnische, rundbogig abgeschlossen mit einer großen
28*
Fig. 187.
220
Gerichtsbezirk Salzburg
stukkierten Muschel. In der Nische steht die überlebensgroße Marmorstatue des nackten, von einem
Manteltuch umflatterten Meergottes Neptun, der die Rechte mit dem Dreizack zum Stoß erhebt. Dar-
unter das sogenannte „Germaul", eine Blechmaske mit beweglichem Unterkiefer sowie zwei marmorne
Meeresrosse mit Flossen -Vorderbeinen und Fisch-Hinterleibern; aus ihren geöffneten Mäulern fließen zwei
Wasserstrahlen in ein halbrund vorspringendes niedriges Wasserbecken.
Die beiden seitlichen Wandflächen sind von roten Marmorstreifen eingefaßt und auf schwarz gefärbeltem
Grunde mit weißen Marmorskulpturen verziert: In der Mitte links der springende Löwe, rechts der sprin-
gende Steinbock, darüber je ein Steinbockkopf, der ein über seine Hörnerspitzen gelegtes Fruchtgewinde
im Maule hält, darunter ein Blätterkelch. Oben und unten je eine Blätterrosette.
Fig. 188 Hellbrunii. Neptungrotte, Seitenwand (S. 220)
In dem rundbogigen Bogenstreifen über dem umlaufenden, profilierten Marmorkranzgesimse zwei Frucht-
vasen, Fruchtgewinde und das Wappen des Erzbischofs Marx Sittich, alles in weißem Marmor auf
schwarz gefärbeltem Grunde.
Fig. 188. Mit dem gleichen Material sind die beiden Seitenwände verziert (Fig. 188). Links eine Tür in weißer
Marmorfassung, darüber in rotem Marmorrahmen ein Feld mit zwei fast ganz vollplastisch ausgeführten
marmornen Tritonenputten, die einen kleinen (ursprünglich) wasserspeienden Delphin in den Händen
halten. Am mittleren Wandstreifen im Mittelfelde Löwe und Steinbock in Umarmung (Hochrelief in
weißem Marmor). Rechts daneben rundbogige große Nische in roter Marmorumrahmung. Darin die über-
lebensgroße Marmorstatue einer lächelnden Nymphe, mit einem Muscheldiadem im Lockenhaar. Sie tritt
Schloß Hellbrunn
221
o
3
OD
222
Gerichtsbezirk Salzburg
mit dem techten Fuß auf den Kopf eines Delphins und stützt ilire linke Hand auf seinen Schwanz. Die
rechte Hand erhebt sie zu der entblößten Brust.
Ganz entsprechend ist die Dekoration der Nordwestwand. Auch hier steht in der Nische eine Nympheii-
statue, ähnlich bewegt wie ihr Gegenüber. In der erhobenen linken Hand hält sie eine Muschel.
Die dekorativen Marmorfiguren und Zierate und die drei großen Statuen sind vortrefflich gearbeitet. Sie
sind von dem gleichen oberitalienischen Meister, wie die Gruppe des Apollo und Marsyas (s. S. 245),
um 1613—1615.
Die Eingangswand ist mit Tuff verkleidet. Ober der Tür Fruchtgewinde beiderseits einer verwitterten
Kartusche mit Steinbock und Löwen (weißer Marmor).
Das rundbogige Tonnengewölbe ist in ein rundes Mittelfeld und 14 Seitenfelder zerlegt, die durch Tuff-
stalaktitenbänder getrennt und mit Stukkaturwerk und kleinen Muscheln auf grauem Kieselmosaikgrunde
Fig. 190 Hellbrunn. Weihergruppe "zwischen „Theater" und Schloß (S. 226)
Grotte links
von der
Neptungrotte.
verziert sind. Im Mittelfeld ein verwittertes Fresko in perspektivischer Untersicht: Ein durch eine Balu-
stradenöffnung zum blauen Himmel emporschwebender weiblicher geflügelter Genius, mit Blumen in
den Händen.
Beiderseits der Neptungrotte je zwei niedrige Grotten, eingewölbt von flachbogigen Tonnengewölben mit
je zwei rundbogigen Stichkappen. Im SW. je zwei oblonge Fenster in tiefen flachbogigen Nischen, deren
Gewände zum Teil mit stark verwitterten ornamentalen Stukkaturen verziert sind.
2. Grotte links von der Neptunsgrotte: An den Fenstergewänden seitlich stukkierte Akanthus-
ranken, oben in der Mitte eine Maske, beim rechten Fenster mit noch gut erhaltener alter bunter Be-
malung. In den mit Tuffstein verkleideten Wänden sind unten rechteckige Felder ausgespart, die mit
halbzerstörten farbigen Stuckranken verziert sind. Darüber rundbogige Bogenfelder mit besser erhaltenen
larMgen Stuckranken auf schwarzem Kieselmosaikgrunde. Im SO. oben zwei Steinbockköpfe mit Festons
und Va:-en. — Am Gewölbe Reste von Malereien: Durchbrochene braunrote Decke mit Musikputten vor
blauem Himmelsgrunde.
Schloß Hellbrunn
223
3. Ru in eiigro tte: Die Grotte im Nordwesteck ist künstlich mit großem Geschick in eine Ruine ver- Ruinengrotte,
wandelt. Mauern und Gewölbe sind geborsten, klaffende Sprünge lassen jeden Augenblick den Ein-
sturz befürchten. In dem Gewölbe, von dem sich der Verputz anscheinend gelöst hat, ist in der Mitte
ein gewaltiges Loch, durch das die morschen Bretter einer gebrochenen Diele hereinragen, Ziegel
drohen herunterzufallen. Durch geschickte Stuck- und Verputzarbeit ist die Wirkung eine äußerst
täuschende.
4. Die Silber- oder Spiegelgrotte rechts von der Neptungrotte hatte sehr schöne Stukkaturen Silber- oder
an den Wänden, die jetzt durch die Feuchtigkeit stark zerstört sind. Über einem Sockel aus rotem Marmor- Spiegelgrotte,
stuck zieht sich ringsum ein Wandstreifen mit reicher Stuckdekoration: Rechteckige Felder, von Eierstäben
und Lorbeergirlanden umrahmt, gefüllt mit Rankenwerk und Steinbockköpfen. Darüber ein stattlicher
Fries aus gereihten Maskenkartuschen mit runden offenen Mäulern. Die rundbogigen Bogenfelder im
NW. und NO. sind jetzt leer, waren aber ursprünglich mit Spiegeln verkleidet. In den seitlichen Fenster-
feiP»*''
Fig. 191 Hellbrunn. Frauenstatue auf der Weiherinsel (S. 226)
laibungen stukkierte große beblätterte Spiralranken, die von Steinbockköpfen ausgehen; ziemlich gut
erhalten. An den Bogenfeldern über den beiden Fenstern je ein Cherubskopf. Die drei Türen sind von
Flechtbändern umrahmt. Die Stukkaturen an den Wänden waren alle farbig (weiß, gelb, grün, blauer Grund).
Am Gewölbe stark zerstörte Malereien: In der Mitte eine kreisrunde, von vier Mohren gehaltene Balu-
strade, auf der vier Frauen mit Notenblättern in den Händen sitzen. In den beiden nordöstlichen Stich-
kappenzwickeln erkennt man zwei sitzende musizierende Frauen; die eine bläst auf der Flöte, die andere
spielt Cello. Im südöstlichen Gewölbefelde fliegende Putten mit Notenblättern in den Händen. Alle
Figuren heben sich vom blauen Himmel ab. Durch die Gewölbemalereien soll also auch hier — wie
oben im Oktogon — die Illusion hervorgebracht werden, als erblicke man durch das durchbrochene Ge-
wölbe den blauen Himmel; wohl von Mascagni.
Die rechteckigen Gewände der beiden flachbogigen Türen im SO. sind in Stuck geometrisch ornamentiert:
Je ein rundes Mittelfeld und vier Zwickelfelder, dunkelblau gefärbt und von gelben Perlstäben umrahmt.
Die glatten Trennungsstreifen gelb. Blattwerkbordüre. — 1761 wurde die Grotte wegen Einsturzgefahr
neu untermauert und mit einem Stützpfeiler gesichert (s. S. 191).
224
Gerielitsbezirk Salzburg
Die ehedem sehr prächtigen, jetzt unter dem Einfluß der großen Feuchtigi<eit halb zerstörten Stukka-
turen zeigen denselben Charakter wie jene in der von Marx Sittich gestifteten Kapelle in der Franzis-
kanerkirche in Salzburg (Kunsttopographie Bd. IX, S. 101, Fig. 132).
Vogelsang- 5. Vogelsanggrotte. Der südöstliche Eckraum ist durch Tuffverkleidung in eine Grotte verwandelt,
grotte. Vogelsanggrotte genannt wegen der künstlichen Vogelstimmen, die mechanisch zum Ertönen gebracht
werden können. In der Mitte der Südostseite ein kleiner Brunnen in Tuftassung: Um einen Felsen be-
wegen sich durch Wasserkraft kleine Holzfiguren, ein Triton, eine Najade, ein Drache und ein Delphin.
In den Raum hinter der Neptungrotte münden die beiden steinernen Wendeltreppen. Dieser Raum und die
übrigen Erdgeschoßräume sind ungeschmückt und haben Tonnengewölbe mit durchlaufenden Stichkappen.
Der Park.
Fig. 192 Helibrunn. Das „Theater" (S. 226)
Der Park mit seinen dekorativen Architekturen und Skulpturen.
Von allgemein kunstgeschichtlicher Bedeutung und kulturhistorischem Interesse sind die Theatra, Grotten
und Brunnen im Park mit ihren Wasserkünsten und zahlreichen Statuen, überhaupt die ganze kunst-
mäßige Parkanlage, die 1613 begonnen und 1618 vollendet, als das älteste erhaltene Beispiel barocker,
italienischer Gartenarchitektur und Gartenplastik auf deutschem Boden angesprochen werden muß.
Santino Solari war es wohl, der den Plan des Parkes entwarf, auch die Statuen wurden teils von
ihm selbst, teils von Hieronymo Preosto und Bernardo Zanini (1614—1617) ausgeführt.
Im wesentlichen ist die Originalanlage von 1613 noch heute erhalten, die Skulpturen und Kleinarchitek-
turen stammen zum größten Teil noch aus der Erbauungszeit. Später dazugekommen sind nur folgende:
Dar Weinkeller (1659), das Monstrum (um 1700), der sog. Kleopatrabrunnen (um 1700), das mechanische
■Jhfcaicr (1750) und die beiden Rosse.
Auch an der alten Anlage wurde im Laufe der verflossenen drei Jahrhunderte manches geändert, so vor
aüem das rein Gärtnerische selbst. Während zuerst teils regelmäßig, teils unregelmäßig gepflanzte kleine
Schloß Hellbrunn
225
Bäumchen überwiegen und nur am großen Weiher itunstvoll ornamentierte Boskette und zwei Irrgärten
sich finden (Fig. 153 — 154), hat sich die eigentliche Gartenkunst um 1735 schon bedeutend größere
Flächen erobeit, wie wir aus den Stichen des F. A. Danreiter, hf. Garteninspektors, sehen, der wohl
diese neuartigen Gartenanlagen meistens selbst entworfen hatte. Jedenfalls wurde der ursprünglich in
italienischem Charakter gehaltene Park damals — der von Versailles ausgehenden Richtung entsprechend —
in französischem Geschmacke umgestaltet (Fig. 155). Doch schon zwei Menschenalter später (um 1790)
mußte diese kunstmäßige Strenge und Symmetrie zum Teil dem neuen „englischen Gartenstil" weichen
Fig. 193 Hellbrunn. Kaiserstatue im „Theater", um 1613 (S. 226)
und ein „Naturpark" mit gesucht unregelmäßigen Wegen erstand im Norden des großen Weihers (Fig. 156).
Den Charakter, den die gärtnerischen Anlagen damals erhielten, haben sie im wesentlichen noch heute.
Auch an den alten Grotten und Brunnen wurde im XVIII. und XIX. Jh. einiges verändert. Die
Statue des Narren, die auf einem Abhang südwestlich der Orpheusgrotte stand, wurde 1901 vor das alte
Fasanenhaus gestellt (Fig. 205), drei andere Statuen von dort sind verschwunden. Die Statue der Diana
mit dem Hunde (Fig. 218) ist von ihrem ehemaligen Standorte in der JVlitte des Fasanengartens um 1700
in die ursprüngliche Eurydikegrotte gewandert (Fig. 217), die Eurydikestatue wieder stellte man (um 1700)
als „Kleopatra" in einer neuen Grotte auf, die man an Stelle einer Dianagrotte von 1613 erbaut hatte.
Die Dianastatue dieser alten Grotte steht jetzt am ovalen Weiher bei der Orpheusgrotte (Fig. 203), ihr
XI 29
It
226
Gerichtsbezirk Salzburg
gegenüber die Statue einer Wassergöttin, die ursprünglich im offenen Oktogon beim großen Weiher
stand. Der Tempietto, der neben diesem war, wurde um 1790 abgebrochen und die darin befindliche
Florastatue (Fig. 234) in die Nähe des Perseus (Fig. 235) gestellt, der ursprünglich die Bekrönung des
„Brunnen Altembs" gebildet hatte (Fig. 157). Ganz verschwunden ist ein Amphitritebrunnen, der neben
dem Neptunbrunnen (Fig. 226) war. Die zahlreichen Einsiedeleien und Eremitorien im Süden des großen
Mauereinfanges fielen der aufgeklärten Zeit am Ende des XVIII. Jhs. (um 1780) zum Opfer, das reizende
Schlößchen „Belvedere", das noch Hübner (1792) beschreibt (Fig. 158), ließ man im Laufe des XIX. Jhs.
verfallen; jetzt ist es ganz vom Erdboden verschwunden.
Die Gartenplastik Hellbrunns gehört also fast ganz der
Erbauungszeit (1613 — 1615) an. Charakteristisch für die Zeit ist
die Auswahl: Die antiken Göttergestalten des heidnischen Olymp sind es,
mit denen der erste Kirchenfürst Deutschlands seinen Park bevölkerte.
Alles atmet antike Sinnenfreude, heitere Lebenslust. Dem Christentum aber
war — bezeichnenderweise nur in der Form idyllischer Einsiedeleien —
der entlegenste Winkel des großen Parkes angewiesen.
Beschreibung. Beschreibung: Nordwestlich vom Schlosse liegen, beiderseits von Bäumen
und Gebüsch eingerahmt, in einer Achse zwei kleinere rechteckige Wasser-
bassins und dazwischen ein größeres elliptisches, mit Einfassungen von
Fig. 190. Konglomeratquadern (Fig. 190). Sechs Figuren aus grau verwittertem Unters-
berger Marmor schmücken diese drei, durch Kanäle verbundenen Weiher. Im
ersten zwei kniende Tritonen, die in Muscheln blasen, aus denen Wasser
fließt. Im ovalen Weiher in der Mitte auf einem rechteckigen Raseninselchen
eine sitzende Frau mit einer Muschel in der erhobenen Linken {statiia
einer Wassergöttin); ursprünglich kamen Wasserstrahlen aus ihren Brüsten,
Fig. 191. (F'g- 191)- Jnr dritten Bassin an den Seiten zwei wasserspeiende Tritonen
welche vornübergebeugt beide Hände über ihre Köpfe halten; am Ende der
rechteckigen obeien Ausbuchtung als Abschluß ein sitzender Flußgott,
einen Kranz im lockigen Haar, mit dem rechten Arm auf eine Tafel und
eine liegende Urne gestützt, aus deren Öffnung Quellwasser in den Weiher
fließt; mit der linken Hand hält er den Schwanz eines kleinen Delphins,
aus dessen Rachen gleichfalls Wasser rieselt (Fig. 190). In diesem Weiher
waren ursprünglich Huchen gesetzt.
Den Abschluß der Weiheranlage bildet „das Theatrum" (Fig. 192), eine
konkave Exedra mit zwei Seitenflügeln, zu welchen Galerien hinführen. Zum
halbkreisförmigen Podest des konkaven Mittelteiles führen vier Konglomerat-
stufen. Dahinter erheben sich vier Reihen von Sitzstufen. Die halbkreis-
förmige Abschlußwand ist in der Mitte von einer rundbogigen Nische, an den Seiten von zwei Türen durch-
brochen und mit gelbem Tuff verkleidet. Dieser rahmt große quadratische Felder ein, welche ein duich
kleine Flußkiesel hergestelltes ornamentales Mosaik (weiße Ranken auf grauem Grund) aufweisen. Über
der Mitte ein Giebelaufsatz aus Konglomerat, mit zwei kurzen Seitenlisenen und eingebogenen, in Kugeln
endigenden Wangen; über dem Gesims zwei Giebelansätze. Im Mittelfelde des Giebels vor rot gefärbeltem
Grunde das schön skulpierte JVlarmorwappen des Erzbischofs Marcus Sitticus, gehalten von einem Löwen
und einem Steinbock, den Wappentieren des Erzstiftes und des Erbauers. Auf den Giebelansätzen
zwei doppelhenklige Marmorvasen und in der Mitte die Marmorstatue einer sitzenden behelmten Frau (nach
Hübner die siegreiche Roma). Auf den vorspringenden, mit gelb gefälbeltem Tuff verkleideten Eckpfeilern
der beiden Seitenflügel der Exedra stehen vier in Kugeln endigende Pyramiden aus Konglomeratstein.
Vier große Marmorstatuen dienen als Schmuck des „Theaters": In der rundbogigen Mittelnische
Fig. 193, 194. das überlebensgroße Standbild eines jugendlichen römischen Kaisers (Fig. 193, 194) in enganliegendem
Das
„Theater".
Fig. 192.
I'ig. 194 Hellbrunn. Kaiserstatue
vom „Theater", Detail (S. 226)
Schloß Hellbrunn
227
Panzer, die rechte Hand mit dem Feldherrnstab auf den Oberschenkel, die in einen Mantelzipfel ver-
grabene Linke in die Hüfte gestützt, den rechten Fuß vorgestellt, den mächtigen Kopf mit leisem
Lächein leicht zur Sehe geneigt.
Auf den die Sitzstufenreihen beiderseits abschließenden Volutenwangen (aus Konglomerat) die auf Lehn-
stühlen thronenden Statuen zweier Frauen ohne jegliches Attribut, nach Stainhauser die Frauen der
Barbarenfürsten, nach Hübnf.r Komödie und Tragödie. Die Frau zur Linken (Fig. 195) ist über dem
Untergewande mit einem engen Miederleibchen, einem faltigen Rock, der das rechte Bein frei läßt, und
einem leicht über die rechte Schulter gelegten Mantel bekleidet; in der rechten Hand hält sie ein
zusammengefaltetes Tuch(?). Man beachte die Ähnlichkeit des Profils mit dem der schlafenden Frau
in der Orpheusgrotte. — Die zur Rechten sitzende Frau (Fig. 196), welche die rechte Hand mit pathe-
tischer Bewegung auf die linke Brustseite hält, ist in ein faltiges Gewand und einen Mantel gehüllt,
der auch über den Kopf gezogen ist; die Nase ist ergänzt.
Fig. 195.
Fig. 196.
¥'
.•"'h
Fig. 195
Hellbrunn. Fraiienstatuen am „Theater" (S. 227)
Fig. 196
In der rundbogigen Nische des linken Flügels die überlebensgroße Marmorstatue eines bärtigen Mannes
in antiker Persertracht, der mit der linken Hand seinen rechten Unterarm hält (Fig. 197); nach Hühner
der Philosoph Demokrit, wahrscheinlicher aber ist, daß hier ein besiegter Barbarenkönig dargestellt sein
soll (die antiken Vorbilder zu diesen Figuren waren die Statuen besiegter Partherfürsten).
In der rechten Nische als Pendant die Statue eines ganz ähnlich gekleideten bärtigen Perserkönigs, der
mit der rechten Hand seinen Mantel aufrafft und die linke aufs Herz legt (Fig. 198); nach Hübner der
Philosoph Heraklit.
Alle sechs Statuen sind von demselben Meister, den wir nach seinem markantesten Werk als Meister der
Orpheusgruppe bezeichnen wollen (um 1613).
Die beiden seitlichen Galerien haben auf niedriger Konglomeratmauer Balustraden mit marmornen Doppel-
balustern und Konglomeratpostamenten, über denen auf profilierten Marmorbasen Kugeln aus Konglomerat
aufgestellt sind. Über den Ecken der beiden Eingangsseiten je zwei Konglomeratpyramiden mit Marmor-
kugeln auf den Spitzen.
29*
Fig. 197.
Fig. 198.
228
Gerichtsbezirk Salzburg
(N
IN
(M
(N
03
M
£
Schloß Hellbrunn
229
In dem rechteckigen Räume zwischen den beiden Galerien und der Exedra steht, von zehn Marmor-
schemehi umgeben, ein langer rechteckiger Marmortisch, an den Ecken mit Voluten und darüber Stein-
bockköpfen verziert, aus denen Wasser in Muschelschalen am Boden fließt. An den beiden Seitenwänden
Fruchtgirlanden in Relief, an der vorderen Schmalseite Löwe und Steinbock, mit den Vorderfüßen inein-
ander verschlungen, in der Tischplatte eine rechteckige, mit Wasser gefüllte Vertiefung zum Kühlen der
Weine. Aus den Handgrifföffnungen der Schemel spritzt auf einen Druck am Wasserwerk das Wasser
nach allen Seiten.
Fig. 199 Hellbrunn. Orpheusgrotte, um 1613 (S. 229)
Orpheusgrotte {grotta Orphei) (Fig. 199). An der Südwestseite des rechteckigen Weihers vor dem
„Theater", in den Abhang hineingebaut. Rechteckiger Bau aus Konglomeratquadern, mit zwei rechteckigen
I seitlichen Vorsprüngen im hinteren Teile. Wandgliederung (Konglomerat) durch Lisenen, welche oben
und in der Mitte durch ebenso breite Bänder verbunden sind. Vorspringendes Hohlkehlgesims. —
l""assade: Rundbogige Tür in einfacher Umrahmung, daneben vertiefte rechteckige Felder, darüber pro-
filiertes Gesims. Über den Seitenlisenen der Tür am Gesims zwei Reliefkugeln auf niedrigen Postamenten,
dazwischen ein großer marmorner Steinbockkopf, das Wappentier der Grafen von Hohenembs. Schindeldach;
! über den beiden vorderen Gebäudeecken zwei schlanke Marmorpyramiden mit Kugeln auf den Spitzen.
I Das Innere ist durch Tuffsteinverkleidung zu einer Grotte umgestaltet (vorne Tonnengewölbe, rückwärts
I Stalaktitengewölbe mit drei Tuffsteinsäulen). Im vorderen Teile, von efeubewachsenem Tuffstein im Halb-
Orpheus-
grotte.
Fig. 199.
230
Gerichtsbezirk Salzburg
rund eingefaßt, eine kleine niedrige Quellengrotte mit einem marmornen „Meerbock"; das Quellwasser fließt
über eine kleine Steintreppe in den nahen Weiher. Links und rechts Marmorbänke. Beiderseits der
Quellennische führen je vier Stufen zu einem Podest und dann abermals zwei Stufen zu dem halbrund
geschlossenen rückwärtigen Teil. In der Mitte des Abschlusses steht auf einem halbkreisförmigen, mit
Tuffstein verkleideten Postamente die überlebensgroße Statue des jugendschönen Orpheus, mit Geige
Fig. 200 Hellbrunn. Gruppe des Orpheus und der Eurydike, um 1613 (S. 230)
Fig. 200.
Fig. 201.
und Bogen in den Händen (Fig. 200). Er trägt eine panzerartige Tunika, deren halb offener Schlitz auf
der Brust durch eine zierliche Bandschleife zusammengehalten wird. Eine Maske, zwei Löwen- und zwei
Satyrköpfe in Profil verzieren die halbrunden Lappen unterhalb des Gürtels, Steinbockköpfe bilden den
Abschluß der SandalenstiefeL Der schöne, lockenumwallte und mit einem Lorbeerkranze geschmückte
Kopf (Fig. 201) ist nach links aufwärts gewendet. Vorzüglich charakterisiert ist der Ausdruck der künst-
lerischen Verzückung des Sängers in den schwärmerisch aufwärts blickenden Augen und dem leicht ge-
öffneten Munde. Sehr gut auch das ganze Siandmotiv und die Drapierung des Mantels, der in edlem
Schwung um die linke Schulter und das rechte Knie gelegt ist.
Schloß Hellbrunn
231
Vor dem Sänger liegt auf schwellendem Lager die schlafende Eurydike, mit dem rechten Arm unter
dem rosenbekränzten Kopf, die linke Hand lässig an den Gürtel gelegt. Die schöne Frau ist mit einer
zierlich gefältelten, vorne über den Beinen stark gekürzten Tunika bekleidet. Ein sinnlicher Zug liegt
in dem vollen Gesichte mit der zurückfliehenden Stirn, der leicht gebogenen Nase, dem kleinen, scharf
profilierten, lächelnden Mund und dem kleinen runden Kinn. Zu den üppigen Armen und Beinen und
dem vollen Hals steht in pikantem Gegensatze der kleine, knospende Busen. Ein um den Hals hän-
gendes Medaillon mit dem Reliefporträt eines bärtigen Erzbischofs gibt der Überlieferung recht, die als
Urbild der schlafenden Schönen die Frau von Mabon, die Geliebte des Erbauers von Hellbrunn sieht.
I-i^. 201 Hellbrunn. Orpheus, Detail (S. 230)
Interessant ist die auf das Stoffliche Rücksicht nehmende Behandlung des Marmors bei den beiden
Figuren. Im Gegensatze zu den matten Gewändern sind die Fleischpartien künstlich geglättet, die Leder-
streifen am Panzer künstlich gerauht, die Haare geriefelt.
Neben Orpheus liegen Löwe und Steinbock, in den Nischen des Hintergrundes sieben andere Tiere
(Hase, Bär, Fuchs, Luchs, Gemse, Wolf, Affe), die mit ihrer geringeren Qualität die Hand eines Gehilfen
verraten.
Der Orpheus und die Tiere sind aus gelblichweißem, die Eurydike aus rötlichem Untersberger Marmor.
Die beiden Figuren stehen an künstlerischer Qualität allen übrigen in Hellbrunn voran. Archivalisch ist
uns der Name des sicher oberitalienischen Meisters nicht überliefert (vielleicht sind sie von Santino
Solar i selbst). Zu datieren sind sie um 1613.
Am Abhang oberhalb des mittleren (ovalen) Weihers liegt ein kleiner, von einer niedrigen Konglomerat-
mauer eingefaßter Platz, zu dem zwei Wege hinaufführen. Hinter der konkaven Brüstung erhob sich
232
Qerichtsbezirk Salzburg
ein grüngestrichenes Holzgeländer mit Weinreben. In der Mitte stand eine Narrenstatue (die erst 1901
vor das Fasaiihaus versetzt wurde, s. Fig. 205), an den Seiten zwei knieende Narren mit aufgerissenen
Mäulern (noch 1792 von Hübner beschrieben, jetzt verschwunden), heraußeii auch jene zwei Hunde, die
jetzt vor der Venusgrotte stehen. Ein tiefer unten stehender Knabe, der mit einer Baiester auf den
Narren zielte, war schon 1792 zertrümmert und ist jetzt verschwunden. Es ist bedauerlich, daß diese
alte Originalanlage von 1619 aufgelassen und die Figuren zerstreut wurden.
Fig. 202 Hellbninn. Statue der Moosgöttin, um 1615 (S. 232)
Fig. 203 Hellbrunn. Statue der Diana (S. 242)
Fio-. 202,
Fi". 203.
Zu beiden Seiten des ovalen mittleren Weihers stehen am Abhang auf hohen prismatischen Postamenten
die Statuen zweier Frauen aus hellem Marmor.
Die Statue im O. (gewöhnlich Ceres genannt) hält im Arm ein Bündel „Moßröhren" (Schilfrohrkolben)
(Fig. 202). Sie stand ursprünglich im Oktogon, der sogenannten Saiblingstube (s. S. 250), von wo sie
erst 1901 hieher versetzt wurde. Stainhauser nennt sie eine Wassergöttin.
Die Statue in W. (Fig. 203) hat ein über den Beinen aufgeknöpftes geschlitztes Gewand. Ein Speer-
ansatz in der rechten, ein Falke auf der linken Hand, ein kleines Hifthorn und ein Strickbündel am
Gürtel charakterisieren sie als Dia n a, die Göttin der Jagd. An den Seitenflächen des Postainentes je
ein Löwenkopf mit einem Blumenringe im Maule. — Diese Statue erwähnt Stainhauser als Hauptfigur
Schloß Hellbninn
233
des Dianabrunnens (neben dem Merkurbrunnen). Als dieser am Ende des XVII. Jhs. zum „Kleopatrabrunnen"
umgebaut wurde, kam sie in die Nische des Fasanenhauses. An ihrer jetzigen Stelle steht sie seit 1901.
Auch diese beiden Statuen stammen also aus der Erbauungszeit des Schlosses (1613—1615).
An der südöstlichen Seite dieser ganzen Anlage steht vor dem Schloß auf hohem Konglomeratpostament
die Marmorstatue des Weingottes Bacchus, eines wohlgenährten stämmigen Jünglings mit einer Schale
und einer Traube in den Händen und einem Rebenkranz im Haar. Ein als Stütze dienender Baumstumpf
liefert das nötige Feigenblatt. Die Figur gehört der Werkstatt des Orpheusmeisters an (um 1613).
Südlich neben der Bacchusstatue ein Ruheplatz aus zwei im rechten Winkel aufeinanderstoßenden
niedrigen Konglomeratwänden, auf denen kleine, kugelbekrönte Marm orobelisken stehen. Dazwischen
zwei liegende Jagdhunde (Marmor). Um 1613. (Fig. 204.)
Fig. 204.
Fig. 204 Heilbrunn. Ruhebanl< (S. 233)
Weinkeller: Hinter diesem Plätzchen im SW. ein rechteckiges, nach NO. zu offenes, gemauertes Wüiniiellcr.
Gebäude mit flacher Holzdecke und Schindeldach. Innen an der Südwestseite in Konglomeratrahmung
eine Holztür mit altem Eisenbeschläge, von vier Eisengittern (mit den Buchstaben GD) durchbrochen.
Darüber elliptische Öffnung und das Marmorwappen des Erzbischofs Guidobald Grafen Thun mit der
Inschrift: Hortiim absoliitiim caetera iiniim calidius desiderare cellae vinariae aestivum frigus audivit
et adiuvit Guidobaldus anhiep(iscop)us pr{mce)ps ex cow(itibus) de Thun MOCLIX (1659). Der
dahinter in den Abhang eingebaute Keller wurde also als Weinkeller im Jahre 1659 vom Erzbischof
Guidobald erbaut.
Nordöstlich neben der Drei -Weiher-Anlage lag der alte Fasan- und Gef 1 ügelgarten, von ersterer
durch eine Mauer geschieden, von der heute nur mehr ein Stück mit einem Tor, gegenüber der Orpheus-
grotte, steht. Der südöstliche Teil ist jetzt (nach Abbruch der alten kleinen Gebäude [vgl. Fig. 153]) in einen
Restaurationsgarten verwandelt. Dagegen blieb der nordwestliche Abschluß bestehen: In der Mitte das kleine,
an der Fassade leicht eingebogene, einstöckige Fasanen haus (Fig. 205). Im SO. in der Mitte eine Fig. 205.
hohe (jetzt leere) rundbogige Bildnische, seitlich zwei Türen, oben drei Fenster. Über den beiden Ecken
Konglomeratpyramiden mit Marmorkugeln. Schindeldach.
XI 30
234
Qerichtsbezirk Salzburg
Das Häuschen hat innen eine Kaminanlage und diente als Unterkunft und zur Oberwinterung seltenen
Geflügels. Die Außenseiten sind durch Ecklisenen und Gesimsbänder gegliedert, die Fenster zum Teil
vermauert. Daneben liegt ein einstöckiges Häuschen, ehemals die Wohnung des Fasanenwärters. Die
flankierenden Mauern biegen beiderseits im Halbkreis aus und sind mit je vier halbrunden Nischen ver-
sehen. In einer derselben (im O.) ein durch einen vertikalen Mauersprung halbzerstörtes Fresko, die
lebensgroße Figur des Apollo mit der Leier, gelb auf rotbraunem Grunde (um 1613). Der südöstliche Teil
der Mauer ist abgebrochen.
Auf einer niedrigen Basis vor dem Häuschen steht die überlebensgroße Marmorstatue eines unter-
setzten, derbgliedrigen, nackten Narren, der sein plumpes Gesicht zu einer kläglichen Fratze verzieht;
Sternweiher.
Fig. 206, 207.
Fig. 208.
Fig. 205 Hellbruim. Fasanenliaus mit Narrenstatuc, um 1618 (S. 233)
mit der rechten Hand greift er auf seine mützenartige Kopfbedeckung, mit der linken an den Ast eines
Baumstumpfes, der die Statue stützt. Um die Hüfte hängt ihm eine Felltasche. Um 1613. Diese Statue
stand ursprünglich (bis 1901) oberhalb des ovalen Weihers (s. oben).
In der Mitte des Fasanengartens stand 1619 die Statue der Diana mit dem Hunde (Fig. 218).
An dem östlich daneben liegenden Teiche liegt ein in die Mauer eingebauter, als Wäscherei dienender gewölbter
Raum mit zwei von einem Mittelpfeiler gestützten Bogenöffnungen. An der einen Schmalseite alter Kamin.
In dem Garten östlich davon stand 1619 das große Vogelhaus und das kleine Gärtnerhaus.
Sternweiher (Brunnen Altembs) (Fig. 206,207), am Abhang an der Südwestseite des Schlosses.
Terrasse mit drei Absätzen. Den oberen Abschluß der Anlage bildet ein aus Konglomeratquadern bestehender
Grottenbau, der von je zwei konkaven Stützmauern flankiert wird. — Der als Rustika-Tor behandelte Mittel-
bau hat in der Mitte eine tiefe, flachbogig geschlossene Grotte mit Sitzbänkeii an den Seiten. Im Hinter-
grunde in flachbogiger Umrahmung aus rotem Marmor eine halbrund ausgehöhlte Nische mit einer Statue
(Fig. 208 N Prismatisches Postament aus rötlichem Marmor, mit profilierter Sockel- und Deckplatte; im
vorderen Felde in Hochrelief Löwe und Steinbock (Wappentiere des Erzstiftes Salzburg und des Erzbischofs
Marcus Sitticus), einander umarmend. Darauf die überlebensgroße weiße Marmorstatue eines schlanken fein-
Schloß Hellbrtinn
235
Fig. 206 Hellbrunn. Sternweiher mit dem Brunnen Altetnbs (S. 234)
Fig. 207 Hellbrunn. Sternweiher mit Brunnen Altembs, Mittelgrotte (S. 234)
30*
236
Qerichtsbezirk Salzburg
gliedrigen Jünglings in Helm mit Federbusch und römischem Panzer, mit einem auf der linken Schulter
geknoteten, rückwärts steif herabfallenden Mantel. Er greift mit der rechten Hand an eine oben abge-
Fig. 209. brochene Säule, auf die auch die linke hinzuweisen scheint, wenigstens hält sie kein Attribut (Fig. 209j.
Die Deutung ist unklar. Tüchtige Arbeit um 1613, vom Meister der Orpheusgruppe.
Am Gewölbe geometrische Figuren, von Tuffstalaktiten gebildet, auf einem Mosaikgrunde von grauen
Flußkieseln. In der Mitte stukkierte Blätterrosette mit blecherner Traube.
Fig. 203 Hellbrunn. Brunnen Altembs, Statue eines Helden, um 1613 (S. 234)
Über dem Gesims außen eine massive Konglotneratbalustrade mit eingemauerten Marmorbalustern und
vorspringenden Postamenten. Im Mittelfeld ein marmornes Fruchtgehänge. Auf dem Gesims dieser Attika
stehen außen je zwei Marmorvasen, in der Mitte ein Aufsatz, flankiert von zwei in Voluten endigenden
Steinbockköpfen und überdacht von einem Gesims, auf dem jetzt über einem Postament eine Marmorvase
steht. In diesen Giebelaufsatz ist eine Tafel aus weißem Marmor mit der eingemeißelten Kapitalinschrift
eingelassen: Quos hie amoenos colles, herhosa prata, nitidas vides aquas, Marcus Sitticus arch{\&^i-
sco)p!is Salisb{uTgtns\s) et princeps neglecta naturae dona non absque conimiseratione admirans moenibus
ciiixit, theatris ornavit, e paludoso limo tot varios fontes collegit, dilectae posteritati dicavit MDCXIII.
Ursprünglich (s. Fig. 157) und noch am Ende des XVIII. Jhs. (Hübner) war der Bau von der Kolossal-
statue des Perseus gekrönt, die jetzt im Ziergarten steht (Fig. 235).
Schloß Hellbrunn
237
An den beiden bogenförmigen Flügelwänden, welche den Platz vor der Grotte im Halbrund abschließen,
sind wie in der Grotte unten steinerne Sitzbänke angebracht; oben sind sie mit mächtig geschwungenen
Voluten abgeschlossen. Im rechten Winkel daran setzen beiderseits zwei längere und niedrigere, gleich-
falls konkav geschweifte Konglomeratquadei mauern an.
An den beiden Mauerecken und -enden stehen auf hohen Konglomeratpostamenten vier lebensgroße
Marmorstatuen, Personifikationen der vier Jahreszeiten: 1. Frühling; eine Jungfrau mit einem
Blumenkranz im langen, rückwärts in den Gürtel gesteckten Lockenhaar, einem langen knittrigen,
über dem rechten Schenkel unmotiviert in die Höhe geschobenen Untergewand und einem auf der
Fig. 209 Hellbrunn. Brunnen Altembs, Statue eines Helden,
Detail (S. 234)
Seite geschlitzten kurzen Obergewand, in dessen hochgenommenem vorderem Teile sie Blumen hält. Der
Brustschlitz ist durch eine Schleife zusammengehalten (dasselbe Motiv wie bei der Orpheusgruppe); die
Gürtelschnalle ist mit einem Steinbockkopf verziert.
2. Sommer (Fig. 210). Schlanke Frau mit einem dicken Fruchtkranz am Kopf, in hochgeschürztem Ge-
wände, mit Sandalenstiefeln. In der erhobenen rechten Hand hält sie eine Sichel, mit der linken entnimmt
sie einem auf einem niedrigen Felsenblocke stehenden, mit Früchten gefüllten Körbchen einige Früchte.
Der in Profil geradezu klassisch fein durchgebildete Kopf besteht aus feinerem Marmor, ist in den Rumpf
eingesetzt und rückwärts durch eine mit Blei vergossene Eisenspange mit diesem verbunden.
Fig. 210.
238
Oericlitsbozirk Salzburg
Fig. 211. 3. Herbst (Fig. 211). Ein junger kraftstrotzender Mann von massigem Gliederbau, in schöner Kontra-
poststellung, das linke Bein auf ein Fäßchen, die linke Hand auf einen Baumstumpf aufstemmend, den
mit Trauben und Weinlaub bekränzten sinnlich-derben Kopf zu einem Traubeiibündel emporwendend, das
er in der erhobenen Rechten hält. Ein dicker Kranz von Trauben und Weinblättern umgibt seine Hüfte.
4. Winter. Ein bärtiger alter Mann, nur mit einem über die linke Schulter gelegten, auf der Brust links
vorn geknoteten, rückwärts bis zum Boden auffallenden Mantel bekleidet, hält die rechte Hand wärmend
über eine Feuerschale, die auf einem prismatischen Postamente steht.
Fig. 210 Hellbninn. Der Sommer,
Fig. 211 Hellbrunn. Der Herbst,
Statuen am Brunnen Altembs (S. 237, 233)
Alle vier Figuren stammen aus der Werkstätte des Meisters der Orpheusgruppe (um 1613), sind nach
seinen Entwürfen gefertigt und wohl von iiim selbst überarbeitet. Als sicher eigenhändige Arbeit ist der
feine Kopf der Sommergöttin anzusprechen. Am wenigsten günstig wirkt der „Winter". Der vortrefflich
komponierte „Herbst" übertrifft qualitativ bei weitem den nordwestlich vor dem Schlosse stehenden,
im Motiv ähnlichen Bacchus.
Die beschriebene Architektur dient als Hintergrund der wichtigsten Quellenanlage des Parkes. In dem
Halbrund vor der Grotte liegt ein seichtes, mit Marmor gefaßtes Bassin in Form eines halben Sternes
mit sieben Zacken. Aus jeder dieser Spitzen sprudelt eine Quelle. Aus diesem Becken, nach dem das
Schloß Hellbrunn
239
Ganze der „Sternweiher" heißt, fällt das kristallklare Wasser über eine Stufe in ein rechteckiges Bassin und
von diesem durch eine schmale Öffnung über eine Marmorplatte und eine von Konglomeratblöcken ein-
gefaßte Marmortreppe von fünf Stufen in einen noch größeren quadratischen, mit Konglomerat gefaßten Weiher.
Beiderseits der oberen Verbindungsöffnung zwei marmorne, liegende, lebensgroße Steinböcke, die mit den
Vorderfüßen das Wappen des Erzbischofs Marcus Sitticus halten (Fig. 212). Über den beiden mit steinernen
Fig. 212.
Fig. 212 Hellbrunn. Partie vom Sternweiher, um 1613 (S. 239)
Sitzbänken versehenen Seiten der oberen Ausnehmung des untersten Weihers, zu der neben der Kaskade
kleine Treppen mit sechs Konglomeratstufen hinabführen, halten zwei lebensgroße liegende Marmorlöwen
Wacht, aus deren Rachen Wasserstrahlen fließen.
In der Mitte des unteren Weihers eine Marmorgruppe zweier miteinander ringender Tritonen, welche
Wasser aus ihren Mäulern spritzen. Davor drei kleine Springbrunnen, von denen der mittlere einen Ball
in die Höhe schleudert.
Beiderseits von dem Tritonenpaar waren ehemals zwei Sleinhügelchen, auf deren einem eine umlaufende Sirene aus den
Urlisten Wasser spritzte, und auf dem andern ein ebenfalls umlaufender Triton, der auf einer Muschel blasend, einen sonder-
baren Laut von sich gab (Hübnf.r 1 530).
240
Qerichtsbezirk Salzburg
Vorne neben den beiden dreistufigen roten Marmortreppen je drei kleine Marmorschalen mit Spring-
brunnen. Dazwischen lief ursprünglich eine Schildkröte umher, welche Wasser spie (Hübner I 530).
Zu beiden Seiten des unteren Weihers sind aus Konglomeratblöcken zwei Hügel aufgebaut; in dem
Innern des südöstlichen sind die Pumpwerke angebracht. Auf dem einen steht oben ein Böcklein, der
andere ist von allerlei Tieren bevölkert (zwei Steinböcken, einem Dachs, einem Hasen); oben steht
wieder ein kleiner Steinbock, unten sitzt ein großer Hund. Alle aus Marmor. Um 1613. Die Tiere
standen früher meist in der Vogelsanggrotte, der Hund gehörte vielleicht zur Dianastatue Fig. 202.
An der Südostseite des Schlosses ist längs eines schmalen, mit Konglomerat gefaßten Kanals eine Reihe
von Brunnen, Grotten und Statuen angebracht:
fig. 213 Hellbrunn. Brunnen der Venus, um 1613 (S. 24U)
Venusgrottc.
Fig. 213.
V\<r. 214.
1. Links vier kleine Tuffgrotten mit mechanischen Spielwerken, kleinen beweglichen Holzfiguren: Scheren-
schleifer, Apollo schindet den Marsyas, ein Müller, Perseus befreit die Andromeda, ein Hafner.
2. Vennsgroite (GrottaVeneris) (Fig. 213). Gegenüber ein kleiner Grottenbau aus Konglomerat-
quadern. Rundbogige Tür, darüber Pyramide zwischen zwei Hörnern; zwei schräg abfallende Seitenmauern,
in Postamente endigend, auf denen Pyramiden stehen. — Im Innern ist die kleine Grotte ganz mit Tuff-
Tropfstein verkleidet. An den Seiten zwei marmorne Sitzbänke, hinten rundbogige Nische mit der
lebensgroßen Marmorstatue der Göttin Venus, mit kunstvoller hoher Frisur, in antikem Gewände
(Fig. 214); sie legt die linke Hand auf die Brust, ihre rechte Hand ruht auf dem aufgerichteten Schwanz,
ihr rechter Fuß auf dem Kopf eines Delphins, aus dessen Maul ein kunstvoller Wassersturz (in Form
einer Glasglocke) über einen Blumenstrauß quillt. Sehr gute Arbeit, um 1613, vom Meister der Orpheus-
gruppe. — Vor der Grotte kleines elliptisches Bassin mit kleiner Amorfigur und kleiner Kanal, darin
zwei blecherne Schildkröten, deren Mäuler durch einen glasröhrenartigen Wasserstrahl verbunden sind.
Vor der aus Konglomeratbruchsteinen bestehenden niedrigen Umfassungsmauer halten zwei liegendei
Schloß Hellbrunn
241
Doggen aus Marmor Wache. Diese Hunde stammen von dem Platze des Narren, oberhalb der Orpheus-
grotte (s. oben).
3. Dianastatue {Statua Dianae). Auf hohem prismatischem Konglomeratpostament mit vorspringender
Deckplatte die lebensgroße Statue einer Göttin in reichgefaltetem Gewände, dessen Zipfel sie mit der rechten
Hand hochnimmt, während die leicht emporgehobene Linke ehemals einen Bogen hielt (Fig. 215). Der
Halbmond im reichgelockten Haar kennzeichnet die Dargestellte als Diana. — Die gut gearbeitete
Marmorstatue stammt wohl aus der Erbauungszeit des
Schlosses (sie wird von Stainhauser beschrieben und kommt
Fig. 214 Hellbrurn. Statue der Venus,
um 1613 (S. 240)
Fig. 215 Helibrunn. Statue der Diana,
um 1613 (S. 241)
schon auf der Ansicht von 1618 vor), weicht aber in ihrem Stil, namentlich der viel reicheren und fort-
geschritteneren Gewandbehandlung beträchtlich von den übrigen Hauptfiguren ab. Sie ist der Endpunkt
der Vedute durch die Allee vom Ziergarten mit den beiden springenden Pferden her.
4. Ein Seitenweg führt rechts zu einem mitten ins dämmerige Grün des hier urwüchsigen Parkes
hineingestellten lebensgroßen Wildschweines mit zwei Jungen, aus Marmor; um 1618. Es hat
die Gestalt und Größe wie das 1618 am Haunsperg geschossene (s. S. 217. Nr. 9). Stainhauser erwähnt
|es bereits 1619.
,5. Stein bockgrotte (Fig. 216). Kleiner flachgiebeliger Bau mit flachbogiger Nische, ganz mit Tuff-
stein verkleidet. Im Hintergrunde eine Höhle, in der ein wasserspeiender marmorner „Meerbock" liegt,
XI 31
Dianastatue.
Fig. 215.
Steinbock-
grotte.
Fig. 216.
i
242
Gerichtsbezirk Salzburg
Diana-
brunnen.
Fig. 217.
mit Steinbockkopf, Vorderflossen und Delphinsdiwanz. Das Wasser fließt durch einen Kanal ab, dessen
schief abfallender Boden mit Marmorplatten gepflastert ist, in die zwei Kanäle in Form von Ketten
eingemeißelt sind. Daneben zwei steinerne Sitzbäiike.
Nach Stainhauser schloß sich an das Wildschwein die ürotta des Trachens, deren Beschreibung (und Dar-
stellung auf den Ansichten Fig. 153 — 154) der vorstehenden Grotte entspricht. Wenn man Bedenken trägt,
die jetzige Grottenfigur als „Drachen" zu bezeichnen, so muß man annehmen, daß sie aus der abgebro-
chenen Steinbockgrotte hierher übertragen und die ursprüngliche Drachenfigur beseitigt wurde.
6. Dianabrunnen (Fig. 217). Kleiner Bau aus Konglomeratquadern. In der Rückmauer hohe rundbogige,
übergiebelte Nischenöffnung. Die beiden rechtwinklig anschließenden Seitenmauern sind S-förmig ge-
schwungen und endigen vorne in prismatische Postamente mit Kugeln. Innen marmorne Sitzbänke um
das kleine rechteckige Wasserbassin herum. -- Die rundbogig ausgehöhlte tiefe Nische ist mit Tuffstein
verkleidet, oben in Form einer Muschel; an den Seiten geometrische Kompartimente, in den oberen vier
I
Fig. 216 Hellbrunn. Steinbockgrotte, um 1613 (S. 241)
Feldern je eine stukkierte Türschließe. — In der Nische auf niedrigem würfelförmigem Konglomeratsockel
Fig. 218. die lebensgroße Marmorstatue der Diana (Fig. 218). Die schlanke Göttin trägt eine Tunika mit kurzen
Ärmeln, auf dem Haupt einen Helm mit einem fantastischen Aufsatz von Federn und Tüchern. Um Brust
und Hüfte schlingt sich eine hinten geknotete Schärpe. In der rechten Hand hält sie einen Holzspeer,
die linke legt sie auf den Kopf eines neben ihr sitzenden Hundes. — Sehr gute Arbeit, um 1613, wie
der junge Krieger in der Sternweihergrotte, mit dem sie am meisten übereinstimmt, vom Meister der
Orpheusgruppe.
Stainhauser beschreibt nach der Drachengrotte den Brunn der Eurydice, welcher mit dem jetzigen Diana-
brunnen identisch sein muß. In dem kleinen Theatro befand sich zu seiner Zeit (1619) die Statue der
Eurydike, die seit dem Ende des XVII. Jhs. in dem Brunnenwerk neben dem Merkur steht (Fig. 224). Die
jetzt hier stehende Dianastatue mit dem Hunde stand ursprünglich (s. S. 175, ferner Fig. 153 — 154) auf
einem hohen Postament in der Mitte des ehemaligen Fasanengartens (jetzt Restaurationsgarten) nördlich
vom Schlosse.
Diese Umwechslung der Statuen fand — wie ich aus verschiedenen Gründen schließe — am Ende des
XVII. Jhs. statt, als man zum Bau der sogenannten „Kleopatragruppe" die Eurydikestatue brauchte
(vgl. die Bemerkungen zum jetzigen Eurydikebrunnen S. 248),
Schloß Hellbrunn
243
Die von Stainhausrr vor der Athenestatue erwähnte Grotta des Stainpocks besteht nicht mehr. Gegenüber
dem mechanischen Theater (s. unten) befindet sich eine kleine Zuschauerterrasse mit einer Marmor-
sitzbank (s. S. 251).
7. Minervastatue {üöttin Pallas) (Fig. 219). Hohes achtseitiges Konglomeratpostament mit profilierter
quadratischer Deckplatte. Darauf die lebensgroße Marmorstatue der Göttin in langem Gewände mit Helm,
Speer und Ägis. — Gute Arbeit, um 1613, aus der Werkstätte des Meisters der Orpheusgruppe. — Vor der
Statue marmorne Bank, Ruckenwand aus Konglomerat, oben im Giebel großer marmorner Steinbockkopf.
8. Mydasgrotte {Grotta dell' Idolo oder Abgottsgrotte). Nordöstlich von dem schmalen
Kanal, gegenüber der Minervastatue. Quadratisches niedriges Gebäude mit vier Eckrisaliten. Bruchstein
und Ziegel, verputzt und gelb gefärbelt. Außengliederung durch vertiefte rechteckige Felder. In den
Minerva-
statue.
Fig. 219.
Mydasgrotte.
I'"ig. 217 Hellbrunn. Brunnen der Diana, um 1613 (S. 242)
: I
\ Eckrisaliten je zwei rot gefärbelte leere Statuennischen, im W. und O. in der Mitte je eine ebensolche
(i Nische, daneben beiderseits unten ein rechteckiges, oben ein querovales Fenster. Im S. in der Mitte
jl vorgelagert eine aus Konglomeratblöcken zusammengesetzte Grottenwand mit Tür; in zwei seitlichen
■' Nischen die marmornen Halbfiguren eines Mannes und einer Frau mit dem Wappen des Erzbischofs
Marcus Sitticus; sie dienten als Wasserspeier; geringe Arbeiten, um 1613. — Im N. rechteckiger Vorbau,
I darin steingerahmte Eingangstür mit profiliertem Sturzgesims, darüber querovales Fenster, geschwungener
Giebel mit einem querovalen Fenster und drei Steinkugeln. Pyramidenschindeldächer über den vier
Kckrisaliten, über dem Gebäude abgewalmtes Schindelsatteldach.
Inneres:
I Beim Eingang eine viereckige, ganz mit Tuffstein verkleidete Grotte. In der Mitte am Boden als Posta-
,'ment eines Springbrunnens ein Felsen mit Schlange, Kröte und Schildkröte. Der Wasserstrahl trägt eine
Blechkrone empor. Durch zwei Türöffnungen gelangt man in einen in Hufeisenform um diese Grotte
3p
Inneres.
244
Qericlitsbezirk Salzburg
herumgeführten bedeutenden höheren Gang, der eine sehr elegante und beachtenswerte Wanddekoration
aufweist: Größere und ideinere rechteckige Felder mit geometrisch-perspektivischen Wiirfelmustern aus
kleinen weißen, gelben und blauen, auch grünen Fayenceplättchen, umrahmt von Stuckbändern mit Eierstab-
muster. Diese in unseren Gegenden sehr seltene Dekorationsart hat eine Parallele nur in jener der
Grabkapelle des Erzbischofs Wolf Dietrich im St. Sebastiansfriedhof in Salzburg, einem Werke des Elia
Castell 0.
hig. 218 Hellbiuiin. Statue der Diana,
um 1613 (S. 242)
Fig. 219 Hellbrimn. Statue der Minerva,
um 1613 (S. 243)
Die übrigen Wandflächen sind mit Tuffstein verkleidet. An den Schmalseiten und diesen gegenüber vier
rundbogige (leere) Nischen mit großen stukkierten Muscheln als Abschlüssen, darüber ein stukkierter
Steinbockkopf; als Umrahmung ein Eierstab aus Stuck, rot und gelb bemalt. Über und unter den ovalen
Oberlichtfenstern Festons aus Tüchern und Früchten (Stuck). Eine ähnliche Dekoration mit verwittertem
Widderkopf über den marmornen Türstöcken. (Hier allein sind noch die originalen Fayenceplättchen von
1619 erhalten.)
In der Mitte der Nordwand große flachbogige Nische, umrahmt von rot und gelb gefärbelten Komparti-
inenten, die von stukkierten Eierstabgesimsen eingefaßt sind. Unten ist ein Haufen von Konglomerat-
trünimern als Felsengrund aufgebaut. In der'Nische die Gruppe der Seh in düng desMarsyas, zwei
Schloß Hellbrunn
245
Überlebensgroße Statuen aus hellgelbem Untersberger Marmor (Fig. 220). Links Apollo (in kurzer Tunika,
Mantel, Stiefeln), der mit der rechten Hand das Messer hebt, mit der linken den Marsyas beim Arme
packt. Rechts der Satyr Marsyas, mit Stricken und einem Riemen an einen Baumstamm gefesselt. In der
herabhängenden rechten Hand hält er die Syrinx.
Die Gruppe ist das Werk eines italienischen Bildhauers, von der gleichen Hand wie der Poseidon in
der mittleren Schloßgrotte, um 1619.
Fig. 220.
Fig. 220 Hellbruiin. Mannorgruppe, Apollo und Marsyas, um 1619 (S. 245)
Die flache Decke des Umgangs ist in Felder geteilt, die mit Tuffsteinbändern umrahmt sind. Dazwischen graues
Kieselmosaik. Die illusionistischen Malereien (fliegende Vögel vor blauem Himmel) sind modern erneuert.
Die Stuck- und Fayencedekoration haben durch die Feuchtigkeit und die Salpetersalze stark gelitten.
Die Dekoration der Grotte geht auf die Erbauungszeit zurück. Sie war jedoch schon im XVlIl. Jh. durch
die Feuchtigkeit so beschädigt, daß man 1759 zu einer umfassenden Restaurierung schritt. Die glasierten
Plättchen wurden fast alle vom Hafner Martin Dreyer neu gemacht (22.000 Stück), ebenso die
Stukkaturen durch Benedikt Zopf. Im Jahre 1894 wurden die unteren Felder nochmals erneuert. Alt
sind nur die Partien über den beiden Eingängen.
246
Gerichtsbezirk Salzburg
Merl<ur-
brunnen.
Fig. 221.
Östlich von der Mydasgrotte befand sich 1619 ein kleiner kleeblattförmiger Weiher mit drei Tritonen-
figuren (siehe Fig. 153 — 154), der aber schon auf Danreiters Stich (um 1735) zugeschüttet erscheint, um
einem großen Blumenboskett Platz zu machen (s. Fig. 155).
9. Me rku r br u n n e n {Brunn MercurU) (Fig. 221). Kleeblattförmiges Quellenbassin in Steinfassung, von
Sitzbänken aus Konglomerat umgeben. Das Wasser fließt über einen schmalen, von Konglomeratblöcken
flankierten Kanal ab.
Gegenüber am Abhänge, von Gebüsch
umgeben, auf hohem prismatischem Kon-
glomeratpostamente die überlebensgroße
-**-.^ -'
-<:-'
:* : ;3E^,
Fig. 221 Hc'llbriinn. Merkurbrunnen, um 1613 (S. 246)
Fig. 222 Merkurstatue, um 1613 (S. 246)
Fig. 222.
Brunnen
der Eurydike.
Fig. 223.
Marmorstatue des Merkur. Der wohlgebaute jugendkräftige Götterbote (Fig. 222) steht emporschauend
flugbereit da. Die Last des Körpers ruht auf dem rechten Bein, das linke ist bereits leicht erhoben.
Mit der linken Hand hält der Jüngling, zugleich damit das Gesicht beschattend, den einen Zipfel des
Mantels hoch empor, der leicht um die Hüfte geschlungen hinten in schwerem Faltenwurf herabfällt.
Die rechte Hand, welche den (aus Eisen hergestellten) Schlangenstab hält, ist in die rechte Hüfte
gestemmt, dem Mantel hier Halt verleihend. Die Flügel an den Füßen und der geflügelte Helm kenn-
zeichnen den Götterboten. — Sehr gute Arbeit, uin 1613, am nächsten dem „Herbst" beim Sternweiher
verwandt.
10. Brunnen der Eurydike, ursprünglich Brunn Dianae (Fig. 223). Nordöstlich neben dem
Merkurbrunnen. Kleines herzförmiges Quellenbecken, aus dem über vier Stufen das Wasser in einen
Schloß Hellbrunn
247
kurzeil Kanal abfließt, der in den langen Kanal mündet; an den vier Ecken des Kanals niedrige prisma-
tische Postamente aus Konglomerat. Auf drei Seiten ist der kleine Platz von hohen Konglomeratmauern
umschlossen. Rückwand: In der Mitte hohe, rot gefärbelte Rundbogennische in Konglomeratsteinrahmung,
flankieit von zwei Konglomeratlisenen mit einfachen Gesimsen. In den aus Konglomeratbruchsteinen
aufgeführten Seitenflächen daneben oben je ein querovales Fenster, unten je eine rot gefärbelte Rund-
bogennische in einer Umrahmung von Konglomeratwerkstücken. In jeder der beiden Nischen ein mit dem
Schwanz aufgerichteter Maimoidelphin, aus dessen Nasenlöchern Wasser in eine marmorne Muschelschale
fließt. In den Ecken aneinanderstoßend zwei Konglomeratpilaster.
Die beiden konkav gebogenen Seitenwände bestehen je aus einem schmalen rechteckigen Konglomerat-
bruchsteinmauerstück, das vorne durch einen Pilaster abgeschlossen wird, und zwei großen Volutenwangen
Fig. 223 Hellbrunn. Brunnen der Eurydike (S. 246)
aus Werkstücken von Konglomerat; unter den letzteren je eine bogenförmige marmorne Sitzbank. Neben
den beiden kurzen Zugangswegen je zwei niedrige Postamente aus Konglomerat. Auf den beiden vorderen
stehen aufgerichtet zwei kleine Marmorlöwen, die in den Vorderpranken zwei glatte Kartuschen (wohl
ursprünglich mit Wappen bemalt) halten.
Den oberen Abschluß der (außen verputzten) architektonischen Rückwand bilden rohe Steintrümmer, auf
denen Gebüsch und Gras wächst. Dahinter Schindelbedeckung.
In der Mitte der Hauptnische der Rückwand steht auf einem in eine Muschelschale hineingestellten pris-
matischen Postament die lebensgroße Marmorstatue der Eurydike (Fig. 224). Die Gattin des
Orpheus trägt ein langärmeliges, an den Handgelenken durch Bänder geschlossenes Untergewand und
ein gegürtetes, faltenreiches Obergewand mit kurzen Ärmeln. Auf dem schön frisierten Haar liegt ein
eigentümlicher Kopfschmuck, ein von einer Doppelvolute ausgehendes, rückwärts herabfallendes Schleier-
tuch. In der rechten Hand hält sie an die Brust gedrückt ein geflochtenes Körbchen, in der gesenkten
Fig. 224.
248
Qerichtsbezirk Salzburg
linken ein paar Blumen. Ihr nackter linker Fuß tritt auf die sich emporringelnde Schlange, die ihr den
tödlichen Biß versetzt (Kopf abgebrochen). Das nach rechts aufwärts gewendete schöne Gesicht ist
schmerzvoll verzogen. — Postament und Statue aus Marmor. — Sehr gute Arbeit des Meisters der
Orpheusgruppe, um 1613.
Diese Grotte, die unserer Untersuchung ein interessantes Problem stellte, fällt aus der Reihe der übrigen
heraus. Ihr ganzer, mehr aufs Ruinenhafte berechneter Charakter entspricht nicht dem Anfang des XVH. Jhs.
In der Tat hatte sie früher — wie wir auf den alten Ansichten Fig. 153—154 erkennen — ein anderes
Fig. 224 Hellbrunn. Statue der Eurydike, um 1613 (S. 247)
Aussehen. Auch die Eurydikestatue stand nicht ursprünglich hier, denn nach Stainhauser stieß unmittelbar
an den Merkurbrunnen der „Brunn Dlanae" , in welchem auf einem Postament die Göttin Diana mit einem
Vogel in der Hand stand. Man sieht diese Dianastatue auch auf dem Bilde von 1618 (Fig. 153), die
ganze Grotte auf Fig. 154 und Taf. VI. Es ist dies zweifellos jene, die jetzt am ovalen Weiher steht (Fig. 203).
Auf dem Stich Danreiters (um 1735) sehen wir schon die vorstehende Grotte als Grotte der Cleopatra
in ihrer heutigen Gestalt, mit der Eurydikestatue, die man (wegen der Schlange) fälschlich für eine
Kleopatra hielt. Diese Eurydikestatue aber ist alt (1613) und stand in der jetzigen Dianagrotte (s. oben
S. 242). Ihr mußte also — zwischen 1619 und 1740 — die ursprüngliche Dianastatue (Fig. 203) weichen.
Gleichzeitig mit dieser Umstellung baute man an Stelle der ehemaligen architektonischen Umrahmung
Schloß Hellbrunn
249
die jetzige. Ich glaube, daß diese Veränderung unter Erzbischof Johann Ernst Grafen Thun (1 687-- 1709)
geschah. Ich bin auch zu dem Schlüsse gekommen, daß die beiden springenden Rosse (Wappentiere
der Familie Thun) (Fig. 232, 233) ursprünglich auf den beiden äußeren Postamenten der Grotte standen,
die Löwen mit den Wappen aber (Wappentiere des Erzstiftes) auf den inneren (s. unten S. 252) ').
11. Forstteufel (Fig. 225). Südöstlich neben dem Eurydiketheater. Vom Kanalweg führt ein von niedrigen
Konglomeratbruchsteinmauern eingefaßter Weg zu einem in gleicher Weise eingefriedeten kleinen Platz.
In der Abschlußmauer kleine Höhle, darin auf rechteckigem Postament die Marmorfigur eines kauernden
jMischwesens mit einem bärtigen Mannskopf, Hahnenkamm, löwenartigen Vorderfüßen, Hinterfüßen mit
IVogelklauen und einem buschigen Schwanz. Am Sockel die fünfzeiiige Inschrift: Anno 1531 ist ein so
\gestaUes Monstrum, so man einen Forstteuffl genennet, unter Regierung Cardinal und Ertzbischoffens
\zu Salzburg Matthaei Lang in Haunsperg auf einer Jagt gefangen worden; es war gelb von färb, gantz
\wildt und wolle die Leuth nit ansehen, sondern verbarg sich in die winckel, trueg einen Hannenkhamb
\auf dem haubt, hatte ein Menschenangesicht mit Bart, Adlerfuesß, schier Lewendatzen und einen Hundß-
schwaiff, starb bald Hungers, man mechte Ihm vil so lieblich lockhen oder sovil gewalts anthuen daß
• es esßen oder trinckhen weite. — Die Figur stammt nicht aus der Erbauungszeit des Schlosses, sondern
{wurde erst unter Erzbischof Johann Ernst (um 1700) angefertigt (s. S. 185).
Forstteufel.
Fig. 225.
Fig. 22.5 Hellbriinn. D.t Forstteiifel, um 1700 (S. 249)
12. Neptunsbrunnen (Brunn Neptuni). Südöstlich davon, am Wege. Wasserbecken, hinten im Halb-
rund von einer höheren, vorne im Rechteck von einer niedrigeren Mauer aus Konglomeratblöcken eingefaßt.
. In der Mitte eine marmorne Muschelschale, aus der das Quellwasser emporsprudelt. Dahinter die lebensgroße
t Marmorstalue des auf einem Delphin sitzenden Neptun (Fig. 226). Sein abgebogener rechter Fuß ist in ein
! Manteltuch verstrickt, das über seinen Schoß und den linken Oberschenkel hinweggeführt ist. Der linke
I Fuß ruht auf dem Maul des Delphins. Die gesenkte linke Hand, welche das andere Mantelende hält,
I stützt sich auf den Delphinrücken, die auf den linken Oberschenkel gelegte rechte Hand hält einen höl-
I zernen Dreizack. Durch zwei Öffnungen fließt das Wasser ab. Dazwischen an einem Felsstücke eine
groteske Marmormaske, aus deren Maul Wasser fließt. — Statue und Maske um 1613. Felsumrahniung
um 1700.
Neptuns-
brunnen.
Fig 226.
') Noch erhöht wird die Konfusion durch Hubner (1792). Dieser nennt unsere Grotte „das Theater der Venus Idalia mit einer
Taube in der Hand". Kein Zweifel, er meint die Dianastatue Fig. 203, die man also damals wieder an ihren richtigen Platz gestellt
hatte. Doch bald wurde sie wieder durch die Eurydike verdrängt, wie ich meine, im Jahre 1822, welche Jahreszahl nebst den
Monogrammen 5 in T und AS am Oewandsaume der Statue eingemeißelt ist.
XI 32
250
Gerichtsbezirk Salzburg
Rechts nebeil dem Neptunsbriinnen befand sich nach Stainhauser (1619) ein Brunnen mit der (sitzenden)
Statue der Amphitrite. Diese ist jetzt verschollen.
Oktogon. 13. Oktogon (Bnmiistuben). Östlich davon, am Wege. Achtecliiges, am Abhang erbautes dachloses Ge-
bäude, verputzt, gelb und weiß gefärbelt. Außengliederung durch vertiefte Felder. In der Nordseite (am
Wege) rechteckige Tür in Nagelfluhquadernrahmung, mit profiliertem, konkavem Sturzgesims in rund-
bogiger Nische. — In dem oben offenen Innern ein achtseitiges Bassin. In den Wänden abwechselnd
rechteckige vertiefte Felder und drei rundbogige Nischen. Um 1613.
Fig. 226 Hellbrunn. Statue des Neptun, um 1613 (S. 249)
In dieser Brunnenstube wurden nach Stainhausek Saiblinge gehalten, an den Wänden waren Landschaften
mit verschiedenen Fischereien gemalt (noch 1792 sichtbar). In einer Nische stand bis vor wenigen Jahren
auf einem Steinpostament die Statue einer Wassergöttin mit einem Buschen Moosrohr (Schilf) in den
Händen. Diese Statue steht jetzt im NW. des Schlosses neben dem ovalen Weiher (Fig. 202).
Unweit davon, an der Längsseite des angrenzenden Weihers, stand ursprünglich (1619) ein achteckiges
Lustliaus, mit einem Dache gedeckt, innen schön ausgemalt (s. Fig. 153, Taf. VI). Darin stand auf
einem Postament die Statue der Göttin Flora, die jetzt am großen Weiher neben dem Perseus steht
(Fig. 234). Hier versammelten sich auf ein Klopfen hin in einem Bassin die großen Forellen des Weihers.
Zu HüBNRK.s Zeiten (um 1790) wurde dieses Häuschen leider abgebrochen.
Schloß Hellbrunn
251
Östlich neben dem Oktogon liegt ein großer rechteckiger, an den beiden Schmalseiten halbrund aus-
gebuchteter Weiher. Darin die Marmorstatuen zweier Tritonen, welche die linke Hand in die Hüfte
stemmen und mit der rechten Muschelhörner am Munde halten. Um 1613.
14. D a s mechanische Theater. An dem schmalen Kanal, gegenüber der Steinbock- und Dianagrotte.
Rauh verputzter und gelb gefärbelter Bau mit Blechdach. Im N. dreiseitiger Abschluß, im S. große Schauwand:
Die große rundbogige Nischenöffnung wird flankiert von je zwei horizontal gefugten Pilastern aus rötlichem
Marmor; darauf gerades Gebälk. Geschwungener Volutengiebel mit Marmoreinfassung. Auf den Seiten-
voluten eine lachende und eine traurige Faunbüste (Marmor). Über dem geschwungenen Mittelgesims
eine große Vase. Im Giebelfeld oben das große Marmorwappen des Erzbischofs Andreas Jakob Grafen
Dietrichstein mit Kardinalshut und Quasten aus Metall. Darunter Marmorkartusche mit der Inschrift:
Mechanisches
Theater.
Fig. 227 Hellbrunn. Mechanisches Theater (S. 251)
" Urbis mechanismi vahos lahores per ludicram histrioniam exhibent fictitü homuli artis et ingenii con-
gressu elaborati, dubium an ars sit supra naturam, vel natura supra artem, marmorea haec structura
rcsolvet, quam advenis in admirationem, iuventuti ad delicium et novum horti ornamentum hydraulico
organificio in hanc formam erigi fecit Andreas Jacobus archiep: et princ: Salisb: ex com: de Dietrich-
stein etc. etc. ut dilecta posteritatis videat monumentum MDCCL (1750).
I In der großen rundbogigen Nische befindet sich das 1748 bis 1752 von Lorenz Rosenegger,
Bergarbeiter in Dürrnberg, angefertigte „Mechanische Theater", das Leben und Treiben in einer Hof-
niark darstellend, eine große Holzarchitektur mit zahlreichen Holzfiguren, die sich auf einen Griff
am Hebel des komplizierten Uhrwerks alle zu bewegen anfangen (Fig. 227). Dazu ertönen die Klänge
einer gleichfalls mechanischen Orgel. Die Holzfiguren sind geschnitzt von Bartelmä Pfäll in
; Nonntal (85 Figuren), Josef Georg Frieß in Salzburg (18 Figuren), Josef Strasser (49 Figuren)
i und Johann Georg Ross in Hallein (49 Figuren). Vgl. das Archivalische und die alten Beschrei-
bungen S. 186 f.
32»
Fig. 227.
252
Qerichtsbezirk Salzburg
Lustgarten.
Fig. 228 f.
Der Lustgarten mit der großen Weiheranlage (Fig. 228 f.).
Östlich vom Schlosse liegt ein großer sonniger rechteckiger Ziergarten, auf drei Seiten von Alleen
umgeben. Die glattgeschorenen Rasenflächen sind durch Blumenboskette geziert. An seinem westlichen
Ende stehen auf prismatischen Postamenten zwei hohe kugelbekrönte, marmorne Obelisken mit vier
Kugeln als Füßen (um 1613), dazwischen unter den Bäumen ein Marmortisch.
Zwei große Weiher, an den Langseiten des Ziergartens durch schmale Kanäle verbunden, umschließen
ein großes rechteckiges Blumenparterre. An dessen Ecken stehen vier Marmorstatuen: Auf prisma-
tischem Postament je ein bärtiger Zwerg oder ein Putto, in ein Muschelhorn blasend. Die unreg-elmäßigen
Sockelplatten dieser vier mittelmäßigen Figuren passen nicht zu den Postamenten. Ihre Form deutet
^^"^^^
iJ
ip- *-jr-
jB^^^H^^^^^Hj^Sk ^^^^M
^^^^^^H;. „''^^W. "wMPH^r
— -"— — -^---
1 ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^B^-
r^ ^ep5*
-"- -^^1
fr
-•
Fig. 228 Hellbrunn. Lustgarten (S. 2.52)
vielmehr darauf hin, daß sie ursprünglich als Eckfiguren auf einer in stumpfem Winkel gebrochenen Ba-
lustrade standen^). Auf den ältesten Ansichten (Fig. 153 — 155) sehen wir die Figuren an dieser Stelle nicht,
erst auf den Stichen Diesels und Danreiters (Fig. 156) nebst vier anderen Figuren, die jetzt nicht mehr vor-
handen sind. Ich glaube, daß sie von dem Pavillon stammen, der sich inmitten der Insel erhob (s. unten).
Am halbrund ausgebuchteten oberen Teil des westlichen Weihers stehen auf prismatischen Konglomerat-
postamenten die Marmorfiguren zweier kleiner sich aufbäumender Rosse (Einhorne, denen die Hörner
Fig.228-233. fehlen); gute, sehr dekorative Arbeiten (Fig. 228—233).
Diese beiden Rosse werden weder von Stainhauser noch von Hübner erwähnt, noch sind sie auf den alten
Ansichten oder Plänen verzeichnet. Nun haben die Sockelplatten dieser beiden Figuren eine eigentüm-
liche Form — die von Rhomben — , die zu den jetzigen quadratischen Postamenten nicht passen. Ich
glaube aus diesem Momente schließen zu können, daß die Rosse ursprünglich auf den beiden äußerer
') Das beweisen auch an zwei Postamenten die angesetzten Halbbaluster.
Schloß Hellbrunn
253
Postamenten der Eurydikegrotte (Fig. 223) standen, auf die sie genau passen. Dort sind sie auch gegen-
ständlich erklärlich als Wappentiere des Erzbischofs Johann Ernst Grafen Thun. Sie gehören also dem
Ende des XVII. Jhs. an. Man hat sie von der Grotte (wahrscheinlich als zu groß) schon vor 1740 ent-
fernt, sie dürften dann irgendwo in ein Depot gestellt worden sein, bis man sie im XIX. Jh. hier auf-
stellte, wo sie ganz vortrefflich wirken.
Ursprünglich (vgl. Stainhausers Beschreibung u. Fig. 153 — 154) war dieser Lustgarten von einer eigenen Mauer umfangen, die
mit Weinreben besetzt und mit zierlichen Bildern geschmückt war. Dort, wo jetzt das im XIX. Jh. gepflanzte Kasianienwäldchen
steht (beim Marmortisch), war 1619 ein Obstgarten, östlich davon zwei Erdbeergärtlein. Da, wo jetzt vor den beiden Rossen die
zwei Rosenparterre sind, waren zwei Irrgärten, daneben im S. ein Rosengärtlein, weiterhin vier Beete mit seltenen Blumen. Die
Insel inmitten des großen Hauptweihers, war mit allerlei Blumen und südlichen Obstbäumen bepflanzt. Invier Dreiecken sah man
Fig. 229 Hellbrunn. Partie aus dem Lustgarten mit dem Obelisken, den beiden Rossen und dem Monatsschlößchen (S. 252)
hier — aus Buchs gepflanzt — einen römischen Adler, das Wappen des Erzstiftes und des Erzbischofs Marx Sittich sowie das
des Domkapitels und eine Sonnenuhr. In der Mitte der Insel erhob sich ein ziemlich hoher Hügel, durch zwei Stiegen mit je
29 Stufen zugänglich. Darauf stand ein Lusthaus mit zwei steinernen Altanen, darunter zwei Grotten mit je zwei Zwergstatuen,
die aus einer Muschel Wasser ausspritzten (s. oben).
In dem Gartenzwickel nördlich vom Lustgarten war eine offene Reitschule, ein Armbrustschießplatz und eine Ringelrennstatt.
Nördlich vom Ziergarten liegt ein um 1790 unter dem Erzbischof Hieronymus Grafen Colloredo „anstatt
eines sehr mageren Obstgartens" angelegter englischer Garten, in den auch der nördliche Weiher
und der angrenzende Teil des alten Lustgartens (nach Abbruch der diesen umfangenden Mauer) ein-
bezogen wurde. In diesem dreieckigen „Naturgarten" steht jetzt eine hohe, oben abgebrochene Marmor-
säule (sie stammt vom ehemaligen Ringelplatz beim Monatsschlößchen, vgl. S. 259).
In diesem englischen Garten stehen jetzt an der Allee neben dem großen Weiher zwei Statuen:
1. Auf schön profiliertem, prismatischem Marmorpostament die überlebensgroße Marmorstatue der Flora
in kurzärmeligem, über den Beinen emporgeschobenem Gewände, im Haare ein Diadem mit Blumen-
254
Gerichtsbezirk Salzburg
girlaiiden, in den Händen ein großes FüUiiorn mit Blumen. - - Gute Arbeit, um 1613, vom Meister der
Fig. 234. Orpheusgruppe (Fig. 234). Die Statue stand ursprünglich in dem um 1790 abgebrochenen Tempietto am
Weiher südlich vom großen Ziergarten (s. oben).
Beim Weiterschreiten links über dem Weiher malerischer Durchblick zur Hohensalzburg.
Fig. 235, 236. 2. Auf niedrigem Konglomeratpostamente die überlebensgroße Marmorstatue des P e r s e u s (Fig. 235, 236).
Der prächtig modellierte Held steht in stolz-ernster Siegerstellung mit dem rechten Fuß auf dem Rumpfe
der Medusa. Die gesenkte Rechte ruht lässig am Griffe des gewaltigen Schwertes, mit der Linken streckt
er triumphierend das Haupt der erschlagenen Feindin empor. Ein Tuch schlingt sich vom Knöchel der
linken Hand über den Rücken und bedeckt vorne die Scham. An der linken Hüfte hängt die mächtige
Scheide an einem quer über die Brust gehenden Bande, in das hinten der Mantel eingekle;Timt ist, dessen
Fig. 230 Hellbrunn. Partie aus dem Lustgarten beim großen Weitier. Im Hintergrunde der Untersberg (S. 252)
steil herabfallendes Ende der Statue als Stütze dient. Von besonderer Schönheit ist der lockenumrahmte
trotzig-ernste Kopf.
Die Statue ist die imposanteste im Parke, ein vortreffliches Werk des Meisters der Orpheusgruppe,
um 1613. Sie bildete ursprünglich die Bekrönung des „Brunnens Altembs" gegenüber der Südwestfront
des Schlosses (s. Fig. 157) und wurde im XIX. Jh. wahrscheinlich aus Sicherheitsgründen — sie ist in
der Tat für den Giebel zu gewichtig — von dort entfernt und hier aufgestellt.
Vom Wege vor dem Perseus prächtiger Blick gegen Südwesten, mit dem großen Weiher und dem Zier-
garten im Vordergrunde und dem Untersberg im Hintergrunde (Fig. 230).
Am Ostende des Ziergartens mündet in der Mitte zwischen hohen Lebensbäumen eine schattige Allee
von riesigen Fichten; als Abschluß vorne zwei mächtige Ahornbäume. Am Ende dieser Allee erblickte
man früher, als die Bäume noch nicht so hoch waren, das am jenseitigen Ufer gelegene Schloß Golden-
stein (jetzt Kloster, s. S. 52 f.). Die ganze Allee ist auf diese Vedute hin angelegt (die Umfassungsmauer
Schloß Hcllbrunn
255
ist an der betreffenden Stelle erniedrigt). Mit Rücksicht auf diesen Blick war schon 1613 die kurze Allee
westlich des Weihers angelegt worden, an derem Ende die Venusstatue (Fig. 215) aufgestellt wurde. Auf dem
Stiche Danreiters (Fig. 159) sehen wir nun diese Vedute auch östlich vom Lustgarten durch die Fichtenallee
bis zur Salzach fortgesetzt und am jenseitigen Ufer bis zum Schlosse Goldenstein weitergeführt (vgl. auch
den Plan von 1776 im k. k. Regierungsarchiv). Die Allee scheint also um 1730 gepflanzt worden zu sein.
Im östlichen Teile des Schloßterrains liegt der sehr große ehemalige Tiergarten, nach außen durch
hohe Mauern abgeschlossen. Hier wurden Damhirsche und Rehe gehegt.
Südöstlich vom Ziergarten erhebt sich ein langgestreckter, aus Konglomerat bestehender, ganz mit Laub-
bäumen und Fichten bewachsener Hügel, der sogenannte Wäldern sberg. An seiner Nordwestseite lugt
ein Schlößchen aus dem Grün, das
F
■^
k
M
^^^
Ü
1
-::^n
^
^ ■
ar
4
F
" ■
"%
m
m
^^^^
-mam
ÜT
^-'i?
•■*1P
.' «^ ^^äf
^^]^
.-,^fcaS
'Jt' ■ "^^r'-
'"^1''
.v>m^
MV^nK
■^3f r :
T^^--
l^iF
-t>' -m
wwr^
^Pl-'J^
|^^|lpijN|
wppp
i
Fig. 231 Hellbninn. Großer Weiher mit den beiden Rossen. Im Hintergrunde der Untersberg (S. 252)
Monatsschlössel, von seinem Erbauer Marcus Sitticus von Hohenems Waldems genannt (Fig. 237—239).
Den Namen Monatsschlössel erhielt es von der Sage, „daß es, um den Wunsch eines durchreisenden
bayrischen Herzogs zu befriedigen und ihn bei seiner Rückkehr mit dessen Ausführung zu überraschen,
vom Erzbischof in einem Monat erbauet wurde'- (Hübner I 539). Diese Sage erfährt aus den ArchivaJien
ihre historische Richtigstellung dahin, daß der fürstliche Gast Erzherzog Maximilian von Österreich war,
der Hellbrunn 1615 besuchte. Leiter des Baues war Santino Solari (vgl. S. 168).
Vom Ziergarten führt ein mit hölzernen Stufen versehener Weg hinan. Noch unterhalb des Schlößchens
liegt ein kleines Plateau mit einem runden Marmortisch und drei Marmorbänken; von hier aus hübscher
Blick auf Hellbrunn und die Hohensalzburg. Im letzten Stück des Weges eine Treppe mit Konglomeratstufen.
Das villenartige Schlößchen ist im Grundrisse rechteckig, aus Bruchsteinen und Ziegeln erbaut, verputzt
und gelb gefärbelt. Die Außengliederung entspricht der des Schlosses Hellbrunn. Die rechteckigen Fenster
stehen in einfacher, an den beiden oberen Ecken im Quadrat austretender Umrahmung und haben profilierte
Sturzgesimse; auch die charakteristischen doppelten Bandgesimse unter den Fenstern finden sich hier wieder.
Monats-
schlössel.
Fig. 237-239.
256
Qericlitsbezirk Salzburg
CO
c
3
o
Schloß Hellbrunn
257
''<
1
■'s
1 — ■-^*^
'*^N^^H^^^E. IIP' -
i
«2
Ol
XI
33
258
Gerichtsbezirk Salzburg
Eingangs-
front.
Fig. 238.
Eingan gsf r 11 1 im SO. (Fig. 238): Zwischen zwei niedrigen reclitecl<igen Anbauten in der kurzen
Verbindungsmauer das Eingangstor, in Konglomeratrahmung, mit flachem Kleeblattbogen und Dreiecks-
giebel aus Konglomerat; in der Mauer daneben je ein vertieftes rechteckiges Feld.
Die beiden eingeschossigen Anbauten haben gegen den kleinen Hof zu je eine Tür und zwei quadratische
Fenster (die im SO. vermauert). Im südwestlichen Anbau außen im SW. zwei rechteckige Fenster in
Konglomeratrahmung, im SO. ähnliches vermauertes Fenster. — Im nordöstlichen Anbau im SO. ein ver-
gittertes Fenster in Konglomeratrahmung, im NO. ein kleines Fenster.
In der Schloßfront zwischen den beiden Anbauten Tür mit profiliertem Sturze, daneben je ein kleines
vergittertes Fenster. Im I. Stock in der Mitte ein Doppelfenster mit Sturzgesims und Dreiecksgiebel, der
Fig. 237^Hellbrunn. Die beiden Rosse und das Monatssctilössel (S. 25-4)
in der Mitte durch das Marmorwappen des Erzbischofs Marcus Sitticus unterbrochen ist; daneben je ein
Fenster mit profiliertem Sturz. Im II. Stock in der Mitte vier gekuppelte Rundbogenfenster, an den Seiten
je ein Fenster wie unten.
Nordostseite: Im Erdgeschosse links ein quadratisches Fenster, in den zwei Stockwerken je drei Fenster
in einfacher Umrahmung, mit profiliertem Sturz; die beiden mittleren sind vermauert.
Nordwestfront: In dem hier infolge des abfallenden Terrains höher liegenden Erdgeschoß in der Mitte
ein Doppelfenster, daneben zwei Blendnischen; in den nur wenig vorspringenden Seitenrisaliten je ein
kleincG Fenster. In den beiden Stockwerken in der Mitte übereinander zwei Balkons mit je einer recht-
eckigen, von zwei großen Steinkonsolen getragenen Bodenplatte aus rotem Marmor und schmiedeeisernem
Geländer (Spirahiiotive). Der Balkon im I. Stock hat eine große rundbogige Tür, daneben zwei leere
rundbogigc Slaiuennischen, der des II. Stockes eine rechteckige Tür mit Dreiecksgiebel, der in der Mitte
durch ein großes Marmorwappen des Erbauers unterbrochen ist. In den beiden Seitenrisaliten überein-
ander je zwei Fenster mit profiliertem Sturze; über dem Dachgesinise sind oberhalb der Risalite zwei
Schloß Hellbrunn
259
geschwungene Ziergiebel aufgesetzt; sie enthalten je ein Fenster und sind mit je drei marmornen Pyra-
miden bekrönt.
Südwestseite: Im Erdgeschosse drei kleine Fenster, in den beiden Stockwerken je drei Fenster wie im NO.
Über dem profilierten Abschlußgesimse weit ausladendes Hohlkehlgesims. Schindelsatteldach, nach SW.
und NO. abgewalmt, mit einem gemauerten Rauchfang.
Über den beiden Anbauten niedrige Blechdächer mit je einem großen Rauchfang.
Das Innere des Schlößchens (Fig. 239) ist ganz einfach und schmucklos, alle Räume haben glatte flache
Decken. Durch die Eingangstür kommt man in einen rechteckigen Flur, von dem aus links eine Stiege
(mit roten Marmorstufen) in die beiden Stockwerke führt, daneben eine Tür zur Kellerstiege, in der
Mitte Tür zu einem Zimmer mit neuerem Kachelofen; links davon ein dreifensteriges Zimmer, rechts
eine einfensterige Kammer.
Inneres.
Fig. 239.
Fig. 238 Hellbrunn. Monatsschlössel, Hofseite (S. 258)
Im I. Stock ein entsprechender Vorraum mit Doppelfenster im SO. und zwei Türen im NW. und NO. In
der Mitte ein größeres Zimmer mit Balkon und einem Kamin in profilierter Umrahmung von rötlichem
Marmor, durch zwei Türen verbunden mit zwei kleinen zweifensterigen Zimmern an den Seiten. Aus
dem zur Rechten kommt man in ein drittes zweifensteriges Zimmerchen, das wieder mit dem Flur in Ver-
bindung steht.
Die Einteilung des II. Stockes weicht insofern ab, als die drei nebeneinander liegenden Zimmer zu einem
einzigen rechteckigen Saal zusammengezogen sind; er ist modern tapeziert. Vom Balkon aus schöne
Aussicht auf Hellbrunn, den Flachgau, Hohenstaufen, Mönchsberg, Hohensalzburg und Kapuzinerberg.
Die beiden kleinen Flügelbauten im Hofe dienten als Küche und Dienerwohnung.
\'on der Spitze des Hügels östlich oberhalb des Monatsschlösseis schöner Blick gegen Salzburg.
Nach dem alten Plane (Taf. VI) lag südöstlich hinter dem Schlößchen ein „Renn- und Ringelplatz" mit
zwei Steinsäulen; davon ist jetzt auf dem talartig sich verbreiternden Platze zirka 150 Schritte vom Schlöß-
chen nichts mehr zu sehen. Eine der Säulen steht jetzt im englischen Garten (s. S. 253).
33*
260
Oerichtsbezirk Salzburg
Durch den lauscliigeii schönen Buchenwald kommt man weiterhin zum steinernen Theater, an der Nord-
ostseite des Waldemsberges gelegen. Mit künstlicher Nachhilfe — der Platz diente jedenfalls als Stein-
bruch für den Schloßbau — wurde hier von Marcus Sitticus aus einer riesigen Felshöhle ein imposantes
Fig. 240. Felsentheater geschaffen (Fig. 240), das als das älteste erhaltene Freilichttheater auf deutschem Boden
besondere Beachtung verdient.
In die Felswand ist eine mächtige Nische eingebrochen, welche den Bühnenraum bildet. Als Szenerie
dient ein Felsengeklüft mit Höhlen und drei Eingängen. Der überhängende Fels links ist durch eine
feste Stützmauer gesichert, der zur Rechten ist senkrecht abgeschnitten. Die Bühne selbst ist um 1 m
über dem geräumigen, unter freiem Hinmiel liegenden Zuschauerraum erhöht. Hinter der halbkreisförmigen,
aus dem Felsen gehauenen Hintergrundszenerie läuft ein geräumiger Umgang, der sich rückwärts zu
einer tiefen und breiten rechteckigen Höhle erweitert. Ein Gang führt von hier auf einen geräumigen,
allseits von hohen, künstlich abgemeißelten Felswänden umschlossenen Platz, in den von oben her eine
£rd(r'eacJioss.
Uij'^'
Ti
-S
J 1
rS
^■^-^■■ifll—HB'' -'-'i^^H
\_\
BHti^HI^^^^ '" —
Vna-
-^^■i
l.olock.
^. Siock.
ff 6 r I s « <i tt 11 <■!
Fig. 239 Hellbninn. Monatsschlössel, Grundriß 1 : 200 (S. 259)
steinerne Zugangsstiege einmündet. Im Bühnenraume verraten verschiedene eingemeißelte Tramlöcher
das ehemalige Vorhandensein hölzerner Gerüste für Kulissen und Vorhang. Rechts vom Bühnenraum istj
eine tiefe Einbuchtung des Felsens, in der — nach den Tramlöchern zu schließen — früher hölzerne
Logen eingebaut waren.
Dem Theater vorgelagert ist ein riesiges Felsentor, auf dem oben mehrere große alte Bäume Wurzel
Fig. 241. gefaßt haben (Fig. 241).
Das Ganze bietet einen interessanten malerischen Anblick. Auch an den heißesten Tagen herrscht hier
feuchte Kühle.
Von der an der Südseite des Berges liegenden „Watzmannaussicht" prächtiger Blick auf Anif, Grödig,
Hallein, Tennengebirge, Paß Lueg, Hohen Göll, Watzmann und Untersberg (Fig. 12, 17).
Am südöstlichen Ende des großen Parkes lag an der Mauer auf einer mäßigen Bodenerhebung das gleich-
falls von Erzbiscliof Marcus Sitticus erbaute Schlößchen Belvedere (Fig. 158). Man findet mit Hilfe
des alten Planes (Taf. VI) zwar im Terrain noch die Stelle, wo es lag, doch ist der Platz so verwachsen, daß
man nicht einmal mehr Mauerreste zu erkennen vermag. Die ehemalige schöne Aussicht ist ringsum
Schloß Hellbrunn
261
durch Iiolie Bäume vollkomnieu verdeckt. Hübner, zu dessen Zeiten (1792) das Gebäude noch stand,
beschreibt es also:
Schlößchen Belvedere, von den vorzüglich reizenden Aussichten so genannt, die ninn von da aus über den ganzen Salzachstrom
hinab, aufwärts weit hinter Hallein und nacli allen Seiten hat. Das Schloß steht auf einem Hügel, dessen Abhang mit Quadern
vorwärts gerade aufgemauert und zu einem ebenen Vorgrunde erhöht ist. Man steigt über eine steinerne Treppe von 18 Stufen
hinauf und kommt dann auf einen ebenen, mit Sande bestreuten Raum, in dessen Hintergrunde das kleine Schloß erbaut ist, zu
Fig. 240 Hellbrunn. Steinernes Theater (S. 260)
dem man beiderseits über zwei Treppenabsätze von 12 und 8 steinernen Stufen emporklimmt. Der Mittelteil des Schlößchens
springt einige Schritte hervor; hat oben an der Treppe nach den Seiten zwei Türen, durch welche man in das Innere des Schlöß-
chens kommt. Zwischen den Treppen zur ebenen Erde führt ein Tor in der Mitte in die Küche, den Keller und einige niedere
Behältnisse. Der Vorsprung hat nur ein Fenster und über demselben das Wappen des Erbauers. Auf beiden Flügeln des Schlöß-
chens ist ebenfalls nur 1 Fenster und 2 auf jeder Seite.
Das Schlößchen hat nur einen kleinen Saal, der ehedem mit Landschaften und Abbildungen von Städten und Menschen geziert
war, und gegen die Salzach ein Balkonfenster mit einem Balkon.
262
Gerichtsbezirk Salzburg
In dem südlich davon liegenden Teile des Parkes lagen acht größere und kleinere Einsiedeleien,
die am Ende des XVIII. Jhs. aufgelassen wurden und seither vollkommen verschwunden sind.
Der ganze große Park ist von einer langen verputzten, gelb gefärbelten und mit Schindeln abgedeckten
Mauer umfangen. Im SW. bei der Haltestelle der Trambahn rundbogiges Tor, daneben eingemauert das
Marmorwappen des Erzbischofs Marcus Sitticus mit der Jahreszahl MDCXII. Ein ähnliches Wappen an
der Nordwestecke.
An der Westseite der Mauer das einstöckige Häuschen des ehemaligen Steinbockwärters mit vorgebautem
sechsseitigem Turm. Beide mit Schindeldächern. Am Turm eingemauert große rechteckige Marmorplatte
mit Reliefwappen des Erzbischofs Marcus Sitticus, in Kartusche mit Cherubskopf, darüber der Kardinalshut,
darunter die Jahreszahl MDCXII.
Fig. 241
Heilbrunn. Felsentor vor dem steinernen Theater (S. 260
Hinterwinkl. — Itzling. — Kalham
263
Flg. 242 Kirchberg. Filialkirche, Ansicht von Süden (S. 264)
Hinterwinkl, Rotte
Wegkapelle: Beim Aigiier Fager. Üblicher Typus mit vorspringendem Dach. Im fiachbogig gewölbtem Wegkapcllc
inneiiraume geringe Holzstatue der Madonna. XVIII. Jh. — Daneben geringes Holzkruzifix; XVIII. Jh.
Itzling, Dorf
Moderne Pfarrkirche, 1903 erbaut (Nachahmung einer romanischen Basilika). Vier geschnitzte
Leuchter und drei Kanontafeln, um 1790.
Die Sammlung Baron Schwarz im Stadel hof wird im Anhang beschrieben.
Die Bildstöcke am Plainweg und die Plainbrücke sind unter Maria-Piain (s. S. 378) beschrieben.
Kalham, Weiler
Literatur: Hübner, Flachland, 162. — Pillwein, Salzachkreis 373 — Richter, Untersuchungen 704 ff.
BiirgruineKalham.
Dns Ministerialengeschleclit von Challieiman, Chalaheimen, Chaleheim, Kalhaim u. a. begegnet häufig in Urkunden und
Traditionen des XII. und XIII. Jlis. (HAUTHALER. U.-B. 1, 966 und MEILLER, RAS 379). 1245 (22. Februar) belefinte Erz-
luschof Eberhard IL neuerdings Ulrich von Kaiheim u. a. mit einer Gült „in curia Challieim" (MEILLER, a. a. O. 295 Nr.
~>H2). Sie besaßen auch das Gericht und scheinen unter den Ministerialen, die, im Zwisciienreich emporgekommen, dem
i-.rzbischof Friedrich II. viel zu schaffen machten, eine Art Führerrolle ausgeübt zu haben. Ende Juli 1275 belagerte der
l'rzbischof die Burg (Staatsarchiv Wien. Kod. 340 [bl. 106] f. 104) und zerstörte sie: ,castrum Chalheim a venerabili
i'riderico archiepiscopo propter enormitates innumeras ibi commissas funditus destruiiur" ; Mon. Germ. SS. IX). Sie
iz'iirde aber doch wieder aufgebaut, erst 1299 (3. Juni) gibt Heinrich von Chalheim dem Erzbischof den Burgstall und das
Gericht zu K. auf, jedoch 1326 finden wir Konrad von K wieder im Besitze desselben. Erst 1333 (29. April) verkauft er
..von großer gült und anderer Notdurft sein Gericht ze Chalheim mit samt dem purchstal. da daz haus ze Chal/ieim
rlwan auflag' an Erzbischof Friedrich III. Die Burg ist längst in Ruinen gefallen, die Stelle, wo sie stand, ist im Walde
kaum mehr erkennbar.
Burgruine.
264
Gerichtsbezirk Salzburg
Filial-
l<irclic.
Kirchberg, Einschiebt
Archivalien: Pfarrarcliiv Eugendorf.
Literatur: Pillwein, Salzachkreis 373. — Dürlinger, Handbuch 41.
Filialkirche zum hl. Georg
1390 stiftet Pfarrer Ulrich von Seekirchen mit einem Gut auf dem Kirchperg dem lieben Herrn St. Görgen
eine Wochenmesse. Die Diözesanvisitation von 1614 erwähnt aui3er dem Hochaltar noch einen auf der
rechten Seite zu Ehren des hl. Laurentius. Aus den Kirchenrechnungen:
1641: Dem Tischler zu Seekirchen wegen der Tafeln zu der Parkirchen 4 fl. Dem Maler ist wegen St.
Georgen Figuren auf besagten Tafeln bezahlt worden 30 fl. — 1666: Reparierung des Kirchen podens,
Parkirchen und Kirchenstände. ~ 1698/99: Neuer Dachstuhl und Erbauung des Turmes. — 1702: Für 2
neue von Wax possierte und eingefasste Altärl 6 fl. — 1704: Zwei neue Fenster ausgebrochen, zwei alte
Chai.iklc-
risiik.
l-ig.242-245.
Fig. 243 Kirchberg. Filialkirche, Ansiclit von Südosten (S. 265)
zugemacht. — 1706 und 1707: Meinrad G uggenb ichler, Bildhauer zu Mondsee, wegen des ver-
förtigten neuen Altars 58 fl. Wegen Fassung des von Holz geschnützten Bildnus St. Georgii, welches
in den Schacher zu der Aich gestellt worden 3 fl. ~ 1708: Matthias Fiesbauer, Schlosser in See-
kirchen, für das Gitter zu Aich 6 fl. 27 kr. — 1714: Georg Alt mann, Zimmermeister für Machung
der Kirchenständ 22 fl. — 1762 werden der baufällige Turm, auch die Dachung repariert, eine neue
Kirchentür ausgebrochen und neue Kirchenstühle beigeschafft für 232 fl. — 1795: Neue Glocke. — 1851
wird die größere Glocke neu gegossen. — 1893: Neue Glocke. — 1905 kam der Kreuzweg von Plain-
feld (gemalt von Josef Schauer in Seekirchen, 1805) hierher.
Am Fronleichnamstage, den 23. Juni 1911, schlug der Blitz in den Turm ein, wobei der barocke Zwiebel-
helm und die Glocken dem Brande zum Opfer fielen.
Läge: Auf einem isolierten Hügel neben einem Bauernhofe gelegen, weithin sichtbar. Der malerische
.'\r.blick des Kirchleins wird nur durch die moderne hellgraue Zinkblechdachung beeinträchtigt (Fig. 242).
Charakteristik: Einschiffiges gotisches Kirchlein mit netzgewölbtem einspringendem Chore, flach-
gedecktem Schiffe (mit hölzerner Westempore von 1640), gemauertem Dachreiter im W. vom Jahre 1699
(Helm von 1911) und gotischer Sakristei (Fig. 242—245).
Kirchberg
265
Das Langhaus, dessen flache Decke 1699 erneuert wurde, ist älter (XIII. — XIV. Jh.) als der spätgotische,
dem XV. Jh. angehörige Chor samt Sakristei.
Äußeres (Fig. 242, 243): Äußeres.
Bruchstein, verputzt, gelb gefärbelt. Fig. 242, 243.
Langhaus: W. Dreiecksgiebelfront mit aufgesetztem Turme. Rundbogige, einfach beschlagene alte Lnnglmus.
Tür mit abgeschrägter Laibung. Daneben eingemauerter, eiserner Opferstock und Weihwassermuschel.
Hölzerner Vorbau. — S. Links oben kleines Fenster,, in der Mitte unlen ein gleiches, darüber ein
gotisches Spitzbogenfenster mit breit gekehlter Laibung; rechts oben ein größeres gotisches Spitzbo'j;en-
fenster von gleicher Form, schräg darunter eine flachbogige Tür in Holzrahmung mit Schindelvordach
(1762 ausgebrochen). — N. Links oben rundbogiges Fenster, rechts unten kleines oblonges Fenster. —
Steiles modernes Zinkblechsatteldach.
Chor: Einspringend, etwas höher, dreiseitig abgeschlossen. Einfacher Sockel, gotisches steinernes Ab- Ciior.
schlußgesims mit Rundstab und breiter Hohlkehle. Im S. und N. je ein rundbogiges Fenster (1704 aus-
gebrochen), im SO. eingemauertes Relief (s. unten), im O. vermauertes gotisches Spitzbogenfenster mit
tief gekehlter Steinlaibnng; im NO. vermauertes gotisches Fenster mit abgeschrägter spitzbogiger Laibung
und Kleeblattbogen i beide wurden 1704 zugemauert). Modernes Zinkblechsatteldach, über dem Abschluß
abgewalmt.
Fig. 244 Kircliberg. Filiallurclic, Grundriß I : 200 (S. 265)
Turm: Gemaueiter Dachreiter über dem Westgiebel. Quadratisches Untergeschoß, achtseitiges Ober-
geschoß mit drei flachbogigen Schallfenstern im N., O. und S. und einer großen Schlüsselschicßscharte
im W. Der alte Schindelzwiebelhelm brannte 1911, da er keinen Blitzableiter hatte, durch Blitzschlag
ab und wurde durch einen achtseitigen pyramidenförmigen Helm mit Zinkblechdachung ersetzt.
Sakristei: Im S. des Chores, eingeschossig. Niedriger Sockel. Im S. und O. je ein kleines Fenster.
Im S. steinernes gotisches Hohlkehlgesims. Schindelpultdach.
Inneres (Fig. 244, 245):
Gelb gefärbelt. Decke weiß. Fußboden aus Ziegelplatten.
Langhaus: Über Hohlkehle flache Stuckdecke. Im O. gotischer spitzbogiger Triumphbogen mit profilierter
Steinlaibung mit einem breiten Rundstab in der Mitte. Im W. der rechteckig vorspringende Unterbau
des Turmes, von rundbogigem Eingange durchbrochen. Oben rechteckige Öffnung.
Im W. eingebaut alte hölzerne Westempore mit flachem, unten einfach kassettiertem Boden und
gerader Brüstung. Diese ist mit sechs rechteckigen Gemälden (Öl auf Holz) geschmückt: a) Der hl. Georg
gefangen vor dem Kaiser. Legende: Zur Zeit des Kaisers Diocietian — St. Georg der christlich Ritters-
man — Thet vil wunder mit großer Macht — Wurd darumh dem Kaiser gefangen bracht. — /;) St. Georg
wird mit Keulen geschlagen. Legende: Der Hieß mit anderen vilen plagen — In grausam hart mit
Kolben schlagen — Versuecht Ihn mitt Feinen allerhandt — Muest doch darmit warden zueschandt. —
XI 34
Turm.
Sakristei.
Inneres.
Fig. 244, 245.
Langliaus.
Wcsteiiipore.
266
Gericlitsbezirk Salzburg
c) St. Georg wird vor dem Kaiser zur Hinrichtung geführt. Legende: Der Kaiser khilndt diß erdulden
nicht — Schafft daß man St. Georg bald hlnricht — Da war sein Glaub erst recht problertt — Als
man Ihm zue dem Rad ausfüehrt. — d) Links die Kaiserin mit zwei Frauen, rechts St. Georg am Rade,
von Engeln getröstet. Legende: Khain pein, khain marter war also groß — M;* im khündt geben den
Herzstoß — Bllb allzeit beständig gesund wolgemuett — Sieh was der Glaub zue Christo Thuett. —
e) Links der thronende Kaiser, rechts St. Georg kniend, vor zusammenfallenden Götzenbildern. Legende:
Alß ihn der Khaiser bezwingen wolt, — Daß er den Abgöttern opfern sott, — Ruefft er zue Gott in
Himmel auff — Die Götzenbilder füellen zue Hauff. — f) Enthauptung des hl. Georg und der
Kaiserin. Legende: Zu letzt alß dise Rütterthat — Gott zue vollenden geff allen halt - Wurdt er
enthaupt, erlangt den Lohn — Sampt der Khayserin die Martter Crohn. — Qualitativ geringe, aber
interessante Arbeiten, datiert 1640.
Fig. 245 Kirchberg. Filialkirche, Inneres (S. 265)
Clior.
Sakristei.
Chor: Einspringend, gleichhoch, Boden um eine Stufe erhöht. Spätgotisches Netzgewöibe mit
breit gekehlten Rippen, drei runden Schlußsteinen. In den sieben Wandfeldern sind spitzbogige Gurt-
bogen eingeblendet, denen in den vier Ecken und in der Mitte der beiden Langseiten mit halbachteckigen
Sockeln versehene halbrunde Säulen vorgelagert sind, in welche die Rippen einschneiden; die beiden
Halbsäulen im Chorrechteck haben einfache Riiigkapitäle. Im S. gotische Sakristeitür in spitzbogiger
Steinlaibung, profiliert durch einen Rundstab zwischen zwei Hohlkehlen. Am Boden unter dem Triumph-
bogen eine große quadratische Marmorplatte.
Sakristei: Gratiges Kreuzgewölbe
bogigen Nischen.
mit vier spitzbogigen Stichkappen. Die beiden Fenster in flach-
liii'.richtuug.
Altarü.
Hochaltar.
Fig. 24fi
Einrichtung:
A. Itäre: 1. Hochaltar (Fig. 246). Auf zwei Holzstufen gemauerte Mensa mit roter Marmorplatte. —
Aufbau: Holz, schwarz gestrichen, mit vergoldeten geschnitzten Verzierungen. Predella mit vergoldetem
Fruchtgehänge, an den Seiten zwei prismatische Säulenpostamente mit schön skulpierten, alt polychro-
mierten Cherubsköpfen. Daneben je eine ausladende Statuenkonsole mit vergoldeter Akanthusranke. Im
Hauptteil in der Mitte rundbogige Nische mit der alt polychromierten Holzstatue des auf einem Schimmel
reitenden hl. Georg, der mit dem Speer den Drachen durchbohrt; dahinter auf Felsen die kleine Figur
der knienden gekrönten Königstochter. Oben ein Cherubskopf. — Daneben zwei vorgestellte gewundene
Kirchberg
267
00
CS
00
o
:^
34»
268
Oerichtsbezirk Salzburg
I--ig. 217.
Stitenaltar^
Fig. 248.
Kanzel.
Fig. 248 Kircliberg. Filialkirche, Seitenaltar (1691)
mit zwei gotischen Statuen (S. 268)
kleine . Statue des hl. Laurentius. — Statt des
Statuette der hl. Maria mit dem Kinde.
Auf dem Predellafelde die Inschrift: Gott dem Allmcchtigen zu
Ehrn dan aller Christglaubigen Seelen zu Trost hat Georg
Knutzinger zu Knutzing und Magtalena sein Hausfrau dis altärl
setzen lassen. Im Jahr 1691. ~ Die beiden Statuen sind noch
spätgotisch, um 1500.
Kanzel: Einfache buntmarmorierte Holzbrüstung; Arm mit
Kruzifix. XVII. Jh.
Säulen, von vergoldetem Weinlaub umwunden, mit
vergoldeten Kompositkapitälen; am Fries des Gebälk-
stückes darüber je ein kleiner Cherubskopf. An den
Seiten auf Konsolen links die Statue des hl. Sigis-
mund (eines Jünglings im Panzer, mit Fürstenhut
und Hermelinmantel, mit Pfeilen und einer rot-weißen
Fahne in den Händen), rechts die Statue des hl. Flo-
rian (Fig. 247). Über den Statuen hornartige Bal-
dachinvorsprünge mit vergoldeten Ranken. Verkröpf-
tes Gebälk. — Flachbogige Giebelansätze mit ver-
goldeten Ranken, darauf je ein sitzender Putto mit
einem Palmzweig. In der Mitte in einem vergoldeten
Lorbeerrahmen, umgeben von weißen Wolken, drei
Cherubsköpfchen und Strahlenkranz, ein ovales Auf-
satzbild (Öl auf Leinwand), der hl. Laurentius, in
ganzer Figur stehend, mit Palmzweig und Rost; im
Hintergrunde die Marter des Heiligen. Gute Arbeit.
Der interessante, besonders durch seine intakte Ori-
ginalfassung sehr seltene und wichtige Altar ist eine
sehr gute Arbeit des Bildhauers Meinrad Guggen-
bichler aus Mondsee vom Jahre 1707.
Kleines Rokokotabernakel, Holz, rotbraun marmoriert,
mit vergoldetem Gitterwerk. Um 1740.
Neben dem Hochaltare ein eiserner Opferstock.
2. Seitenaltar (Fig. 248): An der östlichen Lang-
hauswand links. Gemauerte Mensa mit roter Marmor-
platte. ^ Wandaufbau : Holz, schwarz gestrichen, mit
vergoldeten Verzierungen. Über der Predella ganz
übermaltes Marienbild, umgeben von zwei Engeln
mit Schrifttafeln und vier Putten mit Porträts von
Heiligen; flankierend zwei Säulen mit vergoldeten
korinthischen Kapitalen; daneben vergoldetes Blatt-
werk. Gerades Gesims mit Kartusche und flach-
bogigen Gie-
belansätzen.
Darauf die
Tabernakels
Kirchenbanke. Einfache Kirchenbänke von 1762.
Skulpturen. Skulpturen: 1. Am Triumphbogen Kruzifix, Holz, polychro-
miert; XVL Jh.
2. Außen an der Südostwand des Chores. Eingemauerte recht-
eckige Granitplatte, oblong, mit detn in Hochrelief gearbeiteten
Brustbild einer bartlosen Person en face, mit einer runden Mütze.
li,^. 2 11). XV. .Ili.(?). Wahrscheinlich Grabmalfigur (Fig. 249).
iHiii.ii.K Cieinäide: Öl auf Leinwand. 1. Dreifaltigkeit, Kruzifix, Mon-
stranz, Imniakiilata, umgeben von Engeln und sieben Heiligen;
unten die armen Seelen im Fegefeuer. Mittelmäßig, datiert 1721.
2. Die hl. Familie; beschädigt, schwach, XVIII. Jh.
3. Maria-Hilf, XVIII. Jh.
Fig. 249
Kirchberg. Filialkirche, Steinrelief (S. 268)
Koppl 269
4. Zahlreiche Votivbilder des XVIII. Jlis., auf denen interessanterweise St. Georg als Viehpatron dar-
gestellt ist.
5. Ecce honio und schmerzhafte Mutter Gottes, gering, XVllI. Jh.
Moderner Öldruck-Kreuzweg.
Leuchter: 1. Am Hochaltare vier schön geschnitzte Holzleuchter, alt versilbert, um 1707. Leuchter.
2. Am Seitenaltare zwei schön geschnitzte Rokokoleuchter, Holz, alt vergoldet, Mitte des XVIll. Jhs.
Reliquiar: Messing, zum Teil versilbert, in Form einer kleinen Monstranz, mit getriebenen Ver- Rdiquiar.
zierungen. Datiert: /. H. — E. H. 1744.
r
Koppl, Weiler
Arcliiviilien; Pfarrarcliiv (Kirclienrecliniingcn seit 1623 mit Lücken). — Konsistorialarcliiv.
Literatur: HiJBNER, Flachland 1, 168. — WiNKLHOFER, Intelligenzblatt 1808, 564. — PiLi.WErN, Salzachkreis 385. — Dürlinger,
Handbuch 50. — Richter, Untersuchungen 714.
In Boschenstein, unweit der Kirche K-, ist nacii den Angaben WINKLHOFERS ein Scliloß gestanden, das den im XII. und
XIH. Jli. nachweisbaren Herren von Nockstein gehörte. I3I3 schon hatten die Bischöfe von Chietnsee dort ihren Ricliter
sitzen, ohne daß wir den I'rwerbstitel dieser Hofmark — von den Bischöfen prätendierten Landgerichtes — wüßten. 1807
wurde dieses Gericht mit Keuhaus vereinigt.
Pfarrkirche zum hl. Jakob. Pfarrkirche.
Die Kirche zu Koppl erscheint zum ersten Male im Jahie 1514, und zwar als Filiale von Seekirchen. Am
Chorgewölbe fand man die Jahreszahl 1511, am Sakramenthäuschen steht 1518. 1592 ließ sich hier ein
Expositus nieder, der seit 1611 als förmlicher Vikar vorkommt. 1859 wurde Koppl zur Ffarre erhoben.
Ein Inventar von 1607 führt u. a. auf:
///; hocilwürdigen Sacramentliausl ain niössinge Khapsen, darinnen ain clains vergotts Capsl zum liw. Sacrament, dar-
über ein rothtaffenter Peytl. Auf dem vordem Altar zwen alt eisern Leichter. Sechs alt W'andlslangen. Abermals
auf den zwayen nidern Altären S. Sebastian und etliche andere Pilder, auch auf jeden Altar ain weißleinern Altartuech
mit geferbten Franzen, so schlecht sein. Ain schwarze SchreiblafI auf der Canzl.
Die Diözesanvisitation von 1614 fand das Sakrament in tabernaculo lapideo muro affixo fenestra duplici
»et cancellis etiam ferreis iniinito a cornu dextero sowie drei Altäre; der zweite war der hl. Margareta
geweiht, qiiod versus muriini rediicatur et ampliatur ac deinde cathedra concionatoria parva miiiidctar,
ubi nunc pars imaginis predicti altaris est, muro affigatui. Der dritte war der hl. Kreuzaltar.
Schon 1682 besorgte man, daß der obere getäffeite Poden sinken, herabfallen und großes Unglück ver-
ursachen werde. Am 16. Juni 1690 nun, da gleich die Kirchmenig wegen der Wettergottsdienst ver-
samblet wäre, hat besagter Poden merklich zu sinken und zu krachen angefangen; der völlige Einfall
hat mit alsbald gesetzten Spreizen bekumerlich verhuettet werden können; auf erfolgten Fall wären
die 2 Seitenaltare, wovon der aine noch schön und sauber ist, völlig ruiniert, auch die Kirchmenig nit
mehr zum hl. Gottesdienst bey so vor Augen scheinendem Ruin erschienen, wie sie sich dann verwichenen
Sonntag beraits um ein merkliches verringert hat, nit weniger die ad Interim gesetzten Spreizen die
schwere Last nit lang werden aushalten' können. Ein Überschlag zur Reparatur belief sich auf 332 fl.
1691 : Dem Hofzinngiefier wegen 6 gemachter Altarleuchter über altes Zinn 12 fl 30 kr.
1716: Den 1. Oktober wegen des ruinösen Kirchengwölbs und Tachung durch geistl. und weltl. Obrig-
keit mit Zueziehung des Maurer- und Zimmermeisters den Augenschein vorgekehrt, hat man aus-
gelegt 4 fl. 48 kr. Da der Maller sambt einem üsöllen und der Tischler wegen des Hochaltars
den Augenschein und Masserey eingenommen, ist mit Einschluss des Kutschers und Pferd auf
Zehrung und anderes ergangen 3 fl.
1717 beginnt die Gwölbung des Chorpogens, auch wird ein Fenster auf der Emporkirche ausgebrochen;
die Kosten belaufen sich auf 602 fl. 16 kr.
270 Qerichtsbezirk Salzburg
Lorenz Wi n dbicli 1 er, Tischler in Salzburg, erhält für verschiedene Arbeiten 10 fl. 1721, 1723
und 1724 sucht die Gemeinde um Aufrichtung eines neuen Hochaltars für zirka 700 fl. an, wird
aber abgewiesen. Erst als der Dechant von Köstendorf den alten Altar als ser schlecht und ganz
pauföllig beschreibt und die Guttäter die ganzen Kosten mit Ausnahme der Fassung auf sich
nehmen, wird 1726 das Gesuch bewilligt. Josef Andre Eis!, ansessiger bgl. Mahler zu Neu-
markt, für die Fassung sambt die Blöder darein zu malen 385 fl. Wenn aber statt gutem Gold Tinctur
genommen wird, welches auch gleichfalls seinen Bestand hat, so käme der Hochaltar auf 270 fl.
Das Konsistorium entschied sich für gutes Gold. Der gleichen Zeit gehört aucii der Überschlag
Eisls für einen Seiten altar auf 200 fl. an.
Alles was in dem Riss von Bildhauerarbeit als 4 Statuen, auch alles Laubwerch sambt der ganzen
Tischlerarbelth ingleichen für Fassung, was die Visier weiset, was gelb angezeigt, alles von guttem
Gold zu vergulden, das übrige lasirn und die Architectur glanzmärbl zu fassen, ist für alle Un-
khosten als Dischler, Bilthauer und Mahler mit Einschluss der zway darzuegehörigen Blödern
. 200 fl.
1731: Ein ziervergolte Monstranzen von getriebener Arbeit mit Figuren in 13 Löt. Augsburger Prob-
selber holt 94 Loth ä 1 fl. 35 kr., zus. 148 fl. 50 kr., darangeben ein alte Monstranzen in 12 lot.
Salzburger Prob G wicht 55 Lot ä 1 fl. 6 kr., zusammen 60 fl. Herrn Ferdinand Sigmund
Amende hat hiezu in seinem Todbött verehrt dem Gottshaus 1 Dugaten per 4 fl. 15 kr., seind
also darauf bezalt worden 85 fl. 35 kr.
1733: Umb ain Crucifix und Arm auf die Canzl 4 fl. Auf die Canzl ein Thür und auf das Oratorium
ein Aufsatz mit Fenster u. Teppich und Leinwand 1 fl 20 kr.
1741: Andrä Zachenhuber, wegen Gießung einer Glocke zu 812 it 388 fl 44 kr.
1768: Für Renovierung des Gemahls im hl. Grab, worauf der Leichnamb Christi 55 kr.
1771: Für ein Paar neue Opferkändl samt Tazen 1 fl. 50 kr.
1787: Nikolaus Ort, bgl. Hofgürtler, für Versilberung und der 6 Altarleuchter und 2 Hängeleuchter,
dann einer Oellampen 28 fl.
1796: Johann Pentele, Hof- und bgl. Großuhrmacher für die neue Uhr 150 fl.
1808: Der Vikar Augustin Winkelhofer erkauft das alte Tabernakel, das ehedem in der Schwarzen Bruder-
schaftskirche im Kai stand und nach deren Sperrung an die Domkirche abgegeben worden war,
um 50 fl., in Hoffnung, es werde die Summe durch Guttäter aufgebracht werden. Infolge des
Krieges aber wurden nur 25 fl. gesammelt. Die Domkustodie gab das Tabernakel, das neu sicher
1000 Taler gekostet hat, nicht billiger her.
Am 23. Juli 1816 brannte die Kirche durch Blitzschlag ab; die Altäre verbrannten, wohl aber wurden die
Geräte gerettet. In den folgenden Jahren wurde die Kirche wieder aufgebaut, eine große Anzahl Kirchcu-
paramente kam von der Staatsgüterinspektion (meist Meßkleider), ein Kruzifix von Elfenbein auf schwarzem
Postament aus der Residenz, eine Glocke von den Theatinern. Das Hochaltarbild malte 1820 „Kunst-
mahler Hornöck," 1835 restaurierte es, „da es von bedeutendem Kunstwert ist," Kunstmaler Martin
Pitzer.
(.liKiniKie- Charakteristik: Einschiffige kleine Landkirche, mit einspringendem, dreiseitig geschlossenem Chor
'■'^''•" und Nordturni. Die Mauern gehören noch dem spätgotischen Baue (um 1511) an, die Gewölbe wurden
iy.2:>ii~ 25-' nach dem Brande von 1816 erneuert, wobei auch die Chormauern erhöht wurden (Fig. 250— 252).
i'iRi'- Latic: Das malerische Kirchlein, das besonders von N. her, mit den Bergen im Hintergrund, einen
hübschen Anblick bietet, steht, von der Friedhofsmauer umgürtet, auf einem Hügel im N. einiger tiefer
gelegener Höfe.
Koppl
271
Äußeres (Fig. 250):
Bruchstein, verputzt und gelb gefärbeit.
Langhaus: W. Dreiecksgiebelfront, mit Schindeln verkleidet. Vor der rechteckigen Tür hölzerner
Vorbau, darüber ein rundbogiges Fenster. - S. Niedrige glatte Wand mit steinernem gotischem Hohl-
kehlgesims. Links vor der rundbogigen Tür Anbau 1; rechts zwei vergitterte rundbogige Fenster mit
marmornen Fensterbänken. — N. Zwei Fenster wie im S.
Chor: Einspringend, höher als das Langhaus. Im S. und SO. je ein Fenster wie im Langhause. Über
den Fenstern umlaufendes steinernes gotisches Hohlkehlgesims. Im N. sind Turm und Sakristei an-
gebaut. — Über Langhaus und Chor gemeinsames, nach O. abgewalmtes Schindelsatteldach.
Turm: Im N. des Chores. Quadratischer ungegliederter Hauptteil; im O. kleine Luke, im N. unten
übereinander zwei kleine Fenster, Westseite ganz mit Schindeln verkleidet. Niedriges achtseitiges Glocken-
Äußeres.
Fig. 250.
Langhaus.
Chor.
Turm.
Fig. 250 Koppl. Pfarrkirche, Ansicht von Norden (S. 27i)
geschoß mit vier rundbogigen Schallfenstern; die drei Westseiten sind mit Schindeln verkleidet. An der
Nordseitc die Jahreszahl 1881. Über Hohlkehigesims achtseitiger pyramidenförmiger Schindelhelm mit
vergoldetem Knauf und Kreuz.
Anbauten: 1. Im S. des Langhauses, niedriger, im O. abgerundet. — W. Ganz nrit Schindeln ver- Anbauten.
kleidet. — S. Links rundbogige Fenster, rechts flachbogige Tür. — Schindelpultdach, nach O. und W.
zu abgewalmt.
2. Sakristei im N. des Chores. Einstöckig, niedriger als der Chor. Im O. links Tür, rechts übereinander
zwei Fenster; im N. übereinander zwei Fenster. Schindeldach.
Fri e d ho f m a u er: Bruchstein, verputzt, mit Schindeln abgedeckt. Im W. und O. je eine kleinere, im Friedhof-
SW. eine größere Öffnung mit zwei kugelbekrönten Pfeilern. mauer.
Inneres (Fig. 251, 252):
Moderne einfache Ausmalung. Alter Fußboden aus roten Marmorplatten.
Langhaus: Einschiffig. Rundbogige Längstonne. Im S. flachbogige Tür in rechteckiger Nische, im
W. rundbogige Tür in flachbogiger Nische. Hölzerne, stucküberzogene Westempore mit flachem,
von vier Hoizpfeilern gestütztem Boden und gerader Brüstung. Im O. rundbogiger Triumphbogen.
Inneres.
Fig. 251, 252.
Langhaus.
272
Gerichtsbezirk Salzburg
Chor. Chor: Schmäler, niedriger, Boden um eine Stufe höher. Rundbogiges, im O. abgerundetes Tonnen-
gewölbe mit sieben rundbogigen Stichkappen. Unter den Gewölbezwickein einfache Konsolengesimse.
Im N. Sakristeitür, oben kleine flachbogige Kanzeltür. Einfache Holzbalustrade.
Turm. Turm: Unten flach, darüber Tonnengewölbe.
Anbauten. Anbauten: 1. Im S. des Langhauses, durch eine Quermauer (mit vergitterter rundbogiger Öffnung)
geteilt in zwei flachgedeckte Räume, im W. Beinkammer, im O. Vorhalle vor der rundbogigen Kirchentür;
im O. hinter rundbogiger Türöffnung halbrunde Nische mit der Stalue des Schmerzensmannes.
2. Sakristei in beiden Geschossen flach gedeckt.
Einrichtung. Einrichtung:
Altäre. Altäre: Drei Altäre, Holz, gelb und rot marmoriert, mit vergoldeten geschnitzten Zieraten, Altarbildern
(Öl auf Leinwand) und Holzstatuen (polychromiert und vergoldet).
Hochahar. 1. Hochaltar: Fieistehend. Auf zwei Stufen einfache Mensa. Ganz vergoldetes Holz-Tabernakel mit
zwei Säulchen beiderseits der Türnische; vor dieser Kruzifix; auf der von Blumen umwundenen Kuppel
Monogramm Jesu in der Glorie. - Aufbau: Über der Predella rundbogiges Altarbild, flankiert von zwei
Fig. 251 Koppl. Pfarrlurche, üriindrili 1 : 200 (S. 271)
StiitciialUire.
Linker
ieilriu\li:ir.
Piiastern und zwei seit ich vorgestellten Säulen. Verkröpftes Gebälk, über der Mitte Baldachin und flach-
bogiges Gesims. Aufsatz mit flachbogigem Gesims. Über den Säulen zwei vergoldete Flammenurnen.
Aufbau und Tabernakel um 1820.
Altarbild: Die Immakulata, von Cherubsköpfchen umgeben; oben die Taube. Gutes Bild. Bezeichnet:
Franz Xaver Hornöck von Salzburg, 1820. — Aufsatzbild: Christus und Gott-Vater, mit der Krone in
den Händen. Von demselben, 1820.
Statuen: Beiderseits des Altarbildes auf Konsolen die Apostel Andreas und Thomas. Am Aufsatze zwei
anbetende Engel, oben die Statuette Christi als guter Hirt. Mittelgute Arbeiten vom Jahre 1726.
Zwei Seitenaltäre, im Aufbau einander gleich, um 1820. Auf einer Stufe rechteckige Kastenmensa
mit Kreuz. Wandaufbau: Niedrige Predella mit seitlichen Postamenten; veikröpftes Gesims. Im Hauptteil
Altarbild, flankiert von je einem Pilaster und einer Säule, alle mit vergoldeten Kompositkapitälen. Giebel-
aufsatz mit eckigen Seitenvoluten, rundbogig verdacht; an den Seilen zwei Vasen, oben zwei Kugeln und
Kreuz; vergoldete Blattgehänge.
'2, Linker S e i t e n a 1 1 a r. Altarbild: Kreuzigung. Links unter dem schräg stehenden Kreuze stehen
Maria und Johannes, rechts kniet Magdalena. Mittelmäßig, um 1820. Am Aufsatz moderner Öldruck, Christus.
Statuen: St. Johann von Nepomuk und St. Leonhard, mittelmäßig. Am Giebel ein Cherubsköpfchen.
Um 1726.
Kopp]
273
3. Rechter Seitenaltar. Altarbild: Die hl. Familie. Oben Gott-Vater und die Taube. Schwach, Rechter
Mitte des XIX. Jhs. — Aufsatzbild: Moderner Öldruck, Maria. Seitenaltar.
Statuen: St. Florian und St. Georg, mittelmäßig; am Giebel ein Cherubsköpfchen. Um 1726.
Kanzel: An der Nordseite des Triumphbogens. Holz, polychromiert, achtseitig. An der Brüstung Kanzel,
zwischen Rundbogen die Reli^ffiguren Christi und der Evangelisten. Am Schalldeckel unten die
Taube. Pseudoronianisch, Mitte des XIX. Jhs. — Am Baldachin oben die Statuette des hl. Michael; gut,
ij um 1820.
Orgel: Am Holzgehäuse geschnitzte vergoldete Rankenverzierungen. Um 1820. Orgel.
Sakramentsh ansehen (Fig. 253): In die Mensa der Beinkammer ist das alte gotische Sakraments- Sakraments-
häuschen (aus rotem Marmor) eingemauert. Rechteckig, oben mit Zinnen abgeschlossen. Nische in pro- liänschen.
filierter Kielbogenumrahmung. Oben eingemeißelt die Jahreszahl 1518 und die Buchstaben A. M. Fig. 253.
Fig. 252 Koppl. Pfarrkirche, Inneres (S. 271)
^ Skulpturen: Holz, polychromiert. 1. Im Langhause großes Kruzifix. Mittelmäßig, Anfang des XVIII. Jhs.
1 2. In der Vorhalle lebensgroße Statue Christi als Schmerzensmann. XVIII. Jh.
i 3. In der Beinkammer Kruzifix über den Seelen im Fegefeuer. XVIII. Jh.
! 4. Bekleidete Holzpuppe der Madonna in verglastem Gehäuse. Ende des XVIII. Jhs.
I 5. Zwei Leuchterengel. XVIII. Jh.
I 6. Statuette des Auferstandenen. XVIII. Jh. (Sakristei).
7. Prozessionskruzifix. XVllI. Jh.
8. Vortragkreuz. Christusfigur aus Elfenbein; gute Arbeit, XVIII. Jh. (stammt aus der Residenz in Salz-
burg).
9. Kopf der Madonna (auf Glas gemalt) in hübschem kleinem Holzrahmen von der Form einer Altar-
wand, flankiert von zwei gewundenen Säulen- und Akanthusranken, Gesims mit geflammtem Hobel.
Aufsatzgiebel mit Pergamentminiatur (Schweißtuch). Intakte alte Fassung: Blau lasiert, vergoldete Ranken
und Gesimse. Ende des XVII. Jhs.
Skulpturen.
Gemälde: 14 kleine Kreuzwegbilder. Um 1850.
XI
Gemälde.
35
274
Gerichtsbezirk Salzburg
Monstranz. Monstranz (Fig. 254): Silber, vergoldet. Ovaler Fuß, reich getrieben mit Kartuschen, vier Oval-
Fig. 254. medailloi;s mit den Figuren der Evangelisten, von Trauben umgeben. Am Knaufe Rosen. Um das
Gehäuse kleiner Strahlenkranzrahmen mit bunten Glasflüssen, dahinter ein breiter durchbrochener
Rahmen mit Ranken und den getriebenen Figuren Gott-Vaters auf Wolken, zweier Engel mit Rauch-
fässern, der Madonna und von vier Putten; oben vor dem Kreuze die Taube. Vergoldeter Strahlenkranz.
Als Lunulaträger dient ein Cherubskopf. — Marken: Augsburger Beschall (R^ 175). Meisterzeichen: j,.g
in Dreipaß (R^ 522). Gute Arbeit des Johann David Salier in Augsburg (gest. 1724), vom Anfange
des XVIII. Jhs. Die Monstranz wurde 1731 gekauft (s. S. 270).
Ziborium. Ziborium (Fig. 255): Silber, vergoldet. Runder Fuß, getrieben mit Kornblumen und buschigen Akanthus-
l'ig. 255. ranken sowie drei Cherubsköpfchen. Am Knaufe drei Cherubsköpfe. Durchbrochener Cuppakorb, ähnlich
wie der Fuß getrieben. — Marken: Salzburger Beschau (S in Oval). Meisterzeichen:
H I
in Dreipaß.
Sehr gute Arbeit des Hans Jakob Scheibsradt in Salzburg (Bürger seit 1653), um 1670. Jüngere
Krone, Kupfer, vergoldet.
Ivelclic.
OiifcitassL'.
.\iniKl.
lA'iiohlcr.
\':i.--oii.
Vaiin.
Flg. 253
Kopp], Pfarrl<irclie. Sakramentsliäuschen von 1518 (S. 273)
Kelche: Silber, vergoldet. 1. Am Fuße getriebene Bandwerkkartuschen mit Rosen. Am Knaufe drei
ovale Kartuschen. Durchbrochener silberner Cuppakorb mit getriebenem Bandwerk und Rosen. — Marken:
Augsburger Beschau mit C (1737—1739; R^ 182). Meisterzeichen: j.^g in Dieipaß (R-' 545). Gute Arbeit
des Johann Jakob Schoap (oder Jos. Ignaz Saler) in Augsburg, um 1738. Eine der ältesten
Arbeiten dieses Meisters.
2. Messing, vergoldet, mit getriebenen Ornamenten und je drei Porzellan-Email-Miniaturen an Fuß und
Cuppa (Fußwaschung, Frauen am Grabe, Noli me längere; Ölberg, Gefangennahme, Kreuzigung). Mitte
des XIX. Jhs._
Opfertasse: 1. Zinn, gemodelt, XVIll. Jh., Salzburger Marke. — 2. Messing, versilbert, XVIII. Jh.
Ampel: Messing, versilbert, getrieben und durchbrochen. XVIII. Jh.
Leuchter: 1. Sechs große und drei kleine, Messing, versilbert, mit getriebenen Rocaillen, um 1750. —
2. Zwei dreifüßige Zinnleuchter. XVIII. Jh.
Vasen: Vier zweihenkelige Vasen, Messing, versilbert, mit getriebenen Rocaillen, um 1750.
Varia: Zwei alte Kirchenfahnen und zwei Traglaternen. XVIII. Jh.
Koppl
275
Grabsteine: 1. Im Langhause drei abgetretene Grabplatten des XVIII. Jhs.
2. Außen im Süden des Langliauses. Rote Marmorplatte. Unten ein Reliefwappen. Darüber die
zehnzeilige Inschrift: Alhie ligt begraben der Ehrenvesst und ivol Vorneni Herr Ruprecht Mony
22 Jahr Hohfiirstl. Saltzburg. Verweser in der Ebenau; gest. 1656.
Turmuhr: Von Johann Bentele in Salzburg, 1796.
Glocken: 1 . Gegossen von F. X. Gugg zu Salzburg,
1820. 2. Gegossen von F. Oberascher in Salzburg,
1852. 3. Gegossen von F. X. Gugg zu Salzburg, 1831.
^
1
j%^jj^^^
ggj
%^
m
^m
^^
11^11
1
-/^j
m^
^*'»'' 9
*
fl
1
J
«i-
-
\. .^^^^^HH
Grabsteine.
Tiininilir.
ülocken.
Fig. 254 Koppl, Pfarrltirehe. Monstranz
von Joli. David Salier in Augsburg, um 1724 (S. 274)
Fig. 255 Koppl, Pfarrkirche. Ziborium
von H. J. Scheibsradt in Salzburg, um 1670 (S. 274)
Pfarrhof: Gemälde: 1. Die Apostel Jakob d. Ä. und Andreas. Unten Kirche und Pfarrhof Koppl. Gut,
Ende des XVIII. Jhs. — 2. Kreuzigung. Um 1750. — 3. Porträt eines Geistlichen. Gut, um 1780.
In der Schule: Wachs-Christkind auf gestickter Tafel in geschnitztem Rocaillenrahmen. Um 1760.
Schnurnkapelle zu Unserer Lieben Frau.
Das bischöflich Cliiemseesche Urbar von 1577 erwähnt die „Wintschntirntafeni" , 1628 die „Tafern von derWintschntirir.
Über die Entstehung dieser Kapelle, die ihrer Bauart nach um 1620 zu setzen sein wird, fehlen alle
Nachrichten. Die Koppler Kirchenrechnung von 1710 bemerkt: Die Capellen an der Windschnur hat
35*
Pfarrhof.
Kapelle.
276
Qericlitsbezirk Salzburg
Lage.
Busclireibiing.
Äußeres.
Inneres.
nichts ertragen, weilten darbey das Gwölb eingefallen und also widerumb zu erheben ist. — 1711: AuJ
Erbauung der Capelln auf der Windschnurn, item Zinimerleut, Schmid, Schlosser, Glaser, Baumaterialien,
laden u. d. ist ausgelegt worden 389 fl 51 kr. 1734 wurde die Kapelle eingeweiht.
Lage: An der Straße Salzburg — St. Gilgen, Va ^^^ südlich von Koppl, beim Gasthause zur Schnurn.
Beschreibung: Rechteckiger Quadernbau aus dem Anfange des XVll. Jhs., 1711 wiederhergestellt.
Gute Stukkaturen an der Decke und Stuckaltar, um 1711. Die Kapeile ist im ganzen Bezirke die einzige
Vertreterin dieses interessanten Typus.
Äußeres: Rechteckiger Bau aus Konglomeratquadern; der weiße Verputz ist fast ganz abgefallen. Pro-
filierte Stuckfensterumrahmungen. Einfacher Steinsockel. Im N. rechteckige Tür in profih'erler Umrahmung
aus rotem Marmor. Darüber leerer querovaler Rahmen; an den Seiten zwei rechteckige Fenster. Im O.
rundbogige Blendnische, im S. zwei Fenster und Blendnische, Westseite ganz mit Schindeln verkleidet.
Über hölzernem Hohlkehlgesims Schindelzeltdach.
Inneres: Alter Fußboden aus roten Marmorplatten. Über Flachpilastern reich profiliertes Gesims. Das
Spiegelgewölbe reich verziert mit hübschen Stukkaturen, um 1711: Geschwungenes Mittelfeld und
vier Seitenfelder, dazwischen Akanthusranken und natürliche Zweige, Kartuschen, drei Putti; der westliche
Teil der Decke ist durch eingedrungene Feuchtigkeit beschädigt. Gute Arbeit.
Altar.
Gemälde.
Hulz-
statuuULU
ü'.v.l -iLUL-'i.'ter.
Fig. 256 Landschaft zwischen Koppl und Plainfeld, mit Oaisberg und Nockstein
Altar: Gemauerte Mensa mit einfach (mit Blumen) bemaltem Holzantependium. Altarwand aus Stuck.
Recliteckiges Gemälde, flankiert von zwei Säulen, die von Zweigen umrankt sind, mit Volulenkapitälen.
Neben dem Rahmen drei Putten. Flachbogiger Giebelaufsatz mit Seitenvoluten und zwei Putten.
Gemälde: .Altarbild. Maria Himmelfahrt, beschädigt.
Aufsatzbild: Christus und Gott -Vater mit der Krone in den Händen, oben die Taube.
Der ganze Altar um 1711.
Gemälde: 1. Die hl. Familie und ein Engel, gut. — 2. St. Sebastian. — 3. Zwölf Szenen aus dem Leben
der hl. Notburga. — 4. Madonnen -Wallfahrtsbild. XVlll. Jh.
II olzstatuetten: Polychromiert. 1. Bischof mit Buch, um 1500. — 2. St. Johannes; gut, 1. Hälfte des
XVI. Jhs. — 3. St. Rupeit; XVII. Jh. - 4. St. Notburga; um 1750. - 5. Bekleidete Mutter Gottes im
Glaskasten. XVIIl. Jh. — Zwei Holzleuchter; um 1711.
13 ild Stöcke: 1. ^j^km nordöstlich von der Kirche, bei der Hofgruppe Willischwand. Üblicher Typus,
rechteckiger, weiß verputzter Bruchsteinbau mit vorspringendem Schindeldache. Tiefe Nische mit flach-
bogiger Öffnung. XVIII. Jh. — Innen Holzkruziiix, mittelmäßig, XVIII. Jh. — 2. 1 km nördlich von der
Schnurn, ähnlich.
In Weißbach, 1 km nordwestlich von Koppl, eine 1875 erbaute Kapelle mit ziemlich großem Turme.
Lengfelden
277
Lengfelden, Dorf
Archivalien: SRA (Alte Baiiakten B III 2).
Literatur: PiLLWEiN, Salzaclikreis 366. — Dürlinqer, Handbuch 16.
930 übergab der Edle Rachwin dem Erzbischof Odalbert 10 herzogliche Hufen an der Salzach zwischen „Lenginveld" und
Puch (bei Hallein) und unter Erzbischof Tietmar (1025—1041) hatte der Priester Pdigrim „in loco Lenginuuelt diclo" ein
Lehen (HAUTHALER. U.-B. 1. 148 und 212).
Seit dem XVI. Jh. ist dort eine Papiermühle nachweisbar, die seit 1701 im Besitze der Familie Hoff mann, seit 1852 in dem
derer von Rauchenbichler war. Das Alter der Kapelle ist unbekannt. — Seit 1898 befindet sich durt das Missionshaus
, Maria Sorg" der St.-Petrus-Claver-Sodalitdt für die afrikanischen Missionen.
Kapelle in Maria Sorg: Im Garten hinter dem Missionsgebäude.
Äußeres: Rechteckiger weiß gefärbelter Ziegelbau mit einspringendem halbrundem Abschluß. Im W.
Tür, im S. und N. je zwei Fenster. Profiliertes Kranzgesims. Nach O. abgewalmtes Schindelsatteldach.
Im W. hölzerner Türvorbau mit sechs Holzsäulen. Mitte des XVIII. Jhs.
Kapelle.
Äußeres.
I
Fig. 257 Lengfelden, Hufschmiede (S. 277)
Inneres: Tonnengewölbe mit Stukkaturen aus der Mitte des XVIII. Jhs., in der Mitte Kartusche mit hmcres.
zwei Putten (mit Lilie und Krone). Über der Tür Stuckkarluscheii mit verblaßtem Wandgeniälde. In der
gewölbten Apside in stukkiertem Kartuscheniahmen diei Ölgemälde, die hl. Dreifaltigkeit, der hl. Leonhaid
und der hl. Florian, Mitte des XVIll. Jhs., übermalt. In der Mitte der Apsis über der Mensa großes recht-
eckiges Gemälde, Öl auf Blech, eine sogenannte Ähren-Madonna, die hl. Maria mit gefalteten Händen
betend stehend, in langem blauem, mit goldenen Ähren geschmücktem Gewände, Kopie des XVIII. Jhs.
nach einem italienischen Trecentobilde; modein übermalt.
Zwei Statuetten, der hl. Josef mit dem Kind und der hl. Johann von Nepomuk, Holz, polychromiert,
mittelmäßig, XVIII. Jh.
Haus Nr. 6 (Fig. 257): Hufschmiede. Rechteckiger einstöckiger Giebelbau. Vorne Halle mit drei rund- Maus Nr. 6.
bogigen Arkaden auf kurzen Steinsäulen. In der Westseite eingemauert kleine rote Marmorplatte mit v\g. 257.
Wappen der Ursprunger und Inschrift: Anno 1628 hab ich Florian Ursprünge/' Burger und gastg(e)t> zu
Salizb{urg) dise Schmit(e{x\) erpaiitt. Am Anfange des XIX. Jhs. brannte der Oberstock ab und wurde
neu aufgebaut.
Brücke (Fig. 258): 1614 zeigte sich die Notwendigkeit, die baufällige und zerfaulte aus 5 Joch be- Brücke.
stehende Brücke, zu niehrer Sicherheit und Bestendigkeit eine neue von ganzen Quadern von Grund Fig. 258.
in die Höhe 7' und Digke 7', dann die übrige Höhe alls in die 7' von dergleichen guten Zeug und
großen Steinen in die 6' dick zu bauen. Es wurde deshalb wegen Machung eines stainern Joch zu der
Lengfelder Brücke mit San t in Sollario hf. Paumeister ein Kontrakt geschlossen. 1730 wurde die
278
Gerichtsbezirk Salzburg
durch große Qüss beschädigte Pruggenmauer mit "zehn Stück Quadersteinen, jeder 5' lang, repariert.
Rundbogige, aus Nagelfluliquadern gebaute Brücke über die Fischach. An den Außenseiten der Brüstung
eingemauert Wappen des Eizbischofs Paris Lodron und Kapitalinschrift:
archiepTs
paris ex com.
lodroni f.
MDCXXXV
(Archiepiscopus Paris ex comitibus Lodroni fecit 1635).
Fig. 258 Lengfelden. Paris-Lodron Brücke, 1635 (S. 277)
Filial-
kirche.
St. Leonhard, Rotte
Archivalien; Pfarrarcliiv Grödig (Inventar von 1668 und Akten von 1848—1850). — Konsistorialarchiv (Akten und Rechnungen
1732—1739, 1745—1749).
Literatur: Hübner, Flachland 296. — Pili.wein, Salzaclikreis 357. — Dürlinger, Handbucii 88. — Seb. Wim.mer, Hallein und
Umgebung 139.
Alte Ansichten: 1. Am Hochaltarbild der Kirche, 1692. — 2. Kolorierte Radierung von Louis Wallee, um 1800. — 3. Aquarell
um 1810 (Museum).
Ort: Siehe Kirche.
Fllialkirctie zum til. Leonhard in Grafengaden.
Indem die älteren Historiker die Urkunde des Erzbischofs Konrad I. von 1123 (Meiller, RAS 10 Nr. 55),
worin er dem Domkapitel ein Salzbergwerk zwischen der Salzach und der „niederen Alben", „Tuval"
genannt, schenkte, für echt annahmen, setzten sie die Gründung dieser Kirche als Gotteshaus für die
Salzarbeiter in diese Zeit. Da aber das Bergwerk erst im letzten Jahrzehnt des XII. Jhs. eröffnet wurde
(vgl. Widmann, Gesch. Salzburgs 1, 288), so ist auch die Gründung von St. Leonhard. falls sie überhaupt
mit dem Bergbau in Zusammenhang steht, nicht vor dieser Zeit anzusetzen. Sie dürfte vielmehr eine
Gründung Berclitesgadens sein, das ja das Gebiet bis Niederalm — ob mit Recht oder Unrecht, ist hier
nicht zu erörtern — beanspruchte. Zum ersten Male wird die Kirche 1407 genannt, wo der pfarrliche
Gottesdienst von hier nach Schellenberg verlegt und das bisherige Filialverhältnis umgekehrt wurde
St. Leonhard
279
(Köch-Sternfeld, Gesch. Berchtesgadens 2, 52). Die betreffende Urkunde konnten wir aber nicht einsehen.
Von einer Inkorporation der Kirche an das Domkapitel, die Dürunger erwähnt, ist nichts bekannt. Im
Jahre 1816, als Schellenberg mit Berchtesgaden an Bayern fiel, wurde St. Leonhard als Filiale mit Grödig
verbunden, ohne jedoch in eine Verbindung mit dem Stifte St. Peter zu treten.
1643/44 wurde der Kirchturm St. Leonhard in Gravengaden von Grundt underfahren, auch bis in alle
Hoch linders Überzimmer aiifgefiert und erbaut. Beteiligt waren Hans Heiss, ]V\aurermeister in
Berchtesgaden, sowie die Salzburger Christof Gottsreiter und Martin Pfenninger. 1662
macht Urban Senggier, Maurermeister in Schellenberg, die Empore. 1692 gelangt der Hochaltar
zur Perfection und gleichzeitig wird die jetzige Kanzel durch Christof Tatz, Tischler, aufgestellt, da
die alte baufällig war und fast die ganze Kirche verstellte.
Flg. 259 St. Leonliard mit dem Untcrsbi;rg. Ansicht von Nordosten (S. 280)
Den Kirchenrechnungen 1732 — 1739 entnehmen wir:
1734: Josef Hoc hp ichler wegen eines neuen Creuz zu machen 4 fl. 53 kr. — Dem Maler von
Hallein wegen des Crucifix am Friedhof zu fassen 3 fl. 15 kr. — 1737: Herrn Cassierer zu Berchtesgaden
sind wegen der silbernen Leuchter sambt anderen nach Augsburg zu übermachen bezahlt worden
465 fl. — Franz Thaddäus Lang, Goldschmied von Augsburg, empfangt einen alten vergolten
Kelch 24 Loth schwer 27 fl. 12 kr. — 1738: Herrn Cassierer zu Berchtesgaden wegen des Goldschmieds
zu Augsburg 750 fl.
1738 wird durch Peter Wening, Hofzimmermeister, um 91 fl. die Turmkuppel umgeändert. 1750 gießt
Johann Melchior Immendorfer, bürgerlicher und Landschafts-Stuck- und Glockengießer, eine
zerklüftete Glocke um 57 iL um. Am 24. Mai 1770 schlug der Blitz in den Turm ein, ohne jedoch zu
zünden. 1832 reklamierte die Kirche die zum silbernen Kruzifix gehörigen sechs silbernen Leuchter und
280
Gerichtsbezirk Salzburg
Büschkrüge, die in Sciiellenberg nur aufbewahrt wurden, von der bayrischen Regierung. Es scheint, daß
es ohne Erfolg war, da gleichzeitig sechs Messingleuchter, silberplattiert, neu gekauft wurden (SRA Kreis-
amt Z. 8620). Von Interesse ist die Beschreibung Pii.lweins von 1839: „Man trifft in der Kirche um und
hinter dem Altar Opfertafeln, Hufeisen in Reihen, einen übergroßen eisernen Fuß, Krücken, Pferde aus
Wachs, neben der Emporkirche die ganze eiserne Rüstung eines Ritters an der Wand, auf der Epistel-
seite die auffallend kleine Figur eines gepanzerten Ritters von Guetrath und in einer Marmornische
mitten auf dem Boden der Sakristei ein versteinertes Amons-Horn." Von alledem ist nichts mehr vor-
handen. 1846—1850 wurde durch den Steinmetzen Josef Haslauer anstatt des alten Hochaltars, der
gewundene Säulen wie der in Maria Piain hatte, ein neuer, desgleichen zwei neue Seitenaltäre um die
Fig. 260 St. Lconhard. Filialkirctie, Ansicht von Südwesten (S. 281)
Uiarakte-
rislik.
I-ij<,259— 202.
Gesamtkosten von 3233 fl. errichtet. 1850 — 1851 wurde durch Ludwig Moser eine neue Orgel auf-
gestellt (559 tl.), 1857 durch Haslauer ein marmornes Speisgitter, das von der Kirche in Kuchl ge-
kauft worden war (1780 von Andrä Straßgschwandtner in Adnet gemacht), errichtet und im
Chor ein neues Pflaster gelegt. 1862 wurde die Kirche neu gepflastert (das Pflaster stammte aus der
abgetragenen St.-Andrä-Kirche in Salzburg). 1905 wurde der Turm gründlich ausgebessert und die Birne
unter dem Kreuz neu gemacht.
Charakteristik: Gotische Anlage mit einschiffigem Langhause (dreijochiges Kreuzrippengewölbe)
und dreiseitig geschlossenem, etwas höherem und schmälerem Chore; Westturm (ganz aus Quadern)
vom Jahre 1644 (Helm von 1738) (Fig. 259—262).
Die Anlage wirkt zwar im Innern einheitlich gotisch, doch ist das Langhaus im Kerne wohl noch
romanisch (hochgelegene Fenster, kein Sockel!) und gehört dem XIII. Jh. an. Im XV. Jh. dürfte es dann
St. Leonhard
281
eingewölbt und durch den neugebauten Chor (Sockel!) erweitert worden sein. 1644 wurde der Turm,
1678 die Sakristei neugebimt. Im XVII. Jh. (vor 1692) wurden auch die Langhausfenster barockisiert.
Lage: Auf einem niedrigen ummauerten Hügel neben der Straf3e und dem Almfiuß in dem aus zer-
streuten Häusern bestehenden Orte. Vom Friedhof aus, der die Kirche umgibt, schöner Blick auf den
Westabsturz des Untersberges (Fig. 259).
P
Äußeres (Fig. 259, 260):
Konglomeratquadern- und Bruchsteinbau.
Langhaus: Verputzt und rosafarbig gefärbelt, glatte Wände. W. Dreiecksgiebelschenkel beiderseits des
Turmes. Südlich von diesem kleiner Anbau 1, oben querovale Dachbodenluke. — S. In der Mitte gotische
Eingangstür in Steinrahmung, in den oberen Ecken einspringendes profiliertes Gesims (Rundstab zwischen
zwei Hohlkehlen), darüber rechteckige Ausnehmung. Unten links vergittertes Fenster in Marmorumrah-
mung; oben in der Mitte querovales, daneben beiderseits je ein großes rechteckiges Fenster mit mar-
morner Sohlbank; alle drei vergittert. — N. Sakristei (Anbau 2); rechts Stützpfeiler, oben zwei rechteckige
Fenster wie im S. — An den beiden Langseiten schwach vorkragendes Konglomeratgesims.
Lage.
Fig. 259.
Äußeres.
Fig. 259, 260.
Langhaus.
Fig. 261 St. Leonhard. Filialkirche, Grundriß 1 : 200 (S. 282)
Chor: Einspringend, etwas höher als das Langhaus. Rechteckig, mit dreiseitigem Abschluß. Umlaufender Chor.
Konglomeratsockel, schmales Konglomerathohlkehlgesims. Fünf hohe gotische Spitzbogenfenster mit
marmornen Sohlbänken, vergittert und mit Drahtgeflecht geschützt.
Über Langhaus und Chor steiles, nach O. abgewalmtes Kupferblech-Satteldach.
Turm: Im W. des Langhauses, ganz aus unverputzten rötlichen Quadern aufgeführt. Vorspringender Turm.
Sockel, drei die Geschosse trennende steinerne Hohlkehlgesimse, profiliertes vorspringendes Putzabschluß-
gesims, über den vier Zifferblättern rundbogig aufgebogen. — S. Große rundbogige Tür mit abgeschrägter
Kante. Im zweiten Geschosse Marmorwappen des Kurfürsten von Köln und Propstes von Berchtesgaden
Ferdinand, darüber ein Cherubskopf mit der Kurfürstenkrone, darunter Kartusche mit der Kapitalinschrift:
Ferdinandus archiepiscopus et elector Coloniensis pmepositus Berchtersgadensis 1644; darüber schmale
Luke. Im dritten und vierten Geschosse je ein rundbogiges Fenster mit abgeschrägter Laibung. — W.
Luke und zwei Fenster wie im S. — N. Wie im S. (ohne Wappen). — O. Über dem Dachfirst des Lang-
hauses gekürztes rundbogiges Schallfenster. — Schönprofilierter Zwiebelhelm (Kupferblech) mit Kugel
und Kreuz.
Anbauten: 1. Kleiner Einbau im Winkel südlich vom Turme. Rauh verputzte Felder zwischen Eck- Anbauten,
"lisenen. Vorne flachbogige Nische. Nischenöffnung in voller Breite mit profilierter Sohlbank aus rotem
•Marmor; zur Hälfte durch schmiedeeisernes Gitter abgeschlossen. In der Nische hölzerne Ölberggruppe
(s. unten). — Blechpultdach.
XI 36
282
Oerichtsbezirk Salzburg
Umfriedungs-
mauer.
2. Sakristei im N. des Langhauses. Gleichhbch wie dieses. Vorspringender Konglomeratsockel, hölzernes
Dachgesims. — W. Oben kleines Fenster. — N. Auf einer Stufe kleine rechteckige Türöffnung in Marmor-
rahniung mit eiserner, einfach beschlagener Tür; darin eingraviert die Jahreszahl 1678 und die Buch-
staben C. G. Darüber kleines vergittertes Fenster in Marmorrahmung. — O. Übereinander zwei vergitterte
Fenster. — Halbes Blechpyramidendach.
Umfriedungsmauer: Bruchstein, zum großen Teil neu (1898) mit Zementplatten, zum kleinen Teil
alt mit großen Steinplatten abgedeckt. Im S. ein kleiner, im O. ein größerer Eingang. Im SO. führt
eine steinerne Stiege herauf. Westlich daneben kleine weißgefärbelte, quadratische Kapelle mit
Blechpyramidendach; im N. rundbogige Öffnung mit marmorner Sohlbank. Das Innere ist mit einem
gratigen Kreuzgewölbe gedeckt. Innen kleines Kruzifix und zwei geschnitzte Leuchter (Holz), erste
Hälfte des XVIIl. Jhs.
Fig. 262 St. Leonliard. Filiall<irctie, Inneres (S. 282)
Inneres. Inneres (Fig. 261, 262):
Fig. 261, 262. Einfach ausgemalt.
Langhaus. Langhaus: Drei oblonge gotische Kreuzgewölbejoche mit beiderseits gekehlten Rippen und runden
Schlußsteinen. Die Rippenbündel ruhen an den Langwänden auf je zwei starken Halbsäulen mit einfachen
Sockeln und Kapitalen, in den beiden Westecken sind sie in die iVlusikempore eingebaut, in den Ost-
ecken ist ihr Abschluß durch die Altäre verdeckt. — Im W. die 1662—1663 von Urban Senggier in
Schellenberg gebaute gemauerte Musikempore, unterwölbt mit sechs gratigen Kreuzgewölbejochen (eines
von der Stiege durchbrochen), mit flachbogigen Gurten, in der Mitte von vier toskanischen Marmorsäulen
gestützt. In die Deckplatten der beiden vorderen Säulen ist das Monogramm Jesu und die Jahreszahl
1663 eingemeißelt. Gerade gemauerte Brüstung. Im Südwestwinkel eingebaut gemauerter Stiegenaufgang
mit 18 Marmorstufen. Unter der Empore rundbogige Tür in Steinrahmung mit schwerer Holztür und
Eisengittcr des XVII. Jhs. Ober der Empore flachbogige Turmtür auf drei Stufen. - Im N. Sakristeitür
lind darüber ilachbogige Oratoriumsöffnung und Kanzeltür. — Im O. in voller Höhe spitzbogiger Triumph-
bogen mit abgeschrägter Laibung. Schöne Balustrade aus rotem und grauem Marmor von Andreas
Straßgschwandtner in Adnet, 1780. Alter Fußboden, im O. aus regelmäßigen quadratischen
gelben und roten Marmorplatten, im W. aus unregelmäßigen roten Marmorplatten.
St. Leonhard
283
Chor: Etwas höher als das Langhaus, Boden um drei Stufen aus rotem Marmor erhöht. Gotisches Chor.
Abschlußgewölbe mit fünf spitzbogigen Stichkappen. Die beiderseits gekehlten Rippen sind nach ihrem
Zusammenschlüsse schräg abgeschnitten. Runder Schlußstein. — Die vier seitlichen Spitzbogenfenster
sind mit modernen Maßwerken und ornamentalen Glasmalereien von 1862 (Brüder Daree, München) ver-
sehen. Das Ostfenster hinter dem Altar hat noch die barockisierte rechteckige Form und Butzenscheiben.
Turm: Das als Vorhalle dienende Untergeschoß Turm.
hat im S., O. und N. je eine rundbogige Tür und
ein gratiges Kreuzgewölbe. Vor der Kirchentür
schmiedeeisernes Gitter, um 1644. Ovales marmornes
Weihwasserbecken.
Anbauten: 1. Ölberg. Die Nische ist innen flach- Anbauten,
bogig gewölbt.
2. Sakristei. Erdgeschoß flachgedeckt. Im W. ein-
gebauter Beichtstuhl und Marmorstiege zum tonnen-
gewölbten Obergeschosse.
Einrichtung: Einrichtung.
Altäre: Alle drei aus rotem Marmor, 1850 von Altäre.
JosefHaslauer hergestellt, mit alten Altarbildern
und Statuen.
1. Hochaltar: Freistehend. Auf zwei roten Mar- Hochaltar.
morstufen sarkophagförmige Mensa mit vergoldetem
Kreuz. Predella mit zwei seitlichen Säulenposta-
menten. Im Aufbau beiderseits des großen Altar-
bildes je ein Pilaster mit vorgestellter Säule, beide
mit Kompositkapitälen, darüber Gebälk. Niedriger .
Giebelaufsatz mit schrägen Seitenvoluten. Marmorne
Spruchkartusche. Oben Kreuz.
Altarbild (Fig. 263): Öl auf Leinwand. Der hl. Leon- Fig. 263.
hard als Fürbitter vor Maria. Oben links die auf
Wolken thronende Gottesmutter mit dem nackten
segnenden Kind auf dem Schöße. Sie weist mit der
linken Hand nach abwärts, ihr Fuß ruht auf der
von zwei Engeln gehaltenen Mondsichel. Rechts
von ihr kniet der hl. Leonhard, den Blick bittend
emporgewendet, mit den ausgestreckten Händen auf
die Hilfeflehenden weisend. Links unten Kranke,
eine Frau mit Krücke, den Arm in der Schlinge,
ein von einem Knaben geführter blinder Greis, ein
Besessener, von zwei Männern gehalten. In der
Mitte ein Bauer und eine Bäuerin, für ihr Vieh
bittend (Pferd, Rind, zwei Schafe). Rechts ein Ge-
fangener, flehend die Hände ausstreckend, eine
Mutter mit ihrem kranken Säugling, ein Tauber
mit einem Glöckchen. Oben eine Schar von Putten
und Engeln, rechts drei mit den Attributen des
Heiligen. Im Hintergrunde Darstellung der Kirche
St. Leonhard mit einem Pyramidenhelm und einem Anbau im S., sonst in ihrer heutigen Gestalt. Gute
Arbeit vom Jahre 1692, wohl vom Hofmaler Johann Wolf Hofler').
Statuen: Über den flachbogigen Durchgängen aus rotem Marmor beiderseits des Altars die lebensgroßen
polychromierten Holzstatuen des hl. Georg als Drachentöter und des hl. Martin, der seinen Mantel zer-
schneidet, um ihn mit dem rechts knienden (viel kleineren) Bettler zu teilen. Gute Arbeiten, um 1692. —
Am Aufsatz auf vergoldeten Wolken zwei Putti, Holz, polychromiert; um 1692.
Tabernakel: Holz, 1902 neu vergoldet, oben das Lamm auf dem Buche, vor dem Türchen Kruzifix,
seitlich zwei Flammenurnen. Um 1850.
Fig. 263 St. Leonhard. Filialkirche,
Hochaltarbild von J. W. Hofler, 1692 (S. 283)
) Ich glaube diese drei Bilder dem Hofmaler Hof 1er zuweisen zu können, wegen der Stilverwandtscliaft mit dem archivalisch
sichergestellten Altarbilde in Niederalm (von 1690); vgl. dort. Sonst könnte man sie auch mit J. F. P e r e t in Zusammenhang
bringen.
36*
284
Gerichtsbezirk Salzburg
Seitenaltäre.
Fig. 264.
Kanzel.
Fig. 265.
Orgel.
Skulpturen.
Gemälde.
Monstranz.
2. Zwei im Aufbau einander gleiche Seitenaltäre aus rotem Marmor vom Jahre 1850. Auf roter
Marmorstufe sarkophagförmige Mensa, niedrige Predella, Altarbild, flankiert von zwei Pilastern mit Frontal-
voluten als Kapitalen, darüber Friesstück, Gesims und flacher Dreiecksgiebel mit Holzkreuz. — Ver-
goldetes hölzernes Tabernakel, urh 1850.
Altarbild beim linken Seitenaltar: Öl auf Leinwand. Die hl. Familie. Im Halbkreise sitzen der
hl. Josef, Maria mit dem Kinde, die hl. Anna und der hl. Joachim. Die Großmutter gibt dem Kind aus
einem Fruchtköibchen einen Apfel. Oben auf Wolken Golt-Valer mit der Weltkugel, darunter die Taube,
darunter vier blumenstreuende Putten (Fig. 264).
Altarbild beim rechten Seite naltar: Öl auf Leinwand. Beweinung Christi. Unter dem Kreuze Maria
mit dem Leichnam Christi im Schöße. Rechts Johannes, darunter Magdalena, das Blut von der Hand
Christi wischend. Links zwei weinende Putti. Oben zwei trauernde fliegende Engel.
Beide Bilder von der gleichen Hand; gute Arbeiten
vom Ende des XVII. Jhs. (um 1692), wohl von
Johann Wolf Hof 1er (s. Anm. S. 284).
Kanzel (Fig. 265): An der Nordwand. Reich ver-
ziert. Halbrunde Brüstung, besetzt mit sechs gewun-
denen, laubumrankten, auf prismatischen Postamenten
stehenden Säulchen mitKompositkapitälen ; dazwischen
übergiebelte Blendnischen mit den auf vergoldeten
Blattwerkkonsolen stehenden guten Statuetten der
Hl. Hieronymus, Ambrosius, Gregor, Augustinus (nicht
Leonhard!) und Bonaventura. Darunter Namenstäfel-
chen. Über den Säulen Fries und Gesims mit Eier-
stab. — Die steinerne Halbsäule der Wand hat eine
vergoldete Holzverkleidung, kannelierten Schaft und
Kompositkapitäl. Daneben je eine Tür mit flach-
bogiger Verdachung. — Schalldeckel mit vergoldetem
Eierstab und Peltenreihe. Am Deckel. Kranzreif mit
aufstehenden vergoldeten Akanihuspalmetten.
Die ganze Kanzel ist eine für die Gegend charakte-
ristische und seltene Arbeit vom Jahre 1692 (s. Gesch.).
Orgel: Verziert mit vergoldeten geschnitzten Ran-
ken. 1850.
Skulpturen: Alle Holz, polychromiert. 1. Großes
Kruzifix im Innern, über der Südtür. Sehr gut, An-
fang des XVIIL Jhs.
2. Kleines Kruzifix hinter dem Altar. XVII. Jh.
3. Ölberggruppe, im äußeren Anbau. Christus, drei
schlafende Jünger, Engel. XVII. Jh.
4. Großes Kruzifix, außen im S. des Langhauses,
ganz von Grün umwachsen. Gut, zweite Hälfte des
XVII. Jhs.
5. Tonstatuette des hl. Leonhard, in vergitterter
Nische in der Laibung der südlichen Turmtür. Gut,
XVIIL Jh.
6. Große Statue der hl. Maria Magdalena. Mittel-
mäßig, um 1700 (Sakristei).
7. Statue des hl. Johann von Nepomuk. Mitte des
XVIIL Jhs. (Sakristei). ,
Gemälde: Öl auf Leinwand. 1. Brustbild des dornengekrönten Heilands; schwach. Brustbild der Mutter
Gottes; gute Arbeit. Beide in gleichen, mit geschnitzten und vergoldeten Rokokoornamenten verzierten
Rahmen. Laut aufgeklebtem Zettel gestiftet von Franz Josef Pettschnegg, gewester Veldivebl am Han-
genden Stein 1736.
2. Liariü Heimsuchung, in schön geschnitztem Rahmen. Ende des XVIIL Jhs. Wahrscheinlich altes Altar-
au^satzbild.
3. 14 Kreuzwegbilder, Öl auf Holz. Ende des XVII. Jhs.
4. y\n der Rückseite des Hochaltars zahlreiche Votivbilder des XVIIL und XIX. Jhs.
Monstranz: Messing, vergoldet und versilbert, getrieben. Am Fuße Rosen und Trauben. Einfacher
Schein mit Rebenrahnien, Gott-Vater und zwei Engeln. Erste Hälfte des XIX. Jhs.
Fig. 264 St. Leonhard. Filialkirche,
linkes Seitenaltarbild von J. W. Hofler, um 1692 (S. 284)
St. Leonhard
285
ö
Ziborium (Fig. 266 a): Silber, zum Teil vergoldet. Runder Fui3 und Deckel, getrieben' mit buschigen
Akanthusranken und je drei ovalen Medaillons mit Leidenswerkzeugen. Durchbrochener, getriebener
silberner Cuppakorb mit buschigen Akanthusranken und drei arma Christi in ovalen Medaillons. —
Marken: Augsburger Beschau (R^ 158). Meisterzeichen: In Breitoval AL. Gute Augsburger Arbeit.
Wohl das im Inventar von 1668 vorkommende ganz neue Ciborium von Silber, vergoldt. — • _
Später aufgesetzte Krone von kugeliger Form, Silber, vergoldet, mit getriebenen silbernen i^^k
symmetrischen Rocaillen und Gitterwerk. — Marken: Salzburger Beschau. Meisterzeichen: I M M ^|i^||^
in Breitoval. Arbeit des Johann Michael Mayr in Salzburg (Meister seit 1750), um 1750.
Kelche: Alle Silber, vergoldet. 1. Abgestufter
runder Fuß, sechsseitiger kleiner Knauf,
glatte Cuppa. — Marken: ä) Beschau-
zeichen fehlt, b) Undeutliche Meister-
marke: AR(?). Um 1760.
2. Schöner Rokokokelch. Fuß, Knauf und Cuppa-
korb reich verziert mit getriebenen symmetri-
schen Rocaillen. — Marke wie bei 1. Um 1760
(Fig. 266 b).
3. Großer reich gearbeiteter Kelch. Reich verziert
mit gegossenem Blattweikornament. Am Fuß und
am Cuppakorb je drei ovale Porzellanminiaturen
in Silberfiligraiiumrahmung: Ölberg, Abendmahl,
Christus und die Jünger zu Emaus; Geißelung,
Dornenkrönung, Kreuzigung. — Marken: Rtsmer
Hallein 1860 (Reitsamer).
Kreuzpartikelmonstranz: Kupfer, ver-
goldet, mit getriebenen Verzierungen. Oberteil
Mitte des XVIll. Jhs., Fuß Mitte des XIX. Jhs.
Reliquiar: Kupfer, vergoldet, in Form einer
kleinen hübschen Monstranz. Übliche Form, mit
reichen getriebenen unsymmetrischen Rocaillen
und unechten Steinen. Um 1770.
Kruzifix (Fig. 267): Großes Altarkruzifix, Sil-
ber, mit drei geschwungenen Füßen und rundem
Knaufe, reich getrieben mit Bandwerkornamenten
und Gitterwerk. Am Kreuz am unteren Schaft
und an den kleeblattförmigen drei oberen Enden
aufgelegte getriebene Bandwerkornamente. —
Marken: Augsburger Beschau mit I (R^ 192;
1749—1751). Meisterzeichen: FCM in Rechteck
(R- 536). Sehr schöne Augsburger Arbeit vom
Jahre 1750, wohl von Franz Christoph
Mäderl (Meister seit 1729, gest. 1765).
Opferkän neben mit Tasse: Messing, ver-
silbert, mit getriebenen Ornamenten. Mitte des
XVIII. Jhs.
Rauchfaß: Messing, versilbert, mit getriebenen
Akanthusranken. Zweite Hälfte des XVII. Jhs.
We ihra uch seh i f f che n: Messing, versilb^t, mit getriebenen Rocaillen. Mitte des XVIll. Jhs.
.\mpel: Messing, versilbert, mit getriebenen Ornamenten. Mitte des XIX. Jhs.
Leuchter: 1. Barock. Zwei große dreifüßige Leuchter, reich geschnitzt, Holz, versilbert. Zweite Hälfte
des XVII. Jhs.
L'. Barock. Zwei kleine geschnitzte Leuchter, Holz, vergoldet. Anfang des XVIII. Jhs.
5. Empire, dreifüßig. Sechs große und zwölf kleine, Holz, geschnitzt und vergoldet. Erste Hälfte des
XIX. Jhs.
1. Sechs große Empireleuchter, dreifüßig, Messingblech, versilbert, getrieben. 1832 gekauft.
■ K Acht dreifüßige Empireleuchter, Zinn. Erste Hälfte des XIX. Jhs.
IMuviale: Weißer Seidenbrokat, mit gewebten bunten Blumen und goldenen Ranken. Erste Hälfte des
XIX. Jhs.
Ziborium.
Fig. 266 a.
•ig. 265 St. Leonhard. Filialkirclie, Kanzel von 1692 (S. 284)
Kelche.
Fig. 266 b.
Krcuzpartikcl-
monslranz.
Reliquiar.
Kruzifix.
Fig. 267.
Opfer-
kännchen mit
Tasse.
Rauchfaß.
Weihrauch-
schiffchen.
Ampel.
Leuchter.
Phivialc
286
Qerichtsbezirk Salzburg
Kasein. Kasein: 1. Goldbrokat mit buntseidenen gewebten Blumen.
2. Mittelteil rot, Seitenteile weiße Seide mit gewebten bunten Blumen.
3. Weiße Seide mit großen bunten gewebten Blumen.
4. Grüner Moiree. — Alle aus der ersten Hälfte und Mitte des XIX. Jhs.
Varia. Varia: 1. Zwei Reliquiare in rechteckigen Rahmen mit je vier kleinen Wachsmedaillons und den Figuren
der Immakulata und des hl. Josef aus Wachs in reicher Filigrandrahtumrahmung. XVIll. Jh. (Sakristei).
2. Standkruzifix über dem Sakristeitische, Holz, schwarz lackiert,
zum Teil silber- und goldbronziert. Gut, Mitte des XVII. Jhs.
3. Kleines Standkruzifix, Holz, mit versilbertem Kruzifixus.
XVIII. Jh. (Sakristei).
4. Zwei hölzerne Sammeltafeln und eine Opfertafel, alle drei
mit kleinen Statuetten des hl. Leonhard. XVIII. Jh.
5. Einfacher weiß lackierter Schrank (Oratorium). Mitte des
XVII. Jhs.
a h
Fig. 266 St. Leonhard, Filialkirche, a Ziborium von A L in Augs-
burg, um 1665; Krone um 1750. b Kelch, um 1760 (S. 285)
Fig. 267 St. Leonhard, Filialkirche.
Silberkruzifix von F. C. Mäderl in Augs-
burg, 1750 (S. 285)
nT.lv.-in'j. Grabsteine: Im Fußboden des Langhauses mehrere stark abgetretene Grabsteine: 1. Rote vierzeilige
Inschrift in gotischer Minuskel: Anno dni 1509 die xv mensis Juli obiit ieroni{mns) graber qii ctr lis
in grich hie sepM(ltus).
2. Daneben rote Marmorplatte. Unten Kelch. Oben fünfzeilige Minuskelinschrift: Hie ligt begraben . . .
der gestorben ist. am freitag nach pangracij anno dni mcccccxiv.
Weiters fünf abgetretene Inschriften in gelben Quadratplatten des Pflasters: 1. Ganz unleserlich. — |
2. Josephus Alexins Ignatius Grimming de Nidernrain obiit die 21. Februarij Ab: 1730. — 3. M. Franc. 1
de Grihiing in Nideni{r&[)n nata de Staudach in Wislmch; gest. 1739. — 4. Maria Anna Grimming . . . -
5. Ganz abgetreten.
Schloß Leopoldskron
287
Glocken: 1. Maria mit dem Kinde, St. Michael, St. Leonliard, Puttenfries. Durch das feier bin ich
geflossen, Hans Rohrer in Linz hat mich gössen anno 1651.
2. Kreuzigung, Beweinung Christi, Anbetung des Hirten, Maria mit dem Kinde. -- Franz HoUederer in
Salzburg, 1844.
3. Kruzifix, St. Franz, Maria, Johannes Evangelista. — Franz HoUederer in Salzburg, 1843.
Glocken.
Brunnen: An der Straße gegenüber Zieglers Gasthaus. Rechteckiger Röhrkasten aus rotem Marmor;
dahinter achtseitiger Pfeiler aus weißem Marmor mit quadratischer Deckplatte, darauf die Marmorstatue
eines Putto mit einem Ährenbündel im linken Arm; gute Arbeit aus der ersten Hälfte des XVIII. Jhs.
Bildstock: An der Straße, beim Gasthofe Drachenloch. Kapellenartiger, gotisierender, moderner Bau.
Innen die lebensgroße Holzstatue Christi an der Geißelsäule, XVIII. Jh. Zwei getriebene Leuchter, Messing,
versilbert, Ende des XVIII. Jhs.
Brunnen.
Bildstock.
Fig. 268 Schloß Leopoldskron mit dem Hohen Qöll und Untersberg. Ansicht von der Richterhöhe
am Mönchsberg (S. 302)
Schloß Leopoldskron
Archivalien: SRA (Alte Bauakten F II 6; Hofk. Hofbauamt 17570). — Musealarchiv.
Literatur: Hübner, Stadt 1, 427—439. — (Hormayr) Archiv f. Geogr., Histor., Staats- und Kriegskunde 1822, 255. — Pill wein,
Salzachkreis 399. — Dürlinoer, Handbuch 100. — Knorz Justus, Schloß Leopoldskron usw. in Ldkde 42 (1902)
155—184. — J. Forster, Stucco-Dekorationen aus Schloß Leopoldskron usw., Berlin, 1897 (Tafelwerk).
Alte Ansichten: Federzeichnung von G. A. Riedl, 1773 (Museum). — Kolorierte Radierung von Louis Wallee, um 1800; von
Schneeweis, umtl800. — Tuschzeichnung von 0. Pezolt, 1836 (Museum).
An der Stelle, wo der sog. Radi- oder Niederleghof auf der Riedenburg mit dem hf. Fischweiher Kueh-
weiher stand, wobei (schon 1605) eine Fischhütte war, begann Erzbischof Leopold Anton Graf Firmian
im Jahre 1736 den Bau des Schlosses, das er wohl in Anklang an das der Familie gehörige Schloß
288 Qerichtsbezirk Salzburg
Cronmetz in Südtirol Leopoldskron nannte. Am 12. November 1736 errichtete er für seine Familie ein
Primogenitursfideikomniiß, worin er das Schloß als den Hauptsitz erklärte und als Einkünfte das lange
oder wilde Moos südlich von Leopoldskron bis zum Untersberg und auf diesem noch etliche Almen
bestimmte. Erzbischof Sigmund verlieh dem Sitze auch die Hofmarksfreiheit.
Als Baumeister des Schlosses gilt der in den mathematischen Wissenschaften hochgelehrte P. Bernard
Stuart aus dem Regensburger Schottenkloster St. Jakob, der bei Leopold, welcher ein großer Lieb-
haber von astronomischen und mathematischen Gegenständen, insbesonders Sonnenuhren war, viel galt
und auch die Torfkultur in Salzburg neu zu heben bemüht war. Akten über den Bau fehlen fast gänzlich;
nur zufällige Nachrichten finden sich. Manches verdanken wir auch dem Akte, der den Streit Stuarts
mit dem hf. Unterbaumeister Johann Kleber betrifft. Dieser stammte aus dem Bregenzerwalde und
war Stukkatorer; er war seit Juli 1730 in Salzburg. Seine Verwendbarkeit brachte ihn in die hf. Hof-
baumeisterei, wo er am 2. Februar 1739 Unterbaumeister wurde. Kleber, der sich allmählich zum Faktotum
Stuarts herausgebildet hatte, warf diesem Übervorteilung nicht nur seiner Person (Klebers), sondern
auch der Hofbaumeisterei vor; eine Disziplinaruntersuchung war die Folge; gegen Stuart wurde zwar
nicht eingeschritten, aber er war moralisch verurteilt, fiel in Ungnade und verließ Salzburg, während
Kleber in Diensten blieb, bis er 1757 Bergverwalter in Hallstatt wurde: So viel sei zum Verständnis vor-
ausgeschickt.
Einige Puncte, so sich von 1736 Ins 1740 zwischen Sr. Hw. Herrn P. Stuart, Paudirector und mir zu-
getragen, als
Nachdem Herr Friedrich Koch sei. gew. Pauverwalter mit Tod abgangen, habe mit größter Begierde
Gelegenheit gesucht durch Bekantschaft des Herrn P. Stuart mich an allhiesigen hf. Salzb. Hof wegen
dem Pauwesen zu engagiren, indessen ist er selbst zum Paudirector gnädigst ernennt worden, ich aber
bin ihme mit unterschidlichen Rissen, Überschlägen und anderen Pausachen möglichst an die Hand
gegangen, von denen nebst andern seynd gewesen: Riss und Modell zur hf. Thumbanzl, die Abmess-
und in Grundlegung aller hoch Firmianischen Grund samt dem großen Moos, die Riss der f acta da,
T achwerk und Turn in Leo poldsc ron, Grund- und Aufriss für Herrn P. P. Benedictiner zur
Kirchen und Haus in Schwarzach und noch vil andere Sachen, für welches alles nach Contento bin
bezalt. . . . Machte auch die Stuccadorarbeit in dem Realstock der Leopoldscron gegen
die Alben.
Stuart, der, wie gelegentlich erwähnt wird, am Jesuitensaalbau in Augsburg beteiligt war und Kleber
seinen gewesten Bedienten, Discipl und dienten nennt, suchte sich gegen die Anwürfe, auf die wir hier
nicht weiter eingehen können, zu rechtfertigen und den Anteil Klebers an diesen Arbeiten- herabzu-
mindern und für sich und die Hofbaumeisterei in Anspruch zu nehmen, was Kleber veranlaßte, anzu-
geben, er habe überhaupt niemals Stuart einen Riss machen und zeichnen sehen und er habe für das
Missionshaus im Gebürg ikonographisch und perspectivisch aufzureissen gleich anfangs täglich 1 fl.
bezahlt, nach diesen habe vor geometrische Abreissung der Leopoldscrongründe samt dem großen Moos,
dann der Facciata und Dombcanzl widerumb die Bezahlung wie oben erklärt.
Aus den weiteren Prozeßakten erfahren wir auch, daß Johann Georg Braun, Stuchodor von Wesso-
brunn, welcher die Stuchodorerzierrathen an denen ersteren zwei Öfen in Leopoldscron alleinig ver-
fertigt hat, von Joh. Kleber hiefür 34 fL empfangen, und daß Johann Lindentaler, Stochadorer
in Salzburg, beim Herrn Hofhafner 7 Wochen (für Leopoldskron) gearbeitet hat.
Am 26. Mai 1744 erst wurde die Kapelle zu Ehren U. L. Frau, der Hl. Rupert und Leopold geweiht.
In diesem Jahre wurde auch die Glocke für 133 fl. 20 kr. gegossen.
Noch am 22. Oktober desselben Jahres segnete Leopold Anton in Leopoldskron das Zeitliche.
Leopoldskron fiel an seinen Neffen Laktanz Grafen Firmian (seit 1736 vermählt mit Ma.ximiliana Gräfin
Lodron) und ihm verdankt es seine Blüte. Laktanz war ein für die bildenden Künste überaus begeisterter
Maim, der sich nicht nur eine bedeutende Gemälde und Kupferstichsammlung anlegte, sondern auch
selbst malte und modellierte. Er starb zu Nogaredo am 6. März 1786. Seine Grabschrift in der
Schloß Leopoldskron 289
St. Rupertskapelle zu Villa Lagarina enthält keine Überhebung, wenn sie von ihm sagt: eruditus laünis
et graecis litteris ac liberalium disciplinamm scientissimus praeclarus etiam delineandi et fingendi
artifex, denique exemplar antiquae virtutis et religionis.
Im Artikel 10 seines am 19. Dezember 1775 aufgerichteten Testamentes hatte Laktanz verfügt: Bestimme
alle meine gute und theuere in der Leopoldskron bejindliche Gemähide besonders die Mallersamlung zu
einem Familien-Fideicommiss, also dass hierüber besonders Inventarium errichtet, solche niemalen zer-
theilet, am mindesten etwas davon veräußert werde, und was hierwider beschieht, ipso facto null und
nichtig seyn soll.
Nach Laktanzs' Tode übernahm sein damals schon 51jähriger Sohn Leopold Anton das Fideikommiß;
sein erstes war, daß er dem Domkapitel das ganze Besitztum zum Kaufe anbot, ohne Erfolg zu haben.
Leopold hatte wenig Interesse an den Sammlungen; seine Güte, mit der er Bilder zum Kopieren verlieh,
wurde oft mißbraucht. Als er 1828 starb, fiel, da das Fideikommiß 1812 aufgehoben worden war, Leopolds-
kron an seinen Schwiegersohn Karl Grafen Wolkenstein-Trostburg; nur das, was Ritterlehen war, nämlich
der Weiher und das „Moos- oder Lazarethölzl" samt dem Moore kam an Leopold Grafen Firmian, Erz-
bischof von Wien, der Weiher blieb bis heute im Besitze der Firmianschen Familie. Das Schloß ver-
kaufte Graf Wolkenstein 1837 um 30.000 fl. an Georg Zierer, Schießstättewirt in Salzburg, der es, um auf
seine Kosten zu kommen, förmlich plünderte, die Sammlungen verschleuderte und was auch dabei nicht
wegging, versteigerte. Der Normalpreis für ein Bild war 4 fl. 1845 erwarben das Schloß um 45.000 fl.
zwei gewesene Oberkellner aus Weinsberg in Württemberg, die es in ein Hotel umwandeln wollten und
daselbst Schlammbäder errichteten; im großen Saale wurde damals protestantischer Gottesdienst gehalten.
1848 kaufte Zierer das Schloß um 47.000 fl. zurück, um es 3 Monate später an Heinrich Ritter von
Mertens wieder zu verkaufen. Dieser ließ wieder anstatt der von Zierer herausgerissenen neue Parkett-
böden legen. 1851 verkaufte er Leopoldskron um 62.500 fl. an Exkönig Ludwig I. von Bayern, der sich
dort gerne aufhielt. 1869 wurde es jedoch — nach Ludwigs Tode — an den Notar Dr. Julius Schindler,
bekannt unter dem Dichternamen Julius von der Traun (gest. 1885), um 40.000 fl. verkauft. In das Erbe
Schindlers teilten sich sein Sohn Julius, der 1890 seinen Anteil an Bankier kais. Rat Karl Spängier
abtrat, und die Tochter, vereh. Schaffarik. Ersterer Anteil kam 1895 an Frau Hyra. Im gleichen Jahre
erwarb Baron Rüdt-Colenberg beide Anteile um 85.000 fl. Seit 1904 ist Herr Regierungsrat Paul Wolf
Besitzer.
Das Mairhaus wurde 1763 an Stelle des Radihofes erbaut.
Da häufig Gemälde auftauchen, die aus Leopoldskron stammen sollen, geben wir hier anhangsweise als
Ergänzung zu den von Hübner, a. a. O., gebrachten Verzeichnissen ein Inventar, das aus dem Anfange
des XIX. Jhs. (nach 1809) stammt.
C a t a I o g alter G e mäh Ide und Zeichnungen, welche zur Majorats-
Herrschaft Leopoldskron gehörig.
G etnählde^)
in dem Saale
•'■/ — 2 Zwey große Familien Gemähide allegorischer Vorstellung Rensi
■3—6 die vier Jahres-Zeiten idem
*7 das Decitenstücli, die Vermählung der Atalanda Ebner
Kapelle
*<S das Altarblatt Ebner
'"9—12 Vier Evangelien Stüctie Rensi
■''13—16 Vier Evangelisten idem
'"17—19 Zwey andere Stticii, nebst dem Decliensttlclt idem
') Die mit einem Sterne versehenen sind jetzt noch im Schlosse vorhanden.
XI 37
290 Gerichtsbezirk Salzburg
Dann befinden sich in verschiedenen Zimmern folgende Gemähide.
"20 Erzbischof V. Firmian j: Portrait :; Rensi
21 David der König, spielend auf der Harfe Mola
22 Eine Feuers Brunst Jean Wildens
23 Eine Landschaft mit dem Prospekt einer Stadt Beych
24 Portrait des Freyh. zu Firmian Vaters des Erzbischofs Firmian
25 Portrait der Freyfrau v. Firmian Mutter des Erzb. Firmian gebohr. v. Thun
26 Petrus und Johannes nach dem Evangello wo sie Lahme gesund machen Calabrese
27 Diogenes der Cynlker Salvator Rosa
2S Ein Evangelien Stück, wie die Frauen den Erlöser beym Grabe vergebens suchten Napolltano
29 Ein Evangelien Stück wo der Erlöser zu Petrus sagt: Komm folge mir nach. Ich werde
dich zum Menschenfischer machen etc idem
30—31 Kirchen Perspectiv- Prospect Neefs
32 Amor klagt die Psyche an j: nach Ovld ./ Nach Raphael
33 Amors Hochzelt mit der Psyche ,: nach Ovld ;/ nach Raphael
34 Familie Christi nach Raphael
35 Himmelfahrt Christi ': klein ;/ nach Raphael
36 Himmelfahrt Maria ,; klein :j nach Raphael
37 Portrait i : klein — unbekannt : j
38 Ein Kopfstück j: klein:/
39 Mutter Gottes j: klein:! Conca Cavagll
40 Der hl. Joseph sterbend Guido Renl
41 Mutter Gottes mit dem Kinde, Petrus und Paulus j:eln Nachtstück :l Gerhard Hondhorst
42 Christus und Johannes als Kinder Garzl
43 Portrait j: unbekant :/ Tltlano
44 Kopf eines Alten ,: auf Holz :] Giuseppe d'Arplno
45 Petrus der Apostel : Brustbild :j Grasmayr
46 Kreutz- Ab nehmung Christi Rubens
47 Auferstehung Christi
48 Apollo und Mldas j: Götterg. :j Rubens
49 Hercules und Omphale Sollmena
50 Ein altes Portrait :: unbekannt :j
51 Die heil. Magdalena , .• Sclzzo ./ Rothmayr
52 Die berühmte Galathee Nach Raphael
53 Hell. Hleronlmus Rembrant
54 Der Heiland und Johannes als Kinder Troger
55 Ein Apostels Kopf mit halb : Flg: • . . . • Cigiiano
56 Heil. Magdalena halb Flg Idem
57 Cruclfix mit dem hell. Franziskus Ebner
58 Ein Perspectlv-Stück Dolens
59 Mutter Gottes mit dem saugenden Kinde Schldone
60 Flucht In Aegypten j:groß:i Glordano ;:Luka.
61 Christus mit den Jüngern In Emaus Plazetta
62 Vesper-Bild Grasmayr
63 Familie Christi auf der Flucht In Egypten
64 Ein Stück mit Jagdhunden Hondlus
65—66 Zwei Holländisch : Bauern Stück Breenberg
67 Eine Dlestel Burgau
68 Ein Reitpferd mit einer Landschaft Idem
69 Toder Fuchs
70 Ein Stück toder Vögel
71 Hünner mit Ihren Jungen Burgau
72—73 Bauernstück holländisch : flamänd: Jordans
74 Heil: Johaii der Täufer halb Flg: Grasmayr
75 Heil: Hlroninius halb Flg: Idem
76 Hell: Sebastian halb Flg:
77 Arch Noe, ein Thlersiück j: groß ••/ .
Schloß Leopoldskron 291
78—79 Zwei Perspectiv ': Niederländisch :j Bles
'■■80 Balthasar König von Israel an der Tafel, ebenda eine unbekannte Hand sein Urtheil schrieb
81 Der hell: Bartholomäus geschunden
82 Paulus der Eremit j: groß halb:Flg:( Grasmayr
83 Antonius der Eremit idem
84 Mutter Gottes l: ganze Figur. -j Pesaro j: Simon:/
85 Christus vom Kreutze herabgenommen, nebst seiner gOttl: Mutter und hell: Johannes . . . Palma Vecchlo
86 Hell: Hlronlmus
87 Eine Alte mit einem Kinde bey der Glut Sandrart
88 Ein Landschafichen
89—90 Bataillen ,: klein:! Casa Nova
91—92 Itallänlsche Bauern Stück
■'■93—96 4 Jahrszelten
97 Christus und Thomas halb: Fig : Lebensgroß
98 Die Mutter Gottes mit 2 Jungfrauen j: auf Holz :/ Cranach
99 Die Mutter Gottes , ; waschend ;/ Carlo Maratta
100 — lOI Landschaften mit Reisewägen staflrt Nlderländ Schul
102 Ein toder Haase
103 Tode Vögel
104 Eine Ente mit Ihren Jungen
105-106 Holländisch Bauern Stück
107 Ein Stück mit Jagd Hunden
108 Ein Mops : en Portrait: Enzlnger
109 Eine Diesiel oben 67 Burgau
HO Ein Reitpferd mit einer Landschaft oben 68 idem
111—112 Zwey Superportalen mit Landschaften
113—114 Zwey Superportalen. Diana — Pomona
115 Auferstehung Christi : Altarbl. Sclzze :' Rensl
113—117 Ein Alter und eine Alte ,:halb Figur:' idem
118—119 Christus als Lehrer ■: ein Evangelien Stück ; Troger
120—121 Hell. Hlronlmus und Magdalena /; halb: Flg :j Plazetta
122 Mutter Gottes mit dem Kinde Carracclsche Schult
123 Katharina von Slena Gallo dello Pazlzlo
124 Hell. Joseph mit dem Kinde
125 Ein Mutter Gottes Bild Sollmena
126 Ein Ecce Homo Kopf Alt deutsche Schult
127 Der englische Gruß : halb Fig: :j
128 Maria Himmelfahrt : groß •■/ .
129 Die heilige Familie Zanusl
130 Hell. Johannes von Nepomuk idem
131 Die unbefleckte Empfängnis Maria mit allegorischen Bildern Troger
132 Die hell. Clara
133 Saut bey der Zauberin von Enthor
134 Ein Frucht Stück ;:groß:i
135 Der leidende Jesus nach Rembrant
136—139 Blumen Stücke /; klein :j
140—143 Winter Jagden j: klein .■/ Enzlnger
144, 145 Italienische Conversations Stücke
146 Ein Alter , ; als phllosophlrend ;/
147 Eine Frau beym Toilette wo ihr ein Trompetter einen Brief überglebt
148 Italienisches Bauern Stück
149 Holländisches Bauern Stück :: auf Holz: j
150 Der hell. Phlllppus Nerius ;:groß:l Conca Cavagll
151 Ein Cruclflx Rothmayr
152 Die Gehurt Christi Schlavonl
153—156 Vier Eremiten :: auf Holz klein .-/
157-^172 16 Voglstäcke
37*
]76 Schweisstuech nach dem Evangelium j: groß auf Leinwaih gemahlen .
292 Gericlitsbezirk Salzburg
173-175 3 Superportalen, als: Samson bei der Dalila. — Agar mit dem Ismael flüchtig, wo
ihnen ein Engel eine Brunnquelle zeigt, — eine Landschaft
Unwissend den Mah-
ler. doch kommen alle
Kenner tiberein daß
es aus der welschen
Schule und von ei-
nen der berühmtesten
Mahler seye.
177 Ceres j:ein Nachtstück:! Gerhard Hondhorst
178 Der berauschte Silenus Rubens
179 Jupiter und Callisto idem
180 Christus, da er dem Petrus die Schlüssel übergibt !: Alle Fig. Lebensgröße ./ . Guido Reni
181 Christus wie er Magdalen erscheint
182 Himmelfahrt Maria /; Altarbl. Scizze ;/ Carrazische Schult
183 Ein Knab ': halb : Fig. :l Troger
184 Ein Weib mit einem Kinde • Amorosi
185—186 Johann der Täufer Garzi
187 Der heil: Franziskus, wie er die Wundmahlen empfängt
188 Mutter Gottes mit dem heil: Anton Piazetta
189 Heil: Katharina j: Skizze ./
190 Gregor Taumaturgus -^ Bischof, wie er dem Gewässer sich zu theilen gebiet Carloni
191 Triumpf der Kirche ::Skize:; Conca Cavagli
192 Heil. Ursula
193, 194 Zwei Köpfe \: Studium .-/
195 Ein Kind ::halb:Fig:j Amorosi
196 Eurigenia j: Skizze:/ Rothmayr
197 Heil. Hironimus j: halb Fig: groß ;/ NB: hat General Lecourb genohmen Rovera
198 Susana überrascht von den 2 Alten Rothmayr
199 Charitas Romana , ; klein :/
200, 201 Zwei Halbfiguren \: Studium :\
202 Ein Kopf : Studium:]
203-208 Je ein Kind i: halb Fig:: Amorosi
209 Familie Christi mit den heil. Hyronimus, Franziskus und Katharina !: groß ;/ Paulo Veronese
210 Die Geißlung Christi Trevisani
211 Ein Kopf ;.- Studium :j
212 Ein Mann j: Halb Figur :j
213 — 216 4 Frauenzimmer , .■ alle g: als Element :j
217, 218 Zwei Stücke nach Ovids Metamorph. Caval. Liberi
219, 220 2 Superportalen mit 2 Landschaften
221 Marsias geschunden von Apollo Rothmayr
222 Der sterbende Abel Salvator Rosa
223 Der heil Veit Rothmayr
224 Die Mutter Gottes mit dem Kinde nebst einem Engel /.• auf Holz .■/ Banfi
( Joh. Bapt. Galli
225 Antonius der Eremit | ^^^^^ .^ p^^.^.^
226 Mutter Gottes mit schlafenden Kinde j: halb Figur:!
nach Albert Dürrers
227 Die heil: drey Könige ,, , ,,
228 Die Familie Christi j:groß:j nach Rubens
229 Heil: Magdalena j: halb Fig:/
230 Der Erlöser l:halb Fig:/ Rothmayr '
231 Die Mutter Gottes f: halb Fig:j idem
232 Heil. Hieronimus i: halb Fig:/ Rothmayr
233 Heil. .Magdalena j: halb Figur:/ idem
234, 235 Zwei italienische Bauern Stücke
236 Ein Apostels Kopf Grasmayr
Schloß Leopoldskron 293
237 Maria Himmelfahrt .• Hine Altarblatt : Skize ;/ Römische Schiill
238 Der Evangelist Markus ': eine Skize :j eadem
239—242 4 Pferdt Stücke
243 Petrus und Franziskus j: halb Fig. Muziani
244 Der Heil: Martin Bischof sterbend /.• eine Altarblats Skize :j Zignaroti
245 Johann der Täufer ;: oval ;; Mola
246 Maria Himmelfahrt ': Altarbl : Skize :j Chonca
247—250 4 Pferd Stück • • • .
251 Ein Apostels Kopf Grasmayr
252 Katharina bey der Mutter Gottes !: eine Altarblats Skizze :J Römische Schall
253 Maria Himelfahrt : Altarbl: Skize :l eadem
254 Der alt und Junge Tobias ,': bibl: Gesch :,' Bolognesische Schult
255 Charitas Romana eadem
256 Herodias ': Bibl: Geschichte .•/ Carlo Loth
257 Eine Landschaft .
258, 259 Zwei Conversations Stücke
260 Die Geburt Cliristi ,: Skize:, Römische Schall
261—264 4 Conversation Stücke
265, 266 2 Superportalen als Kinder Stücke die allegorisch die Bild/iautr und Baukunst vorstellen
267 Curtius der Römer stürzt sich um die Republik zu retten in einen feurigen Schlund . . Nickhl
268, 269 Landschaften mit Menschen und Vieh stafiert /.• groß .•
270 Ceres ,: nach Ovids Metamorph : , Coypel
271 Pomona : nach Ovlds Metamorph :l idem
272 Diana im Baad
273, 274 Aufnahme der Kunst j: allegorisch :j
275 Flora die Göttin : Skize:;
276 Sisyphus /.• nach der Mitologie :/
*277 Portrait des Lactanzius Grafen v. Firmian noch in seiner Jugend als oberst Jägermeister . Zanusi
278 Eine Köchin in der Küche abspülend
279. 280 Zwei Stück mit Fischen i: groß:'
281, 282 Zwei Frucht Stück
283 Eine Köchin : Portrait halb Figur: (NB: hat General Lecourb genohmen.) Lorenzoni
284 Ein Farbenreiber .• Portrait halb Figur .•/ idem
285 Ein Küchenstück idem
NB: hat General Lecourb genohmen
286 Ein Küchen Stück
287 Ein ruhender Hirtenknab
288 Ein Todenkopf : genähter Arbeit :j
289 Ein Harlequin /; von Schmetterlingen gemacht .•/ .
290 — 292 3 Superportalen als 3 Landschaften
293 Dldo, Stifterin und Königin Kartagos verbrennt sich
294, 295 Zwei Blumen Stücke
296 Ein Landschäftchen
297, 298 Geschossene Vögel Enzinger
299—303 Die fünf Sinne (Jetzt im städtischen Museum.)
305, 306 Zwei Rudera Stack I: groß oval:! Pannini
307 Ein Thier Stück ': groß // Roos
308 Ein Hirtenstück Italienische Schult
309 Ein Jagdstück
310, 311 Zwei Landschaften mit Menschen und Vieh staffirt
312 Ein Haase j: Studium:!
313 Ein Fuchs ': Studium ;/
314—316 Drei Tier Stücke j: groß .•/ Roos
317, 318 Zwei Bataillen ;: groß :• Bourguignon
319, 320 dto. Leander
321, 322 Zwei Hirtenstücke ; groß ; Italiänisch Schult
323—329 7 Rudera Stück /.• groß .•/ Viviani
294 Qerichtsbezirk Salzburg
330 I Riidera-Stilck 1: groß :/ Gisolfi
331, 332 Zwei Landschaften mit Menschen und Vieh staffiert Momper
333 Ein Rudera Stück Viviani
334 Ein Italidnisch Baaernstück
335 Eine Landschaft /; klein j: Salvator Rosa
336 Ein Pferdstack
337, 338 Zwei Hirtenstacke j: genähter Arbeit :j
339 Ein Rudera Stuck • Viviani
340 Eine Landschaft mit Menschen und Vieh staffiert Momper
341 Ein Thierstack : klein :j
342 Ein Pferdstack
343 Kreutzigung Christi j: eine Albarblats Skitze : groß :j Rensi
344 Christus am Oelberg .■ Altarbl: Skizze, groß :j idem
345—348 Die vier Evangelisten ,: Halbfiguren .•/ idem
349 Charitas Romana /; groß .•/
350, 351 Venus, Mercurius
352 Dem Jakob, Patriarchen zeigen seine Söhne Josephs blutiges Kleid :j: groß :j
353 Heil. Petrus j: halb Eig. :!
354 Ein Apostel ;: halb Fig. :
355—357 Drey Landschaften ,.• klein :j
355 Der verlohrne Sohn nach dem Evangelium /; groß .;' nach Guercino
359 Die Mutter Gottes mit dem Kinde ; halb Fig. .■/ . Bolognesische Schult^
360 Johannes in der Waste ; Skizze ;, • Graßmayr -'
361 Heil. Nikolaus : Skizze ;/ idem |
362 Ein Kinder Stück Bergler f
363 Aufnahme der Kunst .- allegorisch : ■ i
364 Eine Landschaft j: mittelmäßiger Größe ;/ Niederländ. Schall $
365 Heiliger Alexius .• ganze Figur : Troger ^
365 Anbettung des göttlichen Kindes von den 3 Königen ,; Skize .-/ Graßmayr *';
367 Flucht der heil: Familie nach Egypfen j: Skizze // idem f
368 Ein Kinder Stück Bergler i
359 Aufnahme der Kunst ': allegorisch .•
310 Eine Landschaft /.■ mittelmässiger Grösse :,' Niederländ. Schall /
371, 372 Zwei Superportalen: als Moyses gefunden von der Tochter Pharaos. — Agar vom F
Abraham entlassen ■
373 Judith mit dem Haupt des Hollofernes Trevisani ",;:
374 Herodias mit dem Haupt des heil Johannes idem ,
375 Petrus von Alcantara Troger
376, 377 dto. ,: Skizzen :,' nach Solimena
378 Portrait Kaisers Karl des 5^^"
379 Portrait eben beneiitens Frauen Gemahlin
380 Ein junger Graf zu Lodron j: Portrait :j Zanusi
381 Ein Weib, halb Fig: unbekant ;: Portrait .•/
382, 383 Zwey Seestacke
*384 Sämmtl. Familie des hochs Hl. Grafen Lactanz von Firmian /: en Portrait, sehr groß ./ . Rensi
385 Vigil Maria Fürst von Firmian idem
386 Karl Graf von Firmian Gouverneur in Meyland idem
387 Karl Graf von Firmian Gouverneur .• im Toisont :j Knoller
*388 Gräfin von Firmian gebohrne Gräfin zu Lodron Rensi
■389 Lactanz Graf und Herr zu Firmian idem
■390 Portrait eines Mannes j: unbekannt .•/
'-'391 Portrait eines römischen Kardinals
S92 Portrait Doctors Martin Luther
393 Portrait Luthers Weib
*394 Porlrait Kaisers Karl des 6'en Hauzinger
*395 Portrait der Kaiserin .... idem
398—398 Portraits unbekannter Männer Rensi
Schloß Leopoldskron 295
399 Portrait eines Weibes : unbekannt ;/ idem
400 Portrait von 2 Köpfen ; Studium ;/
*40I Portrait Leopolds Gr: v. Firmian Erzbischofen zu Salzburg Zanusi
402 Portrait einer Fräuln Gr: v: Firmian Rensi
403 Portrait eines Manns : unbekant ./ LactanzGraf Firmian
404 Portrait eines Kammerdieners bey Lactanz G. Firmian idem
405 Portrait ; klein unbekant :
406 Portrait : alt klein achteckicht ;
407 rfo Fraters Leopold Benedict Gr. v. Firmian
408 Portrait : alt klein achteckicht ./
409, 410 Zwey Superportalen mit 2 Landschaften
4U, 412 Ein Jagdstück ,; sehr klein :,'
4J3, 414 Zwey Stück Feder Vieh /; klein ;
415, 416 Jagdliund bey einen toden Federwildbrüth Enzinger
417, 418 Zwey Stück toder Vögel
419 Ein Jagdhund bey einen toden Wildprät Enzinger
420 Ein Stück von Schafen und Ziegen Italiänisch Schall
421 Ein Jagdhund bey einem Haasen Enzinger
422 Ein Hirsch : allein .• idem
423 Ein Jagdhund bey einem toden Fuchse
424 Ein Hirsch : allein .•/ Enzinger
425 Ein Jagdhund bey einen toden Haasen
426 Ein Geißbock Roos
427 Ein Wildschwein forciert von Hunden und gefangen : Lebens Grösse : Zanusi
428 Das Paradies : groß ; Hamilton
429, 430 Jagdhund bey einem toden Wildbret Enzinger
431 Ein Rehbock ,: allein : idem
432 Ein toder Fuchs ; Lebens Grösse ;,
433 Ein todes Gems nebst 2 Jagdhunden ,; Lebens Größe ;, Zanusi
434 Ein toder Haase ,'; Lebensgröße .•/
435 Ein toder Rehbock Enzinger
436 Ein toder Haas mit Federwild idem
437 Ein Hirsch, der 2 Thieren nachzieht idem
438 2 Hirschen die miteinander kämpfen idem
439 Ein ruhender Hirsch bey einem Thier, das ein Kalb säugt idem
440 Ein Hirsch der einem Thiere nachzieht idem
441 Ein toder Hirsch nebst einem ruhenden Jäger idem
442 Ein zutod forcierter Hirsch nebst zwen Jägern idem
443 Eine Wildschwein Hatze idem
444 Ein Hirsch alein , idem
445, 448 Jagdstück mit einem rulienden Jäger idem
447 Ein toder Hirsch nebst einen ausruhenden Jäger idem
448 Eine Bären Hatze idem
449, 450 Zwey Superportalen mit zway Landschaften
451 Ein grosse Landschaft mit Fuhrwerk ausstaffiert
452 Eine Landschaft ,: wintert, klein ./ •
453 Eine Landschaft mit eben aufgehenden Monde, Leute machen ein Feuer auf
454, 455 Bataillen : klein, auf Holz :l
456 Gebargicht — winterliclie Gegend mit Schlittenfahrten staffiert Sörz
457, 458 Landschaften mit Wasser
459 — 461 Drey Landschafften .• winterlich ./
462, 463 Landschaften mit Bauern Hütten
464 — 467 Vier Landschaften i: bergicht, klein :j
468, 469 Grössere Landschaften mit Vieh staffiert
470 Eine Landschaft mit gebürgichtem Prospect
471 Eine Seegegend
472 Eine Landschaft mit viellen Menschen und Vieh staffiert
296 Gerichtsbezirk Salzburg
473, 474 Zwei Landschaften mit einem Fliiße, entfernten Gebäuden. Menschen und Vieh '.: groß : Poußin
475 Eine Landschaft mit Wasser, Menschen und Pferden stafirt
476 Eine Landschaft sehr bergicht mit Reiltenden
477 Eine Landschaft mit einer Bauernhiitte und einer entfernten Kirche staffirt ,: groß :\ .
478 Eine Landschaft mit einer Windmühle .• groß :j
479, 480 Zwei Landschaften in der Dämmerung ; groß :j
481, 482 Landschaften mit Gebäuden ; groß ;/
483 Eine Landschaft mit Vieh und entfernten Gebäuden ;: groß ;/ Poußin
484 Eine Landschaft mit einen Fluß 'dem
485, 486 Zwei Landschaften und Jagdstücke j: groß :j
487—491 Fünf Landschaften mit Gebäuden ,; klein :j
492 Landschaft mit Felsen /; klein :j
493 Landschaft j: waldicht ./
494 Landschaft mit nahen Gebirg
495 Landschaft /; bergicht ;/
496 Landschaft mit einer Kirche, wo man den Kirchtag feyert
497 Landschaft mit einer Bauernhütte
498 Eine Landschaft mit Rudera, Menschen und Vieh staffiert ,.■ groß ;/
499, 500 Landschaften mit Prospect durch Mitte des Waldes
501 Landschaft und Seegegend : sehr klein .■/
502, 503 Landschaften mit einem Fluß und Schiffen
504—506 Drey Landschaften : bergicht klein :j
507 Landschaft mit einem Dorf staffiert
508 Landschaft mit entfernten Gebürgen
509 Landschaft mit einer Bauernhütte
510—512 Drey Landschaften /; Bergicht .•
513 Landschaft j: gebürgicht :j
514 Landschaft mit einem Ufer, wo Schiffe anlanden
515 — 516 Zwey Superportalen mit 2 Landschaften
*517 Eine opfernde Vcstal, Gräfin zu Lodron en Portrait, nun Stiftsdame zu Hall
518 Drey Festalen beym Opfer
519 Christus am Kreutz j: groß .•/ Ebner
520 Familie Christi Rensi
521 Ein Frauenzimmer im Bette .■ klein, en Miniature :j
522 Ein Frauenbild j: alt auf Kupfer ;/
523 Familie Christi •
524 Kaiser Karl 6te /.• en Portrait :i
525 Kaiserin Elisabeth, Karls 6ien Gemahlin
526, 527 Zwei Holländische Stücke Horemans
528 Ein Fruchtstück ': groß :j •.
529—534 6 Sacramente auf Atlas /.• groß :/ Ponsin
535—544 10 gemahlte Akten
545 Auferstehung Christi ,: Skizze .•/ Troger
546 Geburt Christi
547 Die Anbettung des Heylands ^on den heil 3 Königen
548 Kaiserin Maria Theresia Franzens des /''" Gemahlin ,': Portrait .•/
549 Die Opferung Maria im Tempel
*550 Maximiliana Gräfin von Firmian, gebohrne Gräfin zu Lodron j: Portrait :j
*551 Lactanz Graf und Herr zu Firmian
552 Todes Reh /.• Lebens Grösse Studium .•/ Zanusi
553 Todes Gems i^em
554 Barbara Gräfin von Firmian jtzt Gräfin v. Thun ,: Portrait .•/
555, 556 Zwei Portraits j: unbekannt .•/
557 Kinder mit Blumen
558 Eine Thier-Hatze ,
559 Maria Reinigung im Tempel
560 Eine Graf in zu Lodron j: Portrait ;/ Rensi
Schloß Leopoldskron
297
561 Ein gemahlter Akt
*562 Joseph Graf von Thun Fürstbischof von Passau /.■ Portrait ;/
563, 564 Zwei Portraits !: unbekannt :.
*565 Eine Thier Hatze
566 Fortuna Göttin ': Skizze ;/
567 Erzengel Michael j: Skizze ;/
568 Christliche Kirche ;: allegorisch ;
569 Ein Todenkopf '
570, 571 Zwei Bataillen ': groß ;/
Dann befinden sich in mehreren Zimmern 548 verschiedene Zeichnungen und kleinere Portraits, gezeichnet von
Laktanz Graf zu Firmian.
darinn befinden sich
Abach Joannes
Albani Francesco
Alberti Giuseppe
Alberto Dtirero
Albrecht Baltas. Aug:
A Idegraf Heinrich
Allegri detto Corregio
Altomonte Bartol.
Altomonte Martino
Amiconi
Anderlini Pietro
Arigoni Veneto
d'Arpino Cavagl. Giuseppe
Artemisia Gentelesca
Aurbach Jos: Gottfried
von Baien Henricus
Balestra Antonio
Bandinel Baccio
Barbieri Gio. Franc.
Barocci Federico
Baroni Gaspar Ant.
Basignano Domenico
Basili Genero
Bassano Giacomo
Batoni Pompeus
Besch Franc. Joach.
Bellarite liinocente
Beilud
Benoit
van der Berf
Bergler Joseph
Bergmüller Joa. Georg
de Bertolli Daniel
Bibiena Aless. Galt.
Biblena Ferd. Galt.
Bibiena Francesco
i Bibiena Gio. Carlo
\ Bibiena Gio. Maria
, Blanchare Jaques
von Bles Heinrich
linnarota Mich. Angelo
XI
Mahler- Gallerte
.304 Portraits der berühmtesten Mahler alt und
und Nationen als:
Boneti Veronese
Borini Anna
Borini Antonio
Botani Joseph
Boulogne, Louis de
Bourguignon
Brentano Simon
Breugel Petrus
von Bronchorst Jean
Brouwer Adrianus
Le Brun Charles
Brusasorzi
Calotus Jacobus
Cambruzzi Giacomo
Campi Giulio
Canaletto Bernardo
Canaletto Gio. Ant:
Canziani Gio. Battista
Caracci Agostino
Caracci Anibale
Caracci Lodovico
Cariera Rosalba
Cassana Nicola
Cignano Carlo
Clmaroli Gio. Batt.
Comendri Lorenzo
Conca Cavag: Sebast.
Conti Cavag. Fra.
Copezky Giovanus
Corregio vid: Allegri
Corti Agostino
da Cortona Pietro
de Coster Adam
Coypel Anton
de Craier Caspar
Crespi Cavaglier
Cretti Donato
della Croce Jo. Nep.
della Croce Prosp: Jo Nep.
Dancica Pietro
Dathan .
neuer Zeiten, verschiedener Schulten.
von Diepenbeke Abrah.
Domenichino
Drogni Lodovico
Durach Jo: Bapt.
Durero Alberto vid: Alberto
van Dych
Ebner Franz Anton
Entigazola Contessa
Enzlnger Anton
Fabro oder Quinto Messis
Fava Conte Ercole Pietro
Ferrari Francesco
Ferretti Gio. Domenico
Fe sei Christoph
Firmian Conte Lactanz
Filter
Franc Fr. Frid:
Frank Franciscus
Franceschini Marc Ant.
Fnnch Joseph
Gabiano
Gabun Cavaglier
Gambara Lattantio
van der Gest Cornelia
Gillo Senese
Giordano Luca
Giulio Roman detto Giulio Pippi:
de Goez Baron
Golzius
Graff An tan
Grasmayr J: G:
Graziana Ercole
Guerfurt Agostino
Guglielmi
Guido-Reni
Hagenauer Madam Rosa
Heinz Joseph
Handhorst Ger.
38
298
Oerichtsbezirk Salzburg
Handl Massimiliano
Hauzinger Joseph
Hespele
Hofmann Baronessa Fellcita
Holbein
Horeb Benjamin
Hiigfort Ignazio
Hungklinger Andreas
Jordaens Jaques
Ismann Venetiano
Isolani Conte Alamano
Fr. Julianus a. S. Bassil. otd. Cann:
Kaufmann Angelica
Knoller Martina
Knoller Chevalier oder Knoller
Kranzinger Joseph
Kunstner
Lampsonius Dominicus
Lazarini Gregorio
van Leyden Lucas
Lelli Ercole
Leonl Lodovico
Liberi Cavaglier Pietro
Lioni Ottavio
Litterini Cattarina
Lodi Carlo
Loidl Königl: Pohl: C: Mahler
Longhi Pietro
Lorenzo Fra
Lot Carlo
Lutti Cavaglier
Manaigo Sylvestro
Maran Antonio
Maratta Carlo
de Marees Georgi
P. Masthuber
Media Ferdinando Gran Principe
de Meidens Martina
Mengs Cavalier
Mettenleiter J. Jacob
Meuzzi Vincenza
Michael Angela vid. Bonarata
Mignard Pierre
Milanesi Isabella
Mingozzi
Minozzi Bernardo
Maar Carla
Morilius Barthal:
'Auller Christian
Mü'ia A'lnria Anna
Murrari
MuHo Bu'iog/iesc
Nanelti
iCazzari Bartol:
de Neve Francais
Nocarina Dyonisio
Nogari Giuseppe
P. Norbertus a Viena
van der Nort Adamus
V. Obersdorf Gräfin
Obstat
Ongaro üio:
Onterberger M: Aug:
Orient Gioseppe
Orlando Stephano
Orsani Gioseppe
Paglia il giavine
Paglia il vechio
Palelio
Palma Giacomo
Panel Paolo
Parrocel
Paulo Veronese
Payer Caspar
Pechio Domenico
Pessi Prospero
Piattoli Gaetano
Piattoli Mar. Anna
Piazzeita Gio. Battista
Pippi Giulio detto Gio. Rom:
Pittoni Gio. Batlista
Pachetti Senese
Poksberger Ja.
Polak Marl. Theoph.
P: Pazzi Jesuit
Prand Christian
Prandel
Preusler Gio. Just.
Prusaferra
de Pucci Gio. Ant.
de Purgan F. M. S.
Pustera Paolo
Quelinus Erasmus
Quinta Messis detto il Fabro
Raphael d'Urbino Orig.
Raphael d Urbino Cap.
Rembrand
Rensi Andrea
Rensi Ja. Battista
del Ri Gaspero
Richter David
Ridinger Ja. Elias
Riga Monsieur
Rizzi Sebastiana
Rongalli Christoph
Rassi Antoni
Rotmayr Jo. Bapt:
Rattari Pietro
Rubens Pietro Paolo
Rugendas Georg Phil.
Sacchi Andreas
Saiter Daniel
Saluzzl da Firali
de Sandrat Joachimus
de Sandrat Susana
Sansan Giuseppe
Santini Lucretia
Santino Bolognese
Scamann Joseph
Schaepf F. J.
Schmid Martin
Schwarz Christoph
Screta Carla
Sewin Claud. Alb.
Seybaldt
Signorini Bartol.
Simonini Francesco
Siries Violante nee Porroii
Snelin.x Gio:
Sniders Frances:
Soderini Mauro
Soenfeld Gio:
dal Sole Anna Marie
dal Sole Gio. Ginseppe
Salimena Francesco
de .StaWent Adrianus
Strasburger
Strudl Cavaglier
Surmana Anna
Suttermanns Justus
Tasea da Viterbo
Te.npesta Cavaglier
Teniers David
Testa Pietro
Tiepollo Giovanni Battista
Tintoretta Marietta
Tintaretto
Tischbein J. H.
Titiano Vecellio
Torelli Feiice
Torelli Lucia
Trevisani
Trivisan Angialo
Troger Paolo
del Vaga Pierino
Vaini
Van Dych Anton
Varotti Antonio
Vasari üiorg: d'Aretsa
Vassilaschi Antonio
Vello Domenico
Vicentini Antonio
Vittali Candida
Schloß Leopoldskron
299
Vleiighels Nicola
Umstatt. F. G.
Voltolini Andrea
de Vos (jiigüelmo
de Vos Martino
Wadersgotit Friderico
Waldmann Michael
Welskirchner
Wlmpp Johannes
Winter
Wolfart Artus
Zanchi d'Este
Zannonl
Zanusl Jacob
Zanotti Gio. Pletro
Zell Gottfried
Zeller Anton
Zeni Joh. Bapt
Zlgnaroli Francesco
Zochi Giuseppe
Zucharell Francesco
2 Portraits sind unbekannt.
Anhang
derjenigen Gemähide, welche dem dermahligen Besitzer elgenthümlich gehören als
1 Jakob und Esau /.• groß ;/ Bergler
2 Eine Landschaft Saftleben
3 Das Paradies Bergler
4 Portrait : klein, unbekannt ;/
5 Portrait eines Ritters j: alt deutscher Tracht :j , Sandrat
6 Mutter Gottes ,: Brustbild : Zlgnaroli
7 dto. Salwiati
8, 9 Ein Mannskopf und ein Altweiber Kopf : Studium ;/
10 Portrait eines Frauenzimmers alt deutscher Tracht ': unbek. :j
;/, 12 Pferdstück Hamilton
13, 14 Zwei holländische Stück Cuigers
15, 16 Landschaften mit Menschen und Pferden Burgau
17 Mutter Gottes : klein ;/ Carlo Maratta
18 Ein Mutter Gottes Bild : halb Fig :l Carlo Dolce
10 Salvator Mundl ,.• ganze Fig : Bergler
20 Christus am Kreutz mit Maria, Johannes und Magdalena Italiän. Schult
21 Ein alter holländischer Bauer, der Tobak raucht : Lebensgroß ;/ Brouber
22 Ein Frucht Stiick Dupuls
23—25 Drei halbe Figuren j: Studium ;/
26, 27 Ein Alter /.- halb Fig: Portrait und Studium :j Bergler
28, 29 Ein Mädchen j: halb Fig: Studium ; Bergler
30, 31 Ein Jud und eine Jüdin : holländisches Stück ./
32 Venus schlafend nach Rubens
33 Das goldene Vließ Bergler
34 Der Raub des Ganlmedes idem
35, 36 Conversations Stück , : auf Kupfer ; Breenberg
37 Ein allegorisches Stück, Mahlerey und Sternkunde vorstellend
38 Danae oder der goldene Regen Glorgl
39 Ein Fisch schwimmend in einem Wasserschaf anbey eine Henne j: Studium ./
40 Portrait eines Soldaten Salzb: Milltairs Zeller
41 Portrait eines Bauers idem
42 Portrait eines Kapuziners von Salzburgischen Conv Zeller
43 Portrait der Mademoiselle Amalie Reischl idem
44 Portrait eines Hirchen ; Halb Figur Lebens Größe :j
45 Zween Hunde ': Original ; ' Rubens
46 Ein Stück Thier mit einem Kalb in der Ruhe Enzinger
47 Ein Hirsch der einem Thier nachzieht idem
48, 49 Jagdstück, wo mehrere Jäger zu Pferd sind Birke
50 Ein Jagdhund, der einen Fasan stehet
51 Ein Jagdhund, der bey geschossenen Federwildbret liegt
52—57 Sechs Thierstück ': klein ; Enzinger
58 Ein Jagdhund bey einem geschossenen Fuchs idem
59 Ein Jagdhund ruhend bey einem geschossenen Fuchs idem
60, 61 Zwei Pferd- und Jagdstück h klein :! Hamilton
62 Ein Hirsch und ein Thier Enzinger
38*
300 Qerichtsbezirk Salzburg
63 Zween Hirchen, die miteinander kämpfen idem
64 Ein Mops idem
65 Ein Hirsch idem
66 Zween Hirschen nebst einem Thier und Kalb • . idem
67 Ein Jagd und Thierstück j: groß .■/
68, 69 Haase sitzend
70 Ein Jagdhund mit toden Vögeln ■ Hamilton
71 Ein Hirich von Hunden verfolgt Ridinger
72 Ein Thier von Hunden verfolgt idem
73 Eine Bären-Hatze Enzinger
74 Eine Wildschwein Hatze idem
75 Ein Hirsch von Luchsen gefangen idem
76 Ein Thier von Wölfen gefangen idem
77 Ein Damhirsch nebst dem Thiere idem
78 Zween Steinböcke idem
79 Ein Jagdhund der einen Fasan steht idem
80 Zwey Gemsen Enzinger
81 Damhirsch nebst einem Thier idem
82 Ein dänisches Hündchen idem
83 Ein Thier allein idem
84 Zween Hirschen bey einem ruhenden Thier • idem
85 Ein Jagd und Thier Stück ,: groß .-; idem
86 Ein toder Hirsch Enzinger
87 Ein Jagdhund in der Nähe eines Fasans idem
88 Ein Hirsch nebst einem ruhenden Thier idem
89 Ein Hirsch der einem Thier nachzieht idem
90 Ein todes Stück Thier idem
91 Ein todes Reh j: Lebens Größe :j
92 Eine Wildschwein Hatze Wachslunder
93 Eine Tiger Hatze idem
94, 95 Jagdstück mit Jägern, Jagdhunden, toden Wildbret j: groß :j
96, 97 Hirsch mit Hunden forciert Enzinger
98 Ein Hirsch der einem Thier nachzieht 'dem
99 Ein Hirsch nebst einem ruhenden Thier .... • ■ idem
100, 101 Zwei Landschaften mit Bauernhütten staffiert Schinagl
102, 103 Zwei Landschaft und Seegegend mit Gebäuden und schiffenden staffiert Brand
104, 105 Zwei Kinder Stück Caval. Liberi
(Städtisches Museum Salzburg, Nr. 436.)
Das Verlassenschaftsinventar enthält außer verschiedenem Chinesischen, Wiener und anderem Porzellan.
Hollitscher Geschirr, Englischen und ordinären Zinn, auch eine Reihe von Malereien, die Franz Streicher,
bgl. Maler, geschätzt hat, von denen aber die gnädige Frau Wittwe bey ihrem Gewissen betheuerte, dass
auch diese Gemähide unter die vom f zum Fideicommiss bestimten gehören, so dass diese ganze Rubrik
mit Ausnahme von Nr. 24, welche nicht in Anspruch genommen wurde, aus dem Verlassenschafts-
inventar wieder ausgeschieden wurde. Wir geben dieses Verzeichnis dennoch:
//. kr.
1 Portrait des Bildhauers Bergmosers 3
2 Christus am Kreuz, eine Skizze von Altarblatt im Mirabell 45
3 Die Aufopferung im Tempel, eine Skizze 1 30
4 Die Himmelfahrt Christi von Paul Troger /
5 Philippus Nereus 30
6 Kaiser Franz von Rensi /
7 Zxn'ey Töchter von Zanusi 1
8 Der hl. Petrus 45
9 Iphigenia ... 2
10 Skize eines AUarblats, vorstellend die triumphierende Kirche 2 30
Schloß Leopoldskron 301
//. kr.
11 Ein kleines Fraiienbild mit Jesukind auf Kupfer • . 1 30
12 Ein junger altdeutscher Portraitkopf auf Holz 30
13 Ein Portrait von Baron Rott 12
14 2 Portraits von Kaiser Karl VI. und der Kaiserin Elisabeth zusammen . . 2
15 Portrait Kaiser Joseph II. 3
16 2 Stflcke zween Philosophen vorstellend 2
17 Die Geburt Christi 45
18 Eine Landschaft 30
19 2 Götter Stücke, davon eines der Merkur 1 30
20 Supra Portastücke von Zanusi. davon eines vorstellet den Moyses als er im Pinsenkorbe gefunden
wurde, das zweite die Agar 4
21 Ein ruhendes Kind 45
22 Ein geistliches Historienstück 45
23 Die hl. Theresia ; 30
24 2 alte Portrait im Zimmer der Mama 2 ß
25 Die Martirisierung des hl. Bartholomä auf Holz / 30
26 Ein Frauenbild von Rothmayr, item Christus der Herr zus 4
27 Ein Crucifix von Rothmayr ■ .... 2 30
28 Eine Skize von einem Altarblat vorstellend einen sterbenden Heiligen von Signarolli / 30
29 2 große Fruchtstücke 2 30
30 2 große Stücke von Alexander und Darius 4
31 Große Skize eines Altarhlats von Paul Troger die streitende und triumphierende Kirche vorstellend 4
32 Skize eines Altarblats Maria Himmelfahrt /
33 Ein Landschaftsstück mit schwarzer Rahme und goldgeschnitzter Leiste /
34 Ein großes Götterstllck worauf Apollo, Silen etc 1 30
35 Ein großes Stück, der hl. Veit von Rotmair 2
36 Ein großes langlichtes Stück, vorstellend einen zu Boden gestürzten Mannskörper 1 30
37 Ein Rehbock im Kleinen von Enzinger 1 30
38 2 große Stücke eines ein geschossenes Gams, das andere einen geschossenen Rehbock vorstellend
von Zanusi . . 5
39 2 Blumen-Stücke /
40 Ein großes Stück, eine gute Kopie von der Nacht von Sandrart . . ■ ■ . 2 30
41 Die Verspottung Christi • . . . 15
42 2 kleine Skizen vorstellend die Kirche und den Salvator 30
43 Eine kleine Skize die Mutter Gottes und Jesukind .... 12
44 Eine große länglicht schmale Skizze von einem Plandfond vorstellend die Seligmachung und Verdamung 2
45 2 Compagnon Bataillen Stücke 3
46 Portrait eines Malers 30
47 Ein Stück der Streit der Furien / 30
48 Portrait eines welschen Kardinals /
49 Portrait eines Altdeutschen 15
50 Die hl. Magdalena 12
51 Skize eine Glorie vorstellend /
52 Ein Apostelkopf 15
53 Eine große Skize von Pladfond in der Leopoldskron 1
54 Auf einem Bilde 2 alte Köpfe 24
55 Die hl. Agatha mit entblößtem Leib v. Rotmayr 1 30
56 Ein großes Frauenstück mit Jesukind und noch 2 Frauenpersonen von Albrecht Dürer auf Holz . . 3
57 Ein mittleres Portrait eines Trinkenden mit einem ganz goldenen Rahmel 12
58 2 Baumschläge 30
59 2 langlichte Genius-Stücke 1
60 Ein Paulus-Kopf 12
61 Der hl. Hieronymus in der Busse, ein akadem. Akt 45
62 Ein Landschaftsstuck mit Staffierung von Hornvieh 24
63 Ein Idealkopf 12
Zusamen 91 fl. 45 kr. 2 ß.
302
Qerichtsbezirk Salzburg
Laktanzens Bibliothek, aus 143 teils größeren, teils kleineren auch gar kleinen Werken, dann 710
Folio-, Quart-, Octav- und Duodezbänden bestehend, übernahm um den Pauschalpreis von 1000 fl.
Dompropst Vigil Maria Fürst Firmian, ebenso um 500 fl., die in 43 Theken resp. Bänden gesammelten
Kupferstiche; auch deren Einverleibung in das Fideikommiß hatte Laktanz, wie aus der Einholung
der hf. Erlaubnis hervorgeht, ursprünglich geplant, im Testament aber hat er es dann — ob aus
Versehen oder absichtlich, ist unbekannt — nicht erwähnt.
Die vielen in großen gipsenen Köpfen und anderen derley Figuren bestehenden römischen antiquen
Abgüsse sind nicht spezifiziert und mit 30 fl. angeschlagen. Die römischen Münzen, zusammen 38 Lo
Silber wiegend, werden versteigert.
Aus dem Übrigen sei noch hervorgehoben:
/ ßcce Homobild mit einem ganz goldenen Ramel, so zwar 100 Dukaten wiegt, aber die gnädige Frau Witwe if,
Händen hat, und
eine kostbare durc/i Jemand aus der gräflichen Familie v. Firmian einst auf dem Turnier als ein Siegpreis erfochiem
ungefähr fingerlange Perl, so einen Wassermann vorstellet. Der Werth hlevon, da sie hier niemand zu schätzen in
Stande ist, bleibt bis auf eine zur Versilberung etwa glücklich sich ergebende Gelegenheit noch zur 7-eit unbestimmt
Fig. 269 Leopoldskron. Ansicht von Süden (S. 303)
Lage.
•■!:,'. 268 {f.
Gharnkt''-
Lage: Das Schloß, das als der größartigste profane Rokokobau des Landes angesprochen werden darf,
liegt in landschaftlich bezaubernder Umgebung malerisch am Nordufer eines großen langgestreckte5
Weihers, 1 km südlich vom Mönchsberg, im flachen „Leopoldskroner Moos". Alleen mit großen alt
Bäumen führen zur Stadt (Fig. 268 ff.).
Charakteristik: Prächtiger rechteckiger Rokokopalast mit gegiebelten dreifenstrigen Mittelrisaliten
an den beiden Langseiten, von 1736 bis etwa 1740 erbaut von P. Bernhard Stuart und Johann
!\ lebe r, mit reichem Stukkaturschmuck.
Ansclieineud war ursprünglich nur der gegiebelte Mittelrisalit dreistöckig, der jetzige dritte Stock jedocl
nur mansaidiert und wurde erst am Ende des XVIIl. Jhs. in seiner heutigen Form ausgebaut. Leide
geben uns keine alten Ansichten über den ursprünglichen Bestand genaue Auskunft. Das Bild im Fest
saal scheint in dieser Hinsicht wenig genau.
Schloß Leopoldskron
303
Der Hauptraum ist der die Mitte einnehmende, durcli die beiden Stockwerke durchgehende prächtige
Festsaal. Reich geschmückt sind auch die große Kapelle im Erdgeschoß und das vornehme Stiegenhaus,
die geräumigen Zimmer haben schön stukkierte Decken und große Öfen.
Die ganz vorzüglichen, zum großen Teil von Johann Kleber herrührenden Plafondstukkaturen
sind das Beste, was das Land an Werken der Stukko-Kunst des frühen Rokoko aufzuweisen hat.
Äußeres (Fig. 269— 273):
Nördliche Langfront (Fig. 270). Gegen den Mönchsberg zu gewendet. Horizontal gegliedert durch
Parallelfugen in dem oben durch ein Traufgesims abgeschlossenen Erdgeschoß, durch ein den obersten
Stock abtrennendes starkes Gebälk mit glattem Fries und vorkragendem profiliertem Gesims, sowie durch
ein weniger vorspringendes Abschlußgesims mit aufgesetzter Attika Die Vertikale wird betont durch die
Äußeres.
Nördliche
Langfront.
Fig. 270.
Fig. 270 Leopoldskron. Nordfassade (S. 303)
Pilastergliederung des nur wenig vorspringenden, dreifenstrigen Mittelrisalits und durch die zwei Flach-
pilasterpaare, welche die zweifenstrigen, noch schwächer vortretenden Seitenteile in den beiden Haupt-
geschossen einfassen.
Im Erdgeschosse in der Mitte eine rechteckige Tür zwischen zwei großen Fenstern, alle drei mit halb-
kreisförmigen Oberlichtfenstern; die Fenster haben schöne schmiedeeiserne Gitter (um 1740), das über der
Tür enthält das bekrönte Wappenschild des Erbauers, Erzbischofs Leopold Anton Grafen Firmian. Diesen
drei, durch gefugte Breitpilaster geschiedenen Öffnungen ist eine vorne auf vier starken quadratischen
Pfeilern ruhende Altane vorgebaut, die mit einem von drei rundbogigen Stichkappenpaaren eingeschnittenen
Tonnengewölbe unterwölbt ist, sich nach außen mit Rundbogen öffnet und oben über profiliertem Gesimse
eine Marmorbalustrude trägt. Daneben im Erdgeschosse je fünf oblonge Kellerfenster und darüber große
Parterrefenster in profilierten Verputzumrahmungen mit Schlußstein, mit schönen schmiedeeisernen Gittern.
304
Gericlitsbezirk Salzburg
l'ig. 271. Im Mittelrisalit über der Altane (Fig. 271) eine durch die zwei Hauptgeschosse gehende Ordnung von
vier Flachpilastern aus rötlichem Marmor mit stukkierten Volutenkapitälen, über denen sich der profilierte
Architrav und der glatte Fries verkröpfen. Dazwischen drei rundbogige Türen in Verputzumrahmung mit
reich stukkierter flachbogiger Verdachung, darüber drei wellenförmig abgeschlossene Oberlichtfenster mit
aufgebogener marmorner Sohlbank, in hübscher stukkierter Umrahmung.
Fig. 271 Leopoldskron. Mittelrisalit der Nordfassade (S. 304)
In dem von zwei Profilvoluten flankierten Giebelgeschosse des Mittelrisalits ein flachbogiges und zwei
rechteckige Fenster, in stukkierter Umrahmung mit reichen Verdachungen. Das höhere Mittelfenster wird
Üankiert durch zwei Pilaster mit stukkierten Volutenkapitälen, über denen ein profiliertes, seitlich mit
konkav gebogenen Schenkeln sich senkendes Gesims aufruht. Kräftig ausladendes profiliertes Abschluß-
s,^csinis, an drn Seiten eingebogen, in der Mitte im Halbkreis aufgebogen. Im Bogenfeld das große Stuck-
wappen der Grafen Firmian in reichverzierter Kartusche, von Blechkrone bekrönt.
Neben dem Mitteirisalit beiderseits je fünf Fenster. Die besonders großen im I. Stock haben profilierte
Si)iilbänke und reich stukkierte Verdachungen, deren Formen bei den beiden Seitenrisaliten variiert
Schloß Leopoldskron
305
sind. Die niedrigeren Fenster des II. Stockes haben einfachere stukkierte Umrahmungen mit Schlußstein.
Die Umrahmungen der quadratischen Fenster des III. Stockes entsprechen den einfachen des Erdgeschosses.
Fig. 272 Leopolilskrun. Ansicht von Südosten (S. 305)
j^riiMk.
?i»fca^
f " ■ ^cis^ -^^^^
^^^^1
^H^H^^T^^^^^^^^^^I
■i
UM
m
HB
1
-\
^^^^H
i^^hI
Fig. 273 Leopoldskron. Ansicht von Süden (S. 308)
Östliche SchmaUront (Fig. 272): Gliederung, Fensterformen und Umrahmungen entsprechen
denen der beiden Seitenrisalite im N. In jedem der vier Geschosse vier Fenster. Im Hauptteile an den
Ecken und in der Mitte je eine Lisene. Entsprechende Lisenen im III. Stockwerke.
XI 39
Östliche
Schmalfront
Fig. 272.
30G
Gericlitsbezirk Salzburg
Fig. 274 Leopolciskron. Grundriß im Erdgeschoß 1:300 (S. 308)
Fig. 275 Leopoldskron. Grundriß im I. Stock 1 : 300 (S. 308)
Schloß Leopoldskron
307
JIIIHIilll
I I
arrzp
Fig. 276 Leopoldskron. Querschnitt 1 ; 150 (S. 308)
39»
308
Gerichtsbezirk Salzburg
Südl. Lang- Südliche Langfront (Fig. 273): Gegen den Weiher und den Untersberg zu gerichtet. Die Gliederung
front. Fig. 273. jg^ genau die gleiche wie im N.
Westliclie
Schmalfront.
Westliche Schmalfront: Ebenso gegliedert wie die Ostseite.
Inneres. I n n e r e s (Fig. 274 ff.) :
Fig. 277. Im Erdgeschoß in der Mitte große rechteckige Halle (Fig. 277) mit flachem, von je drei rundbogigen
Stichkappen eingeschnittenem Spiegelgewölbe. Im O. und W. in der Mitte in rundbogiger Nische je ein
Kamin in roter Marmorumrahmung, darüber an der Wand stukkierte Rocaillen. An den Seiten daneben
im O. zwei, im W. eine rechteckige Tür in Umrahmung von poliertem Untersberger Marmor, oben Giebel
mit ovalem Mittelstück, Seitenvoluten und flachbogigem Gesims. An der Decke vielfach geschwungener
stukkierter Rahmen, darin oberhalb der beiden Ampeln stukkierte Rocaillenornamente.
Fig. 277 Leopoldskron, Halle (S. 308)
Im W. führt das Portal auf der Weiherseite in die Kapelle, eine rundbogige Öffnung auf der Landseite
zu einem kurzen Gang, dessen von rundbogigen Stichkappen eingeschnittenes Tonnengewölbe mit
stukkierten Band- und Gitterwerkornamenten verziert ist (gelb und rosa gefärbelt auf weißem Grunde).
Am Ende dieses Ganges im S. und W. je eine Tür in gleicher Marmorumrahmung wie die drei in der
Halle. Durch die westliche kommt man in drei kleinere Räume und in die große Küche, alle eingewölbt
mit Tonnen mit durchlaufenden rundbogigen Stichkappen; die Küche enthält einen großen und einen
kleinen Ofen, beide mit der alten Kaminänlage, außerdem ein großes Waschbecken aus einem Marmor-
monolith. Die zweite Tür im S. führt zu dem tonnengewölbten Kellergang hinab, die zwei rundbogigen
Öffnungen daneben zum Stiegenhaus.
Durch die erste Tür im O. gelangt man zunächst in einen flachgedeckten Vorraum und weiterhin in vier
Zimmer, zwischen denen die jetzige kleine Küche liegt, alle mit flachen Decken.
*
Schloß Lcopoldskroii
309
Kapelle:
Im Erdgeschoß, im südwestlichen Teil gelegen, durch eine Marmortür von der Halle aus zugänglich,
durch zwei Geschosse. gehend, im Grundriß rechteckig. Im O. und W. je eine Tür, im S. je zwei Fenster
oben und unten. An den Wänden zwölf vergoldete Weihekreuze in stukkierten Rahmen, davor schmiede-
eiserne Wandleuchter. An der Südwand oben balkonförmiges eingebautes Oratorium, Holz, weiß
stukkiert, mit gelb und rosa gefärbelten reichen Stuckornamenten; der flache Boden wird in der Mitte
von zwei, an den Seiten von je einer Konsole getragen. Ober der Brüstung an den Seiten zwei in drei
Seiten des Achteckes geschlossene Logen, in der Mitte ein rechteckiger Logenaufbau mit je drei recht-
eckigen Öffnungen und geschnitzten, gelb bemalten ornamentalen Aufsätzen (Forster. Taf. 12). —
Kapüllc.
Fig. 278 Leopoldskron. Gewölbe der Kapelle (S. 309)
Spiegelgewölbe (Fig. 278), jederseils von zwei rundbogigen Stichkappen eingeschnitten; die Zwickel
ruhen auf Konsolengesimsen mit stukkiertem Gitterwerkbehänge. — In der Mitte ein Decken-
gemälde (s. unten) in geschwungenem Stuckrahmen. Die übrigen Flächen des Gewölbes sind reich
verziert mit blaßgelb und hellrosafarbig getönten Stuckornamenten (Muschel-, Band- und Gitterwerk) auf
weißem Grunde. In vier Kartuschen sind kirchliche Geräte dargestellt. In den vier Bogenfeldern der Wände
im W., N. und O. sind oben in stukkierten Rahmen vier Ölbilder, die Evangelisten -(s. unten) angebracht.
In dem aus roten und gelben Mar- COR Westlich neben der Kapelle
morplatten bestehenden Boden ist in LEOPOLDI FIRMIANI liegt die niedrigere kleine
der Mitte eine ovale graue Marmor- ARCHIEPISCOP^USAUSB^^^ Sakristei; flachbogiges Ton-
platte eingelassen, die in eingelegten QUEM AMAVERAT nengewölbe mit zwei durch
Messingbuchstaben die Inschrift trägt: QUIESCIT. laufenden Stichkappen.
Fig. 278.
310
Qerichtsbezirk Salzburg
Einrichtung.
Altar.
Fig. 279.
Einrichtung:
Altar (Fig. 279): An der Nordwand in der Mitte. Auf zwei Stufen aus hellem Marmor geschwungene
Mensa aus rot und gelb gesprenkeltem Marmor, mit Eckvoluten. Auf der aus rötlichem Marmor
bestehenden Leuchterbank steht in der Mitte ein kleines Tabernakel aus grüngelbem, grau gesprenkeltem
Marmor, mit rundbogigem Türchen und drei applizierten Cherubsköpfchen aus vergoldetem Holze; auf
der Bedachung vergoldeter Weltapfel mit Kreuz.
Fig. 279 Leopoldskron. Altar mit Gemälde von F. A. Ebner, 17-10 (S. 310)
Wandaufbau, aus sechs verschiedenfarbigen Marmorsorten hergestellt: Neben der Predella (aus rotem
Marmor) auf schräg auswärts gestellten Postamenten zwei Volutenkonsolen mit applizierten Verzierungen
(Holz, vergoldet).
Großes Altarbild in profiliertem Rahmen aus grauem Marmor, flankiert von zwei schräg gestellten
Pilastern (aus rot, gelb, grau gesprenkeltem Marmor), mit vergoldeten hölzernen Kompositkapitälen.
Schloß Leopoldskron
311
Darauf je ein Gebälkstück mit geschweiftem Giebelansatz; über dem Aitarbilde rundbogiges Gesims. Als
Aufsatz große plastische Gruppe (s. unten).
Skulpturen: Alle Holz, ganz vergoldet. Vor den Pilastern die lebensgroßen Statuen zweier bärtiger
römischer Krieger in Panzer, Mantel, Helm. Links St. Donatus, mit Blitzbündel und Schwert; rechts
St. Florian, mit Wassereimer und Lanze. Über dem Altarbilde Gott-Vater mit Zepter und Weltkugel, auf
Wolken thronend, umgeben von Cherubsköpfchen und Putten. — Sehr gute Arbeiten vom Jahre 1740.
Altarbild: Öl auf Leinwand, zirka 350 X 200 cm. Unter einem von zwei schwebenden Putten gehaltenen
hellgrünen Baldachin thront auf einem hohen Postamente zwischen zwei Säulen die hl. Jungfrau mit
Fig. 280 Leopoldskron. Christus und die Samaritcrin
am Brunnen, von Rensi, um 1740 (S. 311)
dem segnenden Kinde auf dem Schöße. Hinter ihr zwei Engel. Vorne links steht der Gründer Salzburgs,
der hl. Rupert, in bischöflichem Ornat, mit der rechten Hand auf die Madonna hinweisend. Rechts kniet
auf einer Stufe der Namenspatron des Erbauers, der hl. Babenbergermarkgraf Leopold, ein graubärtiger
Oreis im Harnisch, mit rotem hermelinverbrämtem Mantel. Vor ihm liegt die blaue Fahne mit den
goldenen Lerchen von Niederösterreich und darauf die Fürstenkrone. Gutes Bild, signiert: Franc:
Anton: Ebner Salisburgensis fecit 1740.
Zum Altar gehören vier Ziervasen und sechs reich geschnitzte, mit Helm und Krone geschmückte Leuchter,
Holz, vergoldet, um 1740; drei Kanontafeln in vergoldetem klassizistischem Rahmen, Ende des XVIII. Jhs.
Gemälde: Öl auf Leinwand. Vier zusammengehörige Bilder, 220 X 145. — 1. Christus und" der Haupt-
,mann von Capernaum. — 2. Christus heilt einen Stummen. — 3. Christus heilt einen Blinden. —
4. Christus und die Samariterin am Brunnen (Fig. 280).
Gemälde.
Fig. 280.
312
Gcriclitsbezirk Salzburg
Zwei ebenso große Gegenstücke. — 5. Der hl. Johann von Nepomuk wird von zwei Schergen von der
Brücke herabgestürzt. — 6. Der hl. Petrus von Alcantara, ein bartloser Franziskanermönch mit einem
Kreuze im Arm, auf einer Wolke kniend, von einem Engel unterstützt.
Alle sechs Bilder in gleichen schwarzen Holzrahmen mit vergoldeter Innenleiste und vergoldeten
Zieraten.
Oben in den Bogenfeldern vier Bilder in stukkierten Rahmen, die Halbfiguren der Evangelisten: 7. Lukas,
8. Matthäus, 9. Markus, 10. Johannes (Förster, Taf. 13, 14).
1-::, 2S!.
Fig. 281 Leopoldskron. Kapelle, Kruzifix (S. 312)
Alle 10 Bilder tüchtige, sehr gut erhaltene Arbeiten, um 1740, von Rensi (Hobner 1, 438).
11. Deckenbild, der Glaube, eine auf Wolken thronende Frau mit Kelch und Kreuz, umgeben von drei
Engeln, Putten und Cherubsköpfchen. Gute Arbeit um 1740, nach Hübner I, 438 von Franz Anton
Ebner, nach dem Kataloge (S. 289) von Rensi.
Die einfach verzierten Kirchenbänke und die Sakristeischränke sind aus ungestrichenem Eichenholz her-
?:c^lellt. .\uf dem Aufsatz des großen Sakristeischrankes sehr gutes Kruzifix, Holz,^ geschnitzt (Figut
-2 cm hocU), um 1740 (Fig. 281). — In der Sakristei kleines rahmenloses Gemälde, 47 X 35, eine
slohende Heilige (S. Rrigitta?), mit einer brennenden Kerze in der Hand. Gute Arbeit um 1740, in dei
Art "des Rensi.
Schloß Leopoldskrori
313
In der Kapelle hängt die vom Erzbischof Leopold Anton Eleutherius Freiherrn von Firmian ausgestellte
Urkunde, wornach die Kapelle im Jahre 1744 am 26. Mai in dem von ihm ganz neu erbauten Schlosse
Leopoldskron zu Ehren der hl. Maria und der Hl. Rupert und Leopold geweiht wurde.
Das Stiegentlaus, das durch alle vier Geschosse hindurchgeht, ist sehr geräumig angelegt und prächtig
verziert. Eine bequeme Treppe mit niedrigen Stufen aus grauem Kalkstein führt mit neun Absätzen empor.
In der Mitte je vier quadratische Pfeiler mit profilierten Kapitälgesimsen, mit rosafarbigem Kunstmarmor
verkleidet, durch sehr schön gearbeitete ansteigende Balustraden aus gelblichem Untersberger Marmor und
Stiegenhaus.
Fig. 282 Leopoldskron. Gewölbestukko im Stiegenliause (S. 313)
oben durch ansteigende Flachbogen verbunden; über den Treppen ansteigende, über den Absätzen gerade
Tonnengewölbe, eingeschnitten von durchlaufenden Stichkappen. Gewölbe und Bogenlaibungen sind durch-
aus reich verziert mit stukkiertem, blaßgelb und blaßrosa gefärbtem Gitter- und Bandwerk (Forster,
Taf. 21 — 25) (Fig. 282). An den Wänden, den Pfeilern entsprechend und mit ihnen durch abgeschrägte
Bogengurten verbunden, Pilaster aus rosafarbigem Kunstmarmor, mit profilierten Kapitälgesimsen; die Sockel
und verbindenden Gesimsestreifen sind aus echtem rötlichgelbem Marmor. Auf dem kurzen Gang im
I. Stockwerk im O. und W. je eine große Tür in profilierter Umrahmung aus rot und gelb gesprenkeltem
Marmor; über dem mit Kunstmarmor verkleidetem Mittelpilaster zwischen den beiden Fenstern stukkierte
bekrönte Kartusche mit den Initialen LC. — Am Gang im II. Stock im O. und W. zwei ganz ähnliche
XI 40
Fig. 282.
314
Gerichtsbezirk Salzburg
Türen wie unten, aber aus Kunstmarmor; darüber zwei Wappenkartuschen der Firmian (Holz, vergoldet).
Über dem Mittelpilaster stukkierte Kartusche mit den Initialen LA (Leopold Anton). Im dritten Stock-
werk sind die Mittelpfeiler durch Postamente ersetzt. Die Wände in diesem obersten Teile des Stiegen-
hauses sind gegliedert durch ein System von zwei übereinanderstehenden Pilastern aus Kunstmarmor,
unten breitere Pilaster mit Kapitäigesimsen, durch ein breites Gesims verbunden, darüber schmälere
mit stukkierten ionischen Kapitalen, auf denen ein vorkragendes profiliertes Hohlkehlgesims (aus rotem
Kunstmarmor) aufruht. Die spiegelgewöibte flache Decke des Stiegenhauses ist geschmückt mit einem
geschwungenen Rahmen in der Mitte und stukkierten Ornamenten an den Seiten. Die beiden Türen
des obersten Absatzes haben Holzumrahrhung.
Fig. 283 Lcopoldsicron. Festsaai (S. 314)
Festsaal.
Fig. 283.
l-iv;. 284.
Fic
2iilaidc.
Festsaal (Fig. 283): Der prächtigste Raum des Schlosses ist der mit besonderem Prunk ausgestattete
große Saal, der in der Mitte, oberhalb der Halle liegt und durch zwei Stockwerke durchgeht. Der Boden
ist mit quadratischen roten und gelben Marmorplatten belegt. Weiß, Rosa und Gold sind die den farbigen
Eindruck der Wandgliederung bestimmenden Farben. Die beiden Langwände einerseits und die beiden
Schmalwände anderseits sind in ganz symmetrischer Weise gegliedert. — O. und W. (Fig. 285): In
der Mitte je ein prachtvoll gemeißelter Kamin aus rot und gelb gesprenkeltem Marmor mit Seiten-
voluten und geschwungenem Gesims. Innen verkleidet mit Delfter Fayence-Kacheln; trefflich gearbeitete
sciimiedeeiserne Rückwand mit dem Firmianwappen (Fig. 284). Darüber in vergoldetem Stuck Fächer
mit Krone und Gitterwerk, flankiert von zwei Voluten aus rosafarbigem Marmorstuck. Darüber je ein sehr
großes Gemälde (Öl auf Leinwand) in grau marmoriertem Stuckrahmen mit vergoldeten Zieraten.
Gemälde im W. (Fig. 285): Allegorie. In der Mitte sitzen Laktanz Freiherr von Firmian und seine
Gemahlin Maximiliana geborne Gräfin Lodron. Rechts steht ein zweiter Firmian, in Harnisch und Purpur-
montel, die rechte Hand auf ein Rutenbündel stützend. Hinter ihm ein Knabe mit einem Hund. Hinter
Schloß Leopoldskron
315
dem Paare ein weiblicher Genius, links Herkules mit dem Löwen, rechts Pomona mit Fruchtkorb. In
der Mitte thront auf einer Wolke Minerva, die einen Putto lesen lehrt. Oben Chronos mit der Sense,
ein Jüngling mit einem Rad und ein Genius mit einem Kranz in der Hand. Links auf der Attika
einer Säulenhalle zwei blasende Trompeter und eine Dienerin. Beide Bilder gute Arbeiten von Rensi,
um 1740.
Gemälde im O. (Fig. 286): Erzbischof Leopold Graf von Firmian überreicht seinem Neffen Laktanz
Freiherrn von Firmian die Fideikommißurkunde von Leopoldskron. Ober dem in der Cappa magna der
Legaten thronenden Erzbischof schwebt Minerva herab, mit Schild und Ölzweig in den Händen. Neben
dem gepanzerten Neffen steht Merkur mit dem Schlangenstab. Rechts im Vordergrund zwei Pagen und
eine weiße Dogge. Im Hintergrund erblickt man Schloß Leopoldskron, in anderer Form als heute, der
Gemälde.
Fig. 286.
Fig. 284 Leopoldskron. Marmorkamiti, um 1740 (S. 314)
dritte Stock fehlt, auf dem roten Ziegeldach in der Mitte ein Türmchen. Oben schwebt die nackte
Ruhmesgöttin, mit einer Posaune in der Hand, unter ihr ein Putto mit dem Pallium.
Neben den beiden großen Bildern je zwei Pilaster aus rosafarbigem Kunstmarmor, mit profilierten Basen
aus echtem gelb-braun-rot gesprenkeltem Marmor und einem umlaufenden Sockel aus rötlichgelbem
Marmor; die Kompositkapitäle sind aus vergoldetem Stuck. Je zwei gleiche Pilaster an den beiden
Schmalseiten im N. und S. zwischen den Fenstern. Über den Pilastern ruht ein umlaufendes Gebälk
aus rosafarbigem Kunstmarmor, dessen Abschlußgesims über den beiden Gemälden zu zwei Voluten-
giebeln sich aufbiegt. Die Wandfelder zu beiden Seiten der Bilder sind in Stuck verziert: Unten Symbole
der vier Elemente (Flammenurne, Weihrauchvase, Blumenvase, Springbrunnenvase); an den seitlichen
Rahmenleisten mit Schleifen angebunden verschiedene Geräte, die sich auf Beschäftigungen mit den
vier Elementen beziehen; oben Giebel mit zwei bärtigen Masken; weiß auf blaßrosafarbig getontem
Innengrund. An den Seiten unten je eine Tür in rechteckiger rosafarbiger Marmorumrahmung. Darüber
in ovalen Rahmen aus grau marmoriertem Stuck, von vergoldetem Band- und Gitterwerk umgeben,
40*
316
Qerichtsbezirk Salzburg
Ölbilder, die vier Jalireszeiten darstellend: a) Junges blumenbekränztes Mädchen mit drei Putten, h) Frau
mit Sicliel und Garbenbündel; zwei Putten mit Früchten, c) Frau und Mädchen bei der Weinlese.
d) Weintrinkender Greis und wurstessender Knabe, in einer Stube neben einem Kohlenbecken. — Alle
vier gute Arbeiten von Rensi, um 1740.
An den beiden Schmalseiten ist ober den unteren drei Fenstern je ein Galeriegang erbaut, dessen
unten schön stukkierter Boden auf zwei Volutenkonsolen aus rotem Kunstmarmor ruht; schöne
Balustraden mit schmiedeeisernen Gittern (Band- und Gitterwerk, in Schwarz und Gold). In der Mitte
die Wappenschilde der Firmian und Lodron. An den Enden der beiden Galerien, die den Ost- und West-
Fig. 285 Lcopoldskron. Festsaal, Westwand (S. 314)
teil des II. Stockwerkes miteinander verbinden, je eine Tür in Umrahmung aus rosafarbigem Kunstmarmor.
An den zwölf Pilastern sind unten stukkierte vergoldete Kartuschen mit je einem Stern appliziert, an
denen zweiarmige Wandleuchter befestigt sind, aus vergoldetem Schmiedeeisen, mit Kristallglasbehänge.
Das flache Spiegelgewölbe hat in der Mitte ein sehr großes Deckengemälde in grau
ifr. 287. marmoriertem Stuckrahmen mit vergoldeten Zieraten: Die Vermählung der Atalante (Fig. 287). Links
sitzt unter einem Baldachin ein greiser Seher. Vor ihm auf einer Estrade Hippomenes und Atalante,
Hand in Hand. Die junge Braut trägt drei goldene Äpfel. Der kleine Amor neben ihnen weist auf die
Siegespyramide hin, an der ein Öl- und ein Lorbeerzweig befestigt ist. Oben auf Wolken Venus auf
dem Taubenwagen, Hymen mit Blumenkranz und Fackel. Ringsherum Zi:schauer, oben Putten. Mittel-
mäßige Arbeit, hait in den l-'arben, signiert: Fr: Ant: Ebner luv. & Piiix. 1744.
Scilloß Leopoldskron
317
Reiche Stukkaturen umgeben das Gemälde. In den großen vier Eckkartuschen sind Architektur, Musik,
Astronomie und Malerei dargestellt, wohl die Lieblingskünste des Erbauers: a) Maurer mit Senkblei;
Gerüste, Winden, Architekturstücke, b) Orpheus mit der Lyra, umgeben von Vögeln, Pegasus, Einhorn,
Hirsch; allerlei Musikinstrumente, c) Ein Mann mit einem Fernrohr einen Stern betrachtend, umgeben
^^^^
fi
XiW^Z )^^^
1
^^^^^^H
^ M
*<' Jl
iü^
^fX \*
1 JP .^^i^^H^rffi
^^•"^'^ '
1 ^^ ^r^m^
^k
i
^% ^
i?^
/
%
^ ^--^t,
r Ä
^
m
Ws^^M
^
■B' ;; xi' ^-^
Fig. 286 Leopoldskron. Festsaal, Stiftungsbild von Rensi, um 1740 (S. 315)
von astronomischen Instrumenten, d) Ein Maler vor einem auf einer Staffelei stehenden Bilde, neben
ihm ein Knabe beim Farbenanreiben. — Die vier Kartuschen in der Mitte der Seiten repräsentieren die
vier Erdteile; sie enthalten je einen Schild, umgeben von Emblemen und Tieren: a) Schild mit Sonne
und heraldischer Lilie; Fahnen, Hengst, Rind, b) Schild mit Mondsichel; Speer, Helm, Köcher, Bogen,
Schild; Kamel, Krokodil, c) Schild mit Stern; Köcher, Fahnen; Elefant, Drache, d) Leerer Schild;
Speer, Hörn; Affe, Löwe. Über jeder dieser Kartuschen wieder kriegerische Embleme. Dazwischen Band-
werkkonfigurationen und Postamente mit Behänge und Frucht- und Blumenkörbclien (Forsti:r, TaL 1, 4—6).
I. stock.
318
Gerichtsbuzirk Salzburg
Diese zum Teil figuralen Stukkaturen der Decke liefern den Beweis, daß der sonst im Ornamentalen
so ausgezeichnete Künstler im Figuralen, bei der Darstellung von Mensch und Tier nicht so Gutes leistet.
Zwei prächtige reiche Glasluster mit Sternen, Halbmonden und Kronen.
I. Stock.
Östlich vom Festsaal liegen zwei einfenstrige Vorzimmer und vier große Zimmer mit zwei, beziehungs-
weise vier Fenstern, alle mit Türen in profilierter Holzrahmung und starken Stuckplafonds über pro-
filiertem Gesims. Die beiden zweifenstrigen Zimmer in der Mitte haben am Plafond geschwungene, leere
Fig. 287 Leopoldskron. Festsaal, Decke mit Gemälde von F. A. Ebner, 1744 (S. 316)
Stuckrahmen und große, rechteckige Kachelöfen, grün glasiert, mit Bandwerk ornamentiert (um 1740).
Reich stukkiert sind die Decken der beiden Eckzimmer.
Nordostzimmer: In den Ecken große Kartuschen mit je einem Blumenkorb, dazwischen kleinere, in eine
Vase endigend (Forster, Taf. 8). Grün glasierter, geschwungener Kachelofen, um 1740.
Südostzimmer: Die Decke ist nach dem gleichen System, aber mit anderen Einzelformen prächtig
I i-'. 288. stukkiert (Forstcr, Taf. 32) (Fig. 288). Runder, weiß glasierter Kachelofen mit Lorbeer- und Rosengirlanden,
von einer bekränzten Flammenurne bekrönt; Ende des XVllI. Jhs. Er steht vor einer Nische, die mit
vergoldeten Stuckornamenten verziert ist, um 1740.
im westlichen Teile des 1. Stockes, neben Stiegenhaus und Kapelle, liegen zwei Kabinette und zwei
Eckzimmer mit scliön stukkierten Decken über profilierten Gesimsen, rechteckigen Fenstern und Türen
in profilierter Hoizrahmunu. 1. Kabinett im N., vom Stiegenhaus aus zugänglich. Drei Türen im W., 0.
Schloß Leopoldskron
319
und S., ein Fenster im N. Glatte Decke. Kamin in rechteckiger Umrahmung von rötlichgeibem Marmor
mit profiliertem Sturzgesimse.
j, 2. Eckzimmer im NW. Zwei Türen im O. und S., je zwei Fenster im W. und N. Der Plafond ist bei
' freigelassenem Mittelteil reich stukkiert, in gleicher Art wie bei den beiden Ostzimmern, aber mit anderen
Motiven. In den Ecken große Kartuschen mit zwei gegenständigen Adlerköpfen beiderseits einer Flammen-
|i urne (Fig. 289). In der Seitenmitte je eine Kartusche mit gegittertem Quastenbehänge und zwei Fruchtkörb-
chen. Dazwischen kleinere gegitterte Bandwerkstücke, bekrönt von einem Blumenkörbchen (Forster, Jaf. 9).
Fig. 289.
X
••/'
\
.Ms
Fig. 288 Leopoldskron. SüdostzimmL-r im I. Stock, Eckstück vom Stiickplafond (S. 318)
Im Südosteck großer Ka'chelofen, modern mit blauer Ölfarbe gestrichen, mit vergoldeten Ornamenten
(Rocaillen, Bandwerk, Muschel). Im- Hauptteil die dekorativ verwendeten Bestandteile des Firmenwappens,
flankiert von zwei Urnen. Als Bekrönung die auf dem Kissen liegende Krone; Mitte des XVIII. Jhs.
(Fig. 290). Venezianischer Glasluster.
' 3. Eckzimmer im SW. Fenster und Türen entsprechend wie in 2. Die Stukkaturen der Decke haben —
bei Beibehaltung des gleichen Schmucksystems — wieder andere Formen. In den Ecken über einem
umgestürzten Blattkorb ein kleiner Doppelbogengiebel mit einer Palmette im Zwickel, darüber Bandwerk
mit vier hängenden Blütenketten (Fig. 291). In der Seitenmitte breite Bandwerkkartusche, als Füllung eine
Quastenpalmette und darüber Gitterwerk, darüber auf einem Quastenbehang ein Blumenstrauß. Zwischen-
i stücke, gebildet aus gegenständigen Akanthusvoluten in schräger S-Form, bekrönt von einem Blumen-
j korb. Weiß, mit blaßgelben Innengründen (Forster, Taf. 19).
I Großer Kachelofen genau wie im benachbarten Zimmer (Fig. 290).
Fig. 290.
Fig. 291.
320
Gericlitsbczirk Salzburg
4. Kabinett im S., entsprechend wie das im N., mit dem es durch einen kleinen Raum verbunden
ist. In einer Nische im W. großer, mit Bandwerk verzierter Kachelofen, mit grüner Ölfarbe modern
gestrichen, um 1740. Aus diesem Kabinett kommt man durch die Osttür auf das Oratorium der Kapelle.
11. Stock. II. Stock.
Vom Stiegenhaus gelangt man rechts über die Nordgalerie des Festsaales in die Gemächer im östlichen
Teil des II. Stockes.
1. Längliches Vorzimmer mit drei holzumrahmten Türen im O., S. und W. und einem Fenster im N.
Über profiliertem Gesims glatte Decke. Schöne hohe Stockuhr, Holz mit eingelegtem Bandwerk, Gehäuse-
umrahmung und Aufsatz vergoldet, um 1740.
fe'^^V
Tut '<%^v^/feteV
A
.^^
Fig. 289 Leopoldskron. Nordwestzimmer im 1. Stock, Eckstück vom Stuckpiafond (S. 319)
2. Zimmer. Je eine Tür im O. und W., zwei Fenster im N. Flachdecke über profiliertem Stuck-
gesimse. Grün glasierter (übertünchter) Kachelofen ohne Schmuck.
3. Eckzimmer im NO. Je zwei Fenster im N. und O., je eine Tür im W. und S. Über profiliertem
lig. 292. Gesims Flachdecke mit sehr schönen Stukkaturen (Fig. 292). In den Ecken und der Mitte jeder Seite je
eine Konfiguration von Band- und Gitterwerk, naturalistischen Blättern und Blüten, die zum Teil plastisch
frei vom Grunde sich lösen; weiß mit gelben Innenfonds auf blaßblauem Grunde (Forster, Taf. -30). —
Grün glasierter rechteckiger Kachelofen mit Bandwerk, von einer Flammenurne bekrönt, grau über-
strichen, um 1740.
4. Eckzimmer im SO. Je eine Tür im N. und W., je zwei Fenster im O. und S. Ähnlich reiche Stuck-
decke wie im Nebenzimmer (3); weiß auf blaßgelbem Grunde (Forstf.r, Taf. 31).
Scliloß Leopoldskron
321
Kachelofen mit Bandwerk und Urne, ursprünglich weiß glasiert, jetzt hellgelb gefärbelt, mit weißen
Ornamenten, um 1740.
5. Südzimmer. Je eine Tür im O. und W., zwei Fenster im S. Über profiliertem Stuckgesimse glatte
Decke, modern bemalt. — Weiß glasierter runder Kachelofen, in Flammenurne endigend, Ende des
XVIII. Jhs. (Fig. 293).
6. Vorzimmer im S., entsprechend wie 1, mit dem es durch einen schmalen Gang verbunden ist, von
dem links eine Tür zur hölzernen, durch alle drei Geschosse gehenden Wendeltreppe, rechts eine zweite
zu einem Raum führt, welcher die Heizöffnungen der Kachelöfen und das Klosett enthält.
Fig. 293.
Fig. 290 Leopoldskron. Ofen, um 1750 (S. 319)
Von diesem Vorzimmer kommt man durch eine Tür zur Südgalerie des Festsales und über diese in
die Gemächer im Westteil des II. Stockes.
7. Südzimmer. Je eine Tür im O. und W., zwei Fenster im S. Glatter Plafond über stukkiertem Gesims.
Geschwungener, hellgrün glasierter Kachelofen mit zwei Öffnungen, in Flammenurne endigend
(Fig. 294).
8. Südkabinett, mit glattem Plafond wie oben. Je eine Tür im O., N. und W., im S. ein Fenster.
9. Südwesteckzimmer. Je eine Tür im O. und N., je zwei Fenster im S. und W. Über profiliertem Stuck-
Vgesims reich stukkierte Decke. Die großen Konfigurationen in den Ecken und Seitenmitten sind hier
'durch kleinere verbunden. Weiß auf blaßgelbem Grunde (Forster, Taf. 10).
XI 41
Fig. 294.
322
Gerichtsbezirk Salzburg
V
^ .-^
£^iJ?. ^^^^^tr:;
Fig. 291 Leopoldskron. Südwestzimmer im 1. Stock, Eckstück vom Stuckplafond (S. 319)
Fig. 292 Leopoldskron. Nordostzimmer im II. Stock, Eckstück vom Stuckplafond (S. 320)
Scliloß Lcopoldskron
323
10. Nordwesteckzimmer. Je zwei Fenster im W. und N., je eine Tür im S. und O. Prächtig stukkierter
Plafond, nach demselben System verziert wie 9, aber mit anderen Motiven. Auf den Verbindungsstücken
stehen Weihrauchurnen (Forster, Taf. 18).
Hellgrün glasierter Kachelofen, sehr hoch, von geschwungener Form, mit zwei Öffnungen, mit Band-
werk verziert, um 1740 (Fig. 295).
11. Kabinett. Je eine Tür im O., W. und S., ein Fenster im N. Zwischen diesem und dem Kabinett 8
liegt ein kleiner Raum mit den Heizöffnungen der beiden Öfen in den Zimmern 7 und 10.
Vom Kabinett 11 kommt man wieder ins Stiegenhaus.
Fig. 295.
^^B^^
m
W
llral
i '^^^^^^m:
*
1
I^^^^^SP' '^
' ''^^^V
m
i^^K. j
i
•mt
fl
'
1
^fl
P.
i
i-
.-^
^^ A
Fig. 293 Leopoldsl<ron. Ofen,
Ende des XVlll. Jhs. (S. 321)
Fig. 294 Leopoldsl<ron. Ofen,
um 1740 (S. 321)
Fig. 295 Leopoldslifon. Ofen,
um 1740 (S. 323)
Im III. Stock links von der Treppe (im W.) sechs einfache Zimmer tnit Flachdecken.
Rechts kommt man in einen Saal, der an Bodenfläche dem darunter liegenden Festsaal entspricht, aber
niedriger ist. Im N. und S. je drei große Fenster. Flache Decke mit vier Eckrosetten und zwei großen
Mittelrosetten aus Stuck, Ende des XVIII. Jhs. In diesem Saal befand sich die große „Malergalerie",
.S7 Porträte.
Zwei Türen im O. füliren wieder in eine Reilie von flachgedeckten einfachen Zimmern, in denen zu
Hübners Zeiten Sammlungen ausgestopfter Vögel und Tiere, Gipsabgüsse und Handzeichnungen des
Grafen Laktanz Firmian aufbewahrt wurden.
41*
324
Gerichtsbezirk Salzburg
Gemälde.
Porträts in
der Halle.
Gemälde:
Porträts in der Halle.
Alle oval, Öl auf Leinwand, in schwarzen Rahmen mit vergoldeten Innenleisten.
1. 82 X 58. Brustbild. Laktanz Freiherr von Firmian, der Neffe des Erbauers, mit grauer Allongeperücke,
in Brustpanzer, dunkelblauem Frack. Gutes Bild, wohl von Ebner, um 1740 (Alte Nr. 353).
2. Pendant dazu. Seine Gemahlin Maximiliana, geb. Gräfin Lodron, in dekolletiertem dunkelblauem
Kostüm. Von derselben Hand (Alte Nr. 352).
3. 83 X 58. Halbfigur. Offizier mit Zopfperücke, im Brustpanzer, mit weißem, rotgefüttertem Rock, mit
dem Hut unter dem linken Arm. Gutes Bild, um 1760.
Fig. 296 Leopoldskron. Porträt der Kaiserin Elisabeth (S. 326)
4. Pendant dazu. Junge Dame in ausgeschnittenem blauem, mit schwarzem Pelz verbrämtem Kleide, mit
einer schwarzen Mütze auf dem Kopf und einem Briefe in der rechten Hand. Von derselben Hand.
5. 83 X 58. Brustbild. Offizier mit Zopfperücke, roter Weste mit Goldborten, blauem Rock mit roten
Ärmelaufschlägen, rotem Mantel. Gutes Bild, um 1760.
6. Pendant dazu. Dame mit gelber, spitzenbesetzter Corsage, in dunkelblauem Kostüm, mit rotem, gelb
Seiüttertcm Mantel. Von derselben Hand.
7. 83 X ö9. Brustbild. Herr mit Zopfperücke, gelber Weste, rotem Rock mit schwarzem Besatz, silbernen
Fangschnüreu. Mittelmäßig, um 1770.
8. Pendant. Dame in weißem, weit dekolletiertem Spitzenkleide, mit blauem Mantel. Von der-
selben Hand.
Schloß Leopoldskron
325
9. Brustbild. Herr mit grauer Perücke, rotem goldgesticktem Rock, mit einem Ordenskreuz an blauem
Bande. Gutes Bild, um 1760.
10. Pendant. Dame in blauem Kostüm mit schwarzem Spitzenüberwurf, Spitzenhäubchen mit schwarzem
Bande, Perlenhalsband und Ohrringen. Dieselbe im Saale im III. Stock.
11. Brustbild. Älterer Herr mit Zopfperücke, blauem Rock mit Goldstickerei, rotem Mantel. Mittelmäßig,
um 1770.
12. Pendant. Dame in pelzverbrämtem rotem Kleide, mit grünem goldgesticktem Mantel. Schwach.
13. Brustbild. Junger Domherr, mit halblanger weißer Perücke, in graublauer Rochette. Gutes Bild, um 1760.
14. Brustbild. Junger Mann mit halblanger Perücke, in weißem Rock, roter Weste mit Goldborten, rotem,
blau gefüttertem Mantel. Gutes Bild, von derselben Hand, um 1760.
Fig. 297 Leopoldskron. Porträt des Erzbischofs Leopold Anton Frh. v. Firmian,
von Zanusi, um 1740 (S. 326)
15. Brustbild. Älterer Herr mit weißer Zopfperücke, im Harnisch, mit rotem, pelzverbrämtem Mantel.
Mittelgut, um 1770.
16. Pendant. Dame in rotem ausgeschnittenem Kostüm, mit schwarzem Spitzenüberwurf. Von der-
selben Hand.
Porträts im Stiegenhaus.
17. 122 X 93. Kaiser Karl VI., in Halbfigur, mit langer grauer Ällongeperücke, im Panzer, Orden des
goldenen Vlieses, Purpurmantel, mit Zepter und Reichsapfel in den Händen. Rechts die deutsche Kaiser-
krone. Gutes österreichisches Bild, um 1730, nach dem Katalog (s. S. 294) von Hauzinger.
Porträts im
Stiegenliair.
326
Gerichtsbezirk Salzburg
18. Pendant dazu, in gleichem Rahmen. Seine Gemahlin, Kaiserin Elisabeth, Halbfigur. In dekolletiertem
Goldbrokatkleide, mit rot gefüttertem blauem Mantel, mit dem rechten Arm auf einen Polster gestützt,
Fig. 296. auf dem eine Krone liegt. Gutes Bild von der gleichen Hand (Fig. 296).
19. 170 X 122. Erzbischof Leopold Anton Eleutherius Freiherr von Firmian, Kniestück. In einem
Fauteuil sitzend, in rotem Kardinalstalar mit weißer Pelzrochette. Gutes Bild, um 1740, wohl von
Fig. 297. Z a n u s i. Schöner gleichzeitiger Rahmen (Fig. 297).
20. 107 X 84. Halbfigur. Sitzender Herr, mit langer grauer Allongeperücke, im Brustpanzer, mit
violettem goldgesticktem Frack und rotem Mantel. Gutes Salzburger Bild, Anfang des XVIII. Jhs.
21. Pendant dazu. Des obigen Gemahlin. Ältere Dame mit grauer Perücke, in dekolletiertem rosafarbigem,
weiß gemustertem Kostüm mit weiß gefüttertem blauem Mantel. In der linken Hand hält sie Narzissen,
in der rechten ein Medaillon mit dem Bildnisse eines bärtigen Priesters (Johann von Nepomuk?). Gut,
von derselben Hand.
22. 83 X 61. Halbfigur. Älterer glattrasierter Herr mit Zopfperücke in dunkelblauem Frack mit weißen
Spitzen, mit einem Stock in der rechten Hand. Gutes Salzburger Bild. Hinten auf der Leinwand
signiert: Jo: Durach Fecit 1775.
Fig. 298 Leopoldskron. Hirsclilietze, von J. F. Kien, 1682 (S. 327)
23. 86 X 69. Halbfigur. Ältere Dame mit grauer Perücke in dunkelviolettem Kostüm mit Schneppen-
taille, mit gelbem Mantel. Mittelgut, um 1775.
24. 12 X 95. Kniestück. Erzbischof Leopold Anton Freiherr von Firmian in einem Lehnstuhl nach rechts
hin sitzend, in Kardinalstalar, mit Pektoralkreuz an rotem Bande, mit einem Brief in der Hand.
Mittelgutes Bild, um 1740.
25. 97 X 72. Rückwärts die alte Nummer 339. Halbfigur. Kardinal mit Adlernase, mit halblanger grauer
Perücke, in Spitzenchorhemd. In den Händen hält er das rote Birett und einen Brief mit der Anschrift:
AI Eccelso et Rev 111 Sig: Monsig: Leopoldo de Firmian Arcivcscovo et Principe Salisburgo.
Der Dargestellte ist jedoch mit dem Adressaten nicht identisch. Um 1743.
26. 93 X 77. Halbfigur. Kaiser Josef IL, in gelber Weste mit Goldtressen, dunkelgrünem Uniformrock
mit roten Aufschlägen und goldenen Fangschnüren. Um 1780.
''■ :i i'iivraer.".
Gemälde in den Zimmern.
-/. IGl X 'Jl. Gesellschaftsszene. In einer Säulenhalle sitzen an einem Tisch vier Lautenspieler. Reciils
in Konversalion vornehme Herren und Damen, zwei davon mit Masken. In der Mitte ein Knabe
ein trinkender Landsknecht, ein Trabant und ein Diener mit einem Pferde.
Im Hintergrunde
und ein Mädchen, links
Oben schwebt auf einer Wolke Venus mit einem Flammenherzen in der Hand.
Ausblick auf Landschaft. Mittelmäßig, um 1600 (II. St. SO.).
'
Schloß Leopoldskron
327
28. 110 X 170. Das Gastmahl des Belsazar. In einer langen tonnengewölbten Halle sitzen an zwei
Tafeln zalilreiche Gäste. In der Mitte ist auf Tisciien der Goldsciiatz des Tempels aufgespeichert. Links
oben erscheint die Hand mit dem Spruch. Mittelmäßiges deutsciies Bild aus der Mitte des XVII. Jhs.
(II. St. S.).
29. 86 X 137. Hirschhetze durcii türkisciie Reiter (Nr. 128). In einem Fhil3 in der Mitte ein von den
Hunden angefallener Hirsch. Ein Türke zu Pferd ist im Begriff, ihn mit dem Speer zu durchbohren,
auch zwei andere stürmen auf ihn ein, ein dritter spannt den Bogen. Links ein zweiter Hirsch, von
einem Reiter verfolgt. Bezeichnet: J. F. Kien fecit Anno 1682 (II. St. N.) (Fig. 298).
Fig. 298.
Fig. 299 Leopoldskron. Porträt dos Jolianti Fr;inz Laktaiiz Frli. v. Firinian,
von Jakob Zanusi, 1736 (S, 329)
30. 161 X 300. Links drei berittene Soldaten, mit zwei Bauern sprechend; daneben Treiber mit Maultier.
Rechts eine Gruppe von Kavalleristen, die sich vor einer Buschenschänke stärken. Schwaches Bild,
Erste Hälfte des XVIII. Jhs. (II. St. N.).
31. 62 X 43. Der hl. Bischof Ulrich, in Haibfigur, auf ein Buch hinweisend. Vor ihm liegt ein aus-
geweideter Fisch mit zwei Schlüsseln. Oben Cherubsköpfe. Gutes Salzburger Bild vom Anfang des
XVIII. Jhs. (II. St. S.).
32. 63 X 44. Ein bärtiger Mönch mit Stab, Halbfigur. Mittelmäßig, Salzburgisch, XVIII. Jh. (II. St. S.).
33. 187 X 70. Geringes Maria-Hilf-Bild, XVIII. Jh. (IL St. S.).
34. 83 X 115. Flucht nach Ägypten. In Mondlandschaft die hl. Familie, von zwei fackeltragenden
Engeln geleitet. Anfang des XVIII. Jhs. (IL St. NO.).
328
Gerichtsbezirk Salzburg
35. 82 X 115. Taufe Christi im Jordan. Im Hintergrunde Burgruine auf einem Felsen. Von derselben
Hand (H. St. SO.).
36. 82 X 115. Die hl. Familie auf der Wanderschaft nach Jerusalem. Von derselben Hand (II. St. SO.).
37. 83 X 115. Anbetung der Hirten. Links unter einer römischen Säulenruine die Madonna anbetend
vor dem Kinde kniend, von Hirten umgeben. Rechts Ausblick auf Landschaft mit Fluß und Brücke.
Um 1740 (II. St. SW.).
38. Pendant dazu. Gang nach Emaus. In Landschaft mit römischer Ruine links Jesus mit den beiden
Jüngern; von derselben Hand (ebenda).
h'ig. 300 Leopoldsl^ron. Maximiliana Freiin von Firiiiian als Vestalin,
von Rensi, um 1740 (S. 329)
39. 44 X 59. Bekehrung des hl. Paulus (Nr. 88). In der Mitte Saulus, von einem Schimmel zu Boden
geworfen, von einem Knecht unterstützt. Ringsherum Reiter auf wild sich bäumenden Pferden. Alter
Rahmen. Gutes Bild, erste Hälfte des XVIII. Jhs. (II. St. SW.).
40. 55 X 43. Christus und die Ehebrecherin (Nr. 59); in gemaltem Ovalrahmen. Halbfiguren. Alter
Rahmen. Gutes Salzburger Bild, um 1740 (II. St. SW.).
41. 94 >, 113. In Landschaft Orpheus mit der Harfe, von vielerlei Tieren umgeben. Mittelmäßig, um
1740 (II. St. NW.).
42. Pendant dazu. Baumlandschaft mit Hirten, Rindern und Schafherde. Von derselben Hand (ebenda).
43. 76 X 129. Landschaft. An einem Fluß vorne eine Frau mit einem Knaben und zwei Fischer. Im
Hintergründe ein Schloß und eine Stadt, vorne rechts ein Haus. Mittelmäßig, um 1740 (II. St. NW.).
44. 66 X 94. Zwei Pendants, Landschaften mit Fluß. Schwach, XVIII. Jh. (II. St. NO.).
Schloß Leopoldskron
329
45, 46. 70 X 200. Zwei Supraporten. Am Rahmen die Nr. 235 und 236. Drei Putti beim Meißeln eines
Frauenkopfes, ein vierter zeichnet. Vier Putti beim Vermessen von Architekturstücken. Um 1740, wohl
von Z a n u s i (!. St. N.).
47. 115 X 90. Porträt, Kniestück. Johann Franz Laktanz Freiherr von Firmian, hochfürstlicher
Obersthof- und Jägermeister. Ein auf einer Steinbank sitzender junger Mann mit langer grauer Allonge-
perücke, in goldgesticktem rotem Frack, Goldbrokatweste und roten Hosen, mit der rechten Hand auf
einen Stock gestützt, mit der linken mit den Locken spielend. Hinten aufgeklebter Zettel mit der
kalligraphischen Inschrift: Joannes Franciscus Lactantius L: B: De Firmian, Dnus in Cronmez, Meggel
Et Leopoldskron, Aug"" : Caes: Caroli VI. CaWierariiis Aclualis, Necnon Cef'"' Et Rev"'' Archi-Episcopi,
Et S. S. J. Principis Salisburgns Suppremus Aulae Et Venat"'" Praefectus et Episcop' Tridcnt'"' Mares-
calliis Haeraedis Aetat: Suae Anno XXIV. J: P: K: Gutes Bild von Jakob Zanusi 1736 (Fig. 299).
Fi". 299,
Fig. 301
Leopoldskron. Evangelist Johannes, um 1740 (S. 330)
48. Pendant dazu. Seine Gemahlin Maximiliana, geb. Gräfin Lodron. Junge Frau mit weißer Allonge-
perücke, in ausgeschnittenem, spitzenbesetztem, blauem Kleide mit rot-weißem Schal, auf einer Steinbank
sitzend. Mit dem rechten Arm stützt sie sich auf das Postament einer Steinvase, mit der Linken streichelt
sie ein kleines Hündchen. Hinten auf der Leinwand aufgeklebter Papierzettel mit der Inschrift:
Maximiliana Ex Com: De Lodron Conjiix Lactantii L: B: De Firmian Aetat: Suae XXI. Weniger gut
als das Bild des Gatten, ebenfalls von Zanusi. Teilweise übermalt.
49. 200 X 134, oval. Porträt, Kniestück. Junge Dame, als Vestalin gekleidet, das hl. Feuer nährend,
I Maximiliana Freiin von Firmian, geb. Gräfin Lodron, Stiftsdame. Gutes Bild von Rensi, um 1740
(II. St. S.) (Fig. 300).
\ 50. 50 X 40. Pastell auf Pergament. Porträt, Brustbild. Glattrasierter älterer Herr mit grauer Zopfperücke,
f; in blauem Frack, mit dem Orden des goldenen Vlieses. Gutes Bild, auf der Rückseite signiert:
; Josephus Kranzinger Pinxit Aö 1765 (II. St. S.).
Fig. 300.
XI
42
330
Oericlitsbczirk Salzburg
Gemälde im
großen Saal
im III. Stock.
Fig. 301.
Gemälde im großen Saal im III. Stock.
51. 170 X 122. Nachtstück. Eine Frau (Medea) mit einem Blumenkranz im Haar, in einem mit Sternen
besetzten Gewände, betrachtet nachdenklich ihre zwei schlafenden Knaben, die von einer Laterne
beleuchtet werden. Durch die Öffnung der Zauberhöhle scheint der Mond herein. Mittelgutes Bild, auf
der Rückseite der Leinwand signiert: Philipp Jakob Niclihl Pinxit 1743.
52. 144 X 94. Vier große Bilder in gemaltem ovalem Ausschnitt, die vier Evangelisten, in Halbfiguren,
mit ihren Symbolen. Gute Arbeiten, neapolitanisch beeinflußt, um 1740 (Fig. 301).
Fig. 302 Leopoldskron. Ein Bischof aus der gfl. Familie Firmian, um 1740 (S. 330)
12. 302.
53. 74 X 53 (alte Nr. 70). Brustbild. Graubärtiger betender Greis in braunem Gewände. Mittelmäßig,
XVIII. Jh.
54. 81 X 63. Halbfigur. Betender graubärtiger Mönch mit Stab. Mittelmäßig, XVIII. Jh.
55. 68 X 60. Brustbild; weinender graubärtiger Greis, die Hände über einen Globus faltend. Gut, XVIII. Jh.
56. 76 X 55. Hl. Maria von Wessobrunn, mit einem Rosenkranz im Haar, Brustbild. XVIII. Jh.
Ö7, SG X 65. Brustbild, segnender Papst. Mitte des XVIII. Jhs.
n8. 13S X 102. Kniestück. Bischof mit Firmian'scher Familienähnlichkeit, Leopold Ernst 1739—1763
3;$:l;o[ von Seckau oder Vigil Maria 1744—1753 Bischof von Lavant, dann 1753—1788 Dompropst von
Salzburg, mit lialblanger grauer Allongeperücke, in violettem Talar, Chorhemd, Hermeiinmozett, in einem
Thronsessel. Neben ihm ein Sekretär, der ihm einen Brief vorliest. Gutes Bild, um 1750 (Fig. 302).
59. 79 X 58, in- gemaltem ovalem Ausschnitt. Brustbild. Alter Herr mit langer weißer Allongeperückc, in
schwarzem Gewände, mit breitem Spitzenjabot. Gut, Anfang des XVIII. Jhs. Wohl der Vater des Erzbischofs.
Scilloß Leopoldskron
331
60. Pendant dazu. Alte Dame, in blauem, goldgesticktem Kostüm, mit rotem Mantel. Anfang des
XVIII. Jhs.
61. 85 X 67. Halbfigur. Offizier mit halblanger grauer Allongeperücke, in Brustpanzer mit rotem Frack,
mit dem Hut unter dem linken Arm. Gut, erste Hälfte des XVIII. Jhs.
62. Pendant dazu. Dame mit grauer Perücke und Häubchen, in rotbraunem Kostüm mit schwarzem
Spitzenüberwurf, Perlenhalsband und -Ohrringen. Von derselben Hand.
63. 109 X 83. Zwei Kinder. Ein mit einem violetten Hosenkleidchen bekleideter Knabe gibt seinem
kleinen Brüderchen, das im Hemdchen auf einer Dogge sitzt, einen Apfel. Am Halsbande des Hundes
die Initialen V. F. Inschrift auf der Rückseite der Leinwand: Carl Graj v. Firmian alt 5 Jahr und
Joseph Graj v. Firmian alt 1 Jahr. Fr: Thad: H elbling Inv: et Pinxit Aö 1776. Mittelgutes Bild.
64. 87 X 67. Halbfigur. Herr mit Zopfperücke in dunkelblauem Rock mit geflochtenen Goldborten, mit
einem Ordenskreuze an rotem Bande. Wohl ein Graf von Firmian. Um 1780.
65. Pendant dazu. Sitzende Frau mit aufeinandergelegten Händen, in dekolletiertem rosafarbigem Kleide
mit weißem und schwarzem Spitzenbesatz. Um 1780 (am Rahmen Zettel: Nr. 5/8).
Fig. 303 Leopoldskron. Deckenmalerei im Inselpavillon (S. 332)
66. 84 X 67. Brustbild. Junger Bischof, mit Zopfperücke, in schwarzer Soutane und rotem Mantel mit
einem granatenbesetzten Pektoralkreuz. Gut, um 1780.
67. 84 X 67, in gemaltem ovalem Ausschnitt. Halbfigur. Junger Bischof (derselbe wie der Vorige?), mit
Zopfperücke, in schwarzer Soutane, mit Pektoralkreuz, mit einem Buche in der Hand. Gut, um 1780.
Alter Zettel Nr. 6/3.
68. 84 X 67. Halbfigur. Älterer Geistlicher mit Zopfperücke, in schwarzer Soutane, Komturkreuz des
Stephansordens an rot-grünem Bande und reichgefaßtem Pektorale an der Brust. Gut, um 1780. Alter
Zettel Nr. 10/9.
69. 80 X 61. Brustbild. Erzbischof Hieronymus Graf Colloredo (1772 — 1812), in roter Cappa, mit großem
Pektorale, an das er mit der rechten Hand greift. Hinten grüner Vorhang. Gut, um 1775.
70. 87 X 66. Ganze Figur. Kleines Kind, im Hemdchen, auf einem roten Polster sitzend, mit einer
Blumengirlande in der Hand. Ende des XVIII. Jhs.
71. 78 X 60. Brustbild. Herr mit weißer Zopfperücke, in blauem, pelzverbrämtem Hausrock. Ende
des XVIII. Jhs.
72. Pendant dazu. Dame mit hochfrisierter grauer Perücke, in blauem, mit braunem Pelze verbrämtem
Kostüm. Von derselben Hand. Ende des XVIII. Jhs.
73. 85 X 68, in gemaltem Ovalausschnitt. Brustbild. Herr mit Zopfperücke, in violettem Frack. Um 1780.
74. 81 X 59, oval. Brustbild. Offizier mit Zopfperücke, in weiiBer Uniform mit roten Borten am Rock.
Um 1780.
42*
332
Gerichtsbezirk Salzburg
75. Pendant dazu. Dame mit blauem Halsliand, in blau-weißem Kostüm. Von derselben Hand.
76. 82 X 68. Halbfigur. Ältere Frau, auf einem Sofa sitzend, mit weißer Spitzenhaube in violettem
Gewände. Ende des XVIII. Jhs.
77. 74 X 53. Halbfigur. Junge hübsche Dame, an einem Tiscliclien lehnend, in Empirekostüm, in aus-
geschnittenem weißem Kleide mit blauem Überwurf. Gut, um 1810.
Fig. 304 Leopoldskron. Nepomukstatiie von J. A. Pfaffinger, um 1736 (S. 333)
Genre. Genre.
78. 49 X 39. Schnitter. Mittelmäßig, XVIII. Jh.
79. Pendant dazu. Lammscherer. Von derselben Hand.
80. 49 X 39. Jüngling, mit einer Laute und einem Blumenkörbchen in den Händen. XVIII. Jh.
81. Pendant dazu: Mädchen vor einem Tische mit Früchten. XVIII. Jh.
82. 49 X 39. Zwei Pendants, ein Fischverkäufer und ein Koch mit Pastete in den Händen. XVIII. Jh.
Zwei gleiche, aber größere Bilder sind in Schloß Anif.
83. 28 X 37. Vier unbedeutende Bildchen, ein junges höfisch gekleidetes Paar darstellend, wie es ver-
schiedenen Beschäftigungen zusieht (Fischfang, Vogelfang, Jagd, Feuerwerk). Vielleicht von Laktanz Firmian.
84. 45 ; 124. Landschaft mit römischer Tempelruine und Steinbrüchen. Gering, XVIII. Jh. (III. St.).
85. Pendant. Flußlandschaft mit Burgen und Stadt. Gering, XVIII. Jh.
iMsolpaviilon. Inselpavilloii: Auf einer kleinen Insel, der sog. „Musikinsel", südöstlich vom Schlosse steht inmitten
von Bäumen ein achtseitiger hölzerner Pavillon, mit vier flachbogigen Tür- und vier rechteckigen Fenster-
öffnungen. Achtseitiges Schindelmansardendach. Das Innere ist vollständig ausgemalt nach Art einer
Liefering 333
Stuckdekoration: In den Ecken Pilaster, ober den Türen mythologische Szenen, Meer- und Flußgott-
heiten. An der achtseitigen Holzkuppel unten durchbrochene geschwungene Balustrade mit Rokoko-
vasen über den Fenstern und Medaillons über den Türen, in denen Putten bei verschiedenen
Beschäftigungen dargestellt sind (Jagd, Fischfang, Gärtnerei, Vogelstellerei). Am blauen Himmel darüber
tummeln sich zahlreiche Putti mit den Vögeln. Zwei lassen an Bändern Vögel aufsteigen, einer hält
auf einer Tragstange eine Eule, einer schießt mit dem Bogen, andere halten Falken, geben Takt zur
Musik, tragen einen Blumenkorb, einer liegt als Mars auf einem Fahnentuch, ein anderer hält einen
großen Sonnenschirm (Fig. 303). Gute Arbeit, um 1750. Leider wird dieses interessante Denkmal nicht Fig. 303.
mit der gebührenden Sorgfalt instand gehalten.
Statue des hl. Johann von Nepomuk (Fig. 304): An der Wegkreuzung beim südöstlichen Ncpomuk-
Ende des Weihers. Material: Untersberger Marmor. Auf einem Steinplattenbelag eine im Achteck um statue.
das Standbild herumgeführte Marmorbalustrade. In der Mitte des Raumes mannshohes Postament, dessen Fig. 304.
Grundriß die Form eines Achteckes hat, von dem vier gegenständige Seiten stark eingebogen sind.
Über den schmäleren vier anderen Seiten Frontalvoluten. An der Frontseite im Relief das Wappen des
Erzbischofs Leopold Grafen von Firmian. Über vorspringendem profiliertem Gesimse kürzerer Oberteil,
dessen vier schmälere Seiten von Frontalvoluten gebildet sind, während die breiteren von achtzackigen
Sternen durchbrochen sind. Darauf die überlebensgroße Statue des hl. Johann von Nepomuk, der, den
Kopf aufwärts gewendet, im linken Arm Kruzifix und Palmzweig hält, die rechte Hand auf die Brust
legt. — Sehr gute Arbeit um 1736, wohl von Josef Anton Pfaffinge r. — Um das Monuinent im
Dreieck drei riesige, mit dem Denkmal gleichzeitige Kastanienbäume.
Liefering, Dorf
Archivalien: Konsistorialarcliiv. — Die älteren Kirchenrechnungen verloren (ab 1779 im Konsistorialarchiv).
Literatur: HüBNER, Stadt 489. — Pillwein, Salzachkrcis 362. — Dürlinoer, Handbuch 130.
Dignoliis gab zu Anfang des VIII. Jhs. 3 Hüben .in loco qiii dicittir Litieringa (in vico . . Liiieringe)" an die Salzburger
Kirche (HAUTHALER. U.-R. 1. 9 und 37). Siehe auch Schloß.
Filialkirche zu den Hl. Petrus und Paulus. Füiai-
tcirclie.
Ad Liueringa ecclesia cum territorio verzeichnet das Arnonische Güterverzeichnis vom Ende des VIII. Jhs.
(Hauthaler a. a. O. 11). Am 2. Jänner 1469 verleiht Kardinaldiakon Theodorus auf Bitte des Laien Rubert
Kleshaimer der St. Peterskirche in Lifring, Filiale von Sietzenheim, und am 14. Oktober 1475 der Kardinal
Julianus Tit. St. Petri ad vincula und der Kardinal Theodor auf Bitte des Rubert Gold und seiner Frau
Margareta der St. Peter- und Pauls-Kirche Ablässe (Orr.). Am 17. August 1516 weihte Bischof Berthold
Pürstinger von Chiemsee die Kirche der Hl. Petrus und Paulus in Lüfiing cum tribus altaribus: aii-
terius in hon. ss. Petri et Pauli ac aliorum apostolorum, alterum in dextro latere in hon. s. Johannis
evangeliste et Anne, tertium in latere sinistro in hon. ss. Rudberti, Virgilii et Leonardi. Ibidem eodem
die cimiterium est consecratum.
1671 werden am Turm- und Langhausgebäude für 357 fl. Reparaturen vorgenommen (SRA Kapitel-
protokoll F. 29 und 48). 1691 wird der Turm erhöht, was aber einen langwierigen Prozeß des Dom-
kapitels mit dem Erzbischof Johann Ernst, der auf der Einholung des Ordinariatskonsenses bestand, bei
der römischen Kurie zur Folge hatte.
Die Kirchenrechnung vermerkt über den Bau: 1691: Wegen Erhechung und Verenderung des Kirchen-
thurns, dann Erpauung eines anderen Portals, Todtengrujft und Glockenstuhls 2621 fl. 5 kr.
Die Kirchenrechnungen 1779ff. enthalten u. a.: 1781: Niclas Orth, Gürtler, für eine Cron auf das
Ciborium von Messing und getriebner Arbeit 12 fl. — 1790: Matthäus Moser, Zimmermeister zu
Saldorf, für das im Freithof aufgesetzte neue große Kreuz 27 fl. 8 kr. — 1791: Franz Rödl, Tischler-
meister zu Salzburg, für die 3 neuen Altäre 360 fl. Franz Streicher, Maler, für 3 neue Altar-
blätter 180 fl. Dominicas Plassisganig in Piding für Machung der Risse zu den Altären 5 fl.
1793 werden zinnerne Altadeuchter angekauft und 1795 wird durch Joh. Oberascher eine Glocke
umgegossen (127 fl.). 1894 wurden anstatt der alten Altäre, die als „Bretterwände" bezeichnet wurden,
durch den Bildhauer Pörnbacher neue im pseudogotischen Stil aufgestellt.
334
GerichtsbeKirk Salzburg
Charakte-
ristik.
Fig.305— 308.
Lage.
Fig. 305, 306.
Äußeres.
Fig. 305, 306.
Langhaus
und Chor.
Charakteristik: Einschiffige spätgotische Kirche (1516 geweiht) mit schönem Netzgewölbe (Strebe-
pfeiler innen eingezogen). Die Langhausmauern sind vielleicht noch romanisch. Gotischer Westturm,
mit achtseitigem barockem Obergeschosse von 1691. Hübsche Portalvorhalle von 1691 (Fig. 305 — 308).
Lage: Erhöht inmitten des Friedhofes auf stark nach NW. ansteigendem Terrain im W. des Ortes
(Fig. 305, 306).
Äußeres (Fig. 305, 306) :
Verputzter und weiß gefärbelter Bruchstein- und Ziegelbau.
Langhaus und Chor: Gleichbreit und -hoch. W. Dreiecksgiebelfront mit vorgebautem Turm; im N.
unten gotische rechteckige Tür in Steinrahmung mit in den Ecken verschnittenem Rundstab und Hohl-
kehle. — S. Links Vorhalle (Anbau 1), in der Mitte Kapellenanbau (2). Um den östlichen Teil des
Langhauses und des in drei Seiten geschlossenen Chores läuft ein massiger Konglomeratsockel, oben
mit einer Hohlkehle abgeschlossen. Im S. unter der Vorhalle rundbogige Tür in Sandsteinumrahmung
i
•
1
J
F
ft
.. ä
?-,
■b
JJ^R*^^
St
1
f
^dky^H
^b-f^
i
^^^a^-ji i i
9 ■ 1 L
p
wr ': -"
^"^
Rr -■
L ilHi
.
•
>T*-"* V.
>
n
m
P^' '^^ T
1^' IHH
m - •■■
1
i
'■■■■■PV'^
^^< » .'-
llüiHil
^^^m
■^
Mb
^gg^
DI
Fig. 305 i^iefering. FiHalkirche, Ansicht von Nordwesten (S. 334)
von 1691 (eiserner Türring von 1691); ober dem Anbau 2 zwei rundbogige Fenster, das rechte mit
spitzbogiger Laibung; im Chor ein rundbogiges Fenster. — Im SO. und NO. je ein rundbogiges
Fenster. — Im N. Anbau 3 (Sakristei) und 4 (Leichenkammer); über der letzt-eren ein rundbogiges
Fenster mit spitzbogiger Laibung. — Mit Ausnahme der Westseite umlaufendes gotisches steinernes
Hohlkehlgesims. Nach O. abgewalmtes steiles Satteldach, im S. mit Blech und Ziegeln, über dem Ab-
schlüsse und im N. mit Schindeln.
Turm: Im S. übereinander ein kleines oblonges Fenster und zwei Luken, im W. oben kleines Fenster.
Zuoberst vier rundbogige Schallfenster mit steinernen Balustraden. Kräftig profiliertes Abschlußgesims.
Das aufgesetzte achteckige Glockengeschoß (von 1691) hat Eckpilaster, vier rundbogige Schaufenster mit
Steinbalustraden, vier runde blecherne Zifferblätter, profiliertes y\bschlußgesims. Achtseitige Schindei-
Isaube mit hölzerner, blechgedeckter Laterne, vergoldetem Knauf und Kreuz. Am Helm die Jahreszahlen
1722, 1839, 1893.
Anbauten: 1. Hübsche Türvorhalle im S. (um 1691). Quadratisch, nach S. und O. mit Flachbogen
:-;eüf[net, nach W. leider später vermauert. Im N. rundbogige Kirchentür in einfacher Sandsteinumrahmung.
Das Gewölbe (Kreuzgewölbe mit stukkierten, von einem mit Rosette gezierten Mittelkreis ausgehenden
Rippen) wird getragen von zwei toskanischen Säulen aus rotem Marmor mit Würfelsockeln. Über profi-
li&rtem vorspringendem Gesimse Schindelsatteldach, nach S. abgewalmt.
Liefering
335
2. Kapelle im S. des Langhauses. Eingeschossig. Im W. flachbogige Tür, daneben eingemauert acht-
eckiges marmornes Weihwasserbecken mit pyramidenstumpfförmigem Ablauf und dem in gotischer Mi-
nuskel eingemeißelten Namen: Oswald H. Im S. flachbogiges Fenster und eingemauerter Grabstein
(s. unten). Über vorspringendem Gesimse Schindelwalmdach.
3. Sakristei im N. des Chores. Eingeschossig. Im O. Tür in Sandsteinrahmung mit quadratischem Ober-
lichtfenster, im N. kleines Fenster. Schindelwalmdach.
4. Totenkammer, daneben, modern.
Fried hofmauer: Bruchstein, weiß verputzt, abgedeckt mit Schindeln, Steinplatten und Zement. Drei
einfache Eingänge.
Friüdhof-
inauer.
Fig. 306 Liefering. Filiall<irche, Ansicht von Südwesten (S. 333)
Inneres
Einfach gefärbelt. Wände gelb, Gewölbe blau, Rippen gelb. Alter Fußboden aus roten und grauen
Marmorplatten.
Langhaus und Chor: Einheitlicher Raum. Gleichbreit und -hoch. An den Wänden und in den Ecken
des Abschlusses vor rechteckigen, an den Kanten breit gekehlten Wandpfeilern schlanke Dreiviertelsäulen
mit vorspringenden, oben gekehlten Postamenten und einfachen, ring- oder rautenförmig gegliederten
Kapitalen. Auf diesen sitzen dickere kurze Halbsäulen auf, in welche die beiderseits gekehlten Rippen
des spätgotischen Netzgewölbes einschneiden. Im Langhause drei Joche mit je zwei breiten
spitzbogigen Stichkappen, Chorabschluß mit ein Paar breiten und drei schmäleren Stichkappen. Die
rundbogigen Fenster haben abgeschrägte spitzbogige Laibungen.
Inneres.
Langhaus
und Chor.
336
Gerichtsbezirk Salzburg
Turm.
Anbauten.
Im W. eingebaut hölzerne Musikempore mit flachem, von zwei Holzsäulen gestütztem Boden und
einer mit pseudogotischen Ornamenten bemalten Brüstung. Darunter im S. rundbogige Tür in flach
bogiger Nische, daneben marmorne Weihwassermuschel, im W. flachbogige eiserne Turmtür und daneben
rechts kleinere gotische Tür in Steinrahmung mit flachem Kleeblattbogen; im N. rundbogige Nische mit
Statue des Schmerzensmannes. Unter der Empore ist das Langhaus durch ein einfaches schmiede^
eisernes Stabgitter (um 1700) abgesperrt. Auf der Empore im W. gedrückt-spitzbogige Turmtür in
Steinrahmung. Im dritten Wandfelde im N. rechteckige Sakristeitür.
Turm: Der untere Läutraum hat ein rundbogiges Tonnengewölbe, das im S. über dem Fenster von
einer flachbogigen Stichkappe eingeschnitten, im W. von der hölzernen Stiege durchbrochen ist.
Anbauten: 1. Vorhalle. Siehe Äußeres.
2. Kapelle im S. Flach gedeckt.
3. Sakristei im N. Rundbogiges Tonnengewölbe mit zwei durchlaufenden rundbogigen Stichkappeu.
Südwestwinkel führt eine gemauerte Stiege zur Kanzeltür.
Fig. 397 Liefering. Filialkirche, Grundriß 1 : 200 (S. 335)
Einrichtung.
Altäre.
Kanzel.
Weiliwasser-
1 ,n, ;-,...
::ii!i..i'.:i.iriM;.
Einrichtung:
Altäre: Hochaltar und zwei Seitenaltäre, Holz, pseudogotisch (1894), mit alten Mensen von 1791
Hinter dem Hochaltar Aufbau mit drei alten Holzstatuen: Die auf einer Wolke stehende Madonna mit
dem Kinde, die Apostel Petrus und Paulus; gute Arbeiten, um 1791, wohl von D. Plasisganig.
Kanzel: Holz, pseudogotisch, modern; in spitzbogigen Feldern vier alte Leinwandbildchen, die stehenden
vier Evangelisten. XVIII. Jh.
Weihwasserbecken: Roter, weiß geäderter Marmor. Auf schön profiliertem, im Grundrisse quadra-
tischem Postamente das große, ovale, muschelförmige Becken, mit Opferstock in der Mitte. XVlll. Jh.
Ein ganz ähnliches Becken in Siezenheim.
Skulpturen: Holz, polychroniiert. 1. Auf Konsolen im Chore die Statuen des gegeißelten dornen-
gckiöntcn Heilandes und der schmerzhaften Mutter Gottes. XVIII. Jh.
2. Über der Sakristeitür Kruzifix, darüber die Taube und die Halbfigur Gott-Vaters. Mitte des XIX. Jhs.
3. Tiagkruzifix. XVIII. Jh.
4. Standkruzifix am Sakristeischrank. XVII. Jh.
5. In der Wandnische unter der Empore Statue des gegeißelten Schmerzensmannes. XVIII. Jh.
Liefering
337
Reste eines gotischen Flügelaltars. In einen neuen gotisierenden Altaraufbau (Kapelle im S. Reste eines
des Langhauses) sind vier doppelseitig bemalte kleine Tafeln (Gesamtgröße (72 x 55 cm) eingelassen. gotischen
Die Temperabilder sind intakt bis auf die erneuerten Gründe (außen golden, innen blau). Flügelaltars.
Außenseiten (Fig. 309—312): 1. Kreuzigung des hl. Petrus. Zwei Henkersknechte binden die Füße und Fig.309— 312.
Hände des Apostels an das umgekehrte Kreuz. Links zwei Männer (Fig. 309).
2. Hinrichtung des hl. Paulus. In der Mitte kniet betend der Heilige, ein Henkers-
knecht hinter ihm holt zum Schlage aus. Links zwei, rechts drei Zuschauer (Fig. 310).
3. Maria Verkündigung. Links steht der Engel mit dem Schriftband in der Hand,
rechts kniet Maria am Betpulte (Fig. 311).
4. Christi Geburt. Links kniet Maria in Anbetung vor dem auf dem Ende ihres
langen blauen Gewandes liegenden Christkind, rechts Josef mit einer Kerze in der
Hand. Durch die Fenster einer Ruinenwand im Hintergrunde schauen Ochs, Esel
und zwei Hirten herein (Fig. 312).
Innenseiten: 1. Petrus und Paulus (Fig. 313).
2. Die hl. Bischöfe Ulrich (mit Fisch) und Nikolaus (mit drei Äpfeln) (Fig. 314).
3. Links die hl. Katharina mit Schwert und Rad, rechts die Madonna (?) mit dem
Christkind auf dem Arm und einem Apfel in der Hand (Fig. 315).
4. Die hl. Barbara mit dem Turm und die hl. Margareta mit dem Drachen (Fig. 316).
Die acht Bilder, ein Werk anspruchsloser Landgotik, sind von der Hand eines
mittelmäßigen Salzburger Meisters um 1470 und stehen den kleineren Tafeln des
einstigen Hochaltars 2u St. Leonhard bei Tamsweg nahe. Das Mittelbild soll in
den Achtzigerjahren gestohlen worden sein (Otto Fischer, Altdeutsche Malerei in
Salzburg, 1908, S. 89).
Gemälde: 1. Öl auf Leinwand. Im Chor. Der hl. Isidor als Hirt, betend; am Boden üeniäide.
liegt die Krone; oben zwei Putti. Gutes Salzburger Bild aus der Mitte des
XVin. Jhs.
2. Im Chor. Kopie der Mutter Gottes von Maria Piain in geschnitztem Rahmen mit
Wolken und Strahlenkranz, zwei Cherubsköpfchen und zwei Putten mit dem Mono-
gramm Maria (Holz, polychromiert). Erste Hälfte des XVIII. Jhs.
3. Unter der Empore. Zwei Bilder, Christus mit Petrus und zwei Aposteln im
Fischerboot; Christus und Petrus wandeln am Meere. XVIII. Jh.
4. Auf der Empore.
Maria Himmelfahrt.
Unten um den Sarg
herum die staunenden
Apostel, oben Maria,
von Putten und Che-
rubsköpfchen empor-
getragen. Gutes Salz-
burger Bild. Mitte des
XVIII. Jhs.
5. Ebenda. Krönung
Maria durch die hl.
Dreifaltigkeit. Unten
ein Chor von Musik-
engeln. Mittelmäßig,
Ende des XVII. Jhs.
6. In der Sakristei.
Der hl. Rochus vor
dem Kruzifix, sitzend.
Ein Engel entblößt
sein verwundetes Bein.
Schwach, XVII. Jh.
Monstranz: Mes- Monstranz,
sing, vergoldet. Vier-
paßförmiger breiter
Fuß mit zwei getrie-
benen Blumen- und
XI 43
Fig. 308 Liefering. Filialkirclie, L;ingensclinitt 1 : 200 (S. 335)
338
Qerichtsbezirk Salzburg
Fig. 309
Fig. 310
Fig311 Fig-31-2
Liefering, Filialkirche. Vier Bilder von den Außenseiten eines gotischen Flügelaltars, um 1470 (S. 337)
Liefering
339
Fig. 313
Pig. 314
Fig. 31.5 Fig. 316
Liefering, Filialkirclie. Vier Bilder von den Innenseiten eines gotischen Flügelaltars, um 1470 (S. 337)
43*
340
Gerichtsbezirk Salzburg
zwei Gitterwerkkartusclieii. Um das Gehäuse getriebener vergoldeter Rankenralinieii mit kurzem Straiileii-
kraiize, dahinter breiter versilberter Rahmen mit getriebenen Ähren, Rosen und Trauben. Appliziert die
vergoldeten Relieftiguren Gott-Vaters, zweier Engel und unten die Immakulata. Oben zwei kleine Voll-
figuren, die Apostel Petrus und Paulus. Erste Hälfte des XIX. Jhs.
Ziborium. Ziborium: Kupfer, vergoldet, mit getriebenen Ornamenten und Blumen. Mitte des XIX. Jhs., einfach.
Kelciie. Kelche: 1. (Fig. 317). Silber, vergoldet. Gotische Form. Sechspaßförmiger Fuß, oben verziert mit
Fig. 317. gravierten gotischen Maßwerkornamenten. Breitgedrückter Nodus, oben und unten mit einem Kranze
von je sechs rundlappigen, getriebenen Blättern, die mit gravierten Fischblasen verziert sind, versehen.
Dazwischen sechs quadratische, auf die Spitze gestellte Knöpfe mit vier lilienartigen Blüten. An den
sechseckigen Stücken des Griffes ober- und unterhalb des Knaufes sind lateinische Kapitalbuchstaben
eingraviert: MARI AN — MAN AHN. Glatte, nach oben stark verbreiterte Cuppa. — Marken: Salzburger
Beschau (S in Kreisfeld). Meisterzeichen fehlt. Schöne Salzburger Arbeit vom Anfange des XVI. Jhs.
1l
1
«1
V*
1»
-^^1
1
^^H
r
1
1 ^H
i
.^MM|
■MMU^\-
^n
^
—
Fig. 317 Liefering, Fiiialkirclie. Gotisciier
Kelch, Salzburger Arbeit, um 1500 (S. 340)
Flg. 318 Liefering, Filialkirchc. Kelch
von Weber, Salzburg, um 1680 (S. 340)
Fig. 318.
Opfer-
kännchen
mit Tasse.
Weihrauch-
schiffchen.
ricßbuch.
Lavabo.
Ampel.
2. (Fig. 318). Silber, vergoldet. Runder Fuß mit gezacktem Rande, verziert mit getriebenen, gepunzten
Ranken und drei aufgeschraubten, in Silber getriebenen Cherubsköpfchen. Eiförmiger Nodus mit drei
ovalen Medaillons. Cuppakorb durchbrochen, aus getriebenen buschigen Blattranken. Marken: Un-
deutliches Salzburger Beschauzeichen in geschwungenem Schilde. Meisterzeichen: Andreaskreuz in zu-
gespitztem Ringe. Schöne Arbeit der Silberschmiedewerkstatt Weber in Salzburg, um 1680.
3. Kupfer, vergoldet. Empireform. Anfang des XIX. Jhs.
Opferkännchen samt Tasse: Messing, versilbert, mit getriebenen Ornamenten. Um 1840.
Weihrauchschiffchen: Messing, versilbert, verziert mit getriebenen Rocaillen. Statt des Knaufes
ein Delphin. Gut, Mitte des XVIII. Jhs.
Meßbuch: Druck von 1841, roter Ledereinband, getriebenes versilbertes Messingbeschläge. 1842
gestiftet.
Lavabo: Becken und Wasserbehälter. Zinn. XVIII. Jh.
Ampel: Messing, vergoldet, reich verziert mit durchbrochenen getriebenen Rocaillen. Mitte des XVHI. Jhs.
Liefering
341
Leuchter: 1. Sechs dreifüßige Leuciiter, Messing, versilbert, reicii profiliert, mit getriebenen buschigen Luucliter.
1 Blätterranken. Am Postament drei rundplastische, am Knaufe drei reliefierte Cherubsköpfe. Gut, zweite
' Hälfte des XVII. Jhs.
; 2. Acht versilberte Messingleuchter, mit Kreuzen an den dreifüßigen Postamenten. Mitte des XIX. Jhs.
I Vier Zierstücke für den Hochaltar, Messing, versilbert, die in flachem Relief getriebenen Halbfiguren Zierstücke.
der Heiligen Georg, Sebastian, Rochus und Florian auf ornamentierten getriebenen Postamenten. Erste
j Hälfte des XIX. Jhs.
!
, Pluviale: Weiße Seide mit gestickten buntseidenen Rosen. Ende des XVIII. Jhs. Pluviale.
I
Kasel: Weiße Seide mit gewebten großen Blumen. XVIII. Jh. Kasei.
Grabsteine: 1. Innen, Südwand des Langhauses. Rote Marmorplatte. Untere Hälfte: RelieL Flach- Grabsteine,
bogige Nische mit Muschelabschluß, von Pilasterbündeln flankiert. Darin Halbfigur einer Frau im Mäntel-
chen mit Radkragen. Links unten Wappen. Oben zwölfzeilige Inschrift: Frau Eva Kuppers von Gem-
men xveiland des Ehrnvöst und Manhafft Lienhartten Ehrgots Khünigklich May. zu Hispani über ein
Regiment Obersten Leittenampts geweste versprcc/ine hausfraw, so den 23. May aö 1596 säligklich in
gott entschlaffen . . .
2. Außen im S. des Kapellenanbaues. Rote Marmorplatte. Oben in flachbogiger Vertiefung Relief: In
der Mitte Kruzifix, links ein kniender bärtiger Mann in Zeittracht, mit Radkragen und Mäntelchen, rechts
Kartusche mit Wappen. Unten neunzeilige, beschädigte Inschrift: Mariin S . . gman gewester hochfirst
.... und .läger zu Lüferüig (gest. 1649) und sein liausfrau Maria und iiire ehelichen lihinder names
Georg und Maria. Mittelmäßige Arbeit.
3. Nordwand des Langhauses. Kleine rote Marmorplatte, unten graviertes Doppelwappen. Frantz Georg
Grembs von Lifring im Leben gewester Hochfürst. Saltzburg. und Fürstl. Eggenberg: Rath zu Gromau
auch respektive Hoff- und Leib Medicus / Gestorben 30. Alärz 1706.
Glocken: 1. Gotische Form. St. Petrus. Umschrift in gotischer Minuskel: Veni domine cum pace. 1543. oiocker.
2. Größte Glocke. Wappen des Domkapitels, Madonna mit dem Hl. Rupert und Virgil. Inschrift: Johann
Oberascher goss mich in Salzburg 1795.
3. St. Johann und Paul. Umschrift in Kapital: Durch Gottes Willen bin ich durchs Feuer geflossen.
Lienhart Rider hat mich zu Saltzburg gegossen anno MDLXXXIIII (1584).
4. Kleinste Glocke, glatt, gotische Form, ohne Inschrift. XV. Jh.
S c li 1 ß b a u c r n g II t mit der S t. - A n n a - K a p c 1 1 e.
Der erste urkundlich nachweisbare Besitzer ist Dr. Leonhard Kurz, auch der ,.Lifringer" genannt, „der
freyen Kunst und Ertzney Dr."; er besaß das Gut Liefering von 1463 — 1495. Auf die Witwe Ursula
Lyfringerin folgte beider Tochter Magdalena und 1509 deren Mann Sebastian Klaner, Urbarrichter des
Stiftes St. Peter.
Um 1600 besaß das Gut der bekannte Oberst und spätere Gefangenschaflswächter des Erzbischols Wolf
Dietrich, Leonhard Ehrgott, der 1606 die St.-Anna-Kapelle erbaute und wahrscheinlich auch den Hof
in die heutige Gestalt brachte. Die Kapelle wurde am 16. Oktober 1606 zur Ehre der Himmelfahrt Maria
geweiht (Rritlechner, Marian. Salzburg 75). Nach dem Tode Ehrgotts (gest. 1620) folgen die Grimming
im Besitze des Hofes Liefering und nach diesen kam in dessen Besitz der hochfürstliche Leibmedikus
Dr. Franz Georg Grembs (gest. 1706). Seine Erben verkaufen ihn an ihren bisherigen Kurator Adam
Franz Gutrater, hochfürstlichen Hofgerichtssekretär. 1758 verkaufen Rupert von Altengutrat, hochfürst-
licher Truchseß und Landmann, Josef Claudius, Theol. Cand., Subdiakon, Maria Franziska v. A. und
Maria Elisabeth v. A. geb. Meichlbeck das Gut und den Adelsitz Liefering um 4000 fl. an Johann Marian
Lürzer von Zehendtal, hochfürstlich geheimen Kriegsrat und resignierten Landschaftskanzler (SRA XXV
G 24). 1763 aber erwerben das freieigene sog. adelige Gutratherische Landgut zu Liefering Lorenz
Hierl und Kunigund Böstin um 5135 fl., 1793 folgt Kunigunde allein und 1803 Franz Paul Hörl (SRA
Steuerkataster Salzburg f. 22).
Beschreibung: Massiges zweistöckiges Gebäude mit kleinen Fenstern, gestutztem Nordgiebel und
gebrochenem Dreiecksgiebel im S. Hohes Schindelsatteldach mit Krüppelwalm im N. und S.
Scliloßbaucrn-
giit mit der
St.-Aniia-
Kapellc.
Besclireibung.
342
Gerichtsbezirk Salzburg
St.-Anna-
Kapelle.
Fig. 319.
Äußeres.
Fig. 319.
Inneres.
Einriclitung.
Altar.
Sliulptur.
Gemälde.
Vasen.
Ziborium.
St.-Anna-Kapelle.
Im O. angebaut an den Schloßbauernhof. Kleiner Bau mit gegiebelter Front und Dachreiter, 1606 erbaut
(Fig. 319).
Äußeres (Fig. 319): Gelb gefärbelter Ziegelbau, nach N. orientiert. — S. Rundbogige Tür in einfacher
Umrahmung, darüber eingemauert rote Marmortafel (s. unten). Oben ein achteckiges und ein kleines
flachbogiges Fenster. Geschwungener Giebel mit seitlichen Voluten. Darüber aufgesetzt ein quadratisches
Glockentürmchen mit vier flachbogigen Schallfenstern und Schindelzwiebelhelm mit Blechspitze, Knauf
und Kreuz. — O. An den Seiten unten zwei Stützpfeiler. Links oben ein oblonges Fenster mit schmiede-
eisernem Volutengitter, rechts ein rundbogiges Fenster. — Dreiseitiger Ostabschluß mit zwei Fenstern. Im
W. ist unten eine kleine zweifensterige Sakristei angebaut. Daran schließt sich ein von einem halben
Bogen durchbrochener Verbindungsgang mit dem Bauernhof. Über hölzerner Hohlkehle Schindelsattel-
dach, nach N. abgewalmt.
Inneres: Tonnengewölbe, von rundbogigen Stichkappen eingeschnitten, verziert mit neu bemalten
Rokokostukkaturen: In der Mitte Monogramm Jesu im Strahlenkranz, an den Zwickeln im Langhause
die Brustbilder der vier Evangelisten.
Mitte des XVllI. Jhs. , ^
Im Langhaus an den Wänden je
zwei Flachpilaster mit ionischen
Kapitalen und profilierten Gesimsen.
Im S. ist eine schmale, rundbogige,
unterwölbte Empore eingebaut.
Westlich davon, durch eine kleine
Tür zugänglich, liegt eine flach-
gedeckte kleine Sakristei, darüber
ein ebenfalls flachgedecktes Ora-
torium.
Fig. 319 Liefering, Scliioßbauernliof und St.-Anna-Kapeiie von Südosten (S. 342)
Einrichtung:
Altar: Anstatt des alten Altares
von 1606, den der Besitzer vor
einigen Jahren verkaufte, ein grau
marmorierter Holzaltar mit Ro-
caillen; Bild und Statuen modern.
Skulptur: Über der Tür außen
eingemauert quadratische rote Mar-
morplatte. Oben in flachbogiger
Nische Wappen mit doppelter Helm-
zier, flankiert von einem Atlanten
und einer Karyatide, darunter vierzeilige verwitterte Inschrift: Oott und sein Heyl. Miietter Maria
zu ... . und Ehr hat der Rom. Khay. May. Rath und Obrist Herr Leonhart Ehrgott
dise Cappele von Grand auf erheben und aufbauen lassen Darüber ein guter Cherubskopf aus
Marmor.
In der Kirche hing eine Papiertafel mit der Inschrift: Zu Ehr Gottes, der Himlfahrt Maria unßer Frauen
hat Obrist Leonard Ehrgott dise Kürch lassen bauen, so den sechszechenden October geweichet war, als
man zeltet Eintausent sechshundert und 6 Jahr. (Jetzt am Dachboden.)
Gemälde: Öl auf Leinwand. 1. Brustbild. Knabe mit langer grauer Allongeperücke in blauem Rock und
rotem Mantel. Erste Hälfte des XVIII. Jhs., mittelmäßig.
2. Zwölf große Bilder, Öl auf Leinwand. Brustbilder der zwölf Apostel, geringe Arbeiten, aus der ersten
Hälfte des XVIII. Jhs.
Zwei Rocaillenvasen, Holz, vergoldet. Mitte des XVIII. Jhs.
Ziborium: Fuß Kupfer, vergoldet, Cuppa Silber, vergoldet. Gotische Form, am Fuß sechs applizierte
versilberte Cherubsköpfchen. Breit gedrückter runder Knauf. Um 1600. — Deckel Krone, Kupfer, ver-
goldet. Mitte des XVIII. Jhs.
Hof Schönleifen
343
Hof Schönleiten (jetzt Kloster der Missionäre vom hlst. Herzen Jesu)
Archivalien: SRA Anlaitlibell Salzb. 1654 f. 283. - Hofk. Salzb. 1680 R. — Domkapitel 11 27 Q.
Die Erbauer dieses Landsitzes sind die salzburgischen Domherren Johann Dietrich und Karl Ferdinand
Freiherren (seit 1667 Grafen) von Muggenthal, die 1654 von Johann Andrä Weickh, JUDr., und seiner
Frau Maria Wiserin das „Surhamerhaus" und zehn andere Urbarstücke um 4600 fl. erkauft hatten. Nach
Johann Dietrichs Tode (1677) war Karl Ferdinand der alleinige Besitzer, der es aber nicht behielt. Am
30. September 1678 entschloß sich Erzbischof Max Gandolf Graf Kuenburg, demnach Wir nach reiflicher
Überlegung befunden, dass sowohlen zu noch mehrerer Erlaiditerung der bürgerlichen Quartier als auch
anderer erheblichen Ursachen und Abhelfung viler Beschwerungen ein größere Mannschaft auf den Minich-
berg zu legen und jeniges Orth, so der Thumbdechantey angehörig („Johannesschlößchen"), wegen der mit
dem dermahlen besetzten Senioratschlössl („Marquetenderschlößchen") habender Communication sonder-
bahr dienlich wäre, und derentwegen aUberait mit unserm Thumbcapitl dahin gehandlet, dass selbiges
den Graf Muggenthalischen Hof zu Lifering . . hievor annehmen und einen Tausdi treffen wollte, in An-
sehung dieses Werk zu Wohlfahrt des gemainen Wesens und Conservation der Vestung angesechen, nun
audi hierauf mit Herrn Graf Carl Ferdinand von Muggenthall umb gedachten Hof zu Lifering einen
solchen Kauf per 6000 fl zu treffen. Infolgedessen war die Nutznießung des Schlößchens Schönleiten —
der Name findet sich bereits in den Tauschakten — dem jeweiligen Domdechant eingeräumt. 1752 wird
das Schlößchen, das damals vier Ecktürme hatte, als baufällig bezeichnet (Domkapitelprotokoll). Der
domkapitl. Urbarkommissär Josef Köllersperger berichtete am 25. November 1764: Weilten von Euer
hochw. hochgräfl. Excellenzien etc. schon öfters abgenohmen, dass Hochdieselbe nicht ungeneigt weren,
das Dombdechanteyische Schlössl Schönleiten einen hervorkommend guetten Kauffer zuvereussern und
nunmehro der hf. Hofrath und Bibliothecarius Herr Franz Thadaeus von Kleymayr sich gegen mir ge-
äussert, dass er gedachts Schlössl, wan solches fallt were, nach hochgnedigem Belieben freyeigen oder
erbreditllch erkaufen wollte. 1768 kam der Kauf wirklich zustande.
1805 verkauften die Kleymayrschen Erben den Hof an den Mühlenbesitzer Heilmayr. Seit 1889 ist
Schönleiten ein Missionshaus der Missionäre vom hh. Herzen Jesu, die neben dem alten Schlößchen
eine stattliche Kapelle (1895) und ein Instituts- und Klostergebäude errichteten.
Beschreibung: Zweistöckiges rechteckiges Gebäude mit einfach umrahmten Fenstern, Gurtgesimsen,
hohem Blechmansardendach. Im O. ist ein etwas höherer Turm vorgebaut, der unten von einem Gewölbe
durchbrochen ist, an das sich vorne eine Aufgangstreppe aus Konglomerat anschließt. Am Turm oben
Marmorwappen (Schrattenbach!) und oblonge, schön skulpierte Rollwerkkartusche mit zwei Cherubsköpfen
und der Inschrift: Johann Dieterich Graf von Muggenthall, Herr zu Waal, des Hochlöbl. Ertzstifft Saltz-
burg Thumbherr und Scholasticus Ihr. Rom. Kayserl. May. Rath Aho 1655.
S t. -Philo mena-Kapelle.
An ihrer Stelle stand früher ein einfaches, rot angestrichenes Holzkreuz, das Zillner (Stadtgeschichte, 1, 15)
für ein Weichbildkreuz hält. Die gegenwärtige Kapelle wurde 1838 erbaut.
Charakteristik: Kapelle mit halbrundem Abschluß und Giebeltürmchen, um 1838 erbaut.
Lage: Westlich neben der Lieferinger Straße, von alten Kastanien umstanden.
Äußeres: Bruchstein und Ziegel, rauh verputzt, mit glatten Einfassungen. Umlaufender Sockel. Im W.
rundbogige Tür in Sandsteinrahmung, mit Eisengitter (darin A G). Darüber marmorner Spruchschild und
Maria-Plain-Bild (Blech). Im N. und S. je zwei rundbogige Fenster mit Eisengitter. Im S. auf Blech gemalt
die Madonna mit dem Kinde. Hohlkehlgesims. Schindelsatteldach, nach O. abgewalmt. Gemauertes Giebel-
türmchen im W., mit vier rundbogigen Schallöffnungen, Schindel-Pyramidendach, Blechknauf, Doppelkreuz.
Inneres: Über dem Schiff und dem einspringenden rundbogigen Abschlüsse flachbogiges Gewölbe.
Vor der Apsis schmiedeeisernes Gitter. Fußboden aus quadratischen, roten und weißen Marmorplatten.
Einrichtung: Ober der einfachen Holzmensa in Wandnis;he die Statue des gegeißelten Heilandes
(Holz, polychromiert), in vergoldetem Rahmen. — Bänke aus Eichenholz mit geschnitzten Seitenwangen. —
Messingampel. Alles um 1838.
Beschreibung.
St.-Philo-
mena-Kapelle.
Charakteristik.
Lage.
Äußeres.
Inneres.
Einrichtung.
344
Gerichtsbezirk Salzburg
Fig. 320 Maria-Piain mit dem Kalvarienberg (S. 352)
Maria Piain
Wallfahrts-
kirche.
Archivalien: Konsistorialarchiv. — SRA Hfk. Neuhaus 1657 H, 1668 G, 1670, 1676/7 V, Alte Bauakten A III B, Hfk. Hofbaumeisterei
1682/3 D, Domkapitelprotokolle 1745 f. und 1748 f. — Regestum historiae Plainensis im Superiorat zu Maria Piain.
Literatur: Die älteren Andachts- und Gelegenheitsschriften siehe bei Lindner, Monasticon 70. — Hübner, Stadt 1, 546—557.
Stephan im Intelligenzblatt 1820, 533. — Pillwein, Salzachkreis 367. — P. Gregor Reitlechner, Beschreibung der
Wallfahrt . . . Maria Piain (Innsbruck 1898) 64 S., (neu: Salzburg 1913). — Derselbe, Marianisches Salzburg (Innsbruck
1904) 68—73. — Anton Eckardt, Die Baukunst in Salzburg während des XVII. Jhs., Straßburg 1910, S. 81—85.
ßs scheint mir nicht recht wahrscheinlich, daß der Ortsname auf irgendwelche Beziehungen zu dem 1259 ausgestorbenen
Grafengeschlechte gleiclien Namens deutet. Die Lösung ist Sache der Sprachforscher. 1343 25. Jänner erhält Otto bonus
mercator einen Neubruch zu Piain „novale dictum Playn- von der Hofmeisterei zu Erbrecht (Urbar 3 f. 49'). Zirka 1415
erscheint das .predium in Piayen' . Daß es sich um dieses handelt, beweist die Eintragung im Amte Bergheim nach Itzling
und Radeck ; 1624 wird der «Weg im Piain vom Grafenholz bis an die Obermül" repariert (Hofkammer A'euhaus 1624 A).
Wallfahrtskirche zu Unseren Lieben Frauen -Trost.
Das Gnadenbild stammt aus Regen in Niederbayern; dort besaß es der Bäcker Paul Regner, dessen Haus
von den Truppen Bernhards von Weimar 1633 niedergebrannt wurde. Im Schutte fand man das Bild
unversehrt. Die Bäckerin ließ wenige schwarze Male am oberen Rande durch den Maler Stephan
Waschinger übermalen. Das Gerücht von diesem Wunder verbreitete sich in der Umgebung und gelangte
auch zu den Ohren der Pflegerin von Fürsteneck, Argula, der Gemahlin des Johann Ludwig von
Grimming zu Niederrain, geb. Ecker von Kapfing. Diese ertauschte gegen eine von dem Maler Stephan
Waschinger gemalte Kopie das Original, das dann später mit dem mittlerweile in den Ruhestand getretenen
Johann Ludwig in dessen Heimat Mülleck (an der Stelle des heutigen St.-Johann-Spitales) nach Salzburg
wanderte. Nach Johann Ludwigs Tode, der es zwei Jahre im Grimmingschlosse zu Mülleck verehrt hatte,
erbaute sich dessen Bruder Rudolf 1652 auf dem Plainberge bei Salzburg eine hölzerne Kapelle und
stellte das Bild zur öffentlichen Verehrung auf. Aber das hf. Konsistorium, das stets gegen derlei neue
Andachtsstätten überraschend rigoros vorging, stellte ihm das ab, indem es befahl, das Bild in irgend
einer Kirche zur Aufstellung zu bringen. Aus Verdruß darüber ließ er das Original durch den Maler
Franz Beretti kopieren, stellte diese Kopie auf dem Plainberge auf und nahm das Original 1653
Maria Piain 345
nach Mülleck und 1658 mit sich auf den Wankerberg (Diözese Augsburg), wo er sich eine Einsiedelei
baute, bei der sich gar bald eine von der Nachbarschaft erbaute Kapelle zu Ehren des wundertätigen
Gnadenbildes erhob. Aber das Augsburger Ordinariat war nicht weniger rigoros und setzte das Bild in
der Pfarrkirche zu Nesslwang zur öffentlichen Verehrung aus. Es wurde aber 1665 auch von hier fort-
genommen und in Augsburg beim Konsistorium aufbewahrt.
Mittlerweile hatte auch die Berettische Kopie auf dem Piain die Wallfahrer an sich gezogen, so daß
man 1656 einen Neubau ins Auge fassen mußte. Ihre hf. Gnaden (Erzbischof Guidobald) wollen bey
U. L. Frauen Bildt am Piain disen Sommer hindurch, geliebts Gott, mit Legung der Kirchenfundamenten
einen Anfang machen. 1657 wurde das Gut Hofstett, das Wilhelm Fachner, Landrichter zu Rauris, aus
der Rudolf Grimmingschen Gantmasse gekauft hatte, um 2000 f!. zur Kapelle erkauft, und auf der
obersten Fläche des Hügels östlich vom Presbyterium der heutigen Kirche eine achteckige Kapelle
mit drei Altären und einem Musikchor erbaut. Im mittleren Altar ward das Gnadenbild aufgestellt, das
Johann Paul Wasner, hf. Baukommissär und Waldmeister, nach dem ersten Bilde von Christian
Zach, Maler zu Salzburg, hatte malen lassen. Am 6. Mai 1657 benedizierte Abt Amand von St. Peter
die Kapelle. Am 17. Mai schon wurde Andrä Anggerl, dem bey U. L. Frauen am Piain das hiezu
erkaufte Guet zu Bstandt verlassen und der anjetzo bey dem ncuerpauten Gottshaus alda für einen
Mesner aufgestellt worden, bittlich, dieweil dann die weit entlegnen Kirchfarter bis dato nächtlicher
Weil ihr Aufenthaltung bey ihm gesuecht, die er zu begerter Notdurft auch mit wenig warmer Speis
versechen, beynebens aber zu einer Erquickung auch eines Trunks verlangen, auch Wein und Bier
ausschenken zu dürfen. Am 4. Juli wurde ihm dies nur für die Kirchfahrter und auf Widerruf
■bewilligt unter der Bedingung, daß er den Wein vom Wirt in Lengfelden nehme. So war auch ein
Wirtshaus vorhanden, und am 8. Februar 1668 verlieh Erzbischof Guidobald von Regensburg aus
dem gewesten Beiheljer im Hofstall, der aldorten von einem Pferdt verwichner Zeit stark gefället
ivorden. die Cramerai auf dem Blain. Er setzte dann ein Kramladl auf, wo er auch Wachs verkaufen
durfte. 1670 wird dem Simon Markhtl, am linken Arm und Hand elend ganz verzehrt, der durch
11 Jahre das Brot auf den Piain trug, die Aufrichtung eines kleinen Brothletls erlaubt, nachdem auch
3 Ehmüllnern Brolläden erlaubt worden waren. Die Zahl der Wallfahrer und der dort persolvierten
Messen läßt es begreiflich erscheinen, daß schon 1667 zu Erzbischof Guidobalds Lebzeiten noch von
seinem vorhabenden Kirchengebeu gesprochen wurde. Der Grundstein aber wurde erst am 12. April 1671
von Erzbischof Max Gandolf gelegt. Die noch vorhandene Maurerkelle trägt die Inschrift: „Ob usum
huius ferri posito primo lapide templi MDCLXXI aurea manus Maximiliana nunquam putrescat." Schon
im Jahre 1660 hatten sich die Grazer Discalceaten-Auqustiier, unterstützt von dem Kardinal Grafen
Harrach, der Kaiserin Eleonore, dem Bischof von Wien u. a. um die Überlassung der Wallfahrt beim
Erzbischoi beworben, aber erst am 30. Jänner 1672 übergab Erzbischof Max Gandolf die Kirche an
die Benediktineruniversität Salzburg, worauf der Universitätsrektor ein provisorisches Haus für einige
Patres erbauen ließ.
Leiter des Kirchenbaues war Giovanni Antonio Dario. Die im Turmknopfe vorgefundene Inskrip-
tion lautet:
Den 20. April Anno 167 J ist von Ihrer Hochfürstl. Gdn. Maximiliano Gandolpho Erzbischofn zu Salzburg etc. der erste
Stain zu dieser K'irchen Maria Trost auf dem Piain gelegt worden.
den 12. November Anno 1672 ist dieser Knopf aufgesetzt worden, darbey gewesen Ihre Hochwürden P. Bernardus Waibl
von Maria Einsiedl hochf. Rath und derzeit der erste Superior am Piain etc. wie auch P. Anseimus Mayliser von
St. Peter zu Salzburg, Bruder Christophorus Sandtholzer von Maria Elnsidl, Her Antonius D arii hochfürstl. Salz-
burgerlscher Baumeister, üeorgius Prenner Maurer Pallier und Georgius Stoissenberger Zimmer Pallier, und Johannes
Schmid, Gramer und Huetmann alda, alles in Jesu, Maria, Joseph, Benedicti und Caroli Namen, amen.
Aus dem Kontrakt über die Steinarbeiten erfahren wir:
Den 23. Juny 1672 ist von der hochfürstl. Salzburg. Hofpaumaisterey etc. im Bey sein Sig. Antonio Dario an
H a n n s e n H a s e ne r l. Burger und Stalnmez und Maurmaister alhir, zu den neuen Khürchen Gepeu zu unser lieben
XI 44
346 Qerichtsbezirk Salzburg
Frauen aufm Piain das hernach beschribene Stainwerckh von Rietenburger h'aglstain angefrimbt und verdingt worden
wie folgt:
Erstachen 10 Schafftgsimbs auf das erste Haubtgsimbs, darunter zwey mit Lesennen.
12 Wellenstuckh, darunter zwey mit Lesennen.
12 Capitel. auch darunter zway mit Lesennen.
So ist ime H a s e n e r l für iedweders an die Statt aufgemachtes Gsimbs und Wellenstuckh vier Gulden ftlr alle
12 Capitel fünffzig Gulden zubezallen versprochen worden.
Dann auch das andere Haubtgsimbs oben darauf, welches 2V2 Schuech dickh 4 Schuech in Fürspringen und Aufligen
iedes Gsimbs zu zwai Stuckhen, ime Hasenerl versprochen worden, maß die Mässerey der hangenden Platten nach, in
der Leng und Verkhripfung mit sich bringet, für ieden Schuech zubezallen pr. zwen ain dritl Gulden, zu welch allen
Stukhen Hasenerl den Stain selbst schaffen: die Arbeit machen, die Schmidtcosten bezallen und den Werckzeug hergeben
und mit dessen Leuthen aufladen helfen lassen mueß; wann und sooft ain Stuckh an diser völligen Arbeith würckh-
lich verfertiget sein würde, sol es ihme Hasenerl bezalt werden. Salzburg 17. supra.
Johann Paul Waßner
L. S.
M. Hanß Hasenerl
I g (SRA, Alte Bauakten: CIV 1 d.)
1673 zahlte das Superiorat für den Transport der vier Evangelistenstatuen aus der Stadt 1 fl. Fahrlohn
und Meister Georgen Schwäbl werden umb zu dem Kirchengepeu dargebne 11 Thürgerichter von
Naglstein 76 fl. 32 kr. bezahlt.
Den Hochaltar ließ der Erzbischof bauen; der erste aber war durchbrochen; dadurch hätte man bei
der rückwärtigen Beleuchtung vom Gnadenbild nichts gesehen, weshalb er ihn nach Abtenau schenkte
gegen Haltung eines Jahrtages durch 100 Jahre. Die Hofzahlamtsrechnung von 1672 vermerkt: Fran-
cisco de Neve Mallern umb die in das hf. Domstift und auf den Piain gemachte Müllerei 784 fl. 11 kr.
und 1674: Francisco de Neve, Maller, hat für gemalte 4 Altarplödter erhalten 985 fl. (Riedi. in
Museumjahresbericht 1858, 75). Über die beim zweiten Altar beteiligten Künstler sind wir nicht unter-
richtet.
Die übrige Einrichtung schafften im Laufe der nächsten Jahre die Prälaten der konföderierten Bene-
diktinerstifte bei. Den Anfang machte St. Peter in Salzburg:
7675. Altar St. Josef auf dem Piain, der angefangen in Martll. P. Prior gibt Mense Aprlll aus
der Sacrlstey zu dlsem Altar bar 150 fl.. den 12. Juli widerumb 350 fl. Der Altar auf dem Piain hat
gestauten: Die Bllthawer-Arbeith bey Wolf Weißkirchner 120 fl, dem Bllthawer-Gesöllen Tringhgelt
gäben 2 fl. Die 2 Altarplöder bey Herrn Francisco de Neve 245 fl. Die Traxlerarbeith bey
Meister Martin Sehen 7 fl. 30 kr. Das fassen Ist nach und nach dem Nie las Graman bezalt
worden 42 fl. Für Tischlerarbeiten dem Hofzimmermeister des Klosters 22 fl. 29 kr. In Suinma belief
sich der Altar auf 946 fl. 42 kr. Auch sonst spendete St. Peter mehreres.
Der Altarstaln war ein alter Grabstaln.
Die Originalquittung lautet:
Ich Thomas S c hw a nt h a 1 1 e r Burger und Bildhauer in Riedt, Landts Beyrn, bekenne für mich und all mein
Erben hiermit öffentlich in craft diess, dass von dem hochwirdigen in Gott, Edl- und hochgelehrten Herrn Herrn
Edmundo, Abbten des lobw. uralten St. Peters Closters in Salzburg und hf. Roth daselbst etc., ich yenige 200 fl. Rhei-
nisch in Münz, welche Se. Hochwürden und Gnaden mir umb die zu dem neuen Closter Petrischen Seittenaltar in unser
üben Frauen-Kürchen am Piain namentlich verförtigte Bildhauer- und Dischlerarbeith zu geben versprochen, an heut . .
par und ohne Abgang empfangen habe etc. Geschechen in Riedt den 21. Augusti des 1674 Jahrs.
L. S. Thomas Schwantaller
(Petschaft, Wappen mit Schwan) Burger und Bildhauer alda.
oben 7". 5.
Ich \'icolaus G rabmayr, Inwohner und Maller alhier in Salzburg bekenne . ., dass Abt Edmund etc. (wie oben)
mir für den gfas.st oder vergulten Josephsaltar . . am Piain umb dargegebnes Galt, Verdienst und anders in Summa
für alles 450 Reinische Münz zu verschiedenen Mahlen und anheut dato par . . bezahlt haben etc. ... Zu Urkund
Maria Piain 347
ick diese mit meinen gewöhnlichen Petschaft verförtigte Quittung von Handten gegeben, welche, weilten ich selbst nit
schreiben kann, auf Erbitten Reichhardten Mengoth anstatt meiner mit seinem und meinem Namen undterschriben hat.
Beschechen zu Salzburg den änderten Monathstag Septembris im 1674 Febr.
L. S. N i c o l a u s Grabmayr
L. S. Re ichhardt Mengoth,
1673
Das ich Entsbenendter wegen der zweyen Altarblätter, als die Vermehlung unser lieben Frauen und St. Josephs und
Pdas Obtrblat auff den Piain von dem loblichen Chloster von St. Peter die 245 fl. par empfangen hab, das bezeugt
mein aigne Handtschrifft. Datum Salzburg den 26. Junii anno ut supra Francuiesco de N e v e.
Andre D ob le r, Stainmetz- und Maurermaister im Pfleggericht Stauffenögg, macht zu den neyen Kirchengebeu amb
Blain zum Altar des Abtes von St. Petr rotmarmorne Staffl in Allem 53' in diesem Ciething und Preiß, wie ich zu der
hf. Baumeisterei und zu den andern Altären dargeben hab, als nemblich den Schue filr Macherlohn, Kauff und Fuhr-
lohn ohne Mangel an Blain zu liffern 35 fl. 20 kr.
Maister Hans T r ä x l, Bürger, Steinmetz- und Maurermeister, arbeitet ebenfalls für den neuen Altar für 7 fl. 12 kr.
(St.-Peter-Stiftsarchiv 72 f.)
I Wolf Weisse nkhircher der Jüngere erhält am 7. Juni 1673 für die zu dem Altar des Stiftes St. Peter gehörigen
Pilter S. Peter und Paul ains hoch 5' 9" , für eines 30 fl., mer für 2 Dachungskindl für ains 5 fl., für die Gesprüch
und Englsköpf 20 fl., zusammen 120 fl.
1674 den 25. Jenner habe ich von Iro Hw. u. Gn. Herrn Herrn Prelaten von St. Peter auf den angefangenen Altar
empfangen 8 fl. und in allem schon darauf empfangen 60 fl. Nicolaus Gramer
AB. Sein ihme bey Fassung des andern Altars abzogen worden. Maller alhier
Am 31. Mai 1674 erhält er für den Engelaltar 40 fl., ebenso 20 fl. am 25. Juni.
Am 20. Juli im Namen des Bilthauers zu Riedt als Thomas Schwan dtaller auf den F.nglaltar 50 fl. und am
28. Juli auf den Englaltar 30 fl.
1673 Meister Martin S c h e n n, Bürger und Dräxler, macht zu dem neuen Altar:
ainen geflambten Ring von hiertem Holz — fl. 50 kr.
mer 34 midlerne Rosen mit Laub 1 „ 42 ,
mer 44 dreifache Rosen große mit Lauben geschnitten 4 . 24 .
Mer 12 Stängl Badternuster (= Paternoster) — , 12 .
mer 12 Khnöbl zu ainem Ros döckhten (!) — . 6 ,
mer 4 Kugl undter ainem Stesl von hierten Holz — . 8 .
mer 1 Chreizl in die BaaerQ) — . 4 .
mer 12 Khierzen von weißem Holz zu St. Josefsaltar — „ 24 „
7 fL 30 kr.
Die Abteirechnung vermerkt hiezu noch:
NB. es ist zwar vorhero ein anderer Altar auf den Piain angefangen, aber aus gewissen Vrsachen nit ver-
förttiget worden; solchen nit ausgemachten Altar hat alsdann herr Pater Rector von dem Closter erhandlet vnd die
ausgelögte Vncossten widerumb erstattet, ist also derenthalben weder per Empfang noch Ausgaben etwas zusezen.
1658: Der auf den Piain verehrte Kölch (1 Mark 8 Loth schwer) hat gestanten 32 fl.
1673: Davit Sc heiber, Goldschmid zu Salzburg amb einen gemachten Kölch auf den Piain 81 fl.
Dem Zanini umb ein Missal auf den St. Josefsaltar 4 fl. 30 kr.
1675 Umb ein gemallnes Antipendium auf den Piain auf des Closters Altar 1 fl. 30 kr. (Stifts-
rechnungen St. Peter.)
Am 11. Juni 1674 weihte Bischof Polykarp Graf Kuenburg, Bischof von Gurk, die 3 Seitenaltäre, von
denen er selbst den Kreuzaltar hatte erbauen lassen, und am 12. August 1674 konsekrierte Erzbischof
Max Gandolf selbst die Kirche und den Hochaltar. 1675 widmete der Erzbischof zum Unterhalte der
Kirche und der Verpflegung von vier Patres 14.500 fl., deren Zinsen solange zum Kapital geschlagen
werden sollten, bis die Summe von 24.000 fl. erreicht werde, was 1704 geschah.
Im Juni 1676 bat das Rektorat der Universität, es möchte der Mesner am Piain, der bisher in dem
hilzernen Haus, wo er gewohnet, Wein und Bier ausgeschenkt hat, das von den Patres, die vor 3 Monaten
ihr Clösterl bezogen, nunmehr verlassene Haus beziehen, welches zum Pier- und Weinauschenken vil
44*
348 Qerichtsbezirk Salzburg
tauglicher, auch Feuersgefahr halber vil sicherer ist, auch zweifelsohne zu Mehr- und Aufnemung der
Kirchfahrt gedeuen würdet. Dies wird am 21. Juli mit dem bewilligt, dass dort keine Hochzeit- und
Freitänzhaltung, Kindlmal- und Todtenzehrung abgehalten oder eine Kuglstadt errichtet werde.
1676 wurde auch das Originalbild von Augsburg requiriert und im Kapeilenzimmer des 1. Superiorats-
stockes aufgestellt.
In diesem Jahre ließ das Stift Kremsmünster den St. Benediktaltar machen.
Ao 1676.
Von Ihro Magnificenz als Herrn Pater Giegori Vice Rectorii etc. Iiab ich empfangen wie volgt
als nemblich yber das Geding 250 Gulden den Altar blob gemacht darfür . . . 3 fl.
abermalen zu den obern Plätl die Leinwant gekaufft . . . 30 kr.
wie auch ein Antipendliim so auf den Platin gehörig für solches . . . 3 fl. Summa 6 fl. 30 kr.
Dieser Auszug Ist mler mit Dankh bezalt worden. Nico laus Gramer') Maller
Per Camerey allhier.
Erenbert Abbt m. p.
In das würdige unser lieben Frauen Gottshaus auf den Piain negst Saltzburg hat aus gnedlgen Beveich Ihro Hoch-
würden und Gnaden Herrn Herrn Praelaten von Cremsmlnster etc. der wolerwlrdige und hochgelehrte Herr Gregorius
Wimperger als Vice Reclor In Praesentia des hochwürdigen etc. Herrn Pectoris mit mir Endtsunterschribnen für den
Altar zu faßen und sauber mit guetten feingoldt vergulden, wie die Visierung zeigt, gedingt per 259 fl., daran Ich für
ein Drangelt empfangen 25 fl., welches Geding mit zwo gleich lautenden Spaltzötl aufgerlcht und algner underzogner
Handtschrlfft und Pöttschafft verförtlgt. Actum Salzburg den
S.
Pr. Gregorius Wibmperger ■ A' ic o l a u s Gramer')
Profess zu Crembsmunster Bürger und Maller aihier
und Vicerector in Collegio zu Salzburg m. p. m. p.
Diese Rechnung wurde am 15. Jänner (1676 [?], für Vergoldung) bezahlt.
Nicoiaus Gramer, Maller aihier.
In das würdige Unser Lieben Frauen Gotteshaus auf dem Piain negst Salzburg hat auß gnedlgen Beveich Ihro Hoch-
würden und Gnaden Herrn Herrn Prelaten von Crembsmlnster etc. etc. der wollehrwürdig und hochgelehrte Herr
Gregorius Wimbperger alß Vice Rector in praesentia des hochwürdigen etc. Herrn Pectoris mit mir Entsunderschribnen
für die Bilthauerarbeith alß nemblich s. Maurum und Placltum mit zween {ge)khlaitten Dachungs Engl und zway
Dachungs Khlntl, sambt denen darzue gehörigen Engelsköpfen, Fruchtplschen, auch Zierathen, wie die Visierung zaigi,
gedingt pr. 250 fl., daran Ich für ein Drangelt empfangen 25 fl. warbey Ich mich obllgieret die Dischlerarbeith davon
zu bezallen. Welches Geding mit zwo gleichlauttenten Spaltzötln aufgerlcht, und baiden underzognen Hand: und Pett-
schafft verfertigt.
Actum Salzburg den . .
(L. S.) (l. S.)
Gregory Wibmperger T li o m a s S c h w a n t h a 1 1 e r
Profess. zu Crembsmunster Bürger und Bllthauer In Ried m. p.
und Vicerector in Cotlegl zu Salzburg m. p.
Daß Ich Endtsunderschrlbner von Ihro Hochwürden Herrn P. Gregorius Wibmperger Profeß zu Crembsmlnster an heul
dato für die von Ihro Hochwürden und Genaden Herrn Herrn Praelathen zu Crembsrnimter verferttlgten und auf-
gesezten Altar auf dem Piain pactlrtermassen vermög der auffgerichten Spaltzötl zwayhundert fünf f zig gülden, sage
250 fl. paar uud ohne Abgang völlig empfangen habe, bezeugt dise von mir mit eigner Hanet underschribene und mit
meinem gewöhnlichen Pettschafft verfertigte Quittung.
Gegeben in Salzburg den 12. January Anno 1676.
(L. S.) T h m a s S c h w a n d a 1 1 e r, Burger und
Bildhauer in Rldt.
Verzalchnus
derjenigen Cossten, so auf den nacher Salzburg zu unnser Lieben Frauen am Piain verehrten Altar auferloffen und
durch P. Gregorius Wimperger, Vice Rectorn In ermelten Salzburg unnd Professen In Crembsmunster, bezalt worden.
Ao 1676
Vermög aufgeiichten Spaltzötl sub N» 1 Ist mit Thoma S c hw a n t a 1 1 e r, Blldthauern in Riedt, umb seine Arbelth
gedingt unnd auf 250 fl. verglichen welche ihme auch gegen Quitung mit N" 2 bezahlt worden. Desgleichen ist
') Gramer wohl identiscli mit Grabmayr.
Maria Piain 349
beschechen mit N i c o l a o ü r a in in e r in Salzburg unnd lauthet die mit i/iine aiifgerichte Spaltzötl sub N" 3 auj 250 fl.,
welche ihme ebenfahls vermag dessen Qnittung mit K" 4 abgeben werden.
Trinkgelt für Bildthauer und Mallergsöllen 3 fl.
Dem Stallmaister zu St. Peter so den Altar iiacher unnser Frauen Piain gef lehrt, Thrlnkgeli 1 fl. 4 kr.
Ainen Leithkhauf 3 fl.
Dem Mösner auf dem Piain für dis Leith io den Altar aufgesezt, Rest bezalt N" 5 4 fl. 2 kr. 4 i',.
Herrn Paul Gschwandlner umb dahin abgegebene Aögl lauth Ausziegl A'» 6 guetligetan — fl. 6 kr. — £,.
M. Hannsen ürienwaldt, Schlosser, sein Ausziegl N" 7 bezalt I fl. 7 kr. 6 A-
Item ainen Maurer Zimmermann und Tagwercher 1 fl. 2 kr.
Summa der Cossten des Altars 515 fl. 7 kr. 10 i^.
Dise 515 fl. 7 kr. 10 .$, hat Camer per Außgaab zu segen
Erenbeit Abbt in. p. (Stiftsarcliiv Kremsiiiiinster.)
In der Kammereirechnung 1676 Nr. 18 ist zu lesen:
Ihr Hochwürden vnd Gnaden haben für den Altar auf den Piain naclier Salzburg bezallen lassen 515 fl. 7 ß 10 £,.
Nr. 19:
Nicoiao Grammer für ein Antipendium vnnd selbig blau zu machen 6 fl. 4 ß — ^|.
Noch im gleichen Jahre ließ die Stadt Salzburg den Altar der hl. Familie samt Ausstattung machen.
Die Stadtkammeramtsrechnungen enthalten darüber folgendes:
1676 Nov. 12 IL 24: Wilhelm Faistenberger, Maliern, wegen des zum verguldten undtr der
Hundt habenden Altars auf den Piain in Abschlag seines konfftig zu siiechen habenden Verdienstes
zu 2 underschiedlichen Malen ä conto 124 fl. 2 ß.
1677 . . . 180 fl. 2 ß.
„ Simon Fries, Bildhauern, wegen seiner bei dem Altar auf dem Piain gemachten Arbeit in Abschlag
dessen Praetcnsion in 5 Posten 110 fl.
1677. . . 99 fl.
Gervasy Protasy Storch, Dischlern, in Abschlag seiner bey dem Altar auf dem Piain
gemachten Arbeit zu 5 Malen 80 f.
1677 . . . 30 fl.
1677 April 1 Joann Franz Pereth, Mallern, alhie, wegen des großen Plaths, auch eines clainen
Pläthls, so er in den Altar auf den Piain verförttigt und accordiertermaßen gemacht . . . 150 fl.
1677: Jacoben Gerolt, Bildhauern allhie, von 4 hohen und von Holz zierlich geschnitene Leichter,
so auf den Piain zn dem neuen Altar verehrt worden, sambt 2 desgleichen Pürschkrieg . . 16 fl.
„ Simon Fries, Bildhauern für ein Crucifix von harten weißen Holz geschnitten, so auf den Plain-
altar appliciert worden 2 fl.
Gervasyen Storch, Dischlern, von dem schwarzen gehalsten Stock und Greiz ... 1 fl. 4 ß.
Versilberung und Vergoldung der Leuchter und Buschkrug dem Nicolaus G rabmay r, Maler 14 fl.
Den nächsten Altar ließ Abt Placidus von Lambach erbauen (Akten darüber fehlen im dortigen Stifts-
archiv), den letzten endlich Gräfin Justina Lamberg, geb. Gräfin Kuenburg, in Amerang. Diese wurden
am 3. November 1679 geweiht. 1681 lieferte Jeremias Saut er, Hofuhrmacher, für 600 fl. die Uhr.
Die Vollendung des Klostergebäudes 1681 bestritt St. Peter:
Umb Sticklpflasler dem Michael Dumberger 101-6 fl.
Dem Herrn Bartlmae von Obstall wegen gemachter Mödl und anderer Bemühung zu
2 Malen 33 fL
Summe aller Ausgaben 1292 fl. 15 kr. 2 -i^).
Aus der gleichen Zeit stammt auch ein Verzeichnis oder Überschlag, wan man bey U. L. Frauen-Trost
auf dem Piain die Schatzkammer auf einer Seiten und auf der andern Seiten auch zugleich bauen
will, der sich auf 1704 fl. bezifferte. (Cista 70 b.)
Drei Glocken, davon die größte mit 38 Zentnern, goß Hans Nußpicke r.
350
Gerichtsbezirk Salzburg
1683 verfertigt Meister Hans Tliomas, Bürger und Schlosser, 5 eiserne Gatter, wozu ihm, da seine
Werkstatt für diese Arbeit zu eng war, beim Bürgerspital eine eigene Arbeitshütte von der hf. Hofbau-
meisterei aufgestellt wurde. Es kostete 1123 fl.
Die Orgel beschaffte der Abt von Weingarten, die Kanzel der Abt von Garsten.
Daß der Andrang zur Wallfahrt ein großer war, erhellt daraus, daß 1685 der Zimmermeister Philipp
S c h r n für ein Modell zur Erweiterung der Kirche und anderen Hausarbeiten 31 }l. erhielt.
Im Jahrgang 1688 der Hofzahlamtsrechnung findet sich der Vermerk: Auf Herrn P. Josef Drescher,
derzeit Superiorn auf dem Piain beschehne Suppliciern haben Ihre hf. Gn. jene 300 fl. bezalen lassen,
welche das Gotteshaus daselbst dem Maler Neve um das Altarblatt der 14 Nothelfer schuldig blieb
(RiEDL in Jahresber. d. Museums 1858 S. 76). Schwanthaler soll dafür gearbeitet haben.
Fig. 321 Maria Piain. Wallfahrtskirche, Ansicht von Südosten (S. 352)
Nach und nach folgten auch die Stationskapellen:
1692: habe ich (Abt Edmund von St. Peter) auf dem Piain die Capellen Coronationis Christi aufrichten
lassen und derenthalben dem P. Superior bezalt 300 fl. (Stiftsrechnungen St. Peter). Die Ölbergkapelle
baute die Gemahlin des Oberstall- und Jägermeisters Johann Franz Grafen Kuenburg, die mit der Kreuz-
tragung Abt Anselm von Garsten. Die Geißelungskapelle trägt das Wappen des Dr. jur. Franz Kimpflern,
die der Kreuzabnahme weist den Abt von Gleink Rupert II. von Freyssauff (1709—1735) als Stifter auf.
1705 stiftete ein Bürger die 15 Rosenkranz-Psalterstationen auf dem Wege von Froschheim nach Piain.
1728 gibt der Stadtrat von Salzburg Herrn P. Paul Superior am Piain wegen des neuerpauten
Calvariberg 150 fl. und 1734 der Abt von St. Peter in .Abschlag der Uncosten zu der Crönung auf dem
Calvariberg auf dem Piain 50 fl.
1732 wurde das Originalgnadenbild, das bislang im ersten Stockwerke des Plainer Superioratsgebäudes
aufbewahrt worden war, in feierlicher Prozession (von der auch ein Kupferstich existiert) durch Erzbischof
Leopold Anton auf den Hochaltar übertragen und aus diesem Anlaß auch eine neue Glorie von gutem
Maria Piain
351
t
Probsilber mit messingen feuervergoldeten Strahlen angefertigt. Die 1751 erfolgte Krönung des Gnaden-
bildes hat folgende Vorgeschichte. Am 11. Dezember 1745 erinnerte Domherr Graf Thurn-Valsassina das
Domkapitel, dass nach dem Tod des verstorbenen Erzbischofs hf. Gn. (Leopold Anton) bey anscheinender
Gefahr des Erzstifts und Anruckung der sowohl dazumal gewesene kais. bayr. als königl. Hungarischen
Truppes und erfolgter Einnemung in die Haubtstadt der Letzteren ein hw. Dombcapitel das Gelilbd
gemacht habe, die wundertätige Bildnus U. L. Fr. auf dem Piain becrönen zu lassen, falls das Erzstift
von der angetrohten Gefahr würde entlediget werden, keine Maß gebend, ob nunmehr solches in Erfüllung
wolle gebracht werden. Wir hören länger nichts mehr. Erst am 7. Juni 1748 fragt sich Thurn wieder
an, ob weilten die Romanische Silberarbeit nicht sonderlich belobet ist, die hiezuerforderliche Cron alhie
verfertigen zu lassen gefälligen wolle. Die Entscheidung darüber gab ihm das Domkapitel anheim,
Fig. 322 Maria Piain. Wallfalirtskirclie, Ansiclit von Südwesten (S. 352)
worauf er am 13. September die Rechnung darüber mit 352 fl. vorlegte. Die von P. Benedikt XIV. selbst
geweihten Kronen wurden 1751 unter großer Feierlichkeit an Ort und Stelle gebracht, wo am 4. Juli die
Krönung des Gnadenbildes durch den Erzbischof Andreas Jakob von Dietrichstein vorgenommen wurde.
Nach Aufhebung der Universität 1810 fiel Maria Piain 1824—1825 fundationsgemäß an das Stift St. Peter.
1817 schenkte Abt Josef Neumayr von St. Peter ein marmornes Geländer von einer Altane, die Abt
Dominikus in dem inneren Hof oberhalb dem. Portale der Klausur in dem daselbst angebrachten
Subgrundio errichten ließ, für ein Speisgitter nach Maria Piain, nachdem Abt Josef den ganzen Vorsprung
mit samt der Altane abtragen hatte lassen. Steinmetzmeister Anton Högler richtete dieses Altane-
geländer') zu einem Speisgeländer zu und überarbeitete es (Stiftsarchiv PP u. 13).
1837 wurden die neuen Kreuzwegbilder, die ein Wallfahrer durch den Maler Wurzer hatte malen
lassen, eingeweiht.
') Das sein Vater Joliann Högler 1790 gemacht hatte (vgl. Kunsttopographie, Bd. XII, S. CLXXXIll).
352
Gerichtsbezirk Salzburg
Charakteristik: Gewölbte Barockkirche mit Seitenkapelleii und Emporen, einspringendem Chor
und doppeltürmiger Fassade, 1671—1673 von Giovanni Antonio Dario erbaut. An der Fassade
I-ig.320— 328. fünf große gleichzeitige Marmorskulpturen (Fig. 320—328).
Cliatakte-
ristik.
Äußeres.
Fig. 320 -323.
Äußeres (Fig. 320-323):
Bruchstein und Ziegel, verputzt und weiß gefärbelt. Gelb gefärbelte Gliederungen aus Muschelkalk
(Konglomerat), die der Salzburger Steinmetz Hans Hasenörl lieferte (1672).
Langhaus. Langhaus: Doppeltürmige Sü df a s sa d e. Geradlinige, dreigeschossige Front.
Untergeschoß: Ordnung von 6 Pilastern aus Muschelkalk mit mannshohen Postamenten und einfachen
Gesimsen; darüber einfaches Gebälk mit glattem Fries und kräftig vorspringendem, profiliertem Gesims,
Fig. 323 Maria Piain. Wallfahrtskirche, Südfassade, Detail (S. 353)
Über den beiden Mittelpilastern verkröpft, aus Muschelkalk. Drei Türen in profilierter Umrahmung aus
hellem Untersberger Marmor.
Über der größeren Mitteltür flachbogiger Giebel, in der Mitte unterbrochen durch das Marmorwappen
des Erzbischofs Max Gandolf Grafen von Kuenburg. Über den kleineren Seitentüren profilierte Dreieck-
giebel aus hellem Marmor, darüber rundbogige Nischen mit rechteckiger Muschelkalkumrahmung. In
den beiden äußersten Feldern zwei Fenster in Muschelkalkrahmen.
Mittelgeschoß: Niedriger als das untere. Ähnliche Gliederung init 6 Pilastern und Gebälk; das Gesims
springt weniger stark vor. In der Mitte großes, an den Seiten zwei kleinere flachbogige Fenster in
Muschelkalkrahmen. Dazwischen Nischen wie unten.
Obergeschoß: In der Mitte Giebelaufsatz mit zwei flankierenden Pilastern, Doppelfenster und verkröpften,
profilierten Gesimsen; darüber Kreuz und zwei Flammenurnen aus Blech. Zwei eingebogene Wangen
Maria Piain
353
I verbinden den Mittelteil mit den ihn flankierenden beiden Türmen, die in der Fassade nur mit ihrem
Obergeschoß zur selbständigen Geltung kommen; sie haben Eckpilaster, je ein flachbogiges Fenster in
; Muschelkalkrahmen, ein profiliertes, an den Ecken verkröpftes Gesims und Blechhauben mit Laterne,
Kugel und Kreuz.
Den besonderen Schmuck der ziemlich eintönigen Fassade bilden fünf große Marmorskulpturen
(Fig. 323, 324). Über der Haupttür in flachbogig verdachter, ovaler Umrahmung ein Hochrelief, die
I Gottesmutter mit dem Kinde, von Wolken mit drei Cherubsköpfen umgeben; vergoldete Messingkronen.
j In den Nischen die überlebensgroßen guten Statuen der vier Evangelisten mit ihren Symbolen, unten
Lukas und Johannes, oben Matthäus und Markus. Sie wurden 1673 aufgestellt und gelten — wohl mit
Recht — als Arbeiten des Giovanni Antonio Dario, Erbauers des Residenzbrunnens in Salzburg.
I-'ig. 323, 324.
l"ig. 324 Maria Piain. Madonnenrelief, Südfassade (S. 353)
An den Langseiten der Kirche tritt die doppeltürmige Südfassade mit ihren Schmalseiten als selbständiges
Bauglied heraus. Wie in der Südfront drei Geschosse mit Pilastern aus Konglomerat an den Ecken und
kräftig profilierten Gesimsen. In den zwei oberen Geschossen je ein flachbogiges Fenster in profilierter
Steinfassung.
Ostseite: Die SeitenkapeUen mit den Emporen darüber bilden scheinbar das Seitenschiff des über-
ragenden Mittelschiffes; darin unten zwei größere, oben zwei kleinere flachbogige Fenster in profilierter
Konglomeratfassung, Mittellisene, ziemlich flaches Blechpultdach. Das überragende Kirchenschiff darüber
hat drei, durch zwei kräftige Pilaster geschiedene niedrige flachbogige Fenster in profilierter Steinrahmung.
Hohlkehlgesims. — Die Westseite ist ganz gleich gegliedert. Blechsatteldach.
Chor: Schmäler und niedriger als das Schiff, in drei Seiten geschlossen. Im O. eingeschossiger Sakristei-
anbau. Darüber flachbogiges Fenster in Steinrahmung. Ebenso im W. Abgewalmtes Blechsatteldach mit
achtseitigem Glockentürmchcn mit vergoldeter Kugel und Kreuz.
XI 45
Chor.
354
üericlitsbczirk Salzburg
Anbauten.
Inneres.
Fig. 325-328.
Langhaus.
Fig. 327.
Anbauten: 1. Ostsakristei. Zweigeschossig, in der Nähe des unteren Randes der Eniporenfenster mit
breitem Hohlkehlgesims abschließend. Im O. übereinander je zwei oblonge Fenster in Steinrahmung, im
N. je eines. Halbes Blechsatteldach.
2. Westsakristei. Dreigeschossig. Im N. unten oblonges Fenster in Steinrahmung, darüber übereinander
zwei einfache Fenster, ebenso im W. In der nördlichen Hälfte der Westseite angebaut zweigeschossiger
Verbindungsgang zum Superioratsgebäude, unten mit rundbogigem kreuzgewölbtem Durchgang. Unter
diesem in der Westseite der Sakristei oblonges, steingerahmtes Fenster. Halbes Blechsatteldach.
Inneres (Fig. 325—328) :
Modern ausgemalt. Alter Fußboden aus quadratischen roten und gelben Marmorplatten.
Langhaus: Hoher Saal. Die beiden Langwände sind durch je drei hohe Pilaster gegliedert, die ein
schweres profiliertes Gebälk tragen (Fig. 327). Zwischen den Pilastern zwei hohe Rundbogenöffnungen mit
anschließenden, mäßig tiefen, rechteckigen Seitenkapellen (barocke gratige Kreuzgewölbe, je ein großes
Fig. 325 Maria Piain. Grundriß 1 : 250 (S. 35 1)
flachbogiges Fenster); darüber, von je zwei einfach profilierten Konsolen getragen, je ein Emporenbalkon
mit hölzerner Balustrade vor je zwei rechteckigen Emporenöffnungen; die zwei Eckpfosten in Relief
verziert mit polychromierten Fruchtgehängen, der Mittelpfosten mit Wappen des Erzbischofs Max Gandolf.
Im O. und W. oben je drei flachbogige Fenster.
Im S. zweigeschossige Musikempore, ruhend auf zwei rechteckigen Mittel- und entsprechenden Wand-
pfeilern mit einfachen Gesimsen. Im Untergeschoß breiter flachbogiger Durchgang in der Mitte, zwei
schmälere rundbogige Durchgänge an den Seiten; barocke Kreuzgewölbe. Darüber Empore mit drei, den
unteren Durchgängen entsprechenden Arkaden gegen das Schiff. Darüber Orgelchor mit hölzerner
Balustrade, ebenso gebildet wie jene der anschließenden Balkone. Im S. unter der Musikempore drei
Türe;i in ilachbogigen Nischen, oben großes flachbogiges Fenster.
Nordseite: Das Gesims der Langwände setzt sich an der Ostwand fort und verkröpft sich um die Laibung
der ieiativ schmalen und sehr hohen rundbogigen Öffnung zum Chor.
Gewölbe: Tonne, vier Felder mit je zwei rundbogigen Stichkappen; drei rundbogige Quergurten über
den Wandpfeilern; Stuckrippen.
Maria Piain
355
Chor: Um zwei Stufen aus gelbem Marmor erhöht. An den Seiten
unten je eine Tür in Steinrahmung.
Darüber je eine rechteckige hohe Marmortafel mit vergoldeter Kapital-
inschrift in schönem gelbmarmornem Rollwerkrahmen : Deo iini et trino,
deiparaeqiie Mariae, virgini, matri consolationis et pacis hanc ecclesiam
et aram extriii feclt et dedicavit — Maximilianus Gandolphus ex comit.
de Kuenburg archiepisc. et princ. Salisb. S. Sedis ap. leg. nat. German.
prim. dominica ante assumptionem b. M. v. anno domini MDCLXXIV
(1674).
Darüber im W. zwei einfache hölzerne Emporenbaikone, im O. einer.
Das Gesims des Langhauses läuft auch um den ganzen Chor. Oben
beiderseits je ein flachbogiges Fenster.
Kreuzgewölbe, Abschluß mit drei rundbogigen
Stichkappen, deren Zwickel auf kurzen, bis
zum verkröpften Hauptgesims reichenden, in
die Ecken gestellten Pilastern aufruhen.
Vor dem Hochaltar eine kurze Marmor-
balustrade (Speisgitter) aus rötlichem Marmor,
mit drei prismatischen Pfosten und schweren
Lorbeerfestons dazwischen. Von Johann Hög-
1er, 1790, 1817 hier aufgestellt (s. S. 351).
Chor.
Zni
Fig. 327 Maria Piain.
Hauptgesims im Innern
1 : 50 (S. 354)
Fig. 326 Maria Piain. Längensclinitt 1 : 250 (S. 354)
45*
356
Geiichtsbczirk Salzbur"
Einrichtung. E i n r i c li 1 11 II g :
Altäre. Altäre: Die Altäre waren ursprünglich alle blau gefaßt, mit vergoldeten Zieraten.
Hochaltar. 1. Hochaltar, von 1674 (Fig. 329). Gemauerte reciiteckige Mensa über drei Stufen aus Untersberger
Flg. 329. Marmor. Tabernakel: Kupfer, vergoldet, reich mit versilberten Rocaillen verziert. Darüber in getriebenem
Relief zwei Engel mit Leuchtern (Messing, versilbert). Darüber das kleine Gnadenbild (mit Gold und
Edelsteinen geschmückt) in Rahmen aus getriebenem Silber (1732), umgeben von einer auf einen Strahlen-
kranz aufgelegten groiien asymmetrischen Rocaillekartusche aus getriebenem Silber (1751). Darunter
Silberwappen des Erzbischofs Max Gandolf.
Fig. 328 Maria Piain. Inneres (S. 354)
Roter Samtbaldachin mit modernem Baldachinträger. — Wandaufbau. Holz, rotbraun lackiert und vergoldet.
Neben der Mensa zwei rundbogige Durchgänge, von vergoldeten Biattgirlanden eingerahmt, mit je einen,
polychromierlen Cherubsköpfchen und vergoldetem Fruchtgehänge. Darüber je zwei gewundene ver-
goldete Säulen, umwunden von Weingirlanden mit blauen Trauben; vergoldete Kompositkapitäle.
Zwischen jedem Säulenpaar die überlebensgroße Statue eines hl. Bischofs, Holz, polychromiert, ver-
goldet; links der hl. Vitalis mit Pastorale und einem Herzen, aus dem eine Lilie sprießt, rechts der
hl. Maximilian mit Pastorale und Schwert.
Altarbild (zum größten Teile durch den Samtbaldachin des Gnadenbildes verdeckt): Öl auf Leinwand,
Maria Himmelfahrt. Von Francesco de Neve, 1674. Über den Säulen gerades, im Mittelteil zurück-
sp:ingendes Gebälk; am braunen Fries vergoldete Ranken und vier polychromierte Cherubsköpfe; ver-
goldeter Zahnschnitt, Eierstab, Konsolengesims. Leicht geschweifter Giebel, in der Mitte unterbrochen
durch das von 7 vergoldeten Putten umgebene Wappen des Erztischofs Max Gandolf. Darüber in
rundem, von einem Ciierubskopf bekröntem, vergoldetem Lorbeerkranzrahmen das Aufsatzbild (Öl auf
Leinwand), die hl. Dreifaltigkeit mit zwei Putti zu den Füßen; gute Arbeit, ebenfalls von Francesco
Maria Piain
357
de Neve, 1674. Beiderseits davon, auf den Giebelansätzen ruhend, zwei überlebensgroße Engel mit
Lilienstengeln in den Händen und zwei hl. Bischöfe in vollem Ornat mit je einem Putte; St. Rupert
I-ig. 329 Maria Piain. Hochaltar von 1674 (S. 356)
(Salzfaß), St. Virgilius (Kirchenmodell). Hinter dem Rundbilde als Hintergrund Aufsatzwand, flankiert
von zwei Piiastern mit Cherubsköpfen; verkröpftes Gebälk flachbogige Giebelansätze. Über der Mitte
358
Gericlitsbezirk Salzburg
thronend ein Engel mit Kreuz in den Händen, auf den Giebelansätzen beiderseits je ein Putto mit
Lorbeerliranz. Alle genannten Figuren aus Holz, polychromiert, mit vergoldeten Gewändern.
Linker 2. Linker Seite naltar (Kreuzaltar) (Fig. 329) : Auf der Mensa verglaster Reliquienschrein in
Seitenaltar. geschnitzter vergoldeter Umrahmung; oben zwei polychromierte Holzstatuetten, Augustinus und Hiero-
Fig. 329. nymus. Um 1730.
Wandaufbau: Holz, braun gestrichen und vergoldet. Großes Gemälde (Öl auf Leinwand) in rund-
bogigem geschnitztem Rahmen: Christus am Kreuze, darunter Maria, Johannes, Magdalena; gute Arbeit,
signiert: Eqiies de Roethiers iiiv. et pinxit Ao 1744. Beiderseits des Altarbildes zwei stehende Engel,
Holz, polychromiert, vergoldet, mittelmäßige Arbeiten, auf übermannshohen, hölzernen, mit vergoldeten
Traubengehängen verzierten Postamenten.
Über dem Altarbilde kleineres Rundbild (Öl auf Leinwand): Christus zum Himmel emporschwebend;
mittelmäßige Arbeit, in vergoldetem Blätterrahmen, den sechs Putti aus vergoldetem Holze tragen; zu
Oberst ein Putto mit Schriftband. Ein breiter Strahlenkranz (Holz, vergoldet) stellt die Verbindung des
Tondo mit dem Altarbilde her. Über dem Reliquienschrein Schriftband:
Hanc aram dedicavit Polycarpus
ex comitibus de Kuenburg Episcopiis et Princeps
Giircciisis Praepositus Salisburgeiisis Anno MDCLXXIV.
Der Altar wurde 1674 auf Kosten des Bischofs von Gurk, Polykarp Grafen von Kuenburg, hergestellt.
Rechter 3. Rechter Seitenaltar (Engel- oder Josefi-Altar) (Fig. 329): Im Aufbaue ähnlich dem
Seitenaltar. vorigen. Wie dort Reliquienschrein, oben mit den Holzstatuetten des hl. Gregor und Ambrosius, um
Fig. 329. 1730. Altarbild: Vermählung Maria, Öl auf Leinwand, gute Arbeit von Francesco de Neve, 1673.
Die beiden Engel beiderseits (Holz, polychromiert, vergoldet) sind größer als beim linken Seitenaltar.
Oben Rundbild, Öl auf Leinwand, Flucht nach Ägypten, ebenfalls von Neve, in vergoldetem Holz-
rahmen mit Strahlenkranz und zehn Putti aus vergoldetem Holze.
Der Altar wurde 1673 auf Kosten des Stiftes St. Peter hergestellt. Die Tischler- und Bildhauerarbeiten
machte Thomas Schwanthaler in Ried.
Altäre
in den Seiten-
ka pellen.
Altar der
hl. Familie.
den Seitenkapellen, 1 679 geweiht.
Familie. Erste Kapelle links. Rechteckige gemauerte Mensa
St. -Benedikt-
Altar.
Fig. 330.
Vier Altäre in
4. Altar der hl. Familie. Erste Kapelle links. Rechteckige gemauerte Mensa auf zwei roten
Marmorstufen. Wandaufbau, Holz, braun gestrichen und vergoldet. Predella: Mittelfeld mit vergoldeter
Blattranke; an den Seiten vorspringende Postamente mit den Kartuschenwappen der Stadt Salzburg. —
Modernes Altarbild, die hl. Famile (von Seb. Stiel, 1866). Beiderseits die lebensgroßen Statuen des
hl. Johannes des Täufers und des Evangelisten Johannes, hinter jedem ein Engelskopf. Darüber jeder-
seits die Halbfigur eines Engels als Träger des mit einem Cherubskopf verzierten Gebälkstückes. Über
dem Altarbilde Cherubskopf. Verkröpftes Gesims; flachbogige Giebelansätze, darauf zwei Engel mit
Palmzweigen. Dazwischen auf Konsole Ovalbild (Öl auf Leinwand), das Christkind mit der Kreuzes-
fahne als Bezwinger der Schlange und des Todes (von Joh. Franz Pereth, 1677); jederseits des
Bildes ein Putto, oben Cherubskopf und Namenszug Jesu. Die Skulpturen, alle Holz, polychromiert,
mit zum Teil vergoldeten Gewändern, sind gute Arbeiten.
Der Altar wurde 1676/77 auf Kosten der Stadt Salzburg hergestellt. Die Skulpturen stammen von dem
Salzburger Bildhauer Simon Fries, die Tischlerarbeiten von G.P.Storch (s. S. 349). Das ehe-
malige Altarbild von Pereth befindet sich in St. Peter in Salzburg (Kunsttopographie XII, S. 143).
5. St. -Benedikt-Altar (Fig. 330): Zweite Kapelle links. Auf zwei roten Marmorstufen gemauerte
Mensa. — Wandaufbau, Holz, rotbraun gestrichen und vergoldet. Predella: Glattes Mittelstück, an den
Seiten zwei Postamente; als Zierate geschnitzte vergoldete Blätter und Früchte sowie interessante
Knorpelwerkvoluten. Rundbogiges Altarbild (Öl auf Leinwand): Der hl. Benedikt, das Christkind
umarmend, die hl. Scholastika anbetend, links die Madonna und der hl. Josef; im Hintergrunde Archi-
tektur; gute Arbeit. Beiderseits je eine gewundene vergoldete Säule mit Weingirlande, Kompositkapitäl.
Daneben auf Konsole zwei Statuen, der hl. Maurus (mit Pastorale und Buch) und der hl. Placidus
(rnit Buch und Schwert); ober jederti ein Cherubskopf; auf den Säulen Gebälkstücke mit vergoldeten
Zieraten, flachbogige Giebelansätze. Über dem Altarbilde ein Cherubskopf. Aufsatz: In der Mitte Gemälde
(Öl auf Leinwand), der hl. Benedikt, in schwarzem Habit, kniend emporblickend zur Vision der Seele
des Bischofs German von Capua; gute Arbeit. Jederseits des Bildes eine gewundene Säule (wie
unten) und ein liinweisender großer Engel, auf den Giebelansätzen sitzend. Oben Cherubsköpfchen,
vcikröpites Gebälk, geschweifte Giebelansätze mit zwei Putti, dazwischen Wappen des Abtes Irimbert
von Kremsmünster.
Maria Piain
359
Zu Oberst Namen Jesu in Strahlenkranz. Der ganze Altar ist gut komponiert. Die Skulpturen (Holz,
polychromiert, mit vergoldeten Gewändern) sind tüchtige Arbeiten.
Der Altar wurde 1676 auf Kosten des Stiftes Kremsmünster hergestellt. Die Fassung besorgte der iV\aler
Nikolaus Grabmayer in Salzburg, die Skulpturen und Statuen stammen von dem Bildhauer
Thomas Schwanthaler in Ried. Der ganze Altar kostete 515 fl. (s. S. 348).
i
Fig. 330
Maria Piain. St. -Benedikt-Altar mit Sl<ulpturen von Tliomas Schwanthaler, 1676 (S. 358)
6. Vi e r zeh n-N o t li e If er-Al tar (Fig. 331): Erste Kapelle rechts. Im Aufbau ähnlich wie 4. Gemauerte
Mensa auf zwei roten JVlarmorstufen. Wandaufbau, Holz, braun gestrichen mit vergoldeten Zieraten:
Predella mit seitlichen Postamenten, geschnitzten vergoldeten Ranken und Kartuschen. Vor der Predella
in verglastem Schrein mit vergoldeten Verzierungeii kleine Statue der hl. Notburga, Holz, polychromiert,
um 1730. — Hauptteil: Rundbogiges Altarbild (Öl auf Leinwand), die hl. vierzehn Nothelfer. Gute
Arbeit von Francesco de Neve, um 1679.
Am Rahmen oben drei Cherubsköpfe. Beiderseits des Bildes die kräftig bewegten Statuen der beiden
Apostelfürsten Petrus und Paulus.
Viorzehn-Not-
hclfcr-Altar.
Fig. 331.
360
Ocriclitsbczirk Salzburg
Dahinter Pilaster, oben mit Clierubsköpfen als Konsolen der Gebälkstücke, flachbogige Giebelansätze;
auf diesen je ein Engel mit Palmzweig.
Aufsatz: Rundbild (Öl auf Leinwand), die hl. Maria mit ihren Eltern, schwache Arbeit; versilberter
Blätterkranzrahmen. Darüber reiches Gebälk mit vergoldeten Zieraten, Dreieckgiebelansätze mit zwei
Putten, dazwischen Gruppe von fünf Cherubsköpfen, oben Namenszug Maria. Die Skulpturen (Holz,
polychromiert, vergoldet) sind tüchtige Arbeiten des Salzburger Bildhauers Wolf Weissenkirc hner,
1673; sie waren ursprünglich für den Josefialtar des Stiftes St. Peter gemacht worden (s. S. 347).
Fig. 331
Maria Plaiii. Nothelferaltar mit Skulpturen von Wolf Weisscnkircliuer, 1673 (S. 359)
-Sippe-
Altar.
332.
ng
Der Altar wurde auf Kosten der Gräfin Justine Lamberg hergestellt und 1679 geweiht. Man verwendete
dazu die Skulpturen eines für St. Peter angefangenen Altars.
7. Hl. -Sippe-Altar (Fig. 332): Zweite Kapelle rechts. Gemauerte Mensa auf zwei Stufen. Wandaufbau
ganz übereinstimmend mit 5. — Altarbild: Öl auf Leinwand, die hl. Sippe, schwache Arbeit (Leder-
wasch). Beiderseits die guten Statuen zweier hl. Bischöfe, St. Kilian (Pastorale, Schwert) und
St. Wolfgang (Pastorale, Kirchenmodell). Aufsatzbild: Öl auf Leinwand. Gott-Vater mit Weltkugel, drei
Maria Piain
361
Putti; übermalt. Daneben die kleineren Statuen des hl. Meinrad (Keule, Krug) und des hl. Benedikt.
Über dem Aufsatze zwei Putti und Wappen des Abtes Placidus von Lambach. Vor der Predella ein Öl-
gemälde in schön geschnittenem vergoldetem Rahmen mit zwei Putten, die hl. Walburgis und die
Wunder an ihrem Grabe, um 1720. — Die Skulpturen (Holz, polychromiert, vergoldet) sind gute
Arbeiten, um 1679.
Den Altar ließ das Stift Lambach erbauen, die Rechnungen fehlen jedoch; geweiht wurde er 1679.
Fig. 332
Maria Piain. Hl.-Sippe-Altar (1677) und Kanzel (um 1682) (S. 360)
Kanzel (Fig. 332): Am Mittelpfeiler der Ostseite des Langhauses. Holz, braun gestrichen, mit ver-
goldeten Verzierungen. Stiege mit vergoldeten Fruchtgehängen. Polygonale Brüstung. An den Ecken fünf
Puttohermen, durch vergoldete Fruchtgehänge verbunden. Auf den Brüstungsflächen dazwischen einfache
Grisaillemalereien: Der Brand des Marktes Regen, oben das Gnadenbild, von zwei Engeln gehalten —
ußenansicht der Kirche Maria Piain — die Brunnenkapelle, darüber Wasserwunder Mosis. Am Ablauf
der Brüstung versilberter Wolkenballen mit drei Putti und vier Cherubsköpfchen (Holz, polychromiert). —
Baldachin: Vielfach geschweiftes Gesims, vergoldete Blättergirlande, Taube im Strahlenkranz; oben sieben
XI 46
Kanzel.
1-ig. 332.
A
3Ü2
Gericlitsbezirk Salzburg
Blumenvasen (Holz, vergoldet) und zehn kleine Putti (Holz, polychromiert). An der hölzernen Rück-
wand in vergoldeter Holzkartusche Wappen des Abtes Anselm von Garsten, der die Kanzel hatte machen
lassen. Um 1682.
Orgel. Orgel: Monumentales Holzgehäuse, rotgestrichen, mit vergoldeten Zieraten. Über hohem Unterbau vor
Pilastern vier gewundene, von Weinlaub umrankte Säulen mit vergoldeten Kompositkapitälen, darüber
verkröpftes Gesims und geschwungene, nach innen zu eingerollte Giebelansätze. An den Seiten hohe,
reichgeschnitzte und durchbrochene, vergoldete Rankenstücke. Unten Inschrift: Alphonsus abbas monasterii
Weingartens is Deiparae virginis honori fieri fecit (Chronogramm =^ 1682). Oben in vergoldeter Kartusciie
das Wappen des Stifters, des Abtes Alfons von Weingarten. — Darüber großes Uhr-Zifferblatt.
Beichtstühle. Beichtstühle: Vier prächtige Beichtstühle in den Seitenkapellen. Nußbaumholz mit eingelegten Band-
Fig. 333. Ornamenten und reichen, zum Teil vergoldeten Rocailleschnitzereien. Schöne Stücke, um 1760 (Fig. 333).
Fig. 333 Maria Piain. Beichtstuhl, um 17tiO (S. 362
Chorgitter. Chorgitter (Fig. 334) : In voller Schiffsbreite über den Chorstufen. Schöne geschnittene Schiniede-
Fig. 334. eisenarbeit mit großen Spiralranken, drei Türen. Über der Mitteltür Wappen des Erzbischofs Max
Gandolf, von zwei Putten gehalten, polychromiert. An den Seiten Namen Jesu und Maria, vergoldet,
und die Jahreszahl 1685. Vom Schlosser Hans Thomas in Salzburg, 1685.
Weihwasser- Weihwasserbecken: Zwei Weihwasserbecken vor den Pfeilern der Musikempore. Marmor. Reich
bccken. profiliertes Postament aus gelbem, ovale Muschelschale aus rotem Marmor. Um 1674.
Konmuiiion- K m m u n i n b a n k : Im Chor, freistehend. Roter Marmor. Drei kurze Pfeiler, dazwischen schwere
bHiik. Laubgehänge. Von Johann Högler in Salzburg, 1790. (Stammt von einer Altane in St. Peter.)
Baiikc. Bänke: 12 Doppelreihen von Sitzbänken. Die Wangen mit Laubwerk schön geschnitzt; Oberseite init
Messingbeschlägen. Um 1675.
Steiiirelief. S t e i 11 r e i i e f : Am mittleren Pfeiler im O. Rechteckige Platte aus Kehlheimerstein, in Relief verziert
Monogramm Jesu von den Passionswerkzeugen umgeben. Datiert 1675. Am roten Marmorrahmen Wappen
Maria Piain
363
C.L und die Inschrift:... hab ich Christoph Lüsime, Bildhauer in Salzburg, dises Stammen
Wappen zu betrachtung seines bittern Leidens und Sterbenß fingiert, gemacht und alhero verehrt,
anno 1677.
Gemälde: Acht gleichartige Gemälde in geschwungenen, schwarz-goldenen Rahmen, vorzügliche
Arbeiten, von Martin Johann Schmidt (Kremser Schmidt) um 1765. Alle in Halbfiguren, Öl auf
Leinwand.
Gemälde.
I
Fig. 334 Maria Piain. Cliorgitter von Hans Thomas in Salzburg, 1685 (S. 362)
1. Maria trauernd (unter dem Kreuze).
2. Johannes weinend (unter dem Kreuze).
3. Der hl. Maurus tröstet einen in den Block gefesselten Gefangenen. Signiert: Mart: Job: Schmidt
1765.
4. Der hl. Benedikt betend.
5. Letztes Mahl des hl. Benedikt und der hl. Scholastika.
6. Der hl. Benedikt segnet den vergifteten Wein.
7. Der hl. Placidus mit Pastorale und Palmzweig.
8. Der hl. Wolfgang (Benediktinerabt mit Pastorale, Beil und Kirchenmodell).
46*
364
Gerichtsbezirk Salzburg
Nr. 1 und 2 in der Halle der Musikempore, 3, 4, 7, 8 in den Seitenkapellen über den Beichtstühlen,
5 und 6 im N. des Langhauses neben den Seitenaltären. — Bräunliches Kolorit, Hintergründe ganz
in dunklem Braun verschwimmend. Besonders gut Maria und das Wunder des hl. Benedikt.
Volivbild. Votivbild der Stadt Hallein von 1736, mit Ansicht der Stadt, der Plainer Madonna, Hieronymus und
Antonius; Öl auf Blech.
Skulpturen. Skulpturen: An den Pfeilern im Langhause fünf lebensgroße Statuen (Holz, neu polychromiert).
1. Die hl. Gertraud, im Habit der Benediktinerinnen, mit Buch und Pastorale; in der Brust das kleine Christ-
kind. An der Konsole zwei Putti mit Inschriftkartusche.
2. Der hl. Johann von Nepomuk. Konsole wie bei 1.
3. Die Immakulata auf der vergoldeten Weltkugel (zwei
Putti, zwei Cherubsköpfchen, Schlange).
4. Christus im Purpurmantel, mit Dornenkrone, Schilf-
rohr (Ecce-Homo).
5. Die schmerzhafte Mutter Gottes (Dolch im Herzen).
Gute Arbeiten, um 1730.
6. Madonna mit dem Kinde (Holz, polychromiert, ver-
goldet und versilbert) an einem langen Seile mit Kugeln
(Rosenkranz) im Langhaus hängend. Um 1675.
Monstranz. Monstranz (Fig. 335, 336): Silber, vergoldet. 81 cm
Fig. 335, 336. hoch, reich getrieben. Am Fuße die vier sehr guten
Halbfiguren der Hl. Rupert, Virgil, Benedikt und Scho-
lastika, Ornamente, aufgesetzte Halbedelsteine und Perlen.
Am Knauf drei Cherubsköpfchen und eine Kamee, die
sitzende Madonna mit dem Kinde, in Silberfassung mit
Diamanten. Lunula und Kapsel verziert mit Perlen und
echten Steinen. Reicher Rahmen aus durchbrochenem
Band- und Rankenwerk, zehn Trauben aus orientalischen
Perlen, zwei Putti und vier mit Diamanten besetzte
Ährenbüschel. Oben die Plainer Madonna, darüber feine
Emaiigruppe der Kreuzigung, zu oberst Baldachin und
Kreuz; unten liegendes Email-Einhorn, dessen Rücken
von einer großen Perle gebildet wird. Strahlenkranz. —
Marken: Augsburger Beschau (Rosenbf.rg" 176). Meister-
marke undeutlich, in Dreipaß: j,« (Rosenberg^ 523).
Auf der Unterseite des Fußes eingraviert die Inschrift:
Haec Monstrantia ex pretiosis oblationibiis peregrinan-
tium et huc ad Matrem nostrain Consolalricem con-
fugientiuni fidelium confecta est. Anno 1733. P. Gre-
gorius Homer, p. t. Universltatis Rector et Superior in
Piain. Vorzügliche Arbeit aus der Werkstätte des
Johann David Salier in Augsburg, 1733, 1735 von
A. G. Riedlechner in Salzburg um 1359 fl. geliefert.
Ziborium. Ziborium: Silber, vergoldet, mit getriebenen buschigen
Ranken. Augsburger Beschau. Meisterzeichen : C K in Breit-
oval. Ende des XVII. Jhs. — Darauf getriebene vergoldete
Silberkrone mit sechs Bügeln und getriebenen Akanthus-
palmetten. Unechte Steine. Marken: Salzburger Beschau
(S in Oval). Meisterzeichen wie beim Ziborium in Elsbethen,
s.S.51. Arbeit desHans Jakob Haidt (Bürger seit 1687).
Kelclie. Kelche: Silber, vergoldet. 1. 2A cm hoch. Glatt;
Sechspaßfuß. — Marken: Undeutliches Beschau-
zeichen. Meistermarke: In Oval L im G. Arbeit
des Georg Lotter oder Gregor Linderer
in Augsburg. Um 1650.
2. 25 cm- hoch. Getrieben. Am Fuß und Knauf Blumen, durchbrochener Cuppakorb mit Blumen. Tu
Am Fuß drei Emails mit Phönix, Strauß und Wappen Scherffenberg-Kuenburg, Jahreszahl 1676. —
Marken : Salzburger Beschau (S in Oval). Meisterzeichen : Andreaskreuz in Ring. — An der Unterseite
gravierte Inschrift: Sidonia Magdalena Comitissa de Scherffenbcni nata Comitissa de Küenburgdona-
Fig. 337rt. Vit As Dhi 1676. Gute Arbeit des Daniel Weber in Salzburg (Bürger seit 1649), 1676 (Fig.337rt).
Fig. 335
Maria Piain. ]\lonstranz von Joliann David Sa
in Augsburg, 1733 (S. 364)
rkisen.
'
Maria Piain
365
3. 23-5 cm hoch. Am Fuß und Knauf je drei getriebene Cherubsköpfchen und Blumen. Auf die Cuppa
aufgelegt in durchbrochenem getriebenem Silberrelief drei Putti mit den Leidenswerkzeugen, Blumen
und Ranken. — Marken auf Cuppa- und Fußrand: Augsburger Beschau. Meisterzeichen: A P in Breit-
oval. Ende des XVII. Jhs. (um 1680).
Fig. 336 Maria Piain. Monstranz, Detail (S. 364)
4. 26 cm hoch. Getriebene Verzierungen. Sechspaßfuß mit Lamm, Schaubroten, Weingefäß, Mannaregen
und (in ovalen Silbermedaillons) den „arma Christi". Auf der Cuppa „arma Christi" und drei Cherubs-
köpfchen. Anfang des XVIII. Jhs. (Fig. 338 a).
5. 27 cm hoch. Reich getrieben mit asymmetrischen Rocaillen. — Marken: Augsburger Beschau mit
r* T
K (1751—1753; Rosenberg'- 194). Meisterzeichen: ^ ''" nrAin^ft CP^cnMcnnr-.ä
Ignaz Bauer in Augsburg, um 1752.
Fig. 338 0.
in Dreipaß (Rosenberg ^ 533). Arbeit des Georg
366
Gerichtsbezirk Salzburg
■ig. 337/),
338/;.
6. 26 cm hoch. Getrieben mit Rocaillen. Sechs schwache ovale Miniaturbilder in Kupferemail: Ölberg,
Abendmahl, Geißelung (Cuppa), Dornenkrönung, Kreuztragung, Kreuzigung (Fuß). — Marken: . _^
I /«\ Cu^
Augsburger Beschau mit L (1753—1755; Rosenberg- 196). Meisterzeichen: . _ in Dreipaß y^k /n A
(Rosenberg ^ 545). Arbeit des Johann Jakob Schoap oder Josef Ignaz Saler in
Augsburg, 1754 (Fig. 337/!», 338/)).
p
1
i
^3
7''
h\
^"^^^^^^^^Ü
fey
^yEr^^
- ^*^^IR4
H
a Fig. 337 Maria Piain. Kelche. b
a Von Daniel Weber in Salzburg, 1676. b Von J. J. Schoap
in Augsburg, 1754 (S. 364, 366)
a Fig. 338 Maria Piain. Kelche. b
a Anf. d. XVIll. Jhs. b Von J. J. Schoap in Augsburg, 1754 (S. 365, 366)
7. 26-5 cm hoch. Reich getrieben mit Rocaillen. Am Fuß und an der Cuppa je drei Miniaturen in Kupfer-
email, Abendmaiil, Ölberg, Geißelung; Dornenkrönung, Fall unter dem Kreuze, Kreuzigung. — Zwei
undeutliche Marken: Beschauzeichen Tittmoning(?). Meisterzeichen: ?H (wohl Egyd Hablitschek
in Titlmoning). Um 1760.
Maria Plaiii
367
Kreuzpartikel mo II stra HZ
Rokokogehäuse, um 1760.
von 1847 (Kupfer, vergoldet) in sehr reicii geschnitztem verglastem
Pektoralkreuz: Silber, vergoldet. Einfaciie Kette. Guter Kruzifixus in Emailmalerei auf Porzellan
in vergoldeter Silberfassung mit Almandinen. Rückwärts eingraviert B.A.S.P. 1772 (Beda abbas S. Petri).
Schöne Arbeit, 1772. ' '
Meßbuchbeschläge: 1. 24 X 36 cm. Druck von
Wappen und Dedikationsinschrift des Erzbischofs Max
1671. Vorne ganzseitige Pergamentminiatur mit
Gandolf, 1681. Einband: Rotbraunes Leder mit
Goldpressung. Reiches getriebenes Silber-
beschläge. In den Ecken schöne buschige Blatt-
ranken mit Cherubsköpfen, in der Mitte jeder-
seits ein ovales Medaillon mit eingravierter Fi-
gur (St. Benedikt — St. Rupert). Feingearbeitete
Schließen mit getriebenen Blumen. Augs-
burger Beschau. Vorzügliche Arbeit von 1681
(Fig. 339).
PR]
'Z^I^u^'^M
PS
f W^ Ap^ dB^i^v^^Hp
1.
m
^^^^B
fWi
'i^^^^P
•^-iff 1
1 ; i^b^
; M^p^^^lw^^^^'l
WM
Pil«' -
( ^7j[^>^&iJp^
^H
Iw
* iKmUßi^^
1
^^^IH ■
^ i^Bpy^yvjF^Eyife^^y
^^^^1
^^Wi
1 V^ijfes»jfc jk^f^^j^y^^^
^^^m
Hoy|t
: A^JQ J^HK^p^
'tSL
^■1
K^ut
i M'\^a'^v^^^^i^
^raHl
H^K'
i «äK¥^^^y!^^w»<H
iO^B
HHH
■ ^^9i^^JR^
^bm
^w'
;S^p^^^^
IMI
^^;
^WW^pJ^iW
^JKm
Krcuzparlikel-
monstranz.
Pektoral-
kreuz.
Meübuch-
lieschläge.
Fig. 339.
Fig. 339 Maria Piain. Meßbiichbeschläge von 1681,
Augsburger Arbeit (S. 367)
Fig. 34.) Maria Piain. Gebetbuch
um 1691 (S. 367)
2. Druck von 1765. Getriebene Silberbeschläge, Eckstücke mit Bandwerk und Cherubsköpfchen. In der
Mitte je eine Kartusche. Auf der vorderen graviert Plainer Mutter Oottes mit Gebetsunterschrift. Auf
der Rückseite graviertes Wappen und Inschrift: Zacharias Ausweger 1679. — Marken: Salzburger
Beschau. Meisterzeichen: GR in Schild. Arbeit des Gebhard Raininger in Salzburg (Bürger
seit 1640), 1679.
3. 24 X 38 c/«. Druck von 1734. Roter Ledereinband mit Goldpressung. Schönes Silberbeschläge (durch-
brochenes und getriebenes Bandrankenwerk). Um 1734. — Marke: I in G (vielleicht Jakob Gatto in
Salzburg). Um 1734.
4. 37 X 24 cm. Druck von 1790. Violetter Samteinband mit schönem Silberbeschläge in getriebener
Arbeit (Kartuschen mit klassizistischem Dekor). — Marke: PP in Vierpaß. Anfang des XIX. Jhs.
Gebe tb u ch (Fig. 340): 5-5 X 8-5 cw. Druck von 1672. Deckel: Silber, vergoldet, reich verziert mit
vergoldetem Doppeladler, emaillierten Ranken, zahlreichen Granaten und dreizehn Amethysten. Auf den
Schließen vier Amethyste. 1691 geopfert von Maria Anna von Gleispach, geb. Gräfin von Kufstein.
Opfertasse: Silber, zum Teil vergoldet, 33 cm lang. Oval. In der Mitte eingepunzt Namen Jesu
und Maria in kreisrunden Rahmen. Am Rande vier Kartuschen mit den Leidenswerkzeugen und dem
Gebetbuch.
Fig. 340.
Opfertasse.
368
Gcrichtsbezirk Salzburg
Flammenherzen. Schönes Band- und Rankenwerk. — Marken: Augsburger Beschau (Rosenberg* 172).
Fig. 341. Meisterzeichen: LS (Rosenberg- 483). Arbeit des Ludwig Schneider in Augsburg, um 1720 (Fig. 341).
Von den zugehörigen Kännchen sind nur die Deckel alt, das übrige wurde 1901 ergänzt.
Ornat. Ornat: Silberbrokat mit roten und blauen Blumen; Mittelstücke modern. Ende des XVll. Jhs.
Kasein. Kasein: 1. Auf moderne weiße Seide übertragen prachtvolle Seidenstickerei, Christus, Maria, zwei Engel,
Blumen und Früchte. Auf der Rückseite Doppelwappen Rehlingen-Admont 7675. Ausgezeichnet schöne
Fig. 342, 343. Arbeit. Gestiftet von Raimund Freiherrn von Rehlingen, Abt von Admont 1659—1675 (Fig. 342, 343).
2. Goldbrokat mit J appliziertem, rotem Samtrankenmuster. Sehr schönes Stück, Ende des XVI. Jhs.
Fig. 344. (Fig. 344).
3. Weißer Seidendamast mit gestickten kleinen bunten Blumen und Goldranken. Sehr feine Arbeit, Mitte
des XVIII. Jhs.
4. Weißer Seidendamast mit gestickten großen Blumen, goldenen und farbigen Blättern. Sehr gute
Fig. 345. Arbeit, Anfang des XVIII. Jhs. (Fig. 345).
Fig. 341 Maria Piain. Opfertasse von Ludwig Schneider in Augsburg, um 1720 (S. 368)
5. Silberbrokat mit grün-gelb-roten Blumenranken. Auf der Rückseite gesticktes Wappen des Erzbischofs
Max Gandolf. Um 1674.
6. Grüner Seidenbrokat mit weißem Blumenmuster, alte Goldborten; auf Stola und Manipel applizierte
große in Gold gestickte Kreuze. Auf der Rückseite gesticktes Wappen des Erzbischofs Max Gandolf.
Gutes Stück. Um 1674.
7. Grüner Goldbrokat mit großem Blumenmuster. XVIII. Jh.
8. Grüne Seide mit gewebten kleinen Seidenblumen. XVIII. Jh.
9. Seitenteile weißer Goldbrokat, Mittelstück ein Stab mit großen grünen Ranken und roten Schleifen
in Gobelinstich. Ende des XVII. Jhs. Gestiftet von der Königin Eleonore von Polen.
10. Blaßblauer Goldbrokat, neues weißes Mittelstück. Ende des XVII. Jhs.
11. Mittelstück neuer gelber Moireestoff. Seitenteile kleingemusterter, eigenartiger Goldbrokat. Ende
des XVII. Jhs.
12. Sehr schwere Kasel, grüne Seide, vollständig bedeckt mit in Überfangstich hergestellten sehr großen
Soiinenbluincn, Ranken und Girlanden aus vergoldetem Metall. Auf der Rückseite Wappen des Erz-
^■ischois Max Gandolf. Um 1674 (Fig. 346).
15. Süberbiökat mit gewebten bunten Blumen und Blättern. XVII. Jh.
14. Römisch-vioielter Atlas an den Seitenteilen. Mittelstück, Goldbrokat mit violettem Muster. XVII. Jh.
15. Weiß. Seitenteile, modern. Mittelstück kleinmusteriger Goldbrokat mit Seidenblumen. Ende des
'XVII. Jhs.
Maria Piain
369
«
-O
CO
O
>
XI
47
370
Gerichtsbezirk Salzburg
Cw^
Maria Piain
371
16. Mittelstück, modern, roter Plüsch. Seitenteile roter Goldbrokat. Gesticktes Wappen: Oben blaues
Feld, unten drei schräge rote Balken auf weißem Grunde. XVIII. Jh.
17. Weiß. Roter Silberbrokat mit Blumenmuster. XVIII. Jh.
18. Roter Silberbrokat, XVIII. Jh. (modern, neu gefärbt).
19. Weißer Goldbrokat mit bunten Blumen. XVIII. Jh.
20. Mittelstück roter Samt, Seitenteile Silberbrokat mit roten Blumen. XVIII. Jh.
21. Gold- und Silberbrokat mit bunten Blumen. XVIII. Jh.
Pluviale: Grün, gelb und rot geblümter Silberbrokat. Um 1674.
Infel: Gold- und Silberbrokat, gewebte bunte
Blumen. Anfang des XVIII. Jhs.
Antependien: 1. Auf modernes Antependium
appliziert vier Streifen eines Antependiums von
1683, Vertikalstreifen, umwunden von grünen Ranken
und roten Schleifen, Goldgrund, Gobelinstich. 1683
vom Domherrn J. A. Frhn. von Leiblfing geschenkt.
2. Auf rotem Samtgrunde ein schmaler Horizontal-
und drei breite Vertikalstreifen, Goldbrokat mit
neu appliziertem rotem Samtmuster. Italienisch,
XVI. Jh.
Leuchter: Acht dreifüßige, versilberte Holz-
leuchter. Um 1675. - Acht große dreifüßige, ver-
silberte Metalleuchter. Um 1800. — Vier drei-
füßige, versilberte Holzleuchter. Um 1800.
Vasen: Zwei versilberte Metallvasen mit getrie-
benen Rocaillen. Um 1750.
Ampeln: Eine große Ampel mit getriebenen
Rocaillen, um 1750. — Drei kleinere Ampeln, um
1800. Alle aus versilbertem Metall. — Sechsarmiger
Hängeleuchter mit Kugel, Spiralarmen, Doppel-
adler; Messing, versilbert, um 1680.
Glocken: 1. Große Glocke. Madonna mit dem
Kinde, St. Vitaiis, St. Maximilian, Wappen des Erz-
bischofs Max Gandolf mit der Jahreszaiil 1680. —
Umschrift: Zu der Ehr Gottes leidt man mich,
die Lewentigen berueff ich, die Doden bewein ich,
Hans Niisbiciiher goss mich.
2. Wappen des Erzbischofs Max Gandolf, 1680,
St. Rupert, St. Virgil, Krönung der hl. Maria, darunter:
Hanns Nusbickher in Salzburg gos mich. — Um-
schrift: Benedictio dei omnip: Pat: et Filii et Spir:
S: descendat super nos et fruct: terrae et maneat
semp:
3. St. Johannes und Jakobus mit Beischrift: In
honorem dei ac S. Joannis et Jacobi Apost: fi-
liorum tonitrui. Wappen des Erzbischofs Max
Gandolf mit der Inschrift: F{ien) /(ecit) et bened(ixii)
Maximilianus üandolphus Comes de Kuenburg
d. G. Archieps. et Princ. Salisb. S. Sed. Ap. Leg.
A{nn)o Dni MDCLXXII. -- Umschrift in zwei Zeilen: Durch das Feur bin ich geflossen, Joann
Eisenberger in Salzburg hat mich gegossen anno MDCLXXII.
4. St. Josef und Benedikt. Inschrift: In honorem Dei ac S. Josephi et S. Benedicti. Wappen des Erz-
bischofs Max Gandolf mit derselben Inschrift wie bei der vorigen Glocke. — Umschrift: Joann Eisen-
berger in Salzburg goss mich anno dni MDCLXXII.
5. Johann der Täufer, Mutter Gottes von Maria Piain, hl. Schutzengel. — Inschrift: Max. Gand. ex Comit.
de Kuenburg D. G. A. S. S. S. A. L. F. F. Anno Dni 1672. — Sumpt. Plainens. repar. anno dni 1770
S. P. J. D. — Umschrift: loannes OberasCher saLIsbVrgensIs Me fVDerat. — A fulgure, grandine et
a mala tempestate libera nos Domine Jesu Christe.
Fig. 346 Maria Piain. QoldgesticlKte Kasel, um 1674 (S. 368)
Pluviale.
Intel.
Antependien.
Leuchter.
Vasen.
Ampeln.
ülockeii.
Turmuhr: Mit dem auf Blech gemalten Wappen des Erzbischofs Max Gandolf.
und zum Englishen Perpentickel gemacht Johann Beutele in Salzburg (um 1780).
Inschrift: Renoviert
47*
Furmuhr.
372
Gerichtsbezirk Salzburg
Siiperiorats-
gebäude.
Äußeres.
Inneres.
Altar.
Gemälde.
Fig. 317.
Superioratsgebäude: 1676 vollendet.
Äußeres: Einfaches, rechteckiges, zweistöckiges Gebäude mit elf Fensterachsen im S. Über der Tür
gemalte Sonnenuhr. Blechdach.
Inneres: Im Vorhaus Tonne mit zwei Paaren von Stichkappen. Im Erdgeschosse langer Gang, Tonne
mit Stichkappen. Alle Räume im Erdgeschosse gewölbt mit Tonne mit Stichkappen.
Im I. Stock langer Gang, Tonne mit Stichkappen. Am Westende Tür in Holzrahmung mit Jahreszahl
MDCLXXV (1675). Am Ostende an der Wand die Holzfiguren des Gekreuzigten und der hl. Maria,
Holz, neu polychromiert, gute Arbeiten; als Hintergrund Freskomalerei mit den großen Figuren der
hl. Agnes und der hl. Maria Magdalena; oben Putti mit Baldachin, Gott-Vater. Mitte des XVIII. Jhs. —
Daneben bemalter hölzerner Oratoriumeingang, Ende des XVII. Jhs. — Im W. kleiner Saal mit schönem,
schwerem Kassette nplafond aus Zirbelholz (1675) und blauem Kachelofen (s. unten).
Im II. Stock langer Gang mit schöner Stuckdecke. Sechs Felder, umrahmt von Bändern mit Perlstab
und Wellenband. Ende des XVII. Jhs. (um 1674).
Im II. Stock im W. Saal mit schöner Stuckdecke. Geometrische Kompartimente, umrahmt von breiten
profilierten Bändern mit Perlstab und Wellenband, vier große Rosetten, um 1674. — Im 1. Zimmer
daneben Holzplafond mit vertieften quadratischen und rundeii Feldern, um 1674; großer, viereckiger,
weißer Empirekachelofen, Anfang des XIX. Jhs. Gemälde, Öl auf Leinwand, die hl. Familie, Halb-
figuren, Ende des XVII. Jh., modern übermalt. — Fünf Aquarelle 43 x 64, St. Gilgen, Mondsee, Hohen-
werfen, Paß Lueg; bezeichnet: Louis Wallee fecit, 1827.
Im 3. Zimmer einfache Holzdecke; großer, weißer Kachelofen mit Rocaillen, zweite Hälfte des XVIII. Jhs.
Im 4. Zimmer einfache Holzdecke.
Kleiner Altar, Holz, schwarz gefaßt, mit vergoldeten Leisten. Altarbild: Maria-Einsiedeln, daneben
St. Benedikt und Vital, oben die hl. Dreifaltigkeit. Um 1700.
Standkruzifix und zwei geschnitzte Leuchter, um 1700.
Gemälde: Meist Öl auf Leinwand. 1. 229 x 164 cm. Porträt des Erzbischofs Max Gandolf, des
Erbauers der Kirche von Maria Piain; ganze Figur. Links Durchblick auf Kirche und Superiorat. Kopf
gut, das übrige grob übermalt. Um 1674 (Saal, I. Stock).
2. 92 >c 70 cm. Porträt. Brustbild. Erzbischof Leopold Anton Eleutherius Graf von Firniian. Schwach. Um
1730 (I. Stock, Saal).
3. 88 X 69 cm. Porträt des Erzbischofs Siegmund Schrattenbach. Brustbild. Mittelgut. Um 1765
(I. Stock, Saal).
4. 90 X 70 cm. Porträt. Erzbischof Hieronymus Graf Colloredo. Brustbild. Schwach; übermalt. Um 1780
(I. Stock, Saal).
5. 79 X 65 cm. Porträt. Brustbild. Kaiser Franz I. Schwach. Um 1820 (I. Stock, Saal).
6. 61 X 46 cm. Porträt eines schwarzhaarigen Weltgeistlichen; gute Arbeit, rückwärts bezeichnet:
f^r. Jäger piiix. 1830 (II. Stock).
7. Tempera auf Leinwand. 180 x 120 cm. Drei kartuschenförmige Bilder. Kirchenweihe durch Erzbischof
Max Gandolf. Übertragung des ursprünglichen Gnadenbildes in die Kirche und Einschließung desselben
in den Hochaltar durch Erzbischof Leopold Firmian (1732). Um 1774 (vom Jubiläum) (I. Stock, Gang).
8. Tempera auf Leinwand. 220 x 142 cm. Vier Bilder mit Szenen aus der Geschichte des Gnadenbildes
von Maria Piain. Um 1774 (I. Stock, Gang).
9. Sechs Stilleben, Ende des XVII. Jhs. (Gang, 11. Stiege).
10. Großes Stilleben. In einem riesigen Früchtenkranz, der an die Arme zweier Bacchushermen gebunden
ist, sieht man vor einem mit Wein und Speisen bedeckten Tische einen Jüngling mit Flöte (in blauem
Frack, Dreispitz) sitzen. Gute Arbeit aus der zweiten Hälfte des XVIII. Jhs. (IL Stock, Gang).
(Fig. 347).
11. 105 X 150 c/H. Sieben Gemälde, die sieben Bitten des Vaterunsers; gute Arbeiten. Auf dreien Wappen,
auf einem die Jahreszahl 1676. Z. A (Zacharias Ausweger), auf einem anderen 7677 (I. Stock, Gang).
12. 200 >; 120 cm. Maria Verkündigung. Gut, bezeichnet: EX VOTO 1684 (Erdgeschoß).
13. Pendant dazu, die Immakulata; rechts oben Gott-Vater, unten das kniende Stifterpaar in schwarzer
Gewandung. Gute Arbeit von gleicher Hand, bezeichnet: EX VOTÖ 1684 (beide im Vorhaus).
14. 68 X 52 COT. Madonna mit dem Kinde, Halbfigur. Schwach. XVIL Jh. (L Stock).
15. 42 X 37 cm. Die Dreifaltigkeit in Gestalt eines Mannes mit drei gleichen Gesichtern. Bäurisch roh,
XVII. Jh. (I. Stock, Saal).
16. 136 X \\2 cm. Christus an der Geißelsäule. Mittelmäßig, Ende des XVII. Jhs. (Erdgeschoß, Gang).
17. 157 X 101 cm. Ecce-Homo. Schwach, um 1700 (Stiege).
18. Tempera auf Leinwand. Kopie des Gnadenbildes. Schwach. Um 1700 (I. Stock, über der Saaltür).
19. 115 X 81 cm. Dem hl. Anton von Padua erscheint das Christkind; dahinter ein Engel. Gute Arbeit
Anfang des XVIII. Jhs. (Stiege).
Maria Piain
373
20. 140 X 90 cm. Der hl. Josef thronend inmitten eines Kranzes aus sieben roten und sieben weißen
Rosen (die sieben Leiden und sieben Freuden des hl. Josef). Mittelmäßig, Anfang des XVIII. Jhs. (Erd-
geschoß, Gang).
21. 19 schwache Bilder. Öl auf Leinwand. Heilige des Benediktinerordens, Kniestücke, darunter
erklärender Text; um 1700. Nach den aufgemalten Wappen gestiftet von Äbten der verschiedenen
Benediktinerklöster (II. Stock, Gang).
22. 146x70fm. Christus am Kreuze. Gut. Rechts unten bezeichnet: Eques De Röethiers inv. (et)
pinx 1724 (I. Stock, Saal).
23. 51 X 40. Brustbild. St. Benedikt mit dem Bilde der Madonna. Schwach, Anfang des XVIII. Jhf.
(Erdgeschoß).
24. Öl auf Glas. 42 X 32 cm. Halbfigur der Madonna, auf einen Spiegel gemalt. Gut. Erste Hälfte
des XVIII. Jhs. (Erdgeschoß).
Hg. 347 Maria Piain. Superiorat, Stilleben, zweite Hälfte des XVIII. Jhs. (S. 372)
25. Zirka 200 X 160 rw. Gott -Vater krönt die Immakulata, ein Putto stößt der Schlange den Kreuzesspeer
in den Rachen. Gute Arbeit. Mitte des XVIII. Jhs. (Vorhaus).
26. 32 X 28 cm. Nachbildung der Plainer Madonna. Gering, XVIII. Jh. (I. Stock, Saal).
27. Öl auf Porzellan. 9x8 cm. Miniatur. Halbfigur der Madonna. Gut. Rückwärts bezeichnet: Ant.
Heller 828 fecit (I. Stock).
28. 32 X 23 cm. Zwei Baumlandschaften, im Hintergrunde Maria Piain — Abersee. Gute Arbeiten,
bezeichnet: A. Reiffenstuhl pinx. (Erdgeschoß).
29. 22 X 31 cm. Genrebild. Rast am Wege. Eine Salzburger Bauersfrau mit einem Knaben steht vor
zwei am Wegrande sitzenden Männern. Tüchtige Arbeit, bezeichnet: Carl Miliner 1847.
30. 22 X 31 cm. Genrebild. Zwei Bäuerinnen und ein Kind unter einem Torbogen. P. J. Gries 1847
(Wallfahrtspriester).
31. 30 X 38. Alpenlandschaft mit Kirche; Gut, um 1840.
32. 31 X 37 fw. Landschaft bei Sturm; mittelmäßig, bezeichnet: Ic. Gries 1846.
Skulpturen: 1. Holzkruzifix, polychromiert. Von Franz Nissl, Anfang des XIX. Jhs.
2. Relief, 49 X 37 cm. Gips, vergoldet, Brustbild des Kaisers Franz I.; gut, Anfang des XIX. Jhs.
Skulpturen.
374
Gcrichtsbezirk Salzburg
Wachs- Wachsplastiken: 1. Im Rahmen 22 X 27 cm. Halbfiguren des hl. Benedikt und des hl. Maurus;
Plastiken. polychromiert. Gute Arbeiten, Ende des XVII. Jhs.
2. Im Gehäuse 33 X 48 cm, polychromiert. Bekleidete Halbligur der Madonna mit dem Kinde. Gut,
Ende des XVII. Jhs.
3. Im Rahmen 29 x 39 cm. Der hl. Hieronymus in seiner Höhle. Rein weiß. Sehr feine Arbeit, um 1720.
4. Die hl. Maria Magdalena. XVIII. Jh. — Alle in der Schatzkammer.
Fig. 348 Maria Piain. Kachelofen, um 1675 (S. 375)
Vnria. Varia: In der Schatzkammer vier alte Schauschränke, Holz, weiß lackiert, mit bleigefaßten Sechseck-
scheiben. Als Aufsätze vier Gemälde: Die Erzbischöfe Max Gandolf Graf Kuenburg, Leopold Anton Graf
Firmian, Andreas Jakob Graf Dietrichstein, Rudolf von Griming, das Maria-Plain-Bild verehrend. Ein weiß
lackierter Schrank mit Gelb in Gelb gemalten allegorischen Bildern. Um 1750.
Ml derSchatzkammer die Kopie des Maria-Plain-Bildes, das früher am Hochaltar hing (von Zach, s. Gesch.). —
Tabernakel für die Monstranz, Holz, neu gefaßt. An der Tür Kruzifixus, Maria und Johannes; sehr gute
Arbeiten, Anfang des XVIII. Jhs. An den Seiten zwei Putten mit Spiegeln. —
Maria Piain
375
Ofen (Fig. 348, 349): Im Saale des I. Stockes großer rechteckiger Ofen, blau glasiert. Als Füße sechs Ofen,
sitzende Hunde. 48 Kacheln mit der Figur eines Reiters (Kaisers), zum Teil mit den Buchstaben D Fig. 348, 349.
oder H, S, P, M und K, in rundbogiger Umrahmung von Früchten. An den Ecken bärtige Masken und
Cherubsköpfe. Als obere Randbekrönung 9 Akrotere mit Cherubsköpfen. Schönes Prachtstück, um 1675.
Handschrift: Bruderschaftsbuch der Marianischen Bruderschaft in Piain 1681. Papier 195 X 310 mw. Handsclirift.
Roter Ledereinband mit schöner Goldpressung. Am Anfang 14 Pergamentblätter mit gemalter Miniatur
und Wappen. 1. Bruderschaftsmesse. In der Mitte der zelebrierende Priester, unten die Seelen im
Fegefeuer. Zur Seite die Mitglieder, oben zwei Engel mit dem Gnadenbilde. Es folgen die Wappen
und eigenhändigen Unterschriften des Erzbischofs Max Gandolf (1681), der Königin Eleonora von Polen
(1683), des Herzogs Karl von Lothringen (1683), der Kaiserin Eleonora, der Erzbischöfe von Salzburg
Johann Ernst (1691), Franz Anton, Leopold (1727), des Markgrafen Georg von Baden (1737, ohne
Unterschrift), des Kardinals Josef Dominik Grafen von Lamberg, Bischofs von Passau, der Erzbischofs
Fig. 349 Maria Piain. Detail vom Kachelofen (S. 375)
Jakob Ernst von Salzburg (1745), Andreas Jakob (1749), Siegmund (1753) und Augustin (1834); auf Papier
Wappen und Unterschrift des Erzbischofs Friedrich Fürsten von Schwarzenberg (1843). Weiter rückwärts
auf Pergament Miniaturporträt und Autogramm des berühmten Kapuzinerpaters Marco d'Aviano, 1682.
Opfergaben: Zahlreiche Opfergaben, besonders Silberfiligran-Rosenkreuze.
Opfergaben.
St. -Benedikt-Statue: Vor der Kirchenfront. Untersberger Marmor. Auf quadratischer Basis schön
profiliertes Postament, darauf toskanische Säule mit der guten Statue des hl. Benedikt mit Pastorale
und Buch. Zu seinen Füßen Wappen des Stiftes St. Peter; auf der Kartusche Vogel mit Brot. An der
Basis der Statue eingemeißelt: P. A. S. P. (Placidus abbas S. Petri), 17Ü9.
Hl.-Grab-Kapelle: Östlich von der Kirche, freistehend.
Äußeres: Bruchstein und Ziegel, verputzt und gelb gefärbelt. Rechteckiger, fünfseitig geschlossener
Bau, nach W. orientiert. Im westlichen Teile niedriger Sockel, darauf zehn toskanische Säulchen aus
Nagelfluh (Konglomerat) mit spitzbogigen Blendarkaden. Im O. über fünf Stufen kleine Tür, darüber
St.-Benedikt-
Statue.
Hl.-Orab-
Kapclle.
Äußeres.
376
Gericlitsbezirk Salzburg
Inneres.
breitovale Marmorkartusche mit der Inschrift: Germani fratres Carolas Francisc{us) et Caspar{üs)
Alhert{us) L. L. B. B. (liberi barones) a Lerchenfeldt, in Gebelkhoven et Amerlandt. D. D. (domini)
in Obernprenberg, Menckhoven, Elthamb, Mämbling, Erb- et Eckhershamb etc. Maximiliani Enianuelis
utr(ius) Bav:(anae) et. Sup{enons) Pa/(atinatus) Ducis S. /?. J. archidap{iien) et Electoris Ser{tmss[)nii
etc. etc., Camerarii, consiliarii Aulici et praefecti in Fridtbiirg ac Wildtshutt nionumentum hoc posiierunt
anno MDCXCIl (1692). Darüber war ein schönes Wappen der Lerchenfeld, das 1909 gestohlen wurde.
An den Seiten drei kleine schlitzartige Fenster. — Niedriges Blechdach, im W. sechseckiges Türmchen
aus Holz, mit sechs durch Spitzbogen verbundenen Säulchen.
Inneres: Vorraum, nach W. zu elliptisch abgeschlossen: Tonnengewölbe. Im W. niedriger rechteckiger
Durchgang zur tonnengewölbten Grabkammer. In dieser an der Nordseite hinter schmiedeeisernen
Gittern unten die lebensgroße Figur Christi im Grabe, oben die kleineren Figuren des auferstandenen
Christus und zweier Engel (Holz, neu polychromiert); gute Arbeiten. Anfang des XVIII. Jhs.
Piu;. 350 Maria Piain.
Kalvarienberg, Pietägruppe, um 1730 (S. 378)
Ursprungs-
kapelle.
Sogenannte Ursprungskapelle:
Östlich neben dem Gasthause. Einfacher rechteckiger Bau mit einspringendem, halbrundem Abschlüsse.
Bruchstein und Ziegel, hellgelb gefärbelt, Hohlkehlgesims. Im W. Tür (mit hölzernem Vorbau auf vier
Säulen). Darüber gemalte Jahreszahl 1710, kleine Bildnische, Giebel, oben abgeplattet. Im N. und S.
je ein großes Fenster in profilierter Umrahmung. Blechdach; über dem Giebel achteckiges Türmchen
aus Blech.
Inneres. Inneres: Tonnengewölbe mit zwei Stichkappen. Barockes Deckengemälde: Im Mittelfelde
ein graubärtiger Mann kniend vor dem in einem einfachen Bretterverschläge untergebrachten Bilde der
Plainer Madonna; darüber Glorie mit Gott-Vater und Engeln. Rings um das Bild in Nachahmung von
weißen Stuckarbeiten dekorative Ornamentmalerei. Gute Arbeit, Mitte des XVIII. Jhs. Vor der Apsis
schönes Eisengitter, um 1710.
Aitnr. Altar: Über der einfachen Mensa an einem hölzernen Baldachinaufbau Kopie des Gnadenbildes von
Maria Piain in einem von zwei Engeln getragenen Herzen aus versilbertem Holze. XVIII. Jh.
Skuipiuien. Skulpturen: Zwei Leuchterengel, die Statuen des hl. Rochus und des hl. Sebastian, Holz, polychromiert.
Mittelmäßig, XVIII. Jh. — Zahlreiche Votivbildchen.
Maria Piain
377
Kalvarienberg:
Am Südabhang des Berges, auf dem sich die Kirche erhebt, stehen längs des von Gebüschzäunen ein-
gefaßten Aufganges vier Kapellen und darüber eine offene Halle mit der Kreuzigungsgruppe. Die
Kapeilen alle aus Bruchstein und Ziegel, verputzt und hellgelb gefärbelt.
1. Rechteckige Kapelle. Eckpilaster, Kranzgesims. Vorne große Türöffnung; schönes Eisengitter (sechs
Reihen Wellenranken). Darüber breitovales Fenster in profilierter Umrahmung; schönes Eisengitter. —
An den Schmalseiten oben je ein breitovales Fenster in profilierter Laibung. — Niedriges Schindel-
dach, zwei Holzkreuze.
Inneres: Oben profiliertes Kranzgesims (Eier- und Perlstab). Gewölbe mit zehn Stichkappen und, ver-
tieftem rechteckigem Mittelfelde mit stukkierter Umrahmung und Rosette.
Einfacher Altar. — Vor dekorativer Landschaft (seitlich Kulissen) Ölberggruppe, fünf lebensgroße
Holzstatuen, neu polychromiert. Rechts Christus, kniend betend. Links oben auf einer Wolke der
Engel mit Kelch und Kreuz. Unten die drei schlafenden Apostel. Gute Arbeiten. — Die Kapelle wurde
1686 von der Gräfin Kuenburg erbaut.
Kalvarien-
berg.
Fig. 351 Plainbrücke, 1733 (S. 378)
2. Breitovale Kapelle, mit gerader, flachbogig übergiebelter Front an der Vorderseite. Eckpilaster, Gebälk
mit Triglyphenfries, profiliertes Abschlußgesims. Vorne große Türöffnung, einfaches Spiralgitter. Darüber
in profilierter Umrahmung breitovales Fenster mit rechteckiger Ausnehmung oben und unten. Darüber
Steinwappen Kimpflern (springender Löwe, umgeben von sieben Sternen).
An den beiden Seiten je ein breitovales Fenster. Pyramidenförmiges Schindeldach mit Kreuz.
Inneres: An den Wänden vier Pilaster mit Triglyphenkämpfern. Profiliertes Kranzgesims. Kuppel mit
vier trapezförmigen Kompartimenten in stukkierter Umrahmung und rundes Mittelfeld mit Rosette.
Auf einem Holzpodium in vier lebensgroßen, neu polychromierten Holzfiguren die Gruppe der G e i ß e 1 u n g
Christi. Gute Arbeit. — Dr. jur. Franz Kimpflern ließ diese Kapelle um 1690 erbauen.
3. Ganz ähnliche runde Kapelle. Außen einfacher Fries. Steinwappen des Abtes Edmund Sinhuber von
St. Peter in Salzburg. Blechdach. Innen achteckig, in die Ecken gestellte Pilaster, profiliertes ausladendes
Kranzgesims. Kuppel mit Rosette, achteckigem Mittelfelde und acht Segmenten in stukkierter Umrahmung.
Auf einem Holzpodium in drei lebensgroßen, neu polychromierten Holzfiguren die Gruppe der
Dornenkrönung. — Die Kapelle wurde 1692 von Abt Edmund von St. Peter erbaut.
XI 48
378
ricrichtfbezirk Salzburg
Fig. 350.
Wirtshaus.
Nepoinuk-
Statiie.
Fig. 351, 352.
'.ilii.-uicl<e.
4. Breitovale Kapelle. Vorne große Türöffnung mit schönem Eisengitter wie bei 1. Darüber Oberlicht-
fenster in Form eines Kreisabschnittes; schönes Eisengitter. An den Seiten je ein breitovales Fenster in
profilierter Umrahmung. Lisenen, profiliertes Kranzgesims. Blechkuppel, Kreuz.
Inneres: Oval. Vier Pilaster mit Kämpfergesimsen, profiliertes Kranzgesims. Elliptische Kuppel mit
ovalem Mittelfelde und acht stukkierten kreuzförmigen Bändern.
Auf Holzpodium in drei lebensgroßen Figuren, Holz, neu polychromiert, Gruppe der Kreuztragung:
Christus fallend, Simon von Cyrene, Veronika mit Schweißtuch. Gute Arbeiten. — Die Kapelle ließ Abt
Anselm von Garsten um 1690 erbauen.
5. Über den vier Kapellen auf der Höhe hohe offene Halle. Vier
perspektivisch (im Grundriß trapezförmig) angeordnete Pfeiler
aus Nagelfluh (Konglomerat) mit hohen Postamenten und pro-
filierten Gesimsen tragen ein Holzdach mit Dreiecksgiebel an
der Vorderseite; Flammenurne.
Kreuzigungsgruppe, sechs Statuen, Holz, neu polychromiert:
Christus und die beiden Schacher am Kreuze, sehr gute Arbeiten,
um 1692. Unten Maria, Johannes, Magdalena, schwächere und
jüngere Arbeiten, Anfang des XIX. Jhs. Lebendes Gebüsch bildet
den Hintergrund.
6. Am Ende des geraden Weges hinter dem Kreuzigungstempel
breitovale Kapelle mit vorgelegter gerader Giebelfront. Sockel.
Vorne flankierende Eckpilaster mit verkröpften, profilierten Ge-
simsen. Umlaufender Triglyphenfries. Ausladendes, profiliertes
Abschlußgesims. Vorne auf drei Stufen aus Nagelfluh große Tür-
öffnung mit schönem Eisengitter. Darüber auf Volutenkonsoleii
profilierte Giebelverdachung; im Giebelfelde stukkiertes Band-
ornament. Als Abschluß der Front Dreieckgiebel mit Doppel-
wappen Stift Gleink-Freyssauff aus Untersberger Marmor. An
den Seiten je ein breitovales, oben und unten rechteckig aus-
genommenes Fenster. Blechkuppel, Kreuz.
Inneres: Vier Pilaster mit Kämpfergesimsen. Profiliertes Kranz-
gesims, gegenüber der Tür unterbrochen. Kuppel, durch stukkierte
Bänder in ein rundes Mittelfeld und vier Segmente geteilt.
Auf Holzpodium in fünf lebensgroßen Figuren vorzügliche Gruppe
der Pietä mit einem Engel und zwei Putten (Fig. 350). Darüber
an der Wand auf Wolken fünf trauernde Putti. Alle aus Holz,
neu polychromiert. Dekorativer, gemalter Hintergrund, ganz neu
übermalt. — Die Kapelle wurde von Rupert II. von Freyssauff,
Abt von Gleink (1709—1735), gebaut.
Wirtshaus: Dieses Haus diente ursprünglich als Priester-
wohnung und wurde, nachdem die Patres das Superioratsgebäude
bezogen, zu einem Gasthause umgestaltet. 1687 wurde es neu
gebaut.
St. -Johann-von-Nepomuk-Statue (Fig. 351 , 352) : Auf
der alten, aus Konglomeratquadern erbauten einbogigen PI a in-
brück e. In der Mitte der westlichen Brüstung auf vorsprin-
gendem Sockel Marmorpostament mit dem bescliädigten Relief-
wappen des Erzbischofs Leopold Anton Freiherrn von Firmian.
Darauf die lebensgroße Marmorstatue des Brückenheiligen, eine
Arbeit des Salzburger Bildhauers Johann Anton Pfaffingerum 1 733 ; signiert /. A. Paffinger (sie !).
Am Mittelquader der östlichen Brückenbrüstung die eingemeißelte Jahreszahl 7755.
Unweit davon der achte Stationspfeiler des Kreuzweges nach Maria Piain (s. unten).
Bildstöcke: 1. In Salzburg am Beginn der Plainstraße (beim Hause Nr. 1). In der Wiese neben dem
Wege (an Stelle des „Bayr. Platzls"?, vergl. Richtf.r, Untersuchungen S. 727). Konglomerat. Oblonger
I^icilcr mit Postament, kräftig ausladendem Gesimse und kugelbekröntem Volutengiebel. In der rund-
bogigen Nische modernes Bild der Mutter Gottes von Maria Piain. Anfang des XVIII. Jhs. (Fig. 353).
Unweit davon ein Pfeiler des Kreuzweges von Maria Piain (s. S. 379).
2. In einem von einem Fichtenzaune eingefriedeten kleinen Platze, von vier jungen Linden umgeben,
neben dem Hause Plainbergstraße Nr. 2 (unweit der Plainbrücke). Heller Untersberger Marmor. Auf
Fig. 352 Statue des hl. Joliann von Nepomul«
auf der Plainbrüci<e, von J. A. Pfalfinger, 1733
(S. 378)
Maria Piain
379
abgestuftem Postament ein dünner schlanker Pfeiler mit einer Frontalvolute als Basis. Darauf ein
ovaler Marmorrahmen um das auf Blech gemalte erneuerte Plainer Mutter-Gottes-Bild, mit drei Cherubs-
köpfchen oben und zwei unten. Darauf Stern mit Strahlenkranz (Metall). Auf der Rückseite Gebets-
inschrift und die Jahreszahl 1738.
Stationsweg: Am Wege von Salzburg nach Maria Piain stehen 15 Tabernakelsäulen aus Konglomerat Kreuzweg.
(Nagelfluh), alle von gleichem Typus: Über Würfelsockel prismatischer Pfeiler mit vier Horizontalfugen,
darauf über Gesims Rechtecktabernakel, verdacht mit Wellenbogengiebel. Die Bilder (die Rosenkranz-
Geheimnisse darstellend) sind zum Teil modern erneuert.
Am Ende dieses Kreuzweges, kurz vor dem Kalvarienberg von Maria Piain, steht eine größere Bildstock-
säule aus Konglomerat: Auf würfelförmigem Postament ein mannshoher prismatischer Pfeiler mit pro-
filiertem Basis- und Kapitälgesimse, darauf ein rundbogig geschlossenes Tabernakel mit dem modern
erneuerten Bildnis der Mutter Gottes von Maria Piain. Aus der auf Blech gemalten, modern erneuerten
Inschrift am Pfeiler geht hervor, daß eine sündige Person in der Stadt im Jahre 1705 diese 15 Ge-
heimnis-Säulen gesetzt hat, zum Danke dafür, daß Salzburg von dem verderblichen Kriegsfeuer im
.lalire 1704 verschont blieb und von den Schrecknissen, die der am 26. Dezember 1686 erschienene
Komet anzeigte {eine schreckliche Ruthe, am Firmament des Himmels ausgestreckt).
Am Hause Nr. 31 unterhalb Maria Piain ist ein Relief aus gelblichem Marmor eingemauert: Kartusche
mit Wappen zwischen zwei Vohitengiebelansätzen, darüber Cherubskopf. Um 1700.
Nördlich neben der Kirche zwei alte Verkaufsbuden, kleine Häuschen mit weit vorspringenden Vcrkaufs-
Hlechdächern. Das größere hat eine Wandgliederung durch Holzpilaster mit großen Volutenkapitälen. budcn.
Das Mesnerhaus ist ein einfacher Bau mit Blechdach und polygonalem, türmchenartigen Rauchfange.
'»«S^ *t' itß'*
■1
\i^'''^ia^~^'
'-"• -■iOM^ysgii^^^^
4'
Fig. 353 Plainweg. Bildstock, um 1705 (S. 378)
48*
380
Gi'riclitsbuzirk Snizburg
■ lr"^''V
Fig. 354 Maxglan. Gesamtansicht mit dem Hoiiu